Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Fisher-Tuner R-200
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Fisher Tuner R-200, Serien-Nummer: 10819A mit Trafo T 1016 115
 
Hallo zusammen,
 
Meist werden hier die alten Radios oder Musiktruhen vorgestellt, die wohl bei vielen Großeltern in der guten Stube standen. So habe ich auch noch einen Löwe Opta Rheinkrone 54 3054 W von meinen Eltern. Da ist leider der Trafo defekt. Der ist mit Anlauf gegen meinen Schraubendreher gesaust. Darum kümmere ich mich irgendwann mal.
 
Ich hoffe, ich darf Euch auch mal ein Gerät aus Amerika vorstellen.
 
Nach den Seiten von hifi-studio.de gehört dieser FM/AM Tuner zu der FISHER LABORATORY SERIE. Es soll angeblich neben dem FM1000, einer der besten Tuner sein, den Fisher je hergestellt hat. Mein Tuner weiss das aber anscheinende nicht, denn er klingt immer noch naja, Ton kommt raus, aber wie (Nun würde ich eigentlich ein böses Wort schreiben, tu ich aber nicht). Die reine FM-Variante von dem R-200 war der FM 200 B.
Zu dieser Serie gehörten auch der Vorverstäker Fisher 400CX (Neupreis 1370,00DM) und der Endverstärker (75W pro Kanal) SA1000 (Neupreis 2240,00DM), bzw. K1000 (Bausatz des SA1000).
Wenn man bedenkt, dass die Watt-Angaben von den alten Röhrenverstärkern angeblich mindestens mit dem doppelten Wert zu veranschlagen sind, um sie mit heutigen Watt-Angaben vergleichen zu können, dann hatten die alte Kisten schon ordentlich Dampf am Ausgang.
Die heutigen Preise für den 400CX können deutlich über 2000€ und für die Endstufe über 3000€ liegen. Also kann ich mir bis zum großen Lottogewinn nur den Tuner leisten.
 
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Über das Gerät
Hersteller:
Fisher Radio; New York NY
Typ:
Rundfunkempfänger, Stereo Multiplex Tuner mit "Stereo Beacon“
Modell:
Fisher Tuner R-200, Serien-Nummer: 10819A, Golden Synchrode
Baujahr:
Vermutlich zwischen 1961 und 1963
Empfangsprinzip:
Super mit HF-Vorstufe; ZF/IF 455 kHz 
Röhrenbestückung:
15 Röhren: 2 x 6BA6, 6GK5, 6BE6, 6AQ8, 6HR6, 3 x 6AU6, 3 x 12AT7, 6DJ8, 2 x 12AX7
Stromversorgung:
Wechselstrom 105 bis 120 Volt, 50 bis 60 Hz, 75 VA, 65 Watt
Wellenbereiche:
MW, UKW
Front:
Aluminium goldfarben
Bedienelemente Front:
Links oben:                        STEREO FILTER                 AN/AUS
unten von links:               Wahlschalter                    AM/FM/FM AUTO/FM STEREO
                                            Potentiometer                  FM MUTING
                                            AM Bandweite                  SHARP/NORMAL/WIDE
                                            FM ANTENNA                   AC OFF (Ist auch Ein/Aus-Schalter)/NORMAL/LOCAL
Oben rechts:                     SENDERWAHL
Anzeigen auf der Front
Skalenscheibe aus Glas seitlich mit zwei Soffitten beleuchtet mit einer Feldstärkeanzeige und drei kleine Anzeigeleuchten (Hinweis: werden oft Jewels genannt) für FM/ STEREO/AM
Bedienelemente Rückseite:
Level rechter Kanal, Level linker Kanal
Gehäuse:
Holzgehäuse, auf vornehm heißt das im Amiland Woodcase, gab es in Walnuss (10-UW), in Mahagonie (10-UM) und aus Metall mit Ledersimulation (MC2)
Anschlussmöglichkeiten Rückseite:
Chinch: Linker Kanal „MAIN“ und „RCRDR“, Rechter Kanal „MAIN“ und „RCRDR“ (Keine Ahnung was RCRDR heißt)
Eine zusätzliche amerikanische Steckdose 120 Volt, 350 Watt max., Dipolantenne, ausklappbare AM-Antenne, Erde.
Abmessungen:
(BHT): 15.12 x 4.8 x 12.75 inch / 384 x 122 x 324 mm
Gewicht:
ca. 8,7 kg
Lautsprecher:
keine
Neupreis:
1960,00 DM, wurde in Deutschland von der Firma Elac vertrieben

Wie es dem Gerät zurzeit so ergeht
Ich kaufe grundsätzlich nur Geräte, von denen ich vorher im Netz frei zugängliche Stromlaufpläne erhalten habe. Sonst geht das mit einer eventuellen Fehlersuche völlig in die Hose.
Das Gerät habe ich in Amerika gekauft. Es ist bereits nach sechs Kalendertagen bei mir eingezogen.
Nach dem Auspacken öffne ich ein Gerät und suche es zuerst augenscheinlich nach Defekten ab, schwarze Stellen an Bauteilen oder Verdrahtung, Röhren ganz, „dicke Backen“ von Kondensatoren oder losen Teilen und Resten.
 
Dann wird es spannend, Stecker in 120 Volt-Trafo und Einschalten. Meist passiert dann nichts, weil oft die Lampen defekt sind. Also wieder abklemmen und mit einem Verstärker verbinden. Und siehe da, es waren Geräusche zu hören. Auf Mittelwelle war ein Rauschen zu hören, aber keine Sender. Konnte ja auch nicht anders sein. Wie ich dann gelernt habe, gibt es in Deutschland seit Anfang des Jahres 2016 nur noch einen Mittelwellen-Sender, der nur lokal ausstrahlt, alle anderen Sender sind abgeschaltet. Das muss man wissen, sonst kann man lange am Knöpfchen drehen und kommt doch nicht weiter, naja, wieder was gelernt.
 
Auf UKW war MONO in Ordnung, aber Stereo war verzerrt. Damit nerve ich zurzeit das Forum und bekomme viele Hinweise, wie ich mit dem Fehler umgehen kann, bin mal gespannt wer gewinnt, das Radio oder ich.
 
Dann kommt das große Reinemachen. Vorsichtig Staub entfernen mit Pinsel und Staubsauger. Dabei hab ich mir prompt die Skalenscheibe versucht, Grrr… Bin auf der Suche nach Ersatz.
Ab und zu hab ich mit einem Gerät schon mal vertrocknete amerikanische Spinnen mit gekauft. Ich hoffe nicht, dass ich dabei gegen den Artenschutz verstosse.
Nach der Verwendung von Glasreiniger wird das Gerät mit 1000er Schmirgel, Glasradierer oder Nagelfeilen bearbeitet. Nagelfeilen vom DM sind dafür sehr zu empfehlen, ähnlich gute Ergebnisse erreiche ich mit Polierscheiben für die Bohrmaschine. Ich habe im Forum einen Hinweis auf Silberpaste gefunden. Die werde ist ausprobieren.
 
Beim nächsten Gerät werde ich einmal mutig einen erfolgreich beschriebenen Versuch aus dem Internet nachmachen. Es hat jemand das Chassis mit allen Bauteilen, aber öhne Röhren in die Spülmaschine gesteckt. Soll angeblich nach langer Trocknungszeit zu einem guten Ergebnis führen.
 
Anschließend geht es an die Elektrik. Trafo-Werte messen, Röhren prüfen und alle in einem Plan angegeben Messpunkte finden und bei Bedarf markieren. Danach wird einige Zeit gemessen und dokumentiert, ob Werte abweichen oder nicht. Dabei löse ich alle Elkos aus und messe ihre Werte.
 
Als letztes arbeitet ich dann das Holzgehäuse auf, schleifen, Echthloz-Furnier bei Bedarf erneuern und zum Schluss das Furnier wachsen. Wenn ich kein Original-Holzgehäuse habe, dann baue ich mir aus Multiplex-Platten selber eins und beschichte es mit Echtholzfurnier. Ich habe in Bonn einen Holzhändler gefunden, der Furnierblätter paarweise verkauft. Die darf ich mir die Blätter sogar aus einem Stapel aussuchen.
 
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Die weiteren Fortschritte oder auch Misserfolge beim Klang des Tuners versuche ich an anderer Stelle zu schildern.
 
Ich hoffe, Ihr konntet mit dem Geschilderten etwas anfangen. Wenn Ihr noch Fragen habt, dann meldet Euch bitte.
 
Freundliche Grüße aus dem Rheinland
Werner
Für den beschriebenen Fehler "Verzerrung auf UKW Stereo" wäre eine Messung des Stereodecoders mittels eines extern modulierbaren Stereocoders eine sinnvolle Möglichkeit, diesem Fehlerbild auf einfache und rationelle Weise auf die Spur zu kommen. Mit Rumprobieren kann, aber muß man nicht unbedingt zum Ziel kommen. Probieren ohne entsprechende Messausstattung wäre bei diesem Gerät auch nicht zu empfehlen.  [Bild: smiley47.gif]   [Bild: smiley64.gif]
Hallo Werner, Danke für das vorstellen des Gerätes und den tollen Bericht.

Aber sowas ohne Röhren in die Spülmaschine, wenigstens den Trafo und konsorten solltest du ausbauen......Ich habe das auch schon gemacht. Aber nach einem viertel Jahr war alles am Rosten. Da setzte ich mich lieber mit einem Lappen und etwas Reiniger aus meiner Giftküche einen Nachmittag hin und zelebriere das Reinigen.
Da hat der Dietmar recht; was die Jahrzehnte davor noch nicht zerbröselt haben, das macht die Spülmaschine in kürzester Zeit kaputt, unwiderruflich. Die Kupferdrähtchen in den Filtern und an den Luftspulen und auch die Wellenschalter und Potis beginnen nach so einer Roßkur unaufhaltsam zu oxidieren und dann war es das. Dann doch lieber nach althergebrachter Methode entstauben und putzen und so das Gerät noch lange erhalten. Nicht alles läßt sich per Maschine erledigen.
Von der Spülmaschine würde ich auch abraten, aus eigener, schmerzvoller Erfahrung! Andernfalls müssten neben Trafos, AÜ und Drosseln auch noch die Bandfilter ausgebaut werden. Ebenso nehmen die Trimmer leicht Schaden und an Aluteilen gibt es ganz schlimme Oxidation danach! Auch die Versilberung auf den Schleifbahnen der Potis beginnt danach zu oxidieren. Da wirst Du nicht froh mit.
Moin moin Werner,
ich "kopiere mal einfach den Dietmar"......Danke für das vorstellen des Gerätes und den tollen Bericht.

Nur eines hätte ich anders gemacht, weil ich es vor 50 Jahren so gelernt habe,....nämlich, eine gründliche Reinigung zuvor, ist oft schon die halbe Reparatur.
Hallo Werner,

schau bitte einmal hier:

http://akdatabase.org/AKview/albums/user...ctions.pdf

Das Manual gehört zwar zum Fisher 400, a b e r RCRDR wird dort als Recorder Ausgang beschrieben.
Soll heissen das die Mains Ausgänge zum Verstärker und die RCRDR Ausgänge zum Tonband / Tapedeck gehen.
Das sollte auch für Deinen R-200 gültig sein.
Falls noch erforderlich: Das komplette Service-Manual zum R-200 liegt bei mir vor. Weiterhin das Fisher-Handbuch 1963; hierin wird das Gerät auch kurz beschrieben.

Es gab ja auch noch den R-200 B, aber das ist wohl nicht dein Exemplar.

Bei Interesse benötige ich deine email-Adresse per pn.
Hallo Werner,
Dein Gerät stammt doch aus den USA da brauchst du dich wegen dem Stereo nicht wundern die haben da nämlich die Zeitkonstante 75 µs Präemphasis und der Rest der Welt 50 µs.
Siehe auch WIKI
Na ja so ein Gerät in die Spülmaschine das kommt doch gleich die Katze in der Mikrowelle trocknen.
Keine gute Idee nach dem du schon deine Scala gehimmelt hast.
Gruß Richard
(22.10.2016, 12:44)Richard schrieb: [ -> ]Hallo Werner,
Dein Gerät stammt doch aus den USA da brauchst du dich wegen dem Stereo nicht wundern die haben da nämlich die Zeitkonstante 75 µs Präemphasis und der Rest der Welt 50 µs.
Siehe auch WIKI
Na ja so ein Gerät in die Spülmaschine das kommt doch gleich die Katze in der Mikrowelle trocknen.
Keine gute Idee nach dem du schon deine Scala gehimmelt hast.
Gruß Richard

Hallo Richard,
Danke für den ganz konkreten Hinweis. Wieder etwas dazu gelernt. Die Amis machen eben alles etwas anders, kenn ich von meiner Nachbarin, die in den USA geboren ist.

Kannst Du mir denn sagen, ob sich das anpassen lässt und wie das geht? Oder kann ich den Tuner vergessen? Wäre schade.

Danke im Voraus und Gruß aus Bornheim
Werner
Da kann ich dir im Moment nicht weiterhelfen da ich keine Unterlagen zur Verfügung habe.
Vieleicht kann da unser Werner dir weiterhelfen er hat so wie ich gelesen habe die Unterlagen.
Ansonsten sollte ich eigentlich im Bett sein, da mich sowas Grippales mit Fieber erwischt hat.
Ich vermute aber, dass der Umbau des Stereodecoder und dessen Abgleich etwas außerhalb deiner technischen Möglichkeiten liegt.
Gruß Richard
Grundsätzlich kann man die Deemphasis durch Ändern der Zeitkonstante eines R-C-Gliedes ändern .... also grundsätzlich ziemlich einfach.

Pre- bzw. Deemphasis hat aber nur Einfluss auf den Frequenzgang und nicht auf irgendwelche Verzerrungen.

Hans  (Mike) könnte hier sicher konkret weiterhelfen.

Vielleicht hilft aber auch das weiter: http://www.sengpielaudio.com/Rechner-zeitkonstante.htm

Unabhängig von der Höhenanhebung sollte man vielleicht zunächst die Spannungen an den drei Röhren im Stereodecoder prüfen ..... die Röhren selbst kommen ja auch als Fehlerquelle in Frage.
Zwei Anmerkungen:
  1. Der R200 hat für FM die ZF Frequenz 10,7 MHz (und nicht nur die 455 kHz)
  2. Zu Pre-Emphase / De-Emphase und den Auswirkunge der Zeitkonstanten gibt es einen Thread "FM Pre-Emphasis and De-Emphasis". http://www.radiomuseum.org/forum/fm_pre_...hasis.html
MfG DR
Wie ich schon in der PN geschrieben habe, hier auch noch einmal im Thread 9, 11 und 12 das Problem angerissen. Ohne entsprechende Messmöglichkeiten kann das nur noch schlimmer werden, als es jetzt schon ist. Bastels ist eine Sache, aber totreparieren ist nicht der Sinn der Sache. Im Zweifel also lieber Zeit lassen..