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SABA 455
#1
Hallo Freunde,

in letzter Zeit werden öfter mal bei eBay diese interessanten, neuzeitlicheren, sehr eleganten Vorkriegssuper angeboten. Meist sind diese Geräte zu moderaten Preisen erhältlich. Ich wollte auch solch ein Gerät haben. Diese Geräte haben meist die bekannten Ausfälle in der HF,  meist verursacht durch defekte Kermamikkondensatoren von Hescho in Thüringen.

Nach einigem suchen bei eBay fand ich ein Gerät, das mich ansprach. Das Gehäuse war nicht mehr das Beste. Chassis mit Flugrost. Lautsprecher nicht Original. Rückwand? Fehlanzeige.

Der Verkäufer dachte wohl, dass er noch etwas sehr Wertvolles im Keller oder auf dem Dachboden gefunden hatte. Also machte ich ihm einen Preisvorschlag. Für ihn und für mich gleichermaßen fair. Das Gerät gehörte fortan mir. Der nette Ivan holte mir das Gerät ab. Es stand in Berlin.

Als Ivan mir das Radio hin stellte, dachte ich nur eins. Mann ist der dreckig. Das Gerät muss einem starken Raucher gehört haben. Hier hilft wirklich Bref-Fettlöser. Das braune Zeug schwimm richtig mit dem Schaum vom Reiniger runter vom Gehäuse.

Das Gehäuse muss noch nicht einmal neu lackiert werden. Einige leichte Schrammen bleiben natürlich. Aber das neuzeitliche Gerät ist bereits 80 Jahre alt. Da darf das sein.

Nun setzte ich mich mit meinem Freund Uli im Saarland in Verbindung und bat ihn, schau doch mal nach einem Wellenschalterknopf. Uli wird gerne etwas los - und tatsächlich, er hat solch einen Knopf für mich.

Der Originallautsprecher wurde fachmännisch durch einen magnetischen Lautsprecher aus DDR-Produktion ersetzt. Auch hier fand ich bei der von uns allen geliebten Verkaufsplattform einen originalen Ersatzlautsprecher. Auch hier konnte ich einen sehr günstigen Preis aushandeln. Nachteil: Die Membrane wurde an verschiedenen Stellen geklebt. Mal schauen, wie das aussieht. Der Martin hätte da für mich noch einen Lautsprecher mit defekter Feldspule.

Nun sieht man neben dem weißen Wellenschalterknopf aus der frühen Fernsehzeit ein gebohrtes Loch im Gehäuse. Aus dem Chassis ragen in der Nähe des Netztrafo's zwei Kabel heraus. Ich vermute, das war mal ein Ersatz-Netzschalter. Davon dann mehr.

Einen Plus punkt für das Radio habe ich entdeckt, als ich unter die Bandfilterhaube des ZF- Filters 2 schaute. Hier wurden die 2 Hescho-kondensatoren sehr fachmännisch durch 2 Keramikkondensatoren aus DDR-Produktion ersetzt.

Wenn dieser Ersatz auch im 1 ZF Bandfilter anzufinden wäre, würde das die Instandsetzung des Gerätes doch sehr erleichtern. Alle nachträglich gemachten und von mir sichtbaren Reparaturen und Ersatzmaßnahmen sehen sehr fachmännisch ausgeführt aus.

Meine Vermutung: Das Gerät war Anfang der 50 er Jahre nicht mehr sooo betriebstauglich. Es wurde evtl. fachmännisch durch einen DDR-Radiobetrieb technisch überholt. Ich habe öfter solche DDR-Reparaturen vorgefunden und war erstaunt, wie a) fachmännisch diese ausgeführt waren und b) wie langlebig die auch heute noch sind. Die Netzelkos kann man gerade so sehen. Auch diese sind DDR-Ersatz.

leider ist bedingt durch die feuchte Lagerung der Netztrafo schon sehr rostig. Ich hoffe, dass er zumindest technisch noch i. O. ist. Später werde ich ihn ausbauen und überholen. dann sieht er wieder aus wie neu.

Das Gleiche trifft für das Gehäuse des Drehkos zu.

Hier zunächst mal Bilder vom Radio.

Das Gerät von vorne. Di Aluteile sind sehr versifft. Das Gehäuse wurde grob gereinigt.
Es befanden sich am Gehäuse zahlreiche Farbspritzer.

   

Hier der Ersatz des Wellenschalters - ein alter Knopf vom Fernsehtuner

   

Daneben übrigens das ominöse Loch.

Es wurde auch eine Rosette unter den Knopf geschraubt. darunter ist noch eine Filzscheibe.

   

So sieht das Gerät von innen aus. Dreckig! Aber der Flugrost läßt sich gut entfernen.

   

Das schöne, die Hescho Kondensatoren - zumindest im Bandfilter 2 wurden bereits ersetzt.

   

Hier schauen 2 Drähte aus dem Chassisinneren. was das wohl sein mag.

   

Ich wollte das Gerät bereits auseinander nehmen. Leider ist mal wieder ein Bedienknopf an der Achse fest gerostet. Na, schauen wir dann mal....
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Hi,

Ich habe 2 zwei Schrottchassis vom 455wk hier stehen. Falls also Bedarf an Teilen steht - pn an mich reicht.

Gruß
Oliver
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#3
Hallo Oliver,

das ist ja mal eine gute Nachricht. Heute Abend mache ich mal Bestandsaufnahme.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#4
Hallo,
Ich erinnere mich an das Gerät. Riesen Klopper, mein Gott. Als ich es gesehen habe, habe ich gedacht “es muss was besonderes dran sein“ Ich, beispielsweise würde so was mit nach Hause nehmen, nur wenn man es mir schenkt - wegen der Röhren. Aber das unterscheidet uns halt.. Ich kaufe Dinge die Andreas nie kauft - Andreas, ich hab's Dir versprochen zu beichten - das heute in Peine war kein Mädel, sonden ein Blaupunkt Ballett 20010. Und wie besch...eiden er aussieht, zeig ich später. So was hättest Du z.B. nie gekauft. KopfWand
Ehrlich gesagt, wie Du das Gehäuse gereinigt hast, Respekt. Wie neu. Wenn ich mich erinnere wie es in meinem Auto landete...
Bin gespannt was aus deinem riesen Beschallungsgerät wird - das Du es hin bekommst, keine Frage, eher interessieren mich die Besonderheiten. Big Grin
Gruß,
Ivan
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#5
Hallo Ivan und Oliver,

ja es geht schon wieder los. Ich hatte mich sehr gefreut. Der gammlige Netztrafo schien noch i. O. zu sein. Aber schon wenn man Spannung an den Trafo legte, bemerkte man die sprunghaft höhere Stromaufnahme des Gerätes auf dem Amperemeter. Im Trafo selbst ein Knistern. Nach Ausbau des Trafos dann die Gewißheit, er hat geschmort. Auch die Windungen auf dem Wickelkörper sind bereits schwarz. Wie gut, dass es den Oliver gibt. Du hast eine PN.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Oh, Andrres,
Pech mit dem Trafo. Ich hoffe, dass keine weitere Fehler auftreten Glück, dass Oli die Chassis hat.
Gruß,
Ivan
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#7
Hallo Andreas,
ich schaue morgen mal, bei meinen Eltern steht auch noch so ein Gerät, was aber eher als Schlachtchassis zu betrachten ist. Ich bin morgen da und nehme es mit. Ich gebe Dir dann Bescheid was noch zu holen ist, ggf. hilft das dann ja weiter. Den genauen Typ habe ich grad nicht im Kopf, von aussen sieht es aber aus wie auf Deinem Bild.
Viele Grüße,
Uli
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#8
Hi,

Ich hab den Trafo mal abgebaut. Sieht nicht so schön aus und die Spannungsumschalterplatte ist defekt. Die solltest du von deinem defektem Trafo umbauen. Ich hab diese mal gemacht und es ist sehr fummelig weil die Isolierschläuche hart sind. Etwas warm machen mit dem Fön hilft da.
Ich habe den Trafo mal angeschlossen und er funktioniert. Im Leerlauf eine Leistungsaufnahme von ja 7W. Die Spannungen sind plausibel. Ich habe den Trafo mal 10 Minuten angeschlossen und er war unauffällig.

Ich kann ihn dir schicken bzw. Auch warten - vielleicht brauchst du ja noch was von dem Chassis.

Gruß Oliver
   
   
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#9
Die Arbeiten am SABA-Radio gingen auch am Wochenende weiter.
Geöffnet wurde auch das Bandfilter 1. Es ist ein im Inneren drehbares Bandfilter. Hier wird die Bandbreite kontinuierlich geregelt. Man sieht, hier wurden auch bereits die Parallelkondensatoren getauscht. Der rote Keramikkondensator hat 215 pf. Er wurde erst mal belassen.

Jetzt sieht man jeweils einen Teerkondensator. Die Kondensatoren stammen aus DDR-Produktion. Aufgedruckt steht dort "Kunstfolienkondensator". Allerdings haben sie nur 200 pf. So wie übrigens auch die beiden Kondensatoren im BFII. Ich habe sie zunächst durch die von SABA angegebenen Kapazitäten von 220 pf ersetzt. Im BFI wurden die mit Teer vergossenen Kondensatoren zusätzlich durch 2 parallel geschaltete Kondensatoren erhöht.

Das BFII wurde durch die zu niedrige Kapazität der Parallelkondensatoren so dermaßen gekoppelt, dass sich 2 gegenüberstehende Bandfilterkerne von 2 Spulen in der Mitte berührten.

Wenn das Gerät in Betrieb gesetzt wird, werde ich zunächst das BFII für sich abgleichen. Wie man das technisch macht, beschreibe ich dann. Danach, wenn das BFII hoffentlich wieder gut abgeglichen ist, verfahre ich, wie in der Abgleichvorschrift des Herstellers angegeben.

Um diese Arbeiten natürlich realisieren zu können, bedarf das Gerät eines intakten Netztrafo's. Der Oliver schenkt mir freundlicherweise solch einen Netztrafo aus seinem Teileträger. Auch noch mal an dieser Stelle vielen Dank Oliver.

Ich zeige Euch hier mal den defekten Netztrafo. Zum Einen ist der Metallkorpus durch Rost aufgequollen. Dann schaut euch mal an, wie das Ding verschmort ist. Durch das Isolierpapier war das vorher gar nicht so sichtbar. Sonst hätte ich mir die gesamte Überprüfung auch sparen können.

Der Netztrafo vom Oliver besitzt keinen intakten Spannungswähler mehr. Ich habe den von meinem Gerät vom Netztrafo abgebaut und überholt. Die Sicherungsaufnahmen waren sehr brüchig. Außerdem besitzt der Spannungswähler eine Aufnahme für eine größere Sicherung. Ich habe den Abstand verkleinert. Jetzt kann man zwei normale Sicherungsgrößen verwenden.

Ferner verlangte das Chassis etwas Pflege. Es mußte der rostige Dreck entfernt werden. Die Suchmechanik am Drehko wurde abgebaut. Sie wurde gereinigt, gängig gemacht und wieder montiert. Der Seilzug wurde ebenfalls abgebaut und einer Reinigung unterzogen.

Das gesamte Chassis kann sich jetzt wieder sehen lassen. Das Gerät bekommt zwei neu befüllte zeitgenössische Elko's. Die Kondensatoren unter dem Chassis sind zum größten teil noch original gewesen. Sie wurden bereits zum größten Teil ersetzt.

Es ist also jetzt alles bereit für die Aufnahme des von Oliver spendierten Netztrafo's. Dann kann es an die weitere Arbeit gehen.  

Ich zeige Euch jetzt mal ein paar Bilder.

Hier seht Ihr das Bandfilter I. In der Mitte das bewegliche Spulenteil.

   

Hier der ausgebaute Netztrafo. Gesund sah er ja eh nicht mehr aus. Ich ahnte das ja schon. S. o.

   

So sieht es unter dem Schutzpapier aus. Völlig gegrillt.

   

Hier der überholte und gängig gemachte Spannungswähler für Oliver's Netztrafo

   

Das Chassis sieht jedenfall im Kompletten schon mal wieder sehr gut aus.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#10
Hallo, Andreas,
Ein Netztransformator geht selten von alleine kaputt. Es muss schon irgendwo ein überdurchschnittlicher Verbraucher gewesen sein. Was kann es sein?
Gruß,
Ivan
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#11
Hi,

hier gibt es zwei Kondensatoren die parallel zu den beiden Hälften der Anodenwicklungen geschaltet sind. Die alten Papierwickelkondensatoren dürften mit immer weiter erhöhten Leckstrom den Trafo überlastet haben. Andreas wird sie sicher ersetzen. Wenn ich mich recht erinnere sind die Feinsicherungen auch etwas ,Großzügig 'dimensioniert. Da ost sicher noch Spielraum nach unten drin.

Gruß
Oliver
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#12
Hallo Freunde,

leider habe ich das nicht gezeigt. Ich vermute auch, dass die am Netztrafo befindlichen Brückenkondensatoren den Defekt verursacht haben. Die waren natürlich noch vorhanden, sahen aber schon recht übel aus.

Dann waren da noch die beiden Elkos. Die hatten ganz utopische Werte. Da werde ich mal irgendwann das Innenleben ersetzen. Hier für das Radio habe ich zwei älter aussende Elkos mit neuer Füllung.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#13
Hi,

Die Elkos waren in meinem Gerät noch die nassen. Die waren allerdings unbrauchbar. Leckstrom sehr hoch und die ließen sich auch nicht mehr formieren. Trotz aller Result keine Chance.

Gruß
Oliver
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#14
Hallo Oliver,

ja Nasselkos ersetze ich auch grundsätzlich. Ich weiß ja, dass Du immer versucht da noch etwas zu retten. Ich schneide die auf, lasse die abtropfen und dann kommen nach der gründlichen Reinigung neue Elkos in die alten Gehäuse.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#15
(25.02.2018, 21:04)Andreas_P schrieb: Im BFI wurden die mit Teer vergossenen Kondensatoren zusätzlich durch 2 parallel geschaltete Kondensatoren erhöht.

Hallo Andreas,

Ein Radio im Art Deco Stil mit Makassar - Gehäuse. Wirklich schick!

Die Idee, die Kapazität der im Gerät vorhandenen, mit Teer vergossenen Bandfilterkondensatoren mit keramischen Parallelkondensatoren auf den Sollwert aufzufüttern halte ich nicht für so glücklich. Die alten Kondensatoren können bei Schwankungen der Luftfeuchte und/oder der Temperatur ihre Werte weiter verändern. Dann fängst Du noch einmal an, die Dinger umzulöten. Ich würde da lieber gleich zwei Styroflex mit den korrekten Werten einbauen.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#16
Hallo Harald,

das ist aber klar. Ich habe als erste Amtshandlung die besagten Kondensatoren durch gute Styroflex-Kondensatoren ersetzt. Das habe ich übrigens bei beiden Bandfiltern gemacht. natürlich habe ich da auch gleich 220 pf verwendet.

Es gibt tolle Neuigkeiten von dem Radio. Dann mehr.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#17
Hallo Freunde,

es ist endlich an der Zeit euch weiter teilnehmen zu lassen am Abenteuer SABA 455W.
Nachdem Oliver mir einen einwandfreien Netztrafo geschickt hatte, ging es erst mal daran diesen optisch und technisch zu überholen. Zunächst wurde der Eisenkern vom Rost befreit. Anschließend wurde der Eisenkern mit schwarzer Farbe von Ofenplatten abgerieben und dabei gleichzeitig versiegelt. Wie Oliver schon schrieb, mußte der Spannungswähler komplett getauscht werden. Ich hatte den spannungswähler ja bereits vom alten Netztrafo demontiert und überholt.

Man mußte beim Abschrauben des Spannungswählers sehr vorsichtig sein. Die alten Isolierschläuche wurden getränkt und verkleben sich teilweise. So kann man schnell die Anschlüsse beschädigen. Doch es ging alles perfekt. Natürlich wurden auch gleich die beiden Anodenkondensatoren mit ersetzt. So hat unser Netztrafo wieder seinen neuen Arbeitsplatz gefunden. Das Gerät wird jetzt wieder mit den gewünschten Spannungen versorgt.

   

Als Nächstes mal die beiden Uralt-Elkos mit dem neuen Elko-Innenleben. Die Kondensatoren wurden nach dem "Axel-Verfahren" in der Nut mit einem Dremel geöffnet und nach dem Neubefüllen mit Metallkleber verklebt. Die Klebestellen wurden mit Silban kaschiert.

   

Hier auch gleich mal das Bild, wie es nun unter dem Chassis aussieht. Übrigens das mit den dünnen Kabelstummeln in Höhe des Netztrafo's hatte folgendes auf sich: An dieses Kabel wurde wohl dauerhaft ein permanent dynamischer Lautsprecher angeschlossen. Die Lautsprecherbeschaltung an der entsprechenden Buchse war völlig entfernt. Die Gegenkopplung praktisch durch Demontage wirkungslos. Hier sollten wohl Kondensatoren gespart werden.

Hier auf dem Bild ist alles bereits wieder her gestellt.

   

Nun sollte aber endlich das eigentliche Abenteuer beginnen. Nämlich die Wiederherstellung der Funktion sämtlicher Wellenbereiche. Das Gerät hat übrigens zwei! Kurzwellenbereiche.

Zur Erinnerung: Das Gerät wurde nur so instand gesetzt, dass es ein reiner MW-Empfänger ist. Um den Abgleich realisieren zu können benötigt man Zugang zum Chassis von beiden Seiten - dachte ich zumindest. Deshalb kam das Chassis auf mein Reparaturgestell.

   

Als dann alles so weit montiert war, sollte der Abgleich lt. Werksanweisung erfolgen. Wir schreiben übrigens immer Abgleich. Es ist aber stets nur ein Nachabgleich erforderlich. Der Abgleich beginnt grundsätzlich im ZF-Verstärker. Hier in der Reihenfolge Bandfilter 2, Bandfilter 1, regelbar.

Wichtig. ein Meßsender ist hier erforderlich. Es gilt beim Abgleich die gegenüberliegende HF Spule mit einem widerstand und mit einem Kondensator zu dämpfen. Um den Meßsender nicht durch die Regelautomatic zu sperren (stark einfallender Sender!) soll der meßsender auf den kleinsten Pegel gestellt werden. Die Lautstärke am Radio wird voll aufgedreht.

Nun sollte es los gehen... Aber, das alte Leid, die Kerne sind fixiert und der Zugang für beide Kerne ist von oben. Wie man an den Bandfiltern leicht erkennen kann, sind die Spulen jeweils übereinander angeordnet.

Saba hatte, wie auch andere Hersteller, dazu einen Trick gewählt. Die obere HF-Spule hat einen Eisenkern, der hohl ist. Mit einem recht dünnen Abgleicher, den man durch das Loch steckt, kommt man nun an den unteren Kern heran. Dieser ist ausgebildet wie jeder normale Abgleichkern mit Schlitz. Beim ZF-Filter 2 sollte das Leid aber noch größer werden. Der untere HF- Eisenkern war völlig fest und zudem noch zerbrochen. Der obere Kern mit dem Loch und den beiden Drehschlitzen ebenfalls.

Hier wurde stümpferhaft gehandelt. Wie macht man es richtig? Ganz klar... Man entfernt mit einem größeren Schraubenzieher (ja wirklich Schraubenzieher) der vorher erwärmt wurde den fixierten Abgleichkern. Das geht völlig problemlos. Nun geht man an den unteren Kern. Man dreht ihn vorsichtig!! lose. Nun setzt man den oberen kern wieder ein und der Abgleich kann an diesem Filter beginnen. Erst jetzt ist man in der Lage mit Abgleichinstrumenten zu arbeiten. Was wurde hier gemacht? Mit irgendetwas Dünnerem hatte man durch das Loch versucht den unteren Kern mit sanfter Gewalt zu verdrehen. Da die Klinge, bedingt durch das kleine Loch, den Schlitz vom unteren Kern nicht ausfüllt zerbricht die Schlitzung. Nun sitzt der Kern fest. Rausdrehen kann man ihn nicht. Durch solche kopflosen Abgleichversuche wurden viele Geräte zerstört.

Vor Wochen kam unser Uli auf mich zu und fragte, ich habe so viel Radioschrott zum entsorgen. Möchtest Du Bandfilter? Natürlich gerne!

Ein Zufall, den es an sich überhaupt nicht gibt. Mit in dem Karton lag ein kompletter Satz SABA-Vorkriegs-Bandfilter. Passend für meinen 455 mit 2 Kurzwellenbereichen. Natürlich habe ich mir sofort das ZF-Bandfilter 2 genommen. Hier kam die nächste Hürde. Ich bekam die Bandfiltergehäuse nicht auf. Die Dinger waren bombenfest. Ich entschloß mich, die Bajonettfassungen gewaltsam zu öffnen. Die sind ja immer an den defekten Bandfiltern vorhanden. Als ich das ZF-Filter zwei aus dem Topf entfernt hatte, wurden die Abgleichkerne völlig entspannt gangbar gemacht. Einlöten. Gehäuse drauf. Ein Abgleich war sofort möglich.

Gehen wir nun auf das Bandfilter 1. Das regelbare Bandfilter. Hier wird das Bandfilter auf Stellung schmalbandig gebracht. Natürlich wurde auch Filter 2 so abgeglichen. Hier hatte ich Glück. Die Abgleichkerne besitzen Sechskant-Köpfe. Hier war wohl kein Abgleichschlüssel vorhanden. Ich habe auch schon erlebt, dass dies mit der Kombizange gemacht wurde.

Der ZF-Abgleich konnte sehr schön durchgeführt werden.

Es war übrigens schnell ermittelt, warum die anderen Bereiche nicht funktionierten. Die LW-Oszillatorspule hatte noch den defekten Hescho-Kondensator. Er war völlig aufgequollen. Nach Ersatz ging die LW trotzdem noch nicht. Auch hier wieder das gleiche Leid: Totalzerstörung der Abgleichkerne. Also mußte der Oszillator-Bandfilter vom Uli her. Die Abgleichkerne wurden wieder wie beschrieben gangbar gemacht. Nach Ersatz hatte ich Empfang auf allen Wellenbereichen. Kappe auf das Bandfilter und der Abgleich wurde auch hier erfolgreich durchgeführt.

Die beiden Antennenfilter konnten gerettet werden. Hier hatte noch Niemand einen "Abgleichversuch" durchgeführt. Auch hier wurden die Abgleichkerne schön gangbar gemacht. Nun konnte der Abgleich schön entspannt beendet werden.

Das Radio bietet jetzt auf allen Wellen einen sagenhaften Empfang. Es macht spaß damit zu hören.

Aber es gab da noch eine Störung, die mich fast verzweifeln ließ. Das Gerät lief, dann krachte es kräftig und der Empfang war weg. Bei diesem Gerät liegt der 3-fach Drehko mit einem Plattenpaket in der Anode des Oszillators. Aus Zufall sah ich die Verfärbung des Anodenwiderstandes. Der war sehr heiß. Die Anodenspannung brach zusammen. Der Fehler liegt im Drehko. Ich vermute, dass da irgendein Partikel im Drehkogehäuse ist. Durch das auf den Kopf stellen des Chassis hat sich da wohl etwas verlagert. Der Drehko stimmt jetzt wieder störungsfrei ab. Ich werde ihn beobachten.

Der Ausbau auf Verdacht ist sehr aufwändig. man muss die gesamte Drehkobetätigung incl. Seilzug abbauen.

Ich möchte Euch mal zur Erklärung das Oszillator-Bandfilter vom Uli zeigen.

   

   

Die HFBandfilter lassen sich problemlos wechseln. Die Schaltkontakte (Wellenschalter) befinden sich unten am Bandfilter. Dazwischen läuft die Nockenwelle. Deshalb sind die Kreise von unten auch nicht zugänglich.

   

Hier sieht man die Anordnung der Spulen. Oben befindet sich die LW-Spule unten die MW-Spule.

   

Das sind die Kernausführungen. Leider ist nur der obere Lochkern zu sehen.

   

Die Bajonettränder mußten leider zerstört werden.

   

Hier die ersetzten Bandfilter

   

Jetzt kann man mit dem Gerät schon mal sehr schön zahlreiche Sender empfangen.

Mein Dank bis hierher geht an Oliver für die Hilfe mit dem Netztrafo und den Abdeckkapen für die Bandfiltergehäuse.

Uli, Dir vielen Dank für die Bandfilter-Lieferung. Natürlich werden auch die getauschten Bandfilter verwahrt. Man weiß ja nie.

Das Radio erfordert jetzt noch Zuwendung am Gehäuse. Einen originalen elektrodynamischen SABA Lautsprecher habe ich. Mal sehen, wie er noch funktioniert.

Ich berichte weiter.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#18
Noch eine Anmerkung möchte ich los werden. Natürlich wurde der Skalenhintergrund und die gut erhaltene Skala wieder vor dem Abgleich montiert. Hier wurde unter der Beachtung der Werks-Eichmarken abgeglichen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#19
Hallo, Andreas,
Eine richtige Baustelle, der SABA. Manchmal muss man rustikal angreifen wenn keine andere Möglichkeit gibt die Abgleichskerne zu drehen. Gut, dass du wieder auf deinen endlosen Vorräte zugreifen konntest. Mich bewundert deine Entschlossenheit die Sachen bis zu Ende kompromisslos anzugehen. Die Bereitschaft fehlt bei mir manchmal..
Bin gespannt, das Apparat im fertigen Zustand zu sehen. Ob deine Entscheidung das Gehäuse so zu lassen aufgeht...
Ich lese weiter gern.
Gruß,
Ivan
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#20
Nein, nein, mein lieber Ivan. rustikal auf die Abgleichkerne bedeutet ja, sie zerstören. Alles schön behutsam angehen. Dann läßt sich alles abgleichen, was abgeglichen werden muss. Es ist jedesmal schade anzusehen, wie diese schöne, präzise Technik vernichtet wurde. Und solche Geräte danken einem die Mühe. Du wirst es ja demnächst erleben. Natürlich wird das Gehäuse optisch aufbereitet. Nur wird keine Neulackierung vorgenommen. Das wäre um den Originallack schade.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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