Axel's Capri 6401-St

[Axel 61]

Hallo liebe Forumer,

Seit einer Weile suche ich ja schon nach einem HF-Stereogerät, das auch bezahlbar ist.
Geliebäugelt hatte ich mit dem "Capri", "Nordmende Tannhäuser", oder auch z.B. Steuergeräte ala "Imperial 864".
Bei den letztgenanten hatte ich immer etwas Bedenken mir den Endröhren ELL800, bzw. ECLL800.
Das ist nicht so meins und schon garnicht die "Ersatzkonstruckte" aus EC90/92 usw. und 2 x EL95.
Dann doch lieber die gute alte EL84. Klar, Tannhäuser gibt es -je nach Chassis- auch mit EL84, aber letztendlich kam dann doch der Capri in die engere Wahl.

Heute war es dann soweit. Ein "Capri 6401-St" aus Ebay-Kleinanzeigen wurde für 50 Euro angeboten. Das gab und gibt es das öfteren schon mal, aber die Entfernungen zur Abholung passten für mich meist nicht. Naja, zu den 50 Euro kamen dann doch nochmal 45 Euro Benzinkosten, das ist ok für mich.
Nach einem kurzen, aber sehr netten Gespräch wurde das Gerät eingeladen und nun steht es hier.
Den Bauteilen nach ist es ca. Baujahr 1966. Ein Elko im Dekoder ist soger mit 1970 datiert.

Nach einer ersten Bestandsaufnahme zeigte sich nach etwas putzen ein absolut wohnzimmertaugliches Gehäuse und innen ein normal verstaubtes Chassis, das absolut unverbastelt ist.
Die Skala ist auch makellos:
   

Klar, einige Flecken und Kratzer im Lack sind da und an den Kanten löst sich auch der Lack, aber das ist für mich ok.
Ansonsten ist alles komplett und das schönste ist, das der originale StD4 Stereodekoder und die zweite EM80 zur Stereosenderanzeige verbaut sind.
Auch das originale Netzkabel ist noch voranden und ok.
   

   

Einige Tasten hängen und der AM-Dreko ist fest. Der Balanceregler am linken Gitter des Hochtöners lässt sich ohne Anschlag munter im Kreis drehen.
Aber das sind ja bekannte Probleme, die mit ein wenig Fleißarbeit zu lösen sind.
Die großen Lautsprecher sehen sehr gut aus, die wurden wohl nicht "elendig gequält".
   

   

Was mich auf der elektrischen Seite erwartet bleibt abzuwarten, erstmal wird keine Inbetriebnahme gewagt.
Der Verkäufer sagte, das das Gerät sehr lange gestanden hat, klar, umso mehr ist also erstmal Vorsicht angesagt.
Der Netztrafo sieht äußerlich erstmal gut aus, die Ausgangsübertrager auch.

Was mich etwas wundert, sind die vielen Papierkondensatoren, eigentlich sollten doch schon mehr Styroflex verbaut sein?
Die sehen mir auch sehr "westlich" aus?
   

   

Hier nochmal Bilder vom StD4:
   

   

   


Viele Grüße,

Axel  

[Morningstar]

Ja da hast du einen Glücksgriff gehabt. Ein Capri mit Decoder und zweiter EM.
Das hat was, dann viel Spaß beim überholen.
Auf keinen Fall das Gerät anschließen, da die Kondensatoren schon arg auseinander fallen.
Auch im Decoder muss der Schneemann raus und gewechselt werden.
Schau gründlich nach, das du keinen vergisst.

[AlfredG]

Gratuliere!
die "freigeputzen" Kondensatoren sollten unbedingt gewechselt werde, auch wenn die Leierplatte schlecht zu demontieren ist. Auch mal den SelenGL anschauen. Ich lasse die gern drin, hatte aber auch schon defekte. Das ist meistens zu sehen, der rechte sieht verdächtig aus. Ich habe leider immer Pech mit den Gehäusen, der PUR-Lack ist gerissen.

Alfred

[navi]

Hallo, Axel,
Schön, dass Du gefunden hast was Du haben möchtest. Ich mag die gedruckten Platinen nicht wegen schweres Teile-Austauschen. Aber wenn man Stereo haben will geht kaum anderes.
Es wird ein schönes Gerät werden. Ich folge dein Bericht gerne weiter.

[Morningstar]

habe mal dein Bild "geklaut "
Die sogenannten Tropenfesten Kondensatoren müssen unbedingt geprüft werden.
Ab und an sind welche dabei die defekte aufweisen. Von außen nicht sichtbar, Grünspan an der Übergangsstelle des Cu Anschluss Drahtes zur Aluminiumwickel. ( eigene Erfahrungen )
Den Schneemann muss auf jeden fall raus der ist kaputt.


  STD4.jpg (Größe: 81,62 KB / Downloads: 685)

[petzi]

Hallo Frank,

Das die von Dir gezeigten Kondensatoren tropenfest sein sollen oder so genannt werden habe ich bisher noch nicht gehört. Als tropenfeste Kondensatoren kenne ich nur die sogenannten Sikatropkondensatoren. Wenn ich mich geirrt haben sollte bitte berichtigen.
 

Den Schneemann muss auf jeden fall raus der ist kaputt.

Meistens ist es wohl so, allerdings habe ich auch noch so einen Stereodekoder im originalen (mit Schneemann) Zustand in Betrieb.

Gruß Gerd

[radioharry]

Moin moin in die Runde,
Stichwort "Schneemänner" bislang habe ich noch keinen dieser "Männer" gefunden, die mit der Kapazität und Leck Strom auch nur annährend in der Toleranz lagen. Selbst neu lagernde waren unbrauchbar.
Für mich sind das ungeprüfte Wechsel Kandidaten.

[Daniel]

Hallo Frank,

Du musst mir mal auf die Sprünge helfen, bisher dachte ich immer an so was wenn es um tropensichere Kondensatoren ging. Sikatrop



Die von Dir benannten Kondensatoren im Decoder kenne ich als sehr zuverlässig, wusste aber nicht, dass sie auch so heißen.


P.S.
Zum TE, Glückwunsch, absolutes tolles Radio geschossen.

[Morningstar]

Tcha, Jürgen, die du da Zeigst sind auch die Tropenfesten mit Öl getränkten Papier.
Man sieht noch die zugelötete Öffnung an der nach dem Verschließen der zweite kontakt angelötet wurde.
Die " braunen " habe ich in Geräten, die oft ins Ausland gegangen sind. Diese sind, wenn man sie genauer betrachtet komplett Versiegelt. Nicht nur die Enden sind in Gießharz, sondern der ganze Kondensator ist mit dem Zeug überzogen.
Ob die nun generell als tropenfeste bezeichnet wurden, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Weis es aber von einigen Älteren erfahrenen Elektronikern aus dem Osten.
Die Geräte für den Iran, Irak und arabischen Gebieten, Vietnam  e.t.c. wurden jedoch mit den "Braunen" vergossenen  Kondensatoren bestückt.
Diese findet man auch in Messgeräten wieder.
Die Papier, wie oben im Capri, hätten sich dort wohl langsam aufgelöst.
Diesen Versiegelten Kondensatoren kann man auch nicht trauen. Die meisten haben weit höhere Werte als angegeben.
Das sind meine Erfahrungswerte. Deshalb prüfe ich diese Grundsätzlich nach.
Von den Plaste Elkos" Schneemänner" halte ich nichts. Die werden anstandslos gewechselt.
Einfach eine Fehlentwicklung von Damals.

[Axel 61]

Hallo,

Danke für die vielen Tips.
Klar, die Kondensatoren werden alle geprüft, naja, die auf der NF-Platine nicht, die fliegen gleich raus.  
Schneemänner stimmt, das sind auch alles Tauschkandidaten.

Ja Frank,
Ich hatte ja bei meinem EKV13 auch schon mal Probleme mit Styroflex. Das waren zwar andere als im Stereodekoder, aber auch die hatten innen Kontaktprobleme mit den Anschlussdrähtchen.
Es war die Ausführung, die an den Stirnseiten nicht verschweißt ist.

Die braunen im Dekoder hätte ich erstmal als unbedenklich eingestuft, Danke Frank, für deine Erfahrungen.

Ich denke immer noch über die "grausigen" Kondensatoren auf der Endstufenplatine nach. Die kenne ich von meinen anderen DDR-Radios nicht. Irgendjemand (Thommy?) schrieb hier mal, das im Capri fast nur Styroflex drauf sein sollten.
Der Capri wurde ja auch für den Export für das Versandhaus Quelle, gebaut, waren da evtl. aus Preisgrüden solche Kondensatoren drauf?
Vergleicht man Bilder z.B. im .org, vom "Stereo-Vollsuper ST6501" (Quelle) und "Capri 6401-St", sieht man "grausigen" fast nur beim Exportgerät.
Vorstellbar wäre dann, das Quelle irgendwann keine Radios mehr wollte (dort war ja alles etwas schnelllebiger) und eben diese Platinen dann in die DDR-Radios kamen?
Ist natürlich nur eine Vermutung.

Heute Abend werde ich erstmal das Chassis und das Netzteil ausbauen und morgen mit zur Arbeit nehmen.
Da gibt es erstmal vorsichtig Druckluft drauf.


Viele Grüße,

Axel  

[Daniel]

Die " braunen " habe ich in Geräten, die oft ins Ausland gegangen sind. Diese sind, wenn man sie genauer betrachtet komplett Versiegelt. Nicht nur die Enden sind in Gießharz, sondern der ganze Kondensator ist mit dem Zeug überzogen.
Ob die nun generell als tropenfeste bezeichnet wurden, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.

Ja Frank ich kenne die auch, im Lehrbetrieb und später bei der Flugsicherung haben wir sie verbaut.

Sie waren in bester Qualität, sind diese Teile bei dir schon durch Fehler aufgefallen?

Dennoch wieder was dazu gelernt.

[Thommi]

Moin,

jo das war mein Capri. In der NF haste zwar einiges Papierenes dafür aber nix davon in der ZF und der LS-Regelung. Das einzig ätzende ist den Ratioelko zu tauschen, weil der komplett mit den umgebenden Bauteilen eingekapselt ist.

Erstmal den Trafo raus und dort die Teerkondensatoren weg.

Thommi

[Rhythmus S1264]

hallo zusammen,
ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass man bei Exportgeräten absichtlich schlechtere Kondensatoren verbaut hat. Auf den Bauteilen war doch ein Code drauf eine 1 im aberundeten Dreieck bedeutete doch internationale Exportqualität. Hätte man bei Versandhäusern anfällige Geräte wegen schlechten Bauteilen wissentlich abgeliefert, hätte es Probleme gegeben.

Sicherlich war der Verkauf hier im Westen vorallem durch Konsum bestimmt, aber auf langlebige Geräte legte man damals in den 1960ern noch großen Wert, auch Versandhauskunden. Ein befreundeter Rundfuntechniker erzählte mir mal von Fernsehern, vermutlich russischer Produktion, die sehr schnell kaputt waren, keine Schalpläne, kyrillsiche Schrift auf den Bauteilen, keine Ersatzteile. Das ging nicht lange gut.

Die minderwertigen Teile und solche außer Toleranz gingen dann noch an die Bastler. ich kann mir jedoch vorstellen, dass man´im Laufe der Produktion andere Bauteile erhalten hat, kam im Westen auch vor, dass man z.B. noch Widerstände unterschiedlicher Hersteller bzw. mit und ohne Farbcode in einem Gerät findet.

Freundliche Grüße,
Arnold

[Morningstar]

Arnold, es wurden keine schlechten Bauteile verbaut !
Niemand ahnte auch nur, das man Geräte über 50 Jahre aufhebt und in Betrieb hält.
Wäre auch nie die Absicht der Produzenten und Entwickler gewesen. damals waren sie auch nicht dumm und wussten doch, das Die Entwicklung immer weiter geht. Ja sicher man Wuste nicht wie schnell das gehen würden.
Es ist doch normal, das Bauteile mit den Jahren auch ihre Funktion aufgeben könne, das eine eher, das andere später und manche gehen eben heute noch.

ja Richtig, der Capri hat diese Papierkondensatoren meist nur auf der NF Platine.
Die anderen sollte in Styroflex sein. Aber besser ist man nachschauen.

[Axel 61]

Hallo Arnold,

Klar, wenn, dann wurden die Kondensatoren natürlich nicht absichtlich verbaut.
Vorstellbar wäre evtl. eine Vorgabe des Importeurs (Quelle), so billig wie möglich zu bauen.

Aber das ist natürlich alles Spekulation, ist auch egal, die Kandidaten fliegen raus wie andere auch und gut ist.
Sorry das ich das hier eingebracht habe, lassen wir das lieber.
Es ist ja auch schöner über die Restauration/Reparatur zu berichten, als sich solch' Spekulationen hinzugeben.

Edit: Frank war schneller.
Danke Frank, das deckt sich mit meinen Gedanken.  


Viele Grüße,

Axel  

[Morningstar]

Kurz noch zu den "braunen" Kondensatoren. ich habe gerade mal ein paar "neuwertige" von denen durchgemessen.
Diese waren noch nie verbaut gewesen. Alle haben fast den doppelten Wert. Ein Isolationstest hat ergeben, das bei 100 Volt schon ein Widerstandswert von ca.10 Megaohm zu messen ist. Bei 500 Volt ist es dann schon 2 Megaohm.
Ich wage also zu behaupten, das diese nicht unbedingt mehr im Gerät belassen werden sollten.

Das noch kurz als Abschluss zu den Kondensatoren.

So und nun ran ans reparieren, ich möchte wissen, wie der Decoder funktioniert

[radioharry]

Nabend in die Runde,
Frank, meinst du mit den brauen auch die "goldenen" die RFT ab den späten 60ern verbaut hat.
Denen geht es genau so wie den "Schneemännern", ungeprüft raus damit, heißt da die Devise.

[Axel 61]

Vielen Dank Frank,

Ja, ich werde auch diese Kondensatoren im Dekoder durchmessen, mein Trend geht nach deinen Tip's 'eh zum Austauschen diesr Kandidaten.
Der Dekoder hat ja auch noch viele kleine Ekos mit Werten um die 1 -5 µF. Da ist auch Kontrolle bzw. eher sicherlich Austauschen angesagt.

Ich werde mir auch beim Capri wieder viel Zeit lassen und mir viel Mühe bei der Reparatur geben.
Logisch, es ist ein HF-Stereo Gerät, das es nicht an jeder Ecke gibt, selbst mein Nordmende Othello als reines NF-Stereo Gerät hat mir schon viel Freude gemacht und für Bastelspass gesorgt.
Der Capri steht bei mir in der Wertigkeit gleich neben meinem Telefunken D860WK.

Der Std4 ist auch ein eigenes Kapitel und da ich ja schon (PLL) Stereodekoder selbst gebaut habe, brenne ich förmlich die verschieden Dekoder miteinander zu vergleichen.
Mittlerweile hat auch schon ein reiner Röhren-Dekoder zu mir gefunden, es ist ein Nordmende Gerät sehr ähnlich diesem hier.
Da ist Experimentieren angesagt.  

Manch einer mag diese 60er Jahre Radios ja als Schüttware belächeln, aber für mich sollen das wieder benutzbare Geräte werden, die man gerne auch mal einschaltet.
Klar, z.B. Vorkriegs-Audione habe auch ihren Reiz, aber zum länger Radio hören... Naja.


Viele Grüße,

Axel  

[Morningstar]

Ja Harry, die meine ich.
Den Capri habe ich ja auch nur noch nicht mit Stereodecoder. Der Umbau ist aber schon vorbereitet.

[Peter-MV]

Hallo Axel  

Als Du mir das Radio über WhatsApp gezeigt hast, war mir nicht gleich klar, um was für ein Gerät es sich handelt.
Gut, daß Du Dein Capri 6401-St hier im Forum vorstellst, ich lese mit, und finde das sehr interessant. Ich freue mich
auf die Fortsetzung Deines Berichts, und finde es gut, daß Du die Ruhe bewahrst und Dir viel Mühe gibst & Zeit läßt.

Am Ende hast Du bestimmt viel Freude an dem Capri. Ich komm dann mal vorbei, um es live zu erleben, OK?


Herzliche Grüße, von Peter