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Stereo Encoder mit Röhren (FM Multiplex)
#1
Hallo liebe Radiofreunde,

nachdem ich nun mal wieder mit FM Stereo zu tun hatte und im Moment noch den Stereodekoder von Frank in Reparatur habe bin ich ins Grübeln gekommen ob man wohl mit vertretbarem Aufwand einen Stereocoder mit Röhren bauen könnte...

Angesichts verfügbarer Fertiggeräte und billiger ICs ist das eigentlich Unsinn, aber so etwas mit Röhren aufzubauen hat mich irgendwie gereizt. Also habe ich überlegt wie das gehen könnte. Da ich noch viele Russische Röhren und P-Röhren habe sollten diese auch zum Einsatz kommen. Ich habe folgendes Konzept verfolgt:

- Hilfsträger wird mit Quarz 38kHz erzeugt. Der Oszillator nutzt die 6H3п. Diese Quarze sind wie Uhrenquarze  Biegeschwinger die nicht viel Pegel vertragen (ich schreibe hier aus leidvoller Erfahrung...) und eigentlich nicht für die hohen Pegel gedacht wie sie in Röhrenschaltungen vorkommen. Aber mit etwas Trickserei können Sie verwendet werden.

- Der Encoder sollte nach dem "Schalter-Prinzip" aufgebaut werden. Linker und Rechter Kanal werden im Takt des Hilfsträgers wechselweise auf eine gemeinsame Leitung geschaltet. Hierfür setze ich 2x 6ж2п (6AS6) als Schalter ein. In diesem Konzept gibt es keine Matrix für L-R oder L+R. Diese Signale werden automatisch anhand der Schaltung gebildet. Das bedeutet die Schaltung wird sehr symmetrisch aufgebaut was den Signalfluss anbelangt.

- Der Pilotton wird mit einem vom 38kHz Hilfsträger synchronisierten RC Oszillator mit einer PCH200 erzeugt. Im Moment überlege ich noch ob ich hier ein Flip-Flop einsetzen sollte um den Pilotton direkt aus dem Hilfsträger zu gewinnen aber das würde die Anzahl der Verwendete Röhren weiter erhöhen. Ein Flip-Flop mit Röhren das eine vorgegebene Frequenz /2 teilt ist gar nicht so einfach zu realisieren...


Heute nun ist das Gerät zum ersten mal in der Lage gewesen eine Stereosignal zu liefern. Hier ein paar Bilder des Versuchsaufbaus:

   

Rechts die zwei 6ж2п als Multiplexschalter, darunter die 6H3п als Oszillator. Links oben die PCH200 für den Pilotton, darunter eine weitere 6H3п als Vorverstärker für das L und R Signal.

   

Versuchsaufbau als Drahtverhau...

Es besteht noch Optimierungsbedarf aber das Grundkonzept funktioniert. Wie so oft bei derartigen Projekten ist das reelle Verhalten von Röhren leider nicht ganz so ideal wie man es anhand der Theorie erwarten würde. So hatte ich angedacht anstelle der 6ж2п eine ECH84 oder PCH200 zu verwenden. Leider haben diese Röhren nicht so funktioniert wie ich das gerne gehabt hätte. Ich werde dazu noch im Detail etwas schreiben. Das hier soll nur ein "Teaser" sein auch um Diskussionen zu einem solchen Stereoencoder zu starten.

Mehr Informationen kommen in weiteren Posts...
Viele Grüße
Semir
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"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#2
Hallo Semir,

nachdem Du schon eine so tolle Vorarbeit geleistet hast meine ich, Du
solltest das FF mit Röhe angehen. Du hast hier den Vorteil, das die Frequenz,
die Du teilen willst, fix ist.Damit sollte es kein soo grooßes Problem sein,
ein angepasstes FF zu bauen.

Gruß,
RE 084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#3
Hallo an die Mods,

könntet Ihr bitte im Titel "Mupltiplex" ersetzen durch "Multiplex"? Das kommt davon wenn man nachts um 3:00 einen Post schreibt Blush ...

Danke

Semir
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#4
(01.04.2018, 12:30)RE 084 schrieb: Du hast hier den Vorteil, das die Frequenz,
die Du teilen willst, fix ist.Damit sollte es kein soo grooßes Problem sein,
ein angepasstes FF zu bauen.

Hallo Hans,

ich habe ein Flip-Flop mit einer 6H3п schon testweise aufgebaut. Das funktioniert auch mit einem Rechtecksignal von mindestens 5V Amplitude recht gut. Das 38kHz Signal das ich im Encoder generiere hat aber Sinusform und nur ca. 6V Amplitude. Damit ist das Flip-Flop nicht zu triggern. Ich müsste also noch einen Begrenzer oder Schmitt Trigger Bauen der aus dem Sinus ein Rechteck erzeugt. Das kostet wieder eine Röhre mehr.

Allerdings muss ich Dir recht geben Die derzeitige Lösung ist noch nicht optimal, da die Einstellung der Phase des Pilottons zum 38kHz Träger kritisch ist. Diese Phase hat aber einen immensen Einfluss auf die Kanaltrennung. Ein Flip-Flop hat hier eine starre Phasenverkopplung die in der Hauptsache von der Güte des aus dem 38kHz Träger abgeleiteten Rechtecks abhängt.

Im Moment überlege ich ob es nicht möglich ist mit einer Heptode wie der PCH200 einen Frequenzteiler /2 zu bauen. Die Triode im gleichen System könnte dann dazu dienen den Sinus begrenzen.

Zu dem Ganzen plane ich auch noch einen FM Modulator mit PCF80 oder PCF82 bauen. Die Triode als Oszillator und die Pentode aus Ausgangsstufe, damit der Oszillator entkoppelt ist und nicht driftet...
Viele Grüße
Semir
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#5
Hi Semir,

da hast du dir ja was vorgenommen, was ich mir erstmal so nicht zutrauen würde.

Warum erzeugst du die 38kHz nicht durch Frequenzverdopplung aus 19kHZ, wie man das auch bei den Stere-Decodern macht? Wahrscheinlich scheitert es am 19kHz Quarz und ein frequenzstabiler, freilaufender 19kHz Oszillator wird wahrscheinlich mit Röhren auch nicht einfach realisierbar sein.

Frohe Ostern

(Reflex-)Kalle
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#6
(01.04.2018, 17:18)Reflex-Kalle schrieb: Warum erzeugst du die 38kHz nicht durch Frequenzverdopplung aus 19kHZ, wie man das auch bei den Stere-Decodern macht? Wahrscheinlich scheitert es am 19kHz Quarz und ein frequenzstabiler, freilaufender 19kHz Oszillator wird wahrscheinlich mit Röhren auch nicht einfach realisierbar sein.

Hallo Kalle, hallo Radiofreunde

genau diese Idee hatte ich auch schon, aber wie Du schon geschrieben hast gibt es Quarze für 19kHz fast nicht und wenn dann sind sie sehr teuer. Den 38kHz Quarz den ich verwende gibt es bei Alibaba sehr günstig dort kosten 200 Stück ca. 13$.

Die Ganze Schaltung enthält im Moment keinerlei Induktivitäten, was den Nachbau erleichtern sollte. Im Moment überlege ich ob es möglich ist mit einer ECHxx/PCHxxx ein Flip-Flop hinzubekommen. Im Prinzip könnte ich auch den einfachen Weg nehmen und zwei weitere Doppeltrioden 6H3п einbauen. Eine als Flip Flop und eine als Begrenzer. Da das ganze Projekt mehr als Lernveranstaltung für mich gedacht ist sehe ich hier den Weg als Ziel. Aus diesem Grund werde ich weiter experimentieren und bin für Anregungen dankbar.

Stereocoder mit Halbleitern habe ich ja schon in verschiedener Form gebaut. Den ersten damals in den 80er Jahren -als es noch keine Spezial-ICs wie den BA1404 gab- mit einem Motorola MC1310 (A291) den ich sozusagen rückwärts verwendet habe um das modulierte Differenzsignal zu erzeugen. Der lief damals mit seinem internen frei schwingenden 76kHz Oszillator recht stabil. Dann hatte ich einen in '85 gebaut mit CMOS Zählern für 38 und 19kHz und einem 16913 Balancemodulator, sowie TL082 als Matrix. Der funktioniert heute noch. Das war der Encoder den ich zum Testen von Franks Decoder benutzt hatte.

Mein letztes Design mit Halbleitern war eine Schaltung mit dem AN612 und 38kHz Quarz mit ein paar CMOS Gattern. Der AN612 ist auch ein Balancemodulator mit + und - Eingängen für das Signal. Diese benutze ich um direkt das L-R Signal zu bilden. das L+R Signal entsteht durch ein simples Addieren mit zwei Widerständen.

Ursprünglich hatte ich für den Röhrenencoder auch probiert eine schon einmal eingesetzte Schaltung mit der 6ж2п zu verwenden um das L-R Signal mit dem 38kHz Träger zu modulieren. Diese Schaltung habe ich hier schon vorgestellt im Thread "AM Modulator mit Russischen Röhren". Die Schaltung ist im Prinzip ein guter Balance Modulator solange die Nutzfrequenz und die Trägerfrequenz weit auseinander liegen. Beim Stereocoder ist das allerdings nicht der Fall. Hier werden die höheren Audiofrequenzen mit über den Ausgangstrafo übertragen und verfälschen das Ausgangssignal. Also habe ich diese Variante wieder verworfen. Das Konzept des geschalteten Stereocoders hat mich ohnehin mehr interessiert, also habe ich nun schlussendlich diesen Weg verfolgt, auch weil ich den weitestgehend symmetrischen Aufbau gut finde.
Viele Grüße
Semir
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#7
Hallo Zusammen,

so jetzt bin ich ein ganzes Stück weiter gekommen und habe bei der Gelegenheit auch noch eine Schaltung erarbeitet die auch für andere Röhrenprojekte interessant sein könnte - z.B. eine Digitaluhr mit P-Röhren  Smile 

Ein noch zu lösendes Problem war ja die Ableitung des Pilottons aus dem 38kHz Hilfsträger. Die Phasenbeziehung zwischen beiden muss Starr und definiert sein, sonst ist die Kanaltrennung schlecht. Aus diesem Grund war der Mitnahmeoszillator nicht ideal, weil dieser mit der Zeit gedriftet ist.

Also musste doch ein Teiler /2 her. Ich habe dazu eine Schaltung für einen Multivibrator mit der Heptodensektion einer ECH81 die ich im Netz gefunden habe etwas modifiziert. Prinzipiell nutzt die Schaltung die Eigenschaft der Heptode aus, dass mit negativer werdendem G3 der Strom durch G2/4 erhöht und gleichzeitig der Strom durch die Anode verringert werden kann. Sind also G2/4 und die Anode über je einen Widerstand mit der Betriebsspannung verbunden, erhöht sich die Spannung an der Anode Wenn G3 negativer gemacht wird während gleichzeitig die Spannung an G2 sinkt, da nun mehr Strom durch G2 fließt. Wird nun dieses System Rückgekoppelt verstärken sich diese Effekte und es treten zwei stabile Zustände ein:

- Hauptstrom fließt über G2 oder
- Hauptstrom fließt über die Anode.

Durch Einspeisen von negativen Impulsen Anodenseitig kann die Schaltung zwischen den zwei Zuständen hin und her kippen und schon haben wir einen Frequenzteiler durch zwei. Hier eine Handskizze der Schaltung:

   

Ich habe dazu eine sogenannte "Dornröschenröhre" verwendet die PCH200. Warum Dornröschen? weil diese Röhre in vielen Bastelkisten herumliegt, schläft und darauf wartet für etwas sinnvolles eingesetzt zu werden. Von Vorteil ist hier die zusätzlich enthaltene Triode. Diese nutze ich um das 38kHz Signal auf einen hohen Pegel zu verstärken, nur so sind die fallenden Flanken diese Signals ausreichen kräftig um das Heptoden-Flip-Flop zu triggern. Das bedeutet die gesamte Pilottonerzeugung kann mit einer einzigen PCH200 erledigt werden. Auch ist hier von Vorteil, dann der Spannungsverlauf an der Anode eher mäanderförmig ist, dadurch ist es einfacher die Grundwelle per einfachem RC Tiefpass heraus zu filtern. Hier das Resultat:

   

Oben der 38kHz Hilfsträger unten der mit einem Tiefpass von 470kΩ/330p gefilterte Pilotton.

Damit bin ich nun schon sehr zufrieden mit dem Projekt. Mehrere verschiedene PCH200 arbeiteten auf Anhieb in der Schaltung mit reproduzierbaren Ergebnissen. Die erzielbare Kanaltrennung ist recht gut und vergleichbar mit anderen Schaltungen die ich gebaut habe. Hier nun ein Bild des Multiplexsignals:

   

Im Bild zu sehen ist das Ausgangssignal des Encoders wenn nur der Rechte (oder Linke) Kanal eingespeist wird. Deutlich sind die Schwingungszüge des Hilfsträgers zu erkennen.

In den nächsten Posts werde ich im Detail auf die Schaltung eingehen. insgesamt besteht die Schaltung aus sechs Röhren:

- 1x 6H3п Doppeltriode: Hilfsträgerquarzoszillator + Phasenumkehrstufe für 0° und 180° Hilfsträger
- 1x 6H3п Doppeltriode: Eingangsverstärker für L und R Signale mit Preemphase
- 1x 6H3п Doppeltriode: Pilotton Puffer und Ausgangsstufe (Kathodenfolger) für MPX Signal
- 2x 6ж2п (6AS6) G3 steuerbare Pentode: Hilfsträgerschalter für L und R
- 1x PCH200 Heptode/Triode: Pilotton Frequenzteiler durch 2 und Hilfsträgerverstärker


Ich habe es zwar nicht probiert aber ich könnte mir vorstellen, dass auch andere Kombinationen an Röhren funktionieren. Für die Doppeltrioden sollten auch ECC82 funktionieren für die Pentoden z.B. EF93. Anstelle der PCH200 würde vermutlich auch eine ECH84 gehen.

Da diese Schaltung keinerlei Induktivitäten oder Spezialteile wie Filter enthält sollte ein Nachbau für Interessierte problemlos möglich sein.
Viele Grüße
Semir
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#8
Doppelpost bitte löschen.
Viele Grüße
Semir
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#9
Hallo Semir,

klasse Sache, Hut ab !

Zum Trägertoszillator, ob hier ein Hensing-Oszillator auf den hohen Frequenzen auch funktioniert ?
Der nutzt zur Amplitudenstabilisierung zwei (Röhren)Dioden, z.B. eine EBF80 / EBF89.
Alternativ nutzt man dann einen ECC85 Tuner aus der Bastelkiste als Oszillator......

Gruß,
RE 084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#10
Hallo Zusammen,

hier nun das Blockschaltbild des Stereo Encoders.

   

Ich werde mich bei der Erläuterung der Funktionsblöcke auf dieses Blockdiagramm beziehen.

Vielleicht noch etwas zur Theorie des Multiplexverfahrens. Das Wort "Multiplex" erklärt ja bereits prinzipiell die Funktionsweise: Die Signale des linken und rechten Kanals werden abwechselnd also im Zeitmultiplex übertragen. Der Encoder schaltet also im Takt der 38kHz Hilfsträgerschwingung zwischen dem linken und rechten Kanal hin und her. Das bedeutet, dass abwechselnd das Linke oder das Rechte Signal übertragen werden.

Um nun ein solches Signal zu bilden gibt es verschiedene Methoden. Die meist angewandte Methode ist zuerst die Signale L+R und L-R zu bilden. Das L-R Signal wird dann mit einem Multiplizierer mit dem Hilfsträger moduliert. Das so modulierte L-R Signal wird zum L+R Signal addiert. Als Resultat erhält man das Multiplexsignal.

Die zweite Methode ist es mit zwei Schaltern zwischen dem linken und rechten Signal umzuschalten. Wenn der Umschaltvorgang sinusförmig erfolgt -es handelt sich hier mehr um eine schnelle Überblendung im 38kHz Takt- ist das Resultat mit der ersten Methode identisch.

Der hier besprochene Encoder verwendet die Schaltmethode. Der Vorteil dieser Methode ist der weitgehend symmetrische Aufbau und Signalverlauf.

Fortsetzung folgt...
Viele Grüße
Semir
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#11
Hallo Zusammen,

heute möchte ich den vorläufigen Schaltplan des Röhren-Stereocoders hier vorstellen. Ich habe im Plan nur den eigentlichen Encoder gezeichnet. Die Stromversorgung und Heizung ist nicht enthalten. Das kann ja ohnehin etwas variieren. Die Schaltung nimmt ca. 24W aus dem Netz auf, sicher ist das nicht sehr effizient aber bei einer Röhrenschaltung darf man keine Stromsparansprüche stellen. Hier der Plan:

   

Die Teile haben folgende Funktion. C2/R7 und C3/R8 stellen ein Preemphasenetzwerk für den linken und rechten Kanal dar. Die Zeitkonstante ist 50µs (1n parallel 47k) und entspricht der in Europa üblichen Norm. Die Röhren U2A/B dienen als Eingangsverstärker für das Stereosignal. Eine Besonderheit stellt der Trimmer RV2 dar. Damit wird ein gewisser Anteil des jeweils anderen Kanals in den Hauptkanal phasenverkehrt eingespeist. Also z.B. k*-L in den R Kanal und k*-R in den L Kanal (der Faktor k hängt von der Stellung des Trimmers ab). Damit werden Unzulänglichkeiten der auf diese Stufe folgenden Hilfsträgerschalter ausgeglichen um die Kanaltrennung zu optimieren.

Die Röhren U4A und U5A werden vom 38kHz Hilfsträger abwechselnd über G1 eingeschaltet. Dadurch gelangt das L bzw. R Signal welche an den G3 Gittern dieser Röhren anliegen abwechselnd an den Knotenpunkt R39/R40. Da die Träger von U4 und U5 um 180° in der Phase differieren heben sich die Trägeranteile im Falle eines Monosignals gegeneinander auf und am Knotenpunkt erscheint nur das Monosignal. Im Falle eine Stereosignals erscheint der Träger proportional zur Differenz zwischen Links und Rechts.

Die Röhre U1A ist der Hilfsträgeroszillator. Hier wird ein 38kHz Biegeschwinger-Quarz eingesetzt. Diesen gibt es bei den üblichen Plattformen als Chinaimport günstig. Allerdings reagieren diese Quarze sehr empfindlich auf Überlastung. Es kann schnell zur Resonanzkatastrophe kommen. Dann zerspringt der Quarz was sich durch ein leises "Pling" Geräusch bemerkbar macht. Um das zu verhindern habe ich die Amplitude der Ansteuerung des Quarzes mit D1/D2 begrenzt. Es kann so maximal 0,7Vss am Quarz anliegen was unbedenklich ist. Der an der Anode von U1A ausgekoppelte Hilfsträger wird in der Phasenumkehrstufe U1B in zwei um 180° verschobene Anteile aufbereitet. Mit RV1 können die beiden Träger in der Amplitude exakt auf den gleichen Wert gebracht werden. Die zwei Hilfsträgersignale werden zum Schalten der Röhren U4 und U5 verwendet und liegen dort jeweils am G1 an.

Nun benötigt das Stereo Multiplexignal noch einen 19kHz Pilotton. Dieser wird durch Division /2 aus dem Hilfsträger mit Hilfe von U3A und U3B gewonnen. U3B ist eine als Flip-Flop geschaltete Heptode die über die Anodenwiderstände angestoßen wird. Um dieses Flip-Flop zu triggern ist eine relativ hohe Amplitude des Steuersignals erforderlich. Die Triode U3A verstärkt und begrenzt das Hilfsträgersignal in ausreichenden Maße um eine stabile Ansteuerung der Heptode zu gewährleisten. An der Anode und am G2/4 der Heptode steht nunmehr der durch zwei geteilte Hilfsträger zur Verfügung. Da dieses Pilottonsignal an der Anode fast dreieckförmig ist habe ich mich entschieden dieses zur weiteren Verarbeitung zu verwenden. Ein einfacher Tiefpass bestehend aus R38 und C20 verwandelt das Signal in einen schönen Sinus der nunmehr nach etwas Verstärkung durch U6B dem Gesamtsignal über RV6 und R45 hinzugefügt werden kann. Die als Kathodenfolger geschaltete U6A erhält am G1 alle Signale und bildet deren Summe. An Buchse P2 steht nun das fertige Stereo Multiplexsignal zur Verfügung. Dieses kann in einen FM Modulator eingespeist werden.

Einige Werte werden sich sicher noch geringfügig ändern. Einen finalen Plan werde ich hier Posten wenn alles endgültig fertig ist. Die Schaltung benötigt ca. 160V als Anodenspannung und eine Hilfsspannung von ca. -12V Diese dient zur Arbeitspunkteinstellung der Schalterpentoden und der Heptode in der PCH200. Letztere arbeitet nur sauber als Frequenzteiler wenn über RV5 ca. -10V am G3 eingestellt werden.

Eine Abgleichanleitung werde ich noch nachreichen, wenn die Schaltung final aufgebaut ist.


.pdf   Tube_FMSt_Encoder.pdf (Größe: 71,8 KB / Downloads: 49)
Viele Grüße
Semir
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#12
ÖHi Semir,

deine Schaltung gefällt mir sehr. Sowas liebe ich, wenn man mit mit möglichst wenig Aufwand komplexe Schaltungsfunktionen realisiert!!!

Um noch mal darauf zurückzukommen:

(01.04.2018, 04:15)Semir schrieb: ...So hatte ich angedacht anstelle der 6ж2п eine ECH84 oder PCH200 zu verwenden. Leider haben diese Röhren nicht so funktioniert wie ich das gerne gehabt hätte.
...

Die Heptode der ECH84/PCH200 ist ja eigentlich für Schalteranwendungen optimiert worden, insbesondere die der PCH200. Mullard hatte da auch mal einen Schalter-Stereodecoder mit zwei ECH84 konzipiert und vorgestellt, aber wohl nie kommerziell gefertigt. Wenn man bei dem Stereoencoder den "Phase Inverter" nicht direkt vom "38kHz Subcarrier Osz." Ansteuern lässt, sondern vom durch den "Subcarrier Booster" verstärkten Signal, könnte man vielleicht auch die Heptode der PCH200 am G3 damit versorgen und an G1 die R- bzw. L-Signale dann schalten lassen. Die beiden Trioden als "R/L-Buffer" könnten dann vielleicht auch entfallen und die Trioden der beiden Schalter PCH200 könnten dann vielleicht als 38kHz Oszillator und Phase Inverter verwendet werden.

Gruß
(Reflex-)Kalle
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#13
Hallo,

mir gefällt das Projekt sehr ! Ich hatte zwar in der Lehre auch verschiedene Grundprinzipien zu Stereodekodierung, aber nie so richtig praktisch damit befaßt. Aber wie Semir mit der Schaltungstechnik umgeht, ist nicht nur hier faszinierend!

Gruß IngoZ
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#14
Hallo Semir,

eine sehr interessante Schaltung hast Du da gezaubert. Du hast das Ausgangssignal des Pilottondividers mit einem Tiefpaß oberwellenärmer gemacht. Wie kommst Du mit den Phasenbeziehungen hin? Ist das Piloottonsignal noch ausreichend in Phase zum 38kHz-Schalttakt, so daß es im Dekoder sauber dekodierbar ist?
Was Deine Arbeitspunkteinstellungen angeht: Müssen die Arbeitspunkte bei Röhrenalterung nachgestellt werden und ließe sich evtl. (z.B. beim Divider) ein Regelsignal für eine automatische Einstellung erzeugen?

Viele Grüße

Ingo.
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#15
Damit man eine Vorstellung bekommt, wie die ersten Stereo-Encoder mit Röhren professionell gemacht wurden, ein Artikel zum BTS-1A von RCA

http://www.fmamradios.com/BTS-1A_b.html

Den Stereo-Decoder mit zwei ECH84 von Mullard findet man dann dort

http://www.americanradiohistory.com/Arch...962-10.pdf

und das Datenblatt zu den verwendeten Vinkor LA2505 Schalenkernen


.pdf   Vinkor_LA2505.pdf (Größe: 865,72 KB / Downloads: 30)
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#16
(13.04.2018, 11:48)ingo schrieb: Du hast das Ausgangssignal des Pilottondividers mit einem Tiefpaß oberwellenärmer gemacht. Wie kommst Du mit den Phasenbeziehungen hin? Ist das Piloottonsignal noch ausreichend in Phase zum 38kHz-Schalttakt, so daß es im Dekoder sauber dekodierbar ist?
Was Deine Arbeitspunkteinstellungen angeht: Müssen die Arbeitspunkte bei Röhrenalterung nachgestellt werden und ließe sich evtl. (z.B. beim Divider) ein Regelsignal für eine automatische Einstellung erzeugen?

Hallo Ingo,

Gute Frage! Die Phasenlage des Pilottons hat ja einen starken Einfluss auf die Kanaltrennung. Die Phasenlage stimmt zum Glück fast perfekt. Sie hängt etwas von der Einstellung des Arbeitspunktes ab. In der finalen Schaltung werde ich noch einen RC Phasenschieber vorsehen damit kann die Phase des Pilottons dann genau eingestellt werden. Ich mache das mit dem Abgleich des Übersprechens so:

- Es wird nur ein Kanal eingespeist und dieser mit einem Radio mit gutem Dekoder empfangen.
- Dann drehe ich am Radio die Balance ganz auf den Kanal der nicht eingespeist wird
- Nun gleiche ich den Encoder auf minimale Lautstärke des Radios ab.
- Das Ganze wiederhole ich zur Kontrolle mit vertauschten Kanälen.

Mit diesem Encoder ist auf dem Kanal der nicht eingespeist wird das Signal des anderen fast nicht zu hören, auch wenn ich die Lautstärke anhebe. Das Ergebnis ist vergleichbar mit anderen Encodern die ich habe.

Die Schaltung mit der PCH ist unkritisch. Sie funktioniert mit Spannungen von -9 bis -11V beim Arbeitspunkt stabil. Ich habe mal zum Testen die Heizspannung verringert und es funktioniert bis ca. 5V. Im Moment läuft die PCH200 mit den ohnehin vorhandenen 6,3V. Das werde ich aber nicht so belassen und der PCH die geforderten 9V geben. Die Pilottonphase verschiebt sich übrigens nicht merklich wenn die Röhren weniger geheizt wird, daraus schließe ich, dass eine Alterung nicht so kritisch ist. Davon abgesehen will ich ja mit dem Encoder keinen 24h Sendebetrieb fahren Wink  Die paar Stunden die der mal läuft sollten unkritisch sein.
Viele Grüße
Semir
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#17
(13.04.2018, 07:41)Reflex-Kalle schrieb: Wenn man bei dem Stereoencoder den "Phase Inverter" nicht direkt vom "38kHz Subcarrier Osz." Ansteuern lässt, sondern vom durch den "Subcarrier Booster" verstärkten Signal, könnte man vielleicht auch die Heptode der PCH200 am G3 damit versorgen und an G1 die R- bzw. L-Signale dann schalten lassen.

Hallo Kalle,

Was Du oben vorschlägst habe ich schon probiert. Einmal mit Signaleinspeisung am G3 und dann nochmal am G1. Beides hat nicht so gut funktionieren wollen. Vielleicht habe ich aber auch zu früh aufgegeben.

Das Schwierige bei dieser Schaltung ist, so unlogisch das auch klingen mag, ein sauberes Monosignal zu bekommen. Dazu müssen sich nämlich die gegenphasigen Trägerkomponenten die dem L und R Signal überlagert sind über den gesamten durchfahrenen Austeuerbereich auslöschen. Das gelingt auch mit meiner derzeitigen Schaltung nicht perfekt aber sie funktioniert trotzdem sehr gut. Die PCHs reizen mich aber und ich werde das sicher nochmal angehen. Genau wie Du vorgeschlagen hast könnte man ja damit auch noch die eine oder anderen Röhre sparen...
Viele Grüße
Semir
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#18
(13.04.2018, 16:29)Reflex-Kalle schrieb: Den Stereo-Decoder mit zwei ECH84 von Mullard findet man dann dort

http://www.americanradiohistory.com/Arch...962-10.pdf
Hallo Kalle,

Das ist eine Interessante Schaltung. Ich werde das mal mit zwei EH90 anstelle der 6AS6 testen.

Es scheint aber ein Fehler in der Schaltung zu stecken. So wie es gezeichnet ist werden G2/G4 mit dem Schaltsignal angesteuert. Das sollte aber wohl das im Schaltbild in der Luft hängende G3 sein, denke ich.
Viele Grüße
Semir
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#19
Ja, in dem Schaltbild ist genau der Fehler und wurde in einer späteren Ausgabe der Zeitschrift korrigiert. Ist ja kein Problem, Wenn weiß, wie die Schaltung eigentlich funktionieren soll, erkennt man das ja. Gut aufgepasst.
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#20
Hallo Zusammen,

heute Nacht habe ich den Stereo Encoder samt FM Modulator fertig gestellt. Das Gerät habe ich nun "in Schön" aufgebaut und gleich noch einen FM Modulator mit auf das Chassis gepackt. Die Schaltung funktioniert mit Spannungen von 180-240V und liefert auf meinen Empfängern eine sauberes Stereo Signal. Dabei verbraucht das Teil ca. 28W. Nicht gerade effizient wenn man bedenkt, dass das "DOSL" mit ein paar mW den gleichen Effekt erzielt... Aber darum ging es mir nicht. Mich hat es gereizt einen Stereo Encoder samt FM Modulator mit Röhren zu bauen und das hat mir sehr viel Spaß gemacht, außerdem habe ich dabei viel gelernt. Hier ein Bild des fertigen Chassis:

   

Insgesamt besteht es aus 7 Röhren. Neben dem eigentlichen Stereo Encoder habe ich noch einen FM Modulator mit einer PCF80 gebaut. Das ist die Röhre links vorn mit der Abschirmkappe. Hinten Links ist der Netztrafo von Indel. Dieses Modell hat neben der 6,3V Wicklung noch eine 9V Wicklung was ideal zum betreiben von P-Röhren wie der PCH200 und PCF80 ist. Die Röhren im Bild haben folgende Funktion:

- Ganz hinten 6H3П Doppeltriode: 38kHz Oszillator und Phaseninverter.
- Hinten rechts PCH200 Pilotton Teiler
- Davor linke Röhre 6H3П Preemphase und L/R Verstärker
- Kleine Röhren davor: 6Ж2П L und R Schaltmodulator
- Röhre vorn: 6H3П Pilotton Verstärker und Ausgangspufferstufe
- Röhre vorn links mit Abschirmkappe: PCF80 UKW Oszillator und FM Modulator

Ich habe die Russischen Röhren genommen, weil ich davon viele habe. Es müssten aber auch ECC8x für die Doppeltrioden funktionieren und anstelle der 6Ж2П kann auch die 6AS6 verwendet werden (Das habe ich getestet).

Das Projekt ist doch recht umfangreich geworden hier ein Bild des Chassis von unten:

   

Für den Oszillator im FM Modulator habe ich eine Schaltung verwendet wie sie in TVs der 50er Jahre mit der PCF80 eingesetzt wurde. Zum Modulieren dient eine Kapazitätsdiode BB529. Das Signal des Oszillators - hier findet die Triode der PCF80 Verwendung- wird mit Hilfe der Pentode in der PCF80 entkoppelt ausgegeben. Das hat zur Folge, dass der Modulator sehr Frequenzstabil ist.

Im nächsten Teil werde ich den nun endgültigen Schaltplan zeigen und auch etwas zum FM Modulator schreiben. Dieser ist in einer eigenen HF dichten Metallbox untergebracht. Damit wird verhindert, dass das Signal unerwünscht abgestrahlt wird. Auch die Abschirmkappe auf der PCF80 ist notwendig um eine Abstrahlung des UKW Signals zu unterbinden. Die Schaltung ist nach HF technischen Gesichtspunkten gebaut. Hier ein Bild der "Innereien" des FM Modulators:

   

Das erzeugte UKW Signal ist sehr sauber ohne signifikante Oberwellenanteile. Ich werde hier ein Bild des Spektrums im nächsten Post zeigen.

Ich möchte schon jetzt hier betonen, dass der Nachbau des FM Modulator-Teils gewisse Erfahrung mit HF Technik und die entsprechenden Messgeräte wie z.B. einen Spectrum Analyser erfordert...
Viele Grüße
Semir
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