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Telefunken 1000
Ein sehr interessanter Bericht und wieder wird man mit fehlerhaften Schaltbildern konfrontiert. Da muß man schon wie Harald, sehr tief mit diesem Radio vertraut sein, um das Rätsel zu lösen.
Ich wäre jedenfalls frontal in die Schaltplanfalle getappt und an so einem Projekt gescheitert.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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So langsam wird sich mancher fragen, wann diese Klosettpapierrollengeschichte endlich zu Ende ist.

Bald!

Es fehlte ja immer noch die Schaltwippe im Wellenbereichsschalter, sodass ich je nach eingelöteten Kurzschlußbrücken nur LW oder MW hören konnte.

Nun hatte ich ja das Gerät vom Christoph Steinecke als Vorlage und konnte loslegen. War aber garnicht so einfach wie ich anfangs dachte, weil die Schaltbrücken eine besondere Form haben -> zur Kontaktfeder hin abgerundet, damit sie an letzteren nicht entlangkratzen sondern satt anliegen. Da mir von dem früher kannibalisierten Schalter noch ein paar Kontakte übrig waren, musste ich nur 2 Stück nachbauen. Die originalen Schaltbrücke bestanden aus 1mm starkem  FeCuAg Blech (Stahlblech-verkupfert-versilbert). Da habe ich mal drauf verzichtet und einfach 1mm Ms-Blech verwendet. Ansttatt der Cu-Nieten wurden für die Befestigung durchweg M2 Schräubchen verwendet. So sah das Ergebnis aus:

       

Und so sieht das Ganze im eingebauten Zustand aus.

   

Ich habe mich übrigens nicht bemüht, diesen Nachbau so zu kaschieren, als wenn es sich um das Original handelte. Überall, wo sich etwas lockern konnte, wurde roter Schraubensicherungslack eingesetzt. Springt natürlich sehr ins Auge - aber sei's drum.

Dann fehlten auch immer noch die Schleppzeiger, die man durch Drücken des kleinen Knopfes im Skalenfenster auf die Position des Lieblingssenders einstellen konnte. Diese wurden mit der Laubsäge aus 0,5mm Bronzeblech ausgesägt. So sahen sie vor dem Einbau aus (ein wenig zicke-zackelig):

   

Nach dem Einbau im Vergleich mit Steineckes Original.

   

Der einzige Unterschied zu den Originalzeigern besteht in den Abstandssicken, die verhindern, dass die Zeiger auf dem Rand der Zelluloidskala schleifen. So oft, dass die Skala Schaden nimmt, wird mein Gerät aber nicht mehr benutzt - da hatte ich mal "den Mut zur Lücke".

   

Zum Schluss fehlte auch noch eine Haltefeder der Netzfilterkondensatoren. Wurde aus 0,5mm Federbronze nachgefertigt. Sieht dem Original recht ähnlich, aber... eigentlich gehören da 2 Glimmerkondensatoren 5000cm mit "~" Zeichen hinein (wichtig wegen höherer Spannungsbelastbarkeit!!!). Im Gerät war nur einer. Da habe ich neulich einen in der Bucht ergattert und frohlockte bereits. Denkste. Der hatte kein "~" Zeichen. Habe ich erst nachher bemerkt. Nun fange ich noch einmal an zu suchen.

       

So sieht es aus, wenn das Gerät endlich wieder zusammengebaut ist.

           

Mit ordentlicher Antenne funktioniert es wirklich sehr schön.

Nun muss ich mich nur noch um den zu langsam laufenden Plattenspieler kümmern... aber verglichen mit den schon erledigten Arbeiten erscheint das nicht so tragisch.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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Hallo Harald,

das ist doch wieder ein schönes Gerät geworden. Toll gemacht. Ich freue mich, dass Du letztlich doch noch viel Freude damit haben wirst.

Etwas stolz bin ich aber auch. Das von mir ersetzte Furnier der Frontblende mußte ja nun entsprechend dem braun-rötlichen Ton farblich angepaßt werden. Ohne anzugeben - das ist perfekt gelungen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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Siehste, da habe ich den Beitrag schon wieder zu voreilig abgeschickt. Dabei wollte ich doch noch schreiben, wer alles zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen hat:


Andreas_P, von dem das Gerät ja ursprünglich stammte, und der die Frontplatte neu furniert, den Deckel repariert, und mir auch noch VE301-Käfigspulen überlassen hat.

DiRu, der mir die meisten Röhren und eine VE301 MW-Vorkreisspule spendiert hat,

Wolfram Zylka von RMorg, der mich als erster in seinen geöffneten ARCOFAR hat schauen lassen. Nur so habe ich überhaupt verstanden, wie die Wellenbereichsumschaltung funktionierte.

Christoph Steinecke, ebenfalls von RMorg, der aus einem seiner ARCOFARs die Haupteinheit ausgebaut und mir leihweise zum Kopieren des Wellenschalters überlassen hat.

Bei allen bedanke ich mich herzlich. Ohne ihre Hilfe würde ich noch heute herumrätseln, wie ich den ARCOFAR T1000 wieder zu einem Ausstellungsstück machen soll.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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Hallo Harald,

sehr schön gemacht, tolles Gerät!

Die Abstandssicken könntest Du aber vor dem Lackieren der Zeiger mit halbrunden Messingköpfen, die Du auflötest, nachbilden.

Das fehlende "~" Zeichen könnte doch auch unter dem Kondensator stehen, beide haben doch die gleiche Nummer.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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Hallo Harald,
da hab Ihr aber eine super Arbeit abgeliefert,
auf das Gerät kann man schon neidisch werden...
Viele Grüße,
Rolf
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(07.12.2017, 13:14)Opa.Wolle schrieb: Die Abstandssicken könntest Du aber vor dem Lackieren der Zeiger mit halbrunden Messingköpfen, die Du auflötest, nachbilden.

Das fehlende "~" Zeichen könnte doch auch unter dem Kondensator stehen, beide haben doch die gleiche Nummer.

Stimmt schon, Wolfgang, zwei Kupfernieten mit halbrunden Köpfen lagen schon hier auf dem Tisch ... aber dann war ich doch zu faul.

Auf der Unterseite haben diese Glimmerkondensatoren nur das Telefunken Logo. Auf der Oberseite genau die gleiche Bezeichnung - nur eben einmal mit "~" Zeichen - offensichtlich um auf die höhere Spannungsbelastbarkeit hinzuweisen. Ansonsten gibt es ja bei diesen Telefunken Kondensatoren keine Spannungsangabe... Bei anderen flachen Klemmkondensatoren dieser Epoche übrigens auch nicht. Ich habe die unterschiedlichsten Bauformen in der Sammlung, aber nirgends stehen Spannungsangaben.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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Hallo Harald,

Du faule Socke! Na Spaß beiseite, das war ja auch kein Meckern bei der Gesamtleistung!
Nun ja, ein Ko ist ja auch anders herum eingebaut, daher kam meine Idee.
Wilst Du jetzt noch nach einem anderen Kondensator suchen?
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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Ja, da hätte ich schon ganz gerne den richtigen Kondensator mit "~" Zeichen drin. Wenn der durchschlägt, dann raucht es. Sitzt direkt am Netzeingang.
Ich glaube, der Christoph Steinecke hat mal erwähnt, dass er noch flache Cs von Telefunken in der Bastelkiste hat.

Wenn doch nicht, frage ich mal hier im Forum nach.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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Klasse Arbeit, bewunderswert diese Geduld und Ausdauer !

Falls sich kein Kondensator fände, so kann man immer noch einen alten, defekten aus dieser Baureihe öffnen und einen spannungsfesten Scheiben-C darin verstecken.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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Als ich mich neulich bei verschiedenen RBF Mitgliedern für ihre Mithilfe bei der Restauration des ARCOFAR bedankte, habe ich den Anton vergessen. Das ist mir nun wirklich peinlich. Der Anton hatte mir nämlich eine komplette Fliehkraftreglerachse spendiert, von der ich im Moment allerdings nur die Fliehkraftgewichte verwende. Der Rest passt nicht so richtig hinein.
Also: Danke auch an Anton!!!

Die abschließenden Arbeiten am ARCOFAR bezogen sich auf den Plattenspieler:

Ich hatte ja mal vor Urzeiten berichtet, dass in dem Moment, wo man die Nadel auf die Schallplatte setzte, der Teller viel zu langsam drehte. Da telefoniere ich doch neulich mit dem DiRu und er fragt, warum ich denn nicht einfach die Spannung hochsetze. Dann dreht der Teller im Leerlauf trotzdem nicht schneller, da der Fleihkraftregler ihn ja bei einer konstanten Drehzahl hält, aber der Motor hat ein höheres Drehmoment. Also habe ich zunächst noch einmal die Motorspannung gemessen --- und meinen Augen nicht getraut: es waren anstatt der Sollspannung von 110V nur 85V. Da muss ich mich wohl an irgendeiner Stelle verrechnet haben.

Also habe ich meine schönen, mit Konstantandraht gewickelten Motor- Vorwiderstände ausgebaut und solange abgewickelt, bis die Motorspannung auf dem Sollwert lag. Siehe da, der Plattenteller verlangsamte sich nur noch wenig, wenn man die Nadel auf die Platte legte. Da war ich mal mutig und habe gleich noch ein wenig mehr abgewickelt, sodaß ich jetzt mit einer Motorspannung von 120V arbeite. In damaliger Zeit wurden solche Motoren so überdimensioniert, dass ihnen ein wenig zu viel Spannung nichts anhaben konnte. Gegen die Befürchtung einer Überlastung spricht auch, dass sich der Motor auch bei sehr langer Spieldauer kaum erwärmt. Die Umdrehungsgeschwindigkeit ändert jetzt sich beim Auflegen der Nadel nur noch minimal.

Nun hat der Motor-Vorwiderstand nicht mehr 810 Ohm, sondern nur noch 450 Ohm. Ich verwende jetzt nicht mehr alle 3 Widerstandssäulen, sondern nur eine komplette und eine z.T. abgewickelte: Die mittlere Säule wurde deaktiviert. So sieht das jetzt aus:

       

Ein weiterer Punkt war die Fehljustierung des Ankers, also des Nadelhalters. Der Anker wird im oberen, abgeflachten Teil seitlich von 2 kleinen Gummipfropfen gehalten und symmetriert. Die beiden seitlichen Zapfen im unteren Teil haben Gummiüberwürfe, die von kleinen ausgekehlten Laschen gehalten werden. Der ganze Anker schwimmt also in Gummiführungen. Die Gummipfropfen im oberen Teil waren seitlich verschoben, einer der Überwürfe im unteren Teil stark deformiert und verfärbt. Fast hat man den Eindruck, als hätte es vom Anker zu den Magnetschuhen hin elektrische Entladungen gegeben, die den Gummiüberwurf erodiert haben.

   

Das System wurde aus dem Tonarmkopf demontiert und zerlegt:

       

Im Exlosionsbild liegt der Anker natürlich um 90° gedreht in der Bildebene. Der Anker wurde danach zwischen 2 parallelen Stahlschienen gerichtet. Die Bilder zeigen den Anker vor und nach der Begradigung.

       

Zum Schluss noch ein Bild des wieder montierten Systems mit halbwegs begradigtem Anker. Zu lange wollte ich an diesem filigranen Teil nicht herumbiegen. Wenn der Anker bricht, schafft man sich ein neues Problem.

   

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Man glaubt es ja nicht, aber nach 1 1/2 Jahren ist der ARCOFAR nun wieder vollständig zusammengebaut, steht im Regal, sieht toll aus und ALLES FUNKTIONIERT. Hier ein paar Bilder, um Euch neidisch zu machen:

           

Was mir noch zu meinem Glück fehlt, sind Schellackplatten aus den dreißiger Jahren. Im Moment habe ich nur Schellackplatten aus den fünfzigern mit Aufnahmen von Lys Assia, Caterina Valente und Bibi Jones. Auch ganz hübsch, aber die Musik ist halt 25 Jahre jünger als das Grammophon. Ich habe mal im Internet recherchiert, wieviel man z.B. für eine Schellackplatte mit bekannteren zeitgenössischen Aufnahmen der Comedian Harmonists hinblättern muss. Ich dachte mich haut's vom Stuhl.
Vielleicht starte ich mal hier im Forum eine Suche nach einer solchen Platte. Eine genügt ja, um Gäste zu beeindrucken ;c))
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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Oh wow, ich bin beeindruckt.
Schade, daß man dem Ding die Arbeit nicht ansieht, die drinnen steckt!
Soll ich mal Deinen Restaurationsbericht "schön buntig" ausdrucken zum danebenlegen?
Wegen Platten - ich glaub schon, daß ich ein paar aus den 30ern haben müsste, auf die ich keinen gesteigerten Wert lege? Beschwören kann ich das aber nicht. Und abgesehen davon, daß meine Comedian Harmonists so mies ist, daß da kaum noch erkennbare Töne raus kommen - nein, die bekommst trotzdem nicht Tongue
Kommst mich halt mal besuchen und buddelst in den schwarzen Scheiben Smile
Gruß,
Uli
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Eine Wahnsinns-Restaurierung - Klasse  wubsmiley
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Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet...Dirk
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Ja Harald, da machst du einen wirklich neidisch. Das Gerät hat du sehr schön hinbekommen.
Und das alles nur in doch sehr kurzer Zeit. Mir gefallen deine präzise Arbeiten immer sehr gut. Einiges kann man sich auch noch abschauen und dazu lernen. Mechanische Arbeiten sind für mich immer beeindruckend, wie du das immer so hinbekommst. Auch wenn ich kaum schreibe, das du es wieder super gemacht hast, ich lese deine Beiträge immer mit Hingabe zu unserem Hobby.
Mach weiter so.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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Mein lieber Schwan .. das muß erst einmal einer/jemand nachmachen. Ich hätte das nie gekonnt und mir infolge dessen auch niemals angetan. Harald hat hier ein gehöriges Stück Rundfunkgeschichte ausgegraben und wieder durch seine einfach nur perfekte Restauration der Nachwelt erhalten. Eine wirklich erstklassige Arbeit über einen schon langen Zeitraum. Meinen allergrößten Respekt davor. Thumbs_up
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Guten Morgen,

ich sag nur > spitzen Leistung !

Aber neidisch werd ich nicht, da ich weiß, wie wieviel Arbeit in einer Restaurierung steckt.
Sehr schönes Gerät.

mfg Bernd
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Da kommt Neid auf Harald, da hast du recht. Aber ich gönne dir das Gerät von herzen, hast du ja selbiges auch in sehr vielen Stunden eingebracht. Was mich noch erfreut: Die vielen Experten hier die uneigenützig, (ganz nach meinem Motto) geholfen haben, eine sehr starke Leistung der Truppe.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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Sapperlot, sieht ja aus wie neu aus dem Rundfunkfachgeschäft.
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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Tolles Gerät und tolle Arbeit! Hut ab! 


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Freundliche Grüße
und
guten Empfang
Hennes

Guten Empfang gibt es nur mit genügend Lötzinn auf der Rolle!
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"Was mir noch zu meinem Glück fehlt, sind Schellackplatten aus den dreißiger Jahren."

Harald, ich habe da noch einige, die seit Jahren nicht mehr gespielt wurden.

Zum Verschicken zu schade, weil man mit "Schellack-Bruch" ja nichts mehr anfangen kann. Aber Du kommst ja sicher wieder in unsere Gegend.

Grüße, Dietmar
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