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TELEFUNKEN Mignonette B Serie Giubileo von 1953
#1
Bereits im alten Forum hatte ich dieses Gerät und die Reparatur/Restaurierung vorgestellt, zu einem Abschluss ist es aber nicht mehr gekommen. Inzwischen hat Andreas dankenswerter Weise für mich das Holzgehäuse mit einer Schellackpolitur restauriert und mir wieder zugeschickt. So konnte nun die Restaurierung fertiggestellt werden. Damit aber der Zusammenhang auch für Mitglieder ersichtlich wird, die die Vorgeschichte nicht kannten, zeige ich hier nochmals den gesamten Bericht.

Wohl eher zufällig und ohne feste Kaufabsicht habe ich auf dieses Gerät bei ebay geboten und es tatsächlich für 16 Euro Zuschlag bekommen. Das ist wohl ein echtes Schnäppchen, selbst wenn das Radio in keinem guten Zustand ist, so scheint es doch fast vollständig und original erhalten zu sein.

Die Details:

Hersteller: Telefunken Italia, Milano
Baujahr: 1953 (Telefunken Jubiläumsjahr, 50 Jahre)
Wellenbereiche: MW und 2x KW
Röhrenbestückung: UCH42 2x UAF42 UL41 UY41
Stromversorgung: 125, 140 und 160 Volt (Allstromgerät)
Abmessungen: Breite ca. 27cm, Höhe ca. 17cm, Tiefe ca. 14cm Gewicht: 2,2kg

Das Gerät ist also ein echter Zwerg unter den Röhrenradios und das hat mich auch daran gereizt. Das Gerät stand bei der Versteigerung in Schweden. Der Verkäufer fährt aber regelmäßig nach Deutschland und so hat das Radio seinen Weg über Hamburg nach Berlin gut überstanden.

   

   

Hier ein Größenvergleich zwischen Zigarettenschachtel und Chassis:

   

   

   

   

Die Senderabstimmung bietet ein ungewöhnliches Bild. Wo man sonst einen Drehkondensator vermutet befindet sich eine Variometerabstimmung. Gleich davor ist der Netzelko zu erkennen, der völlig oxidiert ist, ander Oberseite komplett durchgefressen:

   

Hier ist der Lautstärkepoti mit Netzschalter zu erkennen der wegen Zinkfrass ausgetauscht werden musste.

   

Die Unterseite des Chassis ist recht übersichtlich und wird von der großen Glühbirne dominiert, die nicht nur die Senderskala beleuchtet, sondern gleichzeitig der Einschaltstrombegrenzung dient. Die in Teer vergossenen Kondensatoren sind in Glasröhrchen mit Papieraufkleber untergebracht:

   

   

Eine Bestandsaufnahme auf der Werkbank:

Optisch:
  • Starker Lackverlust am Gehäuse
  • Riss in der weißen Bakelitfront
  • Knopf für Wellenschalter fehlt
  • Starke Verschmutzung und teilweise Korrossion
  • Zierleiste aus Kunststoff hat starken Abrieb der Goldfarbe
  • Ein Bedienknopf ist durch Hitzeeinwirkung leicht beschädigt
Technisch:
  • Netzelko korrodiert, defekt
  • Lautstärkepoti mit Netzschalter vom Zinkfrass befallen, die Welle dreht deswegen nicht mehr, ist hoffnunglos festkorrodiert
  • Teerkondensatoren haben Werte außerhalb der Toleranz
  • Skalenzeiger fehlt
  • Antennenkabel ist abgetrennt (Wurfantenne)
  • Korrossion am Chassis
  • Starke Verschmutzung
  • Bedienknopf für die seitliche Wellenumschaltung fehlt

Der Lautsprecherpoti ist bei der Demontage völlig zerbröselt, nix mehr zu machen. Dafür brauchte ich Ersatz (6mm Welle, mindestens 50mm lang, 1MOhm).
Nach einer fliegenden Verdrahtung mit neuen Elkos zum Test, spielte das Radio mit Anschluss an einen 110V Trafo munter los. Mit jedem testweise gebrückten Kondensator wurde der Empfang besser. Ich konnte auf allen drei Wellen Sender empfangen.

Da Andreas sich dankenswerter Weise der Gehäuseaufarbeitung mit Schellackpolitur angenommen hat, konnte ich währenddessen das Chassis überholen. Die alten Kondensatoren wurden ausgehöhlt und neue Folienkondensatoren eingefüllt und die Röhrchen wieder mit dem alten Teer verschlossen:

   

Den Netzelko (Becher) auf dem Chassis habe ich komplett gegen einen anderen Becherelko getauscht und die zuvor vom alten Elko mit Wasser abgelöste Papierbanderole auf den neuen Elko aufgeklebt. Allerdings hat der Ersatzbecher nur 1x 50µF. Da aber 2x 50µF benötigt wurden, habe ich zusätzlich einen neuen Elko unter dem Chassis angebracht. Ein weiterer Originalelko unter dem Chassis wurde ebenfalls mit dem alten Papieraufkleber versehen. Den fehlenden Skalenzeiger habe ich mir aus einem anderen Zeiger aus der Bastelkiste zurechgebaut:

   

Für den defekten Poti mit Netzschalter habe ich von Wolfram (Scotty) passenden Ersatz als Neuware erhalten. Dieser hat exact die gleichen Werte, lediglich die Drehwelle musste etwas eingekürzt werden. Somit waren auch Netzschalter und Lautstärkeregler wieder voll funktionstüchtig.

   

Die Schallwandblende aus Kunststoff ist von vorne auf das Gehäsue aufgesetzt und wird von Nägeln im Holz gehalten. Die Blende habe ich ausgebaut und zerlegt (Lautsprecher abgebaut). Dann erfolgte eine gründliche Reinigung, der Stoff wurde ersetzt und alles wieder zusammengebaut.

   

   

Danach war das Gerät soweit fertig und kam erstmal in einen Karton, bis das Gehäuse von Andreas zurückkam.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#2
Weiter geht es mit dem Abschluss des Berichtes, den ich noch schuldig bin: Hier nun Bilder vom fertig zusammengebauten, restaurierten Gerät:

   

   

In Ermangelung eines originalen Wellenschalter, habe ich mir einen anderen Wellenschalter passend gebastelt.

   

   

   

Vielen Dank nochmals an Andreas für die Gehäuseaufarbeitung und an Scotty für den Ersatzpoti!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
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Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#3
Hallo Anton Smile

Ja, ich erinnere mich an Deinen (diesen) angefangenen Bericht, da war ich ja noch über die Glühlampe "gestolpert",
die jemand anderes irrtümlich für eine Röhre hielt, und daß die Glühlampe den Strom reduziert (?), weil das Radio
keinen Netz~Trafo (?) hat? Jedenfalls ein interessanter Bericht.

Und das Radio gefällt mir auch SEHR gut, ich finde es echt besonders,
sowohl optisch als auch technisch.

Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Restauration, und Klasse wie Andreas das Gehäuse hingekriegt hat
=> Respekt: Euch BEiDEN Cool

von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#4
Hallo Anton das ist ein sehr schönes Radio geworden! Toll das Andreas das Gehäuse mit der zweifarbigen Lackierung so gut hin bekommen hat.
Gruß aus Bremen

Enno
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#5
Hallo Freunde,

ja, das war doch wieder ein lohnendes Projekt. Gehäuse und überarbeitetes Chassis machen doch wieder einen schönen Gesamteindruck.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Ja das ist doch hier das schöne, jeder hilft so gut er kann.
Prima geworden Anton und Andreas. Obwohl so ein Radio, weil kein UKW, nicht in mein Beuteschema past.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#7
Hi,
es erstrahlt in neuem , alten Glanz!
Gehäuse super, Kunststoffblende 1A, Innenleben funktioniert, was will man mehr?!
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#8
Nice work Anton and Andreas, Looks good.
Steve
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#9
Das ist ja mal süß geworden Smile

(10.10.2013, 09:07)Enno schrieb: Toll das Andreas das Gehäuse mit der zweifarbigen Lackierung so gut hin bekommen hat.

Ich behaupte mal, der vordere Holzrahmen ist dunkel gebeizt und dann alles zusammen einfarbig "geschellackt".
Gruß,
Uli
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#10
Hallo Uli,

gut getippt. Da gibt es nicht hinzuzufügen. Schwarze Farbe wäre komlizierter geworden
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#11
Hallo Anton,
das ist wirklich schön geworden. Die kleinen Röhrenradios haben es mir ja auch angetan. Einfach zu niedlich die Teile. Schellack ist doch immer wieder etwas besonderes . Auch wenn es eine ganze Zeit lang dauert, die Schicht immer dicker werden zu lassen. Jeden Tag ein 1/2 Stündchen poliert und nach 7 - 10 Tagen sieht so ein Holzgehäuse wirklich top aus. Hat Andreas super hingekriegt.
Grüße
Thorsten
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