18.10.2014, 11:30
Vor einiger Zeit habe ich einen Telefunken Bajazzo TS 201 geangelt. Das Gerät war äußerlich vollständig, spielte noch auf UKW und hatte einen sehr guten Klang. Auch die Verschmutzung war noch im erträglichen Bereich.
Hier zwei Bilder des fertigen Gerätes (ich habe wieder mal vergessen, den Kaufzustand zu dokumentieren.
Nach dem Ausbau des Chassis machte ich eine Liste der zu behebenden Mängel (außer den Putzarbeiten):
- AM.Drehko sitzt fest
- Klangpoti sitzt fest
- Lautstärkenpoti ist schwergängig
- Ferritantenne hängt einseitig ab
- Lautsprechermembran ist eingerissen
- Schaumgummistreifen im Batteriekasten krümelt
Elektrische Mängel konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht feststellen. Die oben gelisteten Mängel hatte ich erwartet, nichts tragisches.
Vorderseite Chassis mit Lautsprecher und PCB-Lötseite (PCB = Printed Circuit Board = gedruckte Schaltung = Print (so nennen es die Schweizer)):
Rückseite Chassis, PCB-Bestückungsseite
Der Patient AM-Drehko:
Das Gehäuse von innen mit einer Besonderheit: Der Korpus aus plastomerem Kunststoff ist innen mit Formteilen aus Holzhartfaserplatten verkleidet. Dies trägt offensichtlich zu dem außerordentlich guten Klang bei.
Wie man erkennen kann, ist das Gerät sauber und übersichtlich aufgebaut. Die Seilführungen für Skalentriebe, Drehko und Potis sind allerdings ziemlich kompliziert und teilweise schwer zugänglich. Gut, daß alle Seile noch sicher und fest auf den Rollen sitzen!
Wie schon mehrfach erlebt, sitzt die Achse des Drehkos in ihrem Lager fest. Der Grund dafür ist verharztes Fett. Haben die denn damals alle das gleiche braune minderwertige Fett verwendet? Mit Benzin, viel Geduld und der notwendigen Vorsicht konnte die Achse nach einem halben Tag das erste Stückchen bewegt werden. Danach waren noch zwei Stunden "Bewegungstherapie" notwendig, bis der Drehko wieder leicht lief.
Die beiden Potis wurden mit Tunerspray problemlos wieder leichtgängig. Den Riß in der Lautsprechermembran konnte ich mit einem Stückchen reißfestem, dünnen Papier und meinem Spezialkleber flicken. Der Kleber ist eine Eigenmischung von 1/3 Buchbinderleim Planatol BB und 2/3 angemachtem Methylan-Tapetenkleister (wird in der Form in der Buchbinderei verwendet; sehr empfehlenswert für sichere Verklebungen von Papier und Kartonagen).
Es gibt so einige immer wiederkehrende Themen bei der Instandsetzung und Restaurierung von alten Rundfunkgeräten. Dazu gehören z.B. die Alterung von Elkos, die Verharzung von Achslagern bei Drehkos und auch die Gummibefestigung der Ferritstäbe. Sehr oft wurden dafür Gummiringe benutzt, die wohl schnell und sicher anzubringen waren. Was aber den Konstrukteuren damals nicht bekannt war ist, daß der Gummi lichtempfindlich ist und im Alter spröde und brüchig wird. Also habe ich für die nächsten 50 Jahre den Ferritstab mit Viscosegarn gesichert. Bei solchen Gelegenheiten bedaure ich immer wieder, daß es keine Wachsschnur mehr gibt, mit der früher Kabelbäume gebunden wurden.
Abschließend kam die allgemein bekannte Putzarbeit mit Spülmittel, Spiritus, Kunststoffreiniger, Chromputzmittel, Metallkonservierer, die ganze Hexenküche der Hausfrau. Ich habe fertig!
Zusammengebaut sieht das Radio jetzt hübsch aus, also Batterien rein und einschalten... Wo ehemals schöne Klänge herauskamen, kam jetzt nur Gekrächze und unheimliche Klänge. Na toll, was ist jetzt los. Auseinanderbauen war angesagt und dann die Fehlersuche. Naheliegend war ein mechanisches Problem, denn elektrisch hatte ich nicht eingegriffen. Nach einer Suche fand sich der Fehler.
Beim Umlegen des Chassis auf die PCB-Seite war ein von 3 Beinchen eines Trimmers angebrochen (siehe roter Pfeil). Nach dem Anlöten und Zusammenbau war wieder alles im grünen Bereich.
Jetzt habe ich wirklich fertig.
Gruß
Wilhelm
Hier zwei Bilder des fertigen Gerätes (ich habe wieder mal vergessen, den Kaufzustand zu dokumentieren.
Nach dem Ausbau des Chassis machte ich eine Liste der zu behebenden Mängel (außer den Putzarbeiten):
- AM.Drehko sitzt fest
- Klangpoti sitzt fest
- Lautstärkenpoti ist schwergängig
- Ferritantenne hängt einseitig ab
- Lautsprechermembran ist eingerissen
- Schaumgummistreifen im Batteriekasten krümelt
Elektrische Mängel konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht feststellen. Die oben gelisteten Mängel hatte ich erwartet, nichts tragisches.
Vorderseite Chassis mit Lautsprecher und PCB-Lötseite (PCB = Printed Circuit Board = gedruckte Schaltung = Print (so nennen es die Schweizer)):
Rückseite Chassis, PCB-Bestückungsseite
Der Patient AM-Drehko:
Das Gehäuse von innen mit einer Besonderheit: Der Korpus aus plastomerem Kunststoff ist innen mit Formteilen aus Holzhartfaserplatten verkleidet. Dies trägt offensichtlich zu dem außerordentlich guten Klang bei.
Wie man erkennen kann, ist das Gerät sauber und übersichtlich aufgebaut. Die Seilführungen für Skalentriebe, Drehko und Potis sind allerdings ziemlich kompliziert und teilweise schwer zugänglich. Gut, daß alle Seile noch sicher und fest auf den Rollen sitzen!
Wie schon mehrfach erlebt, sitzt die Achse des Drehkos in ihrem Lager fest. Der Grund dafür ist verharztes Fett. Haben die denn damals alle das gleiche braune minderwertige Fett verwendet? Mit Benzin, viel Geduld und der notwendigen Vorsicht konnte die Achse nach einem halben Tag das erste Stückchen bewegt werden. Danach waren noch zwei Stunden "Bewegungstherapie" notwendig, bis der Drehko wieder leicht lief.
Die beiden Potis wurden mit Tunerspray problemlos wieder leichtgängig. Den Riß in der Lautsprechermembran konnte ich mit einem Stückchen reißfestem, dünnen Papier und meinem Spezialkleber flicken. Der Kleber ist eine Eigenmischung von 1/3 Buchbinderleim Planatol BB und 2/3 angemachtem Methylan-Tapetenkleister (wird in der Form in der Buchbinderei verwendet; sehr empfehlenswert für sichere Verklebungen von Papier und Kartonagen).
Es gibt so einige immer wiederkehrende Themen bei der Instandsetzung und Restaurierung von alten Rundfunkgeräten. Dazu gehören z.B. die Alterung von Elkos, die Verharzung von Achslagern bei Drehkos und auch die Gummibefestigung der Ferritstäbe. Sehr oft wurden dafür Gummiringe benutzt, die wohl schnell und sicher anzubringen waren. Was aber den Konstrukteuren damals nicht bekannt war ist, daß der Gummi lichtempfindlich ist und im Alter spröde und brüchig wird. Also habe ich für die nächsten 50 Jahre den Ferritstab mit Viscosegarn gesichert. Bei solchen Gelegenheiten bedaure ich immer wieder, daß es keine Wachsschnur mehr gibt, mit der früher Kabelbäume gebunden wurden.
Abschließend kam die allgemein bekannte Putzarbeit mit Spülmittel, Spiritus, Kunststoffreiniger, Chromputzmittel, Metallkonservierer, die ganze Hexenküche der Hausfrau. Ich habe fertig!
Zusammengebaut sieht das Radio jetzt hübsch aus, also Batterien rein und einschalten... Wo ehemals schöne Klänge herauskamen, kam jetzt nur Gekrächze und unheimliche Klänge. Na toll, was ist jetzt los. Auseinanderbauen war angesagt und dann die Fehlersuche. Naheliegend war ein mechanisches Problem, denn elektrisch hatte ich nicht eingegriffen. Nach einer Suche fand sich der Fehler.
Beim Umlegen des Chassis auf die PCB-Seite war ein von 3 Beinchen eines Trimmers angebrochen (siehe roter Pfeil). Nach dem Anlöten und Zusammenbau war wieder alles im grünen Bereich.
Jetzt habe ich wirklich fertig.
Gruß
Wilhelm