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Poti reparieren
#1
Hallo zusammen,

seit einiger Zeit habe ich einen 'Patienten' auf dem Tisch, bei welchem das Poti des Klangstellers festgegangen war.

Selbst mehrwöchiges 'einweichen' mit Kriechöl konnte das Teil nicht beeindrucken.
Warm machen brachte für gefühlt eine Sekunde Verbesserung, danach was das Teil wieder genauso fest wie vorher.

   

Die Welle des Klangstellers ist die 'dickere' der beiden Wellen.

Also habe ich begonnen, das Teil zu zerlegen.
Nach dem ausbohren der Nietköpfe konnte schon mal die hintere Hälfte abgenommen werden.
Die Hohlwelle habe ich dann mit einem Kugellagerabzieher ausgepresst.
Dabei habe ich die Greifarme des Abziehers an der Befestigungsmutter positioniert, mit der Spindel habe ich dann auf eine in die Hohlwelle gesteckte passende Schraube gedrückt.
Jetzt konnte das Teil vollends demontiert werden.

Hier die Einzelteile:

   

Die Nietbohrungen im Gehäusemittelteil (Bild links oben) hatten einen Durchmesser von 2,1mm, also habe ich hier ein Gewinde M2,5 reingeschnitten.
Die Bohrungen im Gehäusedeckel musste ich dann noch passend für die Schrauben aufbohren.
Vor der Wiedermontage habe ich die Widerstandsbahnen mit Spiritus gereinigt.
Alle beweglichen Teile wurden vor der Montage mit Stahlwolle poliert und mit frischem Schmierfett versehen.

Wenn das komplette Gerät fertig ist, werde ich wieder berichten.


Grüße

Martin
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#2
Hallo Martin,

das sieht nach einer ziemlichen Geduldsarbeit aus -- zeigt aber auch recht beeindruckend, aus wie vielen Teilen selbst so ein einfaches Bauteil wie ein Poti bestehen kann.
Die paar wenigen Male wo ich etwas ähnliches gemacht habe, hatte ich beim Zusammenbau ziemliche Mühe die Biegelaschen wieder so hinzukriegen, dass ein ausreichender Anpressdruck entsteht. Gibt es vielleicht einen Trick?

Gruß,
Eric
Gruß, Eric
(Avatar † 24.07.2018 17:15 --- R.I.P.)

Das Internet macht Kluge klüger und Dumme dümmer.
Ein Haus ohne Katze ist nur ein Haufen Steine.
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#3
Hallo Eric,

die Konstruktion von meinem Poti machte sowohl die Demontage als auch die Wiedermontage recht einfach, wie wenn das von den Konstukteuren vor rund 65 Jahren so beabsichtigt worden wäre.

Ich habe die Biegeverbindungen der beiden Bleche nicht aufgebogen, sondern nur mit einem kleinen Schraubenzieher seitlich weggedrückt.
Also musste ich zum Zusammenbau die Teile 'nur' zusammendrücken, die kleinen Häkchen wieder in ihre ursprüngliche Position bringen und mit einer Spitzzange noch etwas zusammen drücken.

Vorteilhaft bei dieser Ausführung ist auch, dass sich beide Hälften getrennt montieren ließen.
Erst ganz zum Schluss wurden die beiden Hälften dann mit zwei Schräubchen zusammengesetzt.

Noch ein Konstruktionsdetail: Das Poti hat an der Stirnseite der dickeren Welle sogar noch einen Schmierfilz für die Lagerstelle der dünneren Welle!
Der war natürlich knochentrocken und wurde mit harzfreiem Modellbahnöl getränkt.


Grüße

Martin
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#4
Manchmal ist es gut, die Nieten einzeln auszubohren. Nach jeder Niete soltle zunächst ein 2 mm Schraube eingeführt und angezogen werden. So fliegt das Poti beim Ausbohren nicht auseinander.

Zu den Laschen. Wenn die  nicht mehr ausreichend halten, setze ich alles zusammen und drücke mit Hilfe eines Schraubstockes alles zu sammen, biege die Laschen zurück und verlöte die Laschen. Das ist für einen nochmaligen Ausbau nicht schön, hält erst mal.

Besonderes Augenmerk sollte auf den Schleifkontakt gelegt werden. Ruckzuck ist das kleine Teil auf dem Boden verschwunden. Uhrmacher kennen das Problem und sorgen mit einem aufgeräumten Arbeitplatz vor. Die Schleifbahn sollte schonend gereinigt werden, ansonsten gibt es Geräusche beim Drehen des Poti. Und die Andrückfeder kann leicht nach gestellt werden.
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#5
Hallo Martin,

Die verharzten Wellen lassen sich sehr leicht ausdrücken, wenn man das ganze Poti bei 80-100 Grad im Backofen erwärmt. Dann im warmen Zustand auseinander ziehen. Das erspart meist die Fummelei mit dem Abzieher und beugt weiteren mechanischen Schäden vor.

Das klappt auch sehr gut bei den Wellen der DDR-Drekos:
   

Die linke Welle im obigen Bild war so verharzt/festgegammelt, das die Lagerung aufgeplatzt ist und ließ sich selbst mit einer kräftigen Zange nicht mehr drehen, nach Erwärmung im Backofen ging sie ganz leicht per Hand heraus zu ziehen.


Viele Grüße,

Axel
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#6
Ich hatte etwas ähnliches bei einem Philips in stereo, da hatte man schon 4 Teile zusammenzusetzen. Problem war die Beschaffung der Schrauben M2 in ausreichender Länge. Habe dann Fahrradspeichen mit Gewinde versehen und auf einer Seite eine Mutter aufgeschraubt und angelötet.
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#7
Hallo,

die Reparatur solcher Poti gelingt mit Geduld und Geschick. Allerdings ergibt sich die Frage, wie lange das so reparierte Poti tatsächlich hält.

Bei der Violetta von Peter gab es nach gut vier Jahre Probleme mit der Kontaktierung. Auch bei einer Saba Sabine hatte ich das Poti zerlegt und nach gut drei Jahren Gebrauch in unserer Küche hat Poti erste Kontaktprobleme.

Die Laschen, die hin und her gebogen werden, stehen ständig unter Druck und können auf Dauer und unter mechanischer Belastung durch Bedienung und Lautsprecher nachgeben. Das ist dann ärgerlich.

D.h. eine zusätzliche Fixierung durch die 2mm Schrauben, wo das möglich ist, und/oder ein Anlöten der Laschen ist sehr zu empfehlen. Noch besser ist es, die Potis gar nicht zerlegen zu müssen.
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#8
Kompliment meine Herren.
Ich staune immer wieder darüber, was Geschick und Phantasie nicht alles vermögen.

Gruß
Gerd
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