Körting R100WL

[Andreas_P]

Hallo Freunde,

ich habe bei unserem großen Radiolieferanten mal wieder ein notleidendes Radio ersteigert. Es ist der Körting R100WL. Ein einfacher Einkreiser. Mich hat der zustand des Gerätes gereizt. Ich habe eine Fehlerfeststellung durchgeführt. Der Lautsprecher ist bis auf die zerstörte Membrane noch intakt. Ich habe im Keller noch einen Lautsprecher in der Größe gefunden. Der Lautsprecher soll im original erhalten bleiben. D. h. eine intakte Membrane muß her. Ich muß die Membrane also vom Teileträger abnehmen. Es ist nicht so einfach einen Lautsprecher zu finden, bei dem die Tiefe des Lautsprechers identisch ist.

Im Chassis war noch eine einzige Röhre vorhanden. Ob die.... Nein, leider nicht. Die hat Heizfadendefekt und Gitterschluß. Schade. Nun habe ich den Netztrafo ausgebaut. Das Gehäuse muß neu lackiert werden. Tja, und leider ist die eine Hochspannungswicklung defekt. Ich habe noch einen passenden Körting-Netztrafo. Den möchte ich in die mit Teer vergossene Metallbox einsetzen. Ich habe lange mit dem Heißluftfön den Teer erhitzt. Leider bekomme ich den defekten Netztrafo nicht aus der Box. Alle Mühe hilft nicht. Habt Ihr einen Tip?  Offenes Feuer? Ich habe nur Angst, dass mir die Box auseinander fällt. Ich würde schon gerne meinen Netztrafo wieder in die Box setzen. Das Chassis werde ich so belassen. Etwas Anrostung kann sichtbar sein. Auch die NF-Eisendrossel, die sonst immer defekt ist, hat Durchgang. Unter die originalen Elkos werden 2 neue Elkos gelötet. An dem Gerät haben sich zahlreiche Nieten gelöst. Die müssen erneuert werden. Der Knebel vorne für die Bereichswahl fehlt und muß nachgefertigt werden. So weit mal die Vorstellung des Körting Radio. Fortsetzung folgt.

   

   


Tja, die Membrane wurde wohl mutwillig zerstört. Hier hilft nur ein Ersatz.
   

Der Netztrafo ist bis oben hin mit Teer vergossen.
   


Etwas Teer konnte ich schon entfernen. Trotzdem rührt sich das olle Ding keinen Millimeter.
   


Diese Originaltrafo ist von Körting. Er würde wunderbar in die Metallbox passen. Wenn sich denn der alte entfernen ließe.
   

[anton]

Nettes Radio, der hat ja ein richtiges Gesicht

Lässt sich die Blechbox nicht an einer Seite aufbiegen damit man irgendwo zum Hebeln ansetzen kann? Ansonsten vielleicht mal im Backofen bei 50 Grad langsam warm werden lassen.

[klausw]

Ansonsten vielleicht mal im Backofen bei 50 Grad langsam warm werden lassen.

Guten Morgen.

Wenn ich es recht verstehe, soll der alte Trafo entsorgt werden und die Box heil bleiben; letztere aber durchaus nach Auslösen des Trafos neu lackiert werden (?).
Dann würde ich tatsächlich im Backofen bis auf min. 130 Grad gehen und ihn mal ca. 1 Std drin lassen. Ich denke, Lötzinn schmilzt dabei nicht und das Gehäuse bleibt heil, zugleich hat man eine bessere Durchwärmung, als mit der Heissluftpistole.

Könnte lediglich Ärger mit der "drinnen waltenden, züchtigen Hausfrau"   geben   , (aber der Zweck heiligt die Mittel, habe in unserem Backofen auch schon Lack an einem Motorradzylinder eingebrannt     . Durfte ich aber nur 1x machen, aber 1x reicht hier ja )    

Gruß
k.

[Morningstar]

Oh je was hast du da wieder für ein Trümmerteil ausgegraben. Aber das liebst du ja so an den Dingern.
Ich bewundere dich immer wie du da rangehst und mit Leichtigkeit das meisterst. Würde ich auch gern können.
Ja den Trafo, schick deine Frau mal zum Wellness und den Hund gleich mit, da hast du dann deinen bach´kofen für dich und noch Zeit zum Lüften, 100 Grad sollten reichen um das Teer weich zu machen. Mechanisch würde ich da nicht rangehen. Oder gib doch mal höheren Strom, Spannung eine Stunde lang, auf die intakte Heizwicklung, dann müsste der Trafo doch von innen warm werden, dann könnte man den auch rausziehen.
Versuch macht Klug....

[Vagabund]

Wenn der alte Trafo eh entsorgt wird, alten Topf nehmen und die Box ins Wasserbad. Dann langsam erwärmen, nicht kochen.
Es ist sauber, stinkt absolut nicht und man wird von der Frau nur etwas beäugt, es gibt kein Problem.
Rückstände im Wasser schwimmen nach oben und können nach dem Abkühlen sauber vom Wasser getrennt werden.
Von Backofen und Heißluftfön würde ich absehen.

Tolles Projekt ganz nach meinem Geschmack, bin gespannt auf Fortschritte.

[Richard]

Hallo Andreas,
das schwarze Zeug wo der Trafo drinsteckt ist Vergußmasse und kein Teer.
Teer verflüssigt sich ab 30° C die verwendete Vergußmasse so ab 150° -160°C
daher wird das nix mit dem Wasserbad.
Daher habe ich früher so schwarz vergossene Baugruppen im Ölbad auf 175°C erhitzt und dann die Elektronik entnommen.
Man nehme einen Topf mit billigem Bratfett oder Öl, Trafo rein und auf dem Ofen nach Möglichkeit mit einem Thermometer auf 180°C erhitzen und eine Weile bei dieser Temperatur köcheln lassen.
Stinkt eigentlich nicht und funktioniert zuverlässig.
Du kannst beim abkühlen den neuen Trafo dann auch in die Vergußmasse gleich wieder einsetzen.
Wenn du möchtest.

Gruß Richard

[Andreas_P]

Hallo Freunde,

ich danke Euch für die Empfehlungen. Trotzdem leuchtet mir Richards Tipp mit dem erhitzten Öl natürlich ein. Es kommt nämlich auch bei großen Kondensatoren oft vor, dass man den Wickel nicht entfernen kann. Auch hier in meinem Falle habe ich festgestellt, dass von der schwarzen Masse nichts richtig flüssig wurde. Das Zeug war sehr dickflüssig. An sich leuchtet es ja auch ein, warum man keinen Teer verwendet hat. Wenn der Schmelzpunkt hier so niedrig ist, dann kann es ja passieren, dass der Netztrafo durch Erhitzung nach unten auf das Chassis rutscht. Also, Richard, Dir vielen Dank für den Tip mit dem Öl. Meine Frau besorgt mir das morgen und ich berichte dann, wie das funktionierte. Tja, es wäre wohl das Beste den Ersatztrafo in die weiche Pampe zu schieben. Er hat ja keine Befestigungslöcher. Dann hält er wenigstens.

[Vagabund]

Da hast du recht, Richard, Wasser geht nicht über 100 Grad, solange es nicht seinen Aggregatszustand geändert hat. Daher geht mein Vorschlag nur für Teer und Wachs.
Ich bin von Teer ausgegangen.

[Richard]

Andreas den Trafo eintauchen nicht untertauchen und es dauert schon eine Weile bis die Temperatur bei der Masse durch ist am besten aber die Temperatur mit-messen.

[Richard]

Hier mal ein Beispiel von 1983 da habe ich diese Elektronik aus der Vergußmasse entfernt.
Dabei war es sehr wichtig die Temperatur von 180°C nicht zu überschreiten um die Elektronik nicht zu beschädigen.

   


Heute würde ich meine Fritteuse hernehmen.
Das Bauteil mit Frittierfett in eine passende Büchse geben.

   

Die Büchse in das Fett der Fritteuse geben die Temperatur einstellen und fertig.
Macht nicht mehr Geruch als Pommes.
Gruß Richard

[Gasherbrum]

Hallo Andreas!

Oje, was ein Trümmerhaufen. Aber Du willst das ja so...

Wenn es mal fertig ist, dann ist es ein grandioses Radio!

[klausw]

...Ich habe lange mit dem Heißluftfön den Teer erhitzt. Leider bekomme ich den defekten Netztrafo nicht aus der Box. Alle Mühe hilft nicht. Habt Ihr einen Tip?  Offenes Feuer? Ich habe nur Angst, dass mir die Box auseinander fällt....

Wie wird die Box denn zusammengehalten? Weichlötzinn? Hartgelötet / Geschweißt?

Radioweichlot schmilzt bei rund 180 Grad. Also, falls der Becher damit gelötet sein sollte, mit der Kochtemperatur erkennbar drunter bleiben; oder schlimmstenfalls nach Entfernung des Trafos neu löten.

k.

[Radiobastler]

Hallo Andreas,

Deine Berichte lese ich immer wieder gerne, ich habe den Eindruck, Du schreckst vor nichts zurück!

Das, und auch ein Restaurationsbericht von Vagabund (Nordmende Carmen), hat in mir den Entschluss geweckt, ein Gerät, welches ich eigentlich zum Ersatzteilträger degradieren wollte, wieder herzurichten.

Es handelt sich hier um einen Nordmende Othello 56 (noch ohne 3D-Effekt), bei welchem der Gehäuselack total hinüber ist.
Auf dem Gehäusedach Risse (komischerweise nur im Lack!) von mehreren Millimetern Breite, die Gehäuseseiteteile ausgebleicht.
Korrektur: Hatte mich beim Typ vertan, es ist ein Fidelio 55

Mal sehen, was draus wird.


Grüße und viel Erfolg

Martin

[Vagabund]

Wie oben schon geschrieben, sind solche Baracken auch genau mein Geschmack. Man hat zwar etwas mehr Aufwand, aber auch eigentlich nichts zu verlieren. Es kann eigentlich fast nur positiv ausgehen, man kann allerhand ausprobieren etc. und man hat den größten AHA-Effekt und Spaß, wenn wieder was schönes draus wird. Bin also voll dabei, wenn Andreas hier wieder was schönes zaubert. Ich kann nur sagen, es mal auszuprobieren mit einem schlechten Radio. Es ist einfach toll, sowas zu machen/zu sehen.

[klausw]

Ich kann nur sagen, es mal auszuprobieren mit einem schlechten Radio. Es ist einfach toll, sowas zu machen/zu sehen.

Das unterschreibe ich. Es kommt sogar noch ein weiterer positiver Effekt dazu, insbesondere bei denen, die schon lange Radiosammler sind:

Man hat über die Jahre vieles an selbst ausgeschlachteten Teilen gehortet, dazu kamen Käufe von irgendwelchen Teilekisten. Umso schöner ist es dann, wenn man die gekaufte Ruine mit Teilen aus diesen gehorteten Schätzen wieder komplettieren und damit spielfähig machen kann.
Wer hat sich noch nicht gefreut, wenn er das fehlende und selten zu findende Emblem aus seinen Gruschpelkisten ziehen kann? Oder die fehlende mittlerweile knappe + teure Röhre seit 25 Jahren liegen hat?

(Meine persönliche Top-Ruine: ein VE 301 B2. Dem fehlt nur noch die Original-Rückwand, die findet sich auch noch irgendwann)

k.

[Andreas_P]

Hallo Freunde,

heute früh war es nun endlich soweit. Ich wollte nun endlich den defekten Körting-Trafo aus der Metallbox haben. Ich bin folgendermaßen vorgegangen.
Meine Frau hat mir eine 2 Literflasche Billig-Speiseöl besorgt. Eine alten Kochtopf habe ich immer. Ein hitzefestes Thermometer mit Fühler hatte ich mir auch besorgt. Es kann bis 300 Grad anzeigen.  Wichtig: Man muss auch an evtl. auftauchende Komplikationen denken. 180 Grad heißes Fett ist ja nun gefährlich. Also habe ich an der Metallbox einen provisorischen Griff gemacht. Alte Zeitung als Ablage auf dem Herd platziert.

Tja und los soll es gehen. Schon bei angezeigten 120 Grad verfärbte sich das Speiseöl schwarz. Es waren dann bereits Luftblasen, die aus der Metallbox kamen, zu sehen. Dann bei gemessenen 180 Grad wurde nach kurzer Zeit das Blubbern stärker. Keine Angst, das ist nicht so stark, dass es spritzt. Ich habe jetzt aber schon die Box langsam aus dem Öl gezogen. Hat man mit dem Zug nachgelassen, blieb die Box trotzdem weiter oben. Also, das löst sich etwas. Dann vorsichtig weiter gezogen, bis das Blechgehäuse raus kam. Der gesamte Dreck incl. defektem Netztrafo blieb im Öl. Bevor ich die schwarze Brühe entsorge lasse ich aber lieber alles abkühlen.

Fazit: Man kann nach Richards Empfehlungen wirklich ein vergossenes Teil auch aus einer großen Metallbox entfernen. Geht wirklich prima! lar, wie Eric das schon schrieb, man muss natürlich schauen, wie das Blech zusammen gehalten wird. Hier war nichts gelötet. Das erkennt man ja.

Richard, Dir vielen dank für den guten Tip. Das ist wieder etwas Nützliches, was hier im forum sicherlich mal wieder Anwendung finden wird.
Was jetzt anliegt? Erstmal die Brühe entsorgen, lüften. Es stinkt doch ganz schön. Also, schaut mal auf die Bilder.

   

   

   

   

   

[Marco]

Würde ich sowas machen könnte ich wahrscheinlich nicht mehr darüber berichten.
Meine Frau würde mich verfluchen, wenn ich Glück hab.
Aber als Plan B wäre da ne Singleherdplatte sicher nicht schlecht.

[Andreas_P]

Hallo Marco,

ja, das mußt Du etwas geschickt machen. 1-2  alte Kochtöpfe habe ich immer liegen. Die bringe ich mir öfter mal vom Sperrmüll mit.
Die Frau - ja klar, die muss außer Haus sein. sonst geht das nicht. Die machen dann Panik.

Eine Singleherdplatte ist gut. Das hatte ich mir auch schon gedacht. Aber, wenn man sie nicht hat... extra kaufen?

Ich habe das heute Vormittag gemacht. Die ganze Zeit gelüftet. An sich stinkt es nicht mehr. Ob es wirklich nicht mehr stinkt, das erfahre ich nachher!

[Andreas]

Hallo Andreas,

... was ich brauche, ist keine Single Herdplatte sondern ein Zelt.
Denn wohnen dürfte ich hier nicht mehr.
Denkst du noch an meine Drehkos?

Grüße von Andreas

[Franz Bernhard]

Einen Singleplattenherd gab es für kleines Geld beim Aldi. Da schaue ich immer mal wieder. Jetzt gab es dort auch Klarlack in der Spühdose für unter 3€. Die Erfahrung zeigt, dass es solche Angebote immer wieder mal gibt.

Ich hätte das ganze unterm Carport gemacht. Da zieht die Luft gut durch, und man kann hinterm Auto in Deckung gehen :-).