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Grundig Teddy Boy T
#1
Nun ist er fertig, der auf einem Trödelmarkt erworbene Grundig Teddy Boy T (das T steht für Transistor). Zuerst ein Bild
und die Beschreibung des fertigen Gerätes.

   

Hersteller: Grundig
Typ: Reisegerät/Kofferradio
Modell: Teddy Boy T
Baujahr: 1958
Röhrenbestückung: DF97, DF97, DF97, DF97, DK96
Transistorbestückung: OC71, OC71, OC72, OC72, OC76
Kreise: 8 AM, 10 FM
Prinzip: Superhet
Wellenbereiche: L, M, UKW
Leistung: 0,2 W
Lautsprecher: per. dyn., Oval
Stromversorgung: 220 V AC / Trockenbatterie 6 V DC
Bedienelemente:  3 Drehknöpfe für Drehko, Lautstärke und Tonhöhe; 3 Tasten für Wellenbereiche
Gehäuse: Thermoplastischer Kunststoff mit Struktur (kein Überzug)
Abmessungen: 310 x 190 x 120 mm
Gewicht: 4,2 kg
Ehemaliger Verkaufspreis: 328 DM
Besonderheit: Bei Batteriebetrieb wird die Anodenspannung (60 V) mit einem eingebauten Transverter erzeugt. Daher keine spezielle Anodenbatterie notwendig.


Der Kaufzustand war erträglich, aber er versprach Bastelarbeit. Nachdem er am Stelltrenntrafo hochgefahren war, spielte
er auf Mittel- und Langwelle, bei UKW brummte er nur.

Beide Antennen waren abgebrochen, aber die Antennenfüße waren vollständig. Die Ferritantenne war aus den Haltern und hing nur noch
am seidenen Faden. Ein Halter war verschwunden. Die Wellebereichstastatur klemmte heftig, ansonsten war das Radio absolut im Original-
zustand, keine modernen Bauteile, ein herrliches Gestrüpp. So sollte es auch bleiben, der Originalzustand sollte erhalten bleiben.

   

   

   

   

   
Der Antennenfuß und der klägliche Rest der Antenne

Am Anfang ist immer die Putzorgie mit Ausbau des Chassis und eventueller weiterer Teile. Der Chassisausbau gestaltete sich schwierig, da die
Firma Grundig Chassis und Lautsprecher zuletzt mit sehr kurzen Drähten verbunden hatte und dieser Umstand nur schwer erkennbar war. Aber,
wie einmal ein Zahnarzt zu mir bemerkte, als er mir einen querstehenden Weisheitszahn entfernen sollte: Rausbekommen haben wir bis jetzt
Alle, mehr oder weniger leicht... Confused

Hier ist es:

   

   

   
Ist das nicht ein herrliches Gestrüpp ?

Eine Suchanfrage im Forum für die Antennen brachte leider keinen Erfolg. Also mußte ähnliches angepasst werden. Ich fand auch eine Firma,
die 6 mm Antennen anbot, leider kürzer als die Originale. Bestellt, schnell geliefert, es waren jedoch 7mm Antennen. Rückgabe und Umtausch
gegen etwas längere Antennen ging mit der Firma problemlos, lediglich ebay machte daraus einen gewaltigen Verwaltungsakt, der unter
dem Pseudonym "Käuferschutz" stand. Es hat anschließend richtig Ärger gemacht, diesen Vorgang zu töten.

Die neuen Antennen wurden des ersten Gliedes (7 mm) beraubt und das darunter liegende 6 mm-Glied mit dem Kugelstück des alten Antennen-
restes versehen. Die Drehbank bekam Arbeit, 2 Kunststoffnippel für die Spitzen und Einbau in die Antennenfüße, es passt. Die Antennen sind
zwar jetzt etwas kürzer, aber man bekommt selten alles originalgetreu.

Den fehlenden Halter für die Ferritantenne hatte ich auch schon gefräst, da fand ich den Originalhalter im vorderen Gestrüpp, ich war wohl
etwas voreilig  Dodgy

Die Tastatur erforderte einige Reigungsarbeit, natürlich wegen der verharzten Originalschmiere. Nach der anschließenden Montage und
Anschluß der internen Antennen ist auch UKW einwandfrei und ohne Brumm zu empfangen. Der Empfang ist auf allen Wellenbereichen sehr
gut, die Tonqualität ist durchschnittlich.

Abschließend noch zwei Bilder vom fertigen Gerät.

   

   

Was mir an diesem Gerät besonders gefällt, ist einmal die gemeinsame Verwendung von Röhren und Transistoren. Zu Zweiten aber besonders das
Vorhandensein eines Spannungswandlers, der es ermöglichte, aus einer 6 V-Trockenbatterie 60 V Anodenspannung zu gewinnen und damit
auf eine zusätzliche Anodenbatterie zu verzichten. Ich vermute, daß dies 1958 bei Kofferradios eine besondere Neuheit war. Haben das Andere
auch gemacht?

Vielen Dank für's Lesen.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#2
Hi,
Superschönes Kofferradio von Grundig und einmal mehr der Beweis, daß Grundig entwicklungstechnisch eines der innovativsten Unternehmen gewesen ist.
Einen Wandler zur Erzeugung der Anodenspannungen zu verwenden ist mir nach diesen alten Grundig Koffergeräten erst wieder in den Videorecordern von Akai zum Betrieb der Ziffernanzeige in den 90igern begegnet. Es gab auch noch Spannungswandler von Blaupunkt für den Betrieb von 12V Autoradios an 6V Bordnetzen, aber sonst hat sich wohl kaum jemand auf dieses nicht ganz einfache Terrain gewagt.
Aber zurück zu diesem wirklich sehr schönen Kofferradio. Super gelungene Restauration und einfach ein zeitlos schönes Design dieses Radios. 328 DM waren Ende der 50iger Anfang der 60iger Jahre eine Stange Geld; dafür mußte die Oma aber eine ganze Menge Strümpfe stopfen. Waren einfach tolle Radios; besonders die Kombination von Transistoren und Röhren, die ja damals schon einen Ausblick in Richtung der Volltransistorgeräte angezeigt haben.

Grüße aus BL

Peter
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#3
Hallo Wilhelm,

das hast Du ein wirklich schönes und technisch interessantes Radio beschrieben. Ich finde besonders die Reparatur der Teleskopantennen ist Dir sehr gut gelungen. Die fehlenden Kunststoffspitzen sind bei diesen Antennen immer wieder das Problem. Mir hatte seinerzeit unser Andreas welche nach Vorlage aus Kunstoff nachgegossen. Die 6 Volt Batterie müsste der Typ Varta No. 431, auch bekannt als Laternenbatterie sein. Die Kombination von Röhren und Transistoren gab es zur damaligen Zeit von einigen Herstellern und wurde sehr schön im Heft 225 der Funkgeschichte von der GFGF beschrieben.
Gruß aus Bremen

Enno
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#4
Sehr schönes Gerät !

Der Drahtverhau ist wirklich heftig und erinnert an Philettas.

Die Hybridlösung Röhren/Transistoren mit nur 1 Batterie (bzw. Akku) wurde um dieses Baujahr öfter verwendet, z.B. bei Akkord; ich habe den da in "blass-erbswurstsuppengrün":

http://www.radiomuseum.org/r/akkord_tran...ux_58.html


Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#5
Hallo, Wilhelm,
sehr schöner Bericht. Interessantes Hybridgerät, auch sehr gut aussehen. Und Du hast es wie neu aus der Fabrik gemacht. Sehr schöne Bilder.
Gruß,
Ivan
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#6
Danke für Eure Beiträge und die Würdigung meiner Bemühungen.
Dazu muß ich aber auch sagen: Es war mal was Anderes und es
hat riesigen Spaß gemacht.

Gruß
Wilhelm

PS. @ klausw
ist erbswurstsuppengrün ein neuer Farbton in der RAL-Tabelle? Big Grin
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#7
Lieber Wilhelm,

sehr schöner Beitrag Wilhelm, sehr gelungene Restauration. Ich hatte mich bei diesem Gerät auch mal mit Harald hier kurzgeschlossen, der ist auch ein Fan davon. Meines ist hier zu sehen: https://dasauge.de/-manamana-design/grun...y-1958-19/

Lieben Gruß,
Markus
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#8
Ja Wilhelm, der ist natürlich viel hübscher als mein Teddy Boy - die rote Farbe ist sozusagen das Sahnehäubchen - dagegen wirkt mein Teddy Boy 59 eher etwas blässlich. Und die weißen Böppel an den Enden der Teleskopantennen haben bei mir auch nicht richtige Tropfenform.

Eine Frage: Auch bei Deinem Gerät zeigt die Rückseite unschöne Flecken (jedenfalls beim Bild vom ursprünglichen Zustand). Ist da auch der dunkle Leim durch den Kunstlederbezug durchgeschlagen? Hast Du die Flecken irgendwie beseitigen können? Bei mir half nichts. Egal welche Reinigungsmittel ich einsetzte, die Flecken blieben. Der Markus würde die Rückseite wahrscheinlich frisch beziehen. Ist mir zu viel Arbeit.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#9
@ julius72

Danke Markus, Dein Teddy ist aber nicht mehr zu toppen, wirklich super!

@ radioljub01

Danke Harald, das macht nur die korallenrote Farbe. Der Überzug bei Deinem Teddy 59
verwundert mich etwas. Wie ich gelesen habe, wurde 1958 die Überzieherei bei diesem
Gerät abgeschafft. Man verwendete stattdessen einen durchgefärbten Kunststoff mit
der charakteristischen Struktur außen. Meiner hat keinen Überzug.

Die Information kommt von www.georg-knoechel.de

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#10
Hallo Wilhelm Smile

Vielen Dank für Deinen tollen Bericht. Das ist ja wirklich ein schönes Koffer~Radio,
allerliebst, und gefällt mir richtig gut Thumbs_up

Viel Freude damit Rose

Beste Grüße aus dem Gartenhaus, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#11
lieber wilhelm,

genau die frage haben harald und ich uns auch gestellt! harald hat tatsächlich noch ein sperrholzgehäuse mit kunstlederüberzug, meine teddy ist aus durchgefärbtem plastik! und ja @harald, ich hätten den tatsächlich nahezu original neu bezogen ;-)
das ist ja alles kein hexenwerk ;-)
danke euch, harald und wilhelm, für das lob!

lieben gruß,
markus
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#12
Hallo Markus, hallo Harald,

daß bei dem Teddy 59 ein Sperrholzgehäuse ist, stellt natürlich alles auf den Kopf. Knoechel
sagte, daß bis zu dem Wechsel auf durchgefäbten Kunststoff generell eine beige Kunststoffschale mit
"Kunstleder" überzogen wurde. Ich glaube, da muß doch nochmal in der Vergangenheit nachgebohrt
werden.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#13
Hallo Wilhelm,

nein, man muss die Geschichte nicht neu schreiben. Markus hatte sich falsch erinnert. Mein TEDDY BOY 59 hat die vom Kollegen Knoechel erwähnte beige-farbene Gehäuseschale aus Kunststoff - nicht Holz. Dieser Kunststoff sieht aus wie der, den man auch für die Drucktastenköpfe der fünfziger Jahre Radios verwendet hat. Bricht auch ähnlich.

Zweifel habe ich an Georg Knoechels Datierung. In den Original-Grundigunterlagen heisst mein Gerät ja "Teddy Boy 59". Aber wer weiss, vielleicht gab es ja dasselbe Gerät in verschiedenen Gehäuseausführungen.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#14
Hallo Harald,

die nun restliche Unsicherheit könnte auch daher kommen, daß Grundig nach
der Umstellung auf strukturierte Kunststoffschalen eine gewisse Zeit parallel
noch lagernde Gehäuse mit "Kunstlederüberzug" ausgeliefert hat (was ja üblich
und logisch gewesen wäre).

Schönes Wochenende (ohne Hagelschlag)
wünscht

Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#15
@harald:
sorry, da hab ich mich wohl falsch erinnert!

@wilhelm:
so wie du es beschreibst, wird es offensichtlich gewesen sein.

mein teddy neigt auch sehr stark zur rißbildung, wie harald es beschreibt.

lieben gruß und schönes wochenende,
markus
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#16
Hallo Markus,

der größte Feind dieser thermoplastischen Kunststoffe ist uv-reiches Licht
und das muß nicht zwangsläufig Sonnenlicht sein. Die UV-Strahlung bleicht
die Farben aus (hauptsächlich blau, rot, gelb) und versprödet das Material.
Es verliert dabei seine Elastizität, bricht oder reißt.

Aber das passt wegen des Überzugs bei Harald schon wieder nicht  Sad

Auch Dir ein schönes Wochenende

Gruß
Wilhelm

PS. Heute Morgen war ich schon wieder auf'm Trödel und auf der Rückfahrt
hatte ich einen Kobold im Auto...  Confused  Später mehr.
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#17
(26.05.2016, 20:27)Wilhelm † schrieb: „...Haben das Andere auch gemacht?...“


Ich bin zwar spät mit meinem Beitrag aber: ja, im Stern 1 (Stern-Radio Rochlitz) findet sich ebenfalls ein Transverter für die Anodenspannung.

HeinerG
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