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Gesellenstück
#1
Hallo,
beim neuerlichen Räumen nach dem Umzug fand ich noch einige Seiten von der Hausarbeit zum Gesellenstück.
 
Im Sommer 1967 beendete ich meine Lehre als Rundfunkmechaniker und natürlich mit einem Gesellenstück.
Bis dahin waren die Renner Röhrenvoltmeter, Musikverstärker, sogar schon ein Stereoradio.
 
Das war mir alles zu trocken und auch nicht praktisch genug, diese Teile staubten meistens in der Werkstatt ein.
Ein HF-Generator, Signalverfolger und schnelles Testen der Phonogeräte ohne Verstärker.
Das wollte ich in einem Gerät bewerkstelligen.
Ich hatte mir schon lange vorher Gedanken gemacht und die Schaltung entworfen.
Aus schon vorhandenen Geräten gekupfert, lediglich die Umschaltung zum Multivibrator ersann ich selber.

Mein Lehrmeister fand die Idee recht erfrischend und ich legte los.
 
Folgende Funktion, welche durch den Tastensatz aktiviert wurden, sollte das Gerät können:
 
  • Signalverfolger um den NF-Verstärker auf seine Funktion zu testen.
  • Über den NF-Eingang Phonogeräte ohne Verstärker zu testen.
  • Multivibrator, der so viele Oberwellen erzeugte und bei AM - Empfängern sogar vom Antenneneingang ein Signal durch brachte.
 
Die Signalverfolgung und der Multivibrator bekamen je einen Tastkopf, diese bekamen ihre Funktion über den Diodenstecker. Diese habe ich entsprechend ihrer Funktion codiert und gekennzeichnet.
Ohne diese Tastköpfe war die Diodenbuchse für den Eingang der NF verschiedener Tongeräte normiert einsetzbar.
Als Schmankerl damals habe ich noch eine EM 84 zur Aussteuerungsanzeige vorgesehen.
 
Das Gerät erhob keinen messtechnischen Anspruch, aber seine Universalität bei der praktischen Fehlersuche ist es noch viele Jahr in der Werkstatt gerecht geworden. Auch der Prüfungsmeister damals in Krakow erkannte das und ich bekam ein "gut"
Später als die Firma zur PGH mutierte durfte ich mir das Gerät nach Hause nehmen.
 
 
Das Chassis aus dem Vollen gebaut, wir hatten wenig Werkzeug für die Metallbearbeitung.
Sägeblatt, Feilen, Tischbohrmaschine und sogar eine Mechanikerdrehbank.
Die Fotos zeigen den ersten Zusammenbau und im Testlauf, vom Finnisch habe ich keine Fotos mehr.
Ich erinnere mich noch an das Gehäuse und auch keine an gefressenen Schlitzschrauben, sowie eine Bespannung des Lautsprechers.
 
Die Dokumentation ist > 50 Jahre und hat doch etwas gelitten.
 
Gerät zum Testlauf zusammengebaut
   

   

Irgendwie kam noch ein Entbrummer ins Spiel
   

   

[attachment=28190]

   

   

Schaltplan mit einer Ziehfeder und  Schablone mühsam erstellt, ohne Cad!!!
Die Schablone habe ich aus dem Westen damals bekommen, sie war Goldstaub
   
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#2
Hallo,

Das waren schöne Zeiten damals und ein sehr schöner Beruf war es auch. Irgendwann hatten dann diese "Koofmichs" das Sagen in den Betrieben und ab da ging es nur noch abwärts bzw um es mit einem Song von der unvergessenen Hilde Knef zu sagen: "Von nun an ging's bergab." Ich habe meine Gesellenprüfung 1970 abgelegt und 1977 dann die erste Meisterprüfung. 2 weitere folgten dann noch im Laufe der Jahre zusätzlich zum BWL-Studium.

Heute sind als Gesellenstücke Präsentationen und irgendwelche Programmierungen von Mikrocontrollern das A und O. So ändern sich die Zeiten. Man braucht ja heute noch nicht einmal mehr zwingend den sog. "Großen Befähigungsnachweis", um selbstständig ein Geschäft zu eröffnen und zu führen. Schade eigentlich; auf diese Art und Weise gehen handwerkliche Traditionen unwiederbringlich verloren. Das ist offenbar aber so gewollt.  [Bild: smiley57.gif]

Grüße aus BL

Peter


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#3
Hi,

ich möchte ja nicht zweigleisig fahren, bei Wumpus habe ich mein Gesellenstück zum Maschinenschlosser auch schon vorgestellt:

   


Da wir aber hier sehr elektronisch sind, möchte ich aus meiner Lehrzeit doch einmal eine Anekdote erzählen:

Zur o.a. Lehre wurde ich durch meinen Bruder "gedrängt", er war bereits bei der Hanomag in Hannover Technischer Zeichner.
Bis zum dritten Lehrjahr hangelte ich mich so durch, dann aber hatte ich die Nase vom "Blaumann" voll.
Ich bewarb mich also bei einem Radiogeschäft zu einer Lehre als Radio- und Fernsehtechniker und wurde angenommen.
Nun brach ich meine Ausbildung bei der Hanomag ab und konnte jetzt einen weißen Kittel anziehen!
Mit dem ging ich dann stolz wie Bolle von der Deisterstraße zu unserer Wohnung in die Lampestraße zu meiner Mutter.
Nun hatte ich den Job, stellte aber nach geraumer Zeit fest, das ist zwar mein Hobby, aber kein Beruf für mich!

Was hat man doch in jungen Jahren für Flausen im Kopf! Smiley18

Also, durch meinen Bruder konnte ich dann doch noch meine Ausbildung bei der Hanomag mit einem halben Jahr Verlängerung mit dem Gesellenbrief beenden.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#4
Mein Gesellenstück zum Maschinenschlosser (neudeutsch Industriemechaniker Maschinen- und Systemtechnik) haben sie einbehalten, war eine Hebelschere zum Papierschneiden. Hat sie kein Papier geschnitten, haste gleich von Haus aus n 4er gehabt. (ohne Funktion). Ich hatte einen guten 2er. (inkl. Pneumatikaufbau und Fehlersuche)
Auf der anderen Seite, mein Gesellenstück würde hier nur verstauben.
Viele Grüße 
Philipp
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#5
(18.07.2016, 11:37)Opa.Wolle schrieb: Hi,

ich möchte ja nicht zweigleisig fahren, bei Wumpus habe ich mein Gesellenstück zum Maschinenschlosser auch schon vorgestellt:




Da wir aber hier sehr elektronisch sind, möchte ich aus meiner Lehrzeit doch einmal eine Anekdote erzählen:

Zur o.a. Lehre wurde ich durch meinen Bruder "gedrängt", er war bereits bei der Hanomag in Hannover Technischer Zeichner.
Bis zum dritten Lehrjahr hangelte ich mich so durch, dann aber hatte ich die Nase vom "Blaumann" voll.
Ich bewarb mich also bei einem Radiogeschäft zu einer Lehre als Radio- und Fernsehtechniker und wurde angenommen.
Nun brach ich meine Ausbildung bei der Hanomag ab und konnte jetzt einen weißen Kittel anziehen!
Mit dem ging ich dann stolz wie Bolle von der Deisterstraße zu unserer Wohnung in die Lampestraße zu meiner Mutter.
Nun hatte ich den Job, stellte aber nach geraumer Zeit fest, das ist zwar mein Hobby, aber kein Beruf für mich!

Was hat man doch in jungen Jahren für Flausen im Kopf! Smiley18

Also, durch meinen Bruder konnte ich dann doch noch meine Ausbildung bei der Hanomag mit einem halben Jahr Verlängerung mit dem Gesellenbrief beenden.
Hallo Wolfgang,
das Gesellenstück sieht echt anspruchsvoll aus in Bezug auf die Metallbearbeitung.
Das war für mich immer eine Fleißaufgabe ohne Ende.
Wo ich erstaunt bin ,ist dem Lehrstellenwechsel, im Osten hatte man eine Lehrstelle, diese wurde durchgezogen bis zum erfolgreichen Ende. Ob Hobby oder nicht, 1964 gab es in meinem Landkreis nur eine Lehrstelle für den Beruf.
Zwischen drin wechseln, eher ein NO GO.
Nur als Rundfunkmechanikerlehrling hätte ich eh nicht gewechselt. Das war mein Traumberuf im kurzen blauen Kittel mit drei Krokoklemmen im Rever. Smiley14
Flausen hatte ich auch, aber andere.
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#6
Keine Ahnung wo mein Meisterstück ist. Bei den Zahntechnikern ist das ja nicht sehr groß.
Es ist mit so viel Leiden und Schmerz verbunden dass ich gar nicht daran erinnert werden möchte.
Mein Meisterbrief müsste irgendwo bei meinen Eltern auf dem Dachboden sein. Ich hab ihn niemals richtig angesehen.
Diese 7 Tage waren so ziemlich die schlimmsten meines Lebens.

Gruß,
Achim
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#7
Na ja, dann werde ich mal etwas "angeben": Big Grin

   

Das ich so abschließen konnte, das hätte mir damals niemand zugetraut!
Nach der Lehre kam dann am 1. Juli 69 die Einberufung zum Bund, gearbeitet habe ich als Schlosser nur 14 Tage.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#8
@Achim
Das ist sehr betrüblich wie Problem behaftet die Erinnerung an Deine Meisterprüfung ist.
Parallel zu meiner Lehrzeit war ich mit dem Zahntechniklabor  am alten Wall in Plau M/P.
Wir haben uns vorzüglich ergänzt, auch der ZA Herr Dr. Stoll.
Ich fand den Beruf sehr spannend.
Wenn ich deinen Tonabnehmerthread lese, erinnert mich das an die zusammen hergestellten Projekte.
Prüfspitzen, Formen für die Alu Gießerei der Bootsbeschläge und auch Gehäuserettungen.  


@ Wolfgang
Gratulation noch nachträglich, kannst stolz sein.
So ein Streber war ich nicht.
Für mein Gesellenstück und die praktische Prüfung gab es ein "gut"
Gesamtnote auf dem Gesellenbrief  ein "befriedigend"
Natürlich sind die Noten schon ein Spiegelbild des Probanden, sagt aber nicht die ganze Wahrheit.
Ich begann im November 67, nach dreimonatiger Arbeit als Geselle, den Dienst bei der NVA, als Funkorter bei den
Das war in Ziegendorf als Funkorter P 12
FLA Raketen  in dieser Abteilung
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#9
Hallo Wolfgang, zu Deinem Persönlichkeitsschutz habe ich die Ablichtung Deiner Urkunde etwas verändert. Bitte achtet auf Eure privaten Daten. Wir bewegen uns hier im öffentlich einsehbaren Raum und Millionen von Menschen haben Zugriff auf diese Daten!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#10
Danke Anton, wenn wir Dich nicht hätten!


Hallo Daniel,
dann waren wir ja beide Fernmelder! Smiley58

1969 - 1975 Kabelaffe, Funker, Truppführer und zum Schluß Fernmeldezugführer,
ab 1975 Fernmelde- und Waffenausbilder in einem Ausbildungszentrum für Reservisten in Loccum.
Hier habe ich dann meine Frau kennengelernt, wir haben zwei erwachsene Kinder und wohnen hier immer noch.

PS.: Streber, ich, faule Socke eher, mit geringstem Einsatz größtmögliches erreichen! Big Grin
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#11
Nein ich war Funkorter auf einer Funkmessanlage für die Feuerleitung 
in dem Raketenkomplex "Wolchos".
Mehr Infos, falls gewünscht geben die Links im vorigen Beitrag von mir.

Die Nachrichtenkompanie  war auch cool.
Bei den Jungs durften wir damals die aktuellen Telexe von "Reuter" einpfeiffen, Olympia 1968, Krise in der Tschechei usw.
Im Gegenzug durften sie bei uns Fahrräder für die unerlaubte Entfernung vom Standort benutzen. Smiley19
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