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Lange 2K 3W Gral
#1
Hallo Freunde,

bei unserem Sammlertreffen in Königs Wusterhausen zeigte mir der Dietmar (DiRu) ein interessantes Lange-Radio. Mir war dieses Gerät bekannt. Ich hatte schon einige Lange-Gehäuse restauriert. Auch dieses Gerät erkannte ich sofort.

Hier soll es mal nicht um die Technik gehen. Das Gerät hat in diesem Bereich wohl schon einiges erlebt. Auch davon erzählte mir Dietmar. Vielleicht stellt er es Euch mal selber vor.

Es dreht sich in diesem Bericht um das Gehäuse. Als Dietmar mir das Gerät zeigte, fragte er mich, ob ich ihm mal Tips geben könnte, wie man im unteren Frontbereich das Furnier stabilisieren könnte.

Als ich das Gerät sah, sagte ich Dietmar, so kannst Du das Radio nicht wieder mit nach Hause nehmen.

Wie stellt sich der Gehäusezustand dar? Schon beim ersten Blick stutzte ich und sagte, um das Gehäuse ist ja überhaupt kein Furnier.

Etwas am Rande. Als ich Anfang der 70 er Jahre anfing Radios aus den 30 er Jahren zu reparieren, gab es noch sog. Müllkippen. Diese dienten damals wunderbar als Radiolager. Die Geräte wurden dort schon etliche Male vom Regen durchnäßt. Als Jugendlicher fragte ich mich, warum um das Holz denn noch eine "Pelle" ist, die sich eh wölbt. Also habe ich die oft entfernt. Den Korpus fein geschliffen, gespachtelt usw. . Dann wurde Holzbeize verwendet. Ja, das ging optisch an sich durch.

Genauso sah Dietmars Radio aus. Aber Furnier war da nie drauf. Das kann noch so labil sein. Entfernt man es, sieht man das schon auf dem Grundholz.

Solch eine Gehäuseverarbeitung fand ich vor Jahren auch an einem österreichischen Kapsch-Radio vor, das ich restauriert hatte. Nach so vielen Jahren hatte ich es trotzdem nachträglich furniert.

Auch nach dem Kriege wurden Gehäuse von Notradios in der gleichen Weise bearbeitet. Auf das Grundholz wird Holzbeize, möglichst dunkel aufgetragen. Zu sehen sind dann nur einige ganz wenige Holzstrukturen. Die Radios sehen dann aus wie Briketts.

Wenn man sich die Gehäusefront von Dietmars Radiogehäuse anschaut, dann sieht man, dass dort unter den Schildern ganz dunkle Stellen sind. Hier wird meine Theorie bestätigt. Das ganze Gehäuse war sehr dunkel.

Ob es nun am Gerätepreis liegen sollte, ob die Gehäuse durchgängig furniert waren oder sehr dunkel gebeizt. Man kann das nicht wissen. Jedenfalls habe ich solch ein Lange-Gehäuse schon als durchgängig furniert überholt. Es war halt heller und lebhafter durch das Furnier.

Es gibt hier 2 Optionen, die natürlich grundsätzlich mit dem heutigen Radiobesitzer geklärt werden müssen.

1. Man versucht, den Korpus, der nicht furniert ist, wieder möglichst dunkel zu beizen. Das Grundholz müßte aber mit Tiefenreiniger behandelt werden, damit das Holz die Beize gleichmäßig annimmt.  Damit das alles paßt, muß man das vordere Furnier auch wieder sehr dunkel beizen. Optisch empfinde ich das als ein sehr totes Radio. Klar, wenn die Skalen als Kontrast dann im Betrieb leuchten mag das gut aussehen.

2. Das würde ich favorisieren: Die äußeren Gehäuseteile bekommen ein schönes Nußbaum Furnier. Das vordere Furnier wird vom Altlack befreit. Dadurch hellt es noch etwas auf. Beide Komponenten müssen dann mit Beize aufeinander abgestimmt werden. Das Lautsprechergitter kann man so dunkel erhalten. Das ist ein interessanter Kontrast. Klar, die losen Stellen im Furnier werden verleimt.

Ja, lieber Dietmar, nun überlege Dir mal, wie Du es haben möchtest. Furnier aus den 30 ern habe ich da. Bitte keine Scheu, wenn Du das so haben möchtest, wie unter 2 geschrieben. Für mich wäre das sogar einfacher.

Ich rufe Dich mal am Samstag Nachmittag an, bis dahin kannst Du Dir das überlegen. Klar, das Gehäuse leidet etwas unter der Originalität. Aber wie schon geschrieben, gab es diese Gehäuse auch komplett furniert.

Natürlich würde mich auch interessieren, wie unsere Forumsfreunde zu dieser Sache stehen.

Hier nun einige Bilder, die den Bericht untermalen sollen.

Ich würde mich sehr freuen, von Euch mal Meinungen zu der Restauration zu hören.

Hier sieht man die interessante, zierliche Front des Radios

   

So wie hier sehen die 3 äußeren Gehäuseteile aus. Die Grundfarbe wurde im Laufe der Jahre fleckig und es wurde irgend ein Lack drüber gejaucht.

   

Hier habe ich, um meine Vermutung zu bestätigen, die 3 Gehäuseteile von Lack und Beize bereinigt. Es bleiben nur 3 farblose, taube Holzschichten.

   

Sehr interessant, unter den Knöpfen und Blechschildern befinden sich diese dunklen Flecken. So dunkel war das Radiogehäuse einmal.

   

Mit diesem Furnier, Dietmar, würde ich Dir den Korpus optisch aufwerten.

Abschließend noch ein paar Worte zu den lange-Radios. Diese Geräte wurden ja in Plauen im Voigtland gefertigt. Sie tauchen nicht mehr oft auf. Wenn man mal eines bekommt, dann hat man Glück gehabt.

Ich habe ja auch ein Lange Gleichstrom-Radio. Das war auch durch die Hölle gegangen und sollte in der Mülltonne enden, bis sich ein junger Technikstudent im Oberharz erbarmte. Der Restaurationsbericht liegt hier vor.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Hallo liebe Radiofreunde
Natürlich würde ich auch die Variante " Neues Furnier " wählen. Aus einem Grund: So ein Radio soll auch Spaß machen beim anschauen und das ist bei mir einer Hauptgründe, warum ich sehr sorgfältig abwäge, ob ein Radio sein äußeres, was im laufe der Jahre Patina angesetzt hat und eigentlich noch gut erhalten ist, so bleibt, wie es ist. Oder, wie ich es bei einigen sehr verwahrlosten Gehäusen ebenfalls vorhabe, Neu furnieren. Als sehr gutes Beispiel möchte ich den Lumophon W23 anführen, Andreas kennt das Radio. Die Front hat schönes Wurzelholzfurnier, links und rechts ist Nußbaum Furnier. Und auf der Oberseite , wie immer, hat sich jemand versucht, vermutlich ist er mit seinem Vorhaben gescheitert, hat das Furnier entfernt und alles mit irgendeiner braunen Beize grob angepaßt. Das sieht völlig daneben aus! Man kann nur vermuten, das ein kapitaler Wasserschaden das Furnier beschädigt hat. Solche Schäden sind meist irreparabel, wie man ja an dem Körting von Andreas sieht. Und auch ich versuche momentan zu retten, was zu retten ist, bei einem Körting Novum Gehäuse, das ebenfalls von Wasserschäden gezeichnet ist.

   
Nicht ganz so dramatisch wie bei dem Lange Radio von Dietmar, aber auch nicht unbedingt ein Hingucker. Die Frontseite ist noch am schönsten erhalten, aber der Rest...

   
Hier kann man nur mit schaudern weggucken. Das ist auch der Grund, warum ich noch keinen richtigen Bezug zu diesem hübschen Radio habe. Bondex oder irgendeine schnöde Farbe, mit der man vielleicht einen Gartenzaun streichen kann, soll hier Furnier vortäuschen. Das ist auch so eine beliebte Variante! Irgendwie mit einer braunen Farbe Glanz vortäuschen. Mich kann so etwas nicht überzeugen.

   
Selbst solche Reparaturstellen kann man sorgfältiger bearbeiten. Hier wurde nur ein Stück Furnier lieblos aufgeklebt. Allein dieser Flicken läßt erahnen, wie das wohl im Fundzustand aussah.

Das ist nur ein Beispiel, wie so etwas aussehen kann.

Man sollte zunächst versuchen so viele Fotos wie es geht von anderen Radios dieses Bautyps zu bekommen. Da Lange Radios so selten sind, müßte man vielleicht auch von ähnlichen Lange Modellen die Furniere vergleichen.

Meine Meinung - Neu Furnieren und dann mit Schellack das ganze Polieren.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#3
Ja, Detlef's Radio ist das beste Beispiel, wie man es macht, wenn das Furnier vom Gehäuse entfernt wird. Also - der Laie macht das so. Es wird das Unterholz fein geschliffen, gespachtelt und dann wird eine Lasurschicht o. ä. darüber gezogen etwas ungleichmäßig. Wenn man keine Ansprüche weiter an die Optik hat, dann ist das durchaus machbar. Also ich möchte heutzutage auch nicht solch eine Arbeit abliefern.

Aber man sieht ja auch, dass teilweise solche Arbeiten  abgeliefert  wurden und das nicht erst mit Beginn der Notradiozeit.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#4
Hallo Freunde,

ja, es steht fest, das Lange-Radio vom Dietmar bekommt nun auch ein neues Furnier. Wir haben gerade telefoniert. Das vordere Furnier wird von der dunklen Beize befreit. Dann wird das neu verleimte Furnier mit dem vorderen Furnier farblich angeglichen und schon hat der Dietmar ein schönes Radio. Wenn dann alles mit Schellack poliert ist, wird das ein richtiger Hingucker.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#5
Hallo Andreas,
ich war zufällig dabei, als dir Dietmar dieses Radio zeigte und du sagtest: "Ich mach' dir das."
Dein Können in Sachen Holzbearbeitung und Oberflächenreparatur ist bewundernswert.
Immer guten Empfang und viele Grüße - Uwe
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#6
Das Lange 2K3W Radio (2 Kreise, 3 Wellenbereiche, Wechselstrom) "Gral" hatte ein wechselvolles "Leben".
"Geboren" wurde es als Radio für Wechselstrom. Irgend wann erlitt es dann eine "Geschlechts"-Umwandlung und wurde (vermutlich) nicht zum Gleichstrom-Gerät (2K3G), sondern zu einem Allstrom-Gerät umgebaut. (Das möglicherweise aber auch erst in einem weiteren Schritt.)
Allerdings wurden die damaligen 18er Röhren dafür verwendet (RENS1894, RENS1884, RENS1823d, ??). Was als Gleichrichter verwendet wurde ist nicht mehr bekannt.
In diesem Zustand erhielt ich das Gerät so etwa Mitte bis Ende der '80er Jahre.
Da die Zink-Druckguß-Wanne des Doppel-Drehko so verquollen war, daß sich der Stator nicht mehr bewegte, mußte der Drehko ersetzt werden.
Weiterhin erfolgte ein Rückbau auf Wechselstrombetrieb. In Ermangelung eines originalen Netztrafos wurde ein Ersatztrafo eingebaut. Die 18er Röhren waren alle noch i.O. Folglich wurden diese weiter verwendet. Dafür bekam der Netztrafo eine Heizwicklung von 20V. Da der Trafo nur eine einfache Anodenspannungswicklung hat, wurde statt einer Gleichrichter-Röhre nun ein Selen-Gleichrichter verwendet, der auf einen 4-poligen Europa Sockel montiert ist.
Der Ersatz des Drehkos bereitete hochfrequenz-technische Schwierigkeiten. Es war damals (noch) nicht möglich, aufgrund von Rückwirkunge bzw. Rückkopplungen den Abgleich so hin zu bekommen, daß die gesamte Durchlaßkurve nur ein Maximum hatte - und nicht deren zwei, die auch noch weit auseinander liegen.
Dieses Problem, aber auch die sicherlich zwischenzeitlich  "gestorbenen" Kondensatoren, muß noch überprüft werden.

   

Die Schaltung des Umbaugerätes.

Ich bin Andreas sehr dankbar dafür, daß er sich bereit erklärt hat, dieses eigentlich eher seltene Gerät wieder äußerlich in einen schmucken Zustand zu versetzten. Gemäß "Radio-Katalog 2" (Erb) stammt der Typ "Gral" aus 1933/34 und damit aus dem letzten Jahr der Existenz der Fa. Lange aus Plauen i. Vogtland.

Und bitte denkt daran:
In den '80ern gab es noch kein Internet. Man mußte folglich nehmen, was man hatte. Da war noch nicht viel mit originaler Restauration.

MfG DR
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#7
Hallo Freunde,

ja auch mit Dietmar's (DiRu) Radiogehäuse geht es aufwärts. Das neue Furnier wurde auf den äußeren Gehäuseteilen verleimt. Dann kam die Entfernung der Überstände. Das Furnier macht sich perfekt. Davon folgen dann noch Bilder.

Ich wollte Euch mal zeigen, was das Gehäuse noch für einen Gehäuseschaden hat. Als ich mit Dietmar über das Gehäuse sprach, zeigt er mir im rechten, unteren Bereich der Front großflächige Furnier-Ablösungen. Zweifellos durch Nässe. Als ich mir nach dem Furnieren mal diese Stellen vornahm, kam es an den Tag, das Furnier hätte man niemals verleimen können. Das Unterholz war an dieser Stelle von Feuchtigkeit regelrecht vergammelt.

 Was tut man in solch einem Fall? Um das Unterholz zu stabilisieren muß man zunächst soviel (diesmal Ponal!) Holzleim in die unteren Schichten spritzen, wie nur möglich. Das obere, labile Furnier sollte gerettet werden. Also, habe ich es mit dem Bügeleisen und einem feuchten Lappen  erwärmt und konnte es danach problemlos anlösen. Das Furnier darf bei solchen Reparaturen nicht gleich mit verleimt werden. Da der Leim ja nass ist, würde der Holzleim das Furnier mit in die Fehlstellen ziehen. Das würde diesmal Beulen im Furnier nach innen erzeugen. Es ist schade, dass der Frontrahmen so stark verleimt ist, sonst hätte ich die vergammelte Gehäuseecke erneuert unter Beibehaltung des alten Furniers.

Aber diese filigranen Streben wären bei Gewalt mit Sicherheit optisch sichtbar zerbrochen.

Ich habe das Grundholz mit Ponal versorgt. Anschließend wurde das Unterholz mit einer Schraubzwinge zusammen gepreßt. Danach habe ich das Furnier auf die nun trockene Baustelle geleimt. Das war die beste Option. Nun konnte auch das Furnier verpreßt werden. Vorab mußte aber nochmal die gesamte rechte Stelle mit einem Bügeleisen durchwärmt werden.

Im Moment befinden sich noch Befestigungsteile am Furnier. Da gibt es dann morgen Bilder vom äußeren Furnier und von der unteren rechten Schadstelle.

Nur soviel, Dietmar, alles ist senkrecht mit Deinem Gehäuse noch etwas Zuwendung und dann. ..

   

   

   

Ja, auch dieses Gerät hat die 80 Jahre überschritten. Da sieht man doch schon größere Schäden. Aber beseitigen läßt sich fast alles.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#8
Oh je, Andreas, wenn ich das zuvor so gesehen hätte, hätte ich Dich nie damit belästigt. Ist mir nun richtig peinlich.
Gruß Dietmar
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#9
Hallo Dietmar,

nein, das sollte Dir nicht peinlich sein. Gerade diese Arten von Gehäuseproblemen reizen mich immer sehr. Es ist hier genauso, wie mit der Technik, man muss für jedes anfallende Problem eine Lösung finden. Es ist immer etwas anderes zu tun, man muss wissen, was. Ich hatte mich doch angeboten, mal das Radiogehäuse in Angriff zu nehmen. So, mit dem Radio wollte ich Dich nicht von KW wieder nach Berlin ziehen lassen. Also, mach Dir keine Gedanken.

Neugierig war ich nun aber auch. Was wurde aus meiner Leimaktion? Alles sieht gut aus. Aber nur im Rohzustand. Hier muss jetzt natürlich geschliffen werden. Das untere rechte Furnier hatte ich mal etwas angefeuchtet, damit man sehen kann, wie das Holz so in etwa aussieht. Die Flecken werde ich noch so gut wie möglich weg retuschieren. Hier kann man auch schon mal das neu verleimte Furnier sehen. Auch hier muss wieder ein Farbangleich vorgenommen werden. Die untere Strebe vom Lautsprechergitter ist auch etwas brüchig. Die muss auch noch verspachtelt werden. Ich vermute, das Gitter wurde vor Dietmar's Inbesitzname des Radios schon mal aus dem Gehäuse genommen. Die untere Leiste war wahrscheinlich noch etwas fest und wurde beschädigt. Dauert alles noch etwas, aber alles wird gut.

Aber, lieber Dietmar, ich wette, Du wirst zufrieden sein. Schau mal hier:

   

   

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#10
Ja dabei lacht dem Andreas sein Herz, wenn er so gefordert wird. Smiley20

Da fällt mir ein das ich ja auch noch zwei Arbeiten zu erledigen habe? Boah, da muß ich die Tage mal drann.....
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#11
(05.09.2016, 11:46)Andreas_P schrieb:  Was tut man in solch einem Fall? Um das Unterholz zu stabilisieren muß man zunächst soviel (diesmal Ponal!) Holzleim in die unteren Schichten spritzen, wie nur möglich.

Wäre da keine Option gewesen, den Gammel raus zu kratzen und mit "unserem Flüssigholz" aufzufüllen?
Gruß,
Uli
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#12
Hallo Dietmar,

ja, Du weißt doch, da haben wir etwas gemeinsam. Hauptsache in Bewegung.

Als ob es Gedankenübertragung gibt? Gerade heute schrieb mich der Marcus wegen seines Edda-Gehäuses an. Aber bei Dir steht das doch alles sicher. Da geht nichts unter und alles braucht eben seine Zeit. Man muss ja auch immer überlegen, was man da machen kann. Also Eile mit Weile. Smile Smile
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#13
Kaum vergeht ein Tag, wo solche Meisterlichen Holzarbeiten gezeigt werden. Ja, das macht Richtig Spaß beim Werdegang dieses seltenen Radios dabei zu sein. Smiley32
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#14
Hallo Freunde,

ja, ich kann ihn förmlich hören, den Dietmar, was ist denn nun mit meinem Gehäuse? Smile

Tja, Dietmar, das hat es heute schon bis in unseren Keller geschafft. Nach nun langwierigen Spachtel und Schleifarbeiten habe ich das Resulatat erreicht, wie das Gehäuse aussehen soll.

Nachdem ich das gesamte Gehäuse noch mal mit feinem Schleifpapier bearbeitet hatte, kam noch eine etwas fummelige Sache.

Das Lautsprechergrill mußte bearbeitet werden. Die untere Strebe konnte mit Spachtel soweit wieder hergerichtet werden, dass man kaum etwas von der ehemaligen Beschädigung sieht.

Schlimmer steht es da schon mit den vier- bzw. rechteckigen Aussparungen. es handelt sich hier um furniertes Holz. Würde man jetzt die Übergänge an den Feldern unbehandelt lassen, so sieht man unschöne, unterschiedliche Furnierschichten. Diese Stellen müssen eingefärbt werden. Und zwar wurde das mit schwarz gemacht. ich hatte mir ein Wattestäbchen genommen. Die Watte wurde in die schwarze Beize getaucht. Vorteil gegenüber dem Pinsel: Einzelne Borsten können nichts überschmieren.

Trotzdem gab es auch einige Übermalungen. diese entfernt man zweckmäßig mit feiner Stahlwolle.

Die nächste Herausforderung: Ich mußte den Beizton so treffen, dass das Außenfurnier mit dem inneren farblich überein stimmt. Es durfte also nicht heller und nicht dunkler werden. Das Lautsprechergitter ist übrigens in einem helleren Farbton belassen. Die Beschädigungen an der Front unten rechts wurden vorsichtig retuschiert. Hier ist nicht mehr viel von den Beschädigungen sichtbar.

Ich habe dann abgewartet, bis die Holzbeize trocken ist. Dann habe ich den Schellack-Auftrag mit Streichpolitur begonnen.

Warum macht man das, wenn man hinterher mit dem Ballen polieren will? Es gibt 2 Gründe. Der erste Grund ist, wenn man mit dem Ballen über das neu gebeizte Furnier reibt, dann hellt man den Beizton partiell auf. Das gibt unschöne Helligkeitsunterschiede, die auffallen. Außerdem ist 2. der Lackauftrag so dünn, dass man schon sehr oft mit dem Ballen über das Furnier gehen müßte. Streichschellack ist etwas dünner und verschließt deshalb etwas die Poren. Nach einigen Pinselaufträgen läßt man das Gehäuse schön abtrocknen. Reibt es dann mit sehr feiner Stahlwolle etwas ab.

Nun beginnt die eigentliche Ballen-Mattierung incl. Bimsmehlbehandlung.

Das Gehäuse ist schon etwas weiter, als auf den Bildern zu sehen. Der Glanz stellt sich nach und nach ein.

Zu den Bildern:

Hier sieht man das Gehäuse nach der Beizung des Außenfurniers

   

Nun das Lautsprechergitter während der Beizung der einzelnen Felder

   

Jetzt sieht man das Gehäuse, wie es wirklich aussieht.
Es ist im Original dunkel gehalten. Das war damals elegant.
Nur das Lautsprechergitter ist heller gehalten.

   

Ja, und hier das Gehäuse mit Blitzlich. Schade ganz so lebhaft wie auf dem Bild ist das Gehäuse nicht.
Man hätte sonst das gesamte Fronfurnier ersetzen müssen. das wäre nicht gegangen, weil das Lautsprechergitter nachträglich verleimt ist. Es wäre also nicht heraus gegangen. Außerdem hätte man das Bild des Gehäuses völlig verändert.

   

Ja, Dietmar, ich hoffe nun, Du bist jetzt etwas zuversichtlicher, was Dein Gehäuse angeht. Ich schätze so im Herbst kann ich mich über Deinen und Henning's Besuch freuen. Bis dahin muß noch ganz schön oft poliert werden.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#15
Klasse, wie ein solch seltenes Teil wieder aufersteht. Thumbs_up 

Jetzt muss ich aber mal eine Frage allgemeiner Natur stellen, die sich bei diesem Gerät förmlich für den Schellack-Laien (mich) aufdrängt:

Dass das Gerät mit Streichschellack behandelt wurde, habe ich begriffen, und auch, dass nach Zwischenschliff es nun mittels Ballenpolitur weitergeht.
Aber: wie "ballen"poliert man ein Frontgitter wie dieses?  Wie zaubert man bei diesem gesamten Skalen-Lautsprecherrahmen den Glanz in die Ecken und lässt das Ganze gleichmäßig aussehen?


Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#16
Ich denke mal im Lautsprechergitter wird mehrmals der Streichschelak genommen, die großflächigen Stellen werden mit Ballen gemacht.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#17
Hallo Klaus und alle Mitlesenden
Ich weiß nicht wie Andreas da vorgeht, aber die Methode bei meinen Arbeiten an solchen filigranen Holzleisten sieht so aus.
Zunächst mit Streichschellack (verdünnt) einstreichen. Etwa 2-3 mal. Gut trocknen lassen, dann mit feinster Stahlwolle leicht anschleifen. Nochmals Streichschellack. Das muß man nun probieren, ob da eine oder zwei Schichten genügen. Das ganze wieder gut trocknen lassen und wieder mit Stahlwolle schleifen. Dann mit einem kleinen Ballen und wenig Schellack und Alkohol , dafür etwas Polieröl die Leisten abpolieren, wie man das bei Schellack üblicherweise macht. In den Ecken bearbeite ich den Schellack nur mit dem Alkohol benetzten Poliertuch des Ballen. Zum Schluß so wenig wie möglich Alkohol verwenden und Polieren-Polieren-Polieren
So hat man früher z.B. an Möbeln die Verzierungen und Holzsäulen poliert. Auch bei Großuhren ist man so vorgegangen.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#18
Lieber Andreas,

Mann, ist das eine Menge Arbeit! Das Ergebnis gefällt mir sehr. Bloß, wie kann ich das wieder gut machen?

Viele Grüße Dietmar
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#19
(18.09.2016, 18:27)Radionar schrieb: Hallo Klaus und alle Mitlesenden
Ich weiß nicht wie Andreas da vorgeht, aber die Methode bei meinen Arbeiten an solchen filigranen Holzleisten sieht so aus.
Zunächst mit Streichschellack (verdünnt) einstreichen. Etwa 2-3 mal. Gut trocknen lassen, dann mit feinster Stahlwolle leicht anschleifen. Nochmals Streichschellack. Das muß man nun probieren, ob da eine oder zwei Schichten genügen. Das ganze wieder gut trocknen lassen und wieder mit Stahlwolle schleifen. Dann mit einem kleinen Ballen und wenig Schellack und Alkohol , dafür etwas Polieröl die Leisten abpolieren, wie man das bei Schellack üblicherweise macht. In den Ecken bearbeite ich den Schellack nur mit dem Alkohol benetzten Poliertuch des Ballen. Zum Schluß so wenig wie möglich Alkohol verwenden und Polieren-Polieren-Polieren
So hat man früher z.B. an Möbeln die Verzierungen und Holzsäulen poliert. Auch bei Großuhren ist man so vorgegangen.

Danke für die Beschreibung. Jetzt ist mir das deutlicher geworden Idea

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#20
Hallo Klaus,

der Detlef hat das schon soweit erklärt. Ähnlich bearbeite ich solche filigranen Gehäuseteile auch. Die größeren Flächen werden mit einem Schellackballen poliert. Die Ecken werden mit einem feinen Haarpinsel ausgestrichen. aber man muß ja auch an die vielen Rechtecke und Vierecke denken, die ja im Lautsprecherausschnitt schwarz gebeizt wurden. Hier werwende ich immer Wattestäbchen, die ich mit Schellack-Politur tränke. Dann wird auch hier mit Stahlwolle gearbeitet. Das Ergebnis kann sich schon jetzt sehen lassen. Bilder stelle ich dann wieder ein.

Hallo Dietmar (DiRu),
ja, etwas Idealismus gehört bei jeder Arbeit dazu. Nun, ich kenne ja auch Deine Auffassung dazu. Klar war das Gehäuse eine Geduldsprobe und ist es immer noch. Aber das Ergebnis kann sich dann sehen lassen. Schon jetzt sieht das Gehäuse perfekt aus. Ist es aber noch nicht. Der Schellack hat leider die Eigenschaft, sich nach einiger Zeit zu senken. D. h. das Gehäuse wird mitunter wieder etwas matt und die Holzporen werden wieder sichtbar. Ja, wenn man das weiß. Also wird dann nochmal ordentlich Schellack aufgetragen, evtl. nochmal in Verbindung mit Bimsmehl. dann hast Du ein perfekt aussehendes Gehäuse. Wer weiß, wann es das Letzte Mal so aussah.

Unser Dietmar aus Siegen hat einen Leitspruch: Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg.

Den finde ich wirklich gut. Denke daran, Du bist auch völlig selbstlos gewesen, als Du mir vor Jahren bei der Gangbarmachung meines AM- Modulators geholfen hattest. Ohne Deine Hilfe wäre ich da aufgeschmissen gewesen. Nun kann ich dir mal wieder  etwas zurückgeben. Ach und ich habe doch noch meinen schönen Ingelen und Du den Specki.

Also, alles wird gut! Thumbs_up
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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