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SIEMENS Phonosuper K43
#1
Hallo Kollegen,

je näher die Fertigstellung des ARCOFAR Plattenspielers rückt, desto mehr beunruhigt mich die Tatsache, dass ich dessen Wiedergabequalität mit keinem anderen Gerät vergleichen kann.
 
Ich besitze nur ein Gerät, mit dem man 78er Platten abspielen kann. Und dieses befindet sich noch im unreparierten Zustand. Einen SIEMENS Phonosuper K43, den ich vor einiger Zeit geschenkt bekommen habe. Als ich ihn damals nach Hause transportierte, klapperte etwas unter dem Deckel. Als ich nach Öffnen des Deckels sah, dass das Tonarmgelenk gebrochen war, habe ich ihn schnell wieder geschlossen und das Gerät in eine Ecke verfrachtet. Aber nun muss ich es ja wohl oder übel reparieren. Hier die Daten:

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Hersteller: SIEMENS
Typ: Phonosuper
Modell: K43
Baujahr: 1954
Fabr. Nr:
765 103
Zwischenfrequenz: 468 kHz / 10,7 MHz
Röhrenbestückung: EF80 EC92 ECH81 EF89 EABC80 EM80 EL84/ 1 Selengleichrichter SSFB 250 C90
Stromversorgung: Wechselstrom, 110, 125, 220, 250V~
Wellenbereiche: LW, MW, KW, UKW, Ortssender MW (OM)
Bedienelemente:
Front:
- links: Lautstärkeregler / Ferritantenne
- rechts: Senderwahl - getrennte Knöpfe für MKL und UKW
- unten Höhen- und Tiefenregler
- Auf dem Chassis 2 Spindeln für die Einstellung des OM
Gehäuse: Holz
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Antenne, Erde, Phono, Zusatzlautsprecher
Plattenspieler: Typ PS9 mit Elac System, Motor läuft immer mit 110V~
Abmessungen (BHT): 62,0 x 43,0 x 41,0 cm
Gewicht: 19,7 kg
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Schaltbild, Abgleichvorschrift und die berühmten SIEMENS Ersatz-Abstimmhalme für die ZF-Filter lagen im Gerät. Hier der Schaltplan:

   

Radio

Ein paar Bilder von dem Gerät im Anfangszustand:

                           

Von der Chassisunterseite gibt es noch keine Bilder.... aber ich habe schon gesehen, dass das viel Arbeit wird -> viele durchgebrannte Widerstände.

Das Gerät hat lange bei meinem Arbeitskollegen auf dem Scheunenboden gestanden - und wurde nie repariert. Die Staubschicht spricht Bände:

       

Plattenspieler

Und nun zum Plattenspieler: Ein PS9 mit ELAC-System mit Duplo-Saphir - Stellungen N und M:

                           

Irgendwie sitzt die Nadel nicht ganz gerade im System.

Ich frage mich, welcher ELAC System Typ das wohl ist. Nach Antons Kopie des ELAC Katalogblattes würde ich auf Typ KST9 (weil grün) mit Nadel SNM9 tippen.

   

Inszwischen habe ich den Plattenspieler gereinigt, den Tonarm mit Sekundenkleber zusammengesetzt (ist kaum noch etwas vom Bruch zu sehen) die Mechanik der Geschwindigkeitsverstellung und die Plattentellerachse gefettet usw. Sieht schon manierlicher aus:

       

Aber er bollert beim Laufen ganz fürchterlich. Übrigens läuft er mit 110V~ ! Die 33 und 45 Rpm Stellungen laufen immerhin der Stroboskopscheibe nach zu urteilen korrekt, aber die 78 Rpm nicht so richtig. Nun ist der Gummi des Antriebsrads auch ziemlich verhärtet und angeknabbert. Bekommt man sowas irgendwo nachzukaufen. Ich muss den Durchmesser noch mal nachmessen.

Vermutlich muss man auch noch die Stufenwelle des Motors ordentlich putzen.

Die Gummiauflage des Plattentellers ist total verhärtet und deformiert -> man sieht die Verstärkungssicken des Plattentellers durch den Gummi.

Soweit bin ich mal. Eigentlich wollte ich bloß mal kurz das Gerät in Ordnung bringen, damit ich meine 78er Platten darauf alternativ zum ARCOFAR abspielen kann - und schon hat man wieder ein neues Projekt am Hals.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#2
Zitat:Eigentlich wollte ich bloß mal kurz das Gerät in Ordnung bringen...

Der ist gut! Big Grin

Ambitioniertes Projekt, Harald. Der Kasten wäre für viele wohl eher ein Teileträger oder was für den Schrotti...

Bin gespannt! Smile
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#3
Bollern > vermutlich eine Delle im Treibrad durch das langes stehen. Das ist nicht mehr reparabel.
Nachkaufen > Leider nicht, es gibt Leute, die beschichten die Räder neu mit Gummi, aber das ist wohl ziemlich teuer.

Bitte mal den Durchmesser mit Gummi messen, die Höhe des Rades und den Innendurchmesser der Aufnahme. Dann schaue ich im "Räderlager" nach.

Tellerauflage > Leider ein oft vorgefundenes Übel. Durch das Alter und Lagerung entweichen die Weichmacher, der Gummi wird spröde. Manchmal zersetzten sich die Auflagen aber auch durch chemische Reaktionen im Laufe der Zeit zu einem teerigen Matsch. Das ist noch schlimmer.

> Bitte auch mal Durchmesser der Tellermatte messen. Vielleicht habe ich passenden Ersatz.

Tonabnehmersystem > KST9 ist rot/grün, meint: eine Schale grün, eine Schale rot (oben/unten). Ganz grün ist wahrscheinlich das KST8. Wäre aber auch egal, da die Bauform gleich ist. Tut es denn noch? Test geht einfach: 2 Prüfkabel mit einseitig Krokoklemme an jeweils einen Kontakt des Systems, am anderen Ende Bananenstecker an die TA Buchsen eines funktionierenden Röhrenradios anschließen (Bitte kein Allstromradio, das weißt Du sicher selbst, schreibe es nur, weil auch unerfahrene Mitglieder Mitlesen), Lautstärkeregler auf mittlere Einstellung, TA Taste drücken und mit dem Finger über die Nadel streichen. Hörst Du das laut im Radio, ist das System noch tauglich.

Achja, den Motorpulley musst Du noch gründlich von alten Gummi- und Dreckanhaftungen befreien und zum Schluß entfetten. Da überträgt sich sonst jeder Krümel als Rückkopplung auf den Teller und der Verstärkt das Gerumpel noch. Ebenso kann der Schlupf zu groß sein, wenn noch Fett anhaftet. Auch den Tellerinnenrand gründlich reinigen und entfetten. Eventuell sogar mit feinem Schmirgel etwas aufrauhen.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#4
Ich kann ja mal mit ein paar verschiedenen Plattenspielern vorbeikommen, von Grammophon bis ?
Dann musst diese verweste Kiste nicht weiter ... ach, Du bist wie Andreas - je ranziger ein Radio, desto gut Wink
Gruß,
Uli
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#5
Hallo,

Ich habe auch noch so einen Boliden stehen (K53). Das hatte ein Vorbesitzer kurzerhand um ein Bandgerät erweitert. Vielleicht ist das auch die Lösung für Dein Problem? Undecided 
Hier der Link zu meinem DRF Beitrag  http://dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=32&t=22702

Gruß Matthias
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#6
Was mir noch einfällt, zu den nicht gut laufenden 78 r.p.m.: Wenn die Dämpfungsgummis an der Motoraufhängung evtl. schon etwas zusammengesunken (geschrumpft) sind, hängt der Motor zu tief und das Treibrad trifft evtl. nicht mehr richtig auf die Reibfläche des Motorpulleys. Abhilfe können hier Hahn-Dichtscheiben aus dem Sanitärbereich schaffen. Dazu den Motor nach oben drücken, die alten Gummipuffer über dem Chassis sauber abschneiden und den Raum zwischen Chassis und Sprengring mit den neuen Gummischeiben ausfüllen. Dann hängt der Motor wieder in der richtigen Höhe.
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#7
@ Thorsten: Ja, mit der Elektrik kenne ich mich aus. Das ist schnell erledigt - wenn nicht gerade jemand am HF-Teil herumgefummelt hat. Vor Schallplattenspielern drücke ich mich immer.

@Uli: Stimmt schon. Was ich hier mache grenzt an Mumienschändung. Aber ich muss doch auch mal irgendwann lernen, wie das mit den alten Schallplattenspielern funktionierte. Und dieser hier ist so ergreifend einfach aufgebaut - das kriege sogar ich hin.

@ Anton: Danke für Deine Ratschläge! Gut, wenn es Leute gibt, die sich auskennen! Ich habe Deine Ratschläge befolgt, und folgendes gemacht:

-  Die Ablaufbahn des Treibrads auf der Plattentellerinnenseite gereinigt. Stark anhaftende Gummireste des Treibrads mit einem Skalpell von der Ablauffläche abgehoben. Mit Autopolitur super sauber geputzt und zum Schluß mit Benzin abgewaschen. Wenn man jetzt mit der Uhrmacherlupe schaut, sieht man, dass die Vernickelung stellenweise winzig kleine Korrosiosnsaufbrüche hat. Die nagen den Gummi des Treibrads natürlich schneller weg als gewöhnlicher Abrieb. Aber wie gesagt, diese Pickel sind winzig.

           Plattenteller-Außendurchmesser: 24,5 cm
           Gummimatte-Außendurchmesser: jetzt im geschrumpften Zustand: 23 cm

-  Den Gummirand des Treibrads mit Isopropanol gereinigt - die Oberfläche war vorher etwas klebrig - jetzt nicht mehr.
           Treibrad-Aufnahme: 4 mm.
           Treibrad-Außendurchmesser: 40,5 mm. Die Alu-"Felge" hat 35,5 mm
           Treibradhöhe: Teller: 3mm, gesamt: 7,5 mm

   

-  Unter dem Treibrad lagen zwei Pertinaxscheibchen von jeweils 0,5mm Stärke. Die habe ich von unten nach oben umgesetzt, sodaß das Treibrad jetzt um 1 mm tiefer liegt. So läuft es jetzt sehr schön mittig auf den Motorpulley-Stufen. (Vorher lief es auf den Kanten). So brauche ich zunächst einmal nichts an der Motoraufhängung zu machen.

- den Motorpulley mit Autopolitur so lange geputzt, bis keine Gummianhaftungen mehr zu sehen waren. Zum Schluss mit Benzin entfettet.

Der Plattenspieler läuft jetzt einwandfrei auf allen drei Geschwindigkeiten - mit Stroboskopscheibe überprüft. Rumpeln tut er noch ein wenig, was wohl an der unebenen Oberfläche das Treibrads liegt - der Rest sollte eigentlich in Ordnung sein.
 
Aber immerhin, was für ein Unterschied! Nun kann man auch 78er Platten ohne Gejaule hören. Vorher jaulte es unerträglich! Das Tonabnehmersystem funktioniert jedenfalls einwandfrei.

Vielen Dank für die Ratschläge, Anton. Wenn Du so ein Treibrad hättest, würde ich es Dir gerne abkaufen - wie auch eine Tellerauflage. Die alten Grammohone - wie auch das im ARCOFAR - hatten doch so eine schöne Samtauflage. Bekommt man so etwas noch?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#8
Wegen einer Plattentellerauflage aus Gummi und Treibrad werde ich Nachschauen. Die Samtauflagen waren keine Solchen, sondern passend geschnittene Tücher, die in der Mitte einen Metallring aufgepresst hatten. Die dafür vorgesehenen Plattenteller hatten einen gefalzten Rand, in den der äußere Rand des Tuches eingeklebt wurde. Mann muss also sagen, es waren mit Samt bezogene Teller und keine Auflagen. Wenn ein Teller eine solche Bespannung vorher nicht hatte, ist er dafür auch nicht geeignet, Diese nachträglich aufzubringen, weil die Falz am Tellerrand fehlt. Wenn aber ein Samtbezug vorher da war, lässt er sich auch erneuern. Dafür kann man ein normalen (dicken) Samtstoff kaufen und passend rund schneiden (entsprechend größer für den Teil der im Rand verschwindet) und muss in der Mitte wieder einen Ring einpressen. Sonst franst der Stoff halt aus und schlägt Wellen.

Da hast Du großes Glück, dass das Tonabnehmersystem noch funktioniert. Diese Art von Systemen ist sehr anfällig für feuchte Lagerung und dann meist defekt. Vermutlich war die Scheune doch gut belüftet und trocken. Auch sonst ist der Plattenspieler noch schön erhalten. Gebrochene Tonarme findet man häufig und die habe ich auch meistens kleben können. Macht doch auch mal Spaß, sich um solche mechanischen Teile zu kümmern, besonders wenn sie nachher wieder schön laufen, oder? Smile
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#9
Frage an den Spezialisten für Plattenspieler:

Das Reibrad übersetzt die Motor-Drehung auf die Drehung des Plattentellers. Dafür wird es mit einer Feder an die (gestufte) Motorachse und an die Innenseite des Tellers gedrückt.
Dann ist aber der exakte Durchmesser des Reibrades eigentlich nicht wichtig, so lange es nur an beide richtig angedrückt wird? Folglich müßte man ggf. ein "eingedelltes" Reibrad (mit etwas Glück) auch etwas abdrehen können?
Liegen hier Erfahrungen vor?

MfG DR
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#10
Es ist richtig, dass der Durchmesser dieses Rades unkritisch für die Drehzahl ist. Ich habe schon bei einem Exemplar mit feinem Schleifpapier schon mal das Rumpeln reduzieren können. Wichtiger ist, wie schon genannt, der Anpressdruck.

Matthias
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#11
Grundsätzlich ist der Durchmesser des Treibrades für die Geschwindigkeit nicht maßgeblich, das ist richtig. Oft ist aber das Treibrad mit seinem Durchmesser so berechnet, dass es zwar frei schwingt, aber nicht zwischen Teller und Motorpulley hindurchrutschen kann und richtet sich auch nach dem Abstand von Motorpulley und Tellerrand. Es steht quasi im Dreiecksverhältnis zwischen Tellerand und Motorpulley, wodurch ein gewisser Anpressdruck und damit Grip entsteht. Wird das Treibrad verkleinert, tritt häufig der Fall ein, dass dieses Verhältnis nicht mehr stimmt. Entweder der gewollte Anpressdruck nimmt ab, oder das Rad rutscht einfach aus seiner gewollten Stellung heraus, was den gleichen Effekt hat. Je nach Bauart kann es sogar sein, dass das Treibrad nicht mehr den Motorpulley berührt, weil es durch eine Mechanik auf Abstand gehalten wird.

Ergo ist es immer besser, den gleichen Durchmesser wieder zu verwenden. Dabei kommt es auf einen zentel mm sicher nicht an. Die Druckstellen sind aber oft bis zu 3mm tief. Um die abzudrehen, würde zuviel Material fehlen, bzw. im ungünstigsten Fall, wäre man schon sehr dicht am Metall des Rades. Eine so tiefe Druckstelle entsteht z. B., wenn das Reibrad durch Federdruck für sehr lange Zeit an den Motorpulley herangezogen-, und diese Stellung nicht verändert wurde. Das kommt durchaus häufiger vor, wenn die Geräte lange am Dachboden oder im Keller liegen. Der Motorpulley drückt sich dann in das Gummimaterial, dass beginnt auszuhärten und diese Form behält. Viele Plattenspielermodelle bieten daher eine "Leerlaufstellung" bei der Geschwindigkeitseinstellung an. Diese sollte immer nach Gebrauch eingelegt werden, damit das Treibrad freigestellt wird. Andere Plattenspieler hatten bereits eine automatische Freistellung des Treibrades, nach Abschaltung am Plattenende. Sowas stand meist auch als Hinweis in den Bedienungsanleitungen. Heute weiß dass kaum noch Jemand.

Sorry für den langen Exkurs. Ich tue mich immer etwas schwer, so komplexe Zusammenhänge in wenigen Worten verständlich auszudrücken.
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#12
(13.10.2016, 23:25)radioljub01 schrieb: Hallo Kollegen,

je näher die Fertigstellung des ARCOFAR Plattenspielers rückt, desto mehr beunruhigt mich die Tatsache, dass ich dessen Wiedergabequalität mit keinem anderen Gerät vergleichen kann. (...)
 Soweit bin ich mal. Eigentlich wollte ich bloß mal kurz das Gerät in Ordnung bringen, damit ich meine 78er Platten darauf alternativ zum ARCOFAR abspielen kann - und schon hat man wieder ein neues Projekt am Hals.

Da hast du Dir ja wirklich ein "beachtliches" Parallelprojekt gesucht, Harald. Kein Zweifel, der Siemens erfordert Arbeit, aber das Gerät lohnt den Aufwand.

Nur eines habe ich nicht begriffen: Möchtest Du einfach ein zweites Gerät, um den 50er Jahre Plattenhörgenuss dem Plattenhörerlebnis eines 30er Jahre-Gerätes mit Grammophonnadel gegenüberzustellen? Oder willst Du den Siemens als Referenzgerät zur Bewertung des Reparaturerfolgs am Arcofar nutzen?

Dazu muss man anmerken, dass da schon recht deutliche Klangunterschiede existieren werden, zumal das Arcofar-Tonkopf-System noch komplett zerlegt und aufgearbeitet werden muss (entrosten, Anker neu lagern, einstellen....), um wieder gut zu klingen.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#13
Vielen Dank für Eure Diskussionsbeiträge! Ich lerne etwas über Schallplattenspieler! Genau, wie Anton sagt: So etwas macht auch mal Spaß!

Mir ging bei der Treibrad-Thematik noch folgendes durch den Kopf:

Nehmen wir mal an, der Knopf zur Geschwindigkeitswahl stand all die Jahre auf dem Scheunenboden in Stellung "Leerlauf" - kann man dann davon ausgehen, dass der Gummi homogen über den Umfang härtete - also dort, wo er beim Abspielen gegen der Plattenteller gepresst wurde ? Wenn er das tat und dieser Prozess bevorzugt an der Oberfläche stattfand, dann verstehe ich, dass der Matthias manchmal Erfolg hatte. Man legt den noch elastischen Teil des Gummis wieder frei und das Treibrad schmiegt sich wieder besser an den Plattenteller an.

Ist der Treibradgummi bis in größere Tiefe verhärtet - oder auch nicht gleichmäßig über den Umfang, führt diese Methode nicht zum Erfolg. So zum Beispiel wenn der Gummi eine Delle hat. Irgendwann ist man mit dem Abtragen des Gummis auf der Felge angelangt - so wie Anton es beschreibt.

Man könnte sich auch vorstellen, zur Erhöhung des Anpressdrucks eine stärkere Feder einzubauen. Dabei wäre mir auch nicht wohl zumute. Man soll nie an zu vielen Parametern drehen. Bei verhärtetem Gummi würde es auch nichts nützen - es würde trotzdem bollern.

Schaut man sich den Treibradgummi genauer an, so sieht man, dass der äußere Rand gestuft ist. Ich frage mich, ob das im Originalzustand auch schon so war, um die Anschmiegung an Pulley und Plattenteller zu verbessern. Jedenfalls sieht es nicht so aus, als ob der Gummi durch die nicht mehr korrekte Höhenposition durch die Kanten des Motor-Pulley weggehobelt wurde.

@ Klaus: Ich wollte einfach ein zweites Gerät haben, auf dem ich mir 78er Platten anhören kann. Natürlich muss man Unterschiede in der Wiedergabequalität erwarten - selbst dann wenn man das ARCOFAR System überarbeitet hat. Aber das ist ja auch ein wenig das Ziel des ganzen Unterfangens. Ganz abgesehen davon, finde ich das Gerät aber auch aus anderen Gründen ganz interessant. Es ist z.B. das einzige Gerät in meiner Sammlung von Siemens Geräten (53, 83, 540, K43, C50, A7, B7), das diese OM-Taste hat. Leider hat es eine EM80 als magisches Auge. Da muss ich noch schauen, wo ich für annehmbares Geld ein vernünftig leuchtendes herbekomme. Aber das ist eine andere Geschichte.  

Du hast mich übrigens auf etwas gebracht, an das ich vorher noch garnicht gedacht habe:

Ich habe neulich in der Bucht einen ganzen Schwung 78er Platten erstanden, die alle schon nicht mehr so toll aussehen und bei deren Abspielen sich mir ein wenig die Nackenhaare hochstellen. Macht nichts, Wissenschaft fordert Opfer. Bibi Johns mit "Wo, wo wo ist Dixyland" und von Catarina Valente und Peter Alexander gezwitscherte Medleys sind nicht so mein Geschmack. Die habe ich jetzt also bei der Instandsetzung des K43 Plattenspielers verwendet, und dabei haben sie mir gute Dienste geleistet.

Jetzt mein Punkt: Ist das Material dieser, vermutlich in den fünfziger Jahren gepressten Platten, eigentlich noch dasselbe, wie man es bei den alten 78er Schellackplatten verwendet hat, oder sind diese Platten nach Abspielen auf dem ARCOFAR mit 150g Auflagegewicht als nächstes reif für die Tonne? Es könnte ja sein, dass man mit dem Aufkommen der Leichtgewicht-Tonarme die Materialkomposition der Platten geändert hat? Dann graviert man vielleicht beim Abspielen dieser Platten auf dem ARCOFAR neue Rillen auf die Platte? Ich meine, auch dann wenn man jedes Mal eine neue Nadel verwendet? Sollte man da vielleicht wirklich nur Platten aus den 30er / 40er Jahren abspielen?

Ihr merkt schon, dass ich mich nie mit der Schallplatten-Thematik beschäftigt habe.

Danke, Anton, für die Erklärung der Geschichte mit dem Samtstoff!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#14
(15.10.2016, 13:18)radioljub01 schrieb: Man könnte sich auch vorstellen, zur Erhöhung des Anpressdrucks eine stärkere Feder einzubauen. Dabei wäre mir auch nicht wohl zumute. Man soll nie an zu vielen Parametern drehen. Bei verhärtetem Gummi würde es auch nichts nützen - es würde trotzdem bollern.

So ist es Harald. So wie die einzelnen Komponenten in der Elektrik eines Radios zueinander berechnet wurden, verhält es sich auch in der Mechanik der Plattenspieler. Ändert man an einer Stelle etwas, kann das Auswirkungen auf das Gesamtverhalten haben. Insobesondere bei der Laufgeschwindigkeit hat man schnell keinen Spaß mehr am Musik hören, wenn die Geschwindigkeit nur ein wenig zu schnell oder zu langsam ist. Das hört man nichtmal immer sofort und auch nicht bei allen Platten, irgendwann aber fällt es dann doch auf.

(15.10.2016, 13:18)radioljub01 schrieb: Schaut man sich den Treibradgummi genauer an, so sieht man, dass der äußere Rand gestuft ist. Ich frage mich, ob das im Originalzustand auch schon so war, um die Anschmiegung an Pulley und Plattenteller zu verbessern. Jedenfalls sieht es nicht so aus, als ob der Gummi durch die nicht mehr korrekte Höhenposition durch die Kanten des Motor-Pulley weggehobelt wurde.

Es gab durchaus Treibräder die in der Mitte einen schmaleren Streifen Gummi hatten. Dass sollte die Nebengeräusche beim Laufen reduzieren. Gestuft (in 2 Stufen) habe ich noch kein Treibrad gesehen, dass so original gewesen wäre.

(15.10.2016, 13:18)radioljub01 schrieb: Jetzt mein Punkt: Ist das Material dieser, vermutlich in den fünfziger Jahren gepressten Platten, eigentlich noch dasselbe, wie man es bei den alten 78er Schellackplatten verwendet hat, oder sind diese Platten nach Abspielen auf dem ARCOFAR mit 150g Auflagegewicht als nächstes reif für die Tonne? Es könnte ja sein, dass man mit dem Aufkommen der Leichtgewicht-Tonarme die Materialkomposition der Platten geändert hat? Dann graviert man vielleicht beim Abspielen dieser Platten auf dem ARCOFAR neue Rillen auf die Platte? Ich meine, auch dann wenn man jedes Mal eine neue Nadel verwendet? Sollte man da vielleicht wirklich nur Platten aus den 30er / 40er Jahren abspielen?

Nein, die Härte der Schellackplatten war in den 20er Jahren nicht anders als in den 50er Jahren. Aber die Rillenbreite hat sich verändert. Die Rillen wurden mit den Jahren schmaler. Man kann alle Schellackplatten sowohl mit Stahlnadel, als auch mit Saphir abspielen, aber das Zweitere ist natürlich um ein Vielfaches schonender. Die Klangqualität bleibt beim Saphir mit Leichtgewichttonarm extrem lange gut erhalten. Bei Platten, die früher viel mit Stahlnadel gespielt wurden, nimmt das Rauschen immer mehr zu. Noch dazu haben dies Platten oft Nadellöcher vom unsanften Absetzen der schweren Tondosen. Ebenso hielt man sich auch schon früher nicht immer an die Regel, pro Plattenseite!! eine neue Nadel zu verwenden. Man hörte ja zunächst keinen Unterschied, aber die Platte litt unter jeder doppelt benutzten Nadel weiter. So sorgen Platten, die viel mit dem Grammofon gespielt wurden, beim Abspielen mit Saphirnadel für eine erhöhte Abnutzung Derselben. Zu Vorführzwecken und gelegentlich und mit stets neuer Nadel jedoch, hätte ich keine Bedenken auch eine gut erhaltene Schellackplatte auf einem Gerät mit Stahlnadel abzuspielen.
Besonders wertvolle Platten würde ich allerdings nur elektrisch mit Kristalltonabnehmer und Saphir Abspielen.
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Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#15
So, Suchaktion insoweit erfolgreich:


.jpg   Harald.jpg (Größe: 306,69 KB / Downloads: 455)

- Treibrad sollte in den Abmessungen passen, ist aber auch das Einzige, dass da hinkommt. Ein Versuch ist es wert, ob es damit besser wird.

- Tellermatte in grün, leider nur mit Durchmesser 22cm, vielleicht erstmal besser als der harte Knochen der im Moment auf dem Teller liegt? An der Unterseite sind noch 3 Gumminippel. Wenn die stören kann man die auch absäbeln. Alternativ könntest Du Dir auch ein rundes Stück, etwas dickeren Filz in einem Bastelladen oder beim Hutmacher oder so zuschneiden lassen.

- Lege Dir noch eine russische EM80 bei. Von den technischen Werten gleich zur üblichen EM80, aber der Glaskolben ist etwas dicker und die Anschlussstifte sind im Bezug auf den Leuchtschirm etwas verdreht am Boden des Glaskolbens. Die Belegung ist aber identisch. Das kann bei manchen Einbauhalterungen in Radios leichte Änderungen notwendig machen, ist aber eher selten. Die Röhre ist jedenfalls ungebraucht.

Geht nächste Woche als Päckchen auf die Reise.
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Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#16
Recht herzlichen Dank für Deine detaillierten Erklärungen, Anton. So langsam beschäftige ich Dich "full-time" mit meinen Fragen. Entschuldige, aber so ist das wenn man jemand am Wickel hat, der sich auskennt. Den quetscht man aus. Aber das gibt sich wieder!

Vielen Dank für's Nachschauen. Die Plattentellerauflage werde ich gerne probieren, wie auch das Treibrad.

Ich habe auch gerade in meinen Röhrenkisten gewühlt und dabei noch 7 Stück "6E1P" , also das russische Pendant zur EM80 gefunden. Dann habe ich mich erinnert, dass ich vor Urzeiten mal für wenig Geld ein 10er Pack von jemand aus der Ukraine gekauft habe.

Trotzdem danke ich Dir herzlich für Dein Angebot. Wie Du schon sagtest, ist die 6E1P etwas dicker und auch etwas länger als die EM80. Macht nichts. Im K43 wird die EM80 in einer recht dehnbaren Gummitülle gehalten und die Fassung ist aufgesteckt (also nicht irgendwie richtungs-arretierert). Die versetzten Pins stellen also auch kein Problem dar.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#17
Heute will ich nun endlich berichten, wie es mit der Reparatur des SIEMENS K43 weiterging.

Plattenspieler

Anton hatte mir ja ein Original-Treibrad mit noch wunderbar elastischem Gummi, eine Plattentellerauflage, und einen Nadelträger SNM9 zukommen lassen. Vielen Dank noch einmal, Anton!

Der alte bröckelige, braune Gummibelag wurde entfernt, der verchromte Plattenteller geputzt und die neue, grüne Gummiauflage mit einigen Tropfen Photokleber darauf fixiert.

So sieht das Plattenspielerfach jetzt aus:

   

Der Plattenspieler funktioniert jetzt in allen Geschwindigkeitsbereichen einwandfrei. Kein Bollern mehr, noch noch ein leises Sirren. Was mir auffiel, war die Tatsache , dass man die Lautstärke bei Schallplattenwiedergabe viel stärker aufdrehen muss als bei Radioempfang. Vielleicht ist das System "KST 8" doch nicht mehr so ganz intakt.

Zwei letzte Punkte verwirren mich:

   

Die Tonarmstütze (links im Bild ) hat zwei Ringnuten. Wurde da beim Transport eine Klemmfeder eingehängt, um den Tonarm zu fixieren?

Das Plastikteil rechts im Bild flog lose im Gerät herum. Keine Ahnung, wozu das gedient haben könnte???

Aber das sind Nebensächlichkeiten. Auf jeden Fall läuft der Plattenspieler wieder sehr schön und sieht auch wieder toll aus. Ich finde dass die grüne Gummiauflage sehr gut zur Lackierung des Plattenspielerchassis passt.

Radioteil

Bis jetzt habe ich mich nur über den Plattenspieler ausgelassen, da mir dieser besonders am Herzen lag. Nun zum Radio:

Nach Auswechseln einiger Rollenkondensatoren, eines Widerstandes und zweier Elkos funktionierte das Radio auf UKW recht ordentlich, auf LW, LW, KW und OM (Ortssender Mittelwelle) war es nahezu stumm.
 
Zu den ausgewechselten Rollenkondensatoren gehörten z.B. die 2x25nF Koppelkondensatoren zwischen der Anode der EABC80 und dem Steuergitter der EL84.


.jpg   Schaltbild SIEMENS Phonosuper K43_NF.jpg (Größe: 49 KB / Downloads: 343)

Um ein ungefähres Gefühl dafür zu entwickeln, ob die Leckströme dieser Kondensatoren ein Problem darstellen, verwende ich folgende Methode.

Ich messe den Unterschied im Spannungsabfall über dem Kathodenwiderstand der EL84 bei gesteckter EABC80 und bei gezogener Röhre. Bei gesteckter Röhre stehen am Anodenanschluss der EABC80 ca. 69V, bei gezogener Röhre ca. 236V (kein Spannungsabfall über den 200 + 200 kOhm in der Anodenzuleitung). Liegen die Leckströme der Koppelkondensatoren zu hoch, verschiebt sich die Steuergitterspannung der EL84 bei gezogener EABC80 zu positiveren Werten hin, und der Spannungsabfall am Kathodenwiderstand nimmt zu - je höher die Leckströme der Koppelkondensatoren um so stärker.

Bei dem ersetzten Widerstand handelt es sich um den 10 MOhm am Steuergitter der EABC80. Wie bei vielen anderen Widerständen im K43 hat man auch hier die berüchtigten Kohlemassewiderstände des Herstellers VITROHM verwendet, die im Alter gerne ihre Werte ändern und zum Rauschen im NF-Bereich neigen. In RM.org findet man zu diesem Thema hier einen schönen Artikel.

Hier einige Aufnahmen der Verdrahtung: ZF unf NF:

   

Der geschwärzte Widerstand liegt in einer Anodenspannungsleitung und wurde durch einen durchgeschlagenen Rollenkondensator überlastet - ist aber noch werthaltig und wurde daher nicht ersetzt.

Anodenspannungsversorgung:

   

Der gebräunte Widerstand (8 kOhm) liegt in der Anodenspannungszuführug der EF80 (UKW-Tuner). Wird durch die umgesetzte Leistung von 13,6 mA x 123V = 1,7 W ziemlich warm.

So sieht der Vorkreis / Oszillatorspulensatz aus:

   

Unten die Oszillatorspulen und -Trimmer, oben die Vorkreise. Ganz rechts die Spulen zur Einstellung der Feststation "OM" (Ortssender Mittelwelle). Die Verstellspindeln der beiden "OM" - Spulenkerne sind von der Chassisoberseite aus zugänglich.

   

Eine Besonderheit stellt die Mittelwellen-Vorkreisspule dar:

       

(i) die Vorkreisspule ist in zwei Teile "2,4" und "2,5" unterteilt, von denen nur einer ("2,5") auf dem Ferritstab sitzt. Die drehbare Ferritstab-Richtantenne  ist nur auf Mittelwelle wirksam. Nur auf MW existierte damals eine so hohe Dichte an starken Sendern, daß man die Möglichkeit brauchte, störende Sender mit Hilfe einer Richtantenne auszublenden.

(ii)  Die Ankopplungswicklung für eine externe Antenne wurde kurzgeschlossen, wenn die Richtantenne rotiert wurde.

(iii) Die Vorkreisspulenkörper trägt überraschenderweise eine  dritte Wicklung aus 2 Windungen CuL - Draht (oberste Spule). Diese Wicklung liegt in Reihe zum Schirmgitter der ECH81 und dient der Entdämpfung des Vorkreises durch Schirmgitter-Rückkopplung. Dadurch wurde die Güte des Vorkreises etwas erhöht, er wurde schmalbandiger, trennschärfer und das Rauschen wurde reduziert (Diese Erklärung ist nicht auf meinem Mist gewachsen - hat mir der Hans erklärt)

Nachdem nun alle defekten Teile ersetzt und die Vor- und Oszillatorkreise nachgeglichen wurden, war der Empfang auf LW,MW und KW allerdings immer noch dürftig.

Also wurden mit dem EXCITER die 468kHz Kreise der ZF-Filter überprüft. Dabei ergaben sich folgende Frequenzen:
 
412, 455, 462, 450 kHz. Der erste Kreis (Anodenkreis der ECH81) lag ein bisschen arg daneben.

Über die Tücken dieser ZF-Filter wurde bereits hier in RM.org ausführlich berichtet. Hier noch einmal zwei Bilder des Innenaufbaus:

       

Die horizontal liegenden Spulen der 468 kHz Sektion der Filter haben keine Schraubkerne sondern Abstimmhalme. Das sind 4mm starke Kunststoffröhrchen mit eingeklebtem Ferritkern. Hier die dem Gerät in einem Tütchen beliegenden Halme:

   

Diese Abstimmhalme wurden bei der Fertigung in den Wickelkörpern der 468 kHz Spulen (ebenfalls transparente Kunststoffröhrchen) mit "schraubender Bewegung" verschoben, bis der Abgleich korrekt war. Abschließend wurden die Halme mit ihren Führungsröhrchen verschmolzen. Für einen Neuabgleich müssen die Schmelznähte mit einem Bohrer oder Senker abgetragen werden. Danach kann man den Neuabgleich vornehmen - entweder durch Verschieben derselben Abstimmhalme - was garnicht immer so ganz einfach ist, da der Kunststoff über die Jahre etwas geschrumpft ist, oder, falls deren Hülsen zu stark beschädigt wurden, mit Hilfe neuer Halme (SIEMENS hatte schon einen Grund, Ersatzhalme beizulegen).

Nach dem Neuabgleich funktionierten nun auch die AM-Bänder wieder einwandfrei. Die Abstimmhalme wurden nach dem Neuabgleich nicht mehr verschmolzen, sondern mit Wachs fixiert.

   

Für das müde Magische Auge EM80 wurde eine 6E1P eingesetzt. Diese hat zwar einen etwas dickeren Glaskörper und eine gegen den Leuchschirm leicht verdrehte Stiftananordnung, im vorliegenden Fall ist das aber belanglos. Die Röhre wird in einer Gummihülse gehalten und die Fassung hängt frei drehbar an den Anschlussdrähten.

   

Letztendlich riss dann noch der Seilzug des Bassreglers. Die Seilzüge liefen nicht über Umlenkrollen, sondern in Ringnuten von kleinen Stehbolzen. Wenn diese nach langer Standzeit Rost ansetzten, wurde das Seil bei Verstellen der Regler schnell zerrieben.

   

Was mich zum Schluss noch etwas nervte war ein Untergrundbrumm, der kam und ging. Vollkommen unkorreliert. Irgendwann habe ich mal das Chasiss verbogen und der Brumm liess sich damit provozieren oder beseitigen. Letztenendes habe ich mal den Netzelko ein wenig zur Seite gebogen, und der Brumm verschwand - die Ursache war schlechter Massekontakt des Netzelko Minuspols. So einfach!

Nun funktionierte wieder alles und das Gerät wurde zusammengebaut. Die Bässe sind wie üblich bei manchen Sendern stark überbetont - macht nichts, man kann den Bassregler ja zurückdrehen. Der Elektrostatische Hochtöner gibt nur noch ein sehr leises Zirpen von sich - bin aber im Moment wenig motiviert ihn zu reparieren. Vielleicht geht das ja mit der metallbeschichteten Erste-Hilfe-Folie, die mir der Philipp mal für diesen Zweck geschickt hat?

So sieht das Gerät jetzt aus:

           
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#18
Hallo Harald,

wie immer hast Du uns hier einen interessanten Reparaturbericht geliefert.

Soll ich dir mal sagen, was daran für mich am Interessantesten war? Der ZF-Abgleich mit diesen Abstimmhalmen. Schön öfter habe ich in Siemens-Geräten in einem braunen Umschlag diese Röhrchen gefunden. Auch hatte ich frühzeitig bemerkt, dass da nichts abgleichbar ist. Zumindest nach der herkömmlichen Methode. Und nun lese ich, wie das gemacht wurde. Aber Du siehst, auch der Dietmar (DiRu) war seinerzeit auch am überlegen, wie man da etwas abgleichen könnte.

Ich finde das ganze etwas gewöhnungsbedürftig. Da ich aber sowieso Geräte älteren Baujahr's bearbeite, werde ich mich mit dieser "Fummelei" nicht so belasten. Trotzdem danke für die ausführliche Anleitung-.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#19
Ja, Andreas,
man lernt immer etwas dazu. Und wenn man das dann noch richtig dokumentiert, haben andere auch etwas davon.

MfG Dietmar
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#20
Hallo Harald,

na, der ist ja prima geworden! Ein schönes Gerät, das auch Spaß macht (ich kenne ihn).
Warum Siemens für dieses Modell ein cremefarbenes statt rotes Phonochassis bei Elac geordert hat, wird wohl im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben...

Beste Grüße eines Mannheimers nach KA

Stefan
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