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Wie schon in einem anderen Bericht erwähnt, habe ich gestern auf'm Flohmarkt ganz am Ende
meines Rundgangs aus dem Kofferraum eine Händlers eine Loewe Opta Bella 3710W vor einem
ungewissen Schicksal gerettet. Jetzt steht sie hier im Radio-Wartezimmer und wartet auf die
Restaurierung.
Ich dachte mir, daß ich sie erst mal im Kaufzustand zeige und wenn sie dann auf der Werkbank
steht, den Bericht weiter führe.
Nachdem ich sie zu Haus ausgepackt hatte, zerfiel sie mehrere Teile
Obwohl ein Knopf fehlt, sieht der Rest gut aus. Die Skalenscheibe perfekt erhalten, Schallwand sauber und unversehrt,
Tasten schalten trocken ohne Verzögerung, vorhandene Knöpfe drehen leicht, Skalenzeiger geht gut mit. Kunststoff-
blende ist unbeschädigt.
Chassis scheint vollständig zu sein, keine Fett- oder Nikotingrotte.
Die Eingeweide lassen erkennen, daß alles noch Original ist. Ich überlege, ob ich diesen originalen Zustand durch den
Austausch mit neuen Kondensatoren zerstören soll. Vielleicht spielt er noch und dann bleibt er so im Originalzustand.
Am meisten lässt mich das Gehäuse nachdenken. Ein Holzgehäuse mit erheblichen Macken (Ecken unten sind stark abgestoßen
und den Rest sieht man hier, Natürlich hat auch eine Blumenvase drauf gestanden. Mir gefällt der Farbverlauf von innen hell nach
außen dunkel so gut, daß ich darauf nur ungern verzichten würde, nur, wie erhalten, wenn es komplett beschichtet werden müßte?
Vielleicht wissen unsere Gehäusespezialisten Rat.
Fortsetzung folgt.
Gruß
Wilhelm
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Melde Dich mal bei MatthiasD, er hatte zwei schön gemachte Sunburst-Gehäuse auf dem Treffen dabei. Vielleicht liest er aber eh mit und kann schon entsprechend Tipps geben.
Viele Grüße
Philipp
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(16.10.2016, 22:00)Vagabund schrieb: Melde Dich mal bei MatthiasD, er hatte zwei schön gemachte Sunburst-Gehäuse auf dem Treffen dabei. Vielleicht liest er aber eh mit und kann schon entsprechend Tipps geben.
Gute Idee.
Nur soviel ist ganz sicher:
(16.10.2016, 21:21)Wilhelm schrieb: Mir gefällt der Farbverlauf ...nur, wie erhalten, wenn es komplett beschichtet werden müßte?
Antwort lautet: Gar nicht. Der "sunburst" ist im Lack drin und geht im notwendigen Vorgang des Entlackens mit weg, als wäre er nie dagewesen. Und das lässt sich auch nicht vermeiden, also bleibt nur neu machen.
Gruß,
Uli
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Genau Uli, und darauf wollte ich hinaus, MatthiasD hatte 2 Gehäuse dabei, bei denen er das NEU gemacht hat. Also möglich isses und es klang jetzt auch nicht so kompliziert.
Viele Grüße
Philipp
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@Philipp und Uli
vielen Dank für den Fachausdruck "sunburst". Diese Lackiertechnik ist wohl besonders
bekannt bei Musikern, die damit z.B. ihren Gitarren ein besonderes Aussehen verleihen.
Ich habe in Youtube etliche Videos darüber gefunden und es erscheint mit etwas Übung
gar nicht so schwierig zu sein.
Wenn ich das Gehäuse gesäubert habe, werde ich entscheiden, ob ich es farblich reparieren
kann oder es entschichte und dann mit Sprühfarbe selbst sunburst erzeuge. Das erinnert mich
an Nachahmung von Wurzelholz-Armaturenblenden im Auto (das ist aber viel schwieriger und
bedarf entsprechender Erfahrung).
Gruß
Wilhelm
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Loewe Bella sollten aber noch leicht zu kriegen sein, daher ist die Frage, ob man sich den Aufwand antut, außer man möchte das Verfahren lernen. Ich hatte das gleiche Problem bei einer Elektra. Nach dem Entlacken stand das Gehäuse strahlend hell da, sodass ich mich zu einem Experiment entschied, nämlich sie so zu lassen und nur klar zu lackieren. Das Experiment währte nicht lange, denn sie würde mir schweren Herzens aus der Hand gerissen. Kurze Zeit später hatte ich aber wieder eine Elektra.
Lange Rede, kurzer Sinn, manchmal kommt es erst bei der Bearbeitung raus, wie schön die Gehäuse auch in Natur sein können. Vielleicht findest du dann noch eine Bella mit besserem Gehäuse.
Ich möchte Dich nicht von Deinem Vorhaben abbringen sondern nur mögliche Alternativen aufzeigen. Wenn ich daheim bin und dran denke, stelle ich von den Elektras Fotos ein.
Viele Grüße
Philipp
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@Achim und Philipp,
ich habe eben 6 Seiten thread gelesen, es war sehr interessant und lehrreich.
Mein Gehäuse habe ich mir jetzt mal genau angesehen, der Lack muß runter. Er ist nicht
nur beschädigt, sondern auch durchweg rissig. Spritzlackiererei ich nicht mein Ding und
die Hochglanzoberflächen müssen bei mir auch nicht sein. Ich mag lieber Seidenglanz bis
Seidenmatt.
Trotzdem ist der sunburst-Effekt immer noch in meinem Kopf und ich habe bereits eine Idee,
die ich zunächst mal testen muss. Später mehr dazu.
Gruß
Wilhelm
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18.10.2016, 09:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.10.2016, 09:05 von Dietmar.)
Hallo Wilhelm und Leser
ich würde hier das Gehäuse mal Reinigen. Es werden sich Risse im Lack zeigen. Das ganze mit 1000er Schmiergelpapier anschleifen und mit Schnellschleifgrund diese Risse zumachen, eventuell zweimal, Zwischenschliff. Dann den Seidenmatt Klarlack mit einer kleinen Farbrolle satt auftragen, gerade so das der nicht läuft. Der Vorteil ist dabei das die original Farbvarianten erhalten bleiben.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
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Hallo Wilhelm,
Ich hatte zum Treffen in Pleinfeld 3 kleine Gehäuse dabei, an denen ich in diesem Sommer zum ersten Mal so etwas wie Sunburst erprobt habe. Ich weiß, dass es viele Radiobastler gibt, die mit sehr bescheidenen Möglichkeiten zurechtkommen müssen und wollen. Da es mir ebenso geht und ich zu brauchbaren Ergebnissen gekommen bin, wollte ich damit Mut machen, es doch zu versuchen.
Mein Fazit: Sunburst geht nicht ohne Sprühen. Ein Farblack aus der Dose funktioniert auch mit Fächersprühkopf (gibt es separat zu kaufen) nicht. Ich habe ausschließlich mit Acryllack auf Wasserbasis gesprüht (vereinfacht die Reinigung). Verwendet habe ich das Sprühwerkzeug aus dem Discounter mit dem großen A. Die Temperatur sollte wenigsten 20°C betragen.
Ich strebe natürlich die Vorgehensweise an, die von Achim im DRF so ausführlich beschrieben ist. In meinem Fall war mir das brauchbare Zwischenergebnis (Endschleifen muss ich ebenfalls noch) lieber als gar keins, weil ich mir die aufwändige Vorgehensweise derzeit nicht leisten kann. Ich mache von meinen Mustern noch ein paar Bilder und liefer diese hier noch nach.
Gruß Matthias
Matthias, probier doch mal statt Wasserfarben die alkoholbasierten von Clou. Alkohol hat eine viel viel bessere Zerstäubungs- und Benetzungsfähigkeit als Wasser Damit werden die Verläufe viel besser und der Aufwand und die Vorgehensweise unterscheidet sich nicht von Wasserfarben. Ob du nun mit Wasser oder Alkohol die Untensilien reinigst macht kaum einen Unterschied.
Gruß,
Achim
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@ Dietmar
Leider kann man auf meinen Fotos nicht erkennen, daß die vorderen unteren Ecken derart abgestoßen
sind, daß das nackte Holz großflächig zu sehen ist.
@ Matthias
Ich bin gespannt auf Deine Bilder
Gruß
Wilhelm
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18.10.2016, 12:16
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.10.2016, 12:41 von Enno.)
Hallo Wilhelm,
meine Jubilate 7S sah genauso, wenn nicht schlimmer aus. Ich habe mir gedacht kaputtmachen kann ich da eh nichts mehr. Also wurde das Gehäuse mein erster Proband für Schellack.
Ich habe für die dunklen Stellen Signierkreide genommen. Getreu nach Andreas Anweisung lieber dunkler als der originale Farbton. Dann nach und nach mit Schellack aufgebaut.
Das Ergebnis ist klasse geworden, auch wenn es auf dem Foto nicht so aussieht.
Gruß aus Bremen
Enno
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Hier kommen noch die heute vormittag versprochenen Bilder.
Der erste Versuch zeigt die Verwendung einer nicht transparenten Lasur. Das Gehäuse hatte einige Beschädigungen und die konnten damit etwas kaschiert werden. Die dünnen Linien stammen noch vom Abdeckband und werden noch verschliffen /poliert.
Das zweite Beispiel zeigt eine transparente Lasur. Hier gefällt mir besonders der Farbton und die Maserung.
Beim dritten Beispiel habe ich dem Acryllack eine Beize zugemischt. Das gefällt mir am Besten und das würde ich vermutlich wiederholen. Allerdings verlangt es etwas Feingefühl, die richtige Menge zu mixen. Die Randbereiche werden nicht so schön dunkel, wie beim Original.
Beize b.jpg (Größe: 135,68 KB / Downloads: 103)
Ich muss noch mal betonen (bevor die Steine fliegen), dass ich an Gehäusen getestet habe, die eigentlich auch schlimmstenfalls geopfert werden konnten. Ich wollte den Aufwand bewusst gering halten und hatte keinerlei Erfahrung mit der Sprühpistole. Das Entlacken mache ich übrigens bevorzugt mit Heißluft und Ziehklinge. Die Verwendung der o.g. Materialien ist sicher unkonventionell. Mir ist bewußt, dass ich mit hochwertigen Lacken viel bequehmer arbeiten könnte (z.B. um die Ecke sprühen). Ich muss aber auch sagen, dass keiner meinerVersuche so mißlungen ist, dass ich neu beginnen musste. Das abschließende Schleifen und Polieren steht bei diesen Beispielen noch aus. Dabei werde ich auf jeden Fall Achim's Rat beherzigen und hochwertiges Naßschleifpapier verwenden.
Gruß Matthias
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Vielen Dank für diese schönen Bilder, sehr gute Arbeit. So
habe ich mir mein Gehäuse auch vorgestellt, nicht zu dunkle
Kanten und trotzdem guter Kontrast, das gefällt mir.
Gruß
Wilhelm
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Ja Matthias, ich hatte es dir am Samstag schon gesagt, sehr sehr gut geworden deine Versuche. Ohne viel Aufwand so ein Ergebniss, Klasse
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
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