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Graetz 51 WT
#1
Hallo Freunde,

nun hat mir ja unser Michel seinen Mende 248 vermacht. Jetzt kommt die Kröte, die ich dafür schlucken mußte. Er bat mich, ob ich ihm seinen desolaten Graetz 51WT für seine Sammlung restaurieren könnte. Nun kenne ich diese Geräte sehr gut. Ich finde diese Stahlröhrensuper auch sehr interessant. Also gut, soll der Michel sein Radio bald in seine Sammlung stellen können.

Als das Gerät zu mir kam, überlegte ich mir auch, ob es nicht eher als Teileträger taugen würde. Das Gehäuse war wirklich schon sehr mit genommen. Lackabblätterungen, Bestoßungen. Furnierabblätterungen am rechten Skalenrand. Das Furnier an der Verschlußklappe unten wurde verbrannt. Siehe Brandfleck links.

Die Radioskala hat massive Abblätterungen. Diverse Tasten am Tastenaggregat sind abgebrochen. Achja, Rückwand - Fehlanzeige.

So stand das traurige Radio nun hier auf meinem Arbeitstisch. Ich habe mich entschlossen, das Radio soll leben.

Also zunächst mal habe ich alles am Gehäuse demontiert. Die Zierleisten, die ein Abschleifen und späteres Lackieren behindert hätten, ließen sich problemlos entfernen. Der Klarlack am Gehäuse war schon zu über 50 % verschwunden. Den Rest hätte man schon mit dem Fingernagel abtragen können.

Ich habe hier gröberes Schleifpapier genommen und schon war der alte Lack herunter. Am rechten Skalenrand wurde ein neues Furnierstück verleimt und beschliffen. Die Schlagstellen wurden ausgespachtelt.

Soweit ging diese Prozedur ziemlich einfach vonstatten. Wenn da nicht noch die untere Klappe gewesen wäre. Man hätte den schwarzen Fleck etwas beschleifen können. Trotzdem wäre er als Makel sichtbar geblieben.

Tja nun war durch das Schleifen der schwarze Fleck eh kein Thema mehr, das Furnier an der Stelle war weg. Nun mußte ich also doch in der Kälte mal ausprobieren, wie es sich mit Knochenleim arbeiten läßt. Vorab soviel es geht -aber es geht nicht gut.

Nun schaut euch mal die Bilder an. Ich plane das Gehäuse dann mit Hartöl zu behandeln. Das Furnier hat eine sehr schöne Maserung. Meine Furnier-Reparatur muß ich noch farblich anpassen.

   


.jpg   graetz_51wt_317.JPG (Größe: 80,97 KB / Downloads: 532)

   

   

Hier also die Bilder vom seinerzeitigen Zustand. Einen Tastensatz vom Jupp hat der Michel mitgeliefert. Von innen sieht das Gerät noch sehr gut aus.
 Wenn man genau hinsieht, wurde oben links am Lautsprecher nachträglich ein Tontrafo angeschraubt. hier werde ich natürlich als Ersatz für den defekten Tontrafo wieder einen auf die Lautsprecheraufnahme schrauben.

Weitere Bilder und Details vom Radio folgen dann. Nun muß der Michel nur noch sehen, was er für MW und LW-Sender abspeichern möchte. Aber es gibt ja im Saarland noch einige französische Sender.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Hallo Andreas,

da bin ich schon heute gespannt, was Du daraus wieder zauberst.


Grüße

Martin
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#3
Ja, das Gerät stammt aus der Sammlung von unserem Saarfranzosen. Ich hatte es Anfang 2009 aus Berlin mitgebracht, weshalb das Gerät auch für mich einige Erinnerungen hervorruft. Damals war ich für 4 Wochen in Brandenburg von meinem Arbeitgeber "stationiert" und an einem Wochenende bin ich dann mit der Bahn nach Berlin und hatte es dort am Bahnhof Alexanderplatz übernommen und bin dann mit dem Gerät auf dem Arm wieder zurück nach Brandenburg gefahren. Da gab es schon den ein oder anderen kritischen Blick vom Zoll und der Bundespolizei, die dort vor Ort war. Heute gäbe es mit Sicherheit Probleme, wenn man damit unterwegs wäre. Vor einiger Zeit hat es dann vom Jupp aus den Weg zu mir gefunden und nun freue ich mich auf eine Auferstehung des Gerätes durch unseren guten Andreas!
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#4
hätte ich damals gewusst das der Michel mit dem Zug in Berlin unterwegs war hätte ich ihn nicht gebeten mir das Graetz mitzubringen. Hab mir nachträglich vorgestellt wie er im Abteil sitzt, das Riesending auf dem Schoss, und sein eigenes Gepäck auch noch rumschleppt. Das es nun ihm gehört hat er sich verdient!
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#5
Hallo Andreas  Smile


(20.10.2016, 19:01)Andreas_P schrieb: ..... So stand das traurige Radio nun hier auf meinem Arbeitstisch. Ich habe mich entschlossen, das Radio soll leben. .....

=> Das finde ich echt ehrenwert, daß Du diesem etwas lädierten altem Radio eine Chance gibst  Thumbs_up
Es sieht auch mMn echt gut aus. Gutes Gelingen bei der Wiederherstellung, ich freue mich auf Deine weiteren Berichte.

Herzliche Grüße aus MV, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#6
Ohje, Andreas, wenn ich mir so Deine ganzen Pflegefälle anschaue, dann habe ich wenig Hoffnung auf November. Big Grin

Das Graetz habe ich ja ohne Sendespeicher, allerdings in Relation gesehen im Neuzustand Big Grin
Sehr schönes Radio mit ordentlich Bumms. Das lohnt sich! Smile
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#7
Eigentlich kenne ich nur solche Graetz Radios in dem beschriebenen Zustand. Die Skalenscheiben blättern ab! Die Gehäuse sehen meist traurig aus. Und es ist irgendetwas daran um-eingebaut worden.

Aber Halt! Gerade solche Radios in dem traurigen Zustand, sind es doch, die uns begeistern und die unsere ganze Aufmerksamkeit bekommen.

Da bin ich wie immer gespannt, was das wieder für ein Hingucker wird.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#8
Hallo Andreas,
wie ich dich kenne, wird das wieder ein Radio aus dem Jungbrunnen!
MfG Heiner

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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#9
Hallo Freunde,

ich freue mich wieder über Eure wohlmeinenden Kommentare. Da macht es doppelt Spaß. Ja, Heiner, das Gehäuse sieht in der Tat schon wieder gut aus. Schaut alle mal.

Ich habe euch mal Bilder von dem Radiogehäuse im Rohzustand gemacht.

   

 Die Anbauteile hatte ich ja alle entfernt. Das ging ganz gut, weil der alte Leim wohl nicht mehr so toll ist.

   



Rechts seht Ihr dann auch meine Furnierausbesserung. Das kann man so machen, weil diese Reparatur nicht so ins Auge fällt.

Hier nun das mit Hartöl eingestrichene Gehäuse. Man sieht schon, dass das Furnier wieder eine schöne Optik bekommen hat. Die Furnierstelle, die ich repariert hatte, wurde farblich angepaßt. In Natura sieht man das kaum.

   

Wie geht man jetzt weiter vor? 2 Aufträge werde ich noch mit Hartöl vornehmen. Das hat auch eine zweite positive Wirkung. Die Holzporen werden dabei schon verschlossen.

Anschließend kommt noch ein Auftrag mit Streichschellack auf das Gehäuse. Dann wird mit Stahlwolle fein geschliffen und dann kommt die eigentliche Schellack-Politur mit dem Ballen.

Nach der Klappe unten fragt mich bitte noch nicht. Ich hoffe, dass das neue Furnier soweit hält. Die Rundungen sind nicht so ganz ohne.

Heute habe ich die Reserve-Tastatur vom Jupp angesehen. hier sind alle Tasten intakt, nur unten die Lange Taste ist abgebrochen. Die läßt sich aber problemlos ersetzen. Dann wird der Tastensatz umgebaut.

Tja, dann bleibt nur noch die abblätternde Skala. Morgen habe ich den Franz-Bernhard hier zu Besuch. Er macht mir ja die Sachsenwerk-Skalen. Vielleicht läßt sich auch mit der Graetz Skala noch etwas anfangen. Fragen wir ihn mal!  Smile
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#10
Mensch, Andreas!!!!
Man, man, man! Du bist ein Genie! Mir fehlen die Worten! Respekt was Du erreichst! Dafür muss man ruhigen Händen haben. Ich mache eine Lehre bei Dir nächstes Jahr.
Gruß,
Ivan
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#11
Hallo Freunde,

Ihr kennt das alle, wenn man ein Radio zu bearbeiten hat, das aus der Rolle fällt, dann steht das und steht das und...

So auch mit Michel's Radio Chassis. Nachdem das Gehäuse ja vom Zustand wieder gut wird, bekam ich vom Detlef (radionar) einen Graetz 51 GW als Teileträger. Unglaublich, die Radioskala ist sehr gut erhalten und die Rückwand vom GW könnte ich von oben und unten erweitern. So hat unser Freund dann also sein Radio schon mal komplett.

Wenden wir uns dem Chassis zu. Wie man auf den Bildern sieht, ist es lohnenswert, das Gerät noch mal zurück ins Leben zurück zu holen.

Bei einem einfachen Graetz 51 WL ist das ja kein Problem. diese Radios lassen sich i. d. R sehr gut reparieren. Hier in unserem Falle kommt die Tastatur mit ins Spiel. Man mag es nicht glauben, aber der Michel hat mir tatsächlich mit dem Gerät eine 2. Tastatur angeliefert. Leider sind beide Tastenaggregate beschädigt. Das am Chassis befindliche Aggregat hat einige abgebrochene Tasten.

   

Die mitgelieferte Tastatur hat die große Taste gebrochen.

   

   



Das Prinzip ist wie folgt. Drückt man eine der Festsendertasten, dann werden die eingerastet. Will man auf die normale Funktion des Gerätes zurück greifen, also Abstimmung per Drehko, dann drückt man die Breite Taste. Die Festsendertaste springt in die Ausgangsposition zurück.

Die am Chassis befindliche Tastatur ist leider sehr schlecht erhalten. Die Festsendertasten befinden sich auf einer Achse, die von außen gesichert wird. Rechts von jeder Taste befindet sich eine Drehfeder, die die Tasten nach Entriegelung durch die große Taste nach oben wirft.

Ein Blick auf die Reservetastatur läßt erkennen, dass man die große Taste einfacher umbauen kann. Man muß einfach nur sämtliche Haltevorrichtungen der Tasten abbauen. Dann hängt man die drei kräftigen Rückzugsfedern aus und drückt ganz vorsichtig die breite Taste nach oben aus der Halterung heraus.

Die Taste hat seitlich jeweils einen Noppen, der eingekerbt ist. Zu starkes Drücken oder evtl. sogar Verkanten erreicht, dass einer dieser Noppen abbricht. Man muss sehr vorsichtig sein.

Auch die zerbrochene breite Taste mußte sehr vorsichtig ausgebaut werden, um nicht die Mechanik der Tastatur zu beschädigen. Dann mußte die obere Halteschiene wieder eingebaut werden. Man beachte die Enden der Drehfedern. Die gingen natürlich alle nach unten. Es kam darauf an, die Federn nach und nach vor der Montage einzeln oben hinter die Befestigunsschiene zu drücken. Die Biester sind widerspenstig. immer klackte eine nach unten.

   

Jetzt habe ich den Griff raus.  Nach einer gründlichen Reinigung der Mechanik und der Kontakte hatte ich eine Tastatur, die wieder wie neu aussah. Smile .

   



Ja, die Mechanik war fertig. Jetzt kam der größte Klimmzug. Wie man sich denken kann, sind viele Schaltfunktionen nötig, um die einzelnen Sender einzustellen. Man muß die Oszillatorspule und die Vorkreisspule über Schaltkontakte steuern. Auch die Umschaltung auf normalbetrieb muß gegeben sein. Also, ein Fehlanschluß und nichts geht mehr. Weder der Normalbetrieb, noch die Speicherung. Ich habe mir das vom Detlef (radionar) abgeguckt. Skizze machen, handschriftlich und gut. Bilder auf der Kamera sind sonst wieder nicht eindeutig.

Hier laufen teilweise Kabel von den Schwingkreisen im Chassis direkt auf die Kontakte. Wie schnell reißt etwas ab.

Ich habe nun natürlich die technische Situation ausgenutzt. Sämtliche Kondensatoren unter der Tastatur habe ich ersetzt. Die Widerstände wurden eingehend geprüft. Ich habe übrigens die Kondensatoren vom Volker benutzt. Der Elko wurde abgehängt und durch 2 neue Elkos unter dem Chassis ersetzt.

   

Hier sieht man noch die originalen Kodensatoren

Hier die neuen vom Volker

   

Hier die Altteile ausgebaut

   



Tja, Prüfung hinterher ging ja noch nicht. Also mußten die Anschlüsse wieder an die Tastatur. Alles war so weit mechanisch wieder an seinem Platz. Nun fiel mir natürlich ein, Du hättest vorher mal den Netztrafo prüfen sollen. Und richtig, die Primärseite war hin, so dachte ich. Nach Abnahme des Sicherungsträgers sah ich, ein Drähtchen der Primärwicklung war abgerissen.

   

Der Isolierschlauch war sehr verhärtet. 3 Nieten des Trafokerns waren gebrochen. So kam Bewegung an das Drähtchen. Jetzt wurde der Netztrafo gereinigt, die Nieten ersetzt. Das Gerät bekommt seine Spannungen.

Bei solchen Reparaturen wird ja immer noch einer drauf gesetzt. So auch hier. Schon beim Kondensatortausch fiel mir der verbaute Kippschalter hinten am Chassis auf.

   

Tja, hier ist am Lautstärkenregler der Netzschalter defekt. Das ist natürlich toll. Das Ding hat nämlich einen Achsausgang nach hinten und betätigt den Wechselschalter zwischen Normal- und Sparschaltung.

   

Nun erwähnte ich ja Detlef's Teileträger. Da kann ich ja ein Poti gewinnen. Allerdings ist das von einem GW. Da gibt es natürlich keine Sparschaltung. Nun kommt erst mal das Chassis vom Tisch und die nächsten Tage dann der Teileträger da drauf. Warten wir das mal ab.

Wie es dann weiter geht demnächst.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#12
Kleiner Tipp noch von mir, die Tasten schnellen augenscheinlich bei Entriegelung gegen das Metallblech, ich denke mal, die sind deswegen auch gebrochen.
Vielleicht kann man das mit ein wenig selbstklebendem Moosgummi etwas dämpfen, sonst brechen die bald wieder, wenn jedes Mal die Guillotine kommt.
Viele Grüße 
Philipp
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#13
das Radio hatte Michel mir aus Berlin mitgebracht. Er hatte mir aber nicht erzählt das er mit dem Zug unterwegs war und das Graetz auf dem Schoß transportiert hatte, sonst hätte ich das nie von ihm verlangt. Als es dann lange genug bei mir rumstand zwischen hunderten anderer Baustellen und Michel Interesse anmeldete hab ich es gerne an ihn abgetreten. Die zweite Tastatur hatte ich zwischenzeitlich besorgt. Soviel zur Vorgeschichte. Bin mal gespannt wie es weiter geht :-)
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#14
Hallo Jupp
Das sind doch die schönsten Geschichten. Allein mit dieser kleinen Story, wie das Radio zu Dir, dann zu Michel und jetzt bei Andreas in Peine wieder hergerichtet wird, hat dieses Graetz Radio eine tolle Reise gemacht. Und nun, wo es sich der Vollendung nähert, dürfen wir alle gespannt sein, wie das Radio zusammengebaut wieder aussieht.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#15
Hallo Freunde,

ja, das Radiogehäuse vom Michel ist nun auch aus dem Winterschlaf geweckt. Durch das Hartöl wurde ja schon das schöne Furnier optisch schön hervor gehoben. Das Gehäuse bekam letzte Woche die Grundbehandlung mit Bimsmehl. Danach wurde schön kräftig mit Schellack poliert. Hier mal das bisherige Ergebnis.

   

Ich habe gerade mal mit dem Anfangszustand verglichen und muß sagen, das sieht schon richtig toll aus.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#16
Tja Andreas, ich habe den Eindruck du wirst immer besser im Schellacken, wenn das überhaupt geht! Smiley20
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#17
Das ist wirklich beeindruckend, wie sehr so ein Gehäuse wieder "strahlen" kann, wenn es von fachkundiger Hand und mit Liebe wieder hergerichtet wird. Sieht ganz toll aus!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#18
Andreas, du bist ein Künstler!!! Einfach Wahnsinn, wie du alles herrichtest.
Immer guten Empfang und viele Grüße - Uwe
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#19
Hallo Freunde,

vielen Dank für Euer Lob. Das baut auf!

Am Wochenende sollte nun noch der letzte Rest am Chassis des 551 WT gerichtet werden. Zunächst habe ich aus dem Teileträger 51GW, vom Detlef (Radionar), gestiftet - Danke nochmal! - die gut erhaltene Skala ausgebaut und natürlich auch das Lautstärke-Potentiometer. Klar kann hiermit die Strom-Sparschaltung nicht mehr betätigt werden.

Jetzt mag sich manch einer fragen, was ist das eine Strom-Sparschaltung. Diese Schaltung wurde von der Firma Graetz auch nach Kriegsende häufig verwendet. Am Lautstärkenregler befindet sich von hinten betätigt ein 8 poliger Umschalter. Das Gerät besitzt eine Doppelweg-Gleichrichtung. In der einen Schalterstellung ist der gesamte Hochspannungswickel (für jede Anode einer) an die Anode geschaltet und mittig sind beide auf Masse gelegt.

Bei der eingeschalteten Sparschaltung sind die Wickel dann von ihren Windungen her reduziert. Dadurch ist die Stromaufnahme des Gerätes dann nicht mehr so hoch.

Sehr oft hatte ich schon Graetz-Geräte, die diesen 8 poligen Umschalter defekt hatten. Oder eben auch das Poti. Was macht man da? Eine Sparschaltung wird heute im Grund nicht mehr genutzt. In dem Gerät werden sämtliche Funktionen herab gesetzt. Die Lautstärke verringert sich. Sichtbares Indiz: Leuchtet das mag. Auge, eine EFM11 noch einigermaßen, so ist es nach Betätigung der Sparschaltung dunkel.

Hier in unserem Fall war zweierlei defekt. Der netzschalter vom Poti. Hier wurde an der Chassisrückseite einfach ein Kippschalter angebracht. Das Ding war auch noch abgebrochen (Knebel).

Ich hatte mit unserem Freund Michel kontakt aufgenommen. Er benötigt an dem Radio keine Sparschaltung. Also habe ich einen Lautstärkeregler aus meinen Beständen verwendet. Die Achse wurde hier schon mal gekürzt. Achsverlängerungen besitze ich ja genug.

Vor Montage der neuen Radioskala wollte ich jetzt noch die Festsendertastatur warten. Klar, man hätte das vor der Montage machen können, aber ein kleiner Fehler und dieses komplizierte Teil hätte nicht mehr richtig gearbeitet.

Zunächst mußten die Tasten und ihre Riegel von innen gereinigt und geölt, teilweise gefettet werden. Es war vorher so, dass schon mal eine Taste gedrückt blieb, während man versuchte eine andere zu drücken. Nun flutschen die Tasten sehr schön. Leider ist eine Taste (die 3.) von innen etwas abgenutzt, so dass sie das Gerät nicht auf eine fest eingestellte Station bringen kann. Aber die Tasten sind so komplex mit Federn, einer durchgehenden Stange, Riegeln usw. versehen, dass ich meine, das kann man so akzeptieren. Es ist hier nicht gesichert, dass man nicht den gesamten Tastensatz zerstört.

Weiteres Problem sind die unterhalb angebrachten verstellbaren Spulen. Jede Taste besitzt eine papprolle. hierauf befinden sich: 1. die Oszillatorspule und die Spule für die Vorstufe. Bei einem Verstellvorgang solch eines Kreise werden also beide Spulen mittels Kern beeinflußt. So dass man also wirklich in der Lage ist, wenn alles richtig funktioniert, Sender abzuspeichern und dann wieder aufzurufen.

Die Spulen des Tastenaggregates können nur einen gewissen Frequenzumfang bestreichen. D. h. Man fängt links bei den höheren Frequenzen an und geht dann nach rechts auf die Tieferen. Dann sind noch 2 LW-Festsendertasten.

Ich habe noch das ausgetauschte  Tastenaggregat hier liegen und werde das dann noch mal extra dokumentieren. Dieser Teil des Radiochassis hat bei der Reparatur die meiste Aufmerksamkeit verlangt. Weiter oben könnt Ihr ja lesen, dass ich es schon komplett ausgewechselt habe.

Nun kam der nächste Streich. Die Sparschaltung war also gebrückt. das Lautstärkepoti war an seiner Stelle. Das Drucktastenaggregat war wieder fest geschraubt. Und - das Poti war defekt!!! Was meßtechnisch überhaupt nicht auffiel, es funktionierte nur richtig, wenn man die Betätigungsachse kräftig nach innen drückte. Also, das Ding mußte wieder raus. In meinen Schrottchassis fand ich einen Ersatz, der auch vom Ohmwert her paßte. Das Poti kam aus einem alten SABA-Chassis. Es muß beim Einschalten gezogen werden. Funktioniert aber tadellos. Ein Funktionstest hat nun gezeigt, das Chassis funktioniert tadellos. Alle Bereiche werden schön empfangen. Das leider fast blinde Auge bewegt seine Sektoren auch schön zur Abstimmung.

Nun noch die Skala drauf, neue Skalenbirnen rein. Das Chassis ist fertig!

Noch etwas zur Holzklappe unten am Gehäuse. Dieses ding hatte mir die meisten Kopfschmerzen gemacht. Ihr erinnert euch, links war ein großer Brandfleck. Das Furnier ist ruiniert.

Bei vielen dieser WT-Geräte habe ich diese Blenden gesehen, an denen sich das Furnier an den zu starken Rundungen oben und unten kräuselte. Auch mit Knochenleim habe ich das Furnier auf diesen Rundungen nicht heile umgebogen bekommen. Trotz eingeweichtem Furnier. Keine Chance.

Ich habe ein Stück Furnier auf die Klappe geleimt, oben und unten an den Wölbungen das Furnier abgeschliffen und farblich angepaßt. Das sieht so aus, als ob es schon immer so war.

Nun sieht das Gehäuse auch seiner Vollendung entgegen und dann geht es bald wieder ab ins Saarland in Michel's Wohnzimmer.

So, schaut Euch mal die Bilder an:

   

Hier seht Ihr den Teilespender gestiftet vom Detlef. Eine Überholung dieses Radios wäre nicht mehr vertretbar. Das Gehäuse hat starke Verschrammungen bis ins Furnier und einige gravierende technische Defekte.

   

Hier seht Ihr das defekte Poti mit dem Schalter für die Sparschaltung

   

Hier der olle, nachträglich eingebaute Ein- und Ausschalter. Mittlerweile ersatzlos entfernt.

   

Das abgeschnittene, ersetzte Poti. Meßtechnisch als einwandfrei gemessen und doch Kontaktprobleme.

   

Der Umschalter der Stromsparschaltung . Auch defekt.

   

Hier erkennt man das Problem mit der Umschaltung. Eine Taste "hängt"

   

Hier hatte ich schon ein gutes Gefühl. Die Tastatur überholt und wieder angeschraubt.
Tja, denkste!

   

Nun kommt Ersatz ins Spiel aus einem alten SABA-Chassis. Ohmwerte identisch!

   

Nun ist es endlich geschafft. Nur noch die Glühlämpchen wechseln.

   

Das ist die neu furnierte Abdeckklappe für die Spuleneinsteller. Oben und unten eingefärbt. Das Furnier sieht auf dem Bild zu hell aus. Ganz klar die Kamera. Der Deckel paßt sehr gut zu dem Gehäuse.

Dann geht es demnächst zur Endmontage.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#20
Einfach der Wahnsinn, was Du aus der "Ruine" herausholst. Ich bin schwer beeindruckt Smile
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Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet...Dirk
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