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VE301-UKW
#1
Hallo zusammen,
als ich vor ein paar Wochen, günstig an ein VE301W-Gehäuse gekommen war,
konnte ich endlich mein Projekt,   "VE301-UKW"   angehen.
Dazu hatte ich mir folgende Vorgaben gesetzt:
- äußerlich keine Veränderungen am Gerät zum Original
- Wellenbereiche:  UKW  und  MW
- keine sichtbaren Halbleiter
- möglichst viele Original-Teile
- höherwertiger Lautsprecher
- die AM-Empfangsschaltung sollte empfindlicher sein, als die des VE301W.
Dafür sollte eine breitbandige Vorstufe sorgen.
Daher Anlehnung der Schaltung an den "Gundig Liliput" von 1947,
der mit 3 mal RV12P200 werkelt.
Da Wehrmachtsröhren und deren Fassungen schon recht selten geworden sind
und man im VE301W nur 4V Heizspannung zur Verfügung hat,
entschied ich mich für russische Nachbauten:
2 mal  4SH1L (=RV12P200 mit 4,2V) und als Endstufe  die  4P1L (=RL4,2P6)

Das Chassis räumte ich, soweit es ging, ab und reinigte es, entfernte den Flugrost
und retuschierte es etwas mit Silberpaste.
Die REN- und RES-Fassungen tauschte ich gegen je eine Loktal-Fassung aus.
Eine weitere Loktal-Fassung montierte ich dort, wo früher der der NF-Trafo steckte.
Die originale Gleichrichterröhre RGN345 blieb an ihrem Platz.

Danach lötete ich den "KEMO B156N" UKW-Baustein zusammen,
dieser sollte im Kondensatorbock-Gehäuse Platz finden.
Dazu musste ich, weil der Baustein etwas zu breit war,
am Rand der Leiterplatte etwas abknabbern, was aber kein Problem darstellte.
Die Spannungsversorgung für diesen Baustein, ein kleiner 6V-Trafo, mit Gleichrichter
und Siebkette, brachte ich ebenfalls im Kondensatorblock-Gehäuse unter,
des Weiteren das Abstimmpoti und das Poti für den NF-Ausgangspegel.

   
           
Ihr werdet es nicht glauben, aber die 5 Block-Kondensatoren
(2 x 10µF, 2 x 0,1µF und 1µF) passten auch noch in die Kiste.

   

So, den Kondensatorblock mit UKW-Teil, noch einmal auf Funktion geprüft und im
VE-Chassis, natürlich nach der Drekondensator-Montage, eingebaut.
Anschließend konnte der Netztrafo montiert werden.
Danach verschaltete ich das Netzteil und die NF-Endstufe mit der 4P1L.
Jetzt konnte, mit einem externen Lautsprecher, schon einmal ein erster
Endstufen-Funktionstest vorgenommen werden.
Die Schaltung, bis zu diesem Zeitpunkt, sah in etwa, so aus:

   

Leider machte sich die 4P1L, als brummende Röhre, alle Ehre.
Die UKW-Wiedergabe war zwar klar und deutlich, aber leider stark verbrummt.
Eine, von Extern angelegte, brummfreie Anodenspannung, brachte leider keinen Erfolg.
Der Brumm wurde, wie schon öfter im Netz beschrieben, in der Röhre selbst,
durch die Wechselstromheizung, erzeugt.
Auch sogenannte Kompensationsschaltungen brachten keinen Erfolg.
Abhilfe konnte nur eine indirekt geheizte Röhre oder eine Heizspannungsversorgung mit Gleichstrom bringen.
Ich entschied mich für die Gleichstromheizung und somit für die 4P1L.
So schaltete ich einen Brückengleichrichter mit einem dicken Ladeelko in den Heizkreis,
danach war das Brummen so gut wie verschwunden.
Aber ich maß ich nur eine Heizspannung von etwa 3,7V=, gebraucht wurden aber 4,2V=.
So erweiterte ich die Heizwicklung des Trafos, zu Glück war da noch Platz, um weitere 6 Windungen,
erhöhte den Ladeelko auf 10mF und alles war gut.
Diese Gleichrichterschaltung brachte ich unsichtbar, in einem kleinen Blockkondensator unter.
Hier der Trafo mit den zusätzlichen Wicklungen:

   

und hier das Chassis, zu diesem Zeitpunkt, von oben:

   

und von unten:

   

Fortsetzung folgt...

viele Grüße,
Rolf
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#2
Oh, sehr genial!
Baust Du mir auch so einen? Angel
Gruß,
Uli
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#3
Hallo Rolf,
das ist eine originelle Bastelarbeit. So etwas liebe ich.
Ich lese gespannt mit.

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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#4
mir gefallt es auch super gut! Bin mal gespannt wie der Poti-Antrieb realisiert wird und wo nimmst du die Mittelwelle her?
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#5
Eine spannende Geschichte, die zum Nachbau anregt. Was mich ein wenig wundert ist, daß der Kemo Baustein so gut mit der Spannungsversorgung funktioniert. Ich betreibe ebenfalls diesen Kemo mit Akku und Netzversorgung . Da beeinträchtigt aber der Netzbetrieb die Empfangsleistung
Gruß Franz
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#6
...wie ich den Mittelwellenempfang realisiere beschreibe ich noch,
...also, die UKW-Empfangsleistung ist richtig gut, vielleicht hilft hier auch
die Abschirmung durch die Blechkiste, die Antenne ist natürlich nach außen
gelegt...
Gruß,
Rolf
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#7
Auf einen UKW-VE habe ich gewartet. Ich freue mich auf dieses Projekt und lese begeistert mit. Wird die MW eine Audionschaltung oder ein kleiner Super? Wie ist eigentlich die Erfahrung mit den UKW-Kemo-Modul. Kommt das Modul gut mit größeren Antennen (Dachantenne, Kabelanschluß) zurecht oder ist die Schaltung eher was für 70cm Litze?

Gruß aus FFM
Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung. 
Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")
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#8
Hallo zusammen,
weiter geht es, mit dem Bau des VE301W-UKW:
Da Netzteil, Endstufe und UKW-Teil, den ersten Funktionstest bestanden hatten,
konnte ich mich der Audion-Stufe, mit der 4SH1L, widmen.
Diese Stufe sollte folgende Aufgaben übernehmen:
1. natürlich als Audion arbeiten -
2. die NF des UKW-Teils übernehmen -
3. der Rückkopplungsregler sollte bei MW den Grad der Rückkopplung
   und bei UKW die Lautstärke einstellbar machen -
4. der originale VE-Wellenschalter sollte in Stellung "K", UKW und
   in Stellung "L", die Mittelwelle einschalten -
5. mit dem mittleren Abstimmknopf des VE,
   sollten natürlich UKW und MW abgestimmt werden können -

Zunächst baute ich den Spulenturm ein, aus diesem hatte ich vorher, die die 3 LW-Spulen entfernt.
Das Zerlegen dieses Spulensatzes ist kein Problem, da alles gesteckt ist.
Hier die Vorher- Nachher-Spule:

   

Das Einkoppeln der UKW-NF in die Audion-Röhre, realisierte ich über den Gitterableitwiderstand,
den ich über einen zusätzlichen 1K Widerstand an Masse legte.
Über diesen 1K Widerstand speise ich jetzt die UKW-NF ein.
            Da der Rückkopplungsregler zwei Aufgaben (Rückkopplung und UKW-Lautstärke)
übernehmen musste, konnte natürlich kein Drehko verwendet werden sondern nur ein Poti.
Mit diesem ändere ich nun die Schirmgitter-Spannung und somit die Verstärkung der Röhre.
Die Rückkopplungseinstellung über ein Poti im G2-Kreis, wird dadurch sehr feinfühlig,
ferner wird dabei der Eingangsschwingkreis so gut wie nicht verstimmt.
             Den originalen VE-Wellenschalter wollte ich ja weiterhin benutzen,
dieser schaltet in Stellung "K" (jetzt UKW) 2 Kontakte an Masse, bzw. unterbricht diese
in Stellung "L" (jetzt MW).
Deshalb benutze ich in Stellung "K" einen Kontakt, um den MW-Schwingkreis kurzzuschließen,
MW Empfang ist dadurch nicht mehr möglich.
Mit dem anderen Kontakt schalte ich, etwas unüblich, die negative Versorgungsspannung an das UKW-Teil.
Dies funktioniert auch nur deshalb, weil der KEMO-Baustein, durch ein eigenständiges Netzteil versorgt wird.
Die restlichen Bauteile die Audion-Stufe waren schnell eingebaut.
Danach konnte ein erster Empfangsstest vorgenommen werden, dazu schaltete ich zunächst
das UKW-Teil ein - und Musik tönte, aber etwas verzerrt, aus dem Lautsprecher,
den NF-Pegel-Regler am UKW-Teil etwas zurückgedreht und schon war die Widergabe verzerrungsfrei.
Mit dem Rückkopplungsregler konnte ich jetzt die Lautstärke einwandfrei einstellen,
von sehr laut bis kaum noch hörbar, jedoch nicht bis auf Null, was normal ist, bei einer Reglung übers Schirmgitter.
                Danach schaltete ich das UKW-Teil aus und legte Erde und Antenne an die Antennenspule des Spulenturms.
Zunächst stellte sich eine viel zu starke Rückkopplung ein, die sich auch mit dem Rückkopplungsregler nur schlecht beherrschen ließ.
Ursache war der Reihenkondensator zur Rückkopplungspule, dieser war mit 100pF einfach zu groß,
ferner fehlte der Kondensator von der Anode der Röhre gegen Masse.
Die richtigen Werte ermittelte ich durch mehrmaliges Probieren.
Jetzt funktionierte die Stufe, die Rückkopplung setzte weich ein und nach Eintritt der Dunkelheit,
waren etliche Sender, nur leider keine deutschen, klar und deutlich zu empfangen.
Mir fiel nur auf, dass bei fast aufgedrehtem Drehko, also im höheren Frequenzbereich, keine Sender mehr zu empfangen waren.
Daraufhin überprüfte ich den Empfangsbereich mit einem Messsender und siehe da, der gesamte Bereich lag zwischen 540kHz und 2048kHz.
Die Frequenz bestimmenden Bauteile (Drehko und Spule) des Volksempfängers und damit deren Güte, waren also gar nicht so schlecht.
Um den Bereich anzupassen, schaltete ich parallel zum Drehko einen 15pF Kondensator
und schon hatte ich einen Einstellbereich von etwa 548kHz bis 1660kHz.

So, hier mal ein Schaltungsauszug:

   

und hier das verdrahtete Audion:

   

   

Als nächstes verdrahtete ich die aperiodische Vorstufe, die ebenfalls mit einer 4SH1L bestückt ist.
Die paar Bauteile dieses Schaltungsteiles waren schnell eingebaut.

Schaltplan  aperiodische Vorstufe:

   

Das Poti, zum Einstellen der Empfindlichkeit, brachte ich auf der Rückseite des Chassis unter.
Das verstärkte Signal der Vorstufe, wird in die Käfigspule, über die Antennenwicklung eingespeist.
Die frühere Antennenwicklung liegt jetzt also im Anodenkreis der Vorstufenröhre.
Wenn ich richtig gemessen habe, dann liegt die Verstärkung dieser Stufe bei ca. 15-fach.
So kann man, jedenfalls auch tagsüber, mehrere MW-Sender empfangen, eine gute Antenne vorausgesetzt.
Damit war auch die Vorstufe fertig.

   

   

Als nächstes widmete ich mich der Mechanik der Abstimmung.
Durch drehen an der originalen Abstimmachse des VE, sollte ja das UKW-Abstimmpoti und gleichzeitig der Drehkondensator verstellt werden,
dazu treibt je ein Skalenseil ein Skalenrad auf der Poti- und auf der Drehko-Achse an.
Diese Skalenräder müssen natürlich unterschiedliche Durchmesser haben, da der Drehkondensator nur eine 180° Drehung,
das Poti dabei aber  eine ca. 270° Drehung, ausführen muss.
Zum Glück hatte ich 2 Skalenräder mit passender Größe (ca. 52mm und ca. 32mm Durchmesser), in meiner Bastelkiste.
                   Zum Antrieb benutzte ich gewachstes, reisfestes Bindegarn und kein Skalenseil,
dadurch konnte ich mir die Federn, zum Spannen des Seiles, sparen.
...hier der Antrieb:

   
   

Als nächstes klebte ich (auf 240g Papier gedruckt) die Rund-Skala auf das Drehko-Skalenrad.
Damit war die Senderabstimmung fertig und funktionierte einwandfrei.

   

Zum Schluss führte ich noch drei Verbesserungen ein:
1. gespeist von der Röhrenheizung,
   baute ich noch eine Skalenhintergrund-Beleuchtung (6V/0,1A) ein.

2. Vor die Primärwicklung des Netztrafos, schaltete ich noch einen 100 Ohm Widerstand,
   da der Netztrafo, der ja nur für 220V ausgelegt ist, an 230V doch recht warm wurde.
   Danach lagen am Trafo genau 220V und er wurde nur noch handwarm.

3. Das Rückkopplungspoti tauschte ich gegen eines mit Netzschalter aus, jetzt kann man
   das Gerät auch von vorn ein- und ausschalten.

   

Hier jetzt der letzte Stand des Schaltplanes:

   

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße,
Rolf
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#9
Ich finde das genial gelöst!
Vor allem die Übertragung der Abstimmungen auf zwei verschieden große Scalenräder. Da muss man erstmal drauf kommen.
Und die drei Verbesserungen sind auch sehr praktisch.
Alles in allem sehr durchdacht und gut umgesetzt!
Smiley32 Smiley32 Smiley32

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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#10
ganz toll gelungen, wenn ich noch einen VE301W hätte, würde ich versuchen, das nach zubauen.
Gratulation Franz
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#11
Ja,
Ich habe es auch sehr gern gelesen. Sehr durchdachte und saubere Arbeit.
Gruß,
Ivan
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#12
super bastelei rolf, gefällt mir sehr!
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#13
Spitze - erstaunlich, was alles möglich ist  Cool
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#14
Ganz erstaunlich!
Wenn mir nochmal ein VE zuläuft und ich es schaffe, mir genug Mut anzutrinken, dann versuche ich das auch!
Gruß,
Uli
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#15
Hallo zusammen,
weiter geht`s mit dem Zusammenbau des VE301W-UKW:
Da das Gerät auch für den täglichen Gebrauch gedacht war,
tauschte ich die völlig intakte Gleichrichterröhre RGN354
(diese war mir einfach zu wertvoll) gegen eine defekte.
Diese hatte ich aber vorher, durch den Einbau von 3 Widerständen,
einem Kondensator und einer LED, wieder zum Leben erweckt.

   
   
   

Durch diesen Tausch, stieg die Anodenspannung um etwa 15V, was aber kein Problem machte.

Als nächstes montierte ich die "Adapterplatte" mit Lautsprecher und Ausgangsübertrager ins VE-Gehäuse.
Da die 4P1L eine Ausgangsimpedanz von ca. 5 KOhm hat, bot sich der Ausgangsübertrager einer EL84 an, den ich noch in meiner Bastelkiste hatte.

   

Danach schob ich das Chassis ins Gehäuse und verschraubte es, lötete den AÜ an und befestige das Skalenlämpchen.

   

Dann folgten Rückwand und Bedienknöpfe

   

   

somit war des Gerät fertig und erfreut mich schon seit einigen Tagen, mit seinem UKW-Empfang.
Natürlich ist auch die Mittelwelle zu empfangen.
Nach Eintritt der Dunkelheit, reicht zum Empfang, schon eine Antenne von ca. 2m Länge.
Apropos UKW-Empfang mit dem KEMO-Baustein:
Lange Antennen mag das Empfangsteil nicht  >> es übersteuert und schlechte Kanaltrennung sind die Folge.
Bei mir reicht das kurze Stück Draht, vom Blockkondensatorkasten zur Bananenbuchse, etwa 12cm und alles ist gut.
Danke für Euer Interesse...
viele Grüße,
Rolf
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#16
Applaus!!! Eine sehr schöne Arbeit! Vielleicht fallen die Preise ja mal für so einen VE, dann baue ich mir das Radio nach! Danke auch für die Informationen zum KEMO-Baustein. Ich hatte es befürchtet das sich das Modul an einer Dachantenne (wegen Fernempfang) verschluckt. Das soll aber letztendlich kein Problem sein, denn ich baue mir die UKW-Teile sowieso lieber selbst auf.

Gruß Bernhard
Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung. 
Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")
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#17
Rolf, du wirst mir allmählich unheimlich!
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#18
KEMO wird dadurch nicht unglücklich Smiley32 Smiley32 Smiley32
Gruß,
Ivan
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#19
Serienreifeverdächtig! Ganz tolles Projekt und noch tollere Umsetzung! Gefällt mir außerordentlich gut.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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