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Eidgenössisches Radio - Sondyna Amati E 5416
#1
Eigentlich ist das kein Restaurations-/Reparatur-thread, den man posten würde/müsste.
Aber einerseits ist das (finde ich) kein alltägliches Radio, zumindest in D, andererseits wurde ich gerügt, daß ich keine Berichte zeige.
Also los, eine Kurzvortellung.

Es handelt sich äußerlich um ein eher kleines Radio. Größer als die Vertreter der Küchenradios, aber kleiner als 2 VE301 nebeneinander. Überhaupt kein Vergleich zu den Gegentakt-Brummern, die ich sonst so mag (mochte, aber das ist ein anderes Thema).
Ich schreibe bewusst "äußerlich", weil innen ist das Radio ziemlich groß - 11 Röhren in so einer kleinen Kiste hat man nicht oft. Das liegt daran, daß der UKW-Teil zwar fest integriert ist, allerdings noch aufgebaut wie ein UKW-Einbauteil, das man aus den frühen 50ern kennt. Allerdings ein voll- und hochwertiges UKW Teil mit induktiver Abstimmung, ausgestattet mit 6BK7A 6BH6 6BH6 6J6 und EAA91.
Das war auch schon gleich das erste und größte Problem bei dem Gerät! Alle Röhren (ausser der EAA natürlich) platt bis völlig platt! 6BH6 ist E90F - hatte ich eine in der Schublade und eine der beiden aus dem Gerät ließ sich im Funke so weit reanimieren, daß sie wieder halbwegs funktioniert. 6J6 ist ECC91, auch noch eine gefunden, Glück gehabt. Für die 6BK7A, noch eine Doppeltriode, gibt es - zumindest nach .ORG - keinen Ersatz und sowas hab ich beim besten Willen auch nicht. Kurze Rundfrage bei den Radiofreunden ergab auch keine Treffer. Also Layout und Heizung vergleichen und probehalber eine ECC85 statt der toten 6BK7A gesteckt. Leider schwingt die nicht an. Last Chance für das Radio: PCC88. Schwingt - und - TON! Yeah Smile

So wenig musste ich technisch noch für kaum ein Radio tun, hat nach der erfolgreichen Röhrentausch-Aktion auf allen Bereichen gespielt wie eine eins! Ok, den UKW-Bereich musste ich noch ein bisschen nachtrimmern damit der passt, aber das war's dann auch schon. Zum Glück, denn es gibt anscheinend keine Schaltpläne für die Kiste!
Ich hab übrigens sogar den Koppel-C zur EL41 gelassen. Gemessen und der ist 100%! Ist auch ein Typ, den ich bisher nicht kannte, scheint aber gut zu sein! Ansonsten sind noch etliche braune Plastikbomber drin, die alle mehr oder weniger jenseits sind, das stört allerdings die Funktion nicht in einer Art, die mir negativ auffallen würde. Ergo bleiben die - bis auf weiteres zumindest - drin.
Was mir POSITIV aufgefallen ist: Das Gerät hat ad a) einen sehr guten Klang und hört, ad b) auf allen Wellenbereichen die sprichwörtlichen Flöhe! Sogar auf KW an meinen 3m provisorisch im Keller gespannten Draht einen Sender am anderen. Und die eingebaute KW-Lupe macht die Sendersuche zur reinen Freude. MW-Test war zugegebenermaßen nicht möglich bzw nicht sinnvoll. Ich hab keine Antenne und dann noch tagsüber.... Hole ich ggfs mal in einer der nächsten Nächte nach, ist mir allerdings auch nicht SO wichtig.

Das Gehäuse vom Gerät ist vollständig, aber übel "verranzt" und mit etlichen Ding's und Dong's "verziert". Bewegt sich aber alles noch in einem Bereich, wo ich über "lassen" nachdenke. Das Gerät ist 60 Jahre alt, mit 60 ist man nicht mehr rosig wie ein Baby, sondern das Leben hat seine Spuren hinterlassen. Jetzt hat man die Wahl, sich als Schönheits-Chirurg zu betätigen oder als Kosmetiker. So lange die "Haut" noch dran ist und nicht in Fetzen hängt, bevorzuge ich deutlich letzteres.
Also im ersten Versuch mal mit Autopolitur an den gammeligen Lack und - WOW. 3/4h und leichten Muskelkater später kann ich schon beschließen "das bleibt so"! Ich hab mal versucht, den Deckel zur Hälfte zu polieren und die andere Hälfte im Fundzustand zu lassen, leider "schönt" das Bild die unpolierte Seite arg, das sah in natura wesentlich übler aus, dick brauner Gilb auf dem Lack, alles stumpf und matt usw.

Das war eine Nachmittags-"Restauration" à la Uli - zugegeben, so einfach hat man es nicht oft. Herausgekommen ist ein hübsches Radio, das hervorragend spielt und seinen "Charakter" behalten hat. Im Gegensatz zu vorher kann man es jetzt allerdings ohne Ekelgefühle anfassen Smile
Das einzige, was mich noch stört, ist der Lautsprecher-Stoff. Vielleicht gehe ich da mal irgendwann mit Jupp ran, der wollte mir schon lange seine Reinigungsmethode mal zeigen - ich trau mich da nach 2 schlechten Erfahrungen nie.

So, Ihr habt bis hier tapfer gelesen, also muss ich Euch auch mit Bildern belohnen, ich weiß doch, daß Ihr gerne guckt Smile


   
Der Vergleich vor (rechts) und nach (links) der Politur. Sieht leider nicht annähernd so dramatisch aus, wie in Wirklichkeit.

   
Die Unterseite. Ganz mittig sieht man eine Röhrenfassung. Wenn man von dort genau nach links wandert, sieht man einen silbernen Kondensator, 20nF. Das ist der Koppelkondensator (wenn ich mich nicht GANZ böse verguckt hab), der drin war und bleibt.

   

   
Hier ist das UKW-Teil schön zu sehen.

   
Auch ein schöner Rücken...

   
Frisch verheiratet!

   
Sieht doch wieder gut aus! (jaja, bis auf den Stoff...)

   
Und spielt so toll! Und sogar die EM34 leuchtet noch ein bisschen!
Gruß,
Uli
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#2
Hi Uli,

echt hübsch! (Bis auf den Stoff, das sieht leider wirklich Confused aus...)
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#3
das ist ein typisches Importgerät. Die Schweizer hatten für den deutschen Markt einen amerikanischen Tuner nachgerüstet. Der Importeur muß hier in der Nähe sein, ich hatte schon ein paarmal solche Sondyna hier gesehen. Du hast Glück daß UKW funktioniert. Ich hatte mit diesen Tunern schon heftige Probleme mit den aufgedampften Kreiskapazitäten in den Bandfiltern. Wenn du mal drunter schaust siehst du wahrscheinlich noch ein oder zwei zerkaute Kondensatoren, so als hätte eure Hündin damit gespielt. Die Leichtgängigkeit der Schiebestange must du im Auge behalten, aber wenn die nicht mehr runterfällt merkt man das :-)

Ich hab auch einige Unterlagen über solche Tuner die mir der Walter mal zukommen ließ. Such ich dir nächste Woche raus wenn ich aus München zurück bin.

Dieses Jahr machen wir mal den Lautsprecherstoff!!
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#4
Coole Kiste Uli,
sag mal Jupp würde Javelwasser helfen um den Stoff zu reinigen ohne das man da ausbauen muss? Oder bleicht das zu sehr aus?

Hach Uli haste echt klasse geschrieben, jetzt muss ich wohl auch einen Bericht schreiben Big Grin Unten in der Werkstatt liegt ja ein Röhri auf dem OP-Tisch.

Uli schrieb: "Sogar auf KW an meinen 3m provisorisch im Keller gespannten Draht einen Sender am anderen."
Also wir Pfälzer haben die Antennen auf dem Dach Big Grin Big Grin Big Grin
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#5
okay, noch einmal langsam für die Pfälzer:
die Schallwand wird ausgebaut. An den Rändern wird der Stoff mit der Schallwand verklebt, damit er sich nicht ablöst. Dann mit verdünntem Javel eingesprüht. Nach 20 Minuten unterm Wasserhahn klarspülen, mit einem Handtuch die Feuchtigkeit so gut es geht aufnehmen, dann trocknen lassen. Das ist kein Geheminis und keine Zauberei. Na klar bleichen die Farben aus, aber hier ist ja fast keine Farbe drauf.
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#6
Hallo Jupp, wie ich das sehe sind die Ränder ja von einer Blumenvase oder ähnlich, bekommst du diese Ränder damit weg??
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#7
Hallo Uli,

ein schöner Bericht. Das Radio finde ich sehr schön, weil es kompakt ist und eine etwas ungewöhnliche Bestückung hat. Ich habe zu dem Gerät leider auch keinen Schaltplan aber bei den Kondensatoren würde ich mal schauen ob es an der Anode der NF Endstufe eventuell einen gibt (Wert 1...5nF) der an Masse liegt. Wenn solch ein Kondensator vorhanden ist und dieser einen Kurzschluss bekommt schließt er den AÜ nach Masse kurz und es liegt dann die volle Betriebsspannung an diesem an. Das kostet meist einen AÜ der sicher nicht einfach zu beschaffen ist.
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#8
Hallo Uli,

schön beschrieben das interessante Gerät. Eine Ähnlichkeit mit z.B. einen Grundig 365GW aus dieser Zeit fällt mir dabei auf.
   
Gruß
Oliver
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#9
(14.05.2017, 09:32)Dietmar schrieb: Hallo Jupp, wie ich das sehe sind die Ränder ja von einer Blumenvase oder ähnlich, bekommst du diese Ränder damit weg??

Spätestens bei der punktuellen Behandlung mit purem Javel und einem Pinsel sollten sich auch hartnäckige Flecken lösen, nur bei Rostflecken hat es bisher versagt.
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#10
Hallo Uli,
ein sehr schönes Radio. Vor allen hast du wenig Arbeit damit gehabt, was ja eher selten der Fall ist. Viel Spaß damit.
Gruß Detlef
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#11
Danke an alle für die Blumen und netten Kommentare.
Und vor allem an Semir für den Tipp, das hätte ich jetzt vergessen. Wird überprüft!

Nachtrag: Gecheckt, kein Kondensator da. Außer er wäre zwischen AÜ und Chassis versteckt, AÜ abschrauben wollte ich jetzt nicht.
Gruß,
Uli
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#12
Hallo, Uli,
Schönes Gerät und mit UKW dazu. Und selten. Viel Glück damit! Smiley32
Gruß,
Ivan
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