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Minerva 406 W
#1
Hallo Freunde,

seit letztem Jahr stelle ich ihn von eine Ecke in die andere. Ehrlich, ein Radio, das ich mir hauptsächlich bei eBay ersteigert habe, um nach unseren Problemen mit meinem Ingelen 540 zu sehen, ob die in Österreich gebauten Radios alle mit denselben Problemen behaftet sind. Es ist der Minerva 406W. Ein österreichischer Großsuper aus dem Jahre 1939-1940. Ein Gerät, dem man äußerlich wieder zu einer schönen, edlen Optik verhelfen kann.

Es ist ein Großsuper mit Vorstufe. Schaut euch mal die Röhrenbestückung an: EF13, ECH11, EBF11, EF11, EM11, EL11, AZ11.

Wie man hier sieht, ein doch schon tolles Radio aus der österreichischen Radioproduktion. Ich muss mal wieder ein kompliziertes Radio in meine Werkstatt holen. Dieses Gerät ist ideal.

Zur Vorgeschichte: Das Gerät konnte etliche Mal über eBay ersteigert werden. Die Versteigerung lief immer wieder aus. Keiner wollte es. Klar, ein recht wuchtiger Apparat. Aber gerade die Holzoptik war es, die mich anspricht. Das dunkle Gehäuse, nein nicht schwarz. Die helle Holzeinfassung. Die bei Beleuchtung grünlich schimmernde Flutlichtskala.

Auch die Technik, mit der ich mich im Vorfeld bereits befaßt habe besticht. Also habe ich mich entschlossen, ab heute Abend mal das Gerät aus dem Keller zu wuchten und mir ein Bild vom Gerät zu machen.

Ein ganz ungewöhnlicher eBay-Verkäufer war das übrigens. Er schrieb mir, ich solle das Gerät am Besten in Thüringen, nähe Suhl abholen. Er könne mir das Radio aber nicht persönlich übergeben. Es wird deponiert. Gut, dachte ich, vielleicht von irgendeinem Nachbarn. Nein, er sagte, vor einer alten, verlassenen Schule. Ich sollte natürlich vorher überweisen.

Nun machten wir einige Tage Urlaub in Thüringen. Bei unserer Ankunft suchten wir natürlich das kleine Dorf, in dem die Schule stand. Wirklich, man dachte, dort ist das ende der Welt. Alte DDR-Straßen, sogar noch 2 Landstraßenschilder aus dieser Zeit hingen dort.

Nach vielem Fragen und Suchen fanden wir die alte Schule. Ein Plattenbau aus DDR-Zeit. Sehr verfallen. Der Verkäufer sagte mir noch, ich lege die Rückwand oben auf das Radio drauf. So als Schutz vor Regen.

Nun schaut mal, wie wir das Gerät dann gefunden haben.

   

   

Das war also das Eingangsportal der Schule. Wie gesagt, die gesamte Gegend verlassen.

Weitere Bilder habe ich jetzt nicht greifbar. Die mache ich dann nachher. Stellt Euch auf Schlimmeres ein.

Nun wird der Dietmar (DiRu) denken, nein der Abgleich... Eines ist klar, sollte hier wieder ein "Fachmann" mit Gewalt versucht haben abzugleichen, werde ich eine Restauration natürlich abbrechen. Aber sollte hier alles noch unberührt sein, erleben wir mal wieder einen interessanten technischen Bericht.

Übrigens, so sieht das Radio aus, wenn es denn über dem Berg ist.

http://www.radiomuseum.org/r/minerva_406w.html
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
die Rückwand als Regenschirm :-)

Die Technik an diesem Radio ist ja wirklich toll!

ich hab den auch noch:


.jpg   Minerva_406W_12-01-32_33.jpg (Größe: 57,06 KB / Downloads: 756)
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#3
Lieber Andreas  Smile

Das ist ja eine dolle Geschichte, vielen Dank für diesen Bericht  Smiley53 Das schöne Radio einfach vor einer alten DDR~Schule deponiert....
Also Sachen gibt's !!! Aber gut, daß Du diese "Schnitzeljagd" gewonnen hast, und das Radio finden konntest. Ich freu mich auf Deine
künftigen Berichte dazu, und bin schon gespannt, wie Du es wieder "zum Leben erweckst"  Maus

Herzliche Grüße aus MV, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#4
Sehr sinnfällig: " Lost-Place-Radio " - könnte dort schon paar Jahre gestanden haben, könnte man meinen - aber immerhin, die Rückwand zum Regen-Schutz draufgelegt - dieser Minimal-Zuwendung folgt ja nun eine Komplett-Fürsorge - schon beeindruckend !
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#5
Hallo Freunde,

wir hatten in Thüringen in unserer Pension natürlich gefragt, ob jemand den Trödelhändler kennt, der mir das Radio so kurios geliefert hat. Ja, in der Gaststätte der Pension war der Mann bei den Einheimischen bekannt. Man mutmaßte, vielleicht sollte seine Frau das nicht wissen. Naja, daraufhin mußte ich lachen und sagte, die ist wohl froh das das Ding entsorgt ist.

Freitag nun machte ich abends meine Werkstatt von innen zu und untersuchte das Radio. Rost an allen Stellen. Das Chassis aus Aluminium. Na, wenigstens dort kein Rost. Aber es ist sehr angelaufen.

Wie bei allen alten Radios aus der Vorkriegszeit prüfte ich mit dem Ohmmeter den Netztrafo. Es war alles in Ordnung. Die Sicherungshalter wurden wie immer gebrückt. Es läuft alles nur über den Regel-Trenntrafo. Zugegeben, ich war hier bei diesem Gerät etwas dreist. Viel zugetraut habe ich ihm nicht mehr. Ich ersetzte zum ersten Betrieb die beiden Netzelkos und die üblichen Gitter-Koppelkondensatoren. Ohne vorherige Röhrenprüfung habe ich mit dem Regel-Trenntrafo langsam Spannung auf das Gerät gegeben. Nach -  wer weiß wie vielen Jahren -  erwachte die Technik zu neuem Leben. Beim Betätigen des Wellenschalters krachte es kräftig im Lautsprecher.

Ein Einstecken des Antennensteckers bewirkte ein Krachen. Nicht abstimmbar. Also, der Oszillator war erst mal ausgefallen. Nach Überprüfung der ECH11 sah ich es schon ein ersetzter Widerstand hatte sich von seiner Lötstelle entfernt. Somit war die Anode des Oszillators stromlos. An sich war das sofort zu sehen.

Leute, es haute mich um! Nach dieser Operation empfing dieses doch sehr mitgenommene Gerät auf allen Bereichen Sender neben Sender. In den letzten Jahren meiner Radiobastelei war mir das bei keinem Radio passiert. Nun schrieb ich ja, dass das Radio ein Großsuper ist. Dieses Radio darf man auch wirklich als Großsuper bezeichnen. Eine EF13 in der Vorstufe!

Das Gerät holt aber nicht irgendwelche Empfangsreserven  durch die Röhrenbestückung hervor. Nein, es ist wirklich hochempfindlich, trennscharf. Tagsüber gibt es Sender von der LW und den Tschechischen Rundfunk auf der Mittelwelle.

Natürlich war sofort mein Entschluß, dieses Radio wird wieder her gestellt. Ich werde es so restaurieren, dass man ihm die schlechten Jahre nicht mehr ansieht. Das soll ein Fernempfänger für meine Radiosammlung werden. Mit der Optik bis zuletzt ein Wohnzimmerradio gewesen zu sein.

Ich bin so begeistert von dem Minerva-Radio, dass ich den gesamten Samstag daran gearbeitet habe. Das Gehäuse habe ich entlackt. Den hellen Rahmen entfernt und speziell entlackt. Das Holz des Rahmens wird geblichen und dann entsprechend gebeizt.   Durch schlechte Behandlung hat es mehrere Gehäuserisse. Die werde ich beseitigen. Auch das Gehäuse weist Merkmale eines sehr hochwertigen Radios auf. Dazu dann aber noch mehr.

Hier mal die ersten Bilder:

   

Hier die Front des Radios.

   

Hier die Skala, ähnlich den Telefunken Radios leuchtet sie beim Beleuchten grün. Nicht ist verwischt!!

   

Das Gerät von hinten. der Rost ist überall.

   

So sehen alle Bandfilter aus. Nichts ist zerstört o. Ä.

   

Das Chassis von unten. Ersetzt wurde der Oszillator-Widerstand.

   

Hier der Widerstand. Er wurde zur Sicherheit ersetzt.

   

So werden die Kondensator-Wickel nachgearbeitet. Zum Schluß kommt das alte Gewebe um den Wickel

Hier mein neueres Problem. Durch das Abbeizen ist natürlich der "Minerva"-Schriftzug verschwunden. Vielleicht kann der Franz Bernhard den auf Folie drucken?!

   

Also Ihr seht schon, der Minerva ist ein Projekt außer der Reihe geworden. Aber es lohnt sich, ihn zu erhalten.

Einige Teile, wie z. b. das Antriebsrad, möchte ich versuchen, durch Salzsäure zu entrosten. Die Trafos sind davon natürlich ausgenommen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Hallo Andreas,
da hast du ja einen leistungsfähigen Empfänger. Wenn der so gut Sender neben Sender empfängt, dann kann man sehen, wie bereits in den 30er Jahren die Technik der AM Super perfektioniert war.
Schön, wenn er nun durch deinen Jungbrunnen geht.

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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#7
Hallo Freunde,

@Heiner. Ja, Heiner, das Gerät kann sich mit seiner Empfangsleistung wirklich hören lassen. Es ist unwahrscheinlich, was da für ein Empfang möglich ist.

Mittlerweile habe ich viele Arbeiten an dem Radio vorgenommen. Das an mehreren Stellen gebrochene Gehäuse wird mittlerweile sorgsam aufbereitet.

Das Chassis besitzt auf der Oberfläche einen Becherelko. Der wurde übernommen, entkernt und bekam einen neuen Elko. Unter dem Chassis befindet sich ein Pappelko. Der Originale ist leider nicht mehr vorhanden. Es handelt sich um ein DDR-Exemplar, das bereits alles hinter sich hatte. Auch diese Papprolle wurde entkernt. Es kam ein neuer Elko hinein. Auch wurden diverse Kondensatoren ersetzt. Nach und nach möchte ich sie alle ersetzen. Ich hatte immer wieder Kurzschlüsse, verursacht durch alte Kondensatoren. Allerdings ist es nicht ratsam, bei einem solch großen Chassis gleich alle Kondensatoren zu ersetzen. Es muss immer wieder ein Probebetrieb durchgeführt werden.

Ich mußte zunächst alle Rostteile aufarbeiten. Diese schäbige Optik des Chassis war für mich etwas abstoßend. 2 der rostigen Stahlröhren, die ECH11 und die EF11 hatten so schlechte Werte, dass es mich wunderte, das das Gerät noch lief. Die EBF11 aus glas aus DDR-Produktion wurde durch eine Stahlröhre ersetzt.

Ich wollte das Abstimmrad vom Drehko mit Salzsäure als neues Verfahren entrosten. Aber im Internet kursieren so viele Warnungen zu diesem System, dass ich mich doch zur Elektrolyse entschied. Nach einigen Stunden war das Rad rostfrei. Es wurde mit Stahlwolle abgerieben und
mit Zinkspray Silber eingesprüht. Das sieht aus wie neu. Die gammlige Pappabdeckung vom Drehko wurde mit Silberfolie überklebt. Das größte Stück Arbeit war die Überholung des Netztrafos. Die Schrauben des Trafokerns waren erheblich angerostet. 2 Muttern waren nur durch Verlagerung einer unteren Lötleiste zugänglich. Ich entschied mich, den Netztrafo im eingebauten Zustand zu entrosten. Der Trafokern, durch den Rost schon etwas aufgetrieben, wurde sorgfältig entrostet.

Ich habe dann im Anschluß den Netztrafo mit schwarzer Ofenfarbe am Kern und den Aufbau, der als Röhrenhalterung dient, mit Silban eingerieben. Alles wurde dann nach einer Einwirkzeit wieder poliert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der rostige Tontrafo wurde ausgebaut, entrostet und auch neu lackiert. Die komplette Skalenhalterung wurde ebenfalls sorgfältig entrostet und neu lackiert. Diese ist noch nicht wieder am Chassis. Hier ergab sich noch ein später zu schilderndes Problem.

Schon bei der ersten Inbetriebnahme fiel mir auf, der Lautstärkenregler funktioniert nicht richtig. Es wurde der Schleifer bei Drehen nicht mitgenommen. Dumm! Das Gesamte Poti besteht in der Front aus der Verstellung für die Bandbreite, Dem Sprache-Musik-Schalter und der Tonblende und dem nicht funktionierenden Netzschalter. Der Regler ist nicht nach hinten zu ziehen, sondern es befindet sich am Chassis eine viereckige Aluplatte, die man abschrauben kann. Dann wird der gesamte Mechanismus nach vorne abgenommen. Also, sämtliche Anschlüsse notieren und ablöten. Dann zerlegen. Auch hier war die Betätigungsachse sehr rostig. Sie wurde gleich beschliffen.

Der Lautstärkenregler befindet sich hinten auf dem Poti. Man kann hier durch Umbiegen der Blechlaschen vom Gehäuse den Netzschalter und das Gehäuse abnehmen. Der Netzschalter wurde mit Kontaktspray gespült. Mechanisch funktionierte er ja. Nun schaltet er auch wieder.

Kurios bei diesem Gerät: Zieht man die Achse des Reglers nach außen, wird das Gerät ausgeschaltet. Drückt man den Knopf, wird es eingeschaltet. Sonst ist das genau umgekehrt.

Warum wurde der Schleifer nicht mehr mitgenommen? Schwer zu beschreiben ist das. Bitte schaut mal auf die Bilder. Die dünnere Betätigungsachse des Poti's läuft in einem Metallrohr mit länglicher Aussparung hier ist genau festgelegt, wie weit, man die Achse nach außen zieht und nach innen drückt. Gleichzeitig wird durch den Splint bewirkt, dass die Mechanik vom Lautstärken-Poti bewegt wird. Dieser Splint war abgenutzt. Er steckt konisch in einem Loch.

Wie soll man den ersetzen. Ein normaler Splint funktioniert nicht, der fällt beim Drehen dann raus. Ich habe einen kleinen Messingnagel genommen, ihn gekürzt und nach oben mit dem Hammer vorsichtig etwas breiter geschlagen. Der ließ sich dann mit widerstand in das Loch stecken. Einige Hammerschläge und der Schleifer wird wieder mit genommen.

ja, dumm nur, das mir beim Öffnen der Deckels die Blechlaschen fast alle abgebrochen sind. Hier habe ich die Gehäuseabschlüsse vorsichtig mit Sekundenkleber benetzt.

Es kam nun der neuerliche Versuch, ob das Radio noch läuft. Tat es nicht. Plötzlich Kurzschluß. Jetzt war ich am verzweifeln. Was hat ein Lautstärkenpoti mit dem Netzteil zu tun?

Nichts!! Der Verursacher war die EM11. Naja, blind war die eh. Aber plötzlicher Kurzschluß - darauf muss man erst mal kommen. Da werde ich wohl erst mal eine fast taube aus meinen Beständen verwenden und mal schauen, wann es mal eine günstige EM11 gibt. Schade.

Trotzdem, schaut Euch mal das Chassis an. Sieht das nicht wieder richtig gut aus? Das Gehäuse soll ja genauso werden.

Hier mal der alte DDR-Pappelko

   

So sieht er jetzt aus

   

Das ist das Poti mit sämtlichen Anbauteilen s. o.

   

Der abgescherte Splint

   

Er ließ sich aber gut entfernen.

   

Hier der neue Splint

   

Sieht das Chassis nicht wieder toll aus?

   

Und hier mein Kurzschluß-Verursacher.

   

Ja, es geht also weiter am Radio. Mal schauen, wie sich das Gehäuse dazu entwickelt.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#8
Hallo Andreas,
da hast du ja mal wieder einen tollen Fund gemacht. Am Ende wird das Radio wieder wie neu aussehen, jede Wette.
Immer guten Empfang und viele Grüße - Uwe
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#9
(10.09.2017, 02:34)Andreas_P schrieb: Hier mein neueres Problem. Durch das Abbeizen ist natürlich der "Minerva"-Schriftzug verschwunden. Vielleicht kann der Franz Bernhard den auf Folie drucken?!

Hallo Andreas,

für das Ausdrucken auf Folie brauche ich die Maße des Schriftzuges, wenigstens ungefähr.
Am einfachsten wäre es, die Schrift in Powerpoint nach zuschreiben, allerdings ist der Schriftfont schon sehr eigenwillig. Einen passenden Font zu finden, wird nicht einfach und müsste ggfs. auch bezahlt werden. Hier wird es entweder teuer oder du musst mit einer etwas anderen Schriftform vorlieb nehmen.

Vielleicht kann ich aber auch die Schrift aus dem Bild extrahieren.

Termin: Ostern, aber ich sage nicht welches Jahr. Wink
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#10
"Zieht man die Achse des Reglers nach außen, wird das Gerät ausgeschaltet. "

Bei 1938/39er Geräten war das nicht unüblich.
Beispiele. AEG 709W, Siemens Kammermusikschatulle 85W

Zur "Glas" EBF11: Es gibt Leute, die davon überzeugt sind, daß die Glas-Röhren seltener ein schlechtes Vakuum haben als die Stahl-Röhren.

Wo hat die EM11 einen Kurzschluß produziert?

Mfg DR
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#11
Hallo Dietmar,

die Glas EBF11 hat auf meinem Funke Tester gute Werte. Ich habe sie nur getauscht, damit die Optik im Gerät einheitlicher ist. Natürlich wird die gelagert.

Mit dem Ein- und Ausschalter war mir diese Konstruktion noch nicht aufgefallen. Ich kannte das so: Ziehen - Gerät ein. Drücken - Gerät aus. Ja, man darf sich nicht nur auf die Erfahrung verlassen.

Ich hatte übrigens mit Dietmar telefoniert. Nachdem ich hier im Forum Dietmar's Frage nach dem Fehler im magischen Auge las, war mir immer noch klar, dass der Kurzschluß im internen Bereich der EM11 liegt. So kann das gehen, wenn man nicht sofort das Schaltbild bei Unklarheiten zur Hand nimmt.

Gewöhnlich sind die Leuchtschirme der magischen Augen direkt mit dem 2. Netzelko verbunden. Der Kurzschluß im Netzteil war nicht ständig. Es hatte zeitweilig im Lautsprecher heftig Geräusche verursacht. Das Amperemeter meines Trenn-Stelltrafos zeigte dabei eine erhöhte Stromaufnahme. Nun hat das Minerva-Radio eine doch recht hochwertige Verarbeitung. Um die Fassung des mag. Auges wurde ein geschlossenes Gehäuse, das gleichzeitig als Halterung dient, vorgesehen. Ich hatte also keinen Blick auf die Anschlußbelegung. Also hing ich am Netzelko die Spannungsversorgung des mag. Auges ab. Tja, alles war gut - dachte ich.

Heute Nachmittag habe ich das Gerät dann wieder in Betrieb genommen - ohne das mag. Auge. Da, plötzlich wieder dieses Gewitter im Lautsprecher. Der Fehler war noch vorhanden. Was man nicht tun sollte, ich nahm den Prüflautsprecher von der Sekundärseite des Tontrafo's. Man hörte ein leises Kratzen. Es war nicht das mag. Auge, sondern der nagelneue 2. Netzelko. Tja, diesen hatte ich so schön in das vorhandene Bechergehäuse integriert. Eine Berührung nach Masse hat es auch nicht gegeben. Materialfehler! Der Elko hat eine Prüfspannung von 450 Volt.

Minerva hat übrigens den Leuchtschirm des mag. Auge über einen Widerstand an den 2. Elko gelegt. Wäre hier ein Fehler im mag. Auge, dann wäre als Erstes der Widerstand abgeraucht.

Für mich ist es aber die Chance. Ich werde den Leuchtschirm des mag. Auges probeweise ohne den Widerstand betreiben. Evtl. schließe ich es auch an den 1. Elko an. Dann ist die Versorgungsspannung noch etwas höher als am Elko 2.

Ja, und das alte mag. Auge habe ich ganz schnell wieder aus der Mülltonne geborgen. Aber so ist das, die schon mal da gewesenen Fehler vermutet man als Erstes.

Es ist also doch immer sehr schön, dass unsere Experten hier immer mit lesen und mal kritisch fragen. Also, vielen Dank an Dietmar.

@ Franz Bernhard. Lieber Franz Bernhard, auch wenn alle Messen gelesen sind und das Radio längst spielt, irgendwann ist wieder Ostern und irgendwann hast Du vielleicht wirklich einmal Zeit und könntest mal mit dem Schriftzug etwas versuchen. Nachdem ich nun meinen selbst produzierten Fehler beseitigt habe, spielt das Radio wieder sehr schön. Das ohne Schriftzug - ach, zur Zeit auch ohne Gehäuse. Smile
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#12
Hallo Freunde,

wer sich mal das Schaltbild des Minerva Großsuper 406W anschauen möchte. Hier ist es. Es folgen dann weitere Berichte zum Fortgang der Arbeiten.

   

Dieses Gerät darf sich wirklich "Großsuper" nennen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#13
(13.09.2017, 19:26)Andreas_P schrieb: Heute Nachmittag habe ich das Gerät dann wieder in Betrieb genommen - ohne das mag. Auge. Da, plötzlich wieder dieses Gewitter im Lautsprecher. Der Fehler war noch vorhanden. Was man nicht tun sollte, ich nahm den Prüflautsprecher von der Sekundärseite des Tontrafo's. Man hörte ein leises Kratzen. Es war nicht das mag. Auge, sondern der nagelneue 2. Netzelko. Tja, diesen hatte ich so schön in das vorhandene Bechergehäuse integriert. Eine Berührung nach Masse hat es auch nicht gegeben. Materialfehler! Der Elko hat eine Prüfspannung von 450 Volt.
Hallo Andreas,
das gleiche Problem hatte ich letztens, als ich einen VE 301Wn neu aufbaute. Alle Kondensatoren gewechselt, Strippen neu gezogen, Widerstände und Röhren geprüft, aber trotzdem keinen Ton aus dem Lautsprecher und erhöhte Stromaufnahme. Bis ich den defekten Elko fand, hatte ich schon einige Lötstellen aufgetrennt. Seltsamerweise hatte der Elko (auch Prüfspannung 450V) optimale Messwerte, nur bei einer Spannung über 100V, knickte er sofort ein.
Gruß
Alex

M(Ende) gut - alles gut! Smile
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#14
Hallo Andreas

Wegen der recht häufigen Fehler in den Lange Nowisch Schaltbildern hier noch ein originales Schaltbild des 406

   

Viele Grüsse, Walter
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#15
Hallo, Andreas,
Ich sehe der Schriftzug ist auf den Lack “beschichtet“. Wenn Du neu lackierst, beim Schleifen verschwindet er. Wie brindst Du den neu auf - mit Schablone und tupfen?
Gruß,
Ivan
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#16
(17.09.2017, 21:16)navi schrieb: Hallo, Andreas,
Ich sehe der Schriftzug ist auf den Lack “beschichtet“. Wenn Du neu lackierst, beim Schleifen verschwindet er. Wie brindst Du den neu auf - mit Schablone und tupfen?

Schau mal in Beitrag #9 Ivan, da steht bereits etwas dazu...
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#17
Hallo Ivan,

ja, wir wollen mal sehen, was man da wieder hin bekommt. Der Franz Bernhard hatte mir ja Hilfe angeboten. Aber ich will auch mal versuchen, ob man das Bild des Schriftzuges nicht irgendwie ändern kann und dann einfach auf Klarsichtfolie ausdruckt. Aber so weit sind wir eh noch lange nicht.

Hallo Walter, Dir vielen Dank für das Laden des Schaltplans. Ich hatte diesen auch für die technische Revision genutzt. Ein Fehler, den ich vorab beschreiben möchte, machte mir größte Kopfzerbrechen. Ausgerechnet nach umfangreichem Kondensatortausch fiel plötzlich der empfang des Gerätes komplett aus.

Natürlich sagt man sich erst, Du hast dort irgendetwas fehlerhaft eingelötet. Und so sucht man dann den Fehler auch bei der eigenen Arbeit. Ich hatte natürlich sporadisch nach Kondensatortausch immer wieder den Empfang geprüft. Trotzdem, plötzlich ging nichts mehr!

Der Ausfall lag im HF-Teil. Hörte man sonst beim Hereinstecken der Antenne ein lautes Krachen, so war jetzt nur ein leisen Kratzen vernehmbar. Die Spannung stieg.

In solchen Fällen gebe ich die Antenne probeweise auf das Steuergitter. Hier hielt ich als Erstes auf das Steuergitter der ECH11. Es war nichts, absolut keine Reaktion.

Den 100 pf Teerkondensator, ich hatte ihn noch nicht ersetzt, lötete ich probeweise ab. Schon beim Berühren der Steuergitters mit einem Schraubenzieher konnte man Empfang vernehmen. Ein Kondensator, dem ich wegen der kleinen Kapazität keine Störung zugetraut hatte, war hier der Übeltäter.

Ich habe den Kondensator mal in Walter's Schaltbild kenntlich gemacht. Etwas zur Funktionsweise: Zur Anode der EF13 geht eine Kurzwellenspule mit Anzapfung. Hier geht der 100 pf Kondensator auf das Steuergitter der ECH11. Durch den Durchschlag gelangte natürlich positive Anodenspannung auf das Steuergitter. Ein neu verbauter 100 pf-Kondensator beseitigte dann die unangenehme Erscheinung.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#18
Walterh: "Wegen der recht häufigen Fehler in den Lange Nowisch Schaltbildern hier noch ein originales Schaltbild des 406"

In der Tat scheint z.B. ein Fehler im Eingangskreis für KW zu bestehen. Es gibt nur einen Kreis für KW (was allgemein üblich ist), aber gemäß Lange-Nowisch sind da beide Drehkondensatoren (über die Schaltkontakte) damit verbunden, was keinen Sinn macht.

Beim ART-Schaltbild, was i.a. weniger Fehler enthält, ist der Eingangs für KW m.E. ebenfalls fehlerhaft gezeichnet.

   

Die Schwierigkeit beim Umzeichnen des originalen Minerva-Schaltbildes besteht ganz offensichtlich in der korrekten Interpretation der Schaltstellungen in den 4 Ebenen des Wellenschalters. Das ist in der Tat nicht einfach.

Wenn aber an den Kontakten des Wellenschalters nicht "herumgelötet" wurde, braucht das für die Reparatur nicht zu kümmern.

MfG DR
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#19
Hallo Dietmar und Leser,

ich hatte Dietmar ja schon am Telefon gesagt, hätte an diesem hochkomplexen Gerät schon Irgendjemand gefummelt, insbesondere an den HF-Aggregaten, dann hätte ich ohne wenn und aber auf eine Überholung des Chassis verzichtet. Dann hätte das Chassis nur noch als Teileträger gedient. Ein Eingriff wurde wohl mal im Gerät vorgenommen, aber das mußte wohl absolut fachmännisch geschehen sein. Ein Gerät mit dieser Technik und fast unberührt wird man wohl nicht so oft finden.

Parallel zur technischen Überholung des Chassis wendete ich mich auch dem Gehäuse zu. Es hatte bereits sehr gelitten.

Wenn man sich das Gehäuse insgesamt ansieht, dann erkennt man nach dem Entfernen der dunklen Beizung, dass selbst die Rundungen furniert sind. Gewöhnlich handelt es sich sonst immer um Rohholz, das mit Beize an das übrige Furnier farblich angepaßt wurde.

Um demnächst den Korpus besser mit Schellack bearbeiten zu können habe ich vorsichtig mit dem Gummihammer den helleren Holzrahmen aus dem Gehäuse geklopft. Ich hatte Glück, er ließ sich gut entfernen.

Nun kommen wir zu den Beschädigungen am Holzgehäuse. Links wies das Gehäuse einen längeren, bis nach innen gehenden Bruch auf. Oben rechts dasselbe Problem. Solch ein Bruch, wie oben rechts passiert sehr oft, weil die schweren Geräte durch hineinfassen ins Innere mit einer Hand transportiert wurden. Ich hatte schon Gehäuse, da war der gesamte Deckel abgerissen.

Bei diesen Beschädigungen hier muss man mit einem Gegenstand die Rißstelle so weit wie möglich auseinander dehnen. Dann kommt Holzleim (Ponal) ins Spiel.

Kräftige Zwingen bewirken nun den Rest. Hinterher muss dann halt geschliffen werden und mit Holzspachtel die Übergänge geglättet werden.

Hier also das Gehäuse vor der erfolgten Reparatur. Schaut mal, selbst oben an den runden Stellen wurde furniert.

   

   

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#20
Nachdem nun mein Radiochassis nach meinem Empfinden guten Empfang auf allen 3 Wellenbereichen lieferte,
ging es nun ans magische Auge. Nochmal zur Erinnerung: Am Auge befinden sich 2 Anoden. Die eine wird mit 1 Megaohm mit Spannung versorgt, die andere hat einen Widerstand mit 2 Megaohm. So zeigt die EM11 dann ein Kreuz. Aber die Optik kennt Ihr ja.

Der Leuchtschirm wurde hier über 150 Kiloohm an den 2. Elko gebracht. Meine Überlegung war nun, den 150 Kiloohm-Widerstand zu entfernen. Der Anschluß wurde auf dem 2. Elko belassen. Man sah auch bei ausgeschaltetem Licht nichts. Auf dem 1 Elko erhöhte sich die Spannung um ca. 25 Volt. auch hier - nichts.

Ich habe eine größere Kiste. Dort sind in der Hauptsache EM11 - alle blind - enthalten. An vielen Röhren ist der Leuchtschirm richtig grau und von den Sektoren eingebrannt. Die Systeme selber wurde auf meinem Funke-Tester teilweise noch mit brauchbar angezeigt. Ich fand eine EM11, die noch einen leicht weißlichen Leuchtschirm hatte. Das System, allerdings wurde als unbrauchbar geprüft. Ich hatte mir dann mal einen 20 Volt-AC-Netztrafo genommen und habe die Röhre über einige Minuten damit überheizt.

Wieder ins Röhrenprüfgerät. Das Meßergebnis wurde besser. Und - tatsächlich, der Leuchtschirm wurde sichtbarer. Ich habe dann bei meinem Funke4/3 im rechten unteren Feld den Pin für die Heizung eine Buchse weiter gesteckt. Also durch die Karte gestochen. Die Röhre wurde weiter überheizt. Das System ging wieder in den "brauchbar"-Bereich. Natürlich mit korrekt eingestecktem Pin der Röhrenheizung.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Natürlich wird die Farbe des mag. Auges durch die Kamera etwas vertieft. Aber die Aufnahme wurde wirklich Abends mit angeschalteter Beleuchtung gemacht.

Ich weiß nun nicht, ob sich dieser Zustand auf Dauer halten läßt. Aber vorerst bin ich mit dem Zustand dieser Röhre mehr als zufrieden.

Hier zunächst mal die Verkleidung der EM11 Fassung eine Halbkugel aus Bakelit, die ans Chassis geschraubt ist. Tolle Konstruktion!

   

Das mag. Auge nach mehrmaliger Überheizung

   

Hier im eingebauten Zustand. Durch den Skalenhintergrund etwas verdunkelt ist es schön sichtbar. Man sieht natürlich auch, dass der Leuchtschirm nicht mehr der Beste ist.

   

Ich habe übrigens im Laufe meiner Messungen eine UM11 gefunden, die auch einen weißlichen Leuchtschirm hat. Auch diese werde ich versuchen, wieder brauchbar zu machen.

Jetzt an unsere Fachleute: Ist so etwas ein Zufallstreffer, oder lohnt es sich wirklich hin und wieder mal ein Konvolut mit blinden magischen Augen zu kaufen?
Und noch etwas, Ihr kennt mich, ich habe mir da nicht irgendeinen Spaß erlaubt und dort ein besseres magisches Auge verbaut. Es wurde wirklich so, wie oben beschrieben verfahren. Auch die Heizspannung wurde im Radiobetrieb nicht etwa erhöht.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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