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Radione R2
#1
Hallo zusammen,
heute möchte ich Euch den legendären "Radione R2" vorstellen.
Ein Auto- und Reiseempfänger der Firma Nikolaus Eltz (Wien)
Der Firmenname Radione entstand aus RADIO Nikolaus Eltz
Hier zunächst ein paar technische Daten des Gerätes:

Hersteller: Radione
Modell: R2
Baujahr: 08/48
Typ: 7-Kreis Superhet mit 2 Hf-Vorstufen,
ZF:    469,5 kHz
Kreise:   7
Röhrenbestückung:   EF13, ECH21, EF12, EBC11, EDD11, EZ11
Stromversorgung:  110, 150, 190, 220 Volt Wechselspannung
Mit Zerhacker:          6 Volt Gleichspannung (ca. 5 Amp.)
Wellenbereiche:         Langwelle (700m - 2000m), Mittelwelle (192m - 590m), Kurzwelle (13m - 50,5m)
Lautsprecher:            eingebaut, permanentdynamisch
Abmessungen:            B=350mm, H=235mm, T=175mm
Gewicht:                    ca. 10 Kg
Besonderheiten:    2 abgestimmte HF-Vorstufen, sehr stabiles Stahlblechgehäuse, eingebauter Zerhacker,
                                 360°-Skala
Bedienelemente vorn:   Lautstärkeregler kombiniert mit Schalter Ein / Aus (6V-Betrieb), Senderabstimmung
Bedienelemente oben:   Kippschalter Ein / Aus (Netzbetrieb), Wellenbereichsschalter mit Stellung                                                                    
                                       Grammophon, Anschlüsse für Grammophon und Zweitlautsprecher
Bedienelemente linke Seite: Tonblende, Anschlüsse für Erde und Antenne
Bedienelemente rechte Seite:  Steckbuchse für Netzwürfelstecker, 6V Anschluss
Rückseite:  Netzkabelkammer

Diesen Radione R2 hatte ich vor einigen Wochen, recht günstig im Verhältnis zu den sonst verlangten Preisen, in der "Bucht" erworben.
Das Gerät war in einem recht guten und vor allem, originalen Zustand.
Zunächst ein paar allgemeine Anmerkungen zu diesem Radio:
Es war schon etwas Besonderes, als der "R2", so etwa Anfang 1939, auf den Markt kam.
Erstmals wurden in einem "Kofferradio" nicht die üblichen 2V K-Röhren verwendet,
sondern die neu auf den Markt gekommenen, sehr leistungsfähigen Stahlröhren, der E-Serie.
Als Spannungsversorgung konnte das Wechselstromnetz, oder, da eingebauter Zerhacker,
ein 6V Kraftfahrzeug-Akku dienen. Auf Wunsch gab es auch eine 12V- und 24V-Variante.
Die Empfangseigenschaften waren hervorragend, hervorgerufen durch eine abstimmbare HF-Vorstufe (EF13) und einem nachgeschalteten, abstimmbaren Bandfilter.
Ferner hatte man dem Gerät eine leistungsfähige Gegentakt-Endstufe, mit einer EDD11, verpasst.
Diese konnte ca. 4 Watt, an den eingebauten Lautsprecher abgeben.
In der Wehrmacht wurde der R2, da er in einem sehr stabilen Stahlblechgehäuse untergebracht war und
natürlich wegen seiner guten Empfangseigenschaften, auch als Truppenbetreuungsempfänger eingesetzt.                                    
Radione produzierte das Gerät, in etwa, von Anfang 1939 bis 1949.
Dabei entstanden viele verschiedene Versionen, immer in Abhängigkeit von dem Material, das gerade zur Verfügung stand.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Schaltplan, oft nicht hundertprozentig zum Gerät passt.
Nun wieder zu meinem R2:
Dieser wurde so gegen Ende 1948 (Kondensatoren haben den Datumsaufdruck 8/48) gebaut.
         
   

Auch zu menem Gerät habe ich bis jetzt, noch keinen passenden Schaltplan gefunden.
Auffällig ist z.B., dass man anstelle einer ECH11, eine ECH21 eingebaut hat.
Ferner haben Lade- und Siebelko nur eine Kapazität von 25µF, anstatt der im Schaltplan angegebenen 32µF.
Auch andere Widerstände und Kondensatoren haben Werte, die mit dem Standard-Schaltplan nicht übereinstimmen.
Hier der Standardschaltplan:
                                                   
   

Nach einer Sichtkontrolle und einer Reinigung von innen und außen, schloss ich zunächst eine externe, einstellbare Anodenspannung an (ohne die Röhren zu heizen) und erhöhte diese sehr langsam, immer unter Beobachtung der Stromaufnahme, bis auf 250V.
Nach einiger Zeit stellte sich ein Strom von ca. 1,8mA ein, der sich auch nach 2 Stunden nicht mehr änderte,
das war schon mal ein recht guter Wert.
Anschließend maß ich an allen Röhren die Anoden- und Schirmgitterspannungen, auch diese waren plausibel,
bis auf die Schrimgitterspannung an der EF13, dort war nur etwa 150V zu messen.
Als ich mir die Beschaltung dieser Stufe näher ansah, fiel mir ein Spannungsteiler nach Masse auf, den es im Schaltplan nicht gab.
Als ich den Widerstand nach Masse auslötete, sank der "Leckstrom" gegen Null und dies mit den originalen Kondensatoren!
Da ich mein Gerät in einem möglichst originalen Zustand belassen wollte,
sollten so wenige Bauteile wie möglich ersetzt werden, aber funktionieren sollte der R2 natürlich schon.
Sicherheitshalber ersetzte ich so, nur ein paar Kondensatoren (Teeries), die mehr oder weniger direkt, an der Anodenspannung lagen.
Glück hatte ich auch mit den Röhren, alle zeigten auf dem Röhrenprüfgerät gute, bis sehr gute Werte.
Danach erfolgte der erste Funktionstest:
Das Gerät an den Trenntrafo angeschlossen und die Spannung langsam auf 220V~ erhöht, dabei natürlich immer die Stromaufnahme beachtet und nach kurzer Zeit, war dem Lautsprecher ein Rauschen zu entnehmen.
Dann die Außenantenne angeschlossen, Wellenbereichsschalter auf grünem Punkt (KW) gedreht und ein Sender nach dem anderen, waren klar und lautstark zu empfangen.
Nach Sonnenuntergang, das gleiche Spiel mit Mittelwelle, auch hier, Sender an Sender und selbst auf Langwelle konnten 4 Stationen empfangen werden.
Es stimmt also wirklich, was dem Radione R2 nachgesagt wird, das Gerät ist sehr empfangsstark und die Gegentaktendstufe sorgt für einen hervorragenden Klang.
Eins fällt auch auf, der R2 ist so gut abgeschirmt, dass man ohne Antenne und mit voll aufgedrehtem Lautstärkeregler, nur ein leichtes Rauschen vernehmen kann.
Zum Schluss tauschte ich noch den stark verwitterten Trageriemen, den ich mir aus einem dicken Lederriemen schnitt...
Hier das fertige Gerät von schräg oben:

   

und hier von vorn und im Betrieb:

   

   

die Rückansicht:

   

hier die hintere Innenansicht:

   

Hier die stabile Netzsicherungsabdeckung:

   

und hier ohne Haube:

   

hier die Ansicht mit abgenommener Frontplatte und ohne Netzteilabschirmung:

   

und hier mit dem Abschirmblech:

   

hier die stabile Haube:

   
   

hier die Frontplatte mit Skala und Lautsprecher,
hier muss man aufpassen, da die Skala sehr wischempfindlich ist:

   

hier Netzanschluss und Würfel-Netzkabel,
die Anpassung an die Netzwechselspannung wird dadurch vorgenommen, indem man den Würfel richtig herum einsteckt.
Aus Sicherheitsgründen habe ich die Stifte, für die nicht gebrauchten Spannungen, mit Schrumpfschlauch, isoliert.
Den Stecker kann man dann nicht mehr falsch aufstecken:

   
   

hier noch die Ansicht von unten:

   

Viele Grüße,
Rolf
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#2
Hallo Rolf,

sehr schöne Vorstellung des Radios und der Inbetriebnahme, danke!
An dem Innenleben sind die sieben Jahrzehnte ja wirklich spurlos vorbeigegangen, das ist schon erstaunlich!

Gruß, Frank
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#3
Hallo Rolf,

schöner Bericht Thumbs_up
Baust du die Batterien oder Akkus aus handelsüblichen Teilen zusammen, bleibt es ein Standgerät mit Netzanschluss?

Grüße,

Thorsten
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#4
Hallo Thorsten,
z.Zt. benutze ich das Gerät nur im Netzbetrieb.
Im Akku-Betrieb wird ein externer 6V Akku angeschlossen,
wie z.B. im KFZ,
aber diesen Betriebszustand konnte ich noch nicht ausprobieren,
da ich keinen 6V Akku besitze...
Viele Grüße,
Rolf
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#5
Hallo, Rolf,
Du hast Dir ein super - Gerät mit kult Status besorgt. Und hast es sehr gut und sauber restauriert. Danke fürs Zeigen. Bin gespannt wie es mit Batterieversorgung funktioniert.
Ich freue mich sehr für Dich! Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#6
Hallo Rolf, super Gerät, nur noch zur Ergänzung, das Skalenseil wird nur in einer Bewegungsrichtung durch den Einstellknopf bewegt . Die Rückwärtsbewegung wird jedoch durch Federspannung bewirkt. Die Seilführung ist ein wenig tricki
Gruß Franz
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#7
Falls jemand den Front-Deckel vom R2 brauchen kann, bitte melden.
der Deckel ist verchromt. Leider ist die Skala teilweise etwas verwischt.

Der Deckel ist übrig geblieben, als aus 2 "Ruinen" ein R3 rekonstruiert wurde.

MfG DR
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#8
Hallo Franz,
das stimmt, an den Skalenantrieb muss ich auch noch mal ran,
der hat leider etwas Spiel...
Viele Grüße,
Rolf
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#9
Hallo Rolf,

sehr schöner Bericht; vielen Dank!

Ergänzend kann ich noch darauf hinweisen, dass in den Heften FUNKGESCHICHTE Nr.90 (1993) und Nr.157 (2004) Berichte über das Gerät bzw. Schaltungsbeschreibung und Restaurationshinweise erschienen sind.
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#10
Danke Werner,
da muss ich die beiden Hefte mal ausbuddeln,
zumal ich hier noch eine R2 in Arbeit habe.
Das wird aber schwieriger, da stark verbastelt...
Viele Grüße,
Rolf
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#11
Ich habe auch noch ein R2. Das müsste deutlich älter sein. Ich muss es mal aufschrauben und mir die Aufdrucke auf den Bauteilen ansehen. Leider wurde das Gehäuse mal mattschwarz überlackiert. Mir fehlt leider der Würfelstecker. Musste mir damals mit Bananen Kupplungen helfen.
Gruß aus Bremen

Enno
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#12
Hallo Rolf,
Super Bericht!
Ich habe auch einen R2 restauriert; er sah wesentlich schlechter aus. Im Inneren sah er aus als wenn eine Bombe explodiert war; es war der Netztrafo!
Den Wellenschalter und Betriebsartschalter habe ich notwendiger Weise analysiert und dokumentiert.
Hier der Plan:
   

Viele Grüße Georg
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#13
Hallo Rolf,

ein sehr interessantes Gerät das ich noch nicht kannte. Besonders der Betrieb mit Zerhacker an 6V ist etwas was nicht jedes Radio zu bieten hat. Mich würde mal interessieren ob der Zerhacker noch funktioniert und ob der den Empfang stört. Einen 6V Akku könntest Du z.B. mit 5x NiMH 1,2V Monozellen bauen. Die guten haben ca. 7-10 AH bei 3,5A Stromaufnahme sollte das Radio damit ca. 1-2h Laufen.
Viele Grüße
Semir
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"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#14
Meinen Respekt, so ein tolles Gerät, dafür könnte man glatt einen Mord begehen.  Smiley39

Spannend finde ich den Wechselrichter - Zerhacker, in der Lehre habe ich welche von RFT.

Z. B. in den Autoradios Schönburg oder auch den Albatros.

Zu meiner Zeit waren Ersatzzerhacker war kaum noch erhältlich.
Dann wurde versucht ihn zu heilen... Kontakte reinigen brachte nur  kurzzeitig Besserung.
Wenn jemand so ein Radio im 6 V  F 8 oder EMW 340  den Ausschalter vergaß, half nur noch anschleppen.

So ein Zerhacker störte nicht, wenn er sich im Originalzustand befand, nur bei Kontaktproblemen, ansonsten absolut stabil.
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#15
@ Daniel....Zu meiner Zeit waren Ersatzzerhacker kaum noch erhältlich.
Dann wurde versucht ihn zu heilen... Kontakte reinigen brachte nur kurzzeitig Besserung.
Wenn jemand so ein Radio im 6 V F 8 oder EMW 340 den Ausschalter vergaß, half nur noch anschleppen.

Davon kann ich ein "Lied singen" ...von der sehr oft erfolglosen Reinigung der Zerhackerkontakte......weil, hielt oft nicht ein mal über Monate.
M.f.G.
harry


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Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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#16
Hallo Georg,
danke für den vergrößerten Plan der beiden Drehschalter,
kann ich vielleicht noch gebrauchen,
da ich gerade einen weiteren R2 in Arbeit habe.
Der ist, wie ich schon sagte, ziemlich verbastelt und genau wie Enno`s Gerät,
schwarz überlackiert.
Viele Grüße,
Rolf
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#17
Hallo Semir,
ich habe mir jetzt zunächst einmal, einen kleinen 6V Blei-Akku bestellt
und werde dann nach Erhalt, den R2 mal mit 6V befeuern.
Da bin ich mal gespannt, ob der Zerhacker noch funktioniert...
Viele Grüße,
Rolf
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#18
Hallo Rolf , 

Ich hole mal dieses Thema hoch .

Da ich nicht das finde was ich wissen Möchte.

1. Warum gibt es das Radio mit 2 Schalter auf der Oberseite "Funktion?"

2. Wurden 6,12 und 24v beim Militär eingesetzt und wenn ja wofür die jeweilige Variante?

3. Gab es das Radio auch zivil ? Wenn ja wo sind die Unterschiede zum Militär?

Ich hoffe du kannst mir helfen.


Gruß Michael
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#19
Hallo Michael,

ich hoffe, Dir ein paar Fragen beantworten zu können:

Zu 1:

hier ist die Bedienungsanleitung, diese dürfte diese Frage beantworten,
leider ist die Qualität nicht so berauschend,

   
   
   
   
   
   

Zu 2 und 3:

So viel ich weiß, war der R2 zunächst für die zivile Kundschaft gedacht
und für eine Batterie-Spannung von 6V ausgelegt.
Auf Wunsch konnte man auch eine 12V- bzw. 24V-Variante bekommen.

Da der "R2" sehr empfangsstark und sein Gehäuse recht robust war,
setzte das Militär ihn recht schnell als Truppenbetreuungsempfänger ein.
Für diese Version versah die Firma Radione das Gerät (zum Abstimmen)
mit einem Schneckentrieb und einer Abstimmkurbel.

Ferner stand auf dem Typenschild >> "Hersteller: bo
"bo" war der Wehrmachtscode für Radione...

Viele Grüße,
Rolf
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#20
Hallo Rolf , 

Danke für die super Infos , 

Du sagst deins ist aus nach 1945 , die Frage die ich mir Stelle warum Gibt es Bo mit einer höheren Fabrik.NR

Warum gibt es Geräte mit dem eingezeichneten Trafo und warum auch ohne ? 

Wie schaut der Schneckentrieb und Abstimmkurbel aus ? 

Auf dem Foto ist das die Kurbel ? 

Gruß Michael
     
   
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