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Aufarbeitung Dual 1249 Jubiläumsmodell
#1
Der 1249 kam anlässlich des Firmenjubiläums 75 Jahre Dual Mitte der 70er zur Funkausstellung 1975 auf den Markt. Soweit ich weiß ist er der Nachfolger des 1229 und ist der erste Dual-Wechsler mit Riemenantrieb. Der Antrieb wurde vom 601 übernommen, auch ein sehr feiner Plattenspieler, die Tonarmkonstruktion ist jedoch für den 1249 überarbeitet worden. Es handelt sich hier um einen doppelt kardanisch gelagerten Tonarm. Qualitativ war er so gut, dass er schon fast am Segment der direkt getriebenen Plattenspieler gekratzt hat.

Der Plattenspieler kam in einem Konvolut von mehreren Spielern und wurde mir schon als Nikotinbombe schmackhaft gemacht. Ich selbst habe damit kein Problem und bin da relativ schmerzfrei, habe mich aber trotzdem auf das schlimmste eingestellt. Als er dann ankam war es dann doch nicht gar so schlimm.
Er wurde dann von mir erstmal zerlegt und gereinigt.

   

   

Beim Zerlegen ist mir aufgefallen, dass ein Pin vom Verteiler schon angebrochen war. Leider sind die Kontakte bei Dual über die Zeit recht morsch geworden, das betrifft sowohl die Plattenspieler, als auch Kontakte in Verstärkern und auch vor allem die Feinsicherungshalter. Letztere kann man ganz einfach bei den grossen Elektronik-Bauteile-Versender erhalten. Anders sieht es bei den besagten Verteilern aus. Die lassen sich aber mit einem Draht aus einer handelsüblichen Unterputzleitung oder ähnlichem wieder flicken. Dazu wird ein Draht passend gefeilt, auf Länge gekürzt, eingelötet und der abgerissene Pin draufgeschoben.

   

Nach der ersten groben Reinigung funktionierte der Spieler mechanisch schon wieder. Die Automatik machte aber keine Anstalten und auch der Lack am Headshell löste sich, das hiess für mich neu lackieren. Nachdem der Modeselector fest durch Verharzung war, musste ich den Tonarm sowieso komplett demontieren, hoher Aufwand, aber man kann alles in allem dann schön abarbeiten. An so einem Wechsler ist der Modeselector wohl eines der empfindlichsten Teile, wenn sie verharzt und fest sind und man da zu fest drückt, bricht gerne mal ein Teil ab und dann hat man so gut wie verloren. Nach der Behandlung war aber in meinem Fall alles ok und konnte dann wieder zusammen gesetzt werden. Der Modeselector stellt von single auf multi mode, heisst, für den Wechselbetrieb hebt er den Tonarm an, um eben im Durchschnitt der Höhe auch für mehrere Schallplatten einen parallelen Tonarm zu bekommen. Sind innen die Nasen abgebrochen schlabbert der Tonarm wild herum, da er keine Führung mehr hat. Nebenbei wurde dann auch das Headshell entlackt und neu lackiert, sowie dann beim Zusammenbau der Lift und das Tonarmlager neu eingestellt.

   

   

   

   

   

Abschliessend wurden noch zwei neue Steuerpimpel spendiert, einer hebt an, der andere führt die Drehbewegung auf der Reibfläche des Haupthebels aus. Hier ist der 1249 in der Einstellung und Kalibration ziemlich empfindlich, stimmen mehrere Einstellungen nicht, funktioniert die Automatik nicht mehr richtig. Nach der Montage und Einstellung des 1249 läuft er wieder "wie neu".

   

   
Viele Grüße 
Philipp
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#2
Sauber Smiley14
Machst jetzt Anton Konkurrenz?
Ich schrecke immer noch davor zurück, so nen Dual komplett zu zerlegen - mein erster Wecker hat mein feinmechanisches Selbstvertrauen wohl doch härter getroffen... Wink
Gruß,
Uli
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#3
Schön gemachter, gut recherchierter und informativer Bericht, prima!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#4
Vielen Dank.
Nein, Konkurrenz gibts bei mir nicht, eher Ergänzung, man ergänzt sich hier. An Anton komme ich eh nicht ran.
Wie überall wächst man da hinein, der 1249 ist bei weitem nicht mein erster Dreher, aber an die Elektronik eines 721 traue ich mich auch noch nicht ran.
Viele Grüße 
Philipp
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#5
Prima Philipp, aber ein Bild vom ganz wichtigen Steuerpimpel wäre ganz toll!
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#6
Hab noch das Abschirmblech vom TA-Kabel vergessen, daher muss ich ihn bald eh nochmal rausnehmen, dann mach ich gleich noch ein Foto vom Steuerpimpel.
Ja, der heisst wirklich so, er ist auch so in der Stückliste angegeben.
Viele Grüße 
Philipp
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#7
Hier nun ein Bild vom Steuerpimpel.
Dieser sitzt auf der Unterseite direkt unter der Tonarmbasis und wird vom sogenannten Haupthebel bedient. Der Haupthebel wird vom sogenannten Kurvenrad (das große Rad in der Mitte) sowohl horizontal als auch vertikal gesteuert. Dabei wird die Drehung des Kurvenrades durch den Plattenteller initiiert. Das Kurvenrad beginnt sich zu drehen, die darin enthaltene Führung hebt und dreht den Haupthebel, der drückt auf den Steuerpimpel, der von der Friktionsfläche des Haupthebels "mitgenommen" wird und den Tonarm dabei dreht/schwenkt. Das richtige Maß des Schwenkens wird dann durch die Stellschiene begrenzt, die je nach Plattengröße (33,5 oder 45 min-1) automatisch bestimmt.
Kurzum, ist der Steuerpimpel kaputt, brüchig oder fehlt, kann der Tonarm nicht schwenken, bzw. wird schon nicht richtig angehoben. Der Steuerpimpel ist neben dem Modeselector und dessen Rattenschwanz und sämtlichen Fett- und Ölverharzungen die Archillesferse des Dual-Plattenspielers.
Beispielbild meines Dual 1237A ohne Modeselector

   
Viele Grüße 
Philipp
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#8
Kleine Ergänzung: Der Steuerpimpel ist ein Metallstift und geht eigentlich nie kaputt. Es ist aber eine kleine Gummihaube (hier im Bild rosa) draufgesteckt, die für den nötigen Grip sorgt. Diese Gummikappen sind es, die gerne zerbröseln und dann fehlt der Grip um den Tonarm zu steuern.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#9
Kann ich so leider nicht bestätigen, nach meiner erneuten Recherche in der Stückliste zum 1249 ist explizit dieses Käppchen als Steuerpimpel bezeichnet (Service Manual, Bild Seite 16, Pos. 224, Stückliste Seite 19, Teilenummer 223777).
Wenn man in andere Stücklisten schaut, z.B. vom 1239, da sitzt der Steuerpimpel oben unter dem Tonarm, Pos. 208. Hier ist nicht das Metallstiftchen bezeichnet, sondern das Kunststoffkäppchen. Wenn auch die Sachnummern der verschiedenen Steuerpimpel nicht übereinstimmt, es sich also nicht um gleiche Teile handelt. Auch z.B. beim 1219 ist in der Explosionszeichnung Pos. 217 das kleine Käppchen als Steuerpimpel bezeichnet.
Es ist also definitiv von Dual das Gummi/Kunststoffkäppchen gemeint.

Hier mal ein Bild von einem mir aktuell vorliegenden 1237 aus einer HS136 (Dreher mit Verstärker) bei dem sich der Steuerpimpel aufgelöst und verflüchtigt hat.


.jpg   IMG_3779.JPG (Größe: 124,52 KB / Downloads: 344)
Viele Grüße 
Philipp
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#10
(24.12.2017, 14:09)Anton schrieb: Kleine Ergänzung: Der Steuerpimpel ist ein Metallstift und geht eigentlich nie kaputt. Es ist aber eine kleine Gummihaube (hier im Bild rosa) draufgesteckt, die für den nötigen Grip sorgt. Diese Gummikappen sind es, die gerne zerbröseln und dann fehlt der Grip um den Tonarm zu steuern.

Hallo Anton,

da muss ich Widerspruch einlegen...
Es ist tatsächlich nur die Kappe, die drauf sitzt, der Steuerpimpel.
Und um es noch etwas komplizierter zu machen, gibt es sogar zwei unterschiedliche Steuerpimpel.
Der eine (und um den dreht es sich immer, wenn die Automatik nicht will) ist der Pimpel 'unter der Haube', mit dem der Tonarm geschwenkt wird.
Der andere Pimpel sitzt oben auf dem Liftbolzen, der den Tonarm anhebt.
Hier dazu mal die Ausschnitte aus der Serviceanleitung des Dual 1219, wobei Pos. 217 DER Steuerpimpel ist.


.jpg   Steuerpimpel.jpg (Größe: 26,03 KB / Downloads: 320)
.jpg   Steuerpimpel_2.jpg (Größe: 18,52 KB / Downloads: 329)

Bei manchen Modellen nennt sich der Metallstift, auf dem der Steuerpimpel sitzt "Heberbolzen" oder ist im Servicemanual nicht näher bezeichnet (siehe 1219).

EDIT
Tja, jetzt habe ich wieder zu lange an dem Beitrag rumgetippt und Philpp war schneller....
Übrigens Philipp: schöner Bericht zu einem schönen Dreher, der bei mir direkt neben dem Bastelschreibtisch steht und häufiger angeschmissen wird

Ach ja, schöne Weihnachten...
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#11
Hallo Vagabund

habe das gleiche oder " selbe " gemacht. Leider zickt meiner aber immer noch rum.

Es gibt immer ein Problem mit dem automatischen Start.
Manch funktioniert er, meistens aber nicht.
Bleibt immer nach dem Einschalten da wo er ist.

VG Werner
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#12
Hast Du ihn schon entharzt? Oft ist ein Hebel, der sich nicht sauber bewegt, das Problem.
Viele Grüße 
Philipp
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#13
Photo 
Ja, habe ich doch beschrieben, alles auseinander gebaut und wie du alle Hebel und nach Anleitung geschmiert.

Ich habe den Verdacht dass es der Tonarm ist, habe ihn schon mehrmals auseinander und wieder zusammengebaut,
kann ich mittlerweile.

Hubstück, Modeselect Gummi, 2 Kugeln alles geölt und gefettet nach Plan ,
Ich biin bald am aufgeben, so ein zickiges Gerät.
Ich weiß leider nicht mehr weiter...........

LG
Werner

                           
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#14
Nicht aufgeben. Die Weiche am Kurvenrad, ich weiss nicht, ob die vorgespannt sein muss, aber sie muss auch leichtgängig sein. Ich hatte das auch mal, schon lange her, da braucht es Geduld.
Ich habe es so gemacht: Lege das Chassis mal offen in Normalllage, aber so, dass Du ihn beobachten kannst und schalte ein. Oftmals kann man so den Fehler sehen. Ich kann jetzt leider nicht mehr sagen, was es bei mir war. Die Fehler scheinen einen zum Verzweifeln zu bringen, aber oftmals ist es nur eine kleine Ursache.
Die Logik lässt sich jedenfalls im Betrieb am besten verfolgen, mit etwas Nachdenken kommt man dem Fehler auf die Spur.
Viele Grüße 
Philipp
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