19.01.2019, 15:26
Vor ein paar Wochen begann ich einen Kurzwellenempfänger aufzubauen. Dazu nahm ich einen Schaltungsvorschlag aus der Röhrenbude. http://www.jogis-roehrenbude.de/Bastelsc...-Radio.htm
In Youtube gibt es ein Video eines Nachbaus dieser Schaltung (nicht von mir) https://www.youtube.com/watch?v=da4RXtVPk-I
Beweggrund:
Da ich wenig Erfahrung mit solchen Aufbauten habe, baute ich das Ganze erst einmal als Versuchsaufbau - schnell und murksig - auf. Aus diesem Grund verzichtete ich auf eine Endstufe.
Sollte alles funktionieren, wollte ich den Empfänger mit den gesammelten Erfahrungen noch mal "andständig" aufabauen, mit Skalen, schönem Gehäuse und umschaltbaren Spulensätzen.
Mehr zu meiner Empfängerbastelei gibt's hier: https://forum.military-tubes.com/bude/sh...p?tid=1292
Inzwischen funktioniert die Versuchsschaltung ganz gut und so fing ich nun mit dem "anständigen" Aufbau an.
Der Plan:
Nach einigen Überlegungen entschied ich, den Empfänger modular aufzubauen. Die Module sollen zu einem Gerät zusammengefasst werden. Die Chassis und der mechanische Aufbau sollen überwiegend auf kupferbeschichteten Platinen basieren. Diese gibt's immer wieder bei Pollin und ich kann sie in der Hobbywerkstatt leicht verarbeiten. Außerdem lässt sich auf dem Material gut löten, so dass viele Teile leicht herstellbar und direkt anlötbar sind.
Das "anständige" Gerät soll natürlich eine NF-Endstufe mit Lautsprecher besitzen. Die meisten Teile sollen aus meinem Fundus kommen - also das was im Magazin ist und die geschlachteten Gebrauchtteile. Außerdem muss die NF-Endstufe kein Hi-Fi-Gerät werden, sondern lediglich brummfrei sein und einigermaßen ausgewogen klingen. Die meisten Röhrentechnikteile im Fundus entstammen Röhrenradios der 50er, daher wird die Endstufe eine EL84-Eintakt-Schaltung sein. Die Vorstufenröhre sollte eine sein, die günstig und ausreichend verfügbar ist.
Da die Endstufe die meiste Energie verbraucht, soll sie auch den Netzteil beherbergen.
Materialauswahl:
Was gab die Grabbelkiste nun her: Netztrafo und Ausgangsübertrager fanden sich von einem Loewe Opta Komet Plastik 782W. Aus der Sammlung gebrauchter Noval-Fassungen stammen zwei aus Nordmende-Chassis ausgebohrte Exemplare. Die Widerstände sind aus meinem Magazin gebrauchter Radiowiderstände, obwohl ich nicht 100% authentisch bauen muss.
Aufbau und Schaltung:
Aus den oben genannten Vorgaben resultiert eine Endstufe, die mit zwei Röhren arbeiten soll. Ich wollte nicht unbedingt Doppeltrioden verwenden, da meist nur eine Triode als Vorstufe arbeitet und die nächste vielleicht arbeitslos wäre (gut, es gibt auch Schaltungen, die beide Trioden fordern). Da ich aber noch Pentoden in großer Zahl habe und diese auch mal weg müssen, wollte ich als Vorröhre eine lieber sowas hernehmen. Ich dachte auch an PCL oder ECL Röhren, aber da meine Erfahrungen im Verstärkerbau auch nicht die größten sind und es ein AÜ einer EL84 Schaltung werden würde, wollte ich keine Experimente machen.
Als Mitglied bei Radiomuseum.org kann man die "professionelle Suche" bedienen. Hier stehen einem viele Filtermöglichkeiten bei der Suche zur Verfügung. In diesem Falle suchte ich nach Geräten, die eine EL84 verwenden, aber nur mit zwei Röhren bestückt sind - UND - zu denen Schaltunterlagen vorhanden sind. Die Suche spuckt 39 Modelle aus, darunter 12 aus deutscher von denen eins aber nichts mit Schallwidergabe zu tun hat.
Aus den Schaltungen dieser Geräte suchte ich mir den Stereo-Zusatzverstärker 604 von Graetz aus. https://www.radiomuseum.org/r/graetz_ste...ker_1.html
Dieser arbeitet mit einer EF89 und der obligatorischen EL84.
[attachment=58250]
Wie schon beschrieben besteht das Chassis aus kupferbeschichteten Epoxydharzplatten, die durch Lötstellen verbunden sind. Zunächst erfolgte die Anordnung der wichtigen Bauteile als Trockenüberung auf Papier, dann der Aufbau des Chassis.
[attachment=58253]
[attachment=58254]
Die Trafos wurden gereinigt, mit dem Glasfaserpinsel entrostet, mittels Goldlackstift etwas "verschönert" und montiert. Vorher fanden noch die Röhrenfassungen und die meisen elektronischen Bauteile ihren Platz.
[attachment=58255]
Danach habe ich die Schaltung vervollständigt und die ersten Probeläufe unternommen.
Doch zunächst noch einmal zurück zur Schaltung...
Beim Organspender Loewe Opta Komet Plastik 782W, der dem Jahrgang 1955/56 entstammt, benutzt einen Widerstand als Netzdrossel in der Siebkette und nicht einen Teil der AÜ-Primärwicklung wie das bei vielen Geräten damals sonst war. In meiner Schaltung arbeitet der AÜ, der im Komet für den Tieftöner zuständig ist. Seine Primärwicklung hat laut Aufdruck eine Mittenanzapfung, diese lasse ich bei meiner Schaltung offen.
[attachment=58256]
[attachment=58264]
Ich muss also auch auf einen Widerstand in der Siebkette zurückgreifen. Momentan arbeitet die Schaltung mit einem Widerstand von 1k Ohm / 6 Watt, der ordentlich warm wird.
Ansonsten habe ich die Schaltung nicht wesentlich verändert. Die meisten Abweichungen waren durch die vorhandenen Bauteile bedingt (z.B. 200 Ohm statt 220 Ohm, oder in der Siebkette statt 4µF vier 47µF in Reihe (ich hatte keine besser passenden Elkos in dieser Spannungsfestigkeit)).
Der aktuelle Schaltplan sieht so aus:
[attachment=58273]
und so der Aufbau:
[attachment=58274]
Einen Schönheitspreis kann und will ich damit nicht gewinnen. Viel an Bauteilen ist ja wirklich nicht drin. Das Lautstärke-Poti ist auch nur versuchsweise montiert - leider kann ich die Lautstärke nicht ganz abdrehen. Vielleicht baue ich an Stelle dieses Potis einen Trimmer in die Schaltung und verwende ein Poti in der Zuleitung zur EF89.
Die Endstufe klingt mit der Zweiwege-Billich-Testbox ganz gut, nichts übersteuert oder verzerrt sonstwie. Als Testsignalquelle benutzte ich das Smartphone.
Leider ist die Schaltung höhenlastig, ich musste mit dem Equalizer die oberen Mittentönte absenken und die unteren Tiefenbereiche ordentlich anheben. Dann klingt die Endstufe rund.
Als nächstes werde ich mal mein DAB-Radio anschließen. Mal sehen wie das klingt.
Ansonsten werde ich doch eine Tonblende nachrüsten - allerdings ist mir noch nicht klar, wie ich das realisiere.
Doch nun wird die Endstufe mal mit dem Empfänger-Prototyp ausgiebig getestet.
Eine drehkoabgestimmte Magnetic Loop habe ich bereits gebaut. Die funktioniert fast so gut wie die Mini-Whip.
Fortsetzung folgt...
In Youtube gibt es ein Video eines Nachbaus dieser Schaltung (nicht von mir) https://www.youtube.com/watch?v=da4RXtVPk-I
Beweggrund:
Da ich wenig Erfahrung mit solchen Aufbauten habe, baute ich das Ganze erst einmal als Versuchsaufbau - schnell und murksig - auf. Aus diesem Grund verzichtete ich auf eine Endstufe.
Sollte alles funktionieren, wollte ich den Empfänger mit den gesammelten Erfahrungen noch mal "andständig" aufabauen, mit Skalen, schönem Gehäuse und umschaltbaren Spulensätzen.
Mehr zu meiner Empfängerbastelei gibt's hier: https://forum.military-tubes.com/bude/sh...p?tid=1292
Inzwischen funktioniert die Versuchsschaltung ganz gut und so fing ich nun mit dem "anständigen" Aufbau an.
Der Plan:
Nach einigen Überlegungen entschied ich, den Empfänger modular aufzubauen. Die Module sollen zu einem Gerät zusammengefasst werden. Die Chassis und der mechanische Aufbau sollen überwiegend auf kupferbeschichteten Platinen basieren. Diese gibt's immer wieder bei Pollin und ich kann sie in der Hobbywerkstatt leicht verarbeiten. Außerdem lässt sich auf dem Material gut löten, so dass viele Teile leicht herstellbar und direkt anlötbar sind.
Das "anständige" Gerät soll natürlich eine NF-Endstufe mit Lautsprecher besitzen. Die meisten Teile sollen aus meinem Fundus kommen - also das was im Magazin ist und die geschlachteten Gebrauchtteile. Außerdem muss die NF-Endstufe kein Hi-Fi-Gerät werden, sondern lediglich brummfrei sein und einigermaßen ausgewogen klingen. Die meisten Röhrentechnikteile im Fundus entstammen Röhrenradios der 50er, daher wird die Endstufe eine EL84-Eintakt-Schaltung sein. Die Vorstufenröhre sollte eine sein, die günstig und ausreichend verfügbar ist.
Da die Endstufe die meiste Energie verbraucht, soll sie auch den Netzteil beherbergen.
Materialauswahl:
Was gab die Grabbelkiste nun her: Netztrafo und Ausgangsübertrager fanden sich von einem Loewe Opta Komet Plastik 782W. Aus der Sammlung gebrauchter Noval-Fassungen stammen zwei aus Nordmende-Chassis ausgebohrte Exemplare. Die Widerstände sind aus meinem Magazin gebrauchter Radiowiderstände, obwohl ich nicht 100% authentisch bauen muss.
Aufbau und Schaltung:
Aus den oben genannten Vorgaben resultiert eine Endstufe, die mit zwei Röhren arbeiten soll. Ich wollte nicht unbedingt Doppeltrioden verwenden, da meist nur eine Triode als Vorstufe arbeitet und die nächste vielleicht arbeitslos wäre (gut, es gibt auch Schaltungen, die beide Trioden fordern). Da ich aber noch Pentoden in großer Zahl habe und diese auch mal weg müssen, wollte ich als Vorröhre eine lieber sowas hernehmen. Ich dachte auch an PCL oder ECL Röhren, aber da meine Erfahrungen im Verstärkerbau auch nicht die größten sind und es ein AÜ einer EL84 Schaltung werden würde, wollte ich keine Experimente machen.
Als Mitglied bei Radiomuseum.org kann man die "professionelle Suche" bedienen. Hier stehen einem viele Filtermöglichkeiten bei der Suche zur Verfügung. In diesem Falle suchte ich nach Geräten, die eine EL84 verwenden, aber nur mit zwei Röhren bestückt sind - UND - zu denen Schaltunterlagen vorhanden sind. Die Suche spuckt 39 Modelle aus, darunter 12 aus deutscher von denen eins aber nichts mit Schallwidergabe zu tun hat.
Aus den Schaltungen dieser Geräte suchte ich mir den Stereo-Zusatzverstärker 604 von Graetz aus. https://www.radiomuseum.org/r/graetz_ste...ker_1.html
Dieser arbeitet mit einer EF89 und der obligatorischen EL84.
[attachment=58250]
Wie schon beschrieben besteht das Chassis aus kupferbeschichteten Epoxydharzplatten, die durch Lötstellen verbunden sind. Zunächst erfolgte die Anordnung der wichtigen Bauteile als Trockenüberung auf Papier, dann der Aufbau des Chassis.
[attachment=58253]
[attachment=58254]
Die Trafos wurden gereinigt, mit dem Glasfaserpinsel entrostet, mittels Goldlackstift etwas "verschönert" und montiert. Vorher fanden noch die Röhrenfassungen und die meisen elektronischen Bauteile ihren Platz.
[attachment=58255]
Danach habe ich die Schaltung vervollständigt und die ersten Probeläufe unternommen.
Doch zunächst noch einmal zurück zur Schaltung...
Beim Organspender Loewe Opta Komet Plastik 782W, der dem Jahrgang 1955/56 entstammt, benutzt einen Widerstand als Netzdrossel in der Siebkette und nicht einen Teil der AÜ-Primärwicklung wie das bei vielen Geräten damals sonst war. In meiner Schaltung arbeitet der AÜ, der im Komet für den Tieftöner zuständig ist. Seine Primärwicklung hat laut Aufdruck eine Mittenanzapfung, diese lasse ich bei meiner Schaltung offen.
[attachment=58256]
[attachment=58264]
Ich muss also auch auf einen Widerstand in der Siebkette zurückgreifen. Momentan arbeitet die Schaltung mit einem Widerstand von 1k Ohm / 6 Watt, der ordentlich warm wird.
Ansonsten habe ich die Schaltung nicht wesentlich verändert. Die meisten Abweichungen waren durch die vorhandenen Bauteile bedingt (z.B. 200 Ohm statt 220 Ohm, oder in der Siebkette statt 4µF vier 47µF in Reihe (ich hatte keine besser passenden Elkos in dieser Spannungsfestigkeit)).
Der aktuelle Schaltplan sieht so aus:
[attachment=58273]
und so der Aufbau:
[attachment=58274]
Einen Schönheitspreis kann und will ich damit nicht gewinnen. Viel an Bauteilen ist ja wirklich nicht drin. Das Lautstärke-Poti ist auch nur versuchsweise montiert - leider kann ich die Lautstärke nicht ganz abdrehen. Vielleicht baue ich an Stelle dieses Potis einen Trimmer in die Schaltung und verwende ein Poti in der Zuleitung zur EF89.
Die Endstufe klingt mit der Zweiwege-Billich-Testbox ganz gut, nichts übersteuert oder verzerrt sonstwie. Als Testsignalquelle benutzte ich das Smartphone.
Leider ist die Schaltung höhenlastig, ich musste mit dem Equalizer die oberen Mittentönte absenken und die unteren Tiefenbereiche ordentlich anheben. Dann klingt die Endstufe rund.
Als nächstes werde ich mal mein DAB-Radio anschließen. Mal sehen wie das klingt.
Ansonsten werde ich doch eine Tonblende nachrüsten - allerdings ist mir noch nicht klar, wie ich das realisiere.
Doch nun wird die Endstufe mal mit dem Empfänger-Prototyp ausgiebig getestet.
Eine drehkoabgestimmte Magnetic Loop habe ich bereits gebaut. Die funktioniert fast so gut wie die Mini-Whip.
Fortsetzung folgt...