27.01.2019, 15:52
Hallo zusammen,
wo ich gerade bei den Röhrenvoltmetern bin, möchte ich an dieser Stelle das Universal-Röhrenvoltmeter URV1 vorstellen. Vielleicht schaffe ich es ja generell, hier in loser Folge diverse Prüf- und Meßgeräte von Clamann & Grahnert Dresden und vom WF Berlin vorzustellen. Schaun' mer mal!
Mitte der 50er Jahre beschloß man in der DDR, Meßgeräte in hoher Stückzahl auf den Markt zu bringen, die für den universellen Einsatz bei Reparaturen an Rundfunk- und Fernsehgeräten geeignet sind. Und so wurde im damaligen Werk für Fernmeldewesen / Werk für Fernsehelektronik (VEB WF) Berlin das URV1 hergestellt (und vermutlich auch dort entwickelt). Ein Artikel in der Zeitschrift "Radio und Fernsehen" informierte die interessierte Leserschaft. Irgendwo habe ich diesen Artikel in der Werkstatt abgeheftet.
Dieses und viele andere Geräte des WF sind meiner Meinung nach sehr oft ein Kompromiß zwischen einem Aufbau, der angesichts seiner verwendeten Einzelteile so kostengünstig wie möglich sein mußte, aber auf der anderen Seite mußten sie so universell wie möglich mit einem hohen Nutzwert einsetzbar sein. Rein emotional betrachtet, tun mir diese Geräte daher immer irgendwie etwas leid, weil so manche der wenigen Röhrenstufen darin viele Funktionen gleichzeitig stemmen mußten. Aber vielleicht mag ich diese alten Meßgeräte ja gerade deswegen.
Das URV1 kommt im typischen Look der damaligen Zeit daher: silberfarbener Hammerschlag mit schwarzer Frontplatte und silbergrauer Beschriftung.
Soviel ich weiß, existieren vom URV1 zwei Varianten, die sich lediglich in ihrem Äußeren unterscheiden. Mein betriebsbereites RVM hat die Fertigungsnummer 1169, es sieht so aus:
[attachment=58702]
Ältere Geräte, hier eines mit der Fertigungsnummer 947, welches sich im Fundus als Ersatzteilträger befindet, sehen so aus...
[attachment=58703]
...sie haben farbig (zusätzlich rot und grün) beschriftete Meßbereiche und ihr Meßinstrument (wieder unser' wohlbekanntes "Melle" aus Mellenbach) trägt anstelle der 10 einen grünen Punkt.
Im Gegensatz zum MV20, welches ich hier vorstellte und welches als Verstärkervoltmeter arbeitet, ist das URV1 ein Röhrenvoltmeter in Brückenschaltung. Die Schaltung wird gebildet aus den beiden Trioden einer ECC81. Zur Stabilisierung der Betriebsspannung dient ein Stabi StR 85/10. Wer sich genauer über die Arbeitsweise dieser Röhrenvoltmeter interessiert, dem empfehle ich an dieser Stelle wärmstens das Heftchen der Radio-Praktiker-Bücherei von Otto Limann: "Röhrenvoltmeter", Franzis-Verlag München, 1951.
Da auch im stromgegengekoppelten URV1 der Minuspol des Einganges an Masse gelegt ist, muss Minus der Betriebsspannung erdfrei sein. Siehe Schaltbild:
[attachment=58704]
Das Röhrenvoltmeter kann nur Gleichspannungen messen. Soll es universell einsatzbereit sein, so hat man dazu einige tricky entwickelte Tastköpfe geschaffen, mit denen sich Wechselspannungen und sogar -ströme messen lassen. Hier ein Werksfoto, welches diese Tastköpfe zeigt:
[attachment=58705]
Ich habe diese Tastköpfe ebenfalls bis auf den Meßvorsatz fur Gleich- und Wechselstrom. Die Tastköpfe sind gut zu gebrauchen, wenngleich sie relativ unhandlich sind, insbesondere dann, wenn man Wechselspannungen > 15 Volt messen will. Hervorstechen tut der vergleichsweise gewaltige Hochspannungstastkopf, mit dem sich bis zu 25 kV problemlos messen lassen und der mir bei Messungen der HV an Bildröhrenanoden schon oft eine große Hilfe war.
(Wird fortgesetzt)
wo ich gerade bei den Röhrenvoltmetern bin, möchte ich an dieser Stelle das Universal-Röhrenvoltmeter URV1 vorstellen. Vielleicht schaffe ich es ja generell, hier in loser Folge diverse Prüf- und Meßgeräte von Clamann & Grahnert Dresden und vom WF Berlin vorzustellen. Schaun' mer mal!
Mitte der 50er Jahre beschloß man in der DDR, Meßgeräte in hoher Stückzahl auf den Markt zu bringen, die für den universellen Einsatz bei Reparaturen an Rundfunk- und Fernsehgeräten geeignet sind. Und so wurde im damaligen Werk für Fernmeldewesen / Werk für Fernsehelektronik (VEB WF) Berlin das URV1 hergestellt (und vermutlich auch dort entwickelt). Ein Artikel in der Zeitschrift "Radio und Fernsehen" informierte die interessierte Leserschaft. Irgendwo habe ich diesen Artikel in der Werkstatt abgeheftet.
Dieses und viele andere Geräte des WF sind meiner Meinung nach sehr oft ein Kompromiß zwischen einem Aufbau, der angesichts seiner verwendeten Einzelteile so kostengünstig wie möglich sein mußte, aber auf der anderen Seite mußten sie so universell wie möglich mit einem hohen Nutzwert einsetzbar sein. Rein emotional betrachtet, tun mir diese Geräte daher immer irgendwie etwas leid, weil so manche der wenigen Röhrenstufen darin viele Funktionen gleichzeitig stemmen mußten. Aber vielleicht mag ich diese alten Meßgeräte ja gerade deswegen.
Das URV1 kommt im typischen Look der damaligen Zeit daher: silberfarbener Hammerschlag mit schwarzer Frontplatte und silbergrauer Beschriftung.
Soviel ich weiß, existieren vom URV1 zwei Varianten, die sich lediglich in ihrem Äußeren unterscheiden. Mein betriebsbereites RVM hat die Fertigungsnummer 1169, es sieht so aus:
[attachment=58702]
Ältere Geräte, hier eines mit der Fertigungsnummer 947, welches sich im Fundus als Ersatzteilträger befindet, sehen so aus...
[attachment=58703]
...sie haben farbig (zusätzlich rot und grün) beschriftete Meßbereiche und ihr Meßinstrument (wieder unser' wohlbekanntes "Melle" aus Mellenbach) trägt anstelle der 10 einen grünen Punkt.
Im Gegensatz zum MV20, welches ich hier vorstellte und welches als Verstärkervoltmeter arbeitet, ist das URV1 ein Röhrenvoltmeter in Brückenschaltung. Die Schaltung wird gebildet aus den beiden Trioden einer ECC81. Zur Stabilisierung der Betriebsspannung dient ein Stabi StR 85/10. Wer sich genauer über die Arbeitsweise dieser Röhrenvoltmeter interessiert, dem empfehle ich an dieser Stelle wärmstens das Heftchen der Radio-Praktiker-Bücherei von Otto Limann: "Röhrenvoltmeter", Franzis-Verlag München, 1951.
Da auch im stromgegengekoppelten URV1 der Minuspol des Einganges an Masse gelegt ist, muss Minus der Betriebsspannung erdfrei sein. Siehe Schaltbild:
[attachment=58704]
Das Röhrenvoltmeter kann nur Gleichspannungen messen. Soll es universell einsatzbereit sein, so hat man dazu einige tricky entwickelte Tastköpfe geschaffen, mit denen sich Wechselspannungen und sogar -ströme messen lassen. Hier ein Werksfoto, welches diese Tastköpfe zeigt:
[attachment=58705]
Ich habe diese Tastköpfe ebenfalls bis auf den Meßvorsatz fur Gleich- und Wechselstrom. Die Tastköpfe sind gut zu gebrauchen, wenngleich sie relativ unhandlich sind, insbesondere dann, wenn man Wechselspannungen > 15 Volt messen will. Hervorstechen tut der vergleichsweise gewaltige Hochspannungstastkopf, mit dem sich bis zu 25 kV problemlos messen lassen und der mir bei Messungen der HV an Bildröhrenanoden schon oft eine große Hilfe war.
(Wird fortgesetzt)