Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Hauptuhr
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Moin,

da hab ich ja schon wieder was angeschleppt...... eine mechanische Hauptuhr, sowas wurde in Industrie, Gewerbe, Bahn, Flughäfen und weiteren öffentlichen Gebäuden eingesetzt um mit einer Uhr mehrere weitere Nebenuhren zu steuern. Die Uhr hat zwei Zeiger, die stehen nur zufällig übereinander.
[attachment=61324]

Mit etwas Ballistol Universalöl ließ sich das Schloss überreden sich zu öffnen und innen fand ich dann diese Zettel, links eine Art "Wartungstagebuch" mit Angaben von 1954 und 1970, rechts ein Zettel, der sogar angepinnt war mit den erstmaligen Inbetriebnahmedaten. In der Mitte hinter dem Pendel war ne Skala, die durch Zinkfraß abgefallen ist.
[attachment=61325]

Ein offensichtliches Schadensbild ist eine gerissene Pendelaufhängung. Dieses kleine Teil hat an der anderen Seite noch so eine Messingplatte und zwei dünne Blechstreifen dazwischen, sehr empfindlich.
Das Uhrwerk selbst scheint etwas verharzt, ist schwergängig, läuft nicht weiter, wenn ich die Pendelstange von Hand bewege. Die Gewichtskraft reicht nicht aus um die Mechanik weiter zu bewegen.
[attachment=61326]

Eine Hauptuhr benötigt Strom für den automatischen Gewichtsaufzug per Motor und die Ansteuerung der Nebenuhren, hier das Klemmbrett oben. In meiner Schraubenkiste findet sich leider noch kein Ersatz für die fehlenden Klemmschrauben, ist ne Zwischengröße. Sie läuft aber mechanisch mittels der Gewichtskraft.
[attachment=61327]

Die Uhr wird wohl einige Jahrzehnte schon außer Betrieb gewesen sein und stand nicht ganz trocken, Türschloss klemmte, Korrosionsspuren am Pendel, auch Ober - und Unterseite des Holzgehäuses waren abgefallen (bereits angeleimt), Furnier an der Tür teilweise abgelöst (bereits angeleimt soweit vorhanden).

Eine Wiederinbetriebnahme halte ich zwar für möglich, ist aber erstmal auf Eis gelegt, bis ich Teile habe und das Uhrwerk gereinigt ist.

Freundliche Grüße,
Arnold
Hallo, Arnold,
Eine schöne interessante Uhr. Klar soll diese auch laufen!
naja, vielleicht übersteigt das meine Fähigkeiten, immerhin brauche ich die Pendelaufhängung, Uhrwerk zerlegen, reinigen, zusammen setzen hab ich schon bei einem Regulator gemacht, bei einem anderen Regulator hab ich eine Feder verkürzt und mit der Gongfeder vertauscht, einen weiteren Regulator (Freischwinger) hab ich mittels Befestigung durch anlöten der Pendelstange an der Achse wieder zum Leben erweckt (läuft seit 3 Jahren).

Die Fragen hier, krieg ich das Ersatzteil (Pendelaufhängung), was kostet mich das, lohnt der Aufwand für mich. Wenn für mich nicht machbar, gibts nen helfenden Restaurator oder Interessenten für die Uhr (Phalos, Andreas P?). Ich würde sie gerne hier in Betrieb haben.

Das Uhrwerk hab ich auch mit Ballistol Universalöl an den Lagern/Wellen und Zahnrädern besprüht (Sorry, die Uhr hat eh schon ein bißchen braune harzige Masse von altem Öl in den Zahnrädern, ich hatte die Hoffnung, dass sich das damit anlöst und sich ein Teilerfolg einstellt), ein selbsttätiges Laufen auch ohne Pendel, bzw. weiterdrehen der Zahnräder bei Bewegen der Pendelstange ist trotzdem nicht gegeben. Das Pendel selbst hab ich erstmal an der Schnur aufgehängt. Nur wenn ich an einem Zahnrad zwischendrin etwas nachschiebe, tut sie ohne Pendel anticken, mit Pendel bleibt sie dann nach wenigen Ticks stehen.

Die fehlenden Schrauben im Anschluss-Klemmbrett habe ich nun nach langem Suchen in meinen beiden Schraubenkisten durch ungenutzte Schrauben auf den Klemmbettern ersetzt.

Im Prinzip muss das Uhrwerk zerlegt werden irgendwie in Ultraschall (hab ich nicht) oder anderweitig gereinigt werden, die Lager nen Tröppchen Öl bekommen und dann mal weiter sehen.

Freundliche Grüße,
Arnold
Hab noch schnell drei Bilder vom Uhrwerk gemacht.....

von der Seite:
[attachment=61328]

von oben:
[attachment=61329]

von hinten, die braune Masse um die mittige Lagerbuchse ist von altem Schmiermittel. Links der Motor für die selbsttätige Aufzugsvorrichtung, der Rest sind Schaltkontakte.
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Freundliche Grüße,
Arnold

.....brrr ist das kalt hier heute...
Hallo Arnold,

ach, ist doch gar nicht kalt heute...

Die Uhr ist schön. Die bekommst Du auch wieder hin, denke ich mal. Warum werden grundsätzlich diese Pendelfedern zerstört? Ganz einfach, weil beim Bewegen der Uhr das Pendel nicht abgehängt wird. Pendelfedern gibt es ja genug bei ebay. Hier z. B. https://www.ebay.de/itm/Pendelfeder-fur-...7yacH7OLew

Die Montage ist nicht weiter schlimm. Hauptsache die anderen Zubehörteile sind vorhanden. sonst wird es schwierig.
Die Pendelfedern bekommst Du z. B. bei Selva.de (teuer): https://www.selva.de/de/search?desc=on&s...ext_page=2
oder bei ebay (billig): https://www.ebay.at/sch/i.html?_from=R40...r&_sacat=0
dazu vorher die beiden alten Teile zusammenlegen und abmessen.

Um ein Zerlegen des Uhrwerkes wirst Du zu einer gründlichen Reinigung nicht herumkommen. Am Besten vorher viele Detailfotos machen, dann fällt später der Zusammenbau leichter. Zum Ölen bitte spezielles Großuhrenöl kaufen: https://www.ebay.at/itm/Uhrenol-fur-Gros...0903.m5276

Nach einer gründlichen Reinigung wird sich erst zeigen, ob Lager evtl. eingelaufen sind. Das zeigt sich daran, dass sich die Zapfen der Laufräder im Lager nicht nur drehen, sondern auch seitlich bewegen lassen. Dann müssen die Lager ausgebuchst werden. Solange verharztes Öl mit getrocknetem Schmutz in den Lagern sind, ist das nicht unbedingt bemerkbar.

Dann noch einen Ölgeber zum feinen Dosieren dazu: https://www.ebay.at/itm/Praziser-Olgeber...SwsupceBmL
hallo Andreas und Anton,

ja, dass mit der zerstörten Pendelfeder beim Transport hatte mir schon mal jemand gesagt, der mehrere solcher Uhren hat. Bei dieser Uhr war ja das Türschloss vom Gehäuse zu (teilweise verrostet) und ließ sich erst mit ner ner Ladung Öl von allen möglichen Seiten eingespritzt öffnen. Von daher konnte ich nicht vorher nachsehen. Ich gehe mal von einer langen Standzeit im Keller aus.

ebay.... da war doch was..... bin seit etwa 10 Jahren nicht mehr registriert da und plane auch nicht mehr mich dort neu anzumelden. Die Preise bei dem anderen Händler sind mir definitiv zu viel für den Spaß, zumindest hab ich nen Überblick, danke. Ich kenne hier auch nen recht unzuverlässigen Uhrenbastler flüchtig, ob der noch was hat weiß ich noch nicht.

Die Achsen lassen sich in Längsrichtung bewegen, Lagerspiel habe ich noch nicht bemerkt.

ich denke ohne Pendelfeder wird das erstmal nichts werden, es hängt derzeit an ner Schnur provisorisch..... und tickt nur wenn ich am mittleren Zahnrad etwas "nachhelfe".

Freundliche Grüße,
Arnold

Franz

mess mal die Pendelfeder aus und mach ein Bild von ihr, vielleicht habe ich eine passende
Gruß Franz
hallo Franz,

wart noch paar Tage, habe noch paar Ideen für den Bezug, ein Uhrenhändler hier macht zu und verscherbelt seinen Bestand, ein bekannter Uhrenfreak könnte auch noch was haben.

Es eilt ja nicht.

danke für die Tips.

Freundliche Grüße,
Arnold
Moin,

tick-tack-tick-tack-tick-tack..... Die Pendelfeder ist ersetzt, das Uhrwerk habe ich mit Benzin und Zahnbürste gereinigt, Uhrenöl habe ich mir geliehen.....läuft seit etwa 30 Minuten mechanisch, den Elektroteil habe ich noch nicht getestet, kommt noch. 

Tadaaaaa:
[attachment=61357]

Danke für die hilfreichen Tips.

Freundliche grüße, Arnold
soo....

dem Elektroteil musste ich noch mit etwas Oszillin auf die Sprünge helfen, sie schaltet nun jede Minute je einen positiven und einen negativen Impuls (Polwendeschaltung), zieht dabei gleichzeitig das Gewicht ein Stück an. Das Gewicht dient bei Stromausfall auch als Weiterlaufgarant, dabei werden die Nebenuhren natürlich nicht mehr mit Impulsen versorgt.

Uhr dann soweit betriebsbereit, der Rest sind dann ggf. Einstellung der Geschwindigkeit, sie läuft aber bislang genau.

Freundliche Grüße,
Arnold
moin,

die Mutti hat gestern abend noch eine hübsch-hässliche Tochter bekommen, die zuverlässig angesteuert wird....
[attachment=61424]

erstmal provisorisch aufgehangen, wie ich das später mache weiß ich noch nicht so genau. evtl kommen noch weitere Töchter hinzu.

Freundliche Grüße,
Arnold
hallo, da am Klemmbrett sind 3 Zeilen zu lesen:

6, 12, 24 Volt

Wie werden die Tochteruhren betrieben? Externe Betriebsspannung?
Und der Polwender war meist noch mit einem Kurzzeitkontakt gekoppelt, damit die Töchter nur
zum Umschalten und nicht die volle Minute an der Gleichspannung hingen.
Wie ist Deine Mutteruhr da gestaltet?

Gruß Manfred
Hallo Manfred,

Die Betriebsspannung der Tochteruhr kann unterschiedlich sein. Ich habe gestern eine für 12 Volt bekommen.  Auf Lager waren noch welche für 24 Volt stellbar auf eine noch höhere Spannung,  glaube 48 Volt.
Bei anderen Spannungen müssen an dieser Uhr andere Widerstände eingebaut werden.
Höhere Betriebsspannungen sind vor allem bei langen Leitungen und vielen Uhren wegen der Verluste nötig.

Die Betriebsspannung der Tochter liefert die externe Batterie bzw ein Netzteil an der Mutteruhr mit dem Kurzzeitimpuls. In meiner Uhr sind zwei "Nockenwellen" auf einer Achse und zwei Schaltkontakte im 90 Grad-Winkel dazu angebracht. Die Kontakte werden abwechselnd betätigt und geben somit mal einen positiven Impuls und nach einer Minute den Negativen. 
Weitere Einstellungen gibt es nicht.

Freundliche Gruesse.
Arnold
Hallo Arnold, solche Konstruktion kenne ich.
Es waren ja Uhren für "technische" Anwendungen. Gehäuse eher schlicht als Staubschutz.
Mechanisch sehr aufwändig konstruiert, weil ja Betriebssicherheit gefordert wurde.
Siehe Motoraufzug und Gangreserve über Kette und Gewicht.
Die Pendel waren sehr oft aus parallelen Rundstäben unterschiedlichen Materials und Querstegen / Schiebestücken zusammengesetzt. Damit sollte der Längenänderung und damit der Gangungenauigkeit bei Temperaturschwankung entgegengewirkt werden.
Ein schönes Stück Handwerkskunst und Technikgeschichte.
Gruß Manfred
Hallo manfred,

die Mutteruhr hier ist eher ganz einfach aufgebaut, die Pendelstange ist aus Holz wie bei vielen normalen Regulatoren. Der Gewichtsaufzug wird gleichzeitig mit dem Spannungsimpuls unter Strom gesetzt und zieht die Kette ein kleines Stück weiter, sodass das Gewicht auf der gleichen Höhe verbleibt. Bei Stromausfall läuft das Gewicht halt runter, paar Stunden Nachlaufzeit, die Töchter werden dabei natürlich nicht mehr versorgt.

Die Tochteruhr benötigt nur den in der Polarität wechselnden Impuls von der Mutteruhr und wandert dann im Minutentakt weiter. Bei einer Beleuchtung von Tochteruhren ist natürlich noch eine andere Spannungsquelle nötig, die nicht von der Mutteruhr kommt.

Ich könnte mir vorstellen, dass man auf verschiedenen großen Betriebsanlagen wie bei der Bahn oder in großen Fabrikanlagen Erweiterungen mittels Zusatznetzteilen/Batterien und Relais eingebaut hat. Dazu noch komplexere Uhren, die auch ne Klingel für Schichtzeiten/Pausen ansteuern können. Und in manchen Fällen wegen der Sicherheit vielleicht noch ne zweite Mutteruhr in Reservebetrieb, solte eine ausfallen läuft die Zweite noch weiter.
Die Mutteruhr hier hat eine 500mA Sicherung bei 12 Volt, ich denke da wird die Anzahl der Tochteruhren auch ihre Grenzen haben.

ich bin kein Uhrenexperte, denke mir nur meinen Teil zu solchen Anlagen, vielleicht kann Phalos ja was dazu beitragen.

Wie kann man mehrere Mutteruhren synchronisieren? Wurde das früher von Hand gemacht? Über Telegraphenleitung bei der Bahn?

Wieder ein Stück Technikgeschichte gerade rechtzeitig vor der Zerstörung gerettet! Mit Aufkommen der DCF-77-Funkuhr war diese Zeitsteuerung obsolet geworden. Heute wird sicherlich keine Bahnhofsuhr von so einer mechanischen Mutteruhr gesteuert.

Am besten war vor paar Monaten ein Fernsehbeitrag, bei dem ein Sammler ein ganzes Haus voller Uhren hat, alle Tochteruhren machten gleichzeitig laut "KLACK" und der Minutenzeiger ging weiter. So weit will ich es aber nicht kommen lassen, ein oder zwei Tochteruhren pro Raum sind neben den drei Regulatoren und noch vertretbar. Wink

Freundliche Grüße,
Arnold
Eine einzelne Hauptuhr hat selten die komplette Uhrenanlage angesteuert.
Dazwischen gab es einen Impulsverstärker über Relais und eigenem Netzteil. Oft in der Konstellation einer s.g. "Überwachungs- und Nachstelleinrichtung" oder kurz: ÜNE
Ich habe hier von der Bahn einmal eine ÜNE bekommen die auf einer schönen Holztafel montiert ist, dort war auch ein kleiner Impulsverstärker dabei welcher 80 Nebenuhren geschaltet hat.

https://www.youtube.com/watch?v=60mj2-3r3xw
Ein sehr schönes Thema!
ich hatte im alten Forum auch schon mal meine Uhrenanlage vorgestellt. Meine Hauptuhr ist HSH300 von Pragotron Daran hatte ich in meiner letzten Wohnung mehrere Nebenuhren angeschlossen. Zurzeit ist alles noch eingelagert. Ich muss mal sehen wo ich auf Dauer wohne. Dann wird bestimmt auch die Uhrenanlage wieder installiert.
Moin,

danke Phalos, sowas meinte ich. Interessante Anlage ist das. So ne TN-Hauptuhr bekomme ich evtl auch bald in die Finger. 50 Jahre zuverlässige Betriebszeit so einer Steuerungsanlage ist schon was.

Meine Hauptuhr ist von Mix&Genest, 1952 in Betrieb genommen und läuft bislang genau, steuert zuverlässig. Die Nebenuhr ist nach entfernen der Farbreste in die Wohnzimmermitte gewandert und fällt sofort beim Betreten ins Auge. Die Bauform erinnert mich irgendwie an 50er-60er-Jahre-Bürotraktflur oder Schule.

Enno, ja mach mal wenn du kannst, es macht ja irgendwie Spass sich damit zu beschäftigen.

Mal sehen, wie es mit meiner kleinen Anlage weiter geht.

Freundliche Grüße,
Arnold
Ja so eine ähnliche habe ich mir auch geleistet.
Läuft seit Jahren schon in meiner Wohnung. Diese Stammt aus einer Schule.
Irgendwann muss ich die mal richtig reinigen. Da trau ich mich aber nicht ran, da doch sehr viel Mechanik mit dran ist.
Funktioniert genau so wie die da oben, nur ist bei mir die Rangreserve nur eine viertel Stunde.
Es liegt an der Mechanik, die das Gewicht immer auf eine dreiviertel Umdrehung anhebt.

[attachment=61479]
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