Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Stassfurt Imperial 60 WK
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Hallo Freunde,

wie heißt die Devise so schön? Hast Du keinen - schaff Dir einen. Der Stassfurt-Imperial 60 WK ist ein otisch, sowie technisch sehr ansprechendes Gerät. Es beeindruckt durch seine Wiedergabe und durch die Röhrenbestückung ist sein Empfang auch sehr gut. Ich möchte Euch hier ein Projekt vorstellen, mit dem ich mir einen Stassfurt-Imperial gewissermassen kreiere.
Den Beginn macht natürlich das komplette Chassis. Dazu gleich mehr. Ich habe heraus gefunden, dass zu Beginn der 60 WK-Serie die übrigen Gehäuse des Vorgängermodells 49 WK verwendet wurden.  Die 1. Geräte der 60 WK-Produktion besaßen noch die Senderwahl-Antriebe mit Feineinstellung für Kurzwelle. Die späteren dann nur noch normale Antriebe, ohne Feineinstellung. Mein Chassis besitzt den Feinantrieb.

Ich bekam wor einigen wochen vom Detlef (Radionar) ein Schrottradio  Stassfurt-Imperial 49WK. Es lohnt sich nicht mehr dieses Gerät komplett zu restaurieren. Aber das Gehäuse ist noch, bis auf 2 kleine Furnierausbrüche zu gebrauchen. Also raus mit dem 49 WK Fragment. Leider fehlt der Originallautsprecher. Den hätte ich natürlich sehr gerne gehabt. Ob einer von Euch.... Sonst muss ich zunächst einen ähnlichen Lautsprecher verwenden. Es ist ein sog. Makrodyn.

Das Chassis vom 60 WK kaufte ich sofort über ebay. Alles ist komplett - dachte ich. Als das Radio kam, wunderte ich mich, dass mitten auf dem Chassis eine Art Verschluß montiert ist. Dort wäre die Fassung für die Endröhre EL11. Ja, wenn denn eine verbaut wäre. Das Gerät ist eine Ausführung ohne eigene Endstufe! Wie kann so etwas sein? Irgendwo - außer in einem normalen Radiogehäuse - muss das Gerät verbaut gewesen sein. Nun wurde das ja in verschiedenen Standtruhen verbaut. Vielleicht mit eigener Endstufe?

Ich war etwas traurig, machte es meine Pläne hinfällig? Nein, natürlich nicht. Haste keine, kriegste eine! Ich nahm mir also die Schaltunterlagen zur Hand und baute kurzerhand eine Stahlröhrenfassung anstelle des Pappstopfens ein. Die Anordnung der erforderlichen Bauteile unterhalb das Chassis war kein Problem. Es waren ja die kompletten Plätze vorhanden. Nur eben nicht ausgenutzt. Der Stassfurt Imperial 60 WK glänzt durch seinen guten Ton. Bedingt durch die Koppeldondensatoren von je 20 nf und der ausgeklügelten Gegenkopplung. Will man nun das Klangbild erreichen, muss man die gesamte Endstufe 1 : 1 nachbauen. Also ging ich frisch ans Werk. Aber man muss auch mißtrauisch sein: Wurden vielleicht für diese "Sonderchassis kleinere Netztrafo's verbaut? Eine Kontrolle erbrachte, dass diese Vermutung unbegründet ist. Der Netztrafo kann also eine zusätzliche Röhre speisen.

Ich habe die Endstufe mit Erfolg nachgebaut. Sie funktioniert perfekt. Aber schon die Einbeziehung des Verstärkersystems der EBF11 stieß auf Probleme. Die Wiedergabe war nicht möglich. Etwas mußte hier nicht funktionieren. Die EBF11 sitzt bei diesem Gerät übrigens an kurioser Stelle. Das Gerät besitzt eine ECH11 darauf folgt erst die EF11 und dann erst das Verstärkerteil der EBF11. Die Spannungen dieser Röhre waren vorhanden. Am Steuergitter keine Reaktion auf Berührung mit der blanken Schraubenzieher-Klinge. Auch die Kathode war ordnungsgemäß über die RC-Teile mit dem Chassis verbunden.

Tja - und es war mal wieder der Gitterableit-Widerstand von einem M.-Ohm. Das Gemeine: Das Ohmmeter zeigte mir den Widerstand mit Durchgang an. Es blieb nicht anderes als der Gitterableitwiderstand. Ich ersetzte ihn. Sofort kam Leben in das Chassis.

Natürlich mußten die bekannten HF-Probleme gelöst werden. Davon dann mehr. Natürlich spielt das Chassis schon wieder wie am ersten Tag. Ach nein - konnte es ja nicht. Aber es funktioniert schon mal sehr gut vom Emfang und von der Wiedergabe.

Hier mal Bilder:

Das Chassis von vorne.

Es wurden für die Arbeiten am Chassis beliebige Knöpfe verwendet. Das Chassis besitzt leider trotzdem nicht die originalen Bedienknöpfe. Aber sie passen optisch.
einigermaßen.

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Hier die Bezeichnung:

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Das Chassis von oben. Hier noch mit dem Verschluß.

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Hier von unten. Die Aufnahmen für die erforderlichen Bauteile sind vorhanden.

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Jetzt hat unser Radiochassis eine Endstufe. Die hat genauso die voluminöse Wiedergabe, wie das original-Gerät

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Hier die neue Beschaltung von unten

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Um auf die Schaltung des Radios näher einzugehen: Lieber Dietmar (DiRu) könntest Du bitte ein Schaltbild zu dem Thema hochladen?
Hallo Freunde,

es hat sich mittlerweile viel getan mit dem Chassis. Ich hatte mich zwischendurch auch entschlossen, den zugegeben dünnen Rostbelag, mit Oxalsäure zu entfernen. Das ging so einfach, wie streichen. Man benetzte das Chassis damit und konnte nach einiger Zeit mit einem nassen Pinsel das Rostzeug regelrecht vom Chassis streichen. Davon folgen natürlich noch Bilder. Das Chassis wurde danach gründlich mit feinster Stahlwolle gereinigt. Danach wurde dünn mit Zapponlack gearbeitet. So ist das Chassis versiegelt.

Achtung: Eine Behandlung von blankem Metall nach der Behandlung mit Oxalsäure ist sehr wichtig. Zum Einen hinterläßt die Säure einen weißen Film zum Anderen rostet das Metall so schnell, dass man fast zusehen kann. Also schön blank reiben und sofort versiegeln.

Das Chassis spielte nun. Was mich etwas störte waren die zu niedrigen Spannungswerte. Bei größerer Lautstärke verzerrte der Ton.  Was konnte das sein? Klar, wird mancher sagen, wenn man eine Endstufe zusätzlich verbaut, dann ist das Netzteil nicht dafür ausgelegt.  Das hatte ich aber vorher ausgeschlossen. Am ersten Elko nach der Gleichrichtung hatte das Radio noch 310 Volt. Das liegt im Rahmen. Nun hatte ich gemessen. Zwischen den beiden Elko's war ein Widerstand von immerhin rund 3 Kiloohm. Völlig unüblich für solch eine Schaltung. Aber vergessen wir nicht, in dem Chassis befand sich ja keine Endstufe. Eine Messung der Eisendrossel ergab einen Widerstand von 600 Ohm. Und tatsächlich befindet sich nach der Drossel noch ein Leistungswiderstand von 2,5 Kiloohm. Hier liegt also die Ursache. Der Widerstand ist nicht im Schaltbild für das Gerät mit Endstufe vorgesehen. Also raus damit. Schon stimmen die vorgegebenen Spannungen. Na und das Radio gibt auch sehr laut und unverzerrt wieder. Schön, auch diese letzte Hürde ist genommen.

Hier mal ein paar Bilder zur Verdeutlichung:
Hier zu sehen, der dicke Leistungwiderstand zwischen Eisendrossel und 2. Elko.

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Hier nochmal der Widerstand

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Ein Schaltplanausschnitt. hier ist kein Widerstand vorgesehen. Nach Entfernung stimmen sämtliche Spannungen im Gerät mit dem Plan überein.

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Ja nun soll sich mal um das Gehäuse gekümmert werden. Es ist ja eins vom Staßfurt-Imperial 49.
Jetzt wollen wir mal zum Gehäuse des Radios kommen.

Ich bekam das Radio inkomplett als Schrott vom Detlef (Radionar). Es fehlen bzw sind defekt: Die Radioknöpfe fehlen sämtlich, bzw sind nicht original. Die skala des 49 ist defekt. Es ist durchaus auch eine historische Skala, aber Nachfertigung unmittelbar nach 1945. Der Lautsprecher im Radio fehlt. Die Rückwand fehlt auch. Der Lautsprecherstoff wurde von Nagern zerfetzt. Also Kernschrott!

Das Gehäuse sieht auf den 1. Blick auch nach Totalschaden aus. Nein, ist es aber nicht. Das bekommt man mit handelsüblichen Mitteln wieder gut hin.

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Hier die Nachkriegsskala. Neue Sender wie der RIAS und AFN stehen auf der Skala. Auch der Sender Wolfsheim (Rheinsender) erscheint.

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Jetzt habe ich das Gehäuse mal aufbereitet und mein 60 WK-Chassis dort hinein gesetzt.

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Passenden Stoff habe ich auch gefunden. Sieht aus wie original. Da hatte ich mich gefreut. Die Metalleisten auf den Streben muss ich mit Alusilber einsprühen. Leider befinden sie die Leisten auf Holzkedern, sonst hätte ich unseren Cromo mal gefragt, ob er die Streben veredeln kann. Aber das Holz läßt sich nicht entfernen.

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Wie das so ist, kaum ein altes Gehäuse mit Furnierausbrüchen. Dieses hier hat 2 an gut sichtbarer Stelle.

Man muss sich also Holzflicken aus Furnier anfertigen. Die Flicken sollen in etwas die größe der Fehlstellen haben. Die muss man also entsprechend zurecht schneiden.

Dann werden die flicken auf die Fehlstelle gelegt und es wird mit dem Cuttermesser um den Flicken herum geschnitten. Nun die Überstände vom Originalfurnier entfernen. Das geht sehr leicht. Dann wird der Holzflicken mit passender Maserung in die Fehlstelle geleimt. Keine Angst, das geht recht einfach.

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Die größere Problematik ist die Furnierfetzen so anzupassen, dass sie in das vorhandene Furnier passen. Das neu verleimte Furnier ist nämlich minimal dicker als das Original. Man muss also mit feinem Schleifpapier die Reparaturstelle so absenken, dass die Höhe der Furniere einheitlich ist. Dadurch wird natürlich etwas die vorhandene Lackschicht mit angeschliffen. So läßt sich die Reparaturstelle farblich an das Gehäuse anzupassen. Man macht das mit Holzbeize. Anschließend wird die Holzbeize mit mehreren Schellackaufträgen versiegelt. Vor jedem Auftrag ist Feinschliff erforderlich. Achtung, keine Beize abtragen, sonst wird das Furnier zu hell. Nun erst werden die Übergänge zwischen Reparaturstelle und Originalfurnier mit Bimsmehl bearbeitet. Resultat ist irgendwann eine glatte Fläche, der man die Reparatur nicht mehr ansieht.

Leicht gesagt. Wer diese Reparatur gemacht hat, wird die Stellen immer sehen. Ein neutraler Beobachter hingegen nicht. Also, unser Radio nimmt schon Formen an. Ich bekam am Wochenende ein mag. Auge für 30 Euro Sofortkauf. Angeblich neu, ohne Verpackung. aber es war eine Firma, die sich dafür verbirgt, wenn die Ware nicht die gewünschte Eigenschaft hat, diese zurück zu nehmen. Also kein Risiko. Na, was meint Ihr - Glück oder kein Glück?
Hallo Freunde,

DHL lieferte mir gerade das Paket mit der EM11 ab. Sofort wollte ich wissen, ob ich gut gekauft habe. Aus der Verpackung entnahm ich eine Röhrenschachtel von RSD. Darin verpackt ein neues magisches Auge. Man konnte es am Schirm schon sehen. das hat noch nie angezeigt. Und nun nicht gleich in den Röhrenprüfer. Sofort ins Radio. Und schaut.

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Na, war das ein guter Kauf? Zwar mußte ich als Sofortmaßnahme den 2 Megaohm-Widerstand am Auge ersetzen. Aber jetzt zeigt es wunderbar an. Jetzt erst den Heimsender. Mal sehen, wenn sich Europa heute Abend meldet, wie das dann aussieht.

Schaut Euch mal das entrostete Chassis an. Die Oxalsäure war wieder sehr hilfreich.

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Hallo Andreas,
das wird doch wieder ein Prachtstück. Auf das Ergebnis der Furnierarbeiten bin ich schon gespannt.
Hallo Dirk,

oh eine Reaktion! Smiley58 Ich freue mich sehr. Ich habe das Gehäuse natürlich schon behandelt. Heute zeige ich mal Resultate. Das mag. Auge war so preisgünstig. Der Verkäufer hatte noch ein2. zu demselben Preis. Da habe ich vorhin noch mal zugeschlagen.
In der Bucht tauchen ab und an mal RSD Augen auf. Ich habe da auch schon mal mit Erfolg zugeschlagen.

Bin auch aufs Endergebnis gespannt. Smiley20
Schönes Radio, Andreas Smile

Freut mich sehr, daß Du die EM11 zu einem guten Preis bekamst. Als ich eine EM11 für meinen Musikschrank
suchte, hat mich der Spaß für eine einzige 60,-€ zzgl. Versand gekostet....

Ich drücke Dir die Daumen, daß Du Deinen Stassfurt Imperrial gut ingang bekommst Thumbs_up

Herzliche Grüße aus MV, von Peter
Ja, Peter, genau. Ich habe 2 Stück für diesen Preis bekommen.
Cool Andreas, das hast Du auf jeden Fall richtig gemacht Maus

Hoffentlich hält meine EM11 wenigstens lange durch Smiley61

Sonnige Grüße, von Peter
"Um auf die Schaltung des Radios näher einzugehen: Lieber Dietmar (DiRu) könntest Du bitte ein Schaltbild zu dem Thema hochladen? "

Die Bitte von Andreas ist mir erst jetzt aufgefallen.

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Ein Widerstandswert war fehlerhaft im Schaltbild und wurde korrigiert.

Weiterhin viel Erfolg mit dem Radio.

Dietmar
Hallo Dietmar,

vielen Dank für Deine Mühe.
Hallo Andreas,
schön, dass das Chassis wieder funktioniert,
wie war denn der Empfang in den Abendstunden?

Viele Grüße,
Rolf
Hallo Rolf,

ich habe gestern getestet - perfekt. Bei einigen stärkeren Stationen schlägt das Auge aus, als ob man den Heimsender hört. Also ich bin sehr zufrieden.
Das ist ein interessantes Radio und mit seiner Gehäuseform ganz klar seiner Zeit voraus. Vielleicht auch der Grund warum es auch nach dem Krieg fast unverändert weiter gebaut wurde? Mit der EM11 hast Du auf jeden Fall richtig Glück gehabt. Ich schaue nach so was schon gar nicht mehr. Die Preise sind inzwischen astronomisch. Beim Chassis hast Du ja schon viel Arbeit gehabt. Bin mal gespann wie es mit dem Gehäuse weiter geht. Reichen die Temperaturen denn noch aus für Deine Holzarbeiten?
von dem Radio gibt es eine Design-Kopie. Gebaut von der franz. Firma Desmet für das deutschstämmige Grenzland . Allerdings etwas kleiner und viel leichter als das Original.

Desmet 611A
(04.10.2019, 06:15)saarfranzose schrieb: [ -> ]von dem Radio gibt es eine Design-Kopie. Gebaut von der franz. Firma Desmet für das deutschstämmige Grenzland . Allerdings etwas kleiner und viel leichter als das Original.

Desmet 611A

Auch sehr schön! Aber von der Technik deutlich abgespeckt.
(04.10.2019, 09:17)Enno schrieb: [ -> ]Auch sehr schön! Aber von der Technik deutlich abgespeckt.

zumindest moderner. Die Schaltung ist eigentlich vergleichbar. Bisschen weniger NF-Leistung und kein MA. Aber die Empfangsleistung ist mindestens ebenbürtig. Ich hatte beide Geräte schon.
(04.10.2019, 09:39)saarfranzose schrieb: [ -> ]
(04.10.2019, 09:17)Enno schrieb: [ -> ]Auch sehr schön! Aber von der Technik deutlich abgespeckt.

zumindest moderner. Die Schaltung ist eigentlich vergleichbar. Bisschen weniger NF-Leistung und kein MA. Aber die Empfangsleistung ist mindestens ebenbürtig. Ich hatte beide Geräte schon.

Dann stimmt auf der Modellseite von RM.Org was nicht. In den Bildern mit MA, in der Beschreibung ohne. Oder gab es beide Varianten?
war ein Erinnerungs-Fehler von mir. Das Desmet 611A hat als MA die 6AF7.
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