DRM hieß es später. Angefangen hat es so Mitte der '90er Jahre bei der Telekom als "Dig_LMK". Hintergrund war, daß die Telekom sämtliche AM Sender (LW, MW, KW) der ex. DDR "geerbt" hatte und man dringend eine sinnvolle Verwendung suchte - zur Alternative des Verschrottens.
Man möge sich daran erinnern, daß nach dem Fall des "eisernen Vorhangs" es plötzlich möglich war, daß sogar der Deutschlandfunk im Moskau und in St. Petersburg eigene Sender betreiben konnte. Und die ex. Sowjetunion hat ihre zahlreichen Störsender abgeschaltet und an jeden vermietet, der darüber Programm abstrahlen wollte.
Plötzlich war eine Informations-Freiheit da - und man mußte nicht länger mit starken AM Sendern der eisernen Vorhang überwinden. Wozu dann also noch die gesamte AM Infrastruktur der ex. DDR? Es gab da ja genügend UKW Sender.
Bei der Telekom war das aber auch eine Zeit des Umbruchs. Man wollte das Volk mit T-Aktien "beglücken" und damit die Privatisierung finanzieren. Wozu braucht die Telekom dann noch eigene Fachhochschulen (Berlin, Dieburg, Leipzig)? "Wir kaufen künftig billig ein, stöpsen es zusammen und verkaufen es dann teuer weiter" - so die Devise des damaligen Vorstandsvorsitzenden Sommer. Die FHDBP Berlin wurde dann als erste abgewickelt und der FHTW Berlin "vermacht".
Als dann eine Anfrage aus dem "Zentrum für Rundfunk und Audiovision" der Telekom (Adlershof) bei mir eintraf, ob ich eine Möglichkeit sehe, den AM Rundfunk zu digitalisieren, habe ich mich dazu bereit erklärt. Mit Hilfe von Diplomanden konnten wir dann ein erstes digitales System für die MW realisieren. Die Signalaufbereitung erfolgte digital, damals noch mit Signalprozessoren von der Typenreihe TMS320. Als "Leistungs-Verstärker" diente ein 1 KW Transistor-Modul des damals neuen "TRAM" Senderkonzeptes von Telefunken Sendertechnik. Als Versuchsstandort wählten wir einen Sendemasten des (ehemaligen) AM Senders Köpenick.
Das war das damalige Versorgungsgebiet. Die Ausstrahlung erfolgte auf 801 kHz. Dies Frequenz hatte zuvor BFBS, dann DLF und dann die DTAG für diesen Versuchsbetrieb. (Heute verwendet die Station "Funkerberg Königs-Wusterhausen" diese Frequenz.)
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Und das war damals der Sendemast, der mittlerweile nicht mehr existiert.
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Das Blockschaltbild des Senders. Hier mußte das digitale Signal in ein "Amplituden-Signal" und ein "Phasen-Signal" aufgespalten werden.
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Auf der NAB 1998 gab es dann eine Übertragung auf Kurzwelle.
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Um so ein System international einzuführen, war eine Zulassung bzw. Empfehlung von der ITU in Genf Voraussetzung. Hier war es sehr schwierig die Interessen von der DTAG bzw. von Deutschland durchzusetzen. Vielmehr gab es sofort großes Gerangel, insbesondere vom Rüstungs-Konzern Thomson, der zuvor zusammen mit dem IRT München einen Vorschlag für DAB eingebracht hatte. Natürlich wurde von denen ein "Mehrträger-System" mit COFDM als Modulation vorgeschlagen, denn das hatten sie ja schon für DAB entwickelt. Daß man aber in einem 9 kHz breiten Kanal keinen "Spreadings-Gewinn" erzielen kann, spiele dabei keine Rolle. Auch daß die COFDM als Modulation mit ihren mindestens 13 dB Crest-Faktor für (AM-) Sender mehr als ungünstig ist und dann auch noch jede Menge Außerbandstrahlung entsteht - all das spielte schlußendlich keine Rolle.
Die Entwicklung schließlich eines "Merge-Systems", nämlich DRM, dauerte insgesamt so lange, bis zwischenzeitlich die Europäische Empfänger-Industrie dicht gemacht hatte - und es folglich hier kaum DRM Empfänger zu kaufen gab.
An den Broadcastern lag es nicht. Zumindest die öffentlich-rechtlichen haben seit der Jahrtausend-Wende alle ihre AM-Sender für DRM Betrieb umgerüstet bzw. entsprechend neue angeschafft.
Aber weil hier zu Lande dann praktisch niemand DRM hören konnte - weil es keine Empfänger gab - wurden die DRM-fähigen AM-Sender alle stillgelegt und verschrottet oder in die Länder verhökert, wo DRM offensichtlich überlebt hat.
MfG DR