08.12.2019, 21:08
Hallo zusammen,
nun arbeite ich schon einige Zeit an einer Bella 5714 Luxus, die mich ganz schön fordert.
Schaltplan: https://nvhrbiblio.nl/schema/LoeweOpta_5714W.pdf
Das Gerät
[attachment=70236]
stammt offensichtlich aus dem Sperrmüll (Netzkabel abgeschnitten), zudem waren am AÜ die Kabel an den Lautsprecher gekappt, aber am Lautsprecher Kabel angelötet und hinten rausgeführt, als ob das Radio nur als „Zusatzlautsprecher“ genutzt wurde. Die beiden Skalenbirnen fehlten und die UKW-Taste ging die ersten Milimeter leicht runter, dann wurde es erkennbar schwerer, letztlich rastete sie aber ein. Dazu später mehr.
Ich mag die Bellas sehr und habe mir, mit wachsendem Verstehen, vorgenommen, dieses Radio wieder in Funktion zu setzen.
Da der Becherelko heftig ausgeblasen hatte, wurde er durch zwei 47uF/450V Typen ersetzt, ohne diese zu verstecken. Zu meiner Überraschung konnte ich am Chassis keine direkt auszutauschenden Kondensatoren
[attachment=70238]
finden, weshalb ich erst einmal auf den Austausch der Cs verzichtete.
So ging es an den ersten Test am Trenntrafo, stromüberwacht, die Heizungen glühten, aber nicht der geringste Ton aus dem LS, keine Anodenspannung!
Letztlich war es der Trafo, der bei der Anodenwicklung keinen Durchgang hatte. Kann ich mir zwar nicht erklären, denn er zeigte keinerlei Spuren einer eventuellen Überlastung (Hitzespuren), es war aber so!
Beim stundenlangen Überprüfen/Durchmessen des Trafos habe ich wieder viel gelernt, zumal mein Physikunterricht ein halbes Jahrhundert zurückliegt.
Korrigieren konnte ich falsche Vorstellungen!
Ich wusste, dass man zwei 110V-Trafos in Reihe schalten kann, um diese an 220V zu betreiben und in der Mitte (da wo sie verbunden sind) gegen Phase und Null jeweils 110Vabnehmen kann! Da die Trafos gemeinsam eine Wicklung für 220V aufweisen, werden zusammen 220V ausgegeben.
Was ich nicht beachtete, war die Stromstärke: Bei 110 V ist der Querschnitt der Adern geringer als bei 127, noch geringer bei 160 ..,. bei 220 und ggf. 240V. Optisch kann ich den Unterschied zwischen 110 und 127V nicht erkennen, aber zwischen 110 und 160 schon und auch den zwischen160 und 220V.
Es ist keine durchgehende Wicklung „mit angelöteten Abzweigungen“, mit steigender Spannung immer geringerem Querschnitt. Und eben nicht mit einer (so meine Interpretation) Anzapfung! Nein, die Enden der jeweiligen Wicklung werden nach außen geführt und mit der jeweils benachbarten Wicklung verbunden. Dies geschieht hier im Spannungswähler, bei anderen Trafos mit Lötleisten an diesen. Vor dem Verlöten wird dafür im Lötbereich der Lack entfernt oder durch die Löthitze beseitigt. Gaaanz logisch ... musste ich nach mehr als 50Jahren aber wieder entdecken.
Weil es sich aber um Trafo-Lackdraht handelt, die Adern somit gegeneinander isoliert sind, können diese, wenn sie, was meist passiert, abgezwickt werden, keinen Kontakt aufweisen. Und das ist bei ausgebauten Trafos oft der Fall. Auch ich habe meine ersten Trafos derart ausgebaut.
Rückblickend nicht schlimm, wenn man es verstanden hat. „Learning by doing“ hat einen gewaltigen Vorteil, man vergisst es nicht mehr, das sitzt.
--
Da der ursprüngliche Trafo in der Anodenwicklung keinen Durchgang hatte, habe ich den Ersatztrafo (aus einem Grundig) mit einer zusätzlichen Anodensicherung geschützt. Ich habe nur die 220V übriggelassen und dafür beim Spannungswähler eine zweite Sicherung für den Anodenstrom eingebaut.
[attachment=70230]
Laut Plan fließen bei 220V 63mA, habe also eine Sicherung von 100ma genommen. Eventuell baue ich später eine mit 80mA ein.
--
Diese Sperrmüllbella hat noch andere Macken, gaaaaaanz leiser UKW-Empfang, aber nur mit wirklich guter ECC85 und ECH81 (100 Prozent und mehr). Immerhin, der Oszillator schwingt.
AM geht, momentan höre ich FM von einem Taschenradio, eingespielt über TA. Die klemmenden Tonschalter (Sprache ….), sie blieben unten, konnte ich nach Abbau der Frontplatte wieder gängig machen. Dann bei UKW die Kontakte schon zweimal mit Teslanol behandelt, keine Besserung.
Ich kenne das, diesen gaaaanz leisen Empfang bei FM, da ich schon früher bei anderen Geräten Teile falsch anlötete und den Signalweg unterbrach. Hier kann ich den Fehler aber nicht gesetzt haben, da nichts geändert. Ich werde also den Signalweg ab dem FM-Tuner bis zur EABC80 verfolgen.
Jetzt ist mir beim Test des Chassis etwas aufgefallen!
Bei Netzspannung wurde das Radio über TA von einem Taschenradio mit FM versorgt.
Da ich wegen des zuvor bei der „Anodenwicklung ohne Durchgang-Trafos“ einen Ersatz einbauen musste, bin ich heilfroh, eine zusätzliche Sicherung eingebaut zu haben.
Denn: Mit einer an sich funktionsfähigen EL84 gab es innerhalb von etwa 3-4 Minuten einen unerwarteten Anstieg des Anodenstromes bei TA (mit anderen Röhren sonst stabil um die 50mA) von eben diesen 50 bis auf über 70mA, da habe ich unterbrochen!
Kurz umgeschaltet auf FM, da waren es über 90mA. Nach meinen Fingern war die EL84 Röhre überheiß!
Damit sind die Werte bei dieser EL84 beim Abbruch jeweils um etwa 20 mA höher als bei einer anderen, mit 100% gemessenen Röhre. Bei der gibt es nach einer Minute keinen weiteren Anstieg des Anodenstroms.
War das die Ursache für das Durchbrennen der Anodenwicklung?
Leider kann ich nicht sagen, ob genau diese EL84 auch im Chassis verbaut war. Es könnte aber bei weiterem Ansteigen den fehlenden Durchgang der Anodenwicklung beim an sich gut aussehenden Trafo erklären, den ich aus diesem Radio ersetzen musste.
Ich werde morgen diese Röhre in meinem RPG64 messen, dabei den Anodenstrom messen und dann berichten.
ich wünsche Allen noch einen schönen Abend,
Wolfgang aus Südbaden
nun arbeite ich schon einige Zeit an einer Bella 5714 Luxus, die mich ganz schön fordert.
Schaltplan: https://nvhrbiblio.nl/schema/LoeweOpta_5714W.pdf
Das Gerät
[attachment=70236]
stammt offensichtlich aus dem Sperrmüll (Netzkabel abgeschnitten), zudem waren am AÜ die Kabel an den Lautsprecher gekappt, aber am Lautsprecher Kabel angelötet und hinten rausgeführt, als ob das Radio nur als „Zusatzlautsprecher“ genutzt wurde. Die beiden Skalenbirnen fehlten und die UKW-Taste ging die ersten Milimeter leicht runter, dann wurde es erkennbar schwerer, letztlich rastete sie aber ein. Dazu später mehr.
Ich mag die Bellas sehr und habe mir, mit wachsendem Verstehen, vorgenommen, dieses Radio wieder in Funktion zu setzen.
Da der Becherelko heftig ausgeblasen hatte, wurde er durch zwei 47uF/450V Typen ersetzt, ohne diese zu verstecken. Zu meiner Überraschung konnte ich am Chassis keine direkt auszutauschenden Kondensatoren
[attachment=70238]
finden, weshalb ich erst einmal auf den Austausch der Cs verzichtete.
So ging es an den ersten Test am Trenntrafo, stromüberwacht, die Heizungen glühten, aber nicht der geringste Ton aus dem LS, keine Anodenspannung!
Letztlich war es der Trafo, der bei der Anodenwicklung keinen Durchgang hatte. Kann ich mir zwar nicht erklären, denn er zeigte keinerlei Spuren einer eventuellen Überlastung (Hitzespuren), es war aber so!
Beim stundenlangen Überprüfen/Durchmessen des Trafos habe ich wieder viel gelernt, zumal mein Physikunterricht ein halbes Jahrhundert zurückliegt.
Korrigieren konnte ich falsche Vorstellungen!
Ich wusste, dass man zwei 110V-Trafos in Reihe schalten kann, um diese an 220V zu betreiben und in der Mitte (da wo sie verbunden sind) gegen Phase und Null jeweils 110Vabnehmen kann! Da die Trafos gemeinsam eine Wicklung für 220V aufweisen, werden zusammen 220V ausgegeben.
Was ich nicht beachtete, war die Stromstärke: Bei 110 V ist der Querschnitt der Adern geringer als bei 127, noch geringer bei 160 ..,. bei 220 und ggf. 240V. Optisch kann ich den Unterschied zwischen 110 und 127V nicht erkennen, aber zwischen 110 und 160 schon und auch den zwischen160 und 220V.
Es ist keine durchgehende Wicklung „mit angelöteten Abzweigungen“, mit steigender Spannung immer geringerem Querschnitt. Und eben nicht mit einer (so meine Interpretation) Anzapfung! Nein, die Enden der jeweiligen Wicklung werden nach außen geführt und mit der jeweils benachbarten Wicklung verbunden. Dies geschieht hier im Spannungswähler, bei anderen Trafos mit Lötleisten an diesen. Vor dem Verlöten wird dafür im Lötbereich der Lack entfernt oder durch die Löthitze beseitigt. Gaaanz logisch ... musste ich nach mehr als 50Jahren aber wieder entdecken.
Weil es sich aber um Trafo-Lackdraht handelt, die Adern somit gegeneinander isoliert sind, können diese, wenn sie, was meist passiert, abgezwickt werden, keinen Kontakt aufweisen. Und das ist bei ausgebauten Trafos oft der Fall. Auch ich habe meine ersten Trafos derart ausgebaut.
Rückblickend nicht schlimm, wenn man es verstanden hat. „Learning by doing“ hat einen gewaltigen Vorteil, man vergisst es nicht mehr, das sitzt.
--
Da der ursprüngliche Trafo in der Anodenwicklung keinen Durchgang hatte, habe ich den Ersatztrafo (aus einem Grundig) mit einer zusätzlichen Anodensicherung geschützt. Ich habe nur die 220V übriggelassen und dafür beim Spannungswähler eine zweite Sicherung für den Anodenstrom eingebaut.
[attachment=70230]
Laut Plan fließen bei 220V 63mA, habe also eine Sicherung von 100ma genommen. Eventuell baue ich später eine mit 80mA ein.
--
Diese Sperrmüllbella hat noch andere Macken, gaaaaaanz leiser UKW-Empfang, aber nur mit wirklich guter ECC85 und ECH81 (100 Prozent und mehr). Immerhin, der Oszillator schwingt.
AM geht, momentan höre ich FM von einem Taschenradio, eingespielt über TA. Die klemmenden Tonschalter (Sprache ….), sie blieben unten, konnte ich nach Abbau der Frontplatte wieder gängig machen. Dann bei UKW die Kontakte schon zweimal mit Teslanol behandelt, keine Besserung.
Ich kenne das, diesen gaaaanz leisen Empfang bei FM, da ich schon früher bei anderen Geräten Teile falsch anlötete und den Signalweg unterbrach. Hier kann ich den Fehler aber nicht gesetzt haben, da nichts geändert. Ich werde also den Signalweg ab dem FM-Tuner bis zur EABC80 verfolgen.
Jetzt ist mir beim Test des Chassis etwas aufgefallen!
Bei Netzspannung wurde das Radio über TA von einem Taschenradio mit FM versorgt.
Da ich wegen des zuvor bei der „Anodenwicklung ohne Durchgang-Trafos“ einen Ersatz einbauen musste, bin ich heilfroh, eine zusätzliche Sicherung eingebaut zu haben.
Denn: Mit einer an sich funktionsfähigen EL84 gab es innerhalb von etwa 3-4 Minuten einen unerwarteten Anstieg des Anodenstromes bei TA (mit anderen Röhren sonst stabil um die 50mA) von eben diesen 50 bis auf über 70mA, da habe ich unterbrochen!
Kurz umgeschaltet auf FM, da waren es über 90mA. Nach meinen Fingern war die EL84 Röhre überheiß!
Damit sind die Werte bei dieser EL84 beim Abbruch jeweils um etwa 20 mA höher als bei einer anderen, mit 100% gemessenen Röhre. Bei der gibt es nach einer Minute keinen weiteren Anstieg des Anodenstroms.
War das die Ursache für das Durchbrennen der Anodenwicklung?
Leider kann ich nicht sagen, ob genau diese EL84 auch im Chassis verbaut war. Es könnte aber bei weiterem Ansteigen den fehlenden Durchgang der Anodenwicklung beim an sich gut aussehenden Trafo erklären, den ich aus diesem Radio ersetzen musste.
Ich werde morgen diese Röhre in meinem RPG64 messen, dabei den Anodenstrom messen und dann berichten.
ich wünsche Allen noch einen schönen Abend,
Wolfgang aus Südbaden