Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Defekte Keramiktrimmer
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Hallo Freunde,

ein Bauteildefekt ärgert uns Sammler wohl immer wieder. Es sind taube und somit defekte Keramiktrimmer. In manchen Radios ist der Ersatz sehr schwierig. Entweder die Dinger sind angenietet. Ausbohren etc. kann evtl. andere HF-Elemente beschädigen. Oder ist ist kein Herankommen an die Teile. Es gibt auch Doppeltrimmer. Hier wird es noch komplizierter. Also was hilft nur? Richtig Trimmer mit den passenden Werten über die Defektteile löten.

Injedem Technibuch wird geschrieben, warum die Trimmer unbrauchbar geworden sind. Durch Schwefeldämpfe (Ofenheizung) zersetzen sich die Silberbeläge. Untrügliches Zeichen, die schwarz angelaufenen Beläge. Die müssen an sich silber sein. Was liegt ja auf der Hand? Ich reinige diese Flächen zunächst mit dem Glasfaserstift. Dann messe ich mit dem Ohmmeter, ob die Schicht noch leitet. Sie leitet nicht: Gut, dann säubere ich die gesamte Fläche incl. der Betätigungsschraube. Jetzt arbeite ich die verlorene Fläche mit Leitsilber nach. Natürlich bis zum Schraubenansatz. Wieder kommt das Ohmmeter zum Einsatz.

Immer noch taub das Ding! Jetzt heißt es, der darunter befindliche Belag ist auch hin. Das aber nur bedingt. Die vielen, tauben Trimmer, die ich im Laufe der Zeit untersucht habe n(Keramikplatte oben entfernt, haben unten ausnahmslos intakte Silberschichten. Nun müßt Ihr mal messen. Zwischen dem Niet und der Silberbahn ist meist keine Verbingung! Hier liegt der Fehler. Der haarfeine Übergang von der Vernietung zum unteren Silberbelag hat keine elektrische Verbindung mehr. Das ist der Knackpunkt bei fast allen tauben Trimmern, die ich zerlegt habe.

Das kann man aber nicht so leicht mit Leitsilber austupfen. Ich habe experimentiert. Was, wenn man aus der oberen Keramikplatte ein winziges Stück entfernt? Natürlich darf dort kein leitender Belag sein. Beim heraus nehmen eines winzigen Stückes den Trimmer entgegen des unteren Silberbelages drehen.  Nun die Platte zum Übergang drehen. Besagte Stelle durch die Aussparung mit Leitsilber bestreichen. Garantiert: Der Trimmer funktioniert wieder. Ich habe hier im Bild die brachiale Methode angewandt. Mit einem Schraubenzieher habe ich ein kleines Stück weg gehackt. Wenn man aber Pech hat, zerknallt der komplette Keramikdeckel. Ich werde das mal mit einem Dremel und einem Fräser versuchen. Ich habe gesehen, die Ausbesserung wird nicht weg geschliffen beim Verdrehen. Und der Trimmer - er ist wieder brauchbar. Zugegeben, das sieht nicht schön aus. Aber es funktioniert.

Dann gibt es natürlich noch eine unangenehme Sache. Die Trimmerplatten sind verklebt. Dreht man nun mit Gewalt an der Schraube, dann dreht die sich schon. Aber die Verbindung zwischen Schraube und oberem Silber ist unterbrochen - und die Kerasmikplatte dreht sich immer noch nicht.

Hier verwende ich dann, wo es geht eine Kombizange, sonst muss es mit einer kleinen Zpitzzange gehen. Man umfaßt vorsichtig den oberen Keramikdeckel. Mit Feingefühl vorgehen. Jetzt muss man vorsichtig die obere Keramikplatte von außen mit der Zange drehen. Auch das funktioniert. Aber auch hier Vorsicht, schnell ist der Deckel zerbrochen und der Trimmer mechanisch defekt.

Ich habe das Verfahren mal an einem alten Wellenschalter geübt. Beide Trimmer waren taub. Der rechte ist mir beim "Aussparen" zerbrochen (Deckel).
Der linke Trimmer ließ sich nach meiner Methode retten. Schaut mal, bei beiden Trimmern sind die unteren Beläge silber.

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Ja nun weiß ich nicht, inwiefern Ihr schon mal mit diesen Trimmern experimentiert habt. Vielleicht sind Euch diese Tatsachen schon längst bekannt.
Danke, Andreas,

ich hatte vor kurzem das Problem gehabt, die alten waren aber leicht zugänglich und habe die ausgetauscht - aber neue zu finden, das war nicht einfach. Jetzt kann ich versuchen, Deine Methode an die alten zu probieren. Thumbs_up
Schön, dass du dieses Thema mal in dieser Ausführlichkeit beschrieben hast, Andreas. Danke dafür.

Ich hatte natürlich auch schon oft mit diesen Teilen zu tun und es ist jedesmal wieder aufwendig bis ärgerlich, das betroffene Gerät wieder zuverlässig zum Spielen zu bringen, insbesondere wenn der UKW-Bereich betroffen ist.
Man lötet dann meist eine Festkapazität drüber, was aber nur zielführend ist, wenn der Originaltrimmer sich noch "abstimmen" lässt. Ansonsten sucht man solange in seinen Beständen, bis man etwas wertemäßig Passendes gefunden hat und ärgert sich dann über die mechanischen Arbeiten, die der Austausch mit sich bringt. Beholfen habe ich mir dann sehr oft mit dem Ersatz durch Philips-Spindeltrimmer, aber auch die muss man ja erstmal haben.
Mit Leitsilber habe ich noch nicht gearbeitet.

Das von Dir in Betracht gezogene Wegschleifen mit dem Dremel: Da würden mich, nachdem Du das probiert hast, Deine Erfahrungswerte interessieren. Ich gehe mal davon aus, dass man die besagte Aussparung mit einem Korundfräser herstellen müsste.
Servus,
Ich hatte einen solchen Fall mit den Keramiktrimmern hier bei einem Geloso. Da waren die vernietet und ich habe diese ausgebohrt und durch ähnliche Rohrtrimmer ersetzt. Das hat sehr gut funktioniert. Die Rohrtrimmer haben den Vorteil, das sie nicht oxydieren.