Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Französiches TV Signal mit 819 Zeilen erzeugen
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Hallo liebe Fernsehfreunde,

nachdem ich nun drei Geräte besitze die das 819 Zeilen Signal wie es früher in Frankreich gesendet wurde darstellen können musste natürlich eine Quelle her. Ein Hochskalieren von normalen CCIR Signalen mit 625 Zeilen schied für mich aus, da dann das Ergebnis nicht besser als eben 576i sein kann. Was ich wollte war Material das in HD Auflösung vorliegt auf dieses Format zu bringen. Mit dieser Vorgabe kam eigentlich nur ein PC als Quelle in Frage. Nach etwas Recherche fand ich dazu auch viel Infos im Netz insbesondere im Englischen "UK Vintage Radio and Repair Forum". Dort hat ein Mitglied (Kat Manton) eine Lösung präsentiert die ich hier abgewandelt eingesetzt habe.  Das Ganze funktioniert unter Linux indem mit einer "Modeline" der Grafikkarte des Rechners eine spezielle Auflösung "beigebracht" wird die dem zu generierenden Standard entspricht. Das Signal kann dann an der VGA Buchse entnommen werden. Dazu muss noch eine einfache Schaltung mit ein paar Widerständen gebaut werden die aus den RGB und H Sync Signalen eine BAS Signal macht. Die Schaltung findet man auch im Netz ich habe aber vor das noch mit einer aktiven Stufe zu verbessern um ein Normgerechtes Signal mit 1V an 75Ω zu erhalten.

Nun musste noch ein Modulator her um das Signal in HF umzuwandeln. Ich habe dafür einen Prototyp meiner System A Modulatoren verwendet die ich für das Englische 405 Zeilen System gebaut hatte.

[attachment=76395]

Der Modulator (Nur Bild, Ton deaktiviert)


Das wird aber noch besser gemacht...

Ich habe folgende Modeline von Kat Manton verwendet:

Modeline "1152x738i" 29.3203  1152 1168 1240 1432  738 744 745 819  -hsync -vsync interlace

Ich werde das noch im Detail erklären im nächsten Post das hier soll nur ein Teaser sein. Mit der Modeline bekomme ich im Linux Rechner eine neue Auflösung von 1152x738 was den aktiven Pixeln im 819er  TV Format entspricht:

[attachment=76399]


Das Resultat kann sich sehen lassen obwohl mein Radiola eine begrenzte ZF Bandbreite hat und in punkto Horizontlauflösung nicht das Potential des Formates ausschöpfen kann. Hier ein paar Bilder. Das Moiré ist der Kamera geschuldet und in den Realbildern nicht sichtbar:

[attachment=76396]

[attachment=76397]

[attachment=76398]

Das erst einmal zur Einleitung. In den nächsten Posts werde ich die Syntax und das Einpflegen der Modelines in einen Linux PC  erklären und den Modulator vorstellen.
Hallo Semir,

dass man mit Computern am VGA-Anschluss auch ein halbwegs TV normgerechtes Signal erzeugen kann, ist ja nicht neu. Es kommt auf den Grafikprozessor an, ob man ihn zu entsprechenden Timings zwingen kann. Das ging früher mit AMD Radeon-Chips der 9000er Serie sogar direkt unter Windows. Hab damals mal einen universellen VGA/SCART-Adapter gebastelt:

[attachment=76429]

Die eigentlich notwendige XOR-Verknüpfung von H-und V-Sync des VGA-Signals zum Composite-Sync macht ein XOR-Gatter (IC1/3) eines 74HC86 ICs. IC1/4 negiert dann das XOR-verknüpfte Signal, so dass letztlich mit den Reihenwiderständen R1 und R2 am 75 Ohm Abschlusswiderstand im TV ein halbwegs normgerechtes Sync-Signal anliegt.

Da nicht alle VGA-Anschlüsse an Pin 9 die optionale +5V Spannung liefern, wird die Betriebsspannung für den 74HC86 über die Schottky-Diode D1 und dem nachfolgenden Ladeelko C1 aus dem negativen H-Sync Signal, was die meiste Zeit ja TTL H-Pegel (ca. 5V, mindestesten 2,4V) führt, gewonnen, so dass die Schaltung direkt mit den VGA-Signalen ohne zusätzliche Spannungsversorgung auskommt. Das XOR-Gatter IC1/1 bildet mit R3/C3 einen Rechteckgenerator. In Verbindung mit dem als Negator geschalteten XOR-Gatter IC1/2 und den Dioden-/Kondensatoren-Kombinationen D2...D4 und C4...C6 erfolgt dann eine Verdopplung bzw. Verdreifachung der Rechteckspannung, so dass man auch die SCART-Schaltspannung zur Verfügung hat.

Die negative V-Sync Spannung dient dann mit der Kombination aus R4 und der grünen LED zur Erzeugung der RGB-Schaltspannung.

Mit etwas gutem Willen passte die gesamte Schaltung in einen SCART/Cinch/S-Video Adapter wobei der Umschalter der Signalrichtung dann als 16:9/4:3 Umschalter S1 missbraucht wurde. Die S-Video Buchse dient der Einspeisung eines Composite-Video Signals, was manche VGA-Karten auch direkt liefern konnten und dies auch schon bevor ein Betriebssystem gestartet wurde.

Vielleicht gibt es dir ja ein paar Anregungen, was so an aktiven Schaltungen am VGA-Anschluss möglich ist.

Gruß

(Reflex-)Kalle
(28.05.2020, 09:20)Reflex-KallE schrieb: [ -> ]Vielleicht gibt es dir ja ein paar Anregungen, was so an aktiven Schaltungen am VGA-Anschluss möglich ist.

Hallo Kalle,

danke für deine Anregung, genau das habe ich vor die Syncs mit einem XOR zu einem sauberen Signal zusammenzufassen. Deine Schaltung spart mir da einige Experimente. Ich habe hier auch '86 als Einzelgatter in SMD. Den Ausgang werde ich mit einem MAX 4012 oder THS 7314 realisieren dann ist es auch 75Ω und der THS7314 kann bis zu 3x 75Ω Ausgänge... Meine Idee ist es das Ganze in SMD in einen VGA Stecker einzubauen und den Ausgang per SMA oder SMB Buchse zu realisieren. So etwas hatte ich schon für der FL2K und GNU Radio im Radio AM Bereich gemacht.
Da man ja eigentlich die XNOR Verknüpfung braucht, wäre ein Einzelgatter eines 74HC4077 oder 74HC266 ausreichend. Vielleicht gibt es die auch?
Hallo Zusammen,

gestern bin ich mit dem Modulator schon recht weit gekommen. Eine Platine von meinem System A Modulator (405 Zeilen, Positiv Modulation) hatte ich noch. Diese werde ich etwas anpassen wie folgt:

1. Filter 3.5MHz im Videoeingang entfällt oder wird bei Bedarf durch eines mit 11,15 MHz ersetzt.

Erklärung: Dieses Filter dient dazu aus dem Videosignal Frequenzanteile die in den Ton (AM) einstreuen würde zu eliminieren. Ohne diese Maßnahme hatte es Brummeinstreuungen im 405 Zeilen System gegeben. Ob das im Französischen auch so ist muss ich testen. Aufgrund des sehr großen BT/TT Abstandes könnte es auch ohne funktionieren

2. Tonabstandsoszillator von 3,5 auf 11,15 MHz umändern.

Erklärung: Mein Modulator hat nur ein Quarz für den Bildträger (BT) damit ist dieser stabil. Ein zweites Quarz mit genau der richtigen Frequenz für den jeweils geforderten Tonabstand zu bekommen ist nicht einfach und auch nicht nötig, meine Schaltung für System A hat nur ganz minimale Drift gezeigt und die TVs sind dagegen sehr unempfindlich. Der BT hingegen sollte schon stabil sein. Ich mache das so, dass ich den BT mit der Frequenz des gewünschten Tonträgerabstandes mische und dann entweder die Summe oder Differenz herausfiltere das ergibt dann den Tonträger (TT). Gerade bei der Französischen Norm ist das von Vorteil, da hier der TT mal über und mal unter dem BT liegt. In meinem Konzept brauche ich nur das Filter von Summe auf Differenz umzustimmen um beide Varianten zu nutzen. Für den BT werde ich versuchen bei "Andy"  entsprechende Quarze zu bestellen  für Band I wäre das 52,4MHz (F2) oder 65,55MHz (F4). Band III ist bei mir schon "voll"... Im Moment habe ich ein Quarz mit 51,6MHz im Einsatz. Das geht auch da die TVs alle eine recht weite Abstimmung um den selektierten Kanal haben. Der Radiola TV ist ohnehin komplett durchstimmbar. Vielleicht lasse ich es auch so, ich sende ja nichts nach draußen, also kann mir das Französische Kanalraster egal sein Big Grin

[attachment=76432]

Das Teil wird per USB Buchse gespeist und funktioniert mit einem Handy Ladegerät oder einer Power Bank als Stromquelle.

[attachment=76433]

Der Bildteil funktionierte gestern Nacht um 3:00 morgens Wink schon mal recht gut. Ich habe die Schaltung nochmal etwas geändert und die Erkenntnisse von meinem Universalmodultorprojekt einfließen lassen, deshalb die zwei 820Ω  Widerstände unten. Den Plan poste ich hier noch. Heute werde ich den Tonteil machen.
Hallo zusammen,

nun wie versprochen die Erläuterung der Modeline Konfiguration um z.B. das Französische System über VGA auszugeben. Vorab: ich bin kein Linux Experte und alles was ich hier schreibe habe ich mir über Recherche im Netz angeeignet, deshalb sind einige meiner Ausführungen eventuell nicht ganz korrekt.

Gleich zu Anfang eine  Einschränkung sollte jedem der das macht bewusst sein: Die Möglichkeiten nicht standardmäßige Signal mit dem PC zu erzeugen sind stark von den Fähigkeiten der Grafikkarte/der Onboard Grafik abhängig. Nicht jede Karte bzw. Chipsatz ist in der Lage Signale mit niedrigen Bildraten und Zeilensprung zu erzeugen. Nach meinen Recherchen haben andere Bastler wohl gute Erfahrungen mit alten Nvidia Karten wie GeForce 4 gemacht. Ich nutze im Moment ein altes Dell Laptop mit Intel GMA45 Chipset und P8600 Core 2 Duo Prozessor mit 2x 2,4 GHz. Das ist eigentlich ein recht alter PC den ich "übrig" hatte aber für diesen Zweck genau richtig. Weitere System plane ich zu testen.

Man sollte systematisch vorgehen, deshalb hier eine Schrittweise Anleitung:

1. Der Rechner sollte eine VGA Buchse haben. Damit das Betriebsystem diese erkennt (Bei einem Laptop hängt ja da nichts dran, normalerweise) muss zumindest ein einfacher Adapter wie dieser hier an diese angeschlossen werden:

[attachment=76440]

Diese Lösung funktioniert ganz gut gibt aber kein 1Vss Signal an 75Ω ab. Für den Anfang reicht es aber, damit die VGA Buchse "denkt" einen Monitor vor sich zu haben.

Im folgenden verwenden wir "xrandr" Das ist ein Werkzeug das das die  RandR (Resize and Rotate) X Window System extension konfigurieren kann. Wer mehr dazu wissen möchte benutze die Links...

2. Schritt nun müssen wir feststellen wie unter Linux die Schnittstelle heißt an der unser Adapter angeschlossen ist Dazu geben wir in die Konsole folgenden Befehl ein:

xrandr | grep -e " connected [^(]" | sed -e "s/\([A-Z0-9]\+\) connected.*/\1/"

Einfach per Copy/Paste einfügen und enter drücken. Es sollte so etwas herauskommen:

[attachment=76441]

"eDP1" ist in diesem Fall die Schnittstelle in meinem Elitebook Laptop welche das interne LCD Display versorgt. Dieser hat keine VGA Schnittstelle. Auf einem Gerät mit analoger VGA Schnittstelle sieht das dann in etwas so aus:

LVDS1
VGA-0


Das wäre ein Laptop mit internem LVDS Display Anschluss und externe VGA Buchse. Wir merken uns die Bezeichnung der VGA Buchse (VGA-0) es könnte hier auch VGA-1 oder etwas anderes stehen. Hier nochmal die Bemerkung: Wenn kein Monitor oder Adapter an der VGA Buchse angeschlossen ist wird diese nicht erkannt oder angezeigt!

3. Nun gilt es zu testen ob unsere Modeline für 819 Zeilen funktioniert. Zunächst erzeugen wir eine neue Auflösung mit diesem Befehl:

xrandr --newmode "819_TV"  29.3203  1152 1168 1240 1432  738 744 745 819  -hsync -vsync interlace

Dann machen wir diese Auflösung dem VGA-0 Anschluss bekannt:

xrandr --addmode VGA-0 819_TV

Wie man sieht benötigen wir hier die oben ermittelte interne Bezeichnung der VGA Schnittstelle.

Das war es schon. Bis zum nächsten Reboot sollte jetzt ein zweiter Bildschirm mit der Auflösung 1152x738 in den Grafikeinstellungen erscheinen und ein Signal an unserem Adapter anliegen.

Hier noch eine Erklärung der Modeline Parameter am Beispiel einer solchen für das Englische 405 Zeilen System:


Modeline "405i50" 8.10  664 680 752 800  377 378 385 405 -hsync -vsync interlace


- "405i50" ist nur ein frei zu vergebender Name für die Modeline.

- "8.10" setzt die Pixeltakt auf 8.10 MHz

"664 680 752 800" Konfiguriert das Timing für die Horizontale Ablenkung:

    664 - Anzahl aktiver Pixel (d.h. horizontale Auflösung des Bildes)
    680 - Sync Start
    752 - Sync Ende
    800 - Totale Zeilenlänge

Bemerkung: Für das Englische 405er  Format ist 8.10MHz / 800 genau 10,125 kHz. Was genau der H-Frequenz dieses Standards entspricht.

"377 378 385 405" Konfiguriert das Timing für die Vertikale Ablenkung:

    377 - Anzahl aktiver Zeile (d.h. die vertikale Auflösung des Bildes)
    378 - Sync Start Zeile
    385 - Sync Ende Zeile
    405 - Gesamtanzahl der Zeilen

"-hsync -vsync interlace": Weitere Definitionen.

Hier wird die Polarität der Sync Impulse definiert also active Low oder active High und festgelegt, dass es sich um eine Auflösung mit Zeilensprung handelt (interlace). Soll ein progressives Format generiert werden lässt man "interlace" einfach weg.

Das war erst einmal die Erklärung der Modeline und die Anwendung in Linux. Nun ist unsere schöne neue Auflösung ja nach einem Neustart leider weg. Wie man diese permanent verfügbar macht erläutere ich im nächsten Post.
(28.05.2020, 16:28)Semir schrieb: [ -> ]Diese Lösung funktioniert ganz gut gibt aber kein 1Vss Signal an 75Ω ab. Für den Anfang reicht es aber, damit die VGA Buchse "denkt" einen Monitor vor sich zu haben.

1Vss als Composite-S/W Signal geht ja auch nicht passiv aus den 0,7Vss RGB-Signalen eines VGA-Anschlusses zu erzeugen.

Man sollte meiner Erfahrung nach auch Pin 11 (ID0) vom VGA-Anschluss mit Masse verbinden, weil es (ältere) Grafik-Chips/Treiber gibt, die über die ID-Pins 11, 12 und 4 detektieren, was für ein Monitor angeschlossen ist. Alle ID-Pins offen/ohne Beschaltung bedeutet dann kein Monitor angeschlossen. Pin 12 (ID1) mit Masse verbunden bedeutet ursprünglich, dass ein Monochrom-Monitor angeschlossen ist, der nur über das G-Signal angesteuert werden würde. Pin 11 (ID0) mit Masse verbunden bedeutet dann, dass ein 800x600 Farb-Monitor angeschlossen ist und wenn zusätzlich Pin 4 (ID2) mit Masse verbunden ist, wäre es ein 1024x768 Farb-Monitor. Dem entsprechend erzeugen dann die alten Grafik-Chips/Treiber gar kein VGA-Signal, ein Monochrom-Signal oder eben ein RGB-Signal, je nach detektiertem Monitor(anschluss).
...Bin begeistert, vor allem auch von den Überlegungen zur Schaltungstechnik und die Umsetzung in Versuchsschaltungen und dann Profi-SMD-Technik ^^

... obwohl ich bei einigen Dingen nun garnicht mitreden kann ^^

Gruß Ingo
(28.05.2020, 14:16)Reflex-Kalle schrieb: [ -> ]Da man ja eigentlich die XNOR Verknüpfung braucht, wäre ein Einzelgatter eines 74HC4077 oder 74HC266 ausreichend. Vielleicht gibt es die auch?

Hallo Kalle,

Ich kann auch einfach die Syncs per Modeline "umdrehen" mit +hsync und +vsync am ende sollte das gehen das Probier eich nahcher mal. Das Timing des V-Syncs will ich ohnehin etwas "nach oben" verschieben, Im Moment ist bei Vollbild oben ein Rand der mich stört...
Hi Semir,

Es ist egal, ob man -H und -V oder +H und +V Signale XOR verknüpft, es entsteht immer ein positives Composite-Syncsignal. Das ist eine „dumme“ Eigenschaft von XOR.

Gruß

(Reflex-)Kalle
Gibt es eigentlich TVs, welche das 819-Zeilensystem UND das SECAM-L-System verarbeiten könnten?
Vielleicht sogar Schaltpläne früherer französischer Geräte?
Wäre mal interessant. VG Micha
Hallo Zusammen,

Hier ein Update zum Projekt 819. Gestern habe ich dann den Modulator mit dem Tonteil erweitert, so dachte ich jedenfalls wäre nun das Thema Modulator erledigt, weit gefehlt...

Ich hatte ja als Kanalfrequenz eine im Band I gewählt die recht nahe an der des Französischen Kanal F2 lag. Bei geraden Kanalnummern ist der Tonträger um -11,15 MHz unter dem Bildträger. So hatte ich das auch abgeglichen. Erwartungsvoll startete ich einige meiner Lieblingsvideos auf dem Rechner und schaltete den Radiola TV an. Das Resultat war ernüchternd es war natürlich ein Bild da aber den Ton konnte man nur erahnen, dafür brummte es recht laut im Lautsprecher.

Nach einiger Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass der TV schuld war. Ein Sony TV9-90UM der ebenfalls die Französischen Kanäle und Norm unterstützt wurde aus dem Lager geholt und siehe da hier war der Ton laut und deutlich zu hören...

Zunächst vermutete ich einen Fehler im Radiola TV nach weiterer Überlegung und Studium der Service Unterlagen kam mir dann aber die Erleuchtung:

Das Gerät kann im Band I keine Französischen Kanäle die den Tonträger unter dem Bildträger haben empfangen. Das ergibt sich schon aus der Frequenzlage der Ton ZF bei 28,75MHz wobei der Bildträger bei 39,9MHz liegt. Diese Lage der Träger im ZF Bereich bedingt eine Oszillatorfrequenz im Tuner oberhalb der Empfangsfrequenz, was auch so üblich ist. Um nun einen Kanal zu empfangen der einen Tonträger unter dem Bildträger hat müsste die Oszillatorfrequenz aber unterhalb der Empfangsfrequenz liegen und in diesem Fall sehr niedrig sein so um 12MHz. Das kann der Radiola natürlich nicht. Zum testen stimmte ich meinen Modulator so ab, dass die Tonträgerfrequenz nun oberhalb der Bildfrequenz lag. Mit diesem nicht der Französischen Norm entsprechenden Signal funktionierte der Ton dann im Radiola TV dafür aber nicht mehr im Sony TV 9-90UM. Also was tun?

Es gibt im Band I einen einzigen Kanal der per Norm den Tonträger oberhalb des Bildträgers hat das ist der Kanal F3. Interessanterweise ist dieser Kanal nicht in allen im Internet auffindbaren Listen enthalten. Aber ich dachte probieren wir es. Dieser Kanal hat folgende Frequenzen:

- Bildträger 56,15MHz
- Tonträger +11,15MHz also 67,30MHz

Ich wühlte in meinen Quarz Vorräten und fand einen Quarz mit 56,576MHz (Mirag, danke nochmal für die Tüte mit den vielen Quarzen, Du siehst die können sehr nützlich sein)

Den Tonträger gewinne ich ja durch Mischen des Bildträgers mit der Frequenz des TT Abstandes, also 11,15MHz. in diesem Fall liegt der TT dann bei 67,726MHz.

Die Frequenz ist zwar nicht ganz passend aber einen Versuch war es Wert. Ich baute den Modulator um und glich ihn neu ab. An den Radiola gehängt konnte ich nun Bild und Ton in 819 Zeilen empfangen - soweit, so gut. Nun der Test mit dem Sony, auch hier funktionierte es sehr gut - Problem gelöst!

Ich vermute im Radiola der ja recht modern war hat man einfach das Band I nicht mehr für die Französischen Kanäle berücksichtigt, da es vermutlich schon damals keine Sender mehr in diesem Bereich gab die mit 819 Zeilen im Band I sendeten. Offiziell unterstützt das Gerät nur die Kanäle F5-F12. Mit dem Kanal F3 kommt er aber sehr gut klar.

Damit werde ich den Modulator erst einmal so belassen. Hier ein paar Bilder:

[attachment=76504]

[attachment=76505]

[attachment=76506]

Hier seht ihr in der Mitte den Quarz. Das Filter mit dem roten Kern ist ein ehemaliges FM ZF Filter wo ich den Kondensator entfernt habe. Das generiert mir den Tonabstand von 11,15MHz. Links das Poti oben ist für den Tonträgerpegel. Das Poti unten rechts ist die Video Klemmung und darüber der Tonpegel.


Im unteren Band I werde ich noch den Englischen Kanal A1 mit 45MHz BT und 41,5MHz TT platzieren, dann kann ich auf allen Geräten alle Normen selektieren. Das möchte ich deshalb um Besuchern meines Mini-Museums die Inkompatibilität der Signale vorführen zu können. Auf normalen CCIR Geräten erscheinen nämlich bei den anderen Normen nur Streifen und man kann ab und zu das Bild in Negativer Form erahnen. Ein Englisches 405er Signal auf dem Radiola im Frankreich Modus ergibt übrigens Doppelbilder die aber recht gut den Inhalt erkennen lassen.

So im nächsten Teil werde ich den Schaltplan des Modulators einstellen.

Noch eine Info zum Thema Modeline: Auf meinem alten HP Elitebook 8440p ging das mit den gleichen Parametern auf Anhieb. Weitere Geräte werde ich testen...
(29.05.2020, 23:21)hardware.bas schrieb: [ -> ]Gibt es eigentlich TVs, welche das 819-Zeilensystem UND das SECAM-L-System verarbeiten könnten?
Vielleicht sogar Schaltpläne früherer französischer Geräte?

Hallo Micha,

mir sind keine bekannt, aber ich denke, da das 819er System bis 1986 in Betrieb war ist es sehr wahrscheinlich, dass solche Geräte existieren. Vielleicht kann uns hier ein Mitglied nahe der Französischen Grenze etwas mehr dazu schreiben...
Hallo Zusammen,

hier noch ein Nachtrag wie versprochen um die Einstellungen der neuen Auflösung permanent beim Systemstart verfügbar zu machen. Am einfachsten geht das indem man die Datei ".profile" editiert - man beachte den Punkt am Anfang des Dateinamens!

Bitte beachtet, dass es sich hier um eine versteckte Datei handelt die im home Verzeichnis des jeweiligen Benutzers zu finden ist. Damit sie in Linux angezeigt wird ist im Dateimanager die Tastenkombination STRG+h zu drücken. Unter Linux werden alle Dateien und Verzeichnisse versteckt die mit einem Punkt "." beginnen...

Die Datei wird in etwa so aussehen:

[attachment=76617]

Alles was man tun muss ist zwei Zeilen am Ende einfügen:

[attachment=76616]

Danach den PC neu starten und ab jetzt ist die neue Auflösung permanent verfügbar.

Mit dieser Methode müsste es auch möglich sein ein 441 Zeilen Signal für den Einheitsfernseher E1 zu erzeugen. Wer hier also einen zu Hause nutzlos herumstehen hat kann für diesen jetzt auch artgerechte Signale generieren (Späßlein...)
Moin!
Da gab es was von Philips:
http://www.marcelstvmuseum.com/photoalbum48.html
Gruß Gerrit
(03.06.2020, 16:00)yehti schrieb: [ -> ]Da gab es was von Philips:
http://www.marcelstvmuseum.com/photoalbum48.html

Ah das ist eine Multinormgerät mit PAL, SECAM und 819 Zeilen F und B Normen. Interessant! Wenn ich nochmal einen TV in meine Sammlung einfüge wäre das so einer. Aber wo bekommt man denn so etwas noch mit brauchbarer Bildröhre?
Wenn überhaupt, findet man solch einen TV wohl nur dort, wo er mal (sinnvoll) nutzbar und verkaufbar war. Also in Belgien und Frankreich rund um Paris, wo ja zuletzt noch in 819 gesendet wurde, obwohl schon Farb-TV gesendet wurde. Sind dann deine nächsten Urlaubsländer.
Bildröhren sind ein viel kleineres Problem als Zeilentrafos.
Da gab es zu der Zeit nur ein ganz paar verschiedene.
Gruß Gerrit
Zeilentrafo ist dann ein noch kleineres Problem, wenn man ein (defektes) Original hat. Zeilentrafo kann man ja selber neuwickeln, auch eine Hochspannungswicklung.
Hallo Zusammen,

hier nun ein Update zu diesem Projekt. Ich hatte ja bisher einen relativ einfachen Adapter verwendet um aus dem VGA Signal ein halbwegs brauchbares BAS Signal zu generieren. Der Nachteil war, dass der Pegel nicht normgerecht bei 1V an 75Ω war und die Syncs nur irgendwie zusammengemischt wurden. Die Fernseher habe diese Signale zwar klaglos verarbeitet aber cih wollte das etwas ordentlicher machen, zumal man diese Methode auch zur Erzeugung anderer alter Formate wie 441 und 405 verwende kann.

Hier zunächst die Schaltung. Ich betreibe das Ganze mit 3,3V die aus den vom VGA Port an Pin #9 gelieferten 5V erzeugt werden, um möglichst die komplette Schaltung aus dem VGA Port zu versorgen. Diese nimmt ca. 16mA auf und kann alternativ auch mit einem USB Ladegerät oder einer Powerbank versorgt werden:

[attachment=76801]

Einige Besonderheiten möchte ich hier ausführen:

Stromversorgung:

Die Erzeugung der 3,3V übernimmt der MCP1700 Regler. Das ist ein "Low Drop Out" Regler der nur ca. 170mV Unterschied zwischen Eingang und Ausgang benötigt. Alternativ habe ich eine Micro USB Buchse zur Versorgung vorgesehen. Ladegräte die nutzlos herumliegen können so eine neue Aufgabe bekommen. Damit es keine Rückflüsse der jeweiligen Spannungen gibt habe ich die einzelnen Quellen mit Shottky Dioden entkoppelt. Die verwendete BAT165 hat nur ca 300mV Flussspannung. Die Schaltung funktioniert bis herunter zu ca. 4,1V am VGA bzw. USB Port. Damit können auch "schwachbrüstige" VGA Ports verwendet werden. Mit meinem alten HP Elitebook 8440p geht es problemlos der Dell Latitude 6400 hingegen gibt am VGA Ausgang nicht genug Spannung heraus. Die alte Scherbe plane ich aber umzubauen damit es auch damit geht. So schwer kann das nicht sein...


Signalverarbeitung:

Ich setze hier den bewährten Texas THS7314 ein. Dieser Schaltkreis hat 3 Videoverstärker mit einer Verstärkung von 2.  Dieser Baustein funktioniert mit 3,3V und kann direkt eine 75Ω Last treiben. Am Ausgang wird kein Koppelelko benötigt, da das Signal nur 200mV über Massepegel "beginnt". Ich habe das Signal erst mit einem der 3 Verstärker um den Faktor 2 Verstärkt und dann dieses Einstellbar an die zwei anderen Verstärker eingespeist so kann ich den Videopegel mit RV2 zwischen 0,8 und 1,2 V an 75Ω variieren und somit genau auf 1V einstellen. Der THS7314 enthält in jedem Verstärker einen 7MHz Tiefpass das passt sehr gut zum 819 Zeilen Signal und verhindert, dass hochfrequente Komponenten vom VGA Port ins Signal gelangen können.

Die R,G und B Signale werden mittels einer Matrix im Verhältnis 0,31*R + 0,59*G + 0,11*B gemischt.

Die Matrix errechnet sich daraus ganz einfach indem die Leitwerte der Widerstände den Faktoren entsprechend gewählt werden also z.B. für Rot 1/0,31 = 3,3 Das können nun Ω oder kΩ sein solange alle Widerstände mit dem gleichen Faktor skaliert werden ist das egal. Ich habe kΩ genommen womit sich für Rot 3,3kΩ ergeben für Grün 1,7kΩ und für Blau 9,1kΩ alle Werte habe ich etwas gerundet um auf Standardwerte zu kommen.

Die Synchronsignale für H und V werden mit einem einzelnen XOR Gatter 74HC1G86 zusammengefasst. Dazu muss der V-Sync positiv sein, sonst ist das Signal insgesamt am Ausgang invertiert. Das wird erreicht indem in der Modeline anstelle von "-vsync" "+vsync" eingetragen wird. Durch die XOR Verknüpfung wird der einzelne lange V Sync unterbrochen und die H Synchronisation während der V Synchronisation verbessert. Eigentlich ist das nicht nötig und alle Geräte liefen auch mit dem einfacheren Sync zufriedenstellend. Hier ein paar Bilder der Signale:

[attachment=76795]
Eine Zeile

[attachment=76794]
V-Sync Halbbild  1, Beim Französischen System besteht dieser nur aus einer einzigen Zeile und es gibt keine Vor- und Nachtrabanten

[attachment=76798]

V-Sync  Halbbild 2  hier sieht man, dass der V-Sync einmal unterbrochen ist. Ganz normgerecht ist das Signal nicht aber für diese Anwendung passt es sehr gut.


Da das Synchrongemisch recht kurze Anstiegszeiten hat habe ich mit dem Netzwerk 1kΩ und 33p etwas die HF Komponenten gedämpft. Ohne diese Maßnahme kommt es zu unschönen Überschwingern nach den Videoverstärkern. Mit RV1 kann nun ein genau definierter Anteil zu Summensignal hinzugefügt werden um das Verhältnis Sync/Bild von 30%/70% einzustellen.

Die Schaltung ist vorwiegend in SMD aufgebaut und passt in ein kleines Alugehäuse.

[attachment=76797]

[attachment=76796]


Durch die zwei Ausgänge kann neben einem Modulator noch ein Messgerät versorgt werden. Ich habe vor einiger zeit ja von Matt ein spezielles "Waveform"  Messgerät von Tektronix  erworben das alle  weltweiten S/W Normen kann also 405 (UK), 525 (USA), 625 (Europa) und 819 (FR). Dieses muss ich noch reparieren und dann kann ich alle Signale in meinem kleinen TV Museum auch messtechnisch beurteilen ohne ein Oszi zu verwenden.  Hier noch ein paar Bilder der fertigen Platine. Die LED ist übrigens kein Luxus sondern zeigt an wenn sie leuchtet, dass der VGA Port genügend Spannung liefert.
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