Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Blaupunkt NR2W von 1930
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3
Liebe Radiofreunde,

hier möchte ich Euch mal ein Gerät vorstellen, das man eher selten auf den Tisch bekommt:
http://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt_n..._ii_w.html

Von dem Gerät gibt es verschiedene Bauserien, z.B. mal mit Skala, mal ohne, etc.

Von der Bauart her ein so genannter "Ortsempfänger", d.h. man brauchte schon einen starken Sender in Wohnnähe und eine gute Antenne, sonst durfte man nicht mit Empfang rechnen.


Natürlich stand mein Exemplar nicht so propper da, wie das verlinkte. Eher muss man sagen, dass es eine unvollständige Ruine war:

- Röhren fehlend (das wurde noch ein Problem, später mehr dazu)
- Knöpfe fehlend.
- Rückwand zersägt
- Lautsprecher fehlend, für einen mal anderen Lsp. war erkennbar die Rückwand "geöffnet" worden, der fehlte aber auch
- irgendein wilder Bespannstoff hineinklabustert
- technisch verbastelt, es fehlte der große Blockkondensator

und diverse Kleinigkeiten, die es hier nicht aufzuzählen lohnt, da dies ja kein Restaurierungs-thread werden soll

Hier mal ein Foto vom Innenraum, direkt nach dem Kauf:

[attachment=6714]



Das ist ein rechter Drahtverhau ab Werk, wie auch die Fotos des Geräts im rm.org zeigen.


Erstaunlich bereits hier, 1930, das von Blaupunkt bei etlichen ihrer Geräte bis in die Nachkriegszeit beibehaltene Prinzip der Montage der Röhren an der Schallwand.

So sieht das dann im ausgebauten Zustand aus, hier wurde allerdings von mir zwischenzeitlich schon Hand angelegt:

[attachment=6715]

[attachment=6716]


Also ein Holzbrett als Chassis, auf dem die Baugruppen

Netzdrossel
Netztrafo
NF-Übertrager
Blockkondensator
2x Drehko
Korbspulen

montiert wurden.

Daneben auch schöne Details, wie z.B. die äußere Beschriftung mittels Schildchen, die bei meinem Gerät noch erhalten war:

[attachment=6717]

Kurios die Dimensionierung des Gehäuses, das die horizontal eingesteckten Röhren nicht in Gänze umschließt, wie man das doch annehmen möchte, siehe hier das Gerät von hinten:

[attachment=6719]

Die Röhren ragen durch die Rückwand und sind gegen Herausfallen mittels Federn gesichert. Eigentlich ist aber die größte Gefahr, durch Unvorsichtigkeit eine Röhre anzuschlagen, sprich zu zerdeppern.


Damit der Beitrag nicht zu lang wird und ich niemanden langweile, später mehr.

Gruß
k.
Danke, Helmut, für das Verlinken des Plans. Daran kann ich jetzt schön den weiteren Bericht anschließen.

Ich beginne mit dem Netzteil.

Wie man auf den Fotos sieht, ist links im Bild (Ansicht von hinten) die Netzdrossel untergebracht, in unmittelbarer Nähe zum Netztrafo. Primärseitig ist im Plan noch ein 100 Ohm - Widerstand verzeichnet: den hat man als Drahtwiderstand auf die Pertinaxleiste oberhalb von Trafo und Drossel gewickelt. Auf dem obigen Foto Nr. 3 ist er rechts im Bild auf dem schwarzen Pertinax zu sehen. Da er nicht mehr recht vertrauenswürdig erschien, verblieb er zwar dort, wurde aber abgeklemmt und durch ein Neuteil unterhalb ersetzt.

Der Trafo selbst war intakt, allerdings bestand das Problem, dass seine Primärzuführungen aus gummiummantelter Leitung bestanden, die steinhart war und bei der geringsten Bewegung zerbröselte. Leider führen diese Zuleitungsdrähte in die Wicklung hinein !
Hier war also sorgsamstes Arbeiten gefordert.

Die weitere Betrachtung des Netzteils zeigt ein für dieses Baujahr fast typisches Bild bei einem Radio dieser Preiskategorie:

einerseits recht groß bemessene Anodenkondensatoren (2x 0,1 uF), andererseits als Lade- und Siebelko nur jeweils 2 uF. Das Ganze weiter gesiebt durch die beschriebene Netzdrossel.

Auf die Doppel-Gleichrichterröhre R21 gehe ich später ein, weil die einiges an Hirnschmalz erforderte.

Diese 4 Kondensatoren sind, wir ahnen es, in einem gemeinsamen Becherblock untergebracht, der hier fehlte. Auf dem Eingangsfoto sieht man das Nachkriegskonstrukt aus Kondensatoren, die den Ersatz bilden sollten. Der Becher war also schon in früher Zeit unbrauchbar geworden.

Also auch hier der Hinweis auf ein Gerät, das man lange betrieb, sonst hätte man sich nicht die Mühe der ganzen Umbauten gemacht.

Apropos Umbauten: Der Lautsprecher

Die obigen Fotos vom Innenleben zeigen einen VE-Lautsprecher (Freischwinger). Der stammt aus meinem Fundus, denn beim Kauf fehlte der Lautsprecher ja in Gänze.

Trotzdem ist diese Lösung jetzt "original".
Warum dies?

Schauen wir uns das Foto bei rm.org an, so ist dort die Lösung ab Werk zu sehen. Allerdings mit dem kleinen Hinweis, dass das Lautsprechersystem nachgebaut wurde.
Die Erklärung ist einfach. Man verwendete in diesen Jahren viel das Material "Zinkguss", weil damit die verwinkelten Formen der damaligen Lautsprechermagnetsysteme preiswert zu fertigen waren. Man wusste noch nicht, dass das Material nach wenigen Jahren anfing zu arbeiten, d.h. sich verformte, Risse bildete, zerbrach, kurzum: das Lautsprechersystem unbrauchbar wurde.
Das ist wohl auch unserem Gerät hier widerfahren, und nun musste ich detektivisch werden:
Der Lautsprecher fehlte ja in Gänze beim Kauf, somit konnte auch kein Nachbau des Zinkteils erfolgen.
Aber da war ja der nachträglich angebrachte rechteckige Ausschnitt in der Rückwand des Geräts, schaut Euch mal das letzte Foto oben an.
Dort sieht man oben das werkseitig vorhandene Belüftungsloch, das nach unten hin verlängert wurde.
Gleichzeitig war vorne ein Schraubenloch in der Schallwand, das auch nachträglich angebracht worden war.
Nun war also die Frage: was war dort durch einen früheren Reparateur verbaut worden?
Die Antwort war naheliegend: das was in großer Stückzahl verfügbar war.

Also mal in den heimischen Fundus abgetaucht und einen VE-Freischwinger hervorgekramt. Eingesetzt -> da passte auf Anhieb alles: Rückwandausschnitt und Schraubenloch bestätigten die Vermutung, dass das verbaut worden war.
Und damit wanderte ein solcher Lsp, auch wieder herein.
Ich habe, da ich das Loch lieber verschlossen hätte, in meinem Fundus nach anderen Freischwingern gleicher Größe, aber mit anders geformtem System gekramt: Da war 1x von Mende und 1x von NORA was unterschiedliches da, aber die waren wie der VE-Freischwinger zu tief.
Also wurde der Zustand hergestellt, in dem das Gerät seine letzten Jahre in Betrieb verbracht hat

Der darunterliegende /fehlende Blockkondensator wurde neu gefertigt, d.h. ein im Gehäuse kleinerer, ausgedienter Block wurde geleert und dort die 4 Kondensatoren untergebracht, wobei ich ob des zu erwartenden deutlichen Brumms trotzdem bei den Originalwerten blieb.
Zusätzlich wanderten auch die beiden im Plan mit 1uF dort hinein, wahrscheinlich war's auch im Original so.
Damit war dieser Bereich des Geräts wieder hergestellt.


(wird bei Interesse fortgesetzt)

k.
Schön geschrieben Klaus - KLAR haben wir Interesse an der Fortsetzung!
Ja, ja, Klaus, sehr interessant. Schreibe mal weiter. So etwas interessiert mich immer, da ich auch viel Probleme mit solch teilausgeschlachteten Geräten hatte und habe.
Ja Klaus,

toll detailliert beschriebenSmiley14.

Und wo bleibt denn nun die Geschichte mit der Gleichrichterröhre R21, auf die Du noch eingehen wolltest. Bin doch gespannt was Du da zu berichten hast.

Du kannst uns doch nicht erst heiss machen und dann nicht weiterschreiben Wink. Sind diese R-Gleichrichterröhren nicht Quecksilberdampfgleichrichter? Irgendwie erinnere ich mich da an etwas.
So, danke für die Feedbacks, weiter geht’s mit der Gerätevorstellung des NR II W. Ich muss betonen, dass die Aufarbeitung des Geräts schon etwas zurückliegt und dasselbe in einem meiner Depots steht, aber 1 Problem noch ungelöst ist. Mehr dazu später, wenn wir im HF-Teil sind.

Netzteil, bis auf die Röhre, und Lautsprecher haben wir abgearbeitet.
Also Harald, nun zur R21.
Die R21 von Rectron ist eine Zweiweggleichrichterröhre, die als „gasgefüllt“ beschrieben wird. Ob das nun eine Quecksilberdampfröhre ist, kann ich nicht beantworten, da die Röhre fehlte.

Sie hat 1,8 Volt Heizspannung (!) und zieht satte 1,8 Ampere Strom (noch mal „!“).
http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_r21.html

Sowas findet man nicht gerade häufig, und da musste denn auch mein ansonsten gut sortierter Fundus passen. Ich habe auch nicht aktiv danach gesucht, da ich einerseits keine Fantasiepreise bieten wollte, andererseits ein wenig Entdeckergeist auf der Suche nach Alternativen bei unserem Hobby ja auch das Salz in der Suppe ist.
Außerdem ist das Gerät ja ohnehin nicht mehr 100% werkgetreu. Also insofern: ich suche auch jetzt nicht danach, es sei denn, jemand hat Säcke davon und will 1 loswerden.

Wir alle bauen ja Ersatzgleichrichter, ob für Selen oder Röhre, aus Dioden plus Widerstand. Das muss hier nun wirklich nicht abgehandelt werden, zumal es nicht die von mir in diesem Fall präferierte Lösung war.

Ich wollte eine Röhre, genauer: eine Ersatzröhre. Dies vor dem historischen Anspruch, dass das Gerät ja bereits einen Ersatzlautsprecher verpasst bekam, d.h. es sollte eine historische Ersatzröhre sein, wie sie in der langen Nutzungszeit des Geräts hätte verbaut worden sein können. Da Reparaturen am Gerät bis in die Nachkriegszeit belegbar waren (Kondensatoren !) durchaus also auch eine amerikanische Type, warum nicht.

Die gängigen Röhren der Entstehungszeit des Radios, also etwa RGN354, sind entweder Einweggleichrichter, oder wenn Doppelweggleichrichter (wie RGN1054), so doch allesamt mit 4 Volt-Heizung.
Da sind 1,8 Volt etwas wenig. Eine RGN1503 verlangt 2,5 Volt, aber die habe ich auch nicht und ein eb..-Kauf ging mal gründlich schief. Davon bin ich geheilt.
Nun könnte man ja, theoretisch, weitere Windungen auf den Originaltrafo aufbringen.

Nein ! Das wollte ich nicht. Ich beschrieb eingangs, dass alleine die in den Trafo führenden Zuleitungen schon ein Kapitel für sich waren. An diesen alten Trafo, der ja noch funktioniert, wollte ich nicht Hand legen. Und auch keinen Ersatzmann mit 4V-Wicklung verbauen.

Ich weiß nicht, über wie viele Stunden ich alte Röhrenlisten aus 1948 gewälzt habe, um einen Doppelweggleichrichter zu finden, dessen direkte Heizung irgendwo um die vorhandenen 1,8 Volt liegt. Natürlich ging mein Augenmerk in Richtung amerikanischer Typen.
Viel Anodenstrom muss ja nicht bereitgestellt werden, vielleicht hätte es auch eine sonstige Röhrenduodiode getan. Das Radio stellt rund 180-190 Volt Anodenwechselspannung zur Verfügung.

Schon recht seltene amerikanische Gleichrichterradioröhren (etwa aus der 80er Serie) kamen nicht in Frage, da sie 2,5 bis 3 Ampere Heizstrom fraßen, der Trafo des Blaupunkt aber nicht sehr mächtig ist. Da wollte ich nichts riskieren.


Folgendes Ergebnis brachten schließlich meine "Forschungen" :

Ich habe mit der CK1007 (oder nur 1007) eine Zweiweggleichrichterröhre, direkt geheizt, "gasgefüllt", gefunden, die mit 1 Volt Heizspannung bei 1,2 A Heizstrom betrieben werden kann. Sie kam 1935 auf den Markt. Das passte Smiley34.
Es handelt sich um eine amerikanische Stahlröhre, oft von Raytheon hergestellt:
http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_ck1007.html

Ein Datenblatt findet sich hier:
http://www.shinjo.info/frank/sheets/138/c/CK1007.pdf

Die Gleichspannung sowie der Dauergleichstrom, die erzeugt werden können, passen in das Spannungs-/Strombild unserer Uraltradios.

Die Röhre kostete mich bei Order in den USA gerade mal 0,59 Euro / Stück. Smiley37 Mit Versand habe ich für 4 dieser Röhren 9,66 Euro gezahlt, Lieferzeit: 1 Woche.

Die erhaltenen Röhren sind ungebraucht, laut Aufdruck in den 30er bzw. 40er / 50er Jahren hergestellt und 1957 als Depotbestand geprüft worden, so der Aufdruck auf dem Karton.
Mittlerweile gibt's die über eb.. auch in Deutschland zu kaufen, damals grad nicht.

Eine Einlötung der recht kleinen Röhre in einen Europasockel sowie Einsatz in meinem Blaupunkt NR IIW brachte eine Anodenspannung an der Endröhre des Geräts von ca. 190 Volt, am Freischwingereingang lagen knapp 200 Volt an. Eine zweite aus dem bestellten Kontingent brachte sogar 217 / 227 Volt. Das haute hin, man hat damals oft mit kleineren Spannungen gearbeitet.

Zum Ausgleich der Heizspannungsdifferenz lassen sich Widerstände in einem Europasockel verstecken, in den man die Neuröhre lötet. Ggf. Entlüftungsbohrung vorsehen. Es müssen ja 0,8 Volt vernichtet werden, bei 1,2 A Heizstrom. Solche kleinen Lastwiderstände gibt's.

In meinem Fall unnötig, da ich einen anderen Weg einschlug (einfach mal die Probieren-geht-über-studieren-Methode).
Der Blaupunkt NR II W hat einen Mittelabgriff der Gleichrichterheizung, der folglich ziemlich genau bei 1 Volt liegt, rechnet man die heute etwas erhöhte Netzspannung ein: hier musste also nur 1 Kabel an der Lötleiste des Trafos umgelötet werden. Ein Umbau, der jederzeit rückgängig zu machen ist.
Das hat tatsächlich funktioniert, ich war selbst verblüfft. Allerdings habe ich alternativ auch die Widerstandslösung ins Auge gefasst.

Zwischenzeitlich, und da fehlt mir jetzt ein Foto, da das Gerät nicht hier steht, habe ich von einer alten, defekten Röhre den Glaskolben abgetrennt und auf den Europasockel geklebt. Das ist noch nicht optimal gelungen und ja auch nur eine Illusion, angesichts der eingangs geäußerten Überlegung einer zeitgenössischen Reparatur könnte man die Röhre auch unverkleidet in einen Sockel löten. Ich habe ja 4 davon, also beides geht.
Ein anderer Sammler schrieb mir auch, man könne den Metallmantel der Röhre absägen, so dass die Glasröhre darunter zum Vorschein käme. So weit bin ich nicht gegangen.

Soweit innerhalb der Gerätevorstellung mein Exkurs zum Ersatz der Rectron R21.

Gruß
k.

FF (Fortsetzung folgt)
Hi,
so einen habe ich noch nie gesehen, obwohl in meinen jungen Jahren viele Volksempfänger im Müll landeten.
Hallo Wolfgang,

ich bin auch nicht davon überzeugt, dass das Gerät ein Verkaufsbrüller war. Optisch ganz hübsch, leistungsmäßig eher "na ja".

Gruß
k.
Klaus, meinen Hut vor der Leistung.
Ich hätte wohl schon aufgegeben.
Ja mei, Klaus, das war aber schon eine richtige Herausforderung. Glückwunsch zu der jetzt gefundenen Lösung. So reichlich sind diese gasgefüllten Gleichrichter ja nicht mehr gesät. Ja, es gab mal eine Zeit, wo man solche Ionenstrom-basierten Gleichrichter einsetzte... aber nicht so sonderlich lange. In der Spannungsversorgung für die Endstufenröhren wurden in Amateurfunk-Hochspannungsnetzteilen noch lange Hg-Dampfgleichrichter eingesetzt. Sie können halt richtig Strom und Spannung. Und dass sie aufgrund der grossen Ionenmassse langsame Schalter sind, spielt ja bei 50Hz keine Rolle.

Irgendwie erinnere ich mich, dass diese Röhren erst vorgeheizt werden mussten, um einen ausreichenden Dampfdruck aufzubauen - bei Hg-Gleichrichtern war das jedenfalls so. Deswegen hat man extra Verzögerungsschalter im Netzteil eingebaut, um zu verhindern, dass jemand zu schnell die Hochspannung aufschaltete, was zu internen Überschlägen führte.
Bei solchen Niederleistungsröhren wie der R21 braucht man das wohl nicht, weil die schon mit Gas gefüllt sind und man nicht erst das Quecksilber verdampfen muss. Wird wohl Zeit, dass ich mal wieder in das Buch "Ionenröhren" gucke. Zu blöd, dass man alles vergisst Huh

Jedenfalls Danke für den toll ausführlichen Bericht!
Besten Dank für das Lob. Sobald ich wieder etwas Zeit habe, setze ich die Vorstellung des Geräts fort.

Gruß
k.
So, habe mich gestern Abend mal hingesetzt und ein wenig weitergeschrieben, allerdings wegen Rechnerproblemen heute erst hierher geschoben.

Weiter geht’s mit der Gerätevorstellung des NR II W.


Netzteil (bis auf die Röhre) und Lautsprecher haben wir abgearbeitet, schauen wir uns also mal das NF-Teil an.
Liest man parallel dazu den Beitrag zum Blaupunkt LW 4000 (Anm. d. Red.: Link zu BP LW 4000) und schaut sich im Vergleich dessen Röhrenbatterie an, so wird schnell deutlich, dass wir es im folgenden mit einem einfach gestrickten Ortsempfänger zu tun haben, also einem Gerät, das mit ausreichend Antenne 1 Sender "können" musste.

Als Röhre werkelt die bekannte RE134. Da darf man in bezug auf die „WATT“ (Ausgangsleistung) keine Wunder erwarten. Eine einfache Triode, die in Batterie- wie in Netzgeräten jener Zeit Verwendung fand.

http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_re134.html

Die Röhre fehlte, aber sowas findet sich problemlos in meinem Fundus.

Leider sind im Schaltplan keine Angaben der Arbeitsspannungen im Gerät verzeichnet, das machte die Wiederherstellung des ohnehin verbastelten Radios nicht einfacher. Wir hatten hier ja das Problem, dass zwar der Originaltrafo vorhanden ist, aber der Lautsprecher (-> Spulenwiderstand) fehlte und mir auch nicht klar war, wieviel "Gleichrichtspannung" die originale Rectron erzeugte.
Natürlich, das wissen wir, kann man sich an den Tabellenwerten der Röhren orientieren. Die nun erreichten rund 217 Volt an der Anode scheinen mir zeitgenössisch.

Die RE134 als Endstufe ist natürlich nicht so geregelt (Lautstärke) wie bei einem modernen Gerät, wir haben es ja mit einem Geradeausempfänger, einem Einkreiser, zu tun, bei dem die Lautstärke genau wie beim VE (Volksempfänger) über den Empfang geregelt wird.
Und da wir gerade beim VE sind ->
Genau wie bei selbigem und auch viele andere Radios dieser Jahre ist die RE134 über einen NF-Trafo angekoppelt. Er dürfte das Verhältnis 1:4 oder 1:5 aufweisen. Einen übliche Schaltung für diese Empfängerklasse.
Auf den Fotos vom Gerät sieht man ihn zwischen Blockkondensator und Spulenaggregat sitzen.

Die sich nun auf unserem „Rundgang“ anschließende HF-Stufe ist ebenfalls dem VE (und ich betone: damit vielen Einkreisern dieser Zeit) ähnlich: die REN1104 (oder auch verwendet: REN804) als eine damals handelsübliche Röhre, obgleich heutzutage eher die spätere REN904 auffindbar ist.
Auch die galt es zu ergänzen und meinem Fundus zu entlocken.
http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_ren1104.html

Erkennbar sind im Schaltplan die beiden Drehkos, im Gerät als Papierdrehkos (Quetscher) ausgeführt, siehe die obigen Fotos. Beide werden von der Vorderseite des Radios bedient. Der linke für die Senderwahl, er ist über einen Friktionsantrieb mit der Skalenscheibe verbunden, die aus Metall ist (und sich damit besser bewährt, als das im VE verwendete Zelluloid), der rechte für die Rückkopplung.

Für den rechten war außen auf der Front des Gehäuses eine Hilfsskala aufgemalt, wir werden es später auf dem noch folgenden Foto des fertigen Geräts sehen. Die ist durch langjährigen Gebrauch des Geräts nur noch rudimentär vorhanden.

Übrigens zeigt es sich auf Fotos des Geräts im Netz sehr schön, dass dort durch die Restaurateure manchmal mit den Knöpfen "geschummelt" wurde: da dieses Gerät im Gegensatz zu früheren Varianten eine Senderskala hat und eine aufgemalte Rückkopplungsskala, entlarven sich Knöpfe mit eingefräster Nummernmarkierung schnell als "Ersatz"bestückung.


Bei den Spulen handelt es sich um die von frühen Detektorempfängern bekannten „Korbspulen“, diese Bauart wurde in diesen Jahren auch z.B. von NORA in ihren Einkreisern verwendet.

Die Umschaltung der Wellenbereiche erfolgt mittels Drehschalter an der Rückseite des Geräts, es gibt 3 Schaltstellungen (die genauen Bereichsgrenzen, ab Werk, habe ich bislang nicht herausgefunden. Über weitere Literatur würde ich mich freuen).

Ergänzt werden die technischen Features des Geräts durch einen simpel gestrickten TA - Eingang ohne Schalter. Antennenstecker raus, damit kein Empfang, und Grammofon an die TA-Buchse.

Eine Skalenbeleuchtung gibt es ebensowenig wie einen Klangschalter, dafür einen massiven Kippschalter für EIN / AUS an der Geräteseite (siehe obiges Foto), der die Zeitläufe gut überdauert hat. War eben Qualität.

Und hier schließe ich eine Frage an.
Es gab, wie berichtet, verschiedene Versionen des Geräts, mithin sind auch verschiedene Schaltungsvarianten erwartbar. Betrachtet man im uns hier vorliegenden Plan die REN1104, so sieht man an deren Anode eine eingezeichnete Spule hin zum NF-Trafo.

[attachment=6844]

Die habe ich im Gerät nicht entdecken können.
Allerdings ist das Korbspulenaggegat so verwurstelt gebaut, mit ineinander verklebten Zuführungen (die Teerummantelungen sind über die Jahrzehnte verklebt), dass ich dort nicht zu viel herumbiegen oder ab-/anlöten wollte.
Wozu dient diese Spule, wie sah sie vermutlich aus, und wie könnte man sie, so sie fehlt und wichtig ist, ersetzen?

Gruß
k.
das habe ich noch gefunden

[attachment=6846]
Was mir an Dietmars Prospekt gleich auffällt, anscheinend wollte man Eiche sparen, während das Gehäuse aus Eiche besteht, ist die Abstimmung ungeeicht... hier sieht man schon, wie damals gespart wurde. Big Grin

klaus, der Beitrag ist echt interessant, vielen Dank für die Mühe und die Vorstellung die Du hier betreibst.
Dietmar schrieb:das habe ich noch gefunden

Hallo Dietmar,

danke für die Mühe, das habe ich aber schon. Den Loseblatt-Katalog des Berliner Museums habe ich mir sogar seinerzeit neu zugelegt. Dieses gezeigte Blatt begründete bei mir bereits damals den Wunsch, ein solches Gerät mal besitzen zu wollen, weil mir die Form außerordentlich gut gefiel /gefällt. Das ist tatsächlich mehr als 30 Jahre her. Hat lang gedauert Blush

Sehr schön aber zu sehen, dass das fotografierte Gerät eine frühere Version darstellt, da die Gucklochskala oberhalb des linken Knopfs noch nicht vorhanden ist. Auch sind in dieser frühen Variante die Röhren noch recht konventionell angeordnet, d.h. sie guckten noch nicht so keck durch die Rückwand.

Gruß
k.
So, Endspurt beim NR II W.

Zuerst eine kleine Korrektur. Ich schrieb oben, das Gerät habe einen simpel gestrickten TA-Eingang ohne Schalter. Das ist so nicht ganz richtig: bei TA wird vielmehr der Wellenbereichsschalter in Stellung 3 gebracht (Drehschalter an der Rückwand), wodurch die Kontakte ins Leere greifen, also die Eingangsspule (Antennenspule) abgekoppelt wird.

Das Gerät steht momentan auf der Werkbank, denn bei Inbetriebnahme an diesem WE versagte es den Dienst Undecided .

Der Fehler war rasch gefunden: Der NF-Übertrager zwischen REN1104 und RE 134 hatte sekundärseitig keinen Durchgang mehr. Gut sah er ja rein äußerlich schon nicht mehr aus, nun also hat er endgültig aufgegeben. Passende Übertrager habe ich, aber nicht hier vor Ort, also kommt das Gerät erstmal ins Reparaturregal. Ärgerlich.

Trotzdem, hier noch einige Fotos:

Da ist zunächst einmal die Bodenseite mit dem Herstellerschildchen und der Gerätenummer. Obenauf liegt die Rückwand, mit der Innenansicht. Durch den voluminösen Anbau werden die beiden Röhren REN1104 und RE134 gesteckt. Die ragen ja mit dem Glaskörper teilweise ins Freie:

[attachment=6945]


Von innen sieht das Gerät, mit dem nachträglich montierten VE-Lsp., dann so aus:

[attachment=6946]

Man sieht links oben im Bild den "Dummy", d.h. die amerikanische Gasgleichrichterröhre, die hier in den Körper einer ausgedienten Röhre gepackt wurde.

Abschließend das Ganze von vorne. Das Auffinden passender Knöpfe in meinem Fundus hat lange gedauert. Einer der beiden musste noch nachgefärbt werden, da deutlich heller als der andere.

[attachment=6947]

Ich habe an dem Gerät bewusst nichts gespachtelt, sondern nur gebeizt und dünn nachlackiert. Das Holz ist ab Werk grob gehalten, ähnliches hat man nach dem Krieg bei sogenannten Notradios produziert.

Gruß
k.
Liebe Radiofreunde,

das Gerät steht ja momentan im Reparaturregal, da ich noch einen Ersatz für den defekten NF-Übertrager herholen muss.
Ich muss aber noch einmal nachhaken, weil noch eine Frage offenblieb, bei der ich Euren Rat suche.

In Beitrag 13 fragte ich:

"Und hier schließe ich eine Frage an.
... Betrachtet man im uns hier vorliegenden Plan die REN1104, so sieht man an deren Anode eine eingezeichnete Spule hin zum NF-Trafo.

http://radio-bastler.de/forum/attachment.php?aid=6844

Wozu dient diese Spule, wie sah sie vermutlich aus, und wie könnte man sie, so sie fehlt und wichtig ist, ersetzen?"


Gibt es dazu Ideen?

Gruß
k.
Hallo Klaus,

wenn sie etwas anders im Plan eingezeichnet wäre(der 2 nF-Kondensator direkt an die Anode), wäre das vielleicht eine HF-Drossel, die verhindert, dass die HF aus dem Rückkopplungszweig zur Anodenspannungszuführung über den Zwischenübertrager abfliesst?

Viele Grüsse,
Jean
Hallo Jean,

zumindest müsste es lt. Plan eine eisenlose Spule sein, also eine Luftspule (Drossel?).
Bin da nach wie vor ratlos.

Gruß
k.
Seiten: 1 2 3