Radio-Bastler-Forum (RBF)

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Hallo Freunde,

bei einem Gespräch mit unserem Radiofreund Dieter (Antennenking) vom Museum Dessau-Roßlau erfuhr ich, dass hier beabischtigt wird, mit einem kleinen AM- Modulator ein paar Museumsradios wieder erklingen zu lassen. Der Dieter verriet mir - aber keines spielt. Was, sagte ich, das müssen wir ändern. Das Schöne an dem Gedanken hin und wieder mal für das Museum etwas zu tun, war folgender: Ich habe den Bastelspaß und erfreue mich zunächst an einem restaurierten Gerät  - und hinterher kommt es in gute Hände des Museums.

Zielsetzung ist natürlich, dass die Geräte dann dort Besuchern vorgeführt werden können. Die Meisten haben ja solche Uraltradios noch nie in Funktion erlebt. Ich weiß noch von meinen ersten Besuchen im Rundfunkmuseum in Berlin als Jugendlicher, wie toll das war, mal mit solch einem Gerät zu hören. Natürlich hatte ich selber damals schon einige Uralt-Exponate.

Der Dieter war begeistert und so sollte ich mir aus einer Anzahl Geräte mal etwas aussuchen. Ich sagte dem Dieter lass uns zwei Geräte nehmen, einen VE, um den es hier gleich geht und einen Telefunken 330W, also den legendären Katzenkopf.

Dieter brachte die zwei Geräte mit zu unserem kleinen Treffen in Königs Wusterhausen.

Nach so vielen Arbeiten an Überlagerungsempfängern war die Zeit mal wieder gekommen, einen Geradeaus-Empfänger zu reparieren. Also schnappte ich mir jetzt den VE und los ging es. Wenn man sich die Bilder ansieht, ahnt man schon, das Gerät war lange eingelagert. Nicht vom Museum, aber von privater Hand. Es wurde Zeit, dass es aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt wird.

Ein Blick in das Innere zeigt uns - au da ist viel Rost. Nun haben diese Geräte leider öfter folgende Komponenten defekt: Feldspule vom Lautsprecher - hier i.O.. Tontrafo - hier aber i. O. . Und natürlich sind die Netztrafo's auch gerne mal defekt. War hier auch nicht der Fall. Also schon mal gut!

Man konnte aber sehen, die Feinsicherung war defekt. Kein Wunder, hat das Gerät noch 2 der berüchtigten Papp-Elko's. Ein Elko wurde bereits ersetzt. Der hatte es aber im Laufe der vielen Jahre bereits hinter sich. Er verursachte wohl auch den Kurzschluß. Eine Sache entdeckte ich bei der Schadenaufnahme: Die Membrane vom Lautsprecher hängt. Hier ist die Erregerspule, die sich in dem Metalldorn befindet regelrecht fest gegammelt.

Was macht man in solch einem Fall? Die Membrane muss aus dem äußeren Kleberand gelöst werden. Dies geschieht mit dem Heißluftfön. Hier schmilzt der Kleber und Stück für Stück wird mit einer Schraubenzieher-Klinge die Membrane gelöst. Die Membrane besitzt sogar schon eine Zentrierspinne. Die muss an beiden Enden vorsichtig gelöst werden. Nicht einfach - die Muttern sind außerordentlich fest gerostet. Wenn die Membrane dann frei ist, muß man mit drehenden Bewegungen die Erregerspule vom Metalldorn lösen. Achtung nicht brutal ziehen. Ich habe dabei meist Erfolg. Einmal zerriß die Spule. Schaun wir mal. Davon wird dann berichtet.

Mein Ziel war es zunächst, überhaupt mal zu sehen, ob in dem Gerät noch etwas Leben ist. Dazu habe ich erst mal die drei Röhren auf meinem Funke 4/3
geprüft. Naja, gut sind alle drei Röhren nach über 80 Jahren nicht mehr. Aber sie funktionieren ja noch. Die 3 alten Elko's wurden natürlich vor der Prüfung entfernt. die 2 originalen "Pappkameraden" wurden entkernt und mit Neuteile versehen. Der Metallelko flog aus dem Chassis. Ich hatte mir aus meinem Bestand einen Papierkodensator gesucht und ihn an Stelle des Metallelko's angelötet. Natürlich wurde auch hier der alte Wickel entfernt und Neuware verbaut.

Der Drehko besteht aus Spritzguß. Er hat mittig einen kleinen Plattenschluß. Den werde ich versuchen neu zu justieren. Der Originallautsprecher scheidet zunächst für die Prüfung aus. Also habe ich meinen Prüflautsprecher genommen.

Achtung, der Innenwiederstand der RES 164 beträgt 10 000 k-Ohm. Mit meinem Übertrager ist die Röhre sehr fehl angepaßt. Für eine kurze Überprüfung soll das aber gehen.

Ich bekam zunächst mal einen dicken Kurzschluß, so daß ich wirklich dachte, der Netztrafo hat einen Defekt. Aber davon dann später mehr. Nach diesem Zwischenfall hatte ich den Übeltäter schnell entdeckt. Man arbeitet hier ja nur mit Regel-Trenntrafo. In diesem Fall sah man sofort, dass die Stromaufnahme sehr hoch war.

Als dieser Fehler beseitigt war, spielte das Radio ganz kläglich. Ach, war das traurig. Also mußten erst Neuteile in die restlichen Kondensatorhüllen. Tatsächlich, es ging bergauf. Eine kuriose Erscheinung fiel mir auf. Bei der geringsten Störung oder beim Berühren einer Antennenbuchse mit der Antenne, fiel der Empfang aus und kam dann nach einiger Zeit erst sehr leise und war dann wieder vorhanden. Hier braucht man nicht lange orakeln. Da fehlt meist der Endröhre die negative Gittervorspannung. So war es auch, der 2 M.-Ohm Widerstand am Gitter der RES164 war unendlich geworden. Nun erhielt unsere RES164 die erforderliche negative Gittervorspannung.

Natürlich war das nur eine bescheidene Funktionsprüfung. Denn.... die Feldspule des Lautsprechers wurde mit 3,3 Kiloohm gebrückt. An sich müssen das 5 Kiloohm sein. Dann hängt da noch ein Leistungswiderstand parallel zum Netzteil von 20 Kiloohm. Der wurde nicht verwendet. Dadurch ist die Spannung an den Röhren entsprechend erhöht. Deshalb wurde auf das Chassis eine Spannung von 180 Volt gegeben. Also, die Heizspannung ist natürlich auch zu niedrig. Aber das Radio spielt.

Nächste Stufe: Entfernung vieler Komponenten. Netztrafo gründlich entrosten und auch vom Chassis lösen. Nun habe ich heute entrostet. Das Chassis mit der bewährten Oxalsäure und die beweglichen, arg verrosteten Teile mit Salzsäure. Die dicken Rostinseln hinten am Chassis wurden dabei noch mit Schleifpapier bearbeitet.

Bilder vom jetzigen Zustand dann morgen.

Hier mal Bilder von gestern Abend und heute früh.

Hier das Radio von vorne. Frage an Dieter, darf ich vor der Politur die Inventarnummer entfernen? Muss die hinterher wieder drauf?

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Das Radio von hinten mit Rückwand

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Innenansicht, oh der Rost!

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Das Chassis von unten

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Hier der defekte Blechelko. Er wurde später mal ersetzt.

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Der war schwer krank. Schaut mal

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Hier die entfernten Kondensatorwickel.

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Ersatz für den Alu-Elko

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Auch nicht schlecht. 3 Kapazitäten in einem Glasrohr. Naja, groß genug ist es ja.

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Es wird ernst. Vorbereitung zur Entrostung.

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Ja, soviel erst mal zum Projekt "Museumradio". Mir macht das Spaß und ich hoffe, später dem Museum auch.
Es geht dann weiter.
Hallo Andreas,

ja, mein Röhren MW-Heimsender (Platine / Entwicklung vom Semir) läuft seit einigen Wochen und kommt hier auch bald rein. Danke für deine bisher geleistete Arbeit. Natürlich kannst du den weißen Aufkleber vorn entfernen. Der kommt da nicht wieder drauf. Mache ich dann hinten. Wenn das mit dem Lausprecher nichts wird, dann schaue ich mal in die anderen VE's??

Bin gespannt wie es weiter geht.

Vg Dieter der Antennenmann
Hallo Dieter,

ja, das mit dem MW-Sender wußte ich doch schon. Der Hans hatte mir das erzählt. Ach den Lautsprecher werde ich schon retten. Diese Fälle habe ich öfter. Da bildet sich Rost am Innendorn. Die Membrane kann sich nicht mehr bewegen. Der Ton ist entsprechend. Ich vergaß das zu erwähnen. Wenn dann die Membrane vom Dorn runter ist, zerlege ich die Lautsprecher komplett. Der Rost muss vom inneren Dorn mit feinem Schleifpapier entfernt werden. Bei diesen Lautsprechern ist es blöd. die lassen sich nicht weiter zerlegen. Es geht nur noch der Tontrafo ab. So muss ich also durch die schmale Öffnung dem Rost zu Leibe rücken und ihn so entfernen. Den Lautsprecherkorb will ich auch etwas aufhübschen. Also, Dieter, ich denke, das wird.

Franz

Hallo Andreas, einen VE Drehko habe ich noch, falls der vorhandene nicht reparabel ist
Gruß Franz
Hallo, Andreas,
eine gute Tat. Klar sind diese Radios für dich keine Herausforderung. Aber wie du den Lautsprecher reparierst, würde mich in Beschreibung und Bild interessieren.
BG Ivan

PS. Der Elko oben ist wirklich krank gewesen - hatte einen schweren Durch...
(03.06.2020, 20:29)Andreas_P schrieb: [ -> ]....Der Dieter war begeistert und so sollte ich mir aus einer Anzahl Geräte mal etwas aussuchen. Ich sagte dem Dieter lass uns zwei Geräte nehmen, einen VE, um den es hier gleich geht und einen Telefunken 330W, also den legendären Katzenkopf......

Jetzt hast Du mich neugierig gemacht, Andreas, wo sich der Tippfehler in Deinen Text eingeschlichen hat.

Zum 340 W Katzenkopf gibt's hier ja schon einen exzellenten Reparaturbericht vom Detlef, zu einem 330 WL Nauen würde es ein richtig spannender Bericht.

Was den in Arbeit befindlichen 301 dyn angeht, da schaue ich natürlich interessiert auf die Rostentfernung.
Hallo Klaus,

Mann, wie schnell man doch Blödsinn schreibt. Na klar, der 330 WL ist natürlich der Nauen. Wenn den der Dieter vorgeschlagen hätte, dann hätte ich dankend abglehnt. Ich habe auch einen Nauen im Bakelitgehäuse. Der Ortssender konnte er damals auch empfangen. Seitfdem habe ich den aber nicht mehr betrieben. der steht nur zur Ansicht in meiner Sammlung.

Nein, hier geht es dann definitiv um den 240 Telefunken-Katzenkopf. Mal sehen, was der alles so bietet. Vielen Dank für Deinen Hinweis.
Einen Bericht über den Nauen hat Andreas schön verfasst. Einfach mal in der Rubrik Vorkriegsradios wühlen...
Hallo Franz,

danke für Dein Angebot. Aber es nahte auch von mir Hilfe.

Während also das Chassis und diverse Anbauteile weiterhin ihrer Anrostungen beraubt wurden, ging es jetzt darum problematische Komponenten des Ve's zu bearbeiten.
Als erstes ging es mal an den Drehko. Wie ich ja schrieb, hatte der Drehko einen stellenweisen Plattenschluß. Da ich auch bei genauer Untersuchung keine Risse im Rotor fand, ging ich zunächst mal daran, mit einem Ohmmeter den Schluß zu finden. Ja, es war leider doch ernster mit dem Drehko als es zunächst erschien.

Schaut mal auf die anhängenden Bilder. Man kann schön die unregelmäßigen Abstände am Rotor erkennen. Einige Lamellen laufen völlig frei, andere berühren sich. Das hat keinen Zweck mehr mit dem Drehko. Da würde man nicht mehr mit arbeiten können.

Aber ich hatte noch ein Schrottchassis von meinem Freund, dem Siegen-Dietmar. So wie der aussah, traute ich dem auch nicht recht. Aber nach zerlegen, reinigen und neuem Justieren, haben wir ein einwandfreies Ersatzteil. Das kann sofort verbaut werden.


Hier der leider unrettbare Drehko. Schade, aber nicht zu ändern.

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Habt Ihr mal gesehen, den Hersteller kennen wir sogar von unserem Forum Smile

Ab jetzt werkelt Dietmar's Drehko in unserem Ve.

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Also haben wir hier schon wieder ein Problem gelöst.

Der nächste Kandidat sollte der Lautsprecher sein. Davon dann mehr....
Hi Andreas,
kannst Du mir den kaputten Drehko zusenden? Ich möchte mich mit dem Teil mal etwas beschäftigen. 
LG, Holger
Smiley47
Super Andreas wie du das wieder machst. Ich hätte das auch nicht besser hin bekommen, mit meiner Jahre langen VE Erfahrung. Smiley20
Hallo Holger,

ja, von mir aus gerne. Nur müßte ich mal hören, bzw. lesen, was der Dieter dazu meint.
Danke Detlef,

ja die nächste Komponente wartete nun auf dem Arbeitstisch. Der Lautsprecher. Das war die schwierigste Instandsetzung. Wie ich schon schrieb, war die Membrane fest - bombenfest. Aber leider nicht nur die Erregerspule war fest, auch die beiden Befestigungsmuttern der Zentrierspinne. Hier ist ein schlechtes Herankommen. Man muss schon fummeln, um normal gängige Mutter hier zu lösen. Diese hier gingen überhaupt nicht los. Gewalteinwirkung auf di Muttern bedeutet dann, Zerstörung der Spinne. Das größte Problem, wer öfter VE's bearbeitet kennt das, man verwendete damals 3,5 mm-Schrauben. Entsprechende Maße haben die Muttern. Ringschlüssel o. Ä. das genau auf die Muttern paßt gibt es kaum.

Hier gibt es nur ein Mittel - sanfte Gewalt. Man muß sich bewußt sein, dass die Erregerspule abreißt und der Lautsprecher übel zerstört wird. Also, man greift mit 2 Händen gegüber liegend an die Membrane. Die Finger nach innen. Den Daumen oben als Gegendruck. Dann zieht man langsam aber bestimmt die Membrane gleichmäßig nach außen. Die Erregerspule kommt so aus ihrer Position nach außen. Vorsicht, nicht zu weit, sonst reißt die Spinne. In meinem Fall hatte ich Glück. Die Membrane wieder in die alte Position zurück gehen lassen und wieder nach außen ziehen. Die Spule wurde hier gangbar.

Jetzt einen Staubsauger nehmen, das Rohr gleichmäßig ins Membran-Innere halten. Achtung, nicht die volle Kraft nehmen. Also, etwas Luft durch die Regulierung des Staubsaugerrohres lassen. Die Membrane dann ruhig einige Millimeter noch oben schnellen lassen. Jetzt wird erst mal sämtlicher Dreck aus dem Luftspalt angesogen. Anschließend einige male auf die Membrane klopfen und beobachten, wie gängig jetzt die Spule schon ist. Dann noch mal absaugen. Bei unserem Lautsprecher wurde die Membrane völlig frei. Kein Kratzen oder mahlen waren beim Bewegen der Membrane zu hören. Und - bingo!! Beim Probebetrieb gibt der Lautsprecher wieder, wie in alter Zeit.

Ich muß zugeben, leider habe ich einen Riß in die Membrane gemacht. Den muss man nur noch verleimen. Dann ist der Lautsprecher wieder voll einsatzfähig.

Was hätte ich gemacht, wenn ich die Luftspule nicht frei bekommen hätte.? Auch das tat ich schon. Ich habe einen Steckschlüssel, der einigermaßen über besagte Muttern paßt. Ich hätte die Muttern laufend mit Rostlöser behandelt. Dann wird direkt über die beiden muttern die Membrane soweit aufgeschnitten, dass der Schlüssel durch die Membrane geht. Garantiert hätte ich die irgendwann los bekommen. Vorher sollte man schon den äußeren Rand der Membrane gelöst haben. Die Drähte der Erregerspule nicht vergessen abzulöten. Als letztes Mittel gilt es jetzt, die Membrane extram vorsichtig um die eigene Achse zu drehen. Die Membrane dabei leicht!! nach oben ziehen.
Nun kann man natürlich den Dorn mit feinstem Schleifpapier reinigen. Dann die Membrane wieder ab in den Lautsprecherkorb. Man merkt schon, wie sie dann frei läuft.
Da unsere Löcher in der Membrane noch vorhanden sind, zieht man mit dem Steckschlüssel die Muttern wieder leicht an und schaut, dass die Membrane wieder frei läuft, ohne zu schrapeln. Natürlich wurde vorher bereits Pattex auf den Pfalz vom Lautsprecherkorb gemacht. Zum Schluß die beiden Löcher verleimen. Hier muß man schauen. Es gibt Membranen, da bricht sofort die Pappe. Für solche Zwecke hebe ich mir Membranen-Schrott auf und klebe runde Flicken über die beiden Löcher. Von hinten ist das nicht sichtbar.

So kann man auch solch seltene VE-Lautsprecher zum großen Teil retten und gangbar machen. Das nachträgliche Justieren der Membrane ist übrigens schwierig. Der Lautsprecher hat noch nicht mal von außen Schrauben für die Verstellung, nur die besagten Muttern. Dieter, brauchst also keinen Lautsprecher liefern. Auch bei höheren Lautstärken geht der wunderbar. Allerdings werde ich jetzt optisch nicht noch etwas für den Lautsprecher tun. Die Roststellen werden mit Öl etwas berieben. Es ist gefährlich, jetzt noch Zeitungspapier o. Ä. in den Korb zu stopfen und den Lautsprecher zu lackieren.  

Hier mal Bilder:

Hier mal die Versteller der Zentrierspinne. Sie dienen natürlich auch als Führung für die Membrane

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Diese Erscheinung kenne ich von den meisten VE301 Dyn-Lautsprechern. Den runden Brennpunkt der Skalenbirne. Ich schaue, ob ich da etwas kleineres vom Kolben her finde.

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Natürlich sollte es an diesem Freitag noch mit dem Chassis weiter gehen.

Der Rost war weitestgehend entfernt. Leider ist vom dicken Rostflatschen hinten noch leichter Rost sichtbar (gewesen). Ebenso an der rechten Chassisflanke. Bei diesen starken rostansätzen müßte man noch mehrere Stunden diese Stellen bestreichen. Soweit war dieses Ergebnis für mich befriedigend. Wer es mal versuchen möchte: Oxalsäure nimmt schon gut den Rost weg. Leider hat entrostetes Metall die Angewohnheit nach der Rostbehandlung sofort wieder zu rosten. Deshalb muss die Oxalsäure neutralisiert werden. Ich gehe mit einer Sprühflasche mit Wasser daran, das gesamte Chassis nass zu spülen. Aber bitte keine Spulen, Trofo's usw. Danach trockne ich mit einem Tuch das Chassis ab und gehe noch mit einem Fön darüber. Danach sprühe ich in den Lappen etwas WD 40 und reibe das Chassis damit ab. Dann folgt ein neuerliches abwischen.

Nun nehme ich Silban. Hier kommt ein winziger Kleks von dem Zeug ins tuch. Damit reibe ich jetzt über das gesamte Chassis. Nach einer Zeit poliere ich das Chassis. Die noch sichbaren größeren Rostinseln habe ich etwas intensiver mit Silban behandelt. Nachdem alles schön poliert ist, mache ich Zapponlack auf ein frisches Tuch. Leicht und schnell alles überreiben. So erhält das Chassis eine Optik, der man trotzdem die vielen Jahre ansieht. Aber der Rost ist eben verschwunden. Der arg verrostete Netztrafo wurde mit einer Stahlbürste behandelt. Der Kern ebenfalls mit WD40 abgerieben. Danach wurde der Trafokern mit Herdplattenfarbe schwarz gefärbt. Der skalenhintergrund und die Antriebsachse vom Drehko bekamen ein Salzsäure-Bad und waren danach völlig rostfrei. Diese Teile wurden danach unter Leitungswasser gespült und getrocknet. Die Betätigungsachse wurde mit Zapponlack behandelt. Der Skalenhintergrund wurde vorne mit weiß besprüht. Von hinten verwendete ich Alu-Zinkspray. Jetzt hat der VE sein Chassis fast schon wieder. Achja, eine neue Netzzuleitung mußte natürlich auch an das Gerät.

Schaut mal...Bilder:

 So sieht das Chassis nach der Entrostung aus.

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Das Chassis von oben

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Die seitliche Flanke

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Die sehr verrostete Achse wurde mit Salzsäure behandelt

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Das Chassis von vorne mit Skalenhintergrund und dem Netztrafo

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Alles wurde noch mal mit Silban behandelt und dann versiegelt

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So sieht das Chassis von unten aus. Ach der Kondensatorhalter wurde so entrostet und mit Alu-Zinkspray behandelt.

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Ich denke, das ist ein optisch wieder ansprechendes Chassis. Ich hätte das komplette Chassis natürlich auch neu lackieren können. Aber so vergeht dem Chassis die Optik der vergangenen Zeit. Rost enfernen ja, aber das Chassis "auf neu" machen ist nicht so mein Ding. Aber da hat ja jeder von uns seine Meinung.

Im nächsten Schritt geht es um den Probelauf mit dem Originallautsprecher. Zugegeben, ich weiß das ja schon. Ihr werdet es dann erfahren.
Hallo Andreas, Holger,

wenn Holger den Dreko retten möchte sehr gern. Wir habben nichts dagegen!!

@ Andreas: suuuuper Bericht, wie du den festsitzenden Lautsprecher wieder gerettet hast. Dass Chassis sieht doch wieder gut aus. Ein über 70 Jahre alter VE, muss nach der Reparatur nicht besser als bei der Herstellung aussehen.

Torsten=der Besitzer des Museumshofes und ich lesen gern weiter. Wir und alle mitlesenden sind gespannt auf deinen Funktionstest.

VG Dieter der Antennenmann
Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die anerkennden Worte und - noch mehr für Euer Interesse.

Zunächst noch mal zum aufbereiteten Chassis. Man sieht jetzt auf den Bildern etwas mehr, wie das immer so ist. Sieht man sich das Chassis in Natura an, dann sieht es so aus, als ob das Radio bis zuletzt behütet in einem Wohnzimmer gestanden hat. Nur "fabrikneu" sollte es eben nicht sein. Dieter, es sind sogar über 80 Jahre. Also das ist schon ein altes Schätzchen.

Ja, dann laßt uns doch mal zur Funktionsprüfung kommen. Der 1. Versuch verlief ernüchternd. Der Heimsender kam zwar rein, aber der Ton war mehr als gewöhnungs bedürftig. Jetzt wurden noch mal die gesamten Spannungen verglichen. Ich war soweit zufrieden. Außer am Schirmgitter der AF7 lag zu wenig Spannung an. Kein Wunder der 2 M.-Ohm Widerstand war zu hochohmig geworden. Der wurde gegen einen einwandfreien 2 Meg.-Ohm Widerstand ersetzt. Dann habe ich gleich noch den Widerstand zur Erzeugung der negativen Gittervorspannung ersetzt. Es war der 450 Ohm Widerstand zur Masse (Chassis). Der wurde durch den 1. Elko im Netzteil beschädigt. Der wurde ja jetzt durch den Pappkondensator ersetzt. Natürlich neu befüllt.

Schließlich wurde noch der Kondensator ersetzt, der parallel zum Tontrafo sitzt. Ja, was soll ich sagen, der Ton besserte sich etwas. Aber zufriedenstellend wäre gelogen.

Ganz klar, die RES164, Tonröhre in der Originalbestückung ist fast taub. Sie ist beim Röhrentest im "unbrauchbar" Bereich. Nun hatte der Rolf (Bastelbube) mal eine Platine kreiert, die die erprobte Schaltung vom Dietmar (DiRu) beinhaltet. Mit ihrer Hilfe hat man eine PL95 technisch an die Gegebenheiten der RES164 angepaßt. Diese Röhre funktioniert so als Ersatz hervorragend. Egal, wo ich sie verbaut habe. Die Problematik dieses Ersatzes: Die RES164 ist direkt geheizt. D. h. die Heizfäden bilden die Kathode. Die PL95 ist indirekt geheizt. D. h. die Kathode wird separat angeschlossen. All dies vereinigt Rolf's hervorragende Platine.

Nun den VE neuerlich eingeschaltet. Vorsorglich lieber etwas leiser. Ach, toll, ist das eine schöne Wiedergabe. Etwas lauter... Stört unseren Lautsprecher nicht. So muss es funktionieren und so geht es jetzt auch.

Jetzt Frage an Dieter und Thorsten: Soll ich den Ersatz für die RES164 im VE lassen? Es ist für Vorführzwecke besser. Mit der Originalröhre ist der Ton natürlich leise und verzerrt.

Es gäbe dann noch die Möglichkeit, die Originalröhre mal den Dietmar (DiRu) zu schicken. Er regeneriert solche Röhren sehr oft erfolgreich. Aber es passiert manchmal auch, dass solch eine Röhre zerstört wird. Der Einsatz ist ja nicht hoch. In diesem Zustand taugt die Röhre nicht mehr. Klappt eine Regenerierung, dann ist die Röhre wieder gut. Sie wäre für Vorführzwecke geeignet. Ist sie hin, na dann kann sie doch bei Euch in die Vitrine. Ich würde das mit Dietmar regeln. Im Moment, d. h. in der nächsten Woche ist er nicht erreichbar.

Oder aber 2. Variante ich lege die Röhre in Euren Röhrenkarton.

Nun hat das Radio übrigens auch wieder seine Skala bekommen. Der Dieter will ja auch sehen, welchen Sender er gerade hört. Die Skala hatte eine Abblätterung in ziemlich der Mitte. Die habe ich mit schwarzer Farbe ausgetupft. Heute will ich mal an die Aufbereitung vom Gehäuse gehen. Ich habe schon gesehen, dass sich das wieder sehr schön polieren läßt. Also es geht noch weiter.

Dieter, ich werde dem Holger den defekten Drehko schicken. Im jetzigen Zustand kann man ihn nicht mehr gebrauchen. In Eurem Radio ist ja ein guter, ebenfalls originaler VE-Drehko drinnen. Der bleibt ja auch drinnen. Insofern kann der Holger dann mit dem defekten Teil experimentieren.

Also schaut noch mal:

Hier der 1. Funktionstest nach dem Wiederaufbau.

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Letzte defekte Teile wurden getauscht.

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Der tolle Röhrenersatz vom Rolf

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Die leider fast völlig taube RES164. Wie lange hat die auch brav gearbeitet.

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Die wieder aufgesetzte Skala . Hier noch etwas schief. Das wurde natürlich gerichtet.

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Zitat:Jetzt Frage an Dieter und Thorsten: Soll ich den Ersatz für die RES164 im VE lassen? Es ist für Vorführzwecke besser. Mit der Originalröhre ist der Ton natürlich leise und verzerrt.

Hallo Andreas,

danke für die guten Nachrichten. Ich treffe Morgen den Besitzer des Museumshofes und kläre das mit der AF 7. Es ist möglich das wir noch in einem Gerät eine AF 7 haben. Ja und wenn dann ist die Frage ob noch verwendbar. Wir werden warscheinlich den "Rolf" Adapter nehmen. EL 95 habe ich ausgemessene im Bestand. Das ist die schnelle Vorfür-Lösung und dann suche ich in Ruhe nach einer "guten AF 7".

VG Dieter der Antennenmann
Hallo Dieter,

nein, nein, eine AF7 ist das nicht. Das wäre "zu billig". Die hätte ich Euch gestiftet. Es ist leider die sehr teure RES164. Diese Endröhren sind heute sehr rar und natürlich auch teuer. Die Ersatzlösung könnt Ihr dann gerne haben - natürlich mit der neuen PL95. Dann brauchste nichts messen. Smile

Franz

Hallo Andreas
so ein VE ist doch immer etwas nettes. Übrigens, eine 3 B4 als RES Ersatz funktioniert noch besser.
Gruß Franz
Hallo,

da der VE ja für ein Museum gedacht ist, würde ich euch gerne noch einen RES164-Ersatz spenden...

Viele Grüße,
Rolf
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