Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Nordmende Tannhäuser 8004H
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Hallo zusammen,
ich habe vor kurzem über Ebay-Kleinanzeigen ein Nordmende Tannhäuser 8004H bekommen. Smiley32
Weiterhin bin ich neu im Forum, vom Wissen her leider nur Amateur mit ein paar Grundkenntnissen, aber wirklich sehr interessiert. Smiley43
Ich habe den Beitrag von Axel (Oktober 2019) zum Tannhäuser gründlich gelesen und habe noch ein paar zusätzliche Fragen.
 
Mein Tannhäuser hat beim Kauf gespielt, war innen sehr verstaubt, die AUS-Taste war ohne Funktion, eine Klangtaste hatte sich ausgehängt
und das Gehäuse hatte die üblichen Gebrauchsspuren. Nach einer gründlichen Innen- und Außenreinigung, Reparatur der defekten Tasten und
Tausch der vier Papierkondensatoren (2200pF) an den beiden Ausgangsübertragern spielt das Radio immer noch. Smiley53

Jetzt komme die Fragen des Laien:
Welche Kondensatoren/Widerstände sollten unbedingt noch gewechselt werden werden ?
Alle Elko's wechseln? Wenn ja, wo bekomme ich den dreifach-Elko vom Netzteil (100+50+50µF), ich habe im Internet nichts gefunden. Smiley19
Bei den vier Ton-Elko's (bipolar) habe ich 250µF nicht gefunden, ist es dann besser einen mit 220µF oder mit 270µF zu nehmen oder ist das Wurscht?
Weiterhin ist beim Stereo-Modul eine Spule defekt, im Schaltbild die L302 oder L306. Somit ist das Modul ohne Funktion.
Könnte das jemand reparieren, ohne das ich das ganze Radio schicken muss ? Ich möchte nur das defekte Modul schicken? Smiley61 

Viele Grüße in der Hoffnung auf viel Hilfe. Smiley48
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
willkommen im Forum und Glückwunsch zum Erwerb des Radios.
Von alle elektr. betriebenen Geräte geht bei Jahrelang unterlassener fachmännischer Prüfung immer eine Gefahr eines Stromschlages oder der Überlastung bestromter Bauteile voraus.
Bei Röhrenradios geht es oft um die Kondensatoren bzw. den Elkos. Nach Jahrzehnte Gebrauch oder Lagerung müssen zumindest die an der hohen (...bis zu 350V/DC) hängen Kondensatoren, wenn sie aus einem Papierwickel bestehen, ersetzt werden, da sie durch den Einzug von Luftfeuchtigkeit für hohe elektr. Spannungen durchlässig werden. Die axial bedrahteten Kleinelkos leiden nach Jahrzehnten an Austrocknung und sind deshalb zu ersetzen, die Becherelkos aber können oft durch sachgerechte Formierung wieder zum Leben und somit zur Arbeit ertüchtig werden.
Laien sei immer empfohlen, hier im Unterforum eine Suchanzeige mit Wohnnäheangabe zur Übernahme des Kondensatoren Wechsels und zur Überprüfung der weiteren elektr. Komponenten zu schreiben, denn zum Glück lebt das Forum hier auch von Fachleuten und Hobbyelektronikern die Erfahrung mit der Reparatur von z.B. Röhrenradios haben.
[attachment=78837][attachment=78838][attachment=78839][attachment=78840]
Hier wieder der Schaltplan für alle
Hallo Wolfgang,


Zitat:Wenn ja, wo bekomme ich den dreifach-Elko vom Netzteil (100+50+50µF), ich habe im Internet nichts gefunden

Bei Jan Wüsten gibt es Becherelkos mit 3x 50 µF.
Wenn Du dann an denjenigen, welcher 100µF haben soll, noch einen (radialen) 47µF parallel anlötest, hast Du alles, was an dieser Stelle benötigt wird.

Aber wie Harry bereits schrieb, zuerst mit formieren versuchen, Anleitungen hierzu findest Du im Forum.
In meiner Praxis waren insbesondere die Netzteilelkos noch selten defekt.

Da in diesem Gerät einige schwer beschaffbare Röhren (ELL80, ECC808) verbaut sind, sollte ein besonderes Augenmerk den Koppelkondensatoren gelten.
Wenn diese zuviel Leckstrom aufweisen, werden die Röhren (und nicht nur diese!!) überlastet.

Kritisch sind bei Nordmende nicht nur die ERO100, sondern auch die teilweise massenhaft verbauten Neokons im weißen Gehäuse!
Ich habe momentan einen Tannhäuser 57 auf der Werkbank, dort war nicht einer davon noch brauchbar!

Eine Besonderheit ist zu Nordmende noch zu sagen!
Dort findet sich oft eine Widerstands-Kondensatorkombination, welche zu allem Überfluss auch noch abgeschirmt ist!
Sowas ist heute nicht mehr zu bekommen und muss daher bei Bedarf selbst gebastelt werden.
Aber keine Angst, mit etwas Geschick und den notwendigen Bauteilen geht das Problemlos.

Ob diese bei Deinem Gerät allerdings auch vorhanden ist, kann ich mangels Schaltplan nicht sagen.


Viele Grüße

Martin
Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure Tipps. Shy
@Alfons: Besonderen Dank für den Schaltplan. Smiley14
@Martin: Das Radio spielt aktuell ohne Probleme, ist das Formieren der Netzteil-Elko's trotzdem notwendig? Smiley57
             Eine Anleitung dazu im Netz habe ich schon gefunden, sollte ich (hoffentlich) hinbekommen.
             Wenn ich genau wüsste, welche Elko's noch zu wechseln sind, würde ich mich daran auch versuchen.
             Lt. Schaltplan wären das die C245/C215 (100µF) an den beiden ELL80, der C79 (5µF) im UKW-Baustein, der C141 (5µF) in der Zf-Stufe,
             und die C184/C185 (250µF-biloar) am Nf-Ausgang (es gibt aktuell nur 220µF und 270µF, gehen die auch oder besser auch zusammensetzen 220µF+27µF).
             Ist das ausreichend, zu viel oder fehlt noch etwas? Kannst Du bitte nochmal drüber schauen. Für welche Spannung müssen diese Kondensatoren ausgelegt sein?
             Die Widerstand-Kondensator-Kombination habe ich im Schaltplan nicht gefunden?
             Und siehst Du eine Möglichkeit zur Reparatur des Stereo-Moduls ohne Radio-Versand? Huh

So, jetzt hat der Amateur für heute genug gefragt.

Viele Grüße

Wolfgang   Smiley64
Hallo Wolfgang,

mit dem Stereomodul meinst Du sicher den Stereodecoder.

Sowas habe ich noch nie gemacht, hier wären also andere Experten hier aus dem Forum gefragt.
Momentan ist eben Urlaubszeit, da kommen die Antworten oft erst verspätet.

Was die Kondensatoren betrifft.

Die UKW-Box würde ich ohne Not nicht öffnen, also lass' den C79 am besten in Ruhe.

C141 (Ratioelko) wird 4,7µ/100V
C197 wird 10µ/350V
C215 und C245 (Kathodenelko ELL80) wird 100µ/35V

Kritisch zu prüfen sind C213, C214, C243 und C244, das sind die Koppelkondensatoren zu den ELL80.
Wenn dies papierisolierte Typen sind, raus damit und durch Folienkondensatoren 10n/400V ersetzen.

Lt. Schaltplan liegen noch weitere Kondensatoren an Anodenspannungen, welche zu überprüfen wären, die habe ich mir jetzt im einzelnen nicht notiert.
Hier aber auch kritisch prüfen, ob das evtl. Problemkondensatoren sind.
Ggf. auch diese ersetzen.


Viele Grüße

Martin
Hallo Martin,

vielen Dank für Deine Hilfe und Deine Zeit.
Ja, ich meine natürlich den Stereo-Docoder.
Dann werde ich mal die genannten Kondensatoren bestellen und wechseln.

Viele Grüße
Wolfgang
Hallo die Runde
Das Radio ist doch von ca.1964. Das müsste Erofol-Kondesatoren haben.
Wenn es spielt braucht man da garnichts tauschen.
Wenn es nicht brummt auch den Netzelko nicht.
Die 250mikrofarad Tonfrequenzelkos auch nicht. Die sind nur in Funktion beim Anschluss von Zusatzlautsprechern.
Die internen Lautsprecher strahlen dann nur die Bässe ab.Also unwichtig.
Netzelko formieren hat sich auch erledigt, da das Gerät ja bereits spielt.
Wenn man möchte, könnte man die Anodenspannung messen,um zu sehen ob der Gleichrichter noch okay ist
Viele Grüße von Michael
Hallo noch mal.
Entschuldigung, ich habe mich geirrt, das Radio ist von 1966-1967.
Da sind garantiert keine Papierisolierte Kondensatoren drin.
Grüße von Michael
Hallo zusammen,

jetzt mal ein paar Bilder vom Tannhäuser 8004 und die üblichen Fragen von mir.

Zustand nach der groben Reinigung innen.

[attachment=78987]

Zustand nach dem Wechsel der 4 Kondensatoren an den Ausgangsübertragern und gängig machen der Ferritantenne.
[attachment=78988]

Ansicht von unten
[attachment=78989]

Müssen die hier sichtbaren Elko's (8µF an der ECC808 und 2x 100µF an den beiden ELL80) gewechselt werden oder ist das nicht notwendig???
[attachment=78990

Falls ja, wie komme ich da am besten ran? Sind ziemlich eingebaut.
Kann ich die Platte mit den Buchsen abbauen oder brechen die verdrehten Nasen dann beim Einbau? 
[attachment=78994]

Jetzt zum Netzteil-Kondensator (100+50+50µF). Bringt ein Wechsel bzw. ein formieren noch etwas oder besser so lassen wie es ist???
Ein Brummen ist zwar da, aber nicht besonders laut und nur bei ganz geringer Lautstärke hörbar. Ist eine Verbesserung zu erwarten?
Und ohne Brummen geht es nach meinem Wissensstand nicht? Die beiden Kanäle brummen etwas unterschiedlich laut. 
Der alte Elko ist auch mit den verdrehten Nasen befestigt, passt da ein neuer Elko durch die Öffnung?
[attachment=78991]

Da ich die beiden bipolaren Tonelko's schon bestellt hatte, habe ich sie gewechselt, auch wenn es wohl nicht notwendig war.
[attachment=78997]

Achtung, dumme Frage! Warum gibt es bei den alten Tonelko's eine Kennzeichnung für +? Bei den bipolaren Elko's ist es doch egal oder liege ich da falsch?
Die neuen Tonelko's haben keine Kennzeichnung.
 [attachment=78998][attachment=78996]

Zum Schluss noch 2 Probleme, zuerst ein kleines.
Müssen der verfärbte Widerstand (oder beide) gewechselt werden oder ist diese Verfärbung normal?
Für welche Leistung sind sie ausgelegt? Steht bestimmt auch drauf, ich kann es aber leider nicht dekodieren.
[attachment=78995]

Und jetzt das Große. Der Stereodecoder ist defekt. Kann den jemand reparieren, ohne das das ganze Radio geschickt werden muss.
Oder hat jemand einen intakten Stereodecoder "rumliegen"???
[attachment=78992

So, das war genug für heute.
In der Hoffnung auf rege "Anteilnahme".

Viele Grüße
Wolfgang
Hallo die Runde
Die Widerstände sind :R198 =1kohm 5 Watt und R200 =100 Ohm 5 Watt ,beide mit Auslötsicherung
D.h. bei Überlastung öffnet die Lötbrücke und unterbricht den Stromkreis
Nicht ohne Grund austauschen, vielleicht gibt es sowas garnicht mehr?
Die alten Tonfrequenzelkos waren halt nicht Bipolar. Spielt an der Stelle keine Rolle.
Wenn sonst alles geht garnichts austauschen.
Nur falls es zu laut brummt könnte der Elko was bringen.
Die Zungen können abbrechen wenn man unvorsichtig ist...
So, meine Pause ist leider um.
Grüße von Michael
Austausch der Kathodenelkos der Endröhren gehört bei mir zur Minimalinstandsetzung, zusammen mit dem Koppelkondensator am Gitter und dem Kondensator an der Anode.
Hallo Michael.

also Widerstand und Sicherung in Reihe?
Kann ich das dann nicht durch die Widerstände und 2 flinke Feinsicherungen ersetzen? 
Also 100Ohm/5W Drahtwiderstand mit 0,25A-Sicherung
und  1kOhm/5W Drahtwiderstand mit 0,08A-Sicherung.

Viele Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang
Im Prinzip ja,aber warum?
Die Widerstände sind doch in Ordnung.Manche Geräte wurden nach Skandinavien exportiert,da gab es dann oft
noch mehr Sicherungen.Die Vorschriften waren dort strenger als hier.Das ist halt alles eine Geldfrage bei der
Entwicklung.
@Thorsten:
Du hast ja grundsätzlich Recht mit deiner Meinung.
Aber meine Hinweise beziehen sich nur auf dieses Gerät :
Gitterkondensator ist Folienkondensator.
Anodenkondesator gibt es hier nicht.
Kathodenelko trocknet evtl. aus -die Folge wäre eine etwas verminderte Basswiedergabe.
Bei diesem Gerät mit zweistufigem Vorverstärker und recht wirksamen Klangstellern nur geringe Auswirkung
warscheinlich.Siehe Tannhäuser 60 bzw.U :Dort gibt es gar keinen!
Zu guter letzt:Der Wolfgang ist wohl noch etwas neu in der Materie(nicht böse gemeint! Das waren wir ja alle mal).
Deswegen meine Meinung alles so lassen denn das Gerät ist doch recht komplex im Aufbau.
Viele Grüße Michael
Hallo zusammen,

ja, ich bin neu und unerfahren in der Materie, aber sehr interessiert und neugierig.
Ich möchte, dass mein Tannhäuser so lange wie möglich seinen Dienst tut.
Und deswegen wage ich mich auch an Themen, die für mich neu sind.

Gestern habe ich mich nach langem Überlegen doch an die Elko's gewagt.
Hat zwar etwas länger gedauert, aber ich habe wieder dazu gelernt.
[attachment=79012]
[attachment=79013]
[attachment=79014]
[attachment=79017]

Und die Nasen habe es auch überstanden.
[attachment=79016]

Die getauschten Elko's.
[attachment=79019]
Der 8µF war schon ganz schön angegangen...
[attachment=79018]

Viele Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang.
Das ist ja schön das Du dich da rangewagt hast und es gut geklappt hat.
Jetzt wäre es noch interessant ob sich am Geräteverhalten etwas geändert hat.
Ist der Klang oder Empfang besser?
Oder kannst Du die alten Elkos messen(nur so aus "wissenschaftlichen"Interesse).
Wenn Dir der Brumm noch zuviel ist ,evtl.noch den großen Netzelko tauschen?
Nordmende Radios sind in der Regel "Brummfrei"wenn alles ok ist.
Und danke für die vielen Bilder.

Grüße von Michael
Achso ,noch vergessen:Die Siebwiderstände sind keine Verschleissteile ,die können wirklich drinnenbleiben..
Hallo Michael,

ich habe die ausgebauten Kondensatoren mit dem Komponenten-Tester gemessen.
Der 5µF hatte 9µF, der 8µF hatte 13µF und die beiden 100µF hatten 103/107µF.
Die neu eingebauten Kondensatoren (4,7µF/10/100µF) hatten mit dem gleichen Messgerät 4,8/9/92µF.
Klang/Empfang aus meiner Sicht unverändert. 

Eher nebenbei ist mir ein Teil aufgefallen, welches ich mir nicht erklären kann (der dünne Draht zwischen den beiden Lötfahnen). 
Kennst Du so etwas und welche Funktion hat es? Huh
[attachment=79022]

Den Netzelko werde ich tauschen. Da ich einen passenden 3-fach Elko (100+50+50µF) nicht bekomme, muss ich stückeln.
Dann kann ich doch gleich 3 einzelne Elko's (47/47/100µF) nehmen und an den beiden Lötleisten an den Ausgangsübertragern
anbringen, dahin führen jetzt die Leitungen vom/zum Netzelko. Der alte Elko bleibt dann als "Deko" drin. 
Was hältst Du davon (technisch)?   

PS: Die Botschaft zu den Siebwiderständen ist angekommen. Big Grin  

Viele Grüße

Wolfgang
Hallo Wolfgang,
das könnte die Heizkreissicherung zwischen der NF,- und HF/ZF Baugruppen Heizung sein...zwar einfach aber bestimmt Effektiv?
Hallo allerseits.
Da hat Harry Recht.
Diese Heizsicherung wurde bei Nordmende mit den Platinen eingeführt,damit im Fehlerfall keine Leiterbahn
verbrennt.
Auf dem gelben Schild steht es auch drauf...
Wenn der Draht mal durchbrennen sollte,keinen dickeren als Ersatz nehmem.
Sonst ist die Leiterbahn die "Sicherung"---eher unschön..
Und dankeschön für den Messaufwand...
Hatte ja vermutet das bei diesem "modernen"Gerät die Bauelemte noch brauchbar sind.

Viele Grüße von Michael
Noch vergessen :Messe doch mal die Anodenspannug und vergleiche sie mit den Angaben im Schaltplan.
Wegen dem Gleichrichter..
(14.08.2020, 21:03)RadioWolf schrieb: [ -> ]Den Netzelko werde ich tauschen.

Würde ich ehrlich gesagt nicht ohne Not tun! Hat er denn Auffälligkeiten? Wird heiß? Hat abgeblasen?
Ansonsten kannst Du testweise einfach nacheinander parallel zu den einzelnen Kondensatoren einen 50-100uF anklemmen, mit "Prüfstrippen" reicht. Dann merkst sofort, ob sich etwas tut und die Mühe sich lohnt. Muss natürlich einer sein, der die Spannung abkann, logisch. Also idealerweis 350V aufwärts.
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