Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Oszillograf EO 1/77U TPW Thalheim
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Hallo zusammen,

Vor kurzem erstand ich diesen Oszillografen, einen sogenannten Impuls-Oszillograf namens EO 1/77U. Er war auf dem Angebotsfoto ziemlich verdreckt und in diesem Zustand wurde er auch geliefert:

[attachment=81554]

Der Schmutz entpuppte sich glücklicherweise nicht als irgendeine Ölpampe öder Ähnliches. Der Oszillograf war lediglich mit einem pink- bzw. bräünlichfarbenen Pulver sowohl innen als auch außen, über und über eingestaubt. Da ich Herkunft und Art dieses Pulvers nicht zu deuten vermochte, habe ich ihn im Freien gereinigt, d.h. mit Druckluft ausgeblasen und ausgesaugt.

Sieht doch jetzt ganz gut aus, oder?

[attachment=81555]

Der EO 1/77U gesellt sich zu dem Erstgerät hinzu, welches ich schon habe und welches in inform eines kurzen Intermezzos hier schon gezeigt habe:

[attachment=81556]

Links seht Ihr das Erstgerät, ein Fabrikat vom TPW Thalheim. Der rechte Ostillograf stammt von der damaligen PGH Radio und Fernsehen Karl-Marx-Stadt und ist hinsichtlich seiner Seriennummer ein Gerät jüngeren Herstellungsdatums. Schaltungs- und gerätetechnisch ist er völlig baugleich zum TPW-Gerät. Beim TPW-Oszillograf ziert lediglich zusätzlich das Hersteller-Logo, sowie der RFT-Schriftzug die Frontplatte und es hat schwarze Bedienelemente, sowie eine gelbliche Rasterplatte. Rückseitig sind auf dem Gehäuse natürlich die unterschiedlichen Hersteller auf den Typenschildern vermerkt. Im Threadtitel möchte ich es beim TPW Thalheim belassen. Vermutlich wurde die PGH Karl-Marx-Stadt zusätzlich mit der Herstellung beauftragt oder das TPW musste die Herstellung abgeben?

Der TPW-Oszi hat ein defektes Helligkeitspoti - der Netzschalter ist kaputt, was man bei dieser Sorte Poti leider immer wieder vorfindet. Außerdem wurde an ihm bereits manipuliert, er hatte eine Dioden- bzw. DIN-Buchse eingebaut, die ich inzwischen zugunsten einer BNC-Buchse entfernt habe. Er funktioniert noch nicht richtig. Zwar zeigt er einen Leuchtpunkt, jedoch arbeitet das Kippgerät nicht.

Ganz zu 100% sind die beiden Oszillorafen doch nicht identisch. Im EO 1/77U aus dem damaligen Karl-Marx-Stadt ist ein anderes, besseres Poti verbaut, bei ihm funktioniert der Netzschalter problemlos. Als Y-Eingang ist hier die UHF-PL202/PL259-Buchse zu sehen. Man hat sie serienmäßig offensichtlich aus Platzgründen eingebaut, da sis im Gegensatz zu den ansonsten verwendeten HF-Buchsen nicht so tief ins Gehäuse hinein ragt. Zwar finde ich die zugehörigen PL259-Stecker recht groß, habe aber inzwischen gelernt, dass es hier einen sinnvollen Adapter PL auf BNC zu kaufen gibt, siehe zum Beispiel hier:

[attachment=81564] (Quelle: Amazon)

... so dass ich meine bisherigen Kabel mit den BNC-Steckern weiter verwenden kann, ohne, dass ich mir hier nun was neues bastle.

Zum Oszillograf gehört eine Bedienungsanleitung:

[attachment=81557]

Auch bei dieser Bedienungsanleitung ist es so, wie es bereits ein werter Forumskollege, Wolfgang, hier beschrieb: Das mentale Drama, welches sich einem auftut, will man die Bedienungsanleitung hinsichtlich der Funktionen aller Bedienelemente studieren. Auch wenn man noch nicht ganz so dußlig ist und sich eigentlich die Funktion der Regler und Umschalter von selbst erklärt, fällt es einem schwer, zu verstehen, warum auch diese Bedienungsanleitung dieses Oszillografen so seltsam verschlüsselt geschrieben wurde. Einfacher geht wirklich anders.

Hier dazu als Anekdote ein Bild, welches sich ein seinerzeit möglicherweise verzweifelter Users hinsichtlich der Bedienelemente anfertigte:

[attachment=81562] (Quelle: ebay-Kleinanzeigen)

Wie läuft dieser EO 1/77U?

Tja - ich bin völlig verblüfft. Nach dem Reinigen habe ich, da ich mit dem Erstgerät auch schon so verfahren habe, den Oszi einfach an den Trenntrafo angeschlossen und geschaut, was passiert. Bei beiden Oszillografen hört man ein relativ angestrengtes Brummen von Ihren Netztrafos, wenn sie mit 230 Volt versorgt werden. Das kenne ich so von den EO 1/71 und 1/71a nicht, ist aber anscheinend bei den 1/77U völlig normal.

Die vorsichtige Inbetriebnahme zeigte, dass der Oszillograf quasi aus dem Stand heraus nicht nur völlig problemlos läuft, sondern sich dazu auch in seinen Funktionen sowas wie mehr oder weniger selbst regeneriert und stabilisiert mit jeder Minute, die er läuft...

Um es mal salopp zusammenzufassen: das Ding ist einfach der Hammer. Eine ganz andere Liga als mein EO 1/71 oder der EO 1/71a.

Im Folgenden zeige ich Euch drei Fotos, dann sehr und wißt Ihr, was ich meine. Einen Sinus darstellen, wie ich das auch hier gemacht habe - ok, das können diese alten Oszillografen alle. Selbst auch das sehr einfach aufgebaute Picoskop schafft das i.d.R. ganz gut.

Nun kommt aber mal eine Rechteckspannung mit 100 kHz, erzeugt mit meinem Rechteckwellengenerator RWG2:

[attachment=81558]

Mein guter, alter EO 1/71, der in seinen verdienten Ruhestand in der Vitrine hat:

[attachment=81559]

Jetzt der EO 1/71a:

[attachment=81560]

und nun der EO 1/77U:

[attachment=81561]

Ich glaube, ich muss nicht mehr dazu schreiben. Vergleicht bitte mal die Schärfe der Anzeigen, die vollständige Darstellung der Kurve, das (markierte) Verschleifen der Ecken...

Auch alleine schon das Einstellen der Kurve... Beim EO 1/71 und 1/71a muss ich immer etwas regeln, bis das Bild "stand". Beim Sioskop genügt einfach ein Umschalten auf interne Synchronisation und zack - das Bild steht wie eine Eins.

Nochmal: Dieser Oszillograf ist nicht neu. Die Kiste kam so an. Keine Ahnung, wie lange er unbenutzt quasi im Dornröschenschlaf vor sich hin träumte. Keine Kondensatorkur, Bis auf einen defekten Stabi erfolgte von mir auch kein Bauelementeaustausch, nichts.

Solcherart "seelisch geläutert" kann ich jetzt nur noch nachdenklich feststellen, dass wohl nun auch mein EO 1/71a seinen Weg in die Vitrine antreten wird. Getreu dem Motto: "Das Bessere ist des Guten Feind".

Ich gebe es ja gern zu: Vielleicht habe ich bei den 1/71 und 1/71a doch noch nicht den einen oder anderen letzten, quasi versteckten, Fehler gefunden und die beiden Oszillografen sind ebenso gut wie der 1/77U. Oder ist das doch nur ein Wunschdenken? Ich denke - ja, es ist ein Wunschdenken. Im Vergleich zu seinen Kollegen EO 1/71 und EO 1/71a ist das Sioskop deutlich ein Qualitätssprung nach vorn. Weg von der reinen Werkstattanwendung, hin zu Labor und Entwicklung.

Der EO 1/77U katapultiert sich nicht in eine andere Liga - er ist es, alleine nur schon durch seinen schaltungstechnischen Aufwand bedingt. Sicherlich war das eine immense Anstrengung für die Volkswirtschaft der kleinen DDR, hier ein noch mit Röhren bestücktes Gerät zu stemmen, das wenigstens ansatzweise in die Richtung des ganz normalen  Standards der Geräte "des Klassenfeindes" geht.

Ich kann mir dazu durchaus den damaligen Werbetext vorstellen: "... den Anschluß an das Weltniveauzu erreicht zu haben...". Big Grin

Gruß Michael

Nachsatz: Alle Betreiber von HAMEG- oder Tektronix-Geräten werden sich möglicherweise verwundert oder achselzuckend oder grinsend fragen, warum ich so ein Bohei um diesen Oszillografen mache. Da bitte ich um Verständnis: Manches muß eben erst einfach "ankommen", um es kennen- und schätzen zu lernen.  Smile
Super, nun noch die Bilder vom inneren.
Habe meinen auch mal angeschlossen, geht aber nicht. Nur ein kurzer Leuchtpunkt der dann nach oben verschwindet. zumindest mal ein Zeichen, das der Trafo noch lebt. Ein Stabi ist kaputt, Pumpstutzen abgebrochen, wahrscheinlich durch unsachgemäße Öffnung des Gerätes. Ich mache aber einen neuen Beitrag zu meinem Gerät auf.
Ein leichtes Brummen hat meiner auch.
Hallo Frank,

(Bilder von innen) gerne, kein Problem.

Der Stabi, der bei meinem EO 1/77U kaputt war: ich weiß es nicht mal, ob ich das entweder beim Aussaugen oder beim Herausnehmen aus dem Gehäuse war. Moglicherweise Letzteres. Obwohl: der Oszillograf war so dermaßen dicht mit Staub, da hat man wirklich nichts mehr gesehen, also auch nicht, ob der Pumpstutzen schon ab war. Vielleicht bin ich mit dem Pinsel unsanft gegen gestoßen? Ich weiß es nicht. Ein Foto von der konservierenden Staubschicht habe ich keines gemacht.

Sei's mal drum. Ich bin von dem Sioskop und seinem gestochen scharfen, sauberen und vollständigen Bild ziemlich begeistert. Ein klasse Gerät, schöne Baukunst. Hinsichtlich des "U" in seinem Namen bzw. warum der sich "Impuls-Oszillograf" nennt, weswegen er ja diese beiden Verzögerungsleitungen drin hat, möchte ich herausbekommen. Bislang hatte mich diese Komplexität insofern gedanklich abgestoßen, als dass ich dachte, so etwas gar nicht zu brauchen - im Sinne von "der EO 1/71 bzw. 1/71a tun es auch". Aber allein nur schon die saubere Darstellung einer Rechteckschwingung hat mich hier überzeugt.

Bei meinem TPW-Sioskop, bei dem der Kippgenerator nicht arbeitet, kann ich den Leuchtfleck mittig einstellen. Zur Sicherheit habe ich ihn erst einmal sehr unscharf eingestellt, um ein Einbrennen ins Bildrohr zu vermeiden.

Gruß Michael
Hallo zusammen,

(16.11.2020, 10:27)Morningstar schrieb: [ -> ]Super, nun noch die Bilder vom inneren... Ein Stabi ist kaputt, Pumpstutzen abgebrochen, wahrscheinlich durch unsachgemäße Öffnung des Gerätes...

na, dann liefere ich mal ein paar Bilder nach, da ich eine Bestandsaufnahme machen möchte, um zu schauen, was beim TPW-EO 1/77U noch alles so kaputt ist.

Hier einfach mal sinngemäß "von oben nach unten".

Ansicht von links mit Netzteil und Platine, die die Y-Eingangsstufe, den Differenzverstärker und den symmetrischen Kathodenfolger beherbergt. Darüber ist die Y-Endstufe mit ihren beiden waagerecht angeordneten EF184 zu sehen. Die beiden senkrechten "Silos", die rechts neben den beiden Netzteilelkos stehen, das sind die Verzögerungsleitungen, die das Signal um -0,4µs verzögern sollen.

[attachment=82855]

Vorn unten rechts sieht man gut den Y-Eingangsteiler mit seinen eng drumherum angeordneten Bauelementen.

[attachment=82856]

Schaut man ins Netzteil, dessen Abdeckung ich abgeschraubt habe, so sieht man, dass eine der beiden Sicherungsfassungen fehlt:

[attachment=82857]

und die noch vorhandene ist kaputt:

[attachment=82858]

Sehr wahrscheinlich hat irgend ein Schnarcher den schweren Oszillografen auf den Rücken gestellt und dadurch brachen die Sicherungsfassungen an den Stellen, wo sie mit dem Chassis verschraubt waren. Hier sind die Dinger empfindlich. Eine Fassung wurde entfernt und die zweite drin gelassen, damit wenigstens eine Sicherung da ist...

Ersatz habe ich keinen. Mal schauen, wo ich solche Sicherungsfassungen herbekomme.

Die rechte Seite des EO 1/77U zeigt die Platine mit dem Kippgenerator, der Synchronisierstufe, einem Steuermultivibrator, einer als sogenannte Schaltdiode geschalteten Triode (Rö6, die Triode der ECF82) sowie weiteren komplex miteinander verhakten Stufen. Oben waagerecht liegt der X-Verstärker mit der X-Endstufe (ECC85):

[attachment=82859]

[attachment=82860]

An einem der beiden Kondensatorblöcke kann man lesen, dass dieser Oszillograf am 16.01.1979 zur Reparatur war.

Ich habe die Haltefedern an den Stabis gelöst:

[attachment=82861]

Sie sitzen wirklich sehr stramm! Ich denke nicht, dass die Stabis beim Herausschieben des Chassis geköpft werden, denn das Chassis schiebt sich sehr leicht waagerecht über die (von mir inzwischen gefetteten) Schienen aus dem Gehäuse. Die Stabis geraten dabei nicht in Gefahr. Ich nehme an, dass die Federn das dünne Glashütchen auf den Stabis einfach abschlagen, wenn man beim Aufsetzen der Federn nicht aufpasst.

Bei diesem Oszi ist der Netzschalter kaputt, wie ich schon mal schrieb. Wer den Schaltplan zur Hand hat: W131 mit 50 KOhm:

[attachment=82862]

Auch hier habe ich zurzeit keinen Ersatz zur Hand. Im EO 1/77U aus dem damaligen Karl-Marx-Stadt wird ein anderes Poti verwendet, d.h. dieses Poti hat einen besseren, anders arbeitenden Netzschalter angeflanscht und der scheint langzeitstabiler zu sein, da er an diesem Oszillografen bestens funktioniert.

Was fehlt nun diesem EO 1/77U aus Thalheim?  

Der Kippgenerator arbeitet nicht. Man kann einen Leuchtpunkt einstellen, man kann ihn mit seinen Reglern hoch und runter oder hin und her bewegen, ihn hell, dunkel und scharf oder verschwommen einstellen - das war es dann. Eine Kippspannung lässt sich (lt. Schematic) an Hü3 nicht entnehmen, das habe ich unter Zuhilfenahme meines anderen EO 1/77U bzw. EO 1/71a schon getestet.

Schwierig! Denn hier kann es durchaus auch sein, dass es nicht am Kippgenerator selbst liegt, sondern, dass er u.U. fehlerhafterweise durch den Steuermultivibrator gesperrt ist. Das muss ich mir mal in Ruhe beschnarchen. Die Bedienungsanleitung erklärt ausführlich die einzelnen Stufen, aber ganz so easy verstehe ich das bei diesem Oszillografen noch nicht. Erst einmal schaue ich nach den Betriebsspannungen und hier habe ich mit meinem funktionierenden, zweiten EO 1/77U eine gute Referenz.

Gruß Michael
Hallo Michael,

solche Sicherungshalter kannst Du von mir bekommen.

Ansonsten, wie immer das Problem mit den Papierkondensatoren.

Viele Grüße
Bernd
klasse.

Die Vitrine muß einiges aushalten, ich hab mal ein 2kanaliges Sioskop von Matt gehoben und dachte es reißt mich in die Tiefe, die sind wirklich übel schwer :o)
Sieht ja richtig gut aus. Dein Oszi ist wohl neuerer Art. Da fehlt schon die ECC85 auf der Verzögerungsstecke.
Das war wohl so üblich, das das datum der Reparatur auf die Kondensatoren geschrieben wurde.
Bei mir steht 9/74 drauf. Du hast auch schon die neueren Stabiröhren.
Servus,

(22.12.2020, 16:28)Morningstar schrieb: [ -> ]...Sieht ja richtig gut aus. Dein Oszi ist wohl neuerer Art. da fehlt schon die ECC85 auf der Verzögerungsstecke....

Frank, da hast Du mich auf einen wichtigen Punkt gebracht. Im www, insbesondere im RAMORG, liest man, dass sich die TPW- und die Karl-Marx-Stadt-EO 1/77U durch diese zusätzliche ECC85 auf den VZL unterscheiden.

Vermutlich ist das im RAMORG ungeschickt formuliert oder geschlussfolgert, denn wenn man meine beiden EO 1/77U von eben den beiden Herstellern sieht, haben beide diese Röhre NICHT. Ich finde auch keinen Schaltplan, der mir aufzeigt, was es mit dieser Röhre auf sich haben soll.

Du schreibst nun, dass mein Oszi neuerer Art wäre. Weißt Du mehr darüber?

Die Festtage nahen und mein Zeitkontingent wird wieder etwas begrenzt. Hier noch zwei Bilder, damit man auch mal sieht, wozu so ein EO 1/71a gut sein kann. Smile

Das erste Foto zeigt die Sägezahnspannung von meinem intakten EO 1/77U von der PGH aus Karl-Marx-Stadt:

[attachment=82888]

Das zweite Foto zeigt das, was beim EO1/77U vom TPW aus der Sägezahnspannungsbuchse (auf dem Schaltplan Hü3) rauskommt:

[attachment=82889]

Ich musste jetzt am EO 1/71a die Y-Verstärkung weit zurücknehmen, damit diese wilde Kurve nicht völlig übersteuert angezeigt wird. Das schwingt wild, obwohl auf dem Bildschirm des angeschlossenen EO 1/77U nur ein Punkt angezeigt wird.

Es ist schon interessant: der eine Oszi läuft wie 'ne Eins; wie neu aus dem Laden und der TPW-Oszi hat seine Macke.

Ich danke herzlich für die Angebote bezüglich der Sicherungsfassungen und komme gern darauf zurück! Smile 

Gruß Michael
Na das war nur meine Vermutung. Einsparung war ja damals groß geschrieben.
Näheres weis ich auch nicht.
Hallo zusammen,

das unten in meinem Posting von gestern gezeigte Foto ist übrigens Blödsinn. Dieses "wilde Schwingen" - von wegen. Gibt es nicht!

Wie kommt's?

Mir kippte heute der Oszillograf beim nochmaligen Überprüfen leicht gegen einen der Metallgriffe des über PE angeschlossenen, dahinterstehenden Stromversorgungsgerätes. Die Schwingung war sofort weg, weil einer der Netzteilelkos mit Masse am Chassis diesen Griff berührte und somit jetzt das Chassis des EO 1/77U über PE des Stromers geerdet wurde.

Wieso erst jetzt? Wieso keine Erdung über PE des angeschlossenen Netzkabels des Oszillografen? Sollte das etwa...???

Also habe ich das zum Oszi mitgelieferte Netzkabel hinsichtlich PE durchgeklingelt und tatsächlich: Es sind zwar Schukostecker dran, PE ist aber in beiden Steckern nicht installiert - beidseitig abgeknipst!

 Smiley26 

Das Kabel fix neu verdrahtet und diese wilde Schwingung ist weg. Es zeigt sich lediglich der waagerechte Strich auf der X-Achse des Referenzoszis. Das heißt, der Miller-Integrator des TPW-EO 1/77U liefert nichts. Rein gar nichts.

Den Prüfling habe ich dann mal kurz noch auf "X" geschaltet und ihm eine externe Kippspannung von meinem EO 1/71a zugeführt. Jetzt lenkt der Strahl des Prüflings aus und ich kann ihm nun über seinen Y-Eingang eine Wechselspannung zuführen, dessen Kurve angezeigt wird und dessen Anzeige ich mit dem EO 1/71a - dem externen Steuergerät - beeinflussen kann.

Also: mit einer externen Kippspannung versorgt, läuft der TPW-EO 1/77U erst mal soweit, d.h. die übrigen Stufen funktionieren irgendwie. Ich muss mich auf seinen Kippgenerator konzentrieren. Der Hinweis bezüglich der Kondensatoren kam ja schon von Bernd.

Gruß Michael
Nur kurz für heute.

100% deckungsgleich sind die Schaltungen oder zumindest die Verdrahtungen meiner beiden Sioskope übrigens doch nicht. Anbei dazu zwei Fotos.
Das erste zeigt das TPW-Sioskop. Man beachte den Pfeil:

[attachment=82983]

Und hier der EO 1/77U aus damaligen Karl-Marx-Stadt:

[attachment=82984]

Man erkennt gut die Hochlastwiderstände, die beim TPW-Oszi dort nicht (oder gar nicht?) montiert sind.

Ansonsten bin ich auch aus Zeitgründen mit der Fehlersuche noch nicht groß weiter gekommen. Zwar habe ich eine spannungsmäßige Auffälligkeit, d.h. einen Unterschied beim Durchmessen der beiden Platinen vergleichsweise feststellen können. Das war es aber auch schon. Ich muss gestehen, dass mich das ärgert, aber ich kann es nun mal nicht ändern: Aufgrund des fehlenden Wissens zur genauen Arbeitsweise der betreffenden Stufen dieses Oszillografen kann ich nicht vorab überlegen, wo und wie ich daraufhin zielsicher suchen muss. D.h. ich suche nicht ordentlich nach dem Fehler, sondern ich "stochere nur ungezielt im Gerät herum". Vielleicht finde ich dadurch auch irgendwann die Fehlerursache, das mag schon sein. Aber ein optimiertes und sinnvolles, schaltungsorientiertes Arbeiten, wie zum Beispiel in einem Radio, geht anders.

Na, schaun' mer mal.

Gruß Michael
Hallo Michael,

so lange Du nicht alle Papier-Cs gewechselt hast brauchst Du nicht nach Fehlern suchen. Deren Leckströme verschieben die Arbeitspunkte der Röhren.

Viele Grüße
Bernd
Servus zusammen,

allen Beteiligten ein gesundes und schönes, neues Jahr!

Inzwischen habe ich an meinem Oszillografen am Miller-Integrator + dessen Schaltungsperipherie etwas weiter gearbeitet, bin aber bislang zu keinem Ergebnis gekommen. Hier meine Gedanken dazu.

Auf der betreffenden Platine habe ich zwischenzeitlich

- alle Kondensatoren getauscht -> erwartungsgemäß ohne positives Resultat (woher auch, es sind ja nur Siebkondensatoren und die Spannungen, die bislang anlagen, stimmten soweit)
- einen der drei Keramik-Ko's überprüft -> liegt werte- und driftmäßig im erforderlichen Bereich (die beiden anderen Ko's sind noch dran)
- alle Widerstände überprüft -> liegen werte- und driftmäßig im erforderlichen Bereich
- probeweise andere Röhren eingesetzt.

Dann habe ich die Bauteile der Peripherie der Platine überprüft (also Ko's und Widerstände, insbesondere auch die sehr hochohmigen mit jeweils 4 MOhm), sowie die Diode durchgemesen -> alles ok soweit.

Der Kippgenerator ruckt und rührt sich nicht. Er schwingt nicht an.

Die Fehlerursachen können mannigfaltig sein. Von einer gebrochenen Zuleitung in einem der Kabelbäume zur Peripherie über Kontaktprobleme in in den Röhrenfassungen bis hin zu einem Schluß im Bildrohr.

Idealerweise wäre es jetzt, wenn ich eine Art Service- bzw. Reparatur-Manual für die gezielte Fehlersuche und -eingrenzung zur Hand hätte. Habe ich nicht. Momentan stochere ich nach wie vor zu sehr in diesem Oszi herum. Klar, wenn ich alle Koppel-Kondensatoren tausche, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich daraus ein neuer Betriebszustand des Oszillografen ergibt. Das ist wie eine "Streubombe": irgendwas wird man immer treffen und im Best Case funktioniert dann das Ding. Schön, aber die eigentliche Fehlerursache bliebe in diesem Fall möglicherweise dennoch unbekannt. Und wenn die Kiste anschließend läuft, dann denkt man eh' nicht weiter drüber nach.

Andererseits muß ein vollständiger Ko-Tausch nicht unbedingt zwingend zur Lösung des Fehlers führen, wenn eine andere, mögliche Fehlerursache (s.o.) vorliegt.

Und außerdem spielt mir hier auch noch mein in Betrieb befindlicher EO 1/77U rein, der dieselben Koppel-Ko's verbaut hat: Er läuft einwandfrei!! Das verlockt obendrein auch noch dazu, den fehlerhaften Oszi in den Fundus bzw. in die Vitrine zu stellen...

OK, ich könnte jetzt hergehen und spaßenshalber mal die Platinen tauschen, das Bildrohr tauschen, usw. usf. Aber das scheint mir nicht wirklich zielführend im Sinne der Beseitigung der Fehlfunktion des Kippgenerators.

[attachment=83204]

Bin gedanklich weiter dran. Smile

Gruß Michael
Hallo Michael,
leider keine 50kOhm. Wenn du allerdings die Bahn wechseln willst, kannst du eins haben.

Gruß
Wolfgang

[attachment=83294]
Hallo Wolfgang,

danke, das ist sehr nett, aber nein - die Potis (und somit ihre Bahnen) sind viel zu groß. Das passt keinen Meter!
Ggf. komme ich wegen der beiden Sicherungsfassungen auf Dich zu, wenn es recht ist.

Gruß Michael
Hallo Michael,

sonst leider nur 4mm Achse.
Bezüglich Sicherungshalter kein Problem. Welche Ausführung? Rechts oder links? Links ist Federverschluss. Gab es ja auch mit Schraubverschluss aber das ist ja Wurst. Sende mir nochmals eine PN mit der Anschrift. War schlecht zu lesen.

Gruß
Wolfgang

[attachment=83296]
Hallo Michael,

sonst leider nur 4mm Achse.
Bezüglich Sicherungshalter kein Problem. Welche Ausführung? Rechts oder links? Links ist Federverschluss. Wenn es für den 77U ist sicher der rechte. Gab es ja auch mit Schraubverschluss aber das ist ja Wurst. Sende mir nochmals eine PN mit der Anschrift. War schlecht zu lesen.

Gruß
Wolfgang

[attachment=83298]
Warum das zweimal steht habe ich keine Ahnung, Richard wird das schon richten Smile
(04.01.2021, 13:39)Kurzschluss schrieb: [ -> ]Warum das zweimal steht habe ich keine Ahnung...

Hallo Wolfgang,

aber ich: Weil ich zweie brauche.  Smiley47 Big Grin

Die rechten bitte, danke! Smile 

Gruß Michael
Ah, jetzt verstehe ich das. Hatte mich schon gewundert Smile
Ist schon in Arbeit.

Gruß
Wolfgang

PS.: Frage: Gab es denn den EO 1/71 auch mit der Erweiterung für die Rechteck-Vergleichsspannung wie beim EO 1/71a? Vielleicht als späte Ausführung?
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