10.03.2021, 22:10
Hallo Fernsehfreunde
Mein Spaß an alten Fernseher ist ungebrochen. Zwar sind eigentlich genug Fernseher in der Sammlung, ein Grundig und die Clivia, sowie der Graetz Kurfürst und diverse Philips, aber an dem Nordmende wollte ich nicht vorüber gehen. Der Diplomat 58 wurde nicht weit von mir schon seit einigen Monaten angeboten. Der Besitzer hatte auch keinerlei Hemmung den alten TV einzuschalten. Das ist zwar nicht so schön für einen so alten Apparat, jedoch war dadurch die Grundfunktion bewiesen. Also ein Bild, und ein mehr oder weniger rauschender Ton. Natürlich konnte man sogleich sehen, das dieser Fernseher vermutlich schon Bekanntschaft mit dem Container eines Wertstoffhofs gemacht hat, oder er wurde etwas unsanft auf seinem letzten Lagerplatz hin und her bugsiert. Kratzer am Gehäuse, unten die Abdeckung an zwei Stellen eingedrückt. Aber trotz der vielen kleinen Macken war mir das gute Stück auf Anhieb sympathisch und so wurde ich neuer Besitzer des Nordmende. Leider finden sich kaum Informationen zu der Technik im Netz. Entweder es haben herzlich wenige Diplomaten überlebt, oder die gingen nicht kaputt und mußten somit nicht aufwendig repariert werden.
Technische Daten:
Produktionszeitraum 1957/1958
Das Gerät hat 21 Röhren!
Nach Röhrennummern aus dem Schaltplan aufgeführt: PCC88 PCF82 EF80 EF80 EF80 ECC82 EF80 PL83 EF80 Ef80 PABC80 PL84 ECL80 ECC82 PCL82 ECH81 PL36 PY81 oder 83 DY86 und der Bildröhre AW43-80
Der Fernseher hat seitlich einen Lautsprecher und vorn einen Hochtöner Lautsprecher
Wechselstromgerät 220 Volt
Gewicht 28 Kg
Abmessung 53 x 48 x50 cm
Preis ab 1957 ca 870 DM
Geplant war damit im Sommer anzufangen, jedoch wollte ich etwas Zeitreserve wegen dem Gehäuse haben und fotografierte zunächst den jetzigen Zustand des Fernsehers. Dann erfaßte die Neugier auf diese Technik mein Handeln, da fange ich mit an und lasse mir schön Zeit, um alles sorgfältig zu überarbeiten. Probleme bereiteten sogleich die Knöpfe der kleinen Potis links und rechts. Alle beiden Potis waren schwergängig, bzw. links war das untere völlig fest. Man kam natürlich nicht an die Madenschraube und somit mußte ich mit selbst gebogenen Werkzeug die Schraube lösen, da natürlich die Bohrung mit der Schraube zum Gehäuse ausgerichtet war. Eine langwierige Fummelei. Die anderen Potis gaben langsam nach, da konnte ich die Schrauben gut lösen. Somit stand dem Ausbau des Servicefreundlichen Chassis nichts mehr im Wege.
[attachment=85681]
Ein Diplomat der unverwüstlich scheint, kommt nun in meinen Besitz. Robuste Technik, die auch schon seinerzeit in der Fachliteratur gelobt wurde. Man kann die Macken am Gehäuse erkennen. Es sind alles Dinge, die wir auch von unseren Radios kennen, nur da sind die Gehäuse kleiner. Die beiden linken kleinen Potis waren bombenfest. Das obere gab langsam nach, somit kam ich an die Madenschraube, nur beim unteren begann der erste Stresstest.
[attachment=85682]
Beim Gehäuse bin ich zuversichtlich. Einen ähnlichen Fall habe ich auch noch bei einem Graetz Landgraf, den ich von Semir bekommen habe und einem Philips von 1955, der vom Michel stammt. Mein Plan ist, zeitgleich drei Gehäuse aufzuarbeiten. Entweder Schelllack, oder Lackierung mit Klarlack. Letzteres wurde mir von einem Vereinsmitglied aus meinem Modellflugverein angeboten. Es folgen also auch noch über die beiden anderen Fernseher Reparaturberichte, wobei der Philips ein Gerät ist, worüber keinerlei Schaltungsunterlagen existieren.
[attachment=85685]
Das dunkel angespritzte Furnier ist Zeittypisch und wird noch für manche Grübelei sorgen. Ich könnte aber auch mit einem gleichmäßig in Nußbaumfarben gehaltenen Gehäuses leben. Die Seiten sind allerdings noch einigermaßen erhalten, so das man ja auch mal andere Möglichkeiten ausprobieren kann. Es hat ja alles Zeit und das dieser Fernseher nicht innerhalb von vier Wochen fertig wird ist mir klar. Unter dem Tisch wartet noch ein Leonardo auf seine Wiederbelebung.
[attachment=85686]
Nachdem die Rückwand entfernt war, präsentierte sich ein gut erhaltenes Chassis ohne Rost. Ich habe schon schlimmere Fernseher besessen. Meine ersten Schwarzweiß TV`s hatte ich mit 14 Jahren vom Sperrmüll beschafft. Später beschaffte ich mir die Geräte von einem sehr netten Radio/Fernsehgeschäft. Dort bekam ich mal nach Feierabend von einem Mechaniker einen Crashkurs beim Umgang mit Fernsehern. Heutzutage wäre so etwas gar nicht mehr möglich, wegen evtl. Haftung. Der Crashkurs war hilfreich und natürlich war man als Schüler nicht sehr Finanzstark und so wurde mit den einfachsten Mitteln ohne Trenntrafo mit äußerster Vorsicht gearbeitet. Mal gelang es, mal nicht. So einen Nordmende habe ich allerdings seinerzeit nie bekommen. Klar, die waren unkaputtbar. Mein Ziel bei dem Diplomat ist, mit den ähnlichen Voraussetzungen wie in meiner Jugendzeit, dieses Gerät wieder flott machen. Was hier auf dem Foto auch auffällt, der Hochspannungskäfig hat keine Abdeckung. Der Knopf für das Poti der Bildhöhe ist abgebrochen. Da muß ich Ersatz finden. Ansonsten ein
wirklich sehr ansprechendes Gerät.
[attachment=85687]
Vorbildlich die Beschriftung der Röhren und Bauteile. Hier bekommt mein Röhrenprüfer wieder ordentlich zu tun. Die Röhren werden alle geprüft und ich bin gespannt, wie gut oder schlecht diese noch sind. Damit man evtl. Fehler zuordnen kann , werde ich die Röhren entsprechend ihrer Nummern dem Blockschema zuordnen und notieren. Falls es interessiert, werde ich die vorgefunden Werte mal hier veröffentlichen. Denn dieser TV soll vom ersten Schritt der Reparatur bis zu seiner Fertigstellung dokumentiert werden. Ansonsten füge ich diese Daten hier nicht ein.
[attachment=85688]
Ich will es wissen! Tut sich auf dem Bildschirm etwas und vor allem wie hoch ist die Stromaufnahme? Das Gerät kommt an den Trenntrafo. Ich besitze 2 solcher Trenntrafos, einer davon ist ein KSL Regel-Trenn-Trafo der in 15 Stufen regelbar ist. Hiermit bekommt der Diplomat seinen ersten und einzigen Test bei mir im jetzigen Zustand. Die Stromaufnahme ist wirklich nicht zu hoch , bei 800mA bleibt das Messinstrument stehen, obwohl ich zerdöddelte Sicherungen im Gerät sind. Man kann gut erkennen, das das Bild nach oben verzerrt ist und seitlich ebenfalls. Die Bildhöhe war regulierbar, die Breite nicht! Der Helligkeitsregler sitzt ja fest, nur der Kontrastregler konnte dafür sorgen, das man überhaupt etwas sah. Das war der kurze Moment, das sozusagen letzte Signal vor der Reparatur des Diplomat 58 Mit dieser Erkenntnis gehe ich nun in die Bestandsaufnahme über. Leider ist die Fotoqualität nicht sehr gut und ich wollte nur für ein Foto diese Prozedur nicht nochmal wiederholen.
[attachment=85689]
Das Chassis kann nun ausgebaut werden. Die Knöpfe sind entfernt und ich fasse jetzt schon mal zusammen, was ich alles benötige an Teilen, die mir Optisch auffallen. Zwei kleine Knöpfe, die beiden linken Potis, Der Knopf für die Bildhöhe auf der Rückseite. Nun raus mit dem Chassis.
[attachment=85690]
Bei Nordmende gut gelöst. Man löst die obere Sechskantschraube, schiebt den Sperrriegel hoch und kommt an die untere Befestigungsschraube. Es sind nur links und rechts solche Halteschrauben. Der Lautsprecher führt mit seinem Kabel zu einem Zentralstecker, von dort führt die Zuleitung zu den drei Knöpfen an der Front. Die Tastatur besteht aus einem Briliantzeichner, einer Filmtaste und einer Studiotaste, alles Schalter, die die Optische Darstellung des Fernsehbild verbessern sollen. Man hoffte seinerzeit damit Qualitätsverluste bei der Ausstrahlung vom Sender zu kaschieren. Das es gelungen war, hiermit Fehler bei einem mäßigen Empfang auszugleichen , wurde in der Fachpresse bescheinigt.
Der Lautsprecher muß abgenommen werden und da hier die Kabelhüllen sehr ausgehärtet sind, löte ich die Kabel lieber ab und umgehe so möglichen Schäden an der Leitung. Hier muß in jeden Fall ein neuer Kabelschlauch eingebaut werden. Glasfaser-Siliconhüllen sind hier ideal. Die gibt es in allen erdenklichen Farben.
[attachment=85692]
Das Chassis ist ausgebaut. Zunächst wird der Staubsauger aktiv. Die Schicht ist nicht sehr stark, da wurde in der Vergangenheit also schon einmal sauber gemacht. Lediglich auf der Bildröhre und auf dem Sicherheitsglas sind heftige verschmierte Stellen. Es ist schon angenehm, wenn man so einfach an die Glasscheibe kommt und man nicht wie bei anderen Geräten die Bildröhre herausheben muß. Ich habe immer noch etwas Respekt vor Bildröhren, jedoch keine Angst, die ist hier fehl am Platz. Mit überlegten Arbeiten an Bildröhren bin ich noch aus meiner Jugend vertraut. Dicke lange Lederhandschuhe, eine Sicherheitsbrille und ein Halsschutz. Aber übertreiben will ich es nicht. Bei meinem Praktikum in einer Fernsehwerkstatt bestand der vorgeschriebene Schutz aus Handschuhen und einer Brille, so wie einem Lederverstärkten Halswickel. So hat man das halt seinerzeit gehandhabt.
[attachment=85693]
Wie man sehen kann ist das Chassis wirklich gut erhalten. Und was auch immer sehr hilfreich ist, gute Fotos vom vorgefundenen Zustand. Die Stellung der Ionenfalle habe ich sogleich auf dem Bildröhrenhals markiert. Sie hat noch Plombenlack an den beiden Enden, so das man gut sehen kann, ob dort schon einmal jemand etwas verstellt hat. Der Zeilentrafo sieht noch sehr gut aus. Nicht so aufgedröselte Isolierungen des Hochspannungswickel, wie bei Graetz Trafos. Ich muß direkt mal nachschauen, ich glaube ich habe so gar noch einen gebrauchten Zeilentrafo für den Diplomat. Er wird zwar nicht benötigt, aber gut zu wissen, das man Reserve hat.
[attachment=85694]
Zwei Kabel aus dem Chassis! Wo gehören sie hin, was haben sie für einen Zweck? Ich werde es herausfinden. Manchmal haben Mechaniker Kabel an Messpunkten angelötet, um sich das leidige hin und her drehen der Geräte zu sparen. Vielleicht hat bei unseren Bastlern auch schon einmal jemand solche Kabel entdeckt und war am rätseln, was das bedeutet.
[attachment=85695]
Die Flachbandkabel an dem Antenneneingang wurden abgekniffen. Ich weiß das früher solche Kabel im Gehäuse verlegt waren. Die freie Fassung über dem AÜ dient zur Aufnahme des Zentralsteckers von Lautsprecher und Bildschmeichler ( die drei Tasten an der Frontseite )
[attachment=85696]
Sieht wirklich sehr gut aus. Der Zeilentrafo ist in einem guten Zustand. Bei meinem Test vorhin war nichts verdächtiges zu sehen oder zu hören. In welchen Zustand die Röhren sind wird sich zeigen. Die fehlende Abdeckung muß ich selbst bauen. Dafür verwende ich Lochblech, was so ähnlich aussieht wie das hier im Nordmende. Blecharbeiten sind für mich kein Problem. Ich denke, wenn das Teil fertig ist, fällt es nicht mehr auf. Die Abdeckung werde ich in zwei Teilen bauen, Oberteil und hintere Abdeckung.
[attachment=85697]
Vier Becherelkos hat der Diplomat 3 x 100 + 50 µF 350 Volt und 1 x 50 + 50µF 350 Volt. Um eine Störungsfreie Funktion zu gewährleisten, werden sie erneuert. Entweder mit Originalen in vorgefundener Kapazität, oder sie werden neu befüllt, wobei ich allerdings Platzprobleme in den alten Elkohüllen vermute. Ich hoffe, das ich etwas beschaffen kann. Hinter den Elkos, diese hier sind im Netzeingang, befindet sich der Gleichrichter. Mal schauen, ob dieser hier noch in Ordnung ist. Es wird sich zeigen, wenn die meisten Kondensatoren erneuert wurden und man ohne Sorge das Gerät einschalten kann. Früher habe ich die Spannungen folgendermaßen kontrolliert, kurz nach dem einschalten und dann alle 5 Minuten, über einen Zeitraum von einer Stunde. Waren nur geringe Abweichungen zu messen, blieb er drin. War etwas unregelmäßig kam ein neuer rein. Nur früher bekam ich solche Gleichrichter in meinem geliebten Bastelgeschäft für ein paar Mark, heute wird es schwer und man muß mit Dioden Ersatz einbauen.
Das sollte für den ersten Teil des Berichts genügen. Die weiteren Schritte bei der Instandsetzung erfolgen in lockerer Reihenfolge ohne Zeitdruck
Mein Spaß an alten Fernseher ist ungebrochen. Zwar sind eigentlich genug Fernseher in der Sammlung, ein Grundig und die Clivia, sowie der Graetz Kurfürst und diverse Philips, aber an dem Nordmende wollte ich nicht vorüber gehen. Der Diplomat 58 wurde nicht weit von mir schon seit einigen Monaten angeboten. Der Besitzer hatte auch keinerlei Hemmung den alten TV einzuschalten. Das ist zwar nicht so schön für einen so alten Apparat, jedoch war dadurch die Grundfunktion bewiesen. Also ein Bild, und ein mehr oder weniger rauschender Ton. Natürlich konnte man sogleich sehen, das dieser Fernseher vermutlich schon Bekanntschaft mit dem Container eines Wertstoffhofs gemacht hat, oder er wurde etwas unsanft auf seinem letzten Lagerplatz hin und her bugsiert. Kratzer am Gehäuse, unten die Abdeckung an zwei Stellen eingedrückt. Aber trotz der vielen kleinen Macken war mir das gute Stück auf Anhieb sympathisch und so wurde ich neuer Besitzer des Nordmende. Leider finden sich kaum Informationen zu der Technik im Netz. Entweder es haben herzlich wenige Diplomaten überlebt, oder die gingen nicht kaputt und mußten somit nicht aufwendig repariert werden.
Technische Daten:
Produktionszeitraum 1957/1958
Das Gerät hat 21 Röhren!
Nach Röhrennummern aus dem Schaltplan aufgeführt: PCC88 PCF82 EF80 EF80 EF80 ECC82 EF80 PL83 EF80 Ef80 PABC80 PL84 ECL80 ECC82 PCL82 ECH81 PL36 PY81 oder 83 DY86 und der Bildröhre AW43-80
Der Fernseher hat seitlich einen Lautsprecher und vorn einen Hochtöner Lautsprecher
Wechselstromgerät 220 Volt
Gewicht 28 Kg
Abmessung 53 x 48 x50 cm
Preis ab 1957 ca 870 DM
Geplant war damit im Sommer anzufangen, jedoch wollte ich etwas Zeitreserve wegen dem Gehäuse haben und fotografierte zunächst den jetzigen Zustand des Fernsehers. Dann erfaßte die Neugier auf diese Technik mein Handeln, da fange ich mit an und lasse mir schön Zeit, um alles sorgfältig zu überarbeiten. Probleme bereiteten sogleich die Knöpfe der kleinen Potis links und rechts. Alle beiden Potis waren schwergängig, bzw. links war das untere völlig fest. Man kam natürlich nicht an die Madenschraube und somit mußte ich mit selbst gebogenen Werkzeug die Schraube lösen, da natürlich die Bohrung mit der Schraube zum Gehäuse ausgerichtet war. Eine langwierige Fummelei. Die anderen Potis gaben langsam nach, da konnte ich die Schrauben gut lösen. Somit stand dem Ausbau des Servicefreundlichen Chassis nichts mehr im Wege.
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Ein Diplomat der unverwüstlich scheint, kommt nun in meinen Besitz. Robuste Technik, die auch schon seinerzeit in der Fachliteratur gelobt wurde. Man kann die Macken am Gehäuse erkennen. Es sind alles Dinge, die wir auch von unseren Radios kennen, nur da sind die Gehäuse kleiner. Die beiden linken kleinen Potis waren bombenfest. Das obere gab langsam nach, somit kam ich an die Madenschraube, nur beim unteren begann der erste Stresstest.
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Beim Gehäuse bin ich zuversichtlich. Einen ähnlichen Fall habe ich auch noch bei einem Graetz Landgraf, den ich von Semir bekommen habe und einem Philips von 1955, der vom Michel stammt. Mein Plan ist, zeitgleich drei Gehäuse aufzuarbeiten. Entweder Schelllack, oder Lackierung mit Klarlack. Letzteres wurde mir von einem Vereinsmitglied aus meinem Modellflugverein angeboten. Es folgen also auch noch über die beiden anderen Fernseher Reparaturberichte, wobei der Philips ein Gerät ist, worüber keinerlei Schaltungsunterlagen existieren.
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Das dunkel angespritzte Furnier ist Zeittypisch und wird noch für manche Grübelei sorgen. Ich könnte aber auch mit einem gleichmäßig in Nußbaumfarben gehaltenen Gehäuses leben. Die Seiten sind allerdings noch einigermaßen erhalten, so das man ja auch mal andere Möglichkeiten ausprobieren kann. Es hat ja alles Zeit und das dieser Fernseher nicht innerhalb von vier Wochen fertig wird ist mir klar. Unter dem Tisch wartet noch ein Leonardo auf seine Wiederbelebung.
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Nachdem die Rückwand entfernt war, präsentierte sich ein gut erhaltenes Chassis ohne Rost. Ich habe schon schlimmere Fernseher besessen. Meine ersten Schwarzweiß TV`s hatte ich mit 14 Jahren vom Sperrmüll beschafft. Später beschaffte ich mir die Geräte von einem sehr netten Radio/Fernsehgeschäft. Dort bekam ich mal nach Feierabend von einem Mechaniker einen Crashkurs beim Umgang mit Fernsehern. Heutzutage wäre so etwas gar nicht mehr möglich, wegen evtl. Haftung. Der Crashkurs war hilfreich und natürlich war man als Schüler nicht sehr Finanzstark und so wurde mit den einfachsten Mitteln ohne Trenntrafo mit äußerster Vorsicht gearbeitet. Mal gelang es, mal nicht. So einen Nordmende habe ich allerdings seinerzeit nie bekommen. Klar, die waren unkaputtbar. Mein Ziel bei dem Diplomat ist, mit den ähnlichen Voraussetzungen wie in meiner Jugendzeit, dieses Gerät wieder flott machen. Was hier auf dem Foto auch auffällt, der Hochspannungskäfig hat keine Abdeckung. Der Knopf für das Poti der Bildhöhe ist abgebrochen. Da muß ich Ersatz finden. Ansonsten ein
wirklich sehr ansprechendes Gerät.
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Vorbildlich die Beschriftung der Röhren und Bauteile. Hier bekommt mein Röhrenprüfer wieder ordentlich zu tun. Die Röhren werden alle geprüft und ich bin gespannt, wie gut oder schlecht diese noch sind. Damit man evtl. Fehler zuordnen kann , werde ich die Röhren entsprechend ihrer Nummern dem Blockschema zuordnen und notieren. Falls es interessiert, werde ich die vorgefunden Werte mal hier veröffentlichen. Denn dieser TV soll vom ersten Schritt der Reparatur bis zu seiner Fertigstellung dokumentiert werden. Ansonsten füge ich diese Daten hier nicht ein.
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Ich will es wissen! Tut sich auf dem Bildschirm etwas und vor allem wie hoch ist die Stromaufnahme? Das Gerät kommt an den Trenntrafo. Ich besitze 2 solcher Trenntrafos, einer davon ist ein KSL Regel-Trenn-Trafo der in 15 Stufen regelbar ist. Hiermit bekommt der Diplomat seinen ersten und einzigen Test bei mir im jetzigen Zustand. Die Stromaufnahme ist wirklich nicht zu hoch , bei 800mA bleibt das Messinstrument stehen, obwohl ich zerdöddelte Sicherungen im Gerät sind. Man kann gut erkennen, das das Bild nach oben verzerrt ist und seitlich ebenfalls. Die Bildhöhe war regulierbar, die Breite nicht! Der Helligkeitsregler sitzt ja fest, nur der Kontrastregler konnte dafür sorgen, das man überhaupt etwas sah. Das war der kurze Moment, das sozusagen letzte Signal vor der Reparatur des Diplomat 58 Mit dieser Erkenntnis gehe ich nun in die Bestandsaufnahme über. Leider ist die Fotoqualität nicht sehr gut und ich wollte nur für ein Foto diese Prozedur nicht nochmal wiederholen.
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Das Chassis kann nun ausgebaut werden. Die Knöpfe sind entfernt und ich fasse jetzt schon mal zusammen, was ich alles benötige an Teilen, die mir Optisch auffallen. Zwei kleine Knöpfe, die beiden linken Potis, Der Knopf für die Bildhöhe auf der Rückseite. Nun raus mit dem Chassis.
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Bei Nordmende gut gelöst. Man löst die obere Sechskantschraube, schiebt den Sperrriegel hoch und kommt an die untere Befestigungsschraube. Es sind nur links und rechts solche Halteschrauben. Der Lautsprecher führt mit seinem Kabel zu einem Zentralstecker, von dort führt die Zuleitung zu den drei Knöpfen an der Front. Die Tastatur besteht aus einem Briliantzeichner, einer Filmtaste und einer Studiotaste, alles Schalter, die die Optische Darstellung des Fernsehbild verbessern sollen. Man hoffte seinerzeit damit Qualitätsverluste bei der Ausstrahlung vom Sender zu kaschieren. Das es gelungen war, hiermit Fehler bei einem mäßigen Empfang auszugleichen , wurde in der Fachpresse bescheinigt.
Der Lautsprecher muß abgenommen werden und da hier die Kabelhüllen sehr ausgehärtet sind, löte ich die Kabel lieber ab und umgehe so möglichen Schäden an der Leitung. Hier muß in jeden Fall ein neuer Kabelschlauch eingebaut werden. Glasfaser-Siliconhüllen sind hier ideal. Die gibt es in allen erdenklichen Farben.
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Das Chassis ist ausgebaut. Zunächst wird der Staubsauger aktiv. Die Schicht ist nicht sehr stark, da wurde in der Vergangenheit also schon einmal sauber gemacht. Lediglich auf der Bildröhre und auf dem Sicherheitsglas sind heftige verschmierte Stellen. Es ist schon angenehm, wenn man so einfach an die Glasscheibe kommt und man nicht wie bei anderen Geräten die Bildröhre herausheben muß. Ich habe immer noch etwas Respekt vor Bildröhren, jedoch keine Angst, die ist hier fehl am Platz. Mit überlegten Arbeiten an Bildröhren bin ich noch aus meiner Jugend vertraut. Dicke lange Lederhandschuhe, eine Sicherheitsbrille und ein Halsschutz. Aber übertreiben will ich es nicht. Bei meinem Praktikum in einer Fernsehwerkstatt bestand der vorgeschriebene Schutz aus Handschuhen und einer Brille, so wie einem Lederverstärkten Halswickel. So hat man das halt seinerzeit gehandhabt.
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Wie man sehen kann ist das Chassis wirklich gut erhalten. Und was auch immer sehr hilfreich ist, gute Fotos vom vorgefundenen Zustand. Die Stellung der Ionenfalle habe ich sogleich auf dem Bildröhrenhals markiert. Sie hat noch Plombenlack an den beiden Enden, so das man gut sehen kann, ob dort schon einmal jemand etwas verstellt hat. Der Zeilentrafo sieht noch sehr gut aus. Nicht so aufgedröselte Isolierungen des Hochspannungswickel, wie bei Graetz Trafos. Ich muß direkt mal nachschauen, ich glaube ich habe so gar noch einen gebrauchten Zeilentrafo für den Diplomat. Er wird zwar nicht benötigt, aber gut zu wissen, das man Reserve hat.
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Zwei Kabel aus dem Chassis! Wo gehören sie hin, was haben sie für einen Zweck? Ich werde es herausfinden. Manchmal haben Mechaniker Kabel an Messpunkten angelötet, um sich das leidige hin und her drehen der Geräte zu sparen. Vielleicht hat bei unseren Bastlern auch schon einmal jemand solche Kabel entdeckt und war am rätseln, was das bedeutet.
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Die Flachbandkabel an dem Antenneneingang wurden abgekniffen. Ich weiß das früher solche Kabel im Gehäuse verlegt waren. Die freie Fassung über dem AÜ dient zur Aufnahme des Zentralsteckers von Lautsprecher und Bildschmeichler ( die drei Tasten an der Frontseite )
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Sieht wirklich sehr gut aus. Der Zeilentrafo ist in einem guten Zustand. Bei meinem Test vorhin war nichts verdächtiges zu sehen oder zu hören. In welchen Zustand die Röhren sind wird sich zeigen. Die fehlende Abdeckung muß ich selbst bauen. Dafür verwende ich Lochblech, was so ähnlich aussieht wie das hier im Nordmende. Blecharbeiten sind für mich kein Problem. Ich denke, wenn das Teil fertig ist, fällt es nicht mehr auf. Die Abdeckung werde ich in zwei Teilen bauen, Oberteil und hintere Abdeckung.
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Vier Becherelkos hat der Diplomat 3 x 100 + 50 µF 350 Volt und 1 x 50 + 50µF 350 Volt. Um eine Störungsfreie Funktion zu gewährleisten, werden sie erneuert. Entweder mit Originalen in vorgefundener Kapazität, oder sie werden neu befüllt, wobei ich allerdings Platzprobleme in den alten Elkohüllen vermute. Ich hoffe, das ich etwas beschaffen kann. Hinter den Elkos, diese hier sind im Netzeingang, befindet sich der Gleichrichter. Mal schauen, ob dieser hier noch in Ordnung ist. Es wird sich zeigen, wenn die meisten Kondensatoren erneuert wurden und man ohne Sorge das Gerät einschalten kann. Früher habe ich die Spannungen folgendermaßen kontrolliert, kurz nach dem einschalten und dann alle 5 Minuten, über einen Zeitraum von einer Stunde. Waren nur geringe Abweichungen zu messen, blieb er drin. War etwas unregelmäßig kam ein neuer rein. Nur früher bekam ich solche Gleichrichter in meinem geliebten Bastelgeschäft für ein paar Mark, heute wird es schwer und man muß mit Dioden Ersatz einbauen.
Das sollte für den ersten Teil des Berichts genügen. Die weiteren Schritte bei der Instandsetzung erfolgen in lockerer Reihenfolge ohne Zeitdruck