13.07.2021, 12:03
Servus zusammen,
man kann ja nicht immer nur Fernseher machen. Der "schwere Infekt" bezieht sich ja auch auf Radios.
So einen "Globus" hatte ich schon einmal, ich erstand ihn einst im Jahre 2000 aus Dessau. 2012 habe ich ihn an einen geschätzten Bastlerkollegen nach Freiberg verkauft und wie das mit den Jahre so ist...
Nun konnte ich auf meiner Tour am Wochenende für 15,- diesen "Globus" erstehen:
[attachment=89838]
Er präsentiert sich in fast fabrikneuem Zustand. Hier ein paar Ansichten:
[attachment=89839]
[attachment=89840]
[attachment=89841]
Lediglich an der Ecke hinten links fehlt ein winziges Stück Furnier:
[attachment=89847]
An der Skala, nahe dem RFT-Schriftzug, hat er innen ein paar Blessuren, die mit einem schwarzen Edding unsichtbar gemacht werden...
Das 25,5 kg schwere Gerät ist kein AM-HF-Vorstufensuperhet, auch wenn es seine Röhrenbestückung auf der Rückwand scheinbar vermittelt:
[attachment=89842]
[attachment=89843]
Die EF89 (Im Schaltplan Rö3) links oben neben der ECH81 (Rö4) wirkt nur als zuschaltbarer HF-Verstärker (Taste "UKW Fern") für den FM-Bereich. Die AM wird, von der Antennenbuchse kommend, über ihre Eingangskreise ganz klassisch direkt auf das Mischrohr gegeben. Im Gegensatz zu den 11 FM-Kreisen handelt es sich hier lediglich um einen hundsordinären AM-Sechskreiser. Die zweite EF89 dient der AM/FM-ZF-Verstärkung. Die AM-ZF beträgt 468 kHz, die FM-ZF beträgt übrigens 6,7 MHz.
Ein ganz normales Radio also? Mitnichten! Mag er optisch und auf AM meinetwegen ein Blender sein - in der NF hat er es allerdings faustdick hinter den Ohren. Nach der mit der EABC80 üblichen AM/FM-Empfangsgleichrichtung und NF-Vorverstärkung folgt nämlich eine weitere NF-Verstärkung mit dem ersten Teil einer ECC81-Doppeltriode und der damals üblichen Klangregister-Tastatur. Die zweite Triode arbeitet als Kathodyn-Phasenumkehrstufe, die dann nichts geringeres als eine Gegentakt-Endstufe mit 2x EL84 ansteuert, die sicherlich nicht nur eine Sprechleistung von 6 Watt an drei Breitbandlautsprecher abgeben.
Den erforderlichen Strombedarf liefert das Netzteil mit einer für Radios eher unüblichen EYY13.
Durch die relativ großen Transformatoren und der Siebdrossel erklärt sich auch das ziemlich hohe Gewicht des Radios.
Ob Absicht oder gekupfert, dem "Globus" wird der Optik wegen witzigerweise oft eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Körting Syntektor 54W nachgesagt.
Trotz Spinnenweben: Bei meinem Stassfurt hat jemand bereits dran gebastelt:
[attachment=89844]
Die originalen Antennen- und Erdbuchsen wurden entfernt und es wurde eine moderne Antennenbuchse nebst Stecker installiert. Hm, ganz tricky und praktisch, aber eben nicht mehr original.
Auch an der NF war jemand dran:
[attachment=89845]
Die untere Buchse wurde gegen eine Diodenbuchse ausgetauscht. Das würde ich schon ganz gerne wieder rückbauen wollen, da muss ich mal schauen, ob ich irgendwo Ersatz finde.
Der Seilzug für den Antrieb des UKW-Skalenzeigers ist ausgehakt, da muss ich mal schauen, ob ich irgendwo einen Seillaufplan auftreibe, sofern ich das nicht so wieder hinbekomme.
Das Radio spielt. Jahrein, jahraus tat es unbekümmert vom zu übermittelnden Inhalt seinen Dienst, spielend wurde es mir vorgeführt. Aber vorerst kommt es mir nicht mehr ans Netz: Die beiden sekundärseitigen "Gefahrenkondensatoren" sind noch drin (bloß gut, dass die gehalten haben!!) und ein Kratzen ist in der NF nicht zu überhören - die alten Kondensatoren müssen zwingend raus, sofern sich nicht auch noch der Frontlautsprecher verzogen hat.
Die Gesamtansicht der Rückseite:
[attachment=89846]
Ich freue mich, endlich wieder diesen aus meiner Sicht gefälligen AM/FM-Super mit seinem barocken Design erstanden zu haben und mein Eigen nennen zu dürfen. Auch wenn es lt. Stückliste schon alleine nur mindestens 30 Papierkondensatoren sind, die ausgetauscht gehören - hinsichtlich der Restauration wartet ein schönes Stück Arbeit auf mich!
Gruß Michael
man kann ja nicht immer nur Fernseher machen. Der "schwere Infekt" bezieht sich ja auch auf Radios.
So einen "Globus" hatte ich schon einmal, ich erstand ihn einst im Jahre 2000 aus Dessau. 2012 habe ich ihn an einen geschätzten Bastlerkollegen nach Freiberg verkauft und wie das mit den Jahre so ist...
Nun konnte ich auf meiner Tour am Wochenende für 15,- diesen "Globus" erstehen:
[attachment=89838]
Er präsentiert sich in fast fabrikneuem Zustand. Hier ein paar Ansichten:
[attachment=89839]
[attachment=89840]
[attachment=89841]
Lediglich an der Ecke hinten links fehlt ein winziges Stück Furnier:
[attachment=89847]
An der Skala, nahe dem RFT-Schriftzug, hat er innen ein paar Blessuren, die mit einem schwarzen Edding unsichtbar gemacht werden...
Das 25,5 kg schwere Gerät ist kein AM-HF-Vorstufensuperhet, auch wenn es seine Röhrenbestückung auf der Rückwand scheinbar vermittelt:
[attachment=89842]
[attachment=89843]
Die EF89 (Im Schaltplan Rö3) links oben neben der ECH81 (Rö4) wirkt nur als zuschaltbarer HF-Verstärker (Taste "UKW Fern") für den FM-Bereich. Die AM wird, von der Antennenbuchse kommend, über ihre Eingangskreise ganz klassisch direkt auf das Mischrohr gegeben. Im Gegensatz zu den 11 FM-Kreisen handelt es sich hier lediglich um einen hundsordinären AM-Sechskreiser. Die zweite EF89 dient der AM/FM-ZF-Verstärkung. Die AM-ZF beträgt 468 kHz, die FM-ZF beträgt übrigens 6,7 MHz.
Ein ganz normales Radio also? Mitnichten! Mag er optisch und auf AM meinetwegen ein Blender sein - in der NF hat er es allerdings faustdick hinter den Ohren. Nach der mit der EABC80 üblichen AM/FM-Empfangsgleichrichtung und NF-Vorverstärkung folgt nämlich eine weitere NF-Verstärkung mit dem ersten Teil einer ECC81-Doppeltriode und der damals üblichen Klangregister-Tastatur. Die zweite Triode arbeitet als Kathodyn-Phasenumkehrstufe, die dann nichts geringeres als eine Gegentakt-Endstufe mit 2x EL84 ansteuert, die sicherlich nicht nur eine Sprechleistung von 6 Watt an drei Breitbandlautsprecher abgeben.
Den erforderlichen Strombedarf liefert das Netzteil mit einer für Radios eher unüblichen EYY13.
Durch die relativ großen Transformatoren und der Siebdrossel erklärt sich auch das ziemlich hohe Gewicht des Radios.
Ob Absicht oder gekupfert, dem "Globus" wird der Optik wegen witzigerweise oft eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Körting Syntektor 54W nachgesagt.
Trotz Spinnenweben: Bei meinem Stassfurt hat jemand bereits dran gebastelt:
[attachment=89844]
Die originalen Antennen- und Erdbuchsen wurden entfernt und es wurde eine moderne Antennenbuchse nebst Stecker installiert. Hm, ganz tricky und praktisch, aber eben nicht mehr original.
Auch an der NF war jemand dran:
[attachment=89845]
Die untere Buchse wurde gegen eine Diodenbuchse ausgetauscht. Das würde ich schon ganz gerne wieder rückbauen wollen, da muss ich mal schauen, ob ich irgendwo Ersatz finde.
Der Seilzug für den Antrieb des UKW-Skalenzeigers ist ausgehakt, da muss ich mal schauen, ob ich irgendwo einen Seillaufplan auftreibe, sofern ich das nicht so wieder hinbekomme.
Das Radio spielt. Jahrein, jahraus tat es unbekümmert vom zu übermittelnden Inhalt seinen Dienst, spielend wurde es mir vorgeführt. Aber vorerst kommt es mir nicht mehr ans Netz: Die beiden sekundärseitigen "Gefahrenkondensatoren" sind noch drin (bloß gut, dass die gehalten haben!!) und ein Kratzen ist in der NF nicht zu überhören - die alten Kondensatoren müssen zwingend raus, sofern sich nicht auch noch der Frontlautsprecher verzogen hat.
Die Gesamtansicht der Rückseite:
[attachment=89846]
Ich freue mich, endlich wieder diesen aus meiner Sicht gefälligen AM/FM-Super mit seinem barocken Design erstanden zu haben und mein Eigen nennen zu dürfen. Auch wenn es lt. Stückliste schon alleine nur mindestens 30 Papierkondensatoren sind, die ausgetauscht gehören - hinsichtlich der Restauration wartet ein schönes Stück Arbeit auf mich!
Gruß Michael