Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Rotpunkt Grammophon Dauernadel
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2
Ich weiß nicht mehr, in welchem Thread es war: Wir sprachen über Dauernadeln für elektrische Grammophone und Pickups. Jetzt habe ich bei mir eine Schachtel mit einer ganzen Reihe von Rotring Dauernadeln wiedergefunden, die ich Euch gerne zeigen möchte.

Der Schaft ist wohl aus Aluminium und die Spitze scheint ein gehärteter Stahl oder so etwas zu sein. Eine Saphir spitze kann ich jedenfalls mit dem bloßen Auge nicht erkennen. Seltsamerweise wird auf der Schachtel empfohlen, die Richtung der Nadel zu drehen, wenn die Wiedergabe beginnt unsauber zu werden. Also genau das Gegenteil davon, was man mit Langspiel-Stahlnadeln machen, bzw. nicht machen soll.

[attachment=100159]

In jedem dieser kleinen, uralten Schächtelchen ist immer nur eine Nadel, in dünnem Papier eingewickelt.

Ich habe noch eine Aufnahme durch eine Lupe gemacht, ist aber auch nicht so doll. Ich habe leider kein Mikroskop.

[attachment=100160]

Falls jemand so eine Nadel braucht, bitte PN an mich. So 5-8 St. kann ich abgeben.

Ich habe keine Ahnung, für wie viele Plattenseiten diese Nadeln mal vorgesehen waren. Auf den Schächtelchen steht auch nichts darüber. Von normalen, gröberen Langspielnadeln kenne ich Gebrauchshinweise von 10 bis 30 Plattenseiten, was aber wohl abhängig vom Zustand der gespielten Platten ist und wurden in Gebinden von 10 bis 50 Stück verkauft. Diese Nadeln hier sollten demnach (Einzelverkauf) deutlich längere Spieldauern haben.
Würde ich mich drüber freuen! Auch wenn ich (dank anderer Möglichkeiten) nicht mehr viel Grammphon spiele.
Kann dann auch Bilder machen, z.B. bei "neu" und alle 5-10 Plattenseiten.

PS: Hat natürlich endlos Zeit! Z.B. bis Du mal wieder zur Post kommst, mir was anderes schicken willst, zum Treffen und dort entweder mir falls ich's schaffe oder ansonsten Jupp mitgibst usw
Hallo Anton.

Vorweg:  Ich möchte keine der Nadeln. Aber es ist interessant, davon zu lesen.
Ich hatte, als ich mir mein erstes Grammophon zulegte (das war in den 80ern), natürlich überall Nadeln gesucht...und schließlich gefunden. Teilweise ungenutzter Altbestand, teilweise nachgefertigt.
Darunter war auch ein Kästlein eines vermutlich englischen Herstellers, von dem ich nicht weiß, ob ich es noch besitze, ABER:
Die Aufschrift lautete:   ...Needles, each plays ten times.

Das scheint in die gleiche Richtung zu gehen, wie Dein Hinweis:
Anton schrieb:Von normalen, gröberen Langspielnadeln kenne ich Gebrauchshinweise von 10 bis 30 Plattenseiten, was aber wohl abhängig vom Zustand der gespielten Platten ist und wurden in Gebinden von 10 bis 50 Stück verkauft.

Auf diesen Nadeln meines Bestandes war der Hinweis auf das Drehen der Nadel allerdings nicht enthalten.

Die von Dir gezeigten Nadeln markieren vermutlich den Endpunkt der Entwicklung, kurz bevor man auf Saphirsysteme überging.
Sehr gerne würde ich so 2 Stück haben wollen. Ich habe zwei Geräte, ein Koffergerät noch von dir, welche ich ab und an vorführe.
Sehr interessant Thumbs_up

ich habe vor über 10 Jahren auch mal so eine Rotpunkt Dauernadel erstanden.

Allerdings nutzte ich diese auf meinem Koffer und Kurbelstandgrammophon  Smile

Ich dächte gelesen zu haben das die Dauer für 10 Plattenseiten angedacht war , die Nadelspitze sollte rein aus Stahl sein .
Definitiv nein. Wenn diese Nadeln nur für 10 Plattenseiten gedacht gewesen wären, hätte man sie nicht einzeln verkauft, sondern in größeren Gebinden, wie ich schon schrieb. Das waren dann normale, Stahl Langspielnadeln mit gehärteter Spitze. Die gabs auch von Rotpunkt, aber auch von vielen, anderen Herstellern. Waren halt entschieden teurer und diese Einzelnadeln waren extrem teuer.
Langspielnadeln für 10 bis 20 Plattenseiten gabs auch von "Eisbär" und vielen anderen. Wenn da Interesse besteht, kann ich mal einen extra Thread zu Schellacknadeln aufmachen. Ich habe ja auch eine große Sammlung an Nadeln verschiedenster Art und Hersteller. Auch die Verpackungen stellen ja heute ein üppiges Sammelgebiet dar und manche Dosen werden schon im 3-stelligen Bereich gehandelt, leer!

Normale Langspielnadeln hatten meist einen roten Schaft, damit man sie leichter unterscheiden konnte und auch damit man sehen konnte, ob sie schon gebraucht waren oder nicht. Die wurden ja mit einer kleinen Schraube in die Schalldose geklemmt und wenn sie gebraucht waren, konnte man das am durch die Schraube beschädigten Lack an der Nadel sehen.

Auch durfte man diese Langspielnadeln niemals drehen! Sie schliffen ein und wurden sie gedreht, dann wurden sie zu regelrechten Fräsen! Deshalb wunderte ich mich über die Beschreibung an der Rotpunkt Dauernadel.
(24.02.2022, 01:46)Anton schrieb: [ -> ]Wenn da Interesse besteht, kann ich mal einen extra Thread zu Schellacknadeln aufmachen.

Kurz und knapp?: SICHER!
Das hat mir nun keine Ruhe gelassen und ich habe etwas recherchiert und folgendes interessantes gefunden , einen Beitrage der " Phonographischen Zeitschrift" von 1909.

Demnach haben diese für diese Art von Nadeln die Dämonwerke in Leipzig das Patent eingereicht.

Laut diesem Artikel soll es wohl möglich sein, die Nadel für mehrere hundert male zu benutzen , dies finde ich sehr erstaunlich!
Ich bin immer davon ausgegangen das diese nur sehr begrenzt einsetzbar ist.

Drum habe ich meine Nadel nur 1-2 mal in Gebrauch gehabt um sie zu schonen!

Erstaunlich auch die Begeisterung über das verbesserte Klangbild , heute sicherlich etwas lustig zu lesen aber vor über 100 Jahren muss es schon eine Verbesserung gewesen sein.

Aber lest selbst : Phonographische Zeitschrift 1909

Ein eigenständiger Beitrag über die verschiedenen Typen von Nadeln wäre sehr zu begrüßen , da ich selbst verschiedene Nadeln in einigen Blechdöschen besitze , einige davon auch stark gekrümmt und ich nicht recht weiß wozu diese gut sind bzw. in welchem Winkel sie eingesetzt werden.
(24.02.2022, 09:35)Convention schrieb: [ -> ]... ich habe etwas recherchiert und folgendes interessantes gefunden , einen Beitrage der " Phonographischen Zeitschrift" von 1909.

Phonographische Zeitschrift 1909


Das ist ein wirklich sehr interessanter Artikel, danke dafür. Schenkt man dem Geschriebenen vollständigen Glauben, so muss es verwundern, dass sich eine solche Nadel nicht durchgesetzt hat. Der Autor beschreibt immerhin ganz treffend, dass das stetige Herumschrauben am Tonkopf zwecks Wechsel herkömmlicher Nadeln der Bequemlichkeit doch recht abträglich ist. Das kann man heute wie damals unterschreiben, denn wer möchte schon, wenn er über längere Zeit Musik genießen will, nach jeder Platte nicht nur das Grammophon aufziehen, sondern auch noch an der filigranen Nadelhalterung herumhantieren müssen.
Erstaunt war ich, dass sowas schon 1909 erfunden und patentiert wurde. Ich hätte eher auf die Endphase der mit Stahlnadeln bestückten Tonköpfe getippt.
Solche Aussagen sind immer relativ. In der damaligen Zeit gab es noch keine "alten" Schellackplatten, die waren alle noch relativ neu und nicht so abgenudelt wie viele der Platten heute sind. Natürlich schont eine saubere, frische Plattenrille auch die Nadel. Da kann eine Langzeitnadel auch länger benutzt werden. Spielt man die Dauernadel aber auf alten, abgenutzten Platten, nutzt sich auch die Nadel schneller ab. Es ist also eine gegenseitige Beeinflussung = schlechte Nadel nutzt Platte schneller ab, schlechte Platte nutzt Nadel schneller ab.

Insofern sind die Aussagen, wie oft man eine Nadel, ob Dauernadel oder Langspielnadel, benutzen kann, relativ und der Benutzer muss anhand seines Plattenmaterials selbst entscheiden, wie er damit umgeht. Was aber definitiv immer Gültigkeit hat ist: Normale, einfache Stahlnadeln immer nur für eine Plattenseite benutzen, das gilt ganz besonders für gute, wertvolle Platten! Und: 1x benutzte Nadeln definitiv entsorgen und nicht irgendwo aufheben. Das birgt immer die Gefahr, dass sie doch wieder verwendet werden, weil man die Abnutzung mit dem bloßen Auge nicht gleich erkennt. Und2: Benutzte Nadel niemals drehen und weiterverwenden, es sei denn es ist oben gezeigte Rotpunkt Dauernadel, die bildet da eine große Ausnahme!

Manche Platten haben kaum sichtbare Nadellöcher und quer Schrammen, die reines Gift sind für alle Nadeln.

Bei unbeliebtem Massenmaterial kommt es wohl auch nicht so darauf an. Ich habe deshalb für alle Fälle unterschiedlich sortierte Platten da. Die heißgeliebten, guten Platten spiele ich ausschließlich mit dem Leichtgewicht Saphir, also nicht mit Stahlnadeln und Grammophon.

Die Schellackplatte an sich hält schon sehr viel aus und ist nicht so empfindlich wie die Vinylplatte, bis auf die Gefahr des Bruches. Das zeigt schon die Tatsache, dass sie mit einer Stahlnadel und sehr hohem Gewicht des mech. Tonabnehmers gespielt werden kann, ohne nennenswerte Einbußen zu erleiden (wenn man es denn richtig macht).

(24.02.2022, 09:35)Convention schrieb: [ -> ]"Information ist Energie. Bei jeder Weitergabe verliert sie etwas davon..."

Das kommt auf den Zusammenhang an. Ich meine, hier im Forum führt jede Information zum Aufladen einer großen Batterie - genannt Schwarm wissen, und da verliert sich die Energie nicht, sondern summiert sich! Also ein Perpetuum mobile mit zusätzlichem Energiegewinn.  Wink
Lieber Anton,  

du hattest dich gefragt für wie viele Plattenseiten diese Nadeln bestimmt waren und fragtest dich warum man diese bei unsauberen Abspielen drehen sollte, was ja ungewöhnlich ist.

Mit diesem Link wollte ich lediglich deine Fragen beantworten Wink

Ich finde ihn hoch interessant und wenn man die richtigen Schlagwörter benutzt findet man meist auch eine passende Antwort Big Grin

Im letzten Teil zitierst du meine Signatur , die hat weniger was mit dem Forum zu tun sondern mehr damit , das es es traurig ist das die ganzen Fachleute und Menschen mit solchen Fähigkeiten wie viele hier im Forum aussterben , ich selbst ziehe davor den Hut und würde mir wünschen ich hätte solche Ahnung!

Nicht nur in Bezug auf Elektronik auch was andere Bereiche angeht , erst letztens baute und schweißte mir der Vater einen guten Freundes einen kompletten Gepäckträger für meine MZ RT . dies ist erstaunlich was die alten Hasen so drauf haben!!!

Und das geht immer mehr verloren was unendlich traurig ist! Sad

So genug offtopic  Smiley26


Ich mache mal am Wochenende Fotos von meinen Nadeln, evtl. kannst du mir ja dazu ein Paar Fragen beantworten.

Wir könnten das ganze ja hier auch verschieben und ein neues Nadelthema aufmachen Big Grin
Aber Robert, Du musst Dich doch nicht dafür rechtfertigen, dass Du interessante Artikel verlinkst und damit Licht ins Dunkel bringst. Meine Ausführungen sprechen auch nicht gegen Deine Infos, im Gegenteil, ich wollte nur erläutern, dass der Anwender sich nicht blind auf Aussagen von Herstellern etc. verlassen, sondern auch die eigene Situation im Auge behalten.
Und natürlich hast Du auch recht, dass viel Wissen mit dem Verlassen von Praktikern und Entwicklern von dieser Erde, verloren geht. Aber je mehr darüber geschrieben und nachgeahmt wird, desto höher sind die Chancen, dass zumindest ein Teile dieses Wissens bei uns verfügbar bleibt.
Nehmen wir als Beispiel Dietmar Rudolph, der kürzlich verstorben ist und jede Menge seines Wissens an uns, Fachleute sowie Hobbyisten weitergeben hat und der außerdem jede Menge Publikationen im Internet hinterlassen hat. Und da gibt es sehr viele, die ihr Wissen und Können mit anderen teilen. Und solange es Menschen gibt, die das interessiert und die gerne zuhören, wird das auch so weitergehen.

Aber ja, mach gerne einen neuen Beitrag zum Thema Nadeln & Co auf. Ich habe das ja auch vor, wenn ich mal wieder etwas mehr Zeit habe, was ich im Moment nicht behaupten kann. Und wenn ich kann, beantworte ich auch gerne Fragen. Ich habe auch Kontakt zu Robert aus Wittenberg, der ein unglaublich großes Wissen zu mechanischen Musikautomaten, Grammophonen und verwandten Themen hat, weil er gelernter Restaurator und Uhrmacher ist. Der weiß einfach alles und den kann ich auch immer fragen.
Nun schaut mal hier das Foto:

[attachment=102163]

ich habe damit nur eine Platte bisher abgespielt.
mein Fazit:

Ja Dauernadel weil, die Nadel dermaßen dünn ist, das sie sich der Plattenrille anpasst und nicht am Rillenrand schleift. Ich habe sie auch dann ein wenig gedreht, so wie es beschrieben wurde.
Die Nadel nutzt sich dann gleichmäßig ab ohne die Platte zu beschädigen.
Wenn die Stahlnadel selbst bis zum unteren Aluminiumrand abgerieben ist, dann ist es an der Zeit, das eine neue reinkommt.
Ist ja ulkig, im Moment sind gerade die Grammophon - Nadeln in der Diskussion. Kürzlich hatte ich das gerade im RMorg thematisiert:

https://www.radiomuseum.org/forum/durchm...eln_1.html

Da gibt es auch ein Bild von einer meiner Stahlnadeln in Aluminiumhülle.

Ich habe kürzlich mit dem Schallplattenspezi Robert Latzel telefoniert und der stiess einen kleinen Angstschrei aus, als er das Wort DAUERNADEL hörte. Er schwört auf einfache Stahlnadeln des Händlers "needleshop".

https://www.ebay.de/itm/163888954740?has...Sw06BdlMaL

Dauernadel versauen die Platte, ganz egal was die Werbung damals versprach, meint der Robert. Und wenn's der Robert nicht weiß, wer dann?

Das nur so nebenbei.

Aber dass das Drehen der Dauernadel empfohlen wird, ist schon erstaunlich!
Ja, der Robert hat mir das auch schon gesagt. Aber Robert ist auch jemand, der Schellackplatten noch täglich und regelmäßig spielt, da sind die Anforderungen auch etwas anders, als bei gelegentlicher Benutzung. Und Robert weiß darum, nach jeder Plattenseite eine neue Nadel zu benutzen.
Auf alle Fälle ist so eine Dauernadel eine gute Sache, wenn man Plattenwechsler benutzt (bei Plattenwechslern gehen bei Robert auch die roten Lampen an) Wink Ich verwende Langspielnadeln dafür gerne und meine Schellacks spielen bisher auch tadellos, allerdings nicht täglich und ich habe auch keine Platten, für die man ein Vermögen bezahlen muss. Wenn dem so wäre, würde ich sie ohnehin nicht mit dem Grammophon spielen, sondern mit einem Plattenspieler mit Leichttonarm und Saphir. Bei gelegentlichen Vorführungen passiert da nichts mit den Platten und es ist allemal besser, Langzeitnadeln oder Dauernadeln zu verwenden, als normale Stahlnadeln aus Unkenntnis oder aus Sorglosigkeit mehrfach zu verwenden.
Wenn überhaupt wird bei mir eine Platte mal aller 2 -3 Monate mal abgespielt, oft auch nur eine Seite zum Vorführen.
Es sind auch keine Wertvollen dabei. Da nehme ich lieber diese Rotpunktnadel als mich nicht daran zu erinnern, ob ich die Nadel schon getauscht habe oder nicht. Smile
Was ist dann davon zu halten?:

[attachment=102231]

[attachment=102232]

Viele Grüsse, Walter
Leider geht das nicht für Schalldosen.
Die Nadeln die du dort zeigst, sind für elektrischen Tonabnehmer.
Das Gewicht ist da weniger.
Hier mal ein Link dazu.
http://www.gerardoortwijn.nl/images/Radi...ressed.pdf
(12.03.2022, 16:02)Morningstar schrieb: [ -> ]Das Gewicht ist da weniger.

Sicher? Mein E-Grammophon hat sicher auch 200-250g Auflage. Ob eine Schalldose mehr hat?
Ups, das ist aber viel, wusste ich nicht. Meine Schalldosen haben eine Auflage Kraft von 135g.
Das habe ich bei beiden gemessen.
Die schweren mit einer Saphirnadel, dem TO1000, haben dagegen nur 38g.

Die Beschreibung für den Tonarm mit den Nadeln wird von 110g, bei den besseren sogar nur von 40g ausgegangen.
Dann dürfte diese nadeln bei deinem nicht lange funktionieren.
Ich hätte da zumindest meine bedenken, diese dort rein zu stecken.

Kannst ja mal welche besorgen und berichten.
Seiten: 1 2