16.01.2022, 10:20
Vorwort
Wie in vielen Angelegenheiten wetteiferten West- und Ostdeutschland, also BRD und DDR auch beim Aufbau des Fernsehens.
Dieser Wettlauf war in mancher Weise hilfreich und beschleunigend, sogar die Qualität und die Kreativität fördernd. Natürlich wurde auch mancher Stein geworfen, aber das hat der ganzen Sache nicht geschadet.
Ein Beispiel wäre hier das ewige Duell zwischen Karl Eduard von Schnitzler (im Volksmund Sudel-Ede genannt) mit dem "Schwarzen Kanal" und Gerhard Löwenthal mit dem "ZDF Magazin". Sie gingen in der Zeit des "Kalten Krieges" recht kompromisslos miteinander um.
Hier der Eröffnungstext des Schwarzen Kanals von Karl Eduard von Schnitzler:
Vom Schwarzen Kanal wurden bis zum 30. Oktober 1989 insgesamt 1.519 Folgen gesendet.
letzte Sendung "Der Schwarze Kanal" am 30. Oktober 1989 mit Karl Eduard von Schnitzler
Weitere Beispiele waren die westlichen und östlichen Sandmännchen, die nur um einen Monat versetzt (Ende 1959) starteten und die Kinder abends mit Geschichten ins Bett begleiteten. Hier waren das DDR-Sandmännchen und seine Begleiter Pittiplatsch und Schnatterinchen dem BRD-Sandmännchen deutlich überlegen und beliebter.
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Regisseur Gerhard Behrendt mit dem Sandmännchen
Sandmännchen von 1962 (5 Minuten nicht nur für Kinder)
Der Beginn des Fernsehens in der DDR
Der offizielle Beginn des regelmäßigen Fernsehprogramms war am 3. Januar 1956 durch den "Deutschen Fernsehfunk" (DFF). Sein selbst gesetztes Ziel, für ganz Deutschland zu senden, gelang schon allein wegen mangelnder Reichweite nicht.
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Richtfunkturm des DFF mit dem flachen Sendegebäude für die Nachrichtensendung "Aktuelle Kamera", im Volksmund "Schafstall" genannt
Hier darf angemerkt werden, dass auch der weitreichende westdeutsche Sender ARD nicht die gesamte DDR erreichen konnte. Gebiete im Nordosten und Südosten konnten Westfernsehen nicht oder nur mit "technischen Hilfen" empfangen. Diese Gebiete wurden "Tal der Ahnungslosen" genannt.
Anm. der Redaktion: Manchmal wurde "Tal der Ahnungslosen" mit dem Elbtalkessel gleichgesetzt, womit dann lediglich Dresden gemeint war.
Ähnlich wie in der BRD war das regelmäßige Programm anfangs noch zeitlich ziemlich beschränkt. 1956 waren es noch 15 Stunden pro Woche. Dies wurde aber zügig erweitert. 1960 waren es bereits 58 Sendestunden pro Woche.
In der DDR wurde in der OIRT-Norm (Abstand der Bild- und Tonträgerfrequenz: 6,5 MHz) gesendet. 1957 wurden die Sender auf die westliche CCIR-Norm (5,5 MHz) umgestellt. Man wollte dem "Klassenfeind" in der BRD die Möglichkeit zum vollständigen Empfang der DDR-Programme geben. Dazu wurden die Sender und 200.000 Fernsehempfänger umgestellt.
[attachment=107527]
Als Empfangsgerät stand anfangs der "Leningrad T2" in begrenzter Stückzahl zur Verfügung. Das Gerät wurde nach sowjetischen Plänen von der "Sowjetischen Aktiengesellschaft" (SAG), Werk Sachsenwerk in Radeberg hergestellt.
[attachment=107474]
Fernsehempfänger Leningrad T2, Foto: Radiomuseum Luzern
https://www.youtube.com/watch?v=kKkiubWtOYU
Hier soll etwas näher auf die Umstände eingegangen werden.
Das ehemalige Unternehmen "Sachsenwerk - Licht und Kraft AG" in Radeberg wurde 1946 von den Sowjets enteignet und in die SAG, Werk Radeberg umgewandelt. 1950 erhält dieser "neu geschaffene" Betrieb von der sowjetischen Generaldirektion der SAG den Auftrag eine Großserie des Fernsehempfängers Leningrad T2 zu produzieren. Mehr als 130.000 Geräte wurden danach als Reparationsleistung an die Sowjetunion geliefert. Lediglich etwa 3000 Geräte verblieben in der DDR. 1952 wird die SAG, Werk Radeberg zum Volkseigenen Betrieb (VEB) und firmiert unter "VEB Sachsenwerk Radeberg". Sogleich wird die Eigenentwicklung von Fernsehgeräten begonnen.
Bereits 1953 ist der "REMBRANDT" fertigungsreif und wird anschließend zum Verkaufsschlager.
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Erfolgsmodell REMBRANDT
Im Anschluss werden die Modelle "RUBENS", "CLIVIA" und "CLAUDIA" gefertigt. 1956 wird der VEB Sachsenwerk Radeberg" umbenannt in "VEB RAFENA-Werke Radeberg" (Radeberger Fernseh- und Nachrichtentechnik) und deutlich später dem Kombinat ROBOTRON angegliedert.
[attachment=107476]
Clivia II FER 858E
Es folgen weitere Fernsehgeräte, wie z.B. "DÜRER", "FORMAT", "ATELIER", "FORUM" usw. bis 1961 das 1 Millionste Gerät ausgeliefert wird. 1964 sind es bereits 2 Millionen Fernsehempfänger vom VEB RAFENA Radeberg.
[attachment=107477]
Modell Atelier (Plaste war modern geworden)
Anm. der Redaktion: In der DDR sprach man von "Plaste", in der BRD war eher "Plastik" gebräuchlich.
Parallel zu der Entwicklung und Fertigung der Schwarz-Weiß Fernsehgeräte liefen Entwicklungen und Versuche für farbiges Fernsehen. Bereits Mitte der 1950er Jahre war man im "VEB Werk für Fernsehelektronik" in Berlin-Oberschöneweide mit der Entwicklung einer rechteckigen Lochmasken-Farbbildröhre in Vollglastechnologie befasst. Die Röhre war 1960 fertigungsreif und trug den Namen Colorskop. Ein Exemplar ist im "Industriesalon Schöneweide" ausgestellt.
Die Entwicklung und die Fertigung von Schwarz-Weiß Fernsehgeräten wurde bis 1966 eingestellt. Die Farbfernsehgeräte-Entwicklung geht an das "Zentrallaboratorium für Rundfunk und Fernsehempfangstechnik" (ZRF), Dresden. Der VEB RAFENA Radeberg erhielt andere Aufgaben.
VEB RAFENA war natürlich nicht der einzige Hersteller von Fernsehgeräten in der DDR.
Weitere Hersteller waren:
Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und korrekte Schreibweise.
Danksagung, Quellen und Anmerkung
Vielen Dank für Informationen und Bilder/Videos aus Wikipedia, YouTube, dem Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, dem Deutschen Fernsehmuseum professionell, Dipl. Ing. Göbel, dem Industriesalon Berlin-Schöneweide, der Foundation for German communications and related Technologies, der Berliner Feuerwehr und dem Radiomuseum Luzern.
Die Bilder wurden, soweit nicht anders gekennzeichnet, Wikipedia entnommen. Lizenzierte Abbildungen wurden nicht verwendet.
Wie in vielen Angelegenheiten wetteiferten West- und Ostdeutschland, also BRD und DDR auch beim Aufbau des Fernsehens.
Dieser Wettlauf war in mancher Weise hilfreich und beschleunigend, sogar die Qualität und die Kreativität fördernd. Natürlich wurde auch mancher Stein geworfen, aber das hat der ganzen Sache nicht geschadet.
Ein Beispiel wäre hier das ewige Duell zwischen Karl Eduard von Schnitzler (im Volksmund Sudel-Ede genannt) mit dem "Schwarzen Kanal" und Gerhard Löwenthal mit dem "ZDF Magazin". Sie gingen in der Zeit des "Kalten Krieges" recht kompromisslos miteinander um.
Hier der Eröffnungstext des Schwarzen Kanals von Karl Eduard von Schnitzler:
Zitat:"Der Schwarze Kanal, den wir meinen, meine lieben Damen und Herren, führt Unflat und Abwässer, aber statt auf Rieselfelder zu fließen, wie es eigentlich sein müsste, ergießt er sich Tag für Tag auf hunderttausende westdeutsche und westberliner Haushalte. Es ist der Kanal auf welchem das westdeutsche Fernsehen sein Programm ausstrahlt: Der Schwarze Kanal. Und ihm werden wir uns von heute an jeden Montag zu dieser Stunde widmen - als Kläranlage gewissermaßen".
Vom Schwarzen Kanal wurden bis zum 30. Oktober 1989 insgesamt 1.519 Folgen gesendet.
letzte Sendung "Der Schwarze Kanal" am 30. Oktober 1989 mit Karl Eduard von Schnitzler
Weitere Beispiele waren die westlichen und östlichen Sandmännchen, die nur um einen Monat versetzt (Ende 1959) starteten und die Kinder abends mit Geschichten ins Bett begleiteten. Hier waren das DDR-Sandmännchen und seine Begleiter Pittiplatsch und Schnatterinchen dem BRD-Sandmännchen deutlich überlegen und beliebter.
[attachment=107472]
Regisseur Gerhard Behrendt mit dem Sandmännchen
Sandmännchen von 1962 (5 Minuten nicht nur für Kinder)
Der Beginn des Fernsehens in der DDR
Der offizielle Beginn des regelmäßigen Fernsehprogramms war am 3. Januar 1956 durch den "Deutschen Fernsehfunk" (DFF). Sein selbst gesetztes Ziel, für ganz Deutschland zu senden, gelang schon allein wegen mangelnder Reichweite nicht.
[attachment=107473]
Richtfunkturm des DFF mit dem flachen Sendegebäude für die Nachrichtensendung "Aktuelle Kamera", im Volksmund "Schafstall" genannt
Hier darf angemerkt werden, dass auch der weitreichende westdeutsche Sender ARD nicht die gesamte DDR erreichen konnte. Gebiete im Nordosten und Südosten konnten Westfernsehen nicht oder nur mit "technischen Hilfen" empfangen. Diese Gebiete wurden "Tal der Ahnungslosen" genannt.
Anm. der Redaktion: Manchmal wurde "Tal der Ahnungslosen" mit dem Elbtalkessel gleichgesetzt, womit dann lediglich Dresden gemeint war.
Ähnlich wie in der BRD war das regelmäßige Programm anfangs noch zeitlich ziemlich beschränkt. 1956 waren es noch 15 Stunden pro Woche. Dies wurde aber zügig erweitert. 1960 waren es bereits 58 Sendestunden pro Woche.
In der DDR wurde in der OIRT-Norm (Abstand der Bild- und Tonträgerfrequenz: 6,5 MHz) gesendet. 1957 wurden die Sender auf die westliche CCIR-Norm (5,5 MHz) umgestellt. Man wollte dem "Klassenfeind" in der BRD die Möglichkeit zum vollständigen Empfang der DDR-Programme geben. Dazu wurden die Sender und 200.000 Fernsehempfänger umgestellt.
[attachment=107527]
Als Empfangsgerät stand anfangs der "Leningrad T2" in begrenzter Stückzahl zur Verfügung. Das Gerät wurde nach sowjetischen Plänen von der "Sowjetischen Aktiengesellschaft" (SAG), Werk Sachsenwerk in Radeberg hergestellt.
[attachment=107474]
Fernsehempfänger Leningrad T2, Foto: Radiomuseum Luzern
https://www.youtube.com/watch?v=kKkiubWtOYU
Hier soll etwas näher auf die Umstände eingegangen werden.
Das ehemalige Unternehmen "Sachsenwerk - Licht und Kraft AG" in Radeberg wurde 1946 von den Sowjets enteignet und in die SAG, Werk Radeberg umgewandelt. 1950 erhält dieser "neu geschaffene" Betrieb von der sowjetischen Generaldirektion der SAG den Auftrag eine Großserie des Fernsehempfängers Leningrad T2 zu produzieren. Mehr als 130.000 Geräte wurden danach als Reparationsleistung an die Sowjetunion geliefert. Lediglich etwa 3000 Geräte verblieben in der DDR. 1952 wird die SAG, Werk Radeberg zum Volkseigenen Betrieb (VEB) und firmiert unter "VEB Sachsenwerk Radeberg". Sogleich wird die Eigenentwicklung von Fernsehgeräten begonnen.
Bereits 1953 ist der "REMBRANDT" fertigungsreif und wird anschließend zum Verkaufsschlager.
[attachment=107475]
Erfolgsmodell REMBRANDT
Im Anschluss werden die Modelle "RUBENS", "CLIVIA" und "CLAUDIA" gefertigt. 1956 wird der VEB Sachsenwerk Radeberg" umbenannt in "VEB RAFENA-Werke Radeberg" (Radeberger Fernseh- und Nachrichtentechnik) und deutlich später dem Kombinat ROBOTRON angegliedert.
[attachment=107476]
Clivia II FER 858E
Es folgen weitere Fernsehgeräte, wie z.B. "DÜRER", "FORMAT", "ATELIER", "FORUM" usw. bis 1961 das 1 Millionste Gerät ausgeliefert wird. 1964 sind es bereits 2 Millionen Fernsehempfänger vom VEB RAFENA Radeberg.
[attachment=107477]
Modell Atelier (Plaste war modern geworden)
Anm. der Redaktion: In der DDR sprach man von "Plaste", in der BRD war eher "Plastik" gebräuchlich.
Parallel zu der Entwicklung und Fertigung der Schwarz-Weiß Fernsehgeräte liefen Entwicklungen und Versuche für farbiges Fernsehen. Bereits Mitte der 1950er Jahre war man im "VEB Werk für Fernsehelektronik" in Berlin-Oberschöneweide mit der Entwicklung einer rechteckigen Lochmasken-Farbbildröhre in Vollglastechnologie befasst. Die Röhre war 1960 fertigungsreif und trug den Namen Colorskop. Ein Exemplar ist im "Industriesalon Schöneweide" ausgestellt.
Die Entwicklung und die Fertigung von Schwarz-Weiß Fernsehgeräten wurde bis 1966 eingestellt. Die Farbfernsehgeräte-Entwicklung geht an das "Zentrallaboratorium für Rundfunk und Fernsehempfangstechnik" (ZRF), Dresden. Der VEB RAFENA Radeberg erhielt andere Aufgaben.
VEB RAFENA war natürlich nicht der einzige Hersteller von Fernsehgeräten in der DDR.
Weitere Hersteller waren:
- VEB Arnstadt
- VEB Fernsehgerätewerk Stern Radio
- VEB Fernsehgerätewerk Stassfurt
- VEB Funkwerk Halle
- VEB Stern Radio Berlin
- VEB RFT Stern Radio
- VEB Schönebeck Elbia
Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und korrekte Schreibweise.
Danksagung, Quellen und Anmerkung
Vielen Dank für Informationen und Bilder/Videos aus Wikipedia, YouTube, dem Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, dem Deutschen Fernsehmuseum professionell, Dipl. Ing. Göbel, dem Industriesalon Berlin-Schöneweide, der Foundation for German communications and related Technologies, der Berliner Feuerwehr und dem Radiomuseum Luzern.
Die Bilder wurden, soweit nicht anders gekennzeichnet, Wikipedia entnommen. Lizenzierte Abbildungen wurden nicht verwendet.