21.06.2022, 10:52
Hallo in die Runde.
Ich habe mir dieser Tage mal wieder ein Radio auf den Werktisch gestellt, das schon seit den 90ern in meinem Bestand schlummert, damals spielbereit gemacht wurde, mich aber nie recht begeistern konnte. Wie das dann so ist, Beruf und Familie gehen vor und das Radio setzt Staub an. Nun aber sollte es ihm an den Kragen gehen, im positivsten Sinne natürlich.
Und dazu habe ich dann mal ein paar Fotos geschossen und einen Bericht verfasst.
Soweit ich das bei meiner begleitenden Recherche herausgefunden habe, harren derzeit 2 arg mitgenommene Radios dieses Typs bei Forenmitgliedern ihrer Wiederherstellung. Vielleicht kann mein Bericht, der neben der Vorstellung des Geräts ganz bewusst auch immer wieder mal Hinweise zur Reparatur und Optimierung enthalten wird, eine kleine Hilfestellung geben.
Genug der Einleitung, schauen wir aufs Radio und werfen ein paar Daten ein:
[attachment=108871]
[attachment=108872]
Hersteller: RFT (Volkseigener Betrieb, also DDR). Das hier gezeigte Gerät wurde in Berlin hergestellt
Type: 1 U 11. Nachfolgemuster liefen unter der Bezeichnung "Dompfaff" und "Grünau"
Baujahr: 1951 - 1954
Wellenbereiche: LMK, automatische Umschaltung: Kontaktbetätigung beim Drehen des Senderknopfs über den Skalenbereich
Prinzip: Einkreiser, Rückkopplung einstellbar
Spannungsversorgung: Allstrom, jedoch nur 220 Volt
Röhren UEL51, Gleichrichtung über Plattengleichrichter
Lautsprecher: Elektrodynamisch, Korb aus Pressstoff/Bakelit
Anschlüsse: Rückwärtig keine, Buchsenleiste vorne links unterhalb des Gehäuses: A1, A2, A3, E
Senderabstimmung: Induktiv
Skala / Beleuchtung: Glasskala, keine Beleuchtung, Glimmlampe mittig hinter Skala angeordnet
Gehäuse und Bespannung: Bakelit; verschiedene Bespannungen produziert, dieses Radio mit Korbgeflecht
Schaltplan:
[attachment=108874]
Dieser Schaltplan enthält bereit eine Modifikation, die in meinem Gerät noch nicht enthalten ist, dazu im nächsten Teil dieses Beitrags mehr.
Zum Radio gibt es eine durch unseren Forenkollegen Rolf hochgeladene Bedienungsanleitung, der ich den obigen Schaltplan entnommen habe:
https://radio-bastler.de/forum/showthrea...#pid232738
Nun zum hier gezeigten Radio im Besonderen
Das Gerät wurde aus insgesamt 4 "Leichen" zusammengebaut. Diese Geräte gelangten nach dem Fall der Mauer mittels diverser Flohmarkthändler speziell in den 90ern auch zahlreich in den Westen Deutschland. Es überwogen, so mein natürlich sehr persönlicher Eindruck, Radios in eher schlechtem Zustand. Insbesondere die Geflechtbespannung hatte meist sehr gelitten und war nicht mehr herstellbar, so auch bei dreien meiner Flohmarktfunde. Oft fehlten die Rückwände, und das Innenleben (Metallteile) hatte auf Grund feuchter Lagerung Korrosion angesetzt. Hinzu kamen Brüche im Gehäuse und der Klassiker: fehlende Rückwand, fehlende Röhre.
So ist das gezeigte Radio also eher eine Reparatur mittels zahlreicher Originalteile, als eine Restaurierung. Demzufolge habe ich -in den 90ern- alle defekten Teerkondensatoren entfernt und durch passende moderne Bauteile ersetzt. Internetforen gab es damals noch nicht, das Wiederbefüllen von Altkondensatoren zwecks Erhaltung der Originalbanderolen hatte sich demzufolge noch nicht herumgeschwiegen.
Aber schauen wir doch mal ins Innere:
[attachment=108875]
Wir sehen viel "Raum", sprich Leere. Der Aufbau ähnelt den Radios der Firma BLAUPUNKT aus den späten 30ern sowie der frühen Nachkriegsära. Alles ist an der Schallwand verbaut, und man kann in der Tat nach
- Abnehmen der beiden Knöpfe (Madenschraube)
- Lösen von 4 Schrauben (M4 Schlitz)
- Lösen von 1 Schraube (M3 mit Mutter)
das gesamte Radio aus dem Bakelitgehäuse nehmen und reparaturfreundlich arbeiten. Alles ist dann gut zugänglich.
Natürlich fällt auf, dass hier Material gespart wurde, konkret: Eisen. Mangelware damals in der DDR, wie nicht zuletzt die Entwicklung von Fahrzeugen mit Kunststoffkarosserie belegt. Größere Mengen finden sich nur am elektrodynamischen Lautsprecher, konkret bei AÜ und Kern, der die Feldwicklung trägt:
[attachment=108876]
Der Lautsprecherkorb hingegen ist aus Pressstoff, vmtl. Bakelit, und findet auch in anderen DDR-Radios dieser Zeit Verwendung.
(wird fortgesetzt)
Ich habe mir dieser Tage mal wieder ein Radio auf den Werktisch gestellt, das schon seit den 90ern in meinem Bestand schlummert, damals spielbereit gemacht wurde, mich aber nie recht begeistern konnte. Wie das dann so ist, Beruf und Familie gehen vor und das Radio setzt Staub an. Nun aber sollte es ihm an den Kragen gehen, im positivsten Sinne natürlich.
Und dazu habe ich dann mal ein paar Fotos geschossen und einen Bericht verfasst.
Soweit ich das bei meiner begleitenden Recherche herausgefunden habe, harren derzeit 2 arg mitgenommene Radios dieses Typs bei Forenmitgliedern ihrer Wiederherstellung. Vielleicht kann mein Bericht, der neben der Vorstellung des Geräts ganz bewusst auch immer wieder mal Hinweise zur Reparatur und Optimierung enthalten wird, eine kleine Hilfestellung geben.
Genug der Einleitung, schauen wir aufs Radio und werfen ein paar Daten ein:
[attachment=108871]
[attachment=108872]
Hersteller: RFT (Volkseigener Betrieb, also DDR). Das hier gezeigte Gerät wurde in Berlin hergestellt
Type: 1 U 11. Nachfolgemuster liefen unter der Bezeichnung "Dompfaff" und "Grünau"
Baujahr: 1951 - 1954
Wellenbereiche: LMK, automatische Umschaltung: Kontaktbetätigung beim Drehen des Senderknopfs über den Skalenbereich
Prinzip: Einkreiser, Rückkopplung einstellbar
Spannungsversorgung: Allstrom, jedoch nur 220 Volt
Röhren UEL51, Gleichrichtung über Plattengleichrichter
Lautsprecher: Elektrodynamisch, Korb aus Pressstoff/Bakelit
Anschlüsse: Rückwärtig keine, Buchsenleiste vorne links unterhalb des Gehäuses: A1, A2, A3, E
Senderabstimmung: Induktiv
Skala / Beleuchtung: Glasskala, keine Beleuchtung, Glimmlampe mittig hinter Skala angeordnet
Gehäuse und Bespannung: Bakelit; verschiedene Bespannungen produziert, dieses Radio mit Korbgeflecht
Schaltplan:
[attachment=108874]
Dieser Schaltplan enthält bereit eine Modifikation, die in meinem Gerät noch nicht enthalten ist, dazu im nächsten Teil dieses Beitrags mehr.
Zum Radio gibt es eine durch unseren Forenkollegen Rolf hochgeladene Bedienungsanleitung, der ich den obigen Schaltplan entnommen habe:
https://radio-bastler.de/forum/showthrea...#pid232738
Nun zum hier gezeigten Radio im Besonderen
Das Gerät wurde aus insgesamt 4 "Leichen" zusammengebaut. Diese Geräte gelangten nach dem Fall der Mauer mittels diverser Flohmarkthändler speziell in den 90ern auch zahlreich in den Westen Deutschland. Es überwogen, so mein natürlich sehr persönlicher Eindruck, Radios in eher schlechtem Zustand. Insbesondere die Geflechtbespannung hatte meist sehr gelitten und war nicht mehr herstellbar, so auch bei dreien meiner Flohmarktfunde. Oft fehlten die Rückwände, und das Innenleben (Metallteile) hatte auf Grund feuchter Lagerung Korrosion angesetzt. Hinzu kamen Brüche im Gehäuse und der Klassiker: fehlende Rückwand, fehlende Röhre.
So ist das gezeigte Radio also eher eine Reparatur mittels zahlreicher Originalteile, als eine Restaurierung. Demzufolge habe ich -in den 90ern- alle defekten Teerkondensatoren entfernt und durch passende moderne Bauteile ersetzt. Internetforen gab es damals noch nicht, das Wiederbefüllen von Altkondensatoren zwecks Erhaltung der Originalbanderolen hatte sich demzufolge noch nicht herumgeschwiegen.
Aber schauen wir doch mal ins Innere:
[attachment=108875]
Wir sehen viel "Raum", sprich Leere. Der Aufbau ähnelt den Radios der Firma BLAUPUNKT aus den späten 30ern sowie der frühen Nachkriegsära. Alles ist an der Schallwand verbaut, und man kann in der Tat nach
- Abnehmen der beiden Knöpfe (Madenschraube)
- Lösen von 4 Schrauben (M4 Schlitz)
- Lösen von 1 Schraube (M3 mit Mutter)
das gesamte Radio aus dem Bakelitgehäuse nehmen und reparaturfreundlich arbeiten. Alles ist dann gut zugänglich.
Natürlich fällt auf, dass hier Material gespart wurde, konkret: Eisen. Mangelware damals in der DDR, wie nicht zuletzt die Entwicklung von Fahrzeugen mit Kunststoffkarosserie belegt. Größere Mengen finden sich nur am elektrodynamischen Lautsprecher, konkret bei AÜ und Kern, der die Feldwicklung trägt:
[attachment=108876]
Der Lautsprecherkorb hingegen ist aus Pressstoff, vmtl. Bakelit, und findet auch in anderen DDR-Radios dieser Zeit Verwendung.
(wird fortgesetzt)