Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Siemens RT10 von Horst (alteradio)
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Horst (alteradio) hat vor Kurzem hier drei Ersatzteilspender angeboten, die ich ergattern konnte. Ich dachte mir, vielleicht kann ich was draus machen - entweder durch Reparatur/Flicken, Umbau oder als Teilequelle zum Basteln

Darunter war auch ein Siemens RT10.

Bilder habe ich noch keine zusammen, werde sie aber hoffentlich bald hochladen können.
Den RT10 hielt ich für das am ehesten wiederherstellbare Gerät.
Die Abnehmbare Rückwand, gesichert mit einer Zentralschraube war mehrfach gebrochen, hielt aber noch durch das Kunstleder und die eingeklebte UKW-Antenne zusammen, ins Gehäuse hatte jemand auf der Oberseite und an gleicher Stelle der Unterseite ein Loch gebohrt - vermutlich um eine Teleskopantenne nachzurüsten.

Zuerst nahm ich mir jedoch das Chassis vor. Angeschlossen ans Netzteil tat sich zuerst nichts, jedoch bei Verwindung der Platine kam Rauschen aus dem Lautsprecher. Dies ließ sich aber nur sehr schwer reproduzieren und ab dann kam nur noch sehr leises Rauschen.
Nach einigen Versuchen und Messungen stellte sich heraus, dass von den HF/ZF-Transistoren nur noch einer OK war. Die anderen litten alle mehr oder weniger stark unter "Tin-Whisker" was bei diesen alten OC-Typen ja nicht ungewöhnlich ist.
Ich probierte zunächst die im Internet angegebenen Vergleichstypen, was dazu führte, dass plötzlich wieder Leben im Radio steckte, allerdings schwang der Oszillator wild in höchsten Regionen herum - der propagierte AF239 ist ein UHF-Transistor und ließ sich im RT10 nicht zum Arbeiten überreden.
Am Ende klappte es mit einem AF106, allerdings lag der Empfangsbereich dann ca. 8Mhz höher als vorgesehen.
Durch 30pF über Basis-Emitter war auch das Problem gelöst.
Dennoch hielt mich ein Wackelkontakt auf Trab - am Ende waren es kalte Lötstellen und womöglich eine gerissene Leiterbahn.
Ein weiterer Defekt was das aus seinen Aufnahmen gebrochene Kunststoffröhrchen vom Variometer. Daher musste auch der Drehko samt Variometer von der Platine gebaut werden, um den Schaden zu beheben - natürlich mit Fädeln des Skalenseils (was unter Zuhilfenahme von Isolierband nur zum Teil nötig war).
Nach Stunden konnte ich den Bereich der Platine, der den lästigen Wackler verursachte, etwa auf Briefmarkengröße einengen - sehen konnte man auch mit Lupe nichts. Ich lötete die ohnehin blank verzinnten Leiterbahnen nach und das Radio arbeitete Stabil auf UKW. Ein Abgleich brachte auch deutlich mehr Leben ins Gerät.
Da sowieso schon Löcher im Gehäuse waren, passte ich diese entsprechend an, so dass eine kleine Teleskopantenne aus einem neuzeitlichen Schlacht-Taschenradio passte.
Bevor das Chassis wieder ins Gehäuse einziehen sollte, musste Letzteres erst mal gereinigt werden. Die Risse in der Rückwand konnten mit dem Lötkolben bei ca. 220°C geschweißt werden.
Die Platine erhielt einen neuen 9V-Batterieclip und zog wieder ins Gehäuse ein.
Nachdem die Batterie dran war - erster Einschalttest - Radio ist tot!
Mit dem Signalverfolger war eine saubere NF bis zum letzten Übertrager nachweisbar. Die Sekundärwicklung des Übertragers stellte sich plötzlich als unterbrochen heraus. Das Radio muss mal einen Sturz erfahren haben, bei dem die Lötstifte des Übertragers aus dem Sockel brachen. Jemand hatte das mit Drahtresten improvisiert. Dennoch ging die mechanische Last des Übertragers auf die Wicklungsdrähte. Das dtändige Drehen und Wenden der Platine bei der Fehlersuche gab der Wicklung dann spätestens beim Einbau der Platine ins Gehäuse wohl den Rest.
Ich maß die Kapazität der Windungsanschlüsse gegen die Primärseite und zog vorsichtig an dem Wicklungsanschluss mit der (wesentlich) kleineren Kapazität - er ließ sich ganz leicht aus dem Wickel ziehen und war ca. 15mm hinter der Lötstelle gebrochen. Dummerweise liegt die Sekundärwicklung Innen, also unter der Primärwicklung. Damit war der AÜ Schrott!
Von den Übertragern aus meinem Sammelsurium passte Keiner.
Auf Grund der Verbastelungen, des Allgemeinzustands und der bereits durchgeführten Modifikationen halte ich es nicht für Frevel, hier eine LM386 Endstufe einzubauen. Mir war von Anfang an klar, dass dieses Radio kein Vitrinenstück mehr werden wird.

Vielleicht schaffe ich es, in den nächsten Tagen am RT10 weiter zu arbeiten. Dann kommen hoffentlich auch noch ein paar Bilder dazu.

Euch sage ich an dieser Stelle schonmal Danke für's Mitlesen und wünsche frohe Weihnachten und für's neue Jahr alles Gute!


Gruß,
Daniel
Falls von Interesse: Das Gerät und seine Schaltung wurden im FUNKTECHNIK-Heft 13 aus 1960 beschrieben.

https://nvhrbiblio.nl/biblio/tijdschrift...13_OCR.pdf
Hallo Werner,

Danke für den Hinweis.
Der Beitrag ist auch bei RM-Org hinterlegt und das Heft habe ich auch.
Jetzt weiß ich endlich wieder, wo die ganzen Funktechnik-Hefte im Netz zu finden sind.
Mir fehlen noch ein paar Jahrgänge aus den 80ern, dann hätte ich alle Ausgaben original zusammen.