09.01.2023, 22:29
Guten Abend liebe Freunde der sonderbaren Dinge,
ich möchte euch heute etwas besonderes vorstellen. Einen langsam schlagenden Wecker für Gleichstrom. Ein Wecker, was ist das? In der Bahntechnik und in der Nachrichtentechnik versteht man darunter ein Läutewerk, also einen Rufapparat, landläufig auch als Klingel bekannt, vulgärsprachlich Bimmel. Bleiben wir bei Wecker. Diese gibt es in erstaunlichsten technologischen Ausmaßen. Die Elektrotechnische Praxis von Ingenieur Walther Häntzschel, Ausgabe 1904 nennt hier folgende:
... um nur die Wichtigsten aufzuzählen. Ein hochwissenschaftliches Fachgebiet!
Warum aber nun Langsamschläger? Die Entwicklung geht auf einen Österreicher zurück. Ich kann leider nicht mehr auf meine Originalquelle zugreifen (http://dingler.culture.hu-berlin.de/arti...4/ar284069), muss also jetzt etwas stückeln. Franz Gattinger, Telegrapheningenieur in Österreich entwickelte den ersten Langsamschläger in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. Irgendwann hatte ich aus genannter, zeitgenössiger Quelle folgende Passage kopiert:
Warum aber nun Langsamschläger? Weil der klassische Gleichstromwecker nervt. Sehr simpel. Die Langsamschläger kamen fortan bei der Bahn und auch bei Gesindeuhren, Rufanlagen und ähnlichen Dingen vor. Bei der Bahn sind sie heute noch in Betrieb.
https://www.berliner-stellwerke.de/artik...locks.html
Hier Beispielweise sind auf den Abbildungen 10 und 22 ff solche Wecker zu sehen. Wobei in Stellwerken auch normale Wecker verwendet wurden. Anwendungsbereich ist zum Beispiel heute noch in Altanlagen die Befehlsanforderung, welche eine Handlung vom Befehlsstellwerk an ein "untergebenes" Wärterstellwerk anfordert.
Mein vorliegender Langsamschläger ist von der Firma Hermann Kuhndt Feinmechanik aus Leipzig Engelsdorf. Leider konnte ich weder etwas über die Firma herausfinden, noch das Teil genauer Datieren. Rein die Aufmachung lässt mich auf späte dreißiger bis frühe fünfziger Jahre schließen, wobei ich mich nicht festlegen möchte.
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Die Funktion ist simpel. Der Unterbrecherkontakt befindet sich, wie im Video zu sehen, zwischen einem federnden Blech und dem Schwungrad und ist in Ruhe geschlossen. Die angelegten 24 V ziehen den Klöppel an die beiden in Reihe geschalteten 50 Ohm Spulen und das Schwungrad wird im Uhrzeigersinn angestoßen. Die um die Welle gewickelte Feder dreht das Schwungrad zurück und das Spiel beginnt von vorn. Bemerkenswert sind die Einstellmöglichkeiten: Vorspannung der Wellenfeder, Vorspannung der Klöppelfeder, Klöppelanschlag. Da irgendwas sinnvolles Einzustellen hat mich schon etwas Zeit gekostet und die Herren vor mir anscheinend auch:
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Nach Wartung stellt sich die Funktion wie folgt dar:
ich möchte euch heute etwas besonderes vorstellen. Einen langsam schlagenden Wecker für Gleichstrom. Ein Wecker, was ist das? In der Bahntechnik und in der Nachrichtentechnik versteht man darunter ein Läutewerk, also einen Rufapparat, landläufig auch als Klingel bekannt, vulgärsprachlich Bimmel. Bleiben wir bei Wecker. Diese gibt es in erstaunlichsten technologischen Ausmaßen. Die Elektrotechnische Praxis von Ingenieur Walther Häntzschel, Ausgabe 1904 nennt hier folgende:
- Gleichstromwecker, Läutewerke mit Selbstunterbrecher
- Wechselstromwecker, wie beispielsweise in alten Telefonen verwendet
- Einschlagwecker
- Fortschellwecker, welche bis zum mechanischen Rückstellen nach einmaligem Druckknopfbetätigen läuten
- Wecker mit optischer Anzeige (Fallklappe, Pendelscheibe)
- Wecker mit Antwortsystem
- Lautschläger (sehr massive und große Bauweise)
- Langsamschläger
... um nur die Wichtigsten aufzuzählen. Ein hochwissenschaftliches Fachgebiet!
Warum aber nun Langsamschläger? Die Entwicklung geht auf einen Österreicher zurück. Ich kann leider nicht mehr auf meine Originalquelle zugreifen (http://dingler.culture.hu-berlin.de/arti...4/ar284069), muss also jetzt etwas stückeln. Franz Gattinger, Telegrapheningenieur in Österreich entwickelte den ersten Langsamschläger in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. Irgendwann hatte ich aus genannter, zeitgenössiger Quelle folgende Passage kopiert:
Zitat:Die in Frage kommenden zu controlirenden Signalzeichen sind das Halt und das Frei, und bei ersterem soll der Wecker ertönen, bei letzterem schweigen. Da nun aber die betreffenden Signalmittel in der Regel auf Halt und nur ausnahmsweise, d.h. vorübergehend auf Frei stehen, erwächst den Controlstellen durch das fortwährende langwierige Geläute eine äusserst widerwärtige Belästigung und hat man sich deshalb bestrebt, die gewöhnlichen, mit Selbstunterbrechung oder Selbstausschaltung arbeitenden Rasselwecker durch langsam schlagende zu ersetzen.
Warum aber nun Langsamschläger? Weil der klassische Gleichstromwecker nervt. Sehr simpel. Die Langsamschläger kamen fortan bei der Bahn und auch bei Gesindeuhren, Rufanlagen und ähnlichen Dingen vor. Bei der Bahn sind sie heute noch in Betrieb.
https://www.berliner-stellwerke.de/artik...locks.html
Hier Beispielweise sind auf den Abbildungen 10 und 22 ff solche Wecker zu sehen. Wobei in Stellwerken auch normale Wecker verwendet wurden. Anwendungsbereich ist zum Beispiel heute noch in Altanlagen die Befehlsanforderung, welche eine Handlung vom Befehlsstellwerk an ein "untergebenes" Wärterstellwerk anfordert.
Mein vorliegender Langsamschläger ist von der Firma Hermann Kuhndt Feinmechanik aus Leipzig Engelsdorf. Leider konnte ich weder etwas über die Firma herausfinden, noch das Teil genauer Datieren. Rein die Aufmachung lässt mich auf späte dreißiger bis frühe fünfziger Jahre schließen, wobei ich mich nicht festlegen möchte.
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Die Funktion ist simpel. Der Unterbrecherkontakt befindet sich, wie im Video zu sehen, zwischen einem federnden Blech und dem Schwungrad und ist in Ruhe geschlossen. Die angelegten 24 V ziehen den Klöppel an die beiden in Reihe geschalteten 50 Ohm Spulen und das Schwungrad wird im Uhrzeigersinn angestoßen. Die um die Welle gewickelte Feder dreht das Schwungrad zurück und das Spiel beginnt von vorn. Bemerkenswert sind die Einstellmöglichkeiten: Vorspannung der Wellenfeder, Vorspannung der Klöppelfeder, Klöppelanschlag. Da irgendwas sinnvolles Einzustellen hat mich schon etwas Zeit gekostet und die Herren vor mir anscheinend auch:
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Nach Wartung stellt sich die Funktion wie folgt dar: