26.02.2023, 16:20
Hallo zusammen,
ich möchte euch hier mein neuestes Reparaturobjekt vorstellen, ein Philips B5X94A/19 von 1959. Das Radio habe ich vor etwa einem Jahr in den Kleinanzeigen gekauft.
Hier zum Einstieg die technischen Daten aus dem RM.org:
Interessant finde ich hier, dass keine EABC80 verwendet wurde, sondern eine Kombination aus EBF89 und EAA91. Was hat es damit auf sich? Eine EABC80 wäre doch billiger gewesen, oder?
Es wurde auch kein Selengleichrichter verbaut, sondern eine EZ80. Zu dieser Zeit ja auch nicht mehr unbedingt üblich.
Äußerlich ist es etwas in Mitleidenschaft gezogen:
[attachment=118483]
Der Kunstlederbezug auf der Oberseite fehlt, außerdem sind alle vier Standfüße abgebrochen. Dazu später noch mehr.
Das komplette Chassis war mit einer klebrigen Staubschicht überzogen, die in ihrer Beschaffenheit an den Film auf Dunstabzugshauben erinnerte. Zur Abrundung gab es noch einen penetranten Nikotingeruch :
[attachment=118484]
Die Ecke links im Bild wurde schon gereinigt
Ein erster Test mittels Vorschaltlampe und Trenntrafo ergab keine Auffälligkeiten, also folgte gleich ein zweiter Test ohne Vorschaltlampe. Eine externe Audioquelle, über TA eingespeist, wurde einwandfrei wiedergegeben, auf UKW hingegen blieb das Radio stumm.
Es folgte eine gründliche Reinigung, die schmierige Schicht ließ sich hervorragend mit Kontakt WL beseitigen. Partiell aufsprühen, kurz einwirken lassen und mit Wattestäbchen abputzen.
Dadurch verschwand auch der beissende Nikotingeruch.
Als nächstes folgte eine Reinigung aller Röhrenfassungen sowie eine Prüfung aller Röhren:
EZ80: beide Systeme noch ca. 90%, also gut
ECC85: beide Systeme noch ca. 45%, wurde ausgetauscht gegen 6N23P (russisches Äquivalent zur E88CC)
EF89: 79%%, gut
EBF89: beide Dioden je ca. 50%, Anode 45%, wurde ausgetauscht gegen NOS Röhre von Lorenz
EAA91: eine Diode 57%, die andere 0%, wurde ausgetauscht gegen 6CH2P (russische Ersatztype)
EL84: einmal 90%, einmal 80%, sollen später gegen 6P15P ausgetauscht werden (besserer Klang)
ECC83: einmal 58%, einmal 67%, soll später gegen 6N2P ausgetauscht werden (Versuch)
EM80: verbraucht, das überrascht nicht
Nach dem Tausch der drei verbrauchten Röhren stellte sich ein guter UKW-Empfang ein und das sogar im Keller.
Beide Lautsprecher hatten am Rand kleinere Risse, an einem Lautsprecher war zusätzlich noch ein etwas längerer Riss. Diese habe ich geklebt, indem ich Holzleim mit etwas Wasser anrührte und damit die Klebestellen beidseitig betupfte. Nach etwas Einwirkzeit weicht die Membran an der Rissstelle auf. Jetzt kann mit den Fingern oder einem Wattestäbchen die aufgeweichte Stelle etwas verrieben werden. Sieht dann so aus:
[attachment=118485]
Funktioniert einwandfrei
Am Gehäuse habe ich die Oberseite mit Schleifvlies verschiedener Körnungen geglättet und danach dreimal Briwax aufgetragen:
[attachment=118486]
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir das so besser gefällt als mit dem weißen Kunstleder
Als Ersatz für die original Standfüße habe ich mir Gummifüße besorgt, die an die originalen Löcher geschraubt wurden:
[attachment=118487]
Nicht original, aber ich finde, das kann man so lassen.
Da ich gelesen hatte, dass die hier verbauten Vitrohm Widerstände gerne hochohmig werden, habe ich alle überprüft. Widererwartend fand ich keinen einzigen, der außerhalb der Toleranz war. An der ECC83 waren tief unten zwei Widerstände, die ich nicht geprüft habe, da ich Angst hatte, beim Auslöten irgendein anderes Bauteil zu verbrutzeln.
Die verbauten senfgelben Philips Kondensatoren gelten ja als sehr zuverlässig. Ich habe sie trotzdem alle überprüft, auch hier alles in Ordnung.
Im Moment bin ich gerade noch am Tausch aller Elkos, danach folgt dann noch der Umbau der ECC83 sowie der beiden EL84 auf die russischen Röhren.
Viele Grüße Marco
ich möchte euch hier mein neuestes Reparaturobjekt vorstellen, ein Philips B5X94A/19 von 1959. Das Radio habe ich vor etwa einem Jahr in den Kleinanzeigen gekauft.
Hier zum Einstieg die technischen Daten aus dem RM.org:
- Anzahl Röhren: 10
- Röhren: ECC85 ECH81 EF89 EBF89 EM80 EAA91 ECC83 EL84 EL84 EZ80
- Hauptprinzip: Superhet allgemein; ZF/IF 452/10700 kHz; 2 NF-Stufe(n)
- Anzahl Kreise: 6 Kreis(e) AM 12 Kreis(e) FM
- Wellenbereiche: Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle und UKW.
- Betriebsart / Volt: Wechselstromspeisung / 110; 127; 145; 165; 220; 245 Volt
- Lautsprecher: 2 Lautsprecher / Ø 14 cm = 5.5 inch
- Belastbarkeit / Leistung: 7 W (Qualität unbekannt)
- Material: Gerät mit Holzgehäuse
- Abmessungen (BHT): 552 x 242 x 216 mm / 21.7 x 9.5 x 8.5 inch
- Bemerkung
- AM radio with built-in ferroceptor:
- LW: 150 - 260 kHz.
- BC: 517 - 1620 kHz.
- SW: 5,95 - 18,2 MHz.
Amplifier: 2 x 3,5 W in 800 Ohm (loudspeakers AD3700AM)
- LW: 150 - 260 kHz.
Interessant finde ich hier, dass keine EABC80 verwendet wurde, sondern eine Kombination aus EBF89 und EAA91. Was hat es damit auf sich? Eine EABC80 wäre doch billiger gewesen, oder?
Es wurde auch kein Selengleichrichter verbaut, sondern eine EZ80. Zu dieser Zeit ja auch nicht mehr unbedingt üblich.
Äußerlich ist es etwas in Mitleidenschaft gezogen:
[attachment=118483]
Der Kunstlederbezug auf der Oberseite fehlt, außerdem sind alle vier Standfüße abgebrochen. Dazu später noch mehr.
Das komplette Chassis war mit einer klebrigen Staubschicht überzogen, die in ihrer Beschaffenheit an den Film auf Dunstabzugshauben erinnerte. Zur Abrundung gab es noch einen penetranten Nikotingeruch :
[attachment=118484]
Die Ecke links im Bild wurde schon gereinigt
Ein erster Test mittels Vorschaltlampe und Trenntrafo ergab keine Auffälligkeiten, also folgte gleich ein zweiter Test ohne Vorschaltlampe. Eine externe Audioquelle, über TA eingespeist, wurde einwandfrei wiedergegeben, auf UKW hingegen blieb das Radio stumm.
Es folgte eine gründliche Reinigung, die schmierige Schicht ließ sich hervorragend mit Kontakt WL beseitigen. Partiell aufsprühen, kurz einwirken lassen und mit Wattestäbchen abputzen.
Dadurch verschwand auch der beissende Nikotingeruch.
Als nächstes folgte eine Reinigung aller Röhrenfassungen sowie eine Prüfung aller Röhren:
EZ80: beide Systeme noch ca. 90%, also gut
ECC85: beide Systeme noch ca. 45%, wurde ausgetauscht gegen 6N23P (russisches Äquivalent zur E88CC)
EF89: 79%%, gut
EBF89: beide Dioden je ca. 50%, Anode 45%, wurde ausgetauscht gegen NOS Röhre von Lorenz
EAA91: eine Diode 57%, die andere 0%, wurde ausgetauscht gegen 6CH2P (russische Ersatztype)
EL84: einmal 90%, einmal 80%, sollen später gegen 6P15P ausgetauscht werden (besserer Klang)
ECC83: einmal 58%, einmal 67%, soll später gegen 6N2P ausgetauscht werden (Versuch)
EM80: verbraucht, das überrascht nicht
Nach dem Tausch der drei verbrauchten Röhren stellte sich ein guter UKW-Empfang ein und das sogar im Keller.
Beide Lautsprecher hatten am Rand kleinere Risse, an einem Lautsprecher war zusätzlich noch ein etwas längerer Riss. Diese habe ich geklebt, indem ich Holzleim mit etwas Wasser anrührte und damit die Klebestellen beidseitig betupfte. Nach etwas Einwirkzeit weicht die Membran an der Rissstelle auf. Jetzt kann mit den Fingern oder einem Wattestäbchen die aufgeweichte Stelle etwas verrieben werden. Sieht dann so aus:
[attachment=118485]
Funktioniert einwandfrei
Am Gehäuse habe ich die Oberseite mit Schleifvlies verschiedener Körnungen geglättet und danach dreimal Briwax aufgetragen:
[attachment=118486]
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir das so besser gefällt als mit dem weißen Kunstleder
Als Ersatz für die original Standfüße habe ich mir Gummifüße besorgt, die an die originalen Löcher geschraubt wurden:
[attachment=118487]
Nicht original, aber ich finde, das kann man so lassen.
Da ich gelesen hatte, dass die hier verbauten Vitrohm Widerstände gerne hochohmig werden, habe ich alle überprüft. Widererwartend fand ich keinen einzigen, der außerhalb der Toleranz war. An der ECC83 waren tief unten zwei Widerstände, die ich nicht geprüft habe, da ich Angst hatte, beim Auslöten irgendein anderes Bauteil zu verbrutzeln.
Die verbauten senfgelben Philips Kondensatoren gelten ja als sehr zuverlässig. Ich habe sie trotzdem alle überprüft, auch hier alles in Ordnung.
Im Moment bin ich gerade noch am Tausch aller Elkos, danach folgt dann noch der Umbau der ECC83 sowie der beiden EL84 auf die russischen Röhren.
Viele Grüße Marco