16.04.2016, 16:28
Midget-Receiver Type 31/1 - Ein pfifiges Herzchen
Vorstellung
Heute möchte ich kein Radio beschreiben, das ich habe, sondern eines, was meiner Meinung nach ein sehr ausgeklügeltes Teil ist, aber bis jetzt als reales Gerät noch nirgendwo aufgetaucht ist. Dieses Gerät wurde um das Jahr 1943 in einer Auflage von 50.000 Stück in England gebaut. Entwickelt wurde es von einem norwegischen Ingenieur. Es ist einerseits unter dem Namen "Sweetheart", andererseits unter seinem offiziellen Namen Midget-Receiver Type 31/1 verzeichnet. Es ist ein 0V2-Audion für den Kurzwellenbereich von 50 m bis 25m, entsprechend 6 bis 12MHz ausgelegt. Das ist weiter noch nicht aufregend, aber die Zweckbestimmung war schon was Besonderes. Das Gerät wurde nämlich über den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten, wie Norwegen, Dänemark, Finnland, Frankreich und den Niederlanden abgeworfen, um es den Kämpfern der nationalen Widerstandsbewegungen zu ermöglichen, die Sendungen der BBC abzuhören, die im normalen Programm auch chiffrierte Nachrichten übertragen hat.
[attachment=118962]
Das Abwurfpäckchen aus Wellpappe beinhaltete den o.a. Empfänger, eine separate Batteriebox, eine Schachtel mit einem auf einer Haspel aufgewickelten 10 m langen Antennendraht und einer 3 m langen Erdleitung mit Clips, sowie eine luftdichte Blechdose mit den beiden Kristallkopfhörern. Luftdichte Blechdose deswegen, da die damals verwendeten Kristalle den niedrigen Luftdruck über 5000 m Flughöhe sonst nicht vertragen hätten. Weiterhin waren noch Batterien drin.
Die drei verwendeten Röhren sind amerikanische Miniaturpentoden vom Typ 1T4. die drei 1,4-V-Heizungen sind in Reihe geschaltet, sodaß eine 4,5-V-Flachbatterie dafür verwendet werden konnte, die ca. 30 h durchhielt. Als Anodenspannungsquelle kam eine damals gebräuchliche 30-V-"hear-aid" Batterie, also Hörgerätebatterie zum Einsatz, die eine Lebensdauer von 100 h hatte, da der Empfänger lediglich 0,5 mA (!) Anodenstrom zog!
[attachment=118963]
[attachment=118964]
Nun meine Frage. Hat jemand aus dem Forum schonmal irgendwo so ein interessantes Gerät in Natura gesehen, oder besitzt sogar eines? Denn was mich wundert, ist der Fakt, dass trotz der produzierten Menge von 50.000 Geräten scheinbar nahezu keine größere Anzahl bis heute überlebt hat? Das Radio selbst war trotz seiner Röhrenbestückung sagenhaft klein, nur 120 mm lang, 107 mm breit und 32 mm hoch und wog noch nicht einmal 1 kg.
Mich reizt es, eine Replika von dem "Herzchen" zu fertigen, um mal die Leistung der verwendeten Röhrenschaltung zu testen. Ich habe zwar einige Unterlagen und Fotos, aber die sind recht dürftig. Um möglichst originalgetreu zu bauen, kann man nie genug Papier haben.
Viele Grüße
Wolfram
Vorstellung
Heute möchte ich kein Radio beschreiben, das ich habe, sondern eines, was meiner Meinung nach ein sehr ausgeklügeltes Teil ist, aber bis jetzt als reales Gerät noch nirgendwo aufgetaucht ist. Dieses Gerät wurde um das Jahr 1943 in einer Auflage von 50.000 Stück in England gebaut. Entwickelt wurde es von einem norwegischen Ingenieur. Es ist einerseits unter dem Namen "Sweetheart", andererseits unter seinem offiziellen Namen Midget-Receiver Type 31/1 verzeichnet. Es ist ein 0V2-Audion für den Kurzwellenbereich von 50 m bis 25m, entsprechend 6 bis 12MHz ausgelegt. Das ist weiter noch nicht aufregend, aber die Zweckbestimmung war schon was Besonderes. Das Gerät wurde nämlich über den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten, wie Norwegen, Dänemark, Finnland, Frankreich und den Niederlanden abgeworfen, um es den Kämpfern der nationalen Widerstandsbewegungen zu ermöglichen, die Sendungen der BBC abzuhören, die im normalen Programm auch chiffrierte Nachrichten übertragen hat.
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Das Abwurfpäckchen aus Wellpappe beinhaltete den o.a. Empfänger, eine separate Batteriebox, eine Schachtel mit einem auf einer Haspel aufgewickelten 10 m langen Antennendraht und einer 3 m langen Erdleitung mit Clips, sowie eine luftdichte Blechdose mit den beiden Kristallkopfhörern. Luftdichte Blechdose deswegen, da die damals verwendeten Kristalle den niedrigen Luftdruck über 5000 m Flughöhe sonst nicht vertragen hätten. Weiterhin waren noch Batterien drin.
Die drei verwendeten Röhren sind amerikanische Miniaturpentoden vom Typ 1T4. die drei 1,4-V-Heizungen sind in Reihe geschaltet, sodaß eine 4,5-V-Flachbatterie dafür verwendet werden konnte, die ca. 30 h durchhielt. Als Anodenspannungsquelle kam eine damals gebräuchliche 30-V-"hear-aid" Batterie, also Hörgerätebatterie zum Einsatz, die eine Lebensdauer von 100 h hatte, da der Empfänger lediglich 0,5 mA (!) Anodenstrom zog!
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Nun meine Frage. Hat jemand aus dem Forum schonmal irgendwo so ein interessantes Gerät in Natura gesehen, oder besitzt sogar eines? Denn was mich wundert, ist der Fakt, dass trotz der produzierten Menge von 50.000 Geräten scheinbar nahezu keine größere Anzahl bis heute überlebt hat? Das Radio selbst war trotz seiner Röhrenbestückung sagenhaft klein, nur 120 mm lang, 107 mm breit und 32 mm hoch und wog noch nicht einmal 1 kg.
Mich reizt es, eine Replika von dem "Herzchen" zu fertigen, um mal die Leistung der verwendeten Röhrenschaltung zu testen. Ich habe zwar einige Unterlagen und Fotos, aber die sind recht dürftig. Um möglichst originalgetreu zu bauen, kann man nie genug Papier haben.
Viele Grüße
Wolfram