Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Alte Erfindung wiederentdeckt: „Das Frenotron“
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Erhöht man beim Audion die Rückkopplung, so erhöht sich die Güte des Schwingkreises. Der stärkste Empfang = höchste sinnvolle Verstärkung ist kurz vor dem Einsatz der Schwingung. Dieser Punkt ist manchmal schwierig einzustellen; ist die Rückkopplung zu stark, so beginnt die Schaltung zu schwingen und stört damit sogar den Empfang in der Umgebung des Radios.

Am 8. Januar 1926 reichte der Österreicher Dr. Ing. R. Pollak-Rudin mit Patent Nr. AT110425 einen Verbesserungsvorschlag für Radioempfänger ein, mit dessen Hilfe sich die richtige Verstärkung leichter einstellen ließ. Hier Auszüge daraus:

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Im Wesentlichen geht es darum, dem Gitterkreis ein Element zur Spannungsbegrenzung parallel zu schalten. Das kann mit einer Diode oder mit einer vorgespannten Triode gemacht werden.
Beabsichtigt ist eine Verflachung der Rückkopplungseinstellung rund um den kritischen Punkt, d.h. eine weiche Einregulierung bis kurz vor dem Schwingungseinsatz! Damit lassen sich schwache Signale besser und stabiler hervorheben.

Die Fa. HELIKON brachte eigens dafür eine Triode-Diodekombination als Verbundröhre mit dem Namen Frenotron = Bremsröhre auf den Markt. Die zusätzliche Diodenanode ist mit der Seitenschraube verbunden. Kommerziell gesehen war das kein Erfolg....

Eigene Untersuchungen
Mit rel. wenig Mitteln lässt sich sowas in die Praxis umsetzen.
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Dazu dient diese experimentelle Brettschaltung. Wir sehen Rö.1 (RE084) in einer normalen Audionschaltung mit Rückkopplung.
Rö.2 (RE084) ist nach Fig.2 geschaltet, wobei deren Anode dem Gitterkreis zur spannungsabhängigen Bedämpfung parallel geschaltet ist. Der Arbeitspunkt kann mit dem Poti am Heizfaden optimiert werden.

Als weiteren Vorteil möchte ich die Begrenzung der ungewollten, aber oftmals unvermeidlichen Rückkopplungsschwingungen nennen. Wie wir alle wissen, das führt zu den ungeliebten Störungen des Radioempfangs bei den Nachbarn. Anderswo liest man die Behauptung, es würden alle Rückkopplungsstörungen unterdrückt. Das ist nicht ganz richtig. Gemessen ergibt der Unterschied wohl einen Rückgang um etwa 1/10.
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Da auch die Einsatzmöglichkeit einer Kristalldiode in Fig.1 des Patents angedeutet wird, habe ich einfach zwei antiparallel geschaltete Siliziumdioden (1N4148) mit dem Gitterkreis verbunden. Die Kreisspannung kann 800mVss nicht überschreiten. Nur ein Ortssender könnte solch hohe Werte verursachen! Um die dann entstehenden Verzerrungen zu verhindern, ist das mit einer Reduzierung der Antennenspannung (z.B. kurze Antenne oder Sperrkreis) in den Griff zu bekommen.

Das ist erstaunlicherweise die beste - und vor allem billigste - Anwendung des Frenotron-Patents! Sowas gab es 1926 natürlich noch nicht.......
Hoch interessant ! Danke für´s zeigen Gruß Franz
Hallo Wolfgang,

vielen Dank fürs Zeigen, Erklären und vor allem fürs Ausprobieren! Smiley32

Die Ausdrucksweise in Patentschriften hat sich in den letzten 10 Jahrzehnten kaum geändert. "dadurch gekennzeichnet", "nach Anspruch 1", "oder dergleichen" - das liest man auch heute noch oft.

Eine Frage hätte ich noch: Dioden haben ja eine eher harte Kennlinie. Ist denn mit der Schaltung in Fig. 1 eine weiche Begrenzung überhaupt möglich?

Gruß, Frank
Hallo Frank

Es stimmt schon, mit der RE084 als "VDR" ist der Rückkopplungseinsatz noch weicher.

Der Unterschied gegenüber den beiden Si-Dioden ist nicht so auffallend groß. Wohl muss auf eine Übersteuerung geachtet werden, was ich bereits angedeutet habe. Man könnte durch Serienwiderstände eine Abflachung des Übergangs in den leitenden Bereich erreichen.

Da in den 20er Jahren nur mit geringen Modulationsgraden gesendet wurde, habe ich keine weiteren Versuche in Bezug auf die heuzutage oftmals üblichen 90% gemacht.

Gruß, Wolfgang