Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Wer hat sowas schonmal gesehen? (Kontaktleisten)
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Hallo zusammen,

Hat jemand von euch das schonmal gesehen und kann es erklären?

Das Radio ist absolut trocken, doch an den Schaltleisten bilden sich an den Kontakten und an den Lötstellen grüne Beläge. Die Schaltleisten sehen nass aus, als ob hier etwas ausdünsten würde. 
Die Isolation eines Kabels beginnt sich aufzulösen.

Abseits dieser Leisten sind alle Kontakte völlig in Ordnung.

Was ist hier los und wie kann man es stoppen?

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Gruß,
Patrick
...mal vorsichtig fragen - ist das nicht der grüne Schutzlack, der oft auf Lötungen verwendet wurde?
Folgen von KONTAKT 60 wären auch denkbar.
Hallo Patrick,
 
ich tippe auch auf einen Restaurierungsfehler durch eines dieser "Wundermitttel" in Sprayform, die nach einiger Zeit diese Nebenwirkungen zeigen. An den grünlichen Lötstellen hat das Mittel wohl Tropfnasen gebildet.
Habe einen Saba Kristall, dessen Wellenschalter aus Pertinax auch so ölig aussehen und die versilberten Kontakte haben Stellen mit Grünspan.  Der entsteht bei Kontakt von Kupfer mit Essigsäure.
Ob es auch hier tatsächlich giftiger Grünspan ist, kann man testen. Die Stellen sollten auf eine Lauge reagieren (z. B. Pinsel oder Q-Tip mit Salmiakwasser, nicht kratzen).  Keine sauren Mittel verwenden. Zeigt sich keine Reaktion, kann man mit organischen Lösungsmitteln prüfen, ob es eine Art Lackrückstand ist.

Keine Ahnung, wie man den ölig aussehenden Rückstand aus dem Pertinax vertreiben kann.

@Werner: Läßt sich an dem Zustand etwas verbessern? Ich habe da keine Erfahrungen und müßte da auch ran.
Ich würde die Pertinaxstreifen ordentlich mit Bremsenreiniger spülen. Danach gut trocknen lassen und Kontaktpflege mit Oszillin. Der Grünspan auf den Lötpunkten ist ja nur ein optisches Problem. Allerdings müsste man den Zustand der feinen Drähte begutachten, die nehmen schnell Schaden.
Hallo Patrick,

dieses Schadbild, aufgrund Anwendung ungeeigneter Chemie, sieht man leider recht häufig. Diese ölig wirkende Substanz sollte möglichst zeitnah ausgespült werden, bevor sich bei spannungsführenden Kontakten Kohlebrücken bilden. Dies geschieht besonders oft bei Saba Geräten, wie in deinem Bild gezeigt, recht gerne. Saba verwendete da wohl besonders 'saugfähiges' Pertinaxmaterial.

Hier hilft manchmal die Anwendung von Bremsenreiniger in Verbindung mit Druckluft und anschliessend gründlichem Austrocknen - das sagte Thorsten bereits. Die Kontakte sollten dann weitgehend mechanisch gereinigt werden unter minimalster Anwendung von Chemie. Dazu müssen, um das gründlich zu tun, die einzelnen Schaltschieber mit den Messerkontakten ausgebaut werden. - Natürlich lassen sich mit den bisher beschriebenen Massnahmen keine bereits bestehenden Kohlebrücken in die Flucht schlagen! Im Anfangsstadium kann man diese Brücken durch vorsichtiges Wegfräsen ausräumen.

Manchmal wird durch die Kohlebildung der gesamte Pertinaxträger zwischen den Kontakten weggebrannt; da hilft es, um optimale Ergebnisse zu erzielen, meist nur noch den gesamten Kontaktstreifen auszutauschen. Dazu wird dann wohl ein geeignetes Schlachtgerät als Teilespender notwendig... und das ist auch damit keine prickelnde Aufgabe für Ungeübte oder gar Ungeduldige.
(23.04.2023, 07:29)navi schrieb: [ -> ]...mal vorsichtig fragen - ist das nicht der grüne Schutzlack, der oft auf Lötungen verwendet wurde?

Hallo Ivan,

ja gibt es. Hier z.B. bei einem Körting Supra-Selektor 37 Chassis S4346W. Die verwendeten rosa und grüne Farbmarkierungen. Aber nicht konsequent auf allen Lötstellen. Bestimmt gab's mal Vergesslichkeiten bei den Lötstellen und dann mußte das fortan kontrolliert werden. Es menschelt halt wie überall...

Gruss
Debo

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Ich hatte auch oft schon Chassis wo der Instandsetzer, die gewechselten Kondensatoren an den Lötstellen mit Farbe versehen hat, warum auch immer...
Danke euch allen,

Kontakt-Markierung halte ich bei genauer Betrachtung der Lötstellen für unwahrscheinlich.

Die ungeeignete Chemie wird es wohl verursacht haben. Das würde auch erklären warum nur diese Leisten betroffen sind.
Ich hätte noch ne Dose Felgenreiniger, denkt ihr damit könnte ich es anstelle von Bremsenreiniger versuchen? Worauf kommt es an?

Salmiakwasser habe ich leider nicht hier, danke für den Tip Karl-Heinz. Wäre das nur zum Test geeignet oder könnte ich mit einer Lauge möglicherweise auch das Fortschreiten stoppen?
Korrosionen von ausgelaufenen Batterien habe ich schon erfolgreich mit Essigessenz entfernt, die in dem Fall auch zu einer Reaktion führt. Was ja auch eine Säure ist ist mir somit unlogisch erschien. Wäre wirklich interessant zu wissen was hier bei den Leisten für eine Reaktion hier vor sich geht.

@Peter: Ich spiele mit dem Gedanken alle auszubauen, hadere aber nich etwas mit mir selber Wink

@Werner: Sehr interessant, Kontakt 60 wird ja doch hier und dort empfohlen. Welches Mittel würdest Du bevorzugen? Was sagen die Langzeit-Erfahrungen?

Beste Grüsse,
Patrick
Bremsenreiniger ist ein Lösungsmittel für Fette. Felgenreiniger ist auf Wasserbasis und was völlig anderes. Ungeeignet.

Kontakt 60 muss nach dem Einwirken wieder gut ausgespült werden, da es sehr aggressiv reinigt.

Teslanol Kontaktspray (früher: Oszillin T6) kann man auftragen und es verflüchtigt sich bis auf eine dünne Schutzschicht von selbst.
Hallo Patrick,

beim Bremsenreiniger solltest Du darauf achten, dass Du ein Acetonfreies Produkt bekommst.
Aceton greift nämlich etliche Kunststoffe an.


Viele Grüße

Martin
Stimmt, und kann auch den schutzlack der kupferwicklungen angreifen.
Bei den kleinen spulen ist es dann schwierig es zu richten weil dort HF litze verwended wird (teilweise 3 oder 4 verzwirbelte dünne leiter)
Ich würde in diesen fall schonmal nach einer ersatztastatur ausschau halten, denn diese siet richtig durchgetränkt aus
ich habe habe für solche Fälle entweder das Spray Lectro Clean oder CRC 2-26 verwendet. Mit beiden habe ich während meiner Beruftätigkeit gute Erfahrung gemacht.
Gruß Franz