Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Grundig 4019
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Hallo Freunde,

Zeit mal wieder für ein Radio... Als der Henning (Hoeberlin) vor einiger Zeit mal einen Aufruf startete: Ich suche von diesen Empfängern ein Gerät, das ich erwerben kann oder leihweise zur Verfügung gestellt bekomme. Es ging dem Henning um irgendwelche Messungen an solch einem Gerät. Unter den aufgezählten Modellen erkannte ich auch mein Grundig-Radio  aus Jugendtagen.
Ach, das hatte ich längst vergessen. Es war der Grundig 4019. Das war das Gerät, dass sich meine Eltern zur Hochzeit gekauft hatten. Zufällig ist das Baujahr 1959 mein Geburtsjahr. Schon von Kindesbeinen an hatte mich dieses dunkel polierte Gerät interessiert. Wie oft saß ich im Wohnzimmer vor dem Gerät. UKW wurde mir damals schnell langweilig. Was bedeuteten die anderen Bereiche KW, MW und LW? Überall war etwas zu hören. Wenn meine Eltern damals mal zu einem Tanzvergnügen gingen, stand das Gerät bei mir am Bett. Was war das für ein Erlebnis. Auf der Mittelwelle gab es so viele Sender. Das mag. Auge zappelte nur so.  Meine Eltern kauften sich dann Anfang der 70 er Jahre eine Musiktruhe und das Radio durfte nun dauerhaft in meinem Zimmer stehen.

Ein älterer Herr sagte mir damals, stecke mal in die Antennenbuchse ein längeres Stück Draht. Es krachte beim einstöpseln in die Buchse. Der MW-Ampfang wurde noch besser. Nun hatte es mich gepackt. Jeden Tag wurden die Antennen besser. Dann die "Untergrundsender" so dachte man, Deutscher Soldatensender  935 Khz und Freiheitssender 904 Khz. Ich beeilte mich nach der Schule . Die Mittagssendung vom deutschen Soldatensender geht doch los. Tolle Musik! Dann die vielen tollen MW-Sender, die ich mit meiner Antenne hören konnte. SWF, SDR, SFB, die vielen DDR-Programme. Highlight war natürlich die Europawelle Saar und Radio Luxemburg. Wir wohnten im Harz recht hoch und diese Sender konnte man auch tagsüber empfangen. Dann kamen die Empfangsversuche, wie bekomme ich den RIAS und blende die Störsender aus. Auch die Langwelle war für mich damals sehr interessant.

Ebenso die vielen, vielen Kurzwellensender. Abends im 31 Meter Band die deutsche Sendung von Radio Kairo, von Radio Bagdad. Das 49 Meter-Band. Probeaussendungen des österreichischen Bundesheeres. Ich glaube, diese Jahre waren für mich die interessantesten in meiner Radioära.

Eines Tages kam Vater nach Hause. Die 80 er Jahre waren mittlerweile angebrochen. Er hatte ein großes Paket dabei. Video 2000. Ein Videorecorder! Sollte das Ding auch mein Freund werden?
Nein, ganz gewiß nicht. Was ging plötzlich in meinem 4019 vor? Was war mit meinem Tagempfang passiert. So wie früher der RIAS,  so waren jetzt alle Sender mit einem lauten Störgeräusch überlagert. So machte das keinen Spaß mehr. Als ich am anderen Tag von der Schule kam, ging ich an den Videorecorder und zog dessen Stecker. Tja, das war also unser Störsender im Haus. Die erste Zeit zog ich tagsüber den Recorder einfach raus. Da gab jeden Abend bösen Ärger mit meinem Vater. Irgendwann hatte ich mich damit abgefunden, dass es nun vorbei ist mit dem tollen Tagempfang, auf den ich so stolz war.

Also war UKW angesagt. Langweilig! Später dann hatte der Ton sehr gelitten. Man konnte das Gerät auf UKW so genau einstellen, wie man wollte. S und ß und z zischten regelrecht. Heute würde man sagen, das ist der Ratio-Filter oder eben die EABC 80. Andere Geräte vom Sperrmüll kamen dann. Der 4019 wurde für mich immer uninteressanter. Nachher nahm mein Vater das Gerät mit zur Berieselung an seine Arbeitsstelle. Als er in Rente kam, verblieb das Gerät dort. Es geriet in Vergessenheit.

Neulich blätterte ich in den ebay-Kleinanzeigen. Siehe da, ein Grundig 4019. Gehäuse gut, innen fehlten die 2 Hochtonlautsprecher und die Röhren. Der Preis war akzeptabel. Sollte man evtl. mal etwas sentimental werden? Aber mir fiel auch der Henning mit seiner Suchanzeige ein. Ein Blick ins Schaltbild von dem Gerät verhieß, so einfach ist das Radio nicht "gestrickt". So kam ich darauf, kaufe das Radio, restauriere das so gut, dass Du damit - wie damals -  Deine Freude hast. Ja, eher auf der Welle der Freude, also UKW. Aber was solls. 2 Hochtonlautsprecher habe ich bereits. Den mittleren Tieftonlautsprecher muss ich überholen. Mittlerweile habe ich das Chassis restauriert. UKW war völlig ausgefallen. Das habe ich behoben. davon dann mehr. Nun funktioniert alles wieder. Und: S, ß und z kratzen hier auch wieder.

Hier hatte sich dann der Henning angeboten, wenn ich ihm das Gerät leihweise zur Verfügung stelle, den Abgleich für das Radio zu machen. Leider bin ich seit längerem gesundheitlich etwas eingeschränkt und so kann ich das Radio nur so nach und nach bearbeiten. Schaut mal, das ist das Radio:

Hier das Radio.

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Dann das Chassis von innen

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Hier sieht man, es fehlen die Hochtonlautsprecher

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Der Konzertlautsprecher des Gerätes muss überholt werden. Grundig verwendete damals für die äußere, um den Lautsprecherkorb verlaufende Dichtung Schaumstoff. Wie man sieht, ist dieser völlig zu Pulver zerfallen. Ebenso der Schaumstoffpfropf, der vorne in der Erregerspule sitzt, bzw saß.

Wenn man sich die Bilder ansieht, fällt zweierlei auf:

Die Lautsprecherdichtung (rundumlaufend) schließt bündig mit dem Abschluß des Lautsprecherkorbes ab. Nun befinden sich am Lautsprecherkorb 4 Halter, die den Lautsprecherkorb etwas von der Schallwand abheben, Meine Meinung war bisher, dass die Abdichtung vom Lautsprecherkorb direkt auf die Schallwand drücken sollte. Hier war es so, dass der Lautsprecherkprb einige mm Abstand von der Schallwand hatte. Wie macht man das nun richtig? Wenn ich meinen filzstreifen zurecht schneide und als Ersatz verwende, dann steht er minimal über dem Lautsprecherrand. Also so, wie es hier der Fall war. Ich könnte natürlich noch eine Lage vom Filz auf doe ersetzte dichtung kleben. Dann würde der Lautsprecher mit der Schallwand abschließen. Wie macht man das richtig. Habt Ihr Tips?

Ich dachte mir, für die Abdeckung der Erregerspule schneide ich ein kleines Stück Filz rund und verklebe das von oben mit dem Papprohr der Erregerspule. Darf man das oder behindert das beim Schwingen die Luftzirkulation? Klar, das Stück filz sitzt so weit vorne, dass der runde Stabmagnet nicht berührt wird.

Unser Hans kennt ja diese Grundig.Lautsprecher. vielleicht kann er Anweisung geben?

Hier sieht man den völlig zersetzten Schaumstoff

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Hier sieht man wie der Halter den Lautsprecherkorb etwas von der Schallwand abhebt. Der Lautsprecherkorb drückt nicht direkt auf die Schallwand. Es ist Luft zwischen Lautsprecherkorb und der Schallwand.

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Hier die Erregerspule. Sie wird vorher mit dem Staubsauger von dem Sand der zerfallenen Schaumstoffdichtung gereinigt. Hier dachte ich, könnte man ein rundes Filzstück einkleben. Oder was käme sonst noch in Frage:

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Hier noch mal der komplette Lautsprecher

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Diesen Filzstreifen würde ich gerne passend schneiden und verwenden.

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(08.05.2023, 12:44)Andreas_P schrieb: [ -> ].... Nun befinden sich am Lautsprecherkorb 4 Halter, die den Lautsprecherkorb etwas von der Schallwand abheben, Meine Meinung war bisher, dass die Abdichtung vom Lautsprecherkorb direkt auf die Schallwand drücken sollte. Hier war es so, dass der Lautsprecherkprb einige mm Abstand von der Schallwand hatte. Wie macht man das nun richtig? Wenn ich meinen filzstreifen zurecht schneide und als Ersatz verwende, dann steht er minimal über dem Lautsprecherrand.

Hallo Andreas.

Ich habe vor kurzer Zeit einen Grundig 1070 überholt, von daher ist mir die Lautsprecherkonstruktion geläufig.

Die 4 Halter besitzen je einen Gummistopfen, durch den dann die Stehbolzen (Gewindebolzen) aus der Lautsprecherwand geführt sind. Zwischen Gummistopfen und Stehbolzen liegt noch eine Metallhülse.
Die Muttern samt Unterlegscheiben werden nun auf die Stehbolzen geschraubt. Wichtig ist, daß sich der Lautsprecherkorb in den Gummistopfen (minimal) federnd/gedämpft aufgehängt hat. Der zerbröselte Schaumstoffrand dient m.E. "nur" als Abdichtung Membran/Lautsprecherwand; es ist hierbei zu bedenken, daß der Schaumstoff weicher war, als alte Hartfilzdichtungen, wie wir sie zumeist aus Vorkriegsradios kennen. Bei meinem 1070 hatte ich den Eindruck, daß dieser Schaumstoffrand bündig zur Schallwand hin schloß, es war kein Spalt zu sehen. Nach Abnahme des Lautsprechers konnte man ihn natürlich auch zerreiben

Obacht: Die Gummistopfen sind zumeist geschrumpft, hart geworden, sodaß sie ihre Dämpfungswirkung altersbedingt eingebüßt haben.
Hallo Klaus,

danke für Deine Tips. Ja dann leuchtet mir die Konstruktion ein. Der Lautsprecher wird durch die Gummistopfen federnd auf die Schallwand gedrückt. Dann ist auch klar, dass der Lautsprecherkorb nicht auf der Schallwand aufliegen darf. Nun hast du recht, die Gummistopfen sind bereits recht hart. Läßt man sie trotzdem, oder könnte man da irgendeinen Ersatz nehmen? Aber was könnte man dafür verwenden? Vielleicht hast du hier auch einen Tip? Das Thema hört sich so trivial an.

Aber ich habe das bei einem anderen Grundig so gemacht, wovor Du gerade gewarnt hast. Den Lautsprecher richtig "angeknallt". Dadurch liegt der Korb auf der Schallwand auf. Bei kräftigen Bässen scheppert die gesamte Schallwand.
(08.05.2023, 13:43)Andreas_P schrieb: [ -> ]Läßt man sie trotzdem, oder könnte man da irgendeinen Ersatz nehmen? Aber was könnte man dafür verwenden? Vielleicht hast du hier auch einen Tip? Das Thema hört sich so trivial an....

Bei meinem 1070, von dem ich oben schrieb, waren die Teile grenzwertig, so habe ich sie belassen. Man kann das aber ersetzen:

Es sind ja im Grunde genommen nur sog. Durchführungstüllen, also vergleichbar der Netzkabeldurchführung hinten ins Chassis (bei vielen älteren Radios). Da gibt es sicherlich die passende Größe zu beziehen.

Übrigens hatte ich beim 1070 auch das Problem, wie ich den brüchigen umlaufenden Schaumstoffring sowie die Abdeckung über dem Tauschspulenschacht ersetze.
Letzteren habe ich offen gelassen, das ist bei vielen Lautsprechern so gemacht. Den umlaufenden Ring wollte ich zunächst durch genau so einen Klebefilz ersetzen, wie Du ihn oben zeigtest. Da er mir zu breit war, nahm ich eine von einer Verpackung übrig gebliebene Platte aus etwas festerem Schaummaterial (ca. 1 cm dick war sie). Von der schnitt ich mittels eines Cuttermessers 2 schmale Streifen, die in ihrer Breite so breit waren, wie das zerbröselte Original. Zwei Streifen deshalb, da die Länge der neuen Platte nicht für eine Umrandung des Lautsprechers ausreichte. Das verklebte ich dann und schnallte den Lautsprecher während des Trocknens  fest  auf seine Position auf der Schallwand. Nach Trocknung des Klebers (Pattex, sparsam aufgetragen) lockerte ich die Befestigungsmuttern wieder etwas.
Hallo zusammen

Da ich Kundendienst für Weißgeräte fahre,komme ich öfter mal an Dämpfergummis für Reinigerdosierpumpen dran.Die sind für diesen Zweck sehr gut verwendbar.

Wenns die Neugier geweckt haben sollte,lege ich dieser Tage mal Fotos nach.
Hallo Andreas!
Das ist aber eine nette Radiogeschichte zu dem 4019, der dann am Ende durch den "Störsender" Videorecorder aufs Abstellgleis kam.
Interessant ist beim 4019 der NF-Stereoteil mit Bass-Endstufe im Gegentakt. Die beiden EL 95 arbeiten dabei zunächst als Eintakt-Verstärker pro Kanal. Gleichzeitig sind sie aber auch als Gegentaktverstärker geschaltet für die tiefen Frequenzen mit Phasenumkehrstufe und einem zusätzlichen Übertrager. Eben da, wo Leistung gebraucht wird und die man ohnehin nicht mehr wirklich orten kann.
Das Schaltungsprinzip hat Grundig auch in anderen Geräten verwendet, im Jahr 1960/61 dann auch mit der neu erschienenen ELL80.
So ein Gerät habe ich einmal geschlachtet. Die Übertrager habe ich wohl noch im Bestand. Falls da also etwas defekt sein sollte, bitte melden.
Wie gut die Schaltung funktioniert, wirst Du uns sicher berichten, wenn das Gerät soweit ist. Viel Erfolg!

Grüße
Frank
Hallo Klaus,

Dir nochmal vielen Dank für Deine Ausführungen. An diese Durchführungsgummis hatte ich auch schon gedacht.

Hallo Roman, und Du machst mich nun richtig neugierig. Kannst Du nicht bitte mal die Gummis zeigen. Vielleicht könntest Du mir dann 4 Stück veräußern.
So sehen die Teile aus:

[attachment=121255]

Passend für M4 Schrauben.

Für die Abdichtung geht auch Tesa Moll.
Hallo Andreas,

ich erinnere mich an meinem Loewe Opta Toccata.
An dem Gerät war auch ein Luftspalt zwischen L. Spr. und Schallwand mittels Gummiringe realisiert.

An anderen Geräten wieder ist ein Filzstreifen, bei früheren Radios, und später einfach Schaumstoff.
Kommt auf die Experten an, ist wohl auch eine Kostenfrage.
Hallo Freunde,

natürlich danke ich euch sehr für Eure netten Tips. Frank, Dir noch vielen Dank für die Beschreibung der Schaltung.

Dazu hier noch mal ein Ausschnitt der NF-Schaltung

[attachment=121278]

Roman, danke für die Vorstellung der Gummilager. Ich komme mal mit einer PN.
Die von Roman gezeigten Gummilagerstopfen könnte ich mir ganz gut als Chassisunterlage vorstellen, nicht nur bei Grundig-Radios, also zwischen Chassis und Gehäuse, da dort die Verschraubung zumeist mittels M4-Schrauben erfolgt.
Hallo Klaus,

der Roman läßt mir solche Stopfen zukommen. Dann werde ich berichten.
Hallo Andreas,

Sehr schön zu lesen Deine Beschreibung über die damaligen Erlebnisse mit dem Grundig Smile

Alternativ fallen mir noch 2 andere Lösungen für die Aufhängung des Lautsprecherchassis ein.

- Zum einen wären das Gummidurchführungen für Kabel, die gibt es in verschiedenen Größen und Dicken.

- Oder Gummipuffer zur Motorlagerung

[attachment=121461]  [attachment=121462]
[attachment=121463]
Gibts auch in kleinen Mengen günstig bei Ebay.

https://www.ebay.de/itm/130512928658?has...g&LH_BIN=1


Oder als ganzes Sortiment

https://www.ebay.de/itm/165386911183?_tr...%3A2332490


Auch der ATR-Shop hat welche, vermutlich aber nur in einer Grösse…

https://atr-shop.de/sonstiges/nuetzliche...stck.?c=89

Lg Patrick

Edit: Gerade gesehen, dass so ein Vorschlag schon kam. Vielleicht helfen ja jemandem die Links…