29.01.2024, 00:40
Hallo,
In der Zeit zwischen den Jahren habe ich einen Graetz Landgraf F39 bekommen. Sogar die Fernbedienung für das Gerät war dabei. Beim Ersten Durchsehen, hatte ich mit dem Zeilentrafo so meine Bedenken. Die Isoliermasse der Hochspannungsspule war brüchig und konnte einfach mit den Fingern abgemacht werden. Es sieht aber nicht so aus, dass die Risse durch Hitze aus der Hochspannungswicklung selbst entstanden sind. Gleichzeitig sind auf der Primärwicklung komische kleine Kristalle zu sehen.
[attachment=132320]
Von einem Bekannten habe ich mir ein Müter Bildröhrenmessgerät ausgeliehen um zu Prüfen, ob man mit der im Gerät verbauten MW43-80 noch etwas anfangen kann. Der Zeiger des Messgerätes hat bei messen sogar den "Gut"- Bereich erreicht.
Da aber das Gehäuse und die Bildröhre in einem noch brauchbaren Zustand ist und der Fernseher soweit komplett erscheint, entschied ich mich ihn doch wieder fit zu bekommen. Vielleicht habe ich ja glück und der Zeilentrafo ist mit etwas Arbeit doch wieder Fit zu bekommen. Die üblichen Tauschkandidaten an Kondensatoren sind im Gerät auch anzutreffen und sehen schon sehr mitgenommen aus. Besonders der Entstörkondensator am Netzeingang.
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Toll ist, dass zudem im Fernseher sogar ein Radio integriert ist. Das Radio hat eine U-Röhrenbestückung, wie: UCC85, UCH81, UBF89, UF89, UL84 und UM80. Wie es aussieht, liegt die UKW-ZF im Bereich von 5,5MHz, damit der Radioteil auch für den Fernsehton mitbenutzt werden kann und keine zusätzliche Tonendstufe im Gerät benötigt wird.
Als erstes fing ich mit einer umfangreichen Reinigung des Chassis an, um all den Staub, Dreck und Nikotin der vergangenen 60 Jahre loszuwerden. Da einige Potis schwer oder garnicht zu drehen waren, entschied ich mich alle Potis auszubauen, zu öffnen und zu reinigen. Dies hat auch sehr gut funktioniert, da die Potis nur durch einen Sprengring zusammengehalten werden. Zieht man diesen ab, können Die Potis zerlegt werden. Die Potis waren innen wie erwartet angelaufen. Nichts ist schlimmer als Potis, die teilweise an manchen Stellen nicht funktionieren. Als ich mit denen komplett durch war, fiel mir auch noch auf, dass der Einschalter auch nicht mehr richtig umgeschaltet hat. Dieser wurde ebenfalls geöffnet, gereinigt und wieder funktionsfähig gemacht.
[attachment=132323]
[attachment=132326]
[attachment=132321]
Nun ging es weiter mit den Kondensatoren unter dem Gerät, aber ersteinmal nur die vom Radioteil. Wichtig war mir dabei, dass der Kondensator, der zur Antennen und zur Erdbuchse des Gerätes führen Kondensatoren sind mit mind. 1000V, damit da nicht ausversehen was passiert. Auch der Plattenspieler-Eingang hat solche Kondensatoren bekommen. Gleichzeitig habe ich den Entstörkondensator im Netzteil durch einen Y2-Kondensator ersetzt.
Es war also an der zeit, den Radioteil das Erste mal in Betrieb zu setzen. Wichtig dabei war, dass ich die Stromversorgung vom Fernsehteil unterbrochen habe, damit nicht ausversehen der Fernsehteil aktiviert wird. Die Lichter fingen langsam an zu leuchten und wurden langsam immer heller und heller. Sonst hat sich da aber nichts getan. Die Ursache war schnell gefunden: es war keine Anodenspannung vorhanden. Der übeltäter war der 120 Ohm-Widerstand, der in Reihe mit dem Gleichrichter geschaltet ist. Dieser hatte keinen Durchgang mehr und wurde ersetzt. Nun machte das Radio etwas mehr. Das Magische auge hat ziemlich hell angefangen zu leuchten. Ich schätze, dass das Gerät nicht viele Betriebsstunden hatte aufgrund des hellen magischen Auges und der guten Emmission der Bildröhre.
[attachment=132322]
Die Ersten Geräusche machte das Radio nun auch aus dem Lautsprecher. Leider wurde der Selen-Gleichrichter nach ca. 10 Minuten ziemlich heiß. Also musste dieser auch noch einer neuen Diode weichen. Um die zu hohe Spannung auszugleichen, wurde der 120 Ohm-Widerstand durch einen 170 Ohm-Widerstand ersetzt. Dadurch sind die Spannungen alle so, wie im Schaltplan angegeben.
Mit einer Antenne, konnten nun auf MW und KW einige Sender empfangen werden. Der AM-Empfang ist sogar erstaunlich gut. Nur am UKW-Empfang hakt es noch. Die Sender kommen total schlecht und verzerrt rein. Das Magische Auge hat auch kaum ausschlag, sogar nicht einmal bei Sendern, wo ich weiß, dass es dort vollausschlag haben sollte. Eine Germanium Diode im Demodulator war kaputt. Diese habe ich durch eine OA161 ersetzt. Das Magische Auge schlug nun wieder aus und der Ton wurde besser, ist aber noch ein wenig verzerrt. Das kam aber bestimmt vom Ratiodetektor her, der nun durch die ausgetauschte Diode nicht mehr richtig eingestellt war. Mit einem Wobbelgenerator wollte ich deswewgen die ZF und den Ratiodetektor neu einstellen.
Doch das Radio wollte am nächsten Tag einfach nicht mehr. Es kam wieder mal kein Ton heraus. Weder bei AM noch bei UKW. Ich weiß nicht wie lange ich gebraucht habe, um dem Fehler zu finden, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor, da dieser Fehler nicht konsequent war. Denn manchmal ging das Radio plötzlich wieder. Die UBF89 hatte am G2 nachdem sie warm geworden ist keine Spannung mehr anliegen. Irgendwann bin ich dahintergekommen, dass die UBF89 einen Schluss zwischen G2 und G3 hatte und dieser Durch klopen entweder gekommen ist oder weg war. Eine neue Röhre rein und das Radio spielte nun wieder zuverlässig. Nach dem neuabgleich ist nun auch wieder ein lauter und klarer UKW-Empfang möglich.
Nun ging es den schlechten Kondensatoren im Fernseh-Teil an den Kragen. Dort waren früher schon ein paar durch Erofol II Kondensatoren ersetzt worden, welche ich im Gerät belassen habe. Mit diesen Kondensatoren habe ich bisher noch keine schlechten Erfahrungen gesammelt.
Nun habe ich mich ein wenig um den Zeilentrafo gekümmert. Erst einmal wurde dieser Zerlegt und gereinigt. Ich habe das Gefühl, dass der meißte Dreck im Zeilenkäfig drin war. Danach wollte ich die komischen Kristalle entfernen, die wie es aussieht einmal Wachs oder so was ähnliches gewesen sind. Dabei löste sich gleich das Trafopapier. Die Primärwicklung wurde danach mit Isolierband für Transformatoren mit ein paar Wicklungen wieder umwickelt, damit dort nicht irgendwie die Hochspannung Schaden anrichten kann.
Nachdem die Hochspannungswicklung weder blasen noch verfärbungen hat und ich sogar einen Widerstandswert von genau 250 Ohm messen konnte vermute ich, dass diese noch intakt sein könnte und jahrelanges Lagern an den Rissen in der Isolierung schuld sein können. Deswegen habe ich mich dazu entschieden die Spule mit mehreren Lagen 2K-Epoxydharz einzustreichen, um die Isolierung wieder herzustellen. Auch noch erwähnenswert ist, dass wie es aussieht Graetz damals schon Änderungen an den Geräten bei der Fertigung vorgenommen hat. Im Schaltplan ist eine EY86 als Hochspannungsgleichrichter eingeplant und wie man gut auf dem Bild erkennen kann, ist dieser Zeilentrafo für eine DY86 ausgelegt. Dafür spricht auch die einfache Heizschleife. Bei einer EY86 sind es mehr Wicklungen.
[attachment=132324]
[attachment=132328]
[attachment=132327]
Morgen werde ich alles wieder zusammenbauen und den Fernsehteil das Erste Mal in Betrieb nehmen. Ich hoffe, dass der Zeilentrafo noch in Ordnung ist.
sobald ich was neues weiß, melde ich mich wieder.
Grüsse
Fabian
In der Zeit zwischen den Jahren habe ich einen Graetz Landgraf F39 bekommen. Sogar die Fernbedienung für das Gerät war dabei. Beim Ersten Durchsehen, hatte ich mit dem Zeilentrafo so meine Bedenken. Die Isoliermasse der Hochspannungsspule war brüchig und konnte einfach mit den Fingern abgemacht werden. Es sieht aber nicht so aus, dass die Risse durch Hitze aus der Hochspannungswicklung selbst entstanden sind. Gleichzeitig sind auf der Primärwicklung komische kleine Kristalle zu sehen.
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Von einem Bekannten habe ich mir ein Müter Bildröhrenmessgerät ausgeliehen um zu Prüfen, ob man mit der im Gerät verbauten MW43-80 noch etwas anfangen kann. Der Zeiger des Messgerätes hat bei messen sogar den "Gut"- Bereich erreicht.
Da aber das Gehäuse und die Bildröhre in einem noch brauchbaren Zustand ist und der Fernseher soweit komplett erscheint, entschied ich mich ihn doch wieder fit zu bekommen. Vielleicht habe ich ja glück und der Zeilentrafo ist mit etwas Arbeit doch wieder Fit zu bekommen. Die üblichen Tauschkandidaten an Kondensatoren sind im Gerät auch anzutreffen und sehen schon sehr mitgenommen aus. Besonders der Entstörkondensator am Netzeingang.
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Toll ist, dass zudem im Fernseher sogar ein Radio integriert ist. Das Radio hat eine U-Röhrenbestückung, wie: UCC85, UCH81, UBF89, UF89, UL84 und UM80. Wie es aussieht, liegt die UKW-ZF im Bereich von 5,5MHz, damit der Radioteil auch für den Fernsehton mitbenutzt werden kann und keine zusätzliche Tonendstufe im Gerät benötigt wird.
Als erstes fing ich mit einer umfangreichen Reinigung des Chassis an, um all den Staub, Dreck und Nikotin der vergangenen 60 Jahre loszuwerden. Da einige Potis schwer oder garnicht zu drehen waren, entschied ich mich alle Potis auszubauen, zu öffnen und zu reinigen. Dies hat auch sehr gut funktioniert, da die Potis nur durch einen Sprengring zusammengehalten werden. Zieht man diesen ab, können Die Potis zerlegt werden. Die Potis waren innen wie erwartet angelaufen. Nichts ist schlimmer als Potis, die teilweise an manchen Stellen nicht funktionieren. Als ich mit denen komplett durch war, fiel mir auch noch auf, dass der Einschalter auch nicht mehr richtig umgeschaltet hat. Dieser wurde ebenfalls geöffnet, gereinigt und wieder funktionsfähig gemacht.
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Nun ging es weiter mit den Kondensatoren unter dem Gerät, aber ersteinmal nur die vom Radioteil. Wichtig war mir dabei, dass der Kondensator, der zur Antennen und zur Erdbuchse des Gerätes führen Kondensatoren sind mit mind. 1000V, damit da nicht ausversehen was passiert. Auch der Plattenspieler-Eingang hat solche Kondensatoren bekommen. Gleichzeitig habe ich den Entstörkondensator im Netzteil durch einen Y2-Kondensator ersetzt.
Es war also an der zeit, den Radioteil das Erste mal in Betrieb zu setzen. Wichtig dabei war, dass ich die Stromversorgung vom Fernsehteil unterbrochen habe, damit nicht ausversehen der Fernsehteil aktiviert wird. Die Lichter fingen langsam an zu leuchten und wurden langsam immer heller und heller. Sonst hat sich da aber nichts getan. Die Ursache war schnell gefunden: es war keine Anodenspannung vorhanden. Der übeltäter war der 120 Ohm-Widerstand, der in Reihe mit dem Gleichrichter geschaltet ist. Dieser hatte keinen Durchgang mehr und wurde ersetzt. Nun machte das Radio etwas mehr. Das Magische auge hat ziemlich hell angefangen zu leuchten. Ich schätze, dass das Gerät nicht viele Betriebsstunden hatte aufgrund des hellen magischen Auges und der guten Emmission der Bildröhre.
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Die Ersten Geräusche machte das Radio nun auch aus dem Lautsprecher. Leider wurde der Selen-Gleichrichter nach ca. 10 Minuten ziemlich heiß. Also musste dieser auch noch einer neuen Diode weichen. Um die zu hohe Spannung auszugleichen, wurde der 120 Ohm-Widerstand durch einen 170 Ohm-Widerstand ersetzt. Dadurch sind die Spannungen alle so, wie im Schaltplan angegeben.
Mit einer Antenne, konnten nun auf MW und KW einige Sender empfangen werden. Der AM-Empfang ist sogar erstaunlich gut. Nur am UKW-Empfang hakt es noch. Die Sender kommen total schlecht und verzerrt rein. Das Magische Auge hat auch kaum ausschlag, sogar nicht einmal bei Sendern, wo ich weiß, dass es dort vollausschlag haben sollte. Eine Germanium Diode im Demodulator war kaputt. Diese habe ich durch eine OA161 ersetzt. Das Magische Auge schlug nun wieder aus und der Ton wurde besser, ist aber noch ein wenig verzerrt. Das kam aber bestimmt vom Ratiodetektor her, der nun durch die ausgetauschte Diode nicht mehr richtig eingestellt war. Mit einem Wobbelgenerator wollte ich deswewgen die ZF und den Ratiodetektor neu einstellen.
Doch das Radio wollte am nächsten Tag einfach nicht mehr. Es kam wieder mal kein Ton heraus. Weder bei AM noch bei UKW. Ich weiß nicht wie lange ich gebraucht habe, um dem Fehler zu finden, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor, da dieser Fehler nicht konsequent war. Denn manchmal ging das Radio plötzlich wieder. Die UBF89 hatte am G2 nachdem sie warm geworden ist keine Spannung mehr anliegen. Irgendwann bin ich dahintergekommen, dass die UBF89 einen Schluss zwischen G2 und G3 hatte und dieser Durch klopen entweder gekommen ist oder weg war. Eine neue Röhre rein und das Radio spielte nun wieder zuverlässig. Nach dem neuabgleich ist nun auch wieder ein lauter und klarer UKW-Empfang möglich.
Nun ging es den schlechten Kondensatoren im Fernseh-Teil an den Kragen. Dort waren früher schon ein paar durch Erofol II Kondensatoren ersetzt worden, welche ich im Gerät belassen habe. Mit diesen Kondensatoren habe ich bisher noch keine schlechten Erfahrungen gesammelt.
Nun habe ich mich ein wenig um den Zeilentrafo gekümmert. Erst einmal wurde dieser Zerlegt und gereinigt. Ich habe das Gefühl, dass der meißte Dreck im Zeilenkäfig drin war. Danach wollte ich die komischen Kristalle entfernen, die wie es aussieht einmal Wachs oder so was ähnliches gewesen sind. Dabei löste sich gleich das Trafopapier. Die Primärwicklung wurde danach mit Isolierband für Transformatoren mit ein paar Wicklungen wieder umwickelt, damit dort nicht irgendwie die Hochspannung Schaden anrichten kann.
Nachdem die Hochspannungswicklung weder blasen noch verfärbungen hat und ich sogar einen Widerstandswert von genau 250 Ohm messen konnte vermute ich, dass diese noch intakt sein könnte und jahrelanges Lagern an den Rissen in der Isolierung schuld sein können. Deswegen habe ich mich dazu entschieden die Spule mit mehreren Lagen 2K-Epoxydharz einzustreichen, um die Isolierung wieder herzustellen. Auch noch erwähnenswert ist, dass wie es aussieht Graetz damals schon Änderungen an den Geräten bei der Fertigung vorgenommen hat. Im Schaltplan ist eine EY86 als Hochspannungsgleichrichter eingeplant und wie man gut auf dem Bild erkennen kann, ist dieser Zeilentrafo für eine DY86 ausgelegt. Dafür spricht auch die einfache Heizschleife. Bei einer EY86 sind es mehr Wicklungen.
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Morgen werde ich alles wieder zusammenbauen und den Fernsehteil das Erste Mal in Betrieb nehmen. Ich hoffe, dass der Zeilentrafo noch in Ordnung ist.
sobald ich was neues weiß, melde ich mich wieder.
Grüsse
Fabian