Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Lumophon WD310.....reloaded
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Liebe Radiofreunde,

heute möchte ich Euch einen weiteren LUMOPHON WD310 vorstellen, der mir kürzlich für kleines Geld zugeflogen ist. Trotz Poststreik fand er von Nürnberg her innerhalb eines Tages nach Überweisung des Kaufpreises zu mir, und zwar sogar unbeschädigt.

Diejenigen Forenmitglieder mit gutem Zahlengedächtnis werden sich jetzt vielleicht an diesen Beitrag erinnern, der die Wiedererweckung eines ramponierten WD310 beschrieb:

http://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=2881

Nun, das hier nun vorzustellende Exemplar hatte es nicht so arg gebeutelt.
Aber seht selbst:


[attachment=16371]


[attachment=16372]


Hmmm. Irgendwie schaut der anders aus, als das Gerät im obigen link.

Und dennoch, es ist tatsächlich ein „LUMOPHON WD 310“.
Da hat die kleine Nürnberger Firma doch tatsächlich nach dem Kriege ein Gerät mit just gleicher Bezeichnung produziert, wie anno 1933, und zwar ohne jeglichen Zusatz, wie es z.B. Emud mit seinem 89WKN (N für neu) tat.
Hier zum Beweis die Rückwand, leider in der Beschriftung stark verblasst:


[attachment=16373]



Nun ist es an der Zeit, den Kleinen etwas näher vorzustellen:

Baujahr: 1949/50. Dieses Gerät trägt Stempelungen von 6.50
Maße: 36 x 29 x 19 cm
Prinzip: Einkreiser
Spannung: Wechselspannung, umschaltbar
Röhren: EL 11, EF 12, Seleneinweggleichrichter. (Lt. Literatur auch mit artverwandten Röhren produziert)
Wellenbereiche: LMK –TA (hier zeitgenössisch als „UKW“-Anschluss) bezeichnet.
Gehäuse: Bakelit, schwarz
Skala: Glas, mehrfarbig
Lautsprecher: dynamisch
Besonderheiten: in die Rückwand eingebauter Sperrkreis.
Preis: 139 DM



So sieht das dann von innen aus:

[attachment=16374]


Sehr aufgeräumt, das Ganze. Auffällig der große Lautsprecher. Nicht original der rechts im Bild zu sehende Kippschalter. Den habe ich mittels Metallwinkel nachgerüstet, dabei allerdings 2 im Chassis bereits vorhandene Bohrlöcher genutzt. Er gestattet eine Hell/Dunkel-Klanganpassung, die der kräftigen EL11-Endstufe bei manchen Darbietungen gut tut. Das wird noch etwas optisches "Feintuning" erhalten, sobald das Chassis mal wieder draußen ist.


Den Apparat habe ich zwischenzeitlich wieder betriebsbereit gemacht, er läuft im Probebetrieb und hat ab und an noch kleine, unregelmäßige Zipperlein, d.h. hier ist irgendwann noch einmal ein Werkbankaufenthalt angesagt.
Mehr dazu und zur Funktion des Geräts im 2. Teil.


Gruß
k.
Nun, weil ich gerade in Fahrt bin und alle Fotos im Kasten habe, gleich hier der

Teil 2


Was war nun am Apparat zu tun gewesen? Viel ist ja nicht dran bzw. drin. Dennoch kann man auch hier Arbeitszeit „versenken“.
Hier zunächst der Schaltplan:

[attachment=16375]

Zu den elektrischen Arbeiten kann ich im Moment keine Detailfotos beisteuern, dazu müsste ich den Apparat wieder zerlegen, was nicht ganz servicefreundlich gelöst ist. Und natürlich hatte ich vor lauter Reparaturfreude so gar keine Lust, diese Arbeit durch Kameraführen zu unterbrechen.
Später kann ich dazu Fotos nachsteuern.
Die Arbeiten im Einzelnen:

1) Das Gehäuse benötigte nur eine Reinigung, allerdings hatte mal jemand einen GRUNDIG-Stoff, wie er sich etwa beim 1952er Jahrgang findet, recht schief eingeklebt. Das harmonierte weder farblich, noch wirkte es vom Muster her. Zu exaltiert für das sehr einfache Gerät.
Hier fand ein zufällig vorhandener ausgeschlachteter Stoffrest nicht mehr bekannter Herkunft Platz, der bedeutend besser gefällt:

[attachment=16376]


2) Die Röhren zeigten auf dem W19S gute Leistung, allerdings hatte die EF12 eine sehr wunderliche Vakuumanzeige. Im Gerät arbeitete sie scheinbar gut, der Vergleichstest mit einem anderen gebrauchten Exemplar offenbarte jedoch erhöhten hörbaren Brumm. Sie wurde ersetzt.

3) Widerstände und Kondensatoren waren noch original, jedoch die Kondensatoren fast ausnahmslos total „platt“, Sie wichen neueren Exemplaren, die Altteile werden dem Gerät beigefügt. Den 2x 16uF – Elko, der hier eine braune Papphülle hat und axial ausgeführt ist, ließ ich an seinem Platz. Er ist senkrecht in Metallzungen des Chassis gesteckt und wurde lediglich abgeklemmt: Hier direkt neben dem Gleichrichter:

[attachment=16377]

4) Nach Ersatz dieser Teile schaffte der Apparat im ersten Probebetrieb immerhin satte 138 Volt Anodenspannung an der EL11. Also den vorhandenen Selen abgeklemmt und eine Si-Diode unter Chassis versteckt. Zunächst 300 Ohm zugeschaltet -> Sehr hohe Anoden- und Gitterspannungen. Letztlich brauchte es 1800 (!) Ohm, um den Apparat verträglich arbeiten zu lassen. Heizspannung liegt bei 6,5 Volt, Trafo ist intakt, Ua jetzt bei ca. 230 Volt.

5) Die Kontaktfeder des Rückkopplungsdrehkos (Quetscher) verhakte sich am dort angenieteten Kippschalter. Da war schon gelötet worden. Da es dort sehr eng zugeht, entschied ich mich zur Abnahme des geflickten Federblechs und ersetzte es durch Litze.

6) Die Anschlussschnur hatte ein früherer Reparateur durch eine moderne Schnur mit Eurostecker ersetzt. Dort sitzt jetzt wieder eine braune Zwillingsaderschnur mit zeitgenössischem Bakelitstecker.

7) Der Skalenzeiger schliff an der Skalenbedruckung, Gott sei Dank bislang noch ohne Schäden. Ein kleines Stück aufgeklebten Filzes löste dies.

8) Die weißen Farbringe der Knöpfe bröckelten. Sie wurden ausgekratzt und neu lackiert.

9) Interessanterweise war der AÜ bereits einmal ersetzt worden. Das hatte ich zunächst gar nicht bemerkt, da fachmännisch gearbeitet worden war. Das Neuteil dürfte geschätzt aus den 60ern stammen. Ich habe es durch ein optisch besser passendes zeitgenössisches Teil ersetzt:

[attachment=16378]


10) Im Rahmen der Reparaturarbeiten hatte ich eine der originalen Rückwandschrauben irgendwie „verbaselt“. Sie findet sich wahrscheinlich irgendwann wieder. Sollte ja kein Problem sein.
DENKSTE ! Hier haben wir M3,5 (der Volksempfänger lässt grüßen). Hatte ich aber noch.


So allmählich wurde das Gerät nun arbeitsbereit und wohnzimmertauglich. Da nahm es denn auch gleich auf dem Testregal Platz und wird vom PC mit „authentischen Schlagern“ gespeist.
Die Leistung ist gut, der große Lautsprecher befeuert den Apparat schepperfrei und wirkt nie gequält, so wie man das bei kleineren Einkreisern der Nachkriegsära oft beklagt.

Also eigentlich eitel Sonnenschein, tja, wäre da nicht die Bedienung des Apparats…..und die konstruktive Umsetzung. Smiley21

Manchmal weiß man ja nicht so recht, warum Konstrukteure mitunter der Wunsch befällt, Bewährtes neu zu erfinden. Mancheinen sollte man auch Jahrzehnte danach noch zur Rechenschaft ziehen. Smiley59

Die Schaltung birgt ja keine Überraschungen, die Konstruktion dagegen erscheint stellenweise „gemurkst“.

Wie das?

Wir haben alle Bedienungselemente vorne, mit Ausnahme des rückwärtigen Sperrkreises, der aber ausgestöpselt werden kann.
Links vorne: sitzt die Rückkopplung, die hier sehr giftig reagiert und kaum „Dreh“weg zulässt. Sie ist zudem mit einem EIN/Aus-Kippschalter gekoppelt. Das erschwert insofern zusätzlich, als im unteren Regelbereich bereits in den Schalter eingegriffen wird, also der Drehko nicht wirklich auf „null“ geregelt werden kann. Sowas hat SCHAUB –leider- auch gebaut. Die einfache Abhilfe meinerseits war hier, einen Keramikkondensator von 16pF vorzuschalten, der die Kapazität über den gesamten Drehweg verkürzt. Das war ein Versuch und klappte auf Anhieb hervorragend.

Links hinten: sitzt der Wellenbereichsschalter, der eigentlich ein winziges Hebelchen ist, wie man dasvon Klangpotis bei alten Autoradios kennt

[attachment=16379]

Hier muss aber Drehkraft aufgewendet werden, und dazu ist dieses Hebelchen zu fipselig ausgefallen. Geht, aber nicht schön gelöst. Insbesondere deswegen nicht schön, weil das Hebelchen ein angeflanschtes Vierkantdünnblechrohr besitzt, das über die Achse des Rückkopplungsdrehkos greift. Da der Drehko hinter dem Spulenschaltaggregat sitzt, ergibt sich damit eine nicht-abgestützte (!) Achslänge des Papierdrehkos von etwa 12 cm (!). Das ist bei einem Quetscher keine gute Lösung, da es die Ungenauigkeit fördert.

Wer denkt sich denn sowas aus?

Aber es kommt noch ärger.

Rechts vorne: sitzt der Knopf zur Sendereinstellung. Recht vertraut, aber hier werkelt ein langer Skalenseilzug, der auf ein großes Seilrad wirkt, das auf einem weiteren „Quetscher“ sitzt. Damit wirken Zug-Radialkräfte auf die Achse dieses Quetschers, die sicher auf Dauer nicht gut tun.

[attachment=16380]


Rechts hinten: sitzt schon wieder so ein Hebelchen, das auf einen Quetscher wirkt (Differentialdrehko), der im Antenneneingang sitzt (Antennenkopplung):

[attachment=16381]

Damit ließe sich eigentlich aus technischer Sicht am besten die Lautstärke des Apparats regeln, allerdings -> warum denn schon wieder so ein fipseliges Hebelchen??
Tja, und wie dieses nun mechanisch an seinen Quetscher angekoppelt ist, da verschlägt es einem die Sprache !
Das muss ich fotografieren, diese Konstruktion mittels Blechlasche versteht in Textform sonst kein Mensch.

Zur Demontage des Chassis kann man somit zwar die vorderen Knöpfe problemlos mittels Madenschraube abbauen, die beiden Hebelchen sitzen mit ihren dünnen, nicht lösbaren Blechen allerdings derartig fest an der Chassismechanik, dass es beim Abziehen viel Kraft erfordert und damit die Gefahr eines Knopftotalschadens immanent ist.

Fazit:
Ein sehr schönes, nicht zu klein geratenes, leistungsfähiges Gerät, dessen Konstrukteur wahrscheinlich der Firma Philips entliehen war (Scherz). Smiley18
Solcherlei Fähigkeit, Simples zu verkomplizieren, hätte ich jedenfalls eher dort vermutet.


Gruß
k.
Ein schöner Bericht über ein Radio, an dem ich vermutlich auch meinen Spaß hätte. Diese Modelle wirken eher unauffällig und man erwartet aus dieser Bauepoche eigentlich schon etwas mit PfiffWink
Das geht mir so ähnlich bei den Blaupunkt mit dem Flankendemodulator. Da hat man 5 verschiedene Modelle, bei jedem ist es anders gelöst und alle zusammen haben den gleichen Grottenschlechten UKW Empfang und kränkelnde EF12 Smiley57 findet man dort auch.
Und wie Du so schön sagst: Bewährtes Neu Erfinden bedeutet nicht unbedingt die Verbesserung. An den filligranen Stellhebelchen hatte der Konstrukteur offenbar seine Freude. Das ist glaube ich nix für Grobmotoriker mit Hang zur Gewalt.

Aber lassen wir das!

Mir gefällt dieser Lumphon Thumbs_up gerade deshalb, weil er seine Schwächen hat und man sich bei der Bedienung in die damalige Zeit zurückversetzt fühlt und weil es ein sehr schönes Optisch bestechendes schlichtes Radio ist.
Hallo Detlef, und danke für Deine Wertschätzung. Smile

Ja, in der Tat hat man hier ein einfaches Gerät aus der frühen Nachkriegszeit vor sich, sozusagen für den schmalen Geldbeutel, der in der harten Zeit des Wiederaufbaus viele Anschaffungen zu finanzieren hatte.

Das Gerät gefiel mir deshalb, weil es nicht so winzig klein geriet wie z.B. manche EMUD-Einkreiser oder die Schaub "Pirols" oder auch viele Super der Jahre 1947-49, sondern wie ein ausgewachsenes Gerät wirkt, ohne zugleich die wuchtigen Dimensionen der Vorkriegs-Einkreiser anzunehmen.
Zudem gefällt mir die Kombination EL11 + EF12, da ich nicht so sehr der Freund der damals noch häufig verwendeten U-Topfsockelröhren bzw. der Einkreiser mit UCL oder UEL bin.
Übrigens fand ich im Netz recht wenig Fotos zu diesem Gerät, rm.org hat gerade mal 2.

Sobald das Gerät nach seiner ausgiebigen Testphase wieder auf der Werkbank steht und das Chassis draußen ist, werde ich mal Fotos von der abenteuerlichen Führung der Achsen im Inneren nachreichen (vorausgesetzt, der Bericht hier stößt noch auf etwas Interesse im übrigen Forum).

Gruß
k.
Du brauchst nur zu schauen, wieviele Aufrufe Dein Beitrag hat, dann weisst Du, dass Interesse im Forum besteht.

Mir persönlich gefällt Deine ausführliche Dokumentation zum Gerät sehr gut.
All die aufgeführten Details und Fragen, speziell zur Konstruktion, werten den Beitrag enorm auf.

Auf jeden Fall weiter berichten!
Hallo Klaus,

ja, da Hast Du wieder ein schönes Stück Radiogeschichte aufbereitet. Auch die Dokumentation ist hervorragend. Ich habe auch mal solch ein Gerät für einen Bekannten restauriert. Da hatte ich mehr geschwitzt als an den Vorkriegsgeräten, die ich bevorzugt bearbeite.

Ja, zum radiomuseum.org. Wenn Du mir erlauben würdest 2 Bilder aus Deinem Bericht zu "entführen". Dann würde ich 2 Bilder (1 x innen und 1 x außen) unter Angabe der Quelle (von Dir) zum radiomuseum.org laden. Nur, wenn Du möchtest!
(17.06.2015, 10:43)Andreas_P schrieb: [ -> ]...Ja, zum radiomuseum.org. Wenn Du mir erlauben würdest 2 Bilder aus Deinem Bericht zu "entführen". ...

Hallo Andreas.
Da ich dort nicht Mitglied bin und zugleich als reiner Internetnutzer auch immer froh, zu einem Gerät Fotos zu erhaschen:
mach' ruhig, kein Problem.

Gruß
k.
der is aber schön
Ja, Dietmar er gefällt auch meiner Frau. Wobei man auf dem 1. Foto ja auch zugleich beide "Grundlagen der Akzeptanz" Cool in einem Bilde vereint sieht:
Jedwedes Röhrenradio darf ins heimische Wohnzimmer und dort auf dieses Bücherregal, sofern die beiden von meiner Frau selbst geklöppelten Teppichbären dort noch Platz finden. Big Grin

Jetzt muss ich, bevor das Gerät erneut zu kleinen technischen Nacharbeiten auf die Werkbank geht, aber noch eine technische Frage loswerden:

Ich habe, für mein Dafürhalten, bei größerer Lautstärke (d.h. bei angezogener Rückkopplung) BRUMM drin, vielleicht Modulationsbrumm.
Oben ist der Schaltplan, bitte werft mal einen Blick darauf.
Wie Ihr wisst, wurde ja der Selengleichrichter durch eine Diode 1n4007 mit nachgelagertem Widerstand ersetzt.
Sollte ich über diese Diode noch einen Kondensator schalten (5-10nF)??

Gruß
k.
Moin moin klaus,

@....Sollte ich über diese Diode noch einen Kondensator schalten (5-10nF)??

Schaden kanns auf keinen Fall, eher helfen !
(16.06.2015, 17:50)klausw schrieb: [ -> ]...Zur Demontage des Chassis kann man somit zwar die vorderen Knöpfe problemlos mittels Madenschraube abbauen, die beiden Hebelchen sitzen mit ihren dünnen, nicht lösbaren Blechen allerdings derartig fest an der Chassismechanik, dass es beim Abziehen viel Kraft erfordert und damit die Gefahr eines Knopftotalschadens immanent ist.

Fazit:
Ein sehr schönes, nicht zu klein geratenes, leistungsfähiges Gerät, dessen Konstrukteur wahrscheinlich der Firma Philips entliehen war (Scherz). Smiley18
Solcherlei Fähigkeit, Simples zu verkomplizieren, hätte ich jedenfalls eher dort vermutet.


Jetzt musste ich mich kurz selbst zitieren, um den Faden zu den versprochenen Fotos zu knüpfen. So sieht die abenteuerliche Knopfkonstuktion aus, die mich heute beim Ausbau des Chassis wieder dazu gebracht hat, Blut und Wasser zu schwitzen.

Hier haben wir die Knöpfe ausgebaut liegen:

[attachment=16436]

[attachment=16435]

Man sieht linkerhand den Knebelknopf mit Vierkanthülse für die Wellenbereichumschaltung, rechts im Bild den Knebelknopf mit Lasche zur Bedienung des Antennendifferentialdrehkos. Letzteren schauen wir uns genauer an.

Innen sieht das dann so aus:

[attachment=16437]

Die Lasche wird in diese Flachhülse gesteckt, was sehr schwer geht. An dieser Stelle nochmal der Hinweis: Knopf und Lasche lassen sich NICHT trennen.


Zum Drehko ist das dann so verbunden:

[attachment=16438]

[attachment=16440]


Nun zum Verstehen und Nachvollziehen:

- Die Rundachse beherbergt außen den Knopf zur Sendereinstellung, mit Skalenseilzug. Diese Rundachse ist genau genommen eine Rundhülse, sie ist auf die dünner gedrehte Drehkoachse (Drehko für Antennenkopplung) gesteckt und läuft auf dieser. Die Drehkoachse ist nur zu etwa 80% ihrer Länge dünner gedreht.

- Der Drehko zur Antennenkopplung hat einen aufgeschraubten Winkel auf dem dickeren Teil seiner Achse, kurz vor dem Gewinde. Dieser Winkel geht in die oben gezeigte Einsteckhülse über, und dort hinein steckt man den Knebelknopf mit seinem dünnen angeflanschten Blech.

Puuuh, was für eine Konstruktion !!!! Smiley61

Abschließend noch ein Foto vom Rückkopplungsdrehko, also dem mit der extrem langen Achse, hier links im Bild:

[attachment=16439]


Mittig im Bild sieht man den Drehko für die Senderwahl, rechts im Bild das Spulenaggregat für LMK.


Gruß
k.
Um Gottes willen... :S
Ich liebe solche Technik. Tolles Gerät und schöne Bilder.
"Heute machen wir mal was ganz anderes, was tolles, was noch nie einer gemacht hat" So oder so ähnlich vermute ich, haben die damaligen Konstrukteure über der Idee zu dieser Konstruktion gebrütet.
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Die Konstruktion mit den Knebelknöpfen ist wirklich filigran und sieht verdammt empfindlich aus. Ich hätte da auch Blut geschwitzt beim zerlegen.
Aber was wäre die Radiotechnik ohne seine exotischen Konstruktionen. Mir gefällt sowas sehr gut und mit jedem Detail aus deinem Bericht bekommt man einen guten Überblick über vergangene Technik.
Ja, Klaus,
ich bedanke mich noch einmal für die 3 zur Verfügung gestellten Bilder des schön überholten Gerätes. Sie sind jetzt im radiomuseum.org erschienen.
Tja, liebe Radiofreunde,

und weil's so lustig ist, hier als Nachkapp mal die Story die gestern Abend passierte.

Ich hatte das Gerät laufen, externe Modulationsquelle war eingespeist, Musik gut, Radio laut eingestellt, spielte über Stunden. Erstaunlich, welchen Krach der kleine Kerl macht und wie gut der große Gerätelautsprecher klingt.

An dieser Stelle freute sich der Restaurateur über die gute Arbeit, die er [=ich] geleistet hatte und klopfte sich im Stillen selbst auf die Schulter Angel .

Es wurde zunehmend dunkler und er wurde insoweit übermütig, als man ja mal die Empfangseigenschaften auf allen Bändern austesten könne.

Auf KW geschaltet und....bumms...schlagartig Stille.
Also ...totale Stille, auch beim Rückschalten auf MW. Smiley61.
Licht nach wie vor an, Trafobrumm vernehmbar...keine Bereitschaft des Apparates zur weiteren Mitarbeit.

Grrrmmmblmmpfxx..... Es war doch alles gemacht.
Hatte er doch irgendwo schlampig gelötet?

- Anodenspannung ließ sich am AÜ messen, ok.
- Adhoc - Tausch der beiden Röhren brachte keine Veränderung,
- TA - Buchsentest ohne Reaktion -> Es war abends gegen 22.00 h, da arbeitet man nicht mehr zwingend 100%ig logisch, also das Chassis mit den vermaledeiten Knöpfen ausgebaut.
Alles gecheckt, kein Befund. Weiterhin tosende Stille des Radios.

Ahja, man könnte (was ohne Chassisausbau möglich gewesen wäre !) ja mal einen hochohmigen Zweitlsp. anschließen -> Oh ja, geht doch Exclamation

Hmmmm. Dann bleibt doch eigentlich nur der (wirklich top erhaltene und deswegen nie intensiv begutachtete) Gerätelautsprecher.
Ausgebaut. AÜ abgelötet.
Schwingspule an den Lötanschlüssen für den AÜ gemessen: Durchgang da.
Sackzementzefixnocheinmal.
Nochmal gemessen: kein deutliches Signal (?).

Nun war's ja -eigentlich- nur noch ein kleiner Schritt, aber es war auch schon gg. 22.30h und der Wecker klingelt morgens um 05.00h.

Schwingspule dann an den Lötpunkten auf der Membran gemessen. Mal Durchgang, mal keiner. Aha ! (das waren letztlich nur Kontaktprobleme zu den Messspitzen des Durchgangsprüfers, da diese Lötpunkte nicht völlig blank waren)
Diese Lötpunkte nachgelötet, sicher ist sicher.

Gemessen: Kein Durchgang an den Lötpunkten für den AÜ.

Anschlussdrähte von den Lötpunkten der Membran zur Schwingspule leicht und vorsichtigst blankgekratzt. Durchgang, Schwingspule also intakt.

Liegenlassen und am nächsten Tag weitermachen kam nicht in Frage, in solchen Fällen will man den Erfolg "zwingen".

Um's kurz zu machen: eine der Litzen zur Membran war ca. 1cm vor Eintritt in die Membran gebrochen. Nicht wegoxydiert, nein, einfach gebrochen, obwohl diese Litzen gut beweglich und mit guter Länge eingebaut sind.
Das war optisch nur sehr schwer wahrzunehmen, da diese Stelle durch den Korb nicht gut einsehbar ist. Je nachdem, wie man den ausgebauten Lautsprecher auf der Werkbank drehte / legte, kam zufälliger Kontakt zustande.

Kaum zugänglich die Stelle, 3. Hand vonnöten.
-> Frau aus dem Bett geholt (schlief noch nicht), musste den Lsp. halten und gezielt leuchten.
Lötung geglückt, Zuleitung noch lang + flexibel genug.

FERTISCH.

Und die Moral von der Geschicht' ? Manchmal wollen die Geräte uns einfach necken.

Gruß
k.

Late edit: Tippfehler korrigiert
Hallo Klaus, das hat ja wieder gut geklappt. Aber ich weiß ganz genau, meine liebe Frau wäre nicht aufgestanden Smiley63. Ich glaube auf die Idee sie zu wecken wäre ich auch nicht gekommen.