07.10.2015, 17:43
Heute möchte ich Euch ein Radio vorstellen, das mir nach nunmehr 30 Jahren erneut zugelaufen ist. Wohl gemerkt: Genau dieses Exemplar hat seinen Weg zu mir zurück gefunden. Insofern schwingt bei seiner Wiederherstellung auch eine gewisse nostalgische Betrachtung mit.
Teil 1 der Vorstellung
Hier sind Fotos vom Ist-Zustand, vorgereinigt, das Gerät ist noch in der Reparatur:
[attachment=19479]
Hersteller: ZENITH Radio Corporation, Chicago
Modell: R511R -> das zweite „R“ steht für die Farbe „Maroon-red“, es gab auch andere Farben
Baujahr: 1955
Röhrenbestückung: 12BE6, 12BA6, 12AT6, 50C5, 35W4
Stromversorgung: Allstrom, nur 117 Volt, Röhren in Serie geschaltet, kein Trafo
Wellenbereiche: M, Superhet, 6 Kreise
Lautsprecher: Kleinlautsprecher, dynamisch
Bedienelemente: links Lautstärke, rechts Sendereinstellung
Gehäuse: Kunststoff, Rückwand Pappe
Anschlussmöglichkeiten: keine (!) -> Aussparung in der Rückwand für nachrüstbare Kopfhörerbuchsen
Abmessungen: 29 x 15 x 15 cm
Besonderheiten: Antenne innen auf die Rückwand geklebt, Tragegriff obgleich nur Netzanschluss
Neupreis: ca. 100 US Dollar
[attachment=19480]
Es handelt sich also um ein typisches amerikanisches Kleinradio der 50er, das seinen Weg nach Deutschland fand. Und damit kommen wir zur Historie.
Ich bin im amerikanischen Sektor Deutschlands aufgewachsen. US-Soldaten waren ein gewohnter Anblick, vielfach hatten sie sich mit Familie privat eingemietet.
Das hier gezeigte Gerät hatte so seinen Weg in ein kleines Nest in Rheinland-Pfalz gefunden. Es lief mir in den frühen 80ern aus dem Besitz einer einheimischen Familie zu, die es in ihrer Küche stehen hatte. Vielleicht war es mal mit einer Mietzahlung verrechnet worden. Da es irgendwann nicht mehr funktionstüchtig war und man gehört hatte, dass ich Radios sammelte, trennte man sich.
Das Gerät war seinerzeit sehr gut erhalten, ich bekam es geschenkt, mitsamt dem Vorschalttrafo.
Kleiner Exkurs: Das Gerät hat keine Spannungsanpassung. Es war damals üblich, dass US-Familien alle mitgebrachten Geräte über separate Vorschalttrafos (220 Volt auf 115 Volt) betrieben, die es je nach Belastungsanforderungen in unterschiedlicher Größe zu kaufen gab. Einen solchen werde ich in einem späteren Teil dieses Berichts noch vorstellen.
Von dem Gerät hatte ich damals, vor 30 Jahren, so gar keine technische Ahnung, und Internet gab’s nicht.
Der Fehler war dennoch schnell gefunden. Der Vorschalttrafo war defekt, genauer gesagt: nach Öffnung seines Metallgehäuses sah man, dass er komplett ausgeglüht war. Ersatz baute ich mir selbst, damit spielte das Gerät dann ohne weitere Arbeiten sehr gut.
Es passte aber nicht so sehr in mein Sammelschema, und so tauschte ich es.
Ein anverwandter Nachbar hatte in seiner Kellerwerkstatt einen MENDE 215WL von 1935 stehen, technisch mausetot, aber den wollte ich haben. Der Nachbar bekam dafür den hier gezeigten ZENITH, der nun in sein künftiges Kellerverlies wanderte. Beide Seiten waren zufrieden.
Das Nachbarhaus hat, nachdem der Besitzer 1989 verstorben war, nun den Besitzer gewechselt und im Rahmen der Entrümpelung erblickte der kleine ZENITH wieder das Tageslicht und wanderte auf den Sperrmüll, von wo ihn meine Mutter rettete.
Seit 1989 hatte wohl keiner mehr danach gesehen, das Gerät stand feucht, wie Rostansätze und seine Rückwand zeigen. Und bis 1989 war der Kleine, wohl wegen seines Tragegriffs, auch mal im Rahmen von Renovierungsarbeiten mitgeschleppt worden, kurzum: die Spuren der Zeit sind ihm anzusehen, inklusive der Mörtelflecke, die sich auf der Oberseite in das Kunststoffgehäuse eingefressen haben.
Hier schon leicht durch mich überschliffen, Gehäuse zudem nur grobgereinigt:
[attachment=19481]
Da steht noch viel Arbeit an.
Die Rückwand hatte irgendjemand mal abmontiert und dabei technischen Flurschaden angerichtet, dazu später mehr. Sie lag zudem feucht, gewaltige Wasserflecken sind sichtbar:
[attachment=19482]
Das Innere des über Jahre offenstehenden Radios war durch allerlei tierische Hinterlassenschaften arg verunreinigt, keine Ahnung, was ich da alles herausgepult habe.
Im Teil 2 werde ich, damit’s hier nicht zu lang wird, auf die „inneren Werte“ eingehen.
Gruß
k.
Teil 1 der Vorstellung
Hier sind Fotos vom Ist-Zustand, vorgereinigt, das Gerät ist noch in der Reparatur:
[attachment=19479]
Hersteller: ZENITH Radio Corporation, Chicago
Modell: R511R -> das zweite „R“ steht für die Farbe „Maroon-red“, es gab auch andere Farben
Baujahr: 1955
Röhrenbestückung: 12BE6, 12BA6, 12AT6, 50C5, 35W4
Stromversorgung: Allstrom, nur 117 Volt, Röhren in Serie geschaltet, kein Trafo
Wellenbereiche: M, Superhet, 6 Kreise
Lautsprecher: Kleinlautsprecher, dynamisch
Bedienelemente: links Lautstärke, rechts Sendereinstellung
Gehäuse: Kunststoff, Rückwand Pappe
Anschlussmöglichkeiten: keine (!) -> Aussparung in der Rückwand für nachrüstbare Kopfhörerbuchsen
Abmessungen: 29 x 15 x 15 cm
Besonderheiten: Antenne innen auf die Rückwand geklebt, Tragegriff obgleich nur Netzanschluss
Neupreis: ca. 100 US Dollar
[attachment=19480]
Es handelt sich also um ein typisches amerikanisches Kleinradio der 50er, das seinen Weg nach Deutschland fand. Und damit kommen wir zur Historie.
Ich bin im amerikanischen Sektor Deutschlands aufgewachsen. US-Soldaten waren ein gewohnter Anblick, vielfach hatten sie sich mit Familie privat eingemietet.
Das hier gezeigte Gerät hatte so seinen Weg in ein kleines Nest in Rheinland-Pfalz gefunden. Es lief mir in den frühen 80ern aus dem Besitz einer einheimischen Familie zu, die es in ihrer Küche stehen hatte. Vielleicht war es mal mit einer Mietzahlung verrechnet worden. Da es irgendwann nicht mehr funktionstüchtig war und man gehört hatte, dass ich Radios sammelte, trennte man sich.
Das Gerät war seinerzeit sehr gut erhalten, ich bekam es geschenkt, mitsamt dem Vorschalttrafo.
Kleiner Exkurs: Das Gerät hat keine Spannungsanpassung. Es war damals üblich, dass US-Familien alle mitgebrachten Geräte über separate Vorschalttrafos (220 Volt auf 115 Volt) betrieben, die es je nach Belastungsanforderungen in unterschiedlicher Größe zu kaufen gab. Einen solchen werde ich in einem späteren Teil dieses Berichts noch vorstellen.
Von dem Gerät hatte ich damals, vor 30 Jahren, so gar keine technische Ahnung, und Internet gab’s nicht.
Der Fehler war dennoch schnell gefunden. Der Vorschalttrafo war defekt, genauer gesagt: nach Öffnung seines Metallgehäuses sah man, dass er komplett ausgeglüht war. Ersatz baute ich mir selbst, damit spielte das Gerät dann ohne weitere Arbeiten sehr gut.
Es passte aber nicht so sehr in mein Sammelschema, und so tauschte ich es.
Ein anverwandter Nachbar hatte in seiner Kellerwerkstatt einen MENDE 215WL von 1935 stehen, technisch mausetot, aber den wollte ich haben. Der Nachbar bekam dafür den hier gezeigten ZENITH, der nun in sein künftiges Kellerverlies wanderte. Beide Seiten waren zufrieden.
Das Nachbarhaus hat, nachdem der Besitzer 1989 verstorben war, nun den Besitzer gewechselt und im Rahmen der Entrümpelung erblickte der kleine ZENITH wieder das Tageslicht und wanderte auf den Sperrmüll, von wo ihn meine Mutter rettete.
Seit 1989 hatte wohl keiner mehr danach gesehen, das Gerät stand feucht, wie Rostansätze und seine Rückwand zeigen. Und bis 1989 war der Kleine, wohl wegen seines Tragegriffs, auch mal im Rahmen von Renovierungsarbeiten mitgeschleppt worden, kurzum: die Spuren der Zeit sind ihm anzusehen, inklusive der Mörtelflecke, die sich auf der Oberseite in das Kunststoffgehäuse eingefressen haben.
Hier schon leicht durch mich überschliffen, Gehäuse zudem nur grobgereinigt:
[attachment=19481]
Da steht noch viel Arbeit an.
Die Rückwand hatte irgendjemand mal abmontiert und dabei technischen Flurschaden angerichtet, dazu später mehr. Sie lag zudem feucht, gewaltige Wasserflecken sind sichtbar:
[attachment=19482]
Das Innere des über Jahre offenstehenden Radios war durch allerlei tierische Hinterlassenschaften arg verunreinigt, keine Ahnung, was ich da alles herausgepult habe.
Im Teil 2 werde ich, damit’s hier nicht zu lang wird, auf die „inneren Werte“ eingehen.
Gruß
k.