23.10.2015, 17:11
Hallo,
So, nun ist es soweit, die Restauration des D860WK beginnt nun ernsthaft.
Zuerst aber mal die technischen Daten des Gerätes:
Hersteller: Telefunken
Typ: Rundfunkempfänger
Modell:Spitzen-Super D860WK
Baujahr: 1939
Röhrenbestückung: EF13 ECH11 EBF11 EF11 EM11 EL12 AZ12
Stromversorgung: 110, 125, 150, 220, 240 Volt Wechselstrom
Wellenbereiche: Kurzwelle, Mittelwelle, Langwelle
Bedienelemente: Lautstärke, Senderwahl, Kanalschalter, kombinierter Klangregler/Bandbreitenregler
Gehäuse: Holz
Besonderheiten: HF-Vorstufe, Sendereinstellung schnell/fein (Übersetzung etwa 1:4.5), Festsenderprogrammierung mittels Drucktasten, Sprache-Musik Schalter, HF-Vorstufe, Lautsprecher schaltbar (innen-aussen-beide), Skalenbeleuchtung und magisches Auge abschaltbar
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Antenne, Erde, Tonabnehmer, Zweitlautsprecher (hochohmig)
Abmessungen: 700 x 450 x 370 mm
Gewicht: 27 kg
Lautsprecher: elektrodynamischer Lautsprecher 30 cm
Neupreis: 500.00 RM
Noch kurz zur Geschichte wie ich zu dem Radio gekommen bin:
Ein Bekannter aus Berlin musste vor etwa einem Jahr seine Werkstatt räumen, in der er als selbständiger Taxiunternehmer zu DDR-Zeiten seine Wolga-Taxis repariert hatte. Da die Motoren recht baugleich mit denen meiner Geländewagen sind, habe ich mir dort einige gebrauchte Sachen abgeholt.
Draußen vor der Garage stand er nun, lieblos abgestellt und wartete auf den Sperrmüllcontainer.
So in etwa waren meine ersten Anblicke:
[attachment=19876]
[attachment=19877]
Weder mein Bekannter noch ich wussten damals, was das für ein Gerät war.
(Er gar keine Ahnung von sowas und ich nur wenig, hatte ich doch erst vor kurzem und nach jahrzehntelanger Pause wieder mit dem Radiobasteln angefangen und erst einen Sachsenwerk Olympia 551 WU bissel repariert.)
Anfangs wollte ich es nicht mitnehmen, Kanalwähler an der Seite und diese riesigen Röhren waren so gar nicht nach meinem Geschmack und Radios sammeln wollte ich eigentlich auch nicht.
Naja, so schnell ändert sich das und der Telefunken wurde eingeladen...
Ehrlicherweise möchte ich noch sagen das einiges schon passiert ist, mittlerweile sind schon alle Fehl- und Schrottteile besorgt, doch dazu ausführlich später mehr.
Aber trotzdem möchte ich der Reihe nach berichten, also erstmal die Bestandsaufname:
Das Gerät stand schon Jahrelang ungenutzt in der Garage, genau in der Position, wie es draußen stand. Demzufolge war die rechte Seitenwand als mittlerer Totalschaden zu bezeichnen:
[attachment=19882]
[attachment=19883]
Der Lack des gesamten Radios ist hoffnungslos hinüber, überall gibt es angestossene Stellen, Furnierabblätterungen und nicht mehr vorhanden Lack. Auf dieser Detailaufnahme sieht er noch am besten aus:
[attachment=19887]
Ein Tastenknopf fehlt, der untere Skalenstreifen ist in der Mitte gebrochen, der darüberliegende an den Enden. Das wurde irgendwie mit Kupferblechstreifen geflickt.
Letztendlich sieht das Gerät direkt von vorn noch am besten aus.:
[attachment=19885]
Der Netztransformator hat wohl durch ständige Erwärmung/Abkühlung Feuchtigkeit gezogen und seine Bleche sind heftig aufgerostet.
Der Ausgangstrafo dahinter sieht wie neu aus:
[attachment=19890]
Nun aber zu einigen erfreulicheren Dingen:
Das Radio ist bis auf wenige Fehlteile komplett, sogar der originale Lautsprecher ist noch drin. Die Rückwand ist auch noch da, allerdings ein wenig krumm und mit Feuchtigkeitsflecken.
Das Chassis hat nur wenig Flugrost, alle Röhren sind vorhanden. Der großer Blockkondensator sieht gut aus, der kleine Blockkondensator ist leicht ausgelaufen. In der Tonabnehmerbuchse steckt noch ein Adapter auf 5-polig DIN.
[attachment=19888]
Auch von unten sieht alles noch sehr manierlich und unverbastelt aus.
Es wurden noch keine Teile gewechselt. Einige übliche Teerkondensatoren sind ausgelaufen, andere komplett aus Kunstoff gegossene sind gerissen:
[attachment=19889]
Am Chassis muss auch schon irgendwann mal gewerkelt worden sein, ich vermute wegen eines defekten Skalenseiles, erkennbar auch an den Zettelchen am Lautsprecher. Ganz ausgebaut war es aber wohl nicht, die vielen Kabel zur Schallwand waren noch nicht abgelötet. Alle Lötstellen waren noch mit Lackpunkten versehen.
So, das nun erstmal als grober Überblick, ich bitte die schlechten Fotos zu entschuldigen, sie wurden noch bei mir auf Arbeit mit dem Handy gemacht.
Bei den nächsten Restaurierungsschritten mache ich bessere und detailreichere Bilder.
Ich möchte bei der Restauration optisch alles so original wie möglich belassen, also kommt nur ein Neubefüllen der alten Bauteile in Frage.
Zuerst werde ich wohl die Siebelkos erneueren, dann die wichtigen Koppelkondensatoren. Dann erstmal vorsichtig mit Stelltrafo hochfahren um zu schauen was die NF macht und zum Schluss die HF. Auf jeden Fall wird es viel Arbeit und so einige (viele) Fragen werde ich wohl auch noch haben...
Viele Grüße,
Axel
So, nun ist es soweit, die Restauration des D860WK beginnt nun ernsthaft.
Zuerst aber mal die technischen Daten des Gerätes:
Hersteller: Telefunken
Typ: Rundfunkempfänger
Modell:Spitzen-Super D860WK
Baujahr: 1939
Röhrenbestückung: EF13 ECH11 EBF11 EF11 EM11 EL12 AZ12
Stromversorgung: 110, 125, 150, 220, 240 Volt Wechselstrom
Wellenbereiche: Kurzwelle, Mittelwelle, Langwelle
Bedienelemente: Lautstärke, Senderwahl, Kanalschalter, kombinierter Klangregler/Bandbreitenregler
Gehäuse: Holz
Besonderheiten: HF-Vorstufe, Sendereinstellung schnell/fein (Übersetzung etwa 1:4.5), Festsenderprogrammierung mittels Drucktasten, Sprache-Musik Schalter, HF-Vorstufe, Lautsprecher schaltbar (innen-aussen-beide), Skalenbeleuchtung und magisches Auge abschaltbar
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Antenne, Erde, Tonabnehmer, Zweitlautsprecher (hochohmig)
Abmessungen: 700 x 450 x 370 mm
Gewicht: 27 kg
Lautsprecher: elektrodynamischer Lautsprecher 30 cm
Neupreis: 500.00 RM
Noch kurz zur Geschichte wie ich zu dem Radio gekommen bin:
Ein Bekannter aus Berlin musste vor etwa einem Jahr seine Werkstatt räumen, in der er als selbständiger Taxiunternehmer zu DDR-Zeiten seine Wolga-Taxis repariert hatte. Da die Motoren recht baugleich mit denen meiner Geländewagen sind, habe ich mir dort einige gebrauchte Sachen abgeholt.
Draußen vor der Garage stand er nun, lieblos abgestellt und wartete auf den Sperrmüllcontainer.
So in etwa waren meine ersten Anblicke:
[attachment=19876]
[attachment=19877]
Weder mein Bekannter noch ich wussten damals, was das für ein Gerät war.
(Er gar keine Ahnung von sowas und ich nur wenig, hatte ich doch erst vor kurzem und nach jahrzehntelanger Pause wieder mit dem Radiobasteln angefangen und erst einen Sachsenwerk Olympia 551 WU bissel repariert.)
Anfangs wollte ich es nicht mitnehmen, Kanalwähler an der Seite und diese riesigen Röhren waren so gar nicht nach meinem Geschmack und Radios sammeln wollte ich eigentlich auch nicht.
Naja, so schnell ändert sich das und der Telefunken wurde eingeladen...
Ehrlicherweise möchte ich noch sagen das einiges schon passiert ist, mittlerweile sind schon alle Fehl- und Schrottteile besorgt, doch dazu ausführlich später mehr.
Aber trotzdem möchte ich der Reihe nach berichten, also erstmal die Bestandsaufname:
Das Gerät stand schon Jahrelang ungenutzt in der Garage, genau in der Position, wie es draußen stand. Demzufolge war die rechte Seitenwand als mittlerer Totalschaden zu bezeichnen:
[attachment=19882]
[attachment=19883]
Der Lack des gesamten Radios ist hoffnungslos hinüber, überall gibt es angestossene Stellen, Furnierabblätterungen und nicht mehr vorhanden Lack. Auf dieser Detailaufnahme sieht er noch am besten aus:
[attachment=19887]
Ein Tastenknopf fehlt, der untere Skalenstreifen ist in der Mitte gebrochen, der darüberliegende an den Enden. Das wurde irgendwie mit Kupferblechstreifen geflickt.
Letztendlich sieht das Gerät direkt von vorn noch am besten aus.:
[attachment=19885]
Der Netztransformator hat wohl durch ständige Erwärmung/Abkühlung Feuchtigkeit gezogen und seine Bleche sind heftig aufgerostet.
Der Ausgangstrafo dahinter sieht wie neu aus:
[attachment=19890]
Nun aber zu einigen erfreulicheren Dingen:
Das Radio ist bis auf wenige Fehlteile komplett, sogar der originale Lautsprecher ist noch drin. Die Rückwand ist auch noch da, allerdings ein wenig krumm und mit Feuchtigkeitsflecken.
Das Chassis hat nur wenig Flugrost, alle Röhren sind vorhanden. Der großer Blockkondensator sieht gut aus, der kleine Blockkondensator ist leicht ausgelaufen. In der Tonabnehmerbuchse steckt noch ein Adapter auf 5-polig DIN.
[attachment=19888]
Auch von unten sieht alles noch sehr manierlich und unverbastelt aus.
Es wurden noch keine Teile gewechselt. Einige übliche Teerkondensatoren sind ausgelaufen, andere komplett aus Kunstoff gegossene sind gerissen:
[attachment=19889]
Am Chassis muss auch schon irgendwann mal gewerkelt worden sein, ich vermute wegen eines defekten Skalenseiles, erkennbar auch an den Zettelchen am Lautsprecher. Ganz ausgebaut war es aber wohl nicht, die vielen Kabel zur Schallwand waren noch nicht abgelötet. Alle Lötstellen waren noch mit Lackpunkten versehen.
So, das nun erstmal als grober Überblick, ich bitte die schlechten Fotos zu entschuldigen, sie wurden noch bei mir auf Arbeit mit dem Handy gemacht.
Bei den nächsten Restaurierungsschritten mache ich bessere und detailreichere Bilder.
Ich möchte bei der Restauration optisch alles so original wie möglich belassen, also kommt nur ein Neubefüllen der alten Bauteile in Frage.
Zuerst werde ich wohl die Siebelkos erneueren, dann die wichtigen Koppelkondensatoren. Dann erstmal vorsichtig mit Stelltrafo hochfahren um zu schauen was die NF macht und zum Schluss die HF. Auf jeden Fall wird es viel Arbeit und so einige (viele) Fragen werde ich wohl auch noch haben...
Viele Grüße,
Axel