25.08.2016, 19:16
Hallo Freunde,
bei unserem Sammlertreffen in Königs Wusterhausen zeigte mir der Dietmar (DiRu) ein interessantes Lange-Radio. Mir war dieses Gerät bekannt. Ich hatte schon einige Lange-Gehäuse restauriert. Auch dieses Gerät erkannte ich sofort.
Hier soll es mal nicht um die Technik gehen. Das Gerät hat in diesem Bereich wohl schon einiges erlebt. Auch davon erzählte mir Dietmar. Vielleicht stellt er es Euch mal selber vor.
Es dreht sich in diesem Bericht um das Gehäuse. Als Dietmar mir das Gerät zeigte, fragte er mich, ob ich ihm mal Tips geben könnte, wie man im unteren Frontbereich das Furnier stabilisieren könnte.
Als ich das Gerät sah, sagte ich Dietmar, so kannst Du das Radio nicht wieder mit nach Hause nehmen.
Wie stellt sich der Gehäusezustand dar? Schon beim ersten Blick stutzte ich und sagte, um das Gehäuse ist ja überhaupt kein Furnier.
Etwas am Rande. Als ich Anfang der 70 er Jahre anfing Radios aus den 30 er Jahren zu reparieren, gab es noch sog. Müllkippen. Diese dienten damals wunderbar als Radiolager. Die Geräte wurden dort schon etliche Male vom Regen durchnäßt. Als Jugendlicher fragte ich mich, warum um das Holz denn noch eine "Pelle" ist, die sich eh wölbt. Also habe ich die oft entfernt. Den Korpus fein geschliffen, gespachtelt usw. . Dann wurde Holzbeize verwendet. Ja, das ging optisch an sich durch.
Genauso sah Dietmars Radio aus. Aber Furnier war da nie drauf. Das kann noch so labil sein. Entfernt man es, sieht man das schon auf dem Grundholz.
Solch eine Gehäuseverarbeitung fand ich vor Jahren auch an einem österreichischen Kapsch-Radio vor, das ich restauriert hatte. Nach so vielen Jahren hatte ich es trotzdem nachträglich furniert.
Auch nach dem Kriege wurden Gehäuse von Notradios in der gleichen Weise bearbeitet. Auf das Grundholz wird Holzbeize, möglichst dunkel aufgetragen. Zu sehen sind dann nur einige ganz wenige Holzstrukturen. Die Radios sehen dann aus wie Briketts.
Wenn man sich die Gehäusefront von Dietmars Radiogehäuse anschaut, dann sieht man, dass dort unter den Schildern ganz dunkle Stellen sind. Hier wird meine Theorie bestätigt. Das ganze Gehäuse war sehr dunkel.
Ob es nun am Gerätepreis liegen sollte, ob die Gehäuse durchgängig furniert waren oder sehr dunkel gebeizt. Man kann das nicht wissen. Jedenfalls habe ich solch ein Lange-Gehäuse schon als durchgängig furniert überholt. Es war halt heller und lebhafter durch das Furnier.
Es gibt hier 2 Optionen, die natürlich grundsätzlich mit dem heutigen Radiobesitzer geklärt werden müssen.
1. Man versucht, den Korpus, der nicht furniert ist, wieder möglichst dunkel zu beizen. Das Grundholz müßte aber mit Tiefenreiniger behandelt werden, damit das Holz die Beize gleichmäßig annimmt. Damit das alles paßt, muß man das vordere Furnier auch wieder sehr dunkel beizen. Optisch empfinde ich das als ein sehr totes Radio. Klar, wenn die Skalen als Kontrast dann im Betrieb leuchten mag das gut aussehen.
2. Das würde ich favorisieren: Die äußeren Gehäuseteile bekommen ein schönes Nußbaum Furnier. Das vordere Furnier wird vom Altlack befreit. Dadurch hellt es noch etwas auf. Beide Komponenten müssen dann mit Beize aufeinander abgestimmt werden. Das Lautsprechergitter kann man so dunkel erhalten. Das ist ein interessanter Kontrast. Klar, die losen Stellen im Furnier werden verleimt.
Ja, lieber Dietmar, nun überlege Dir mal, wie Du es haben möchtest. Furnier aus den 30 ern habe ich da. Bitte keine Scheu, wenn Du das so haben möchtest, wie unter 2 geschrieben. Für mich wäre das sogar einfacher.
Ich rufe Dich mal am Samstag Nachmittag an, bis dahin kannst Du Dir das überlegen. Klar, das Gehäuse leidet etwas unter der Originalität. Aber wie schon geschrieben, gab es diese Gehäuse auch komplett furniert.
Natürlich würde mich auch interessieren, wie unsere Forumsfreunde zu dieser Sache stehen.
Hier nun einige Bilder, die den Bericht untermalen sollen.
Ich würde mich sehr freuen, von Euch mal Meinungen zu der Restauration zu hören.
Hier sieht man die interessante, zierliche Front des Radios
[attachment=29740]
So wie hier sehen die 3 äußeren Gehäuseteile aus. Die Grundfarbe wurde im Laufe der Jahre fleckig und es wurde irgend ein Lack drüber gejaucht.
[attachment=29741]
Hier habe ich, um meine Vermutung zu bestätigen, die 3 Gehäuseteile von Lack und Beize bereinigt. Es bleiben nur 3 farblose, taube Holzschichten.
[attachment=29742]
Sehr interessant, unter den Knöpfen und Blechschildern befinden sich diese dunklen Flecken. So dunkel war das Radiogehäuse einmal.
[attachment=29743]
Mit diesem Furnier, Dietmar, würde ich Dir den Korpus optisch aufwerten.
Abschließend noch ein paar Worte zu den lange-Radios. Diese Geräte wurden ja in Plauen im Voigtland gefertigt. Sie tauchen nicht mehr oft auf. Wenn man mal eines bekommt, dann hat man Glück gehabt.
Ich habe ja auch ein Lange Gleichstrom-Radio. Das war auch durch die Hölle gegangen und sollte in der Mülltonne enden, bis sich ein junger Technikstudent im Oberharz erbarmte. Der Restaurationsbericht liegt hier vor.
[attachment=29744]
bei unserem Sammlertreffen in Königs Wusterhausen zeigte mir der Dietmar (DiRu) ein interessantes Lange-Radio. Mir war dieses Gerät bekannt. Ich hatte schon einige Lange-Gehäuse restauriert. Auch dieses Gerät erkannte ich sofort.
Hier soll es mal nicht um die Technik gehen. Das Gerät hat in diesem Bereich wohl schon einiges erlebt. Auch davon erzählte mir Dietmar. Vielleicht stellt er es Euch mal selber vor.
Es dreht sich in diesem Bericht um das Gehäuse. Als Dietmar mir das Gerät zeigte, fragte er mich, ob ich ihm mal Tips geben könnte, wie man im unteren Frontbereich das Furnier stabilisieren könnte.
Als ich das Gerät sah, sagte ich Dietmar, so kannst Du das Radio nicht wieder mit nach Hause nehmen.
Wie stellt sich der Gehäusezustand dar? Schon beim ersten Blick stutzte ich und sagte, um das Gehäuse ist ja überhaupt kein Furnier.
Etwas am Rande. Als ich Anfang der 70 er Jahre anfing Radios aus den 30 er Jahren zu reparieren, gab es noch sog. Müllkippen. Diese dienten damals wunderbar als Radiolager. Die Geräte wurden dort schon etliche Male vom Regen durchnäßt. Als Jugendlicher fragte ich mich, warum um das Holz denn noch eine "Pelle" ist, die sich eh wölbt. Also habe ich die oft entfernt. Den Korpus fein geschliffen, gespachtelt usw. . Dann wurde Holzbeize verwendet. Ja, das ging optisch an sich durch.
Genauso sah Dietmars Radio aus. Aber Furnier war da nie drauf. Das kann noch so labil sein. Entfernt man es, sieht man das schon auf dem Grundholz.
Solch eine Gehäuseverarbeitung fand ich vor Jahren auch an einem österreichischen Kapsch-Radio vor, das ich restauriert hatte. Nach so vielen Jahren hatte ich es trotzdem nachträglich furniert.
Auch nach dem Kriege wurden Gehäuse von Notradios in der gleichen Weise bearbeitet. Auf das Grundholz wird Holzbeize, möglichst dunkel aufgetragen. Zu sehen sind dann nur einige ganz wenige Holzstrukturen. Die Radios sehen dann aus wie Briketts.
Wenn man sich die Gehäusefront von Dietmars Radiogehäuse anschaut, dann sieht man, dass dort unter den Schildern ganz dunkle Stellen sind. Hier wird meine Theorie bestätigt. Das ganze Gehäuse war sehr dunkel.
Ob es nun am Gerätepreis liegen sollte, ob die Gehäuse durchgängig furniert waren oder sehr dunkel gebeizt. Man kann das nicht wissen. Jedenfalls habe ich solch ein Lange-Gehäuse schon als durchgängig furniert überholt. Es war halt heller und lebhafter durch das Furnier.
Es gibt hier 2 Optionen, die natürlich grundsätzlich mit dem heutigen Radiobesitzer geklärt werden müssen.
1. Man versucht, den Korpus, der nicht furniert ist, wieder möglichst dunkel zu beizen. Das Grundholz müßte aber mit Tiefenreiniger behandelt werden, damit das Holz die Beize gleichmäßig annimmt. Damit das alles paßt, muß man das vordere Furnier auch wieder sehr dunkel beizen. Optisch empfinde ich das als ein sehr totes Radio. Klar, wenn die Skalen als Kontrast dann im Betrieb leuchten mag das gut aussehen.
2. Das würde ich favorisieren: Die äußeren Gehäuseteile bekommen ein schönes Nußbaum Furnier. Das vordere Furnier wird vom Altlack befreit. Dadurch hellt es noch etwas auf. Beide Komponenten müssen dann mit Beize aufeinander abgestimmt werden. Das Lautsprechergitter kann man so dunkel erhalten. Das ist ein interessanter Kontrast. Klar, die losen Stellen im Furnier werden verleimt.
Ja, lieber Dietmar, nun überlege Dir mal, wie Du es haben möchtest. Furnier aus den 30 ern habe ich da. Bitte keine Scheu, wenn Du das so haben möchtest, wie unter 2 geschrieben. Für mich wäre das sogar einfacher.
Ich rufe Dich mal am Samstag Nachmittag an, bis dahin kannst Du Dir das überlegen. Klar, das Gehäuse leidet etwas unter der Originalität. Aber wie schon geschrieben, gab es diese Gehäuse auch komplett furniert.
Natürlich würde mich auch interessieren, wie unsere Forumsfreunde zu dieser Sache stehen.
Hier nun einige Bilder, die den Bericht untermalen sollen.
Ich würde mich sehr freuen, von Euch mal Meinungen zu der Restauration zu hören.
Hier sieht man die interessante, zierliche Front des Radios
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So wie hier sehen die 3 äußeren Gehäuseteile aus. Die Grundfarbe wurde im Laufe der Jahre fleckig und es wurde irgend ein Lack drüber gejaucht.
[attachment=29741]
Hier habe ich, um meine Vermutung zu bestätigen, die 3 Gehäuseteile von Lack und Beize bereinigt. Es bleiben nur 3 farblose, taube Holzschichten.
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Sehr interessant, unter den Knöpfen und Blechschildern befinden sich diese dunklen Flecken. So dunkel war das Radiogehäuse einmal.
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Mit diesem Furnier, Dietmar, würde ich Dir den Korpus optisch aufwerten.
Abschließend noch ein paar Worte zu den lange-Radios. Diese Geräte wurden ja in Plauen im Voigtland gefertigt. Sie tauchen nicht mehr oft auf. Wenn man mal eines bekommt, dann hat man Glück gehabt.
Ich habe ja auch ein Lange Gleichstrom-Radio. Das war auch durch die Hölle gegangen und sollte in der Mülltonne enden, bis sich ein junger Technikstudent im Oberharz erbarmte. Der Restaurationsbericht liegt hier vor.
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