10.05.2017, 20:04
Im Sommer 1990, als ich mich noch nicht so sehr lange mit dem Sammeln und der Restauration alter Radios befasst hatte, fand ich bei einem Trödler diesen 7W77 - zum Preis von 150 DM. Das Gehäuse war in miserablem Zustand - und ist es immer noch. Das hatte mich damals aber nicht interessiert, sondern mich reizte es kollossal, das Gerät wieder zum Funktionieren zu bewegen.
Wie soll ich das jetzt am besten ausdrücken? Ich will mal so sagen: Man sollte eigentlich Sammler-Anfängern verbieten, sich an solchen Schätzen zu vergehen. Ich habe damals einfach flott angefangen, Kondensatoren und Widerstände auszutauschen, an den Spulenkernen herumzudrehen usw. - alles nicht besonders originalgetreu und ohne irgendwelche Abgleichvorschriften. Aber immerhin gab das Radio eines schönen Tages wieder Töne von sich. Allerdings nur sehr zaghafte.
Das spornte mich natürlich ungeheuer an, und ich kaufte mir im alteingesessenen Karlsruher Radiogeschäft "Radio Ade" zwei Endröhren AD1. Die alten Coke-Bottle AD1 waren wirklich fast tot und ließen sich auch kaum regenerieren. Die beiden neuen Röhren waren VALVO-Röhren mit zylindrischem Glaskörper, so wie man sie auch in der Bildergalerie von RMorg sieht. Für dieses Pärchen nahm mir der Laden damals 100 Deutsche Mark ab. Meine Frau stand neben mir im Laden und erkundigte sich beiläufig nach meinem Geisteszustand. Immerhin lief das Radio nach Einjustieren der Arbeitspunkte der beiden AD1 schon ein bisschen besser, na ja, jedenfalls lief es lauter als vorher.
Aber je länger ich an dem Gerät herumtüftelte, umso klarer wurde mir, dass da einiges fehlte bzw. kannibalisiert wurde. Nun wuchtet man nicht gerne jeden Tag die 32 kg aus dem Regal und irgendwann hatte ich es satt. Das Gerät geriet in Vergessenheit ... und staubte ein.
Dann kam vor 10 Jahren der fatale Tag, an dem ich das Gerät jemandem vorführte und bei dieser Gelegenheit fiel mir zum ersten Mal auf, dass eine der beiden AD1 in ihrem Sockel wackelte und leicht bläulich leuchtete. Ich zog die Röhre aus dem Gerät, und sie stürzte sich nach Lemming-Art in die Tiefe. Es sagte "Puff" und sofort kamen unsere neugierigen Katzen angerannt und hatten hinterher kleine Glassplitterchen an den Pfoten, die sie sich nur ungern entfernen ließen.
Da reichte es mir endgültig und das Radio wurde in die Schrottecke verbannt - bis ich vor einem Monat die Gelegheit hatte, günstig 3 Röhren vom Typ TUNGSRAM OP10/500 zu erstehen. Für RMorg habe ich die Kennlinien dieser Röhren ermittelt und es ergab sich, dass man sie - bei leichter Veränderung der Arbeitspunkte - anstatt der AD1 einsetzen konnte.
So habe ich mich nach all den Jahren wieder einmal an der 7W77 gesetzt und nun - nach 27 Jahren - verstehe ich viel besser, was das für ein tolles Radio ist - und was bei meinem Gerät so alles fehlt. Und natürlich beflügelte mich bei meinen jetzigen Arbeiten der Vorschlag von Andreas_P sich mal des Gehäuses anzunehmen.
Da ich gerade dabei bin, die Fußböden unseres Hauses zu renovieren, musste ich auch mein Radiozimmer ausräumen. Im Zuge dessen wurde auch der 7W77 durch die Gegend geschleppt, und das nahm ich zum Anlass auch mal ein paar Photos zu machen, und ihn hier vorzustellen.
Zunächst die Daten:
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Hersteller: BLAUPUNKT
Typ: Superhet mit HF-Vorstufe und regelbarer Bandbreite. Umschaltbar auf Geradeaus-Empfang
ZF: 468 kHz
Modell: 7W77
Baujahr: 1937/1938
Fabr. Nr: ?
Röhrenbestückung: AF3, ACH1, AF3, AB2, AM2, AC2, AD1, AD1, RGN2004
Stromversorgung: Wechselstrom 110, 125, 220, 240V
Wellenbereiche: LW, MW, KW
Bedienelemente:
Front:
- links Lautstärkeregler kombiniert mit Regler zur Entdämpfung der MW-Vorkreisspule bei Geradeausbetrieb. Zugkontakt für Stummschaltung.
- Mitte: Tonblende; Bandbreitenregelung - Wird der Bandbreitenregler ganz nach rechts gedreht (also Stellung "breit", wird das Gerät von Super- auf Geradeausempfang umgestellt.
- rechts: Sendereinstellung
Rechte Seitenwand:
Wellenbereichsschalter
Rückseite:
Kippschalter zur Klangfarbenänderung: "Hell / Dunkel"
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Antenne, Erde, Plattenspieler, externer Lautsprecher
Eingebaute Lautsprecher: 1 elektrodynamischer Tieftonlautsprecher und 1 Hoch-Hochtonlautsprecher
Gehäuse: Holz mit Makassar - Furnier
Abmessungen (BHT): 60 x 38,5 x 31,8 cm
Gewicht: 32 kg
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Die folgenden Schaltbilder wurde mir von Dietmar (DiRu) zur Verfügung gestellt:
[attachment=38400][attachment=38401][attachment=38402]
Und nun nach der langen Vorrede ein paar Bilder des Gerätes mit flachgeklappter und aufgestellter Flutlichtskala:
[attachment=38419][attachment=38420][attachment=38421][attachment=38422][attachment=38423][attachment=38424]
Was einem sofort unangenehm ins Auge fällt:
(i) Man sieht viele Furnierschäden, die wohl aufgrund der komplizierten Gehäuseform auch nicht so einfach zu reparieren sein werden.
(ii) Auf der rechten Seite der Frontblende gibt es ein Loch zu viel. Da die aus Zinkspritzguss gearbeitete Kegelradübersetzuing des Wellenbereichsschalters zerstört war, hatte jemand dessen Achse nach vorn durch die Front herausgeführt. Diese Übsersetzung habe ich restauriert und die Achse wieder durch die rechte Seitenwand geführt. Allerdings ist der Knopf noch nicht original. Dazu später mehr im Abschnitt "Wellenbereichsschalter".
(iii) Die übliche Krankheit dieser Geräte ist die zerstörte Spiegeloptik des Magischen Auges. Ich habe bisher kein Gerät gesehen, bei dem diese Optkek noch intakt war. Sie bestand aus einem klappbaren Umlenkspiegel, der durch den das Magische Auge umgebenden Rändelring so verstellt werden, das man den Ausschlag des Auges aus verschiedenen Richtungen betrachten konnte. So sieht das aus, was noch übrig ist... nicht viel:
[attachment=38425]
(iv) Auf dem Bild sieht man auch, dass der das Magische Auge (das hier bei den Reparaturarbeiten entfernt wurde) umgebende Zierbogen ausgebrochen ist. Wird man wohl mit Giessharz restaurieren können.
Nun wird das Chassis aus dem Gehäuse entfernt. Dazu muss man nach Lösen von 4 seitlichen Schrauben die obere Gehäuseabdeckung herauskippen. So sieht die Abdeckung nach der Demontage aus.
[attachment=38426]
Und so der Blick ins Gehäuse nach Entfernen der Abdeckung:
[attachment=38427]
Das ausgebaute Chassis aus verschiedenen Richtungen:
[attachment=38429][attachment=38430][attachment=38431]
Wie man im 2. Bild sieht, steckte hier noch eine der alten, fast emissionslosen Coke-bottle AD1 und die unversehrte AD1 von VALVO im Gerät.
Nun sieht man die gewaltigen Lautsprecher (24 cm Tiefton, 15,8 cm Hochton). Man kann sich schon vorstellen, was da mit einer 2 x AD1 Endstufe für ein Klang produziert wird.
[attachment=38428]
Nach dieser allgemeinen Vorstellung komme ich nun zu den Details:
Umschaltung von Super- auf Geradeausempfang
Eine Besonderheit dieses Gerätes stellt neben seinem imposanten Erscheinungsbild und der ausgereiften Technik die Tatsache dar, dass man es zwischen zwei Empfängertypen umschalten kann: Überlagerungsempfänger und Geradeausempfänger. Nur wenige Empfänger dieser Epoche boten diese Option, eine Reaktion der BLAUPUNKT-Entwickler auf die immer dichtere Bestzung der Rundfunkbänder und der daraus resultierenden, bei Superhets immer häufiger werdenden lästigen Pfeiftonstörungen durch dicht neben der Spiegelfrequenz liegende Träger anderer Sender -> Interferenzpfeifen.
Das Konzept, dass man sich hier ausgedacht hatte war ausgesprochen pfiffig: Man verwendete einen möglichst großen Teil des Superhetempfängers weiter, schaltete aber einige Funktionen mit Hilfe eines 6-poligen Schalters um. Das möchte ich einmal anhand des ART-Schaltbildes etwas näher erklären, wobei ich die Umschaltkontakte mit den roten Buchstaben a - f gekennzeichnet habe:
[attachment=38518]
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Bei Superhetempfang sind "a" und "b" geschlossen. Die Kathode der AF3 liegt dann über 20nF auf Masse und über ein RC-Glied 250 Ohm par. 50nF und 15 Ohm auf einer Spannungsschiene, auf der auch die Kathoden der ACH1, der ZF-AF3, der AB2 und der AM2 "reiten" - eine in BLAUPUNKT - Supern der dreißiger Jahre häufiger angewandte Schaltungsvariante (siehe auch mein Beitrag zum 4W77).
Bei Geradeausempfang werden beide Schaltkontakte geöffnet. In diesem Fall liegt die Kathode über eine mit 50 nF gebrückten Reihenschaltung von 250 Ohm und 20 kOhm Poti par. 10kOhm am Hochpunkt einer kleinen Spule, deren kaltes Ende über 50 nF nach Masse abgeblockt ist und wiederum auf die vorher genannte Spannungsschiene führt. Hier noch einmal eine Skizze, wie die Verbindungen laufen:
[attachment=38502]
Was hat es nun mit der kleinen Spule für eine Bewandtnis? Entfernt man die Abschrmhaube vom Vorkreis-Spulenturm, so erkennt man, dass es sich um eine Spule mit einer (!) Windung handelt, die auf dem unteren Teil des MW-Spulenkörpers sitzt. Diese Spule dient dazu, die MW-Kreisspule je nach Stellung des 20 kOhm Potis mehr oder weniger zu entdämpfen, somit die Breite der Vorkreis-Resonanzkurve zu verringern und damit die Tennschärfe zu verbessern. Hier sieht man die Spulenanordnung:
[attachment=38497]
Das 20 kOhm Entdämpfungspoti sitzt auf der gleichen Achse wie der Lautstärkeregler - ist mit ihm fest gekoppelt, also nicht separat bedienbar.
[attachment=38499]
Eine ganz ähnliche kleine Koppelspule hatte ich schon im Tread über den SIEMENS Phonosuper K43 vorgestellt, wo sie ebenfalls dazu diente, den Vorkreis zu entdämpfen und damit die Breite der Resonanzkurve zu reduzieren - also die Selektivität zu verbessern . Dies war da damals gezeigte Bild:
[attachment=38486]
Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, warum man bei Geradeausempfang nur auf MW zu diesem Mittel der Trennschärfeverbesserung griff - und nicht auch auf KW und LW? Das ist so zu erklären, dass Ende der dreißiger Jahre die Dichte starker Sender auf dem MW-Band dermaßen angestiegen war, daß man für eine saubere Trennung der einzelnen Sender einen ausreichend selektiven Empfänger benötigte. Während bei Superhetempfang die Bandbreite des ZF-Kanals ausreichende Selektivität garantierte, war das bei Geradeausempfang natürlich nicht der Fall. Daher also der Kunstgriff der Kreisentdämpfung.
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Bei Geradeausempfang wird zwischen den Filterfußpunkt und den genannten 10 kOhm Widerstand zur Anodenspannungsschiene ein weiterer 10 kOhm Widerstand eingeschleift. Der 1µF Abblockkondensator liegt nun zwischen den beiden 10 kOhm Widerständen, was dazu führt, daß sich das Ausgangssignal der ACH1 im wesentlichen nicht mehr über der Primärseite des Filters aufbaut (sein Resonanzpunkt liegt weit entfernt), sondern über dem nun eingeschleiften 10 kOhm Widerstand. Von dort aus wird es über einen 50 nF Kondensator (nicht 50pF wie fälschlicherweise im ART Schaltbild angegeben) auf den Fußpunkt der Sekundärseite des 2. ZF-Filters weitergereicht, durch welches es an die linke Diode der AB2 gelangt und demoduliert wird.
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Über diesen erhalten bei Superhetempfang das Schirmgitter der 2. AF3 und das Steuergitter der Anzeigesystems der AM2 ihre Betriebsspannungen..
Bei Geradeausempfang wird die Spannungszufuhr zu diesen Röhren unterbrochen.
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Bei Superhetempfang ist der Schalter geöffnet. Die linke Diode der AB2 arbeitet auf einen Lastwiderstand von 0,3 MOhm und 0,1 MOhm in Reihe. Zwischen beiden wird über 10kOhm das um einen Faktor 4 heruntergeteilte NF-Signal ausgekoppelt und weiterhin über 2 MOhm die Regelspannung für die 2. AF3 abgenommen.
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu erwähnen, dass alle 3 HF-Röhren mit unterschiedlichen Regelspannungen gesteuert werden: Die 1. AF3 und die ACH1 erhalten Regelspannungen unterschiedlicher Höhe und Verzögerung vom rechten System der AB2, die 2. AF3, wie oben gesagt vom linken System was auch für die Demodulation verwendet wird.
Bei Geradeausempfang ist der Schaltkontakt "e" geschlossen. Der 0,3 MOhm Widerstand wird dadurch überbrückt und die linke Diode der AB1 arbeitet auf einen reduzierten Lastwiderstand von nur noch 0,1 MOhm. Das NF wird nun nicht mehr wie zuvor um einen Faktor 4 heruntergeteilt, sondern in voller Höhe weitergegeben.
Da die 2. AF3 durch den offenen Schaltkontakt "d" deaktiviert wurde, ist die geänderte Anbindung des 2 MOhm Widerstandes in ihrer Regelleitung ohne Bedeutung.
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Bei Superhetempfang ist der Schaltkontakt geschlossen, wodurch das Triodensystem der ACH1 (Oszillator) und der Leuchtschirm der AM2 mit ihrer Betriebsspannung versorgt werden.
Bei Geradeausempfang wird der Schaltkontakt geöffnet und somit der Oszillator und die AM2 Anzeigefunktion abgeschaltet. Der als NF-Vorverstärker arbeitende Triodenteil der AM2 bleibt in Funktion!
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Nun erwartet der Leser Bilder vom mechanischen Aufbau des Superhet-Geradeaus-Umschalters und wird enttäuscht. Dieser Schalter wurde in meinem Gerät leider ausgebaut und nur durch die von DiRu erhaltenen Originalunterlagen habe ich eine vage Vorstellung vom Aussehen des Schalters. Im Intrernet findet man nirgends eine Abbildung desselben. Selbst in RMorg findet man keinerkei Information!
Die Betätigung des Schalters erfolgt durch einen auf der Achse des Bandbreitenregler befestigten Schalthebel. Dieser Schalthebel ist, wie man auf dem folgenden Bild erkennen kann, noch vorhanden. Davon abgesehen sieht man nur noch die ursprünglich zur Befestigung des Schalters dienenden Löcher.
[attachment=38523]
Von der Verdrahtungsseite her gesehen:
[attachment=38524]
Oberhalb des Bandbreitenreglers sieht man eine freie Stelle ... und einige zusammengeflickte Drähte, die ehemals zum Umschalter führten. Die zur Entdämpfungsspule führenden Drähte hängen in der Luft (Auf dem Bild nicht zu sehen)
Den Bandbreitenregler werde ich hier nicht kommentieren, da er in meinem Beitrag zum 4W77 ausführlich behandelt wurde.
So zeigen die BLAUPUNKT Originalunterlagen den Umschalter:
[attachment=38525][attachment=38526]
Man hat so eine ungefähre Vorstellung wie er aussah.
Nun zu einigen anderen interessanten Details des Gerätes, die, abgesehen vom Wellenbereichsschalter, erfreulicherweise nicht kannibalisiert wurden.
Lautsprecher
Das Gerät besitzt 2 eingebaute Lautsprecher, einen elektrodyn. Tieftonlautsprecher mit 24 cm und und einen permanent-dynamischen Hochtöner mit 15,8 cm Durchmesser. Hier einige Bilder
[attachment=38432][attachment=38433][attachment=38434]
Die Feldspule des Tieftonlautsprechers sieht verdächtig aus. Man hat den Eindruck als wäre die Spule einmal überhitzt worden - wahrscheinlich durch defekte Siebkondensatoren im Netzteil, die inzwischen aber ausgetauscht wurden. Der Lack ist im zentralen Bereich teilweise verbrannt. Bisher habe ich aber keine Probleme feststellen können - auch der Widerstand der Feldspule ist normal: 400 Ohm (kalt), so wie in den Unterlagen dokumentiert.
Der 4µF Serienkondensator des Hochtöners ist natürlich nicht original. Ursprünglich saß ein 4 µF MP-Kondensator an der von hinten gesehen linken Seitenwange des Chassis. Der soll dort auch wieder hin.
Die beiden Lautsprecher noch einmal in der Draufsicht:
[attachment=38488]
Skala und Beleuchtung
Hier 3 Bilder von der Flutlichtskala und den 5 Beleuchtungsbirnen. Die Glasfläche innerhalb des Rahmens misst ca. 45 x 19 cm.
[attachment=38460][attachment=38462][attachment=38461]
Wellenbereichsschalter
Wie oben erwähnt, hatte jemand die Achse des Wellenbereichsschalters nach vorne durch ein zusätzliches Loch in der Frontblende herausgeführt. Der Grund dafür lag darin, dass die Spritzguss-Lagerböcke der Wellenschalterachse zerfallen waren. Also mussten diese und die Kegelradübersetzung rekonstruiert werden.
Von den Lagerböcken war noch einer intakt und man konnte sich etwas ähnliches nacharbeiten.
[attachment=38454][attachment=38455][attachment=38456]
Schlechter sah es schon mit der Kegelrad-Übersetzung aus. Glücklicherweise wohnte damals Günter F. Abele nicht weit von mir entfernt und lieh mir seinen 11W79, dessen Wellenschaltermechanik mit der des 7W77 identisch ist. So hatte ich eine zuverlässige Vorlage für den Nachbau. In den folgenden Bildern sieht man das Resultat.
[attachment=38457][attachment=38458][attachment=38473][attachment=38459]
In den letzten beiden Bildern erkennt man die geschlitzte Schalterachse, die nun wie im Original auf das Loch in der rechten Seitenwand zeigt von wo aus der Schalterknopf mit seiner Hohlachse eingreift. Die Hohlachse habe ich auch nachgebildet, nur der Knopf ist leider noch nicht original.
Stummschaltung
Das Gerät hat einen Stummschalter, der die Sekundärseite des Endstufen-Treibertrafos kurzschließt.
[attachment=38490]
Der Schalter wird aktiviert, wenn man den Lautstärkeregler herauszieht. Also zusätzlich zur Netzschalterfunktion (Knopf hineindrücken -> Netz AUS, Knopf herausziehen -> Netz EIN) übernimmt derselbe Knopf bei weiterem Herausziehen auch noch die "Muting" Funktion.
Hier sieht man die Schaltzungen des Stummschalters:
[attachment=38489]
Neue Endtrioden
Wie anfangs erwähnt, habe ich kürzlich drei TUNGSRAM Röhren OP10/500 gefunden, deren Kennlinien ich für einen Beitrag in RMorg gemessen hatte.
Ich habe nun zwei dieser Röhren in meinen 7W77 eingesetzt und die Gitterspannungen so einjustiert, dass durch jede Röhre im Ruhezustand 30 mA fließen. Den Arbeitspunkt habe ich in folgendem Diagramm markiert.
[attachment=38538]
Die Röhre wird hier mit zwar Ua= +340V betrieben - man muss aber bedenken, dass der Heizfaden um die Gitterspannung auf ca. 36,5 V hochgelegt ist. Die Spannung zwischen Kathode und Anode ist folglich nur ca. 300 V und damit der Leistungsumsatz bei einem Ruhestrom von 30 mA in der Größenordnung von 9W, was angesichts der großen Anodenfläche vertretbar erscheint.
Ich habe die Röhren übrigens nicht umgesockelt, sondern mir zwei Adapter von Außenkontakt- auf Europa-Sockel gebaut. Vielleicht finde ich ja doch noch eines Tages 2 preisgünstige AD1?!
So sehen die beiden Schmuckstücke aus:
[attachment=38540]
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Nun habe ich ein Gerät, dessen Gehäuse zwar ziemlich übel aussieht, das aber ganz ordentlich funktioniert und nach einem korrekten Abgleich bestimmt keine Wünsche hinsichtlich der Empfangs- und Wiedergabequalität offen lässt.
Aber ich würde doch zu gerne die Spiegeloptik des Magischen Auges und insbesondere den Betriebsartenumschalter Überlagerungsempfänger -> Geradeausempfänger rekonstruieren. Ob mir dabei wohl jemand helfen kann?
Wie soll ich das jetzt am besten ausdrücken? Ich will mal so sagen: Man sollte eigentlich Sammler-Anfängern verbieten, sich an solchen Schätzen zu vergehen. Ich habe damals einfach flott angefangen, Kondensatoren und Widerstände auszutauschen, an den Spulenkernen herumzudrehen usw. - alles nicht besonders originalgetreu und ohne irgendwelche Abgleichvorschriften. Aber immerhin gab das Radio eines schönen Tages wieder Töne von sich. Allerdings nur sehr zaghafte.
Das spornte mich natürlich ungeheuer an, und ich kaufte mir im alteingesessenen Karlsruher Radiogeschäft "Radio Ade" zwei Endröhren AD1. Die alten Coke-Bottle AD1 waren wirklich fast tot und ließen sich auch kaum regenerieren. Die beiden neuen Röhren waren VALVO-Röhren mit zylindrischem Glaskörper, so wie man sie auch in der Bildergalerie von RMorg sieht. Für dieses Pärchen nahm mir der Laden damals 100 Deutsche Mark ab. Meine Frau stand neben mir im Laden und erkundigte sich beiläufig nach meinem Geisteszustand. Immerhin lief das Radio nach Einjustieren der Arbeitspunkte der beiden AD1 schon ein bisschen besser, na ja, jedenfalls lief es lauter als vorher.
Aber je länger ich an dem Gerät herumtüftelte, umso klarer wurde mir, dass da einiges fehlte bzw. kannibalisiert wurde. Nun wuchtet man nicht gerne jeden Tag die 32 kg aus dem Regal und irgendwann hatte ich es satt. Das Gerät geriet in Vergessenheit ... und staubte ein.
Dann kam vor 10 Jahren der fatale Tag, an dem ich das Gerät jemandem vorführte und bei dieser Gelegenheit fiel mir zum ersten Mal auf, dass eine der beiden AD1 in ihrem Sockel wackelte und leicht bläulich leuchtete. Ich zog die Röhre aus dem Gerät, und sie stürzte sich nach Lemming-Art in die Tiefe. Es sagte "Puff" und sofort kamen unsere neugierigen Katzen angerannt und hatten hinterher kleine Glassplitterchen an den Pfoten, die sie sich nur ungern entfernen ließen.
Da reichte es mir endgültig und das Radio wurde in die Schrottecke verbannt - bis ich vor einem Monat die Gelegheit hatte, günstig 3 Röhren vom Typ TUNGSRAM OP10/500 zu erstehen. Für RMorg habe ich die Kennlinien dieser Röhren ermittelt und es ergab sich, dass man sie - bei leichter Veränderung der Arbeitspunkte - anstatt der AD1 einsetzen konnte.
So habe ich mich nach all den Jahren wieder einmal an der 7W77 gesetzt und nun - nach 27 Jahren - verstehe ich viel besser, was das für ein tolles Radio ist - und was bei meinem Gerät so alles fehlt. Und natürlich beflügelte mich bei meinen jetzigen Arbeiten der Vorschlag von Andreas_P sich mal des Gehäuses anzunehmen.
Da ich gerade dabei bin, die Fußböden unseres Hauses zu renovieren, musste ich auch mein Radiozimmer ausräumen. Im Zuge dessen wurde auch der 7W77 durch die Gegend geschleppt, und das nahm ich zum Anlass auch mal ein paar Photos zu machen, und ihn hier vorzustellen.
Zunächst die Daten:
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Hersteller: BLAUPUNKT
Typ: Superhet mit HF-Vorstufe und regelbarer Bandbreite. Umschaltbar auf Geradeaus-Empfang
ZF: 468 kHz
Modell: 7W77
Baujahr: 1937/1938
Fabr. Nr: ?
Röhrenbestückung: AF3, ACH1, AF3, AB2, AM2, AC2, AD1, AD1, RGN2004
Stromversorgung: Wechselstrom 110, 125, 220, 240V
Wellenbereiche: LW, MW, KW
Bedienelemente:
Front:
- links Lautstärkeregler kombiniert mit Regler zur Entdämpfung der MW-Vorkreisspule bei Geradeausbetrieb. Zugkontakt für Stummschaltung.
- Mitte: Tonblende; Bandbreitenregelung - Wird der Bandbreitenregler ganz nach rechts gedreht (also Stellung "breit", wird das Gerät von Super- auf Geradeausempfang umgestellt.
- rechts: Sendereinstellung
Rechte Seitenwand:
Wellenbereichsschalter
Rückseite:
Kippschalter zur Klangfarbenänderung: "Hell / Dunkel"
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Antenne, Erde, Plattenspieler, externer Lautsprecher
Eingebaute Lautsprecher: 1 elektrodynamischer Tieftonlautsprecher und 1 Hoch-Hochtonlautsprecher
Gehäuse: Holz mit Makassar - Furnier
Abmessungen (BHT): 60 x 38,5 x 31,8 cm
Gewicht: 32 kg
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Die folgenden Schaltbilder wurde mir von Dietmar (DiRu) zur Verfügung gestellt:
[attachment=38400][attachment=38401][attachment=38402]
Und nun nach der langen Vorrede ein paar Bilder des Gerätes mit flachgeklappter und aufgestellter Flutlichtskala:
[attachment=38419][attachment=38420][attachment=38421][attachment=38422][attachment=38423][attachment=38424]
Was einem sofort unangenehm ins Auge fällt:
(i) Man sieht viele Furnierschäden, die wohl aufgrund der komplizierten Gehäuseform auch nicht so einfach zu reparieren sein werden.
(ii) Auf der rechten Seite der Frontblende gibt es ein Loch zu viel. Da die aus Zinkspritzguss gearbeitete Kegelradübersetzuing des Wellenbereichsschalters zerstört war, hatte jemand dessen Achse nach vorn durch die Front herausgeführt. Diese Übsersetzung habe ich restauriert und die Achse wieder durch die rechte Seitenwand geführt. Allerdings ist der Knopf noch nicht original. Dazu später mehr im Abschnitt "Wellenbereichsschalter".
(iii) Die übliche Krankheit dieser Geräte ist die zerstörte Spiegeloptik des Magischen Auges. Ich habe bisher kein Gerät gesehen, bei dem diese Optkek noch intakt war. Sie bestand aus einem klappbaren Umlenkspiegel, der durch den das Magische Auge umgebenden Rändelring so verstellt werden, das man den Ausschlag des Auges aus verschiedenen Richtungen betrachten konnte. So sieht das aus, was noch übrig ist... nicht viel:
[attachment=38425]
(iv) Auf dem Bild sieht man auch, dass der das Magische Auge (das hier bei den Reparaturarbeiten entfernt wurde) umgebende Zierbogen ausgebrochen ist. Wird man wohl mit Giessharz restaurieren können.
Nun wird das Chassis aus dem Gehäuse entfernt. Dazu muss man nach Lösen von 4 seitlichen Schrauben die obere Gehäuseabdeckung herauskippen. So sieht die Abdeckung nach der Demontage aus.
[attachment=38426]
Und so der Blick ins Gehäuse nach Entfernen der Abdeckung:
[attachment=38427]
Das ausgebaute Chassis aus verschiedenen Richtungen:
[attachment=38429][attachment=38430][attachment=38431]
Wie man im 2. Bild sieht, steckte hier noch eine der alten, fast emissionslosen Coke-bottle AD1 und die unversehrte AD1 von VALVO im Gerät.
Nun sieht man die gewaltigen Lautsprecher (24 cm Tiefton, 15,8 cm Hochton). Man kann sich schon vorstellen, was da mit einer 2 x AD1 Endstufe für ein Klang produziert wird.
[attachment=38428]
Nach dieser allgemeinen Vorstellung komme ich nun zu den Details:
Umschaltung von Super- auf Geradeausempfang
Eine Besonderheit dieses Gerätes stellt neben seinem imposanten Erscheinungsbild und der ausgereiften Technik die Tatsache dar, dass man es zwischen zwei Empfängertypen umschalten kann: Überlagerungsempfänger und Geradeausempfänger. Nur wenige Empfänger dieser Epoche boten diese Option, eine Reaktion der BLAUPUNKT-Entwickler auf die immer dichtere Bestzung der Rundfunkbänder und der daraus resultierenden, bei Superhets immer häufiger werdenden lästigen Pfeiftonstörungen durch dicht neben der Spiegelfrequenz liegende Träger anderer Sender -> Interferenzpfeifen.
Das Konzept, dass man sich hier ausgedacht hatte war ausgesprochen pfiffig: Man verwendete einen möglichst großen Teil des Superhetempfängers weiter, schaltete aber einige Funktionen mit Hilfe eines 6-poligen Schalters um. Das möchte ich einmal anhand des ART-Schaltbildes etwas näher erklären, wobei ich die Umschaltkontakte mit den roten Buchstaben a - f gekennzeichnet habe:
[attachment=38518]
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Schaltkontakte "a" und "b" (Kathodenleitung der Vorstufenröhre AF3)
Bei Superhetempfang sind "a" und "b" geschlossen. Die Kathode der AF3 liegt dann über 20nF auf Masse und über ein RC-Glied 250 Ohm par. 50nF und 15 Ohm auf einer Spannungsschiene, auf der auch die Kathoden der ACH1, der ZF-AF3, der AB2 und der AM2 "reiten" - eine in BLAUPUNKT - Supern der dreißiger Jahre häufiger angewandte Schaltungsvariante (siehe auch mein Beitrag zum 4W77).
Bei Geradeausempfang werden beide Schaltkontakte geöffnet. In diesem Fall liegt die Kathode über eine mit 50 nF gebrückten Reihenschaltung von 250 Ohm und 20 kOhm Poti par. 10kOhm am Hochpunkt einer kleinen Spule, deren kaltes Ende über 50 nF nach Masse abgeblockt ist und wiederum auf die vorher genannte Spannungsschiene führt. Hier noch einmal eine Skizze, wie die Verbindungen laufen:
[attachment=38502]
Was hat es nun mit der kleinen Spule für eine Bewandtnis? Entfernt man die Abschrmhaube vom Vorkreis-Spulenturm, so erkennt man, dass es sich um eine Spule mit einer (!) Windung handelt, die auf dem unteren Teil des MW-Spulenkörpers sitzt. Diese Spule dient dazu, die MW-Kreisspule je nach Stellung des 20 kOhm Potis mehr oder weniger zu entdämpfen, somit die Breite der Vorkreis-Resonanzkurve zu verringern und damit die Tennschärfe zu verbessern. Hier sieht man die Spulenanordnung:
[attachment=38497]
Das 20 kOhm Entdämpfungspoti sitzt auf der gleichen Achse wie der Lautstärkeregler - ist mit ihm fest gekoppelt, also nicht separat bedienbar.
[attachment=38499]
Eine ganz ähnliche kleine Koppelspule hatte ich schon im Tread über den SIEMENS Phonosuper K43 vorgestellt, wo sie ebenfalls dazu diente, den Vorkreis zu entdämpfen und damit die Breite der Resonanzkurve zu reduzieren - also die Selektivität zu verbessern . Dies war da damals gezeigte Bild:
[attachment=38486]
Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, warum man bei Geradeausempfang nur auf MW zu diesem Mittel der Trennschärfeverbesserung griff - und nicht auch auf KW und LW? Das ist so zu erklären, dass Ende der dreißiger Jahre die Dichte starker Sender auf dem MW-Band dermaßen angestiegen war, daß man für eine saubere Trennung der einzelnen Sender einen ausreichend selektiven Empfänger benötigte. Während bei Superhetempfang die Bandbreite des ZF-Kanals ausreichende Selektivität garantierte, war das bei Geradeausempfang natürlich nicht der Fall. Daher also der Kunstgriff der Kreisentdämpfung.
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Schaltkontakt "c"
Der Fußpunkt der Primärseite des 1. ZF-Filters liegt bei Superhetempfang über 10kOhm an der Anodenspannungsschiene der HF-Röhren und ist mit 1 µF nach Masse abgeblockt - also Hf-mäßig kalt.Bei Geradeausempfang wird zwischen den Filterfußpunkt und den genannten 10 kOhm Widerstand zur Anodenspannungsschiene ein weiterer 10 kOhm Widerstand eingeschleift. Der 1µF Abblockkondensator liegt nun zwischen den beiden 10 kOhm Widerständen, was dazu führt, daß sich das Ausgangssignal der ACH1 im wesentlichen nicht mehr über der Primärseite des Filters aufbaut (sein Resonanzpunkt liegt weit entfernt), sondern über dem nun eingeschleiften 10 kOhm Widerstand. Von dort aus wird es über einen 50 nF Kondensator (nicht 50pF wie fälschlicherweise im ART Schaltbild angegeben) auf den Fußpunkt der Sekundärseite des 2. ZF-Filters weitergereicht, durch welches es an die linke Diode der AB2 gelangt und demoduliert wird.
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Schaltkontakt "d"
Über diesen erhalten bei Superhetempfang das Schirmgitter der 2. AF3 und das Steuergitter der Anzeigesystems der AM2 ihre Betriebsspannungen..
Bei Geradeausempfang wird die Spannungszufuhr zu diesen Röhren unterbrochen.
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Schaltkontakt "e"
Bei Superhetempfang ist der Schalter geöffnet. Die linke Diode der AB2 arbeitet auf einen Lastwiderstand von 0,3 MOhm und 0,1 MOhm in Reihe. Zwischen beiden wird über 10kOhm das um einen Faktor 4 heruntergeteilte NF-Signal ausgekoppelt und weiterhin über 2 MOhm die Regelspannung für die 2. AF3 abgenommen.
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu erwähnen, dass alle 3 HF-Röhren mit unterschiedlichen Regelspannungen gesteuert werden: Die 1. AF3 und die ACH1 erhalten Regelspannungen unterschiedlicher Höhe und Verzögerung vom rechten System der AB2, die 2. AF3, wie oben gesagt vom linken System was auch für die Demodulation verwendet wird.
Bei Geradeausempfang ist der Schaltkontakt "e" geschlossen. Der 0,3 MOhm Widerstand wird dadurch überbrückt und die linke Diode der AB1 arbeitet auf einen reduzierten Lastwiderstand von nur noch 0,1 MOhm. Das NF wird nun nicht mehr wie zuvor um einen Faktor 4 heruntergeteilt, sondern in voller Höhe weitergegeben.
Da die 2. AF3 durch den offenen Schaltkontakt "d" deaktiviert wurde, ist die geänderte Anbindung des 2 MOhm Widerstandes in ihrer Regelleitung ohne Bedeutung.
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Schaltkontakt "f"
Bei Superhetempfang ist der Schaltkontakt geschlossen, wodurch das Triodensystem der ACH1 (Oszillator) und der Leuchtschirm der AM2 mit ihrer Betriebsspannung versorgt werden.
Bei Geradeausempfang wird der Schaltkontakt geöffnet und somit der Oszillator und die AM2 Anzeigefunktion abgeschaltet. Der als NF-Vorverstärker arbeitende Triodenteil der AM2 bleibt in Funktion!
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Nun erwartet der Leser Bilder vom mechanischen Aufbau des Superhet-Geradeaus-Umschalters und wird enttäuscht. Dieser Schalter wurde in meinem Gerät leider ausgebaut und nur durch die von DiRu erhaltenen Originalunterlagen habe ich eine vage Vorstellung vom Aussehen des Schalters. Im Intrernet findet man nirgends eine Abbildung desselben. Selbst in RMorg findet man keinerkei Information!
Die Betätigung des Schalters erfolgt durch einen auf der Achse des Bandbreitenregler befestigten Schalthebel. Dieser Schalthebel ist, wie man auf dem folgenden Bild erkennen kann, noch vorhanden. Davon abgesehen sieht man nur noch die ursprünglich zur Befestigung des Schalters dienenden Löcher.
[attachment=38523]
Von der Verdrahtungsseite her gesehen:
[attachment=38524]
Oberhalb des Bandbreitenreglers sieht man eine freie Stelle ... und einige zusammengeflickte Drähte, die ehemals zum Umschalter führten. Die zur Entdämpfungsspule führenden Drähte hängen in der Luft (Auf dem Bild nicht zu sehen)
Den Bandbreitenregler werde ich hier nicht kommentieren, da er in meinem Beitrag zum 4W77 ausführlich behandelt wurde.
So zeigen die BLAUPUNKT Originalunterlagen den Umschalter:
[attachment=38525][attachment=38526]
Man hat so eine ungefähre Vorstellung wie er aussah.
Nun zu einigen anderen interessanten Details des Gerätes, die, abgesehen vom Wellenbereichsschalter, erfreulicherweise nicht kannibalisiert wurden.
Lautsprecher
Das Gerät besitzt 2 eingebaute Lautsprecher, einen elektrodyn. Tieftonlautsprecher mit 24 cm und und einen permanent-dynamischen Hochtöner mit 15,8 cm Durchmesser. Hier einige Bilder
[attachment=38432][attachment=38433][attachment=38434]
Die Feldspule des Tieftonlautsprechers sieht verdächtig aus. Man hat den Eindruck als wäre die Spule einmal überhitzt worden - wahrscheinlich durch defekte Siebkondensatoren im Netzteil, die inzwischen aber ausgetauscht wurden. Der Lack ist im zentralen Bereich teilweise verbrannt. Bisher habe ich aber keine Probleme feststellen können - auch der Widerstand der Feldspule ist normal: 400 Ohm (kalt), so wie in den Unterlagen dokumentiert.
Der 4µF Serienkondensator des Hochtöners ist natürlich nicht original. Ursprünglich saß ein 4 µF MP-Kondensator an der von hinten gesehen linken Seitenwange des Chassis. Der soll dort auch wieder hin.
Die beiden Lautsprecher noch einmal in der Draufsicht:
[attachment=38488]
Skala und Beleuchtung
Hier 3 Bilder von der Flutlichtskala und den 5 Beleuchtungsbirnen. Die Glasfläche innerhalb des Rahmens misst ca. 45 x 19 cm.
[attachment=38460][attachment=38462][attachment=38461]
Wellenbereichsschalter
Wie oben erwähnt, hatte jemand die Achse des Wellenbereichsschalters nach vorne durch ein zusätzliches Loch in der Frontblende herausgeführt. Der Grund dafür lag darin, dass die Spritzguss-Lagerböcke der Wellenschalterachse zerfallen waren. Also mussten diese und die Kegelradübersetzung rekonstruiert werden.
Von den Lagerböcken war noch einer intakt und man konnte sich etwas ähnliches nacharbeiten.
[attachment=38454][attachment=38455][attachment=38456]
Schlechter sah es schon mit der Kegelrad-Übersetzung aus. Glücklicherweise wohnte damals Günter F. Abele nicht weit von mir entfernt und lieh mir seinen 11W79, dessen Wellenschaltermechanik mit der des 7W77 identisch ist. So hatte ich eine zuverlässige Vorlage für den Nachbau. In den folgenden Bildern sieht man das Resultat.
[attachment=38457][attachment=38458][attachment=38473][attachment=38459]
In den letzten beiden Bildern erkennt man die geschlitzte Schalterachse, die nun wie im Original auf das Loch in der rechten Seitenwand zeigt von wo aus der Schalterknopf mit seiner Hohlachse eingreift. Die Hohlachse habe ich auch nachgebildet, nur der Knopf ist leider noch nicht original.
Stummschaltung
Das Gerät hat einen Stummschalter, der die Sekundärseite des Endstufen-Treibertrafos kurzschließt.
[attachment=38490]
Der Schalter wird aktiviert, wenn man den Lautstärkeregler herauszieht. Also zusätzlich zur Netzschalterfunktion (Knopf hineindrücken -> Netz AUS, Knopf herausziehen -> Netz EIN) übernimmt derselbe Knopf bei weiterem Herausziehen auch noch die "Muting" Funktion.
Hier sieht man die Schaltzungen des Stummschalters:
[attachment=38489]
Neue Endtrioden
Wie anfangs erwähnt, habe ich kürzlich drei TUNGSRAM Röhren OP10/500 gefunden, deren Kennlinien ich für einen Beitrag in RMorg gemessen hatte.
Ich habe nun zwei dieser Röhren in meinen 7W77 eingesetzt und die Gitterspannungen so einjustiert, dass durch jede Röhre im Ruhezustand 30 mA fließen. Den Arbeitspunkt habe ich in folgendem Diagramm markiert.
[attachment=38538]
Die Röhre wird hier mit zwar Ua= +340V betrieben - man muss aber bedenken, dass der Heizfaden um die Gitterspannung auf ca. 36,5 V hochgelegt ist. Die Spannung zwischen Kathode und Anode ist folglich nur ca. 300 V und damit der Leistungsumsatz bei einem Ruhestrom von 30 mA in der Größenordnung von 9W, was angesichts der großen Anodenfläche vertretbar erscheint.
Ich habe die Röhren übrigens nicht umgesockelt, sondern mir zwei Adapter von Außenkontakt- auf Europa-Sockel gebaut. Vielleicht finde ich ja doch noch eines Tages 2 preisgünstige AD1?!
So sehen die beiden Schmuckstücke aus:
[attachment=38540]
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Nun habe ich ein Gerät, dessen Gehäuse zwar ziemlich übel aussieht, das aber ganz ordentlich funktioniert und nach einem korrekten Abgleich bestimmt keine Wünsche hinsichtlich der Empfangs- und Wiedergabequalität offen lässt.
Aber ich würde doch zu gerne die Spiegeloptik des Magischen Auges und insbesondere den Betriebsartenumschalter Überlagerungsempfänger -> Geradeausempfänger rekonstruieren. Ob mir dabei wohl jemand helfen kann?